Der richtige Anfang

Hallihallo Isy_Bun,

willkommen, schön, dass du dich vor dem Kauf informieren willst

Nun, erstmal vorweg sind diese "Einsteiger-Arten" natürlich nur Vorschläge, an die man sich nicht zwingend binden muss.
Sie sind lediglich sehr beliebt und doch recht robuste Arten, sodass herbe Rückschläge recht unwahrscheinlich sind, wenn man keine groben Fehler macht.

Gleich zu deinen Fragen:

Zitat von Isy_Bun

1. Welche der Arten bilden denn kleine Kolonien?

Vielleicht sollten wir abklären, wieso du die Frage überhaupt stellst. Platzmangel in der Wohnung? Die Angst vor zu groß werdenden Kolonien, die einen überfordern?
All das wird bei den angesprochenen Arten kaum stattfinden, aus verschiedenen Gründen. Die Lasius-Arten, sowie Myrmica rubra und Formica fusca sind eher genügsam, was den Platz angeht und man kann sie auch in recht kleinen Becken einige Jahre halten, sofern man das Nest erweitern kann, wenn es zu klein wird. Die Camponotus-Arten hingegen wachsen ohnehin derart langsam, dass man auch im 2. Jahr kaum mit mehr als 50 Arbeiterinnen rechnen darf und das wäre schon eine stattliche Anzahl. Nach der Gründung liegt die Durchschnittszahl der Arbeiterinnen bei unter 10 Tieren.

Zwar bilden all diese Arten in freier Natur über viele Jahre sehr große Kolonien mit vielen tausend Tieren, doch in der Haltung wird man in den Genuss kaum kommen. Allein das mangelhafte Platzangebot lässt das gar nicht zu, Haltungsfehler und erhöhte Sterberaten reduzieren die Kolonien und zur Not lassen sie sich auch über die Fütterung halbwegs gut steuern.

Zitat von Isy_Bun

2. was sind denn die wichtigsten unterschiede zwischen diesen Arten und was wäre für einen Neuling dabei wichtig?

Ich denke für eine "Profilierung" der Arten, solltest du mal einen Blick in unsere Artbeschreibungen werfen. Hier wirst du recht schnell die Unterschiede herausstellen können und feststellen, welche der Arten dir am meisten zusagt. Ich würde vorschlagen, dass du dir darüber bewusst wirst, bevor wir wichtige Dinge in der Haltung ansprechen - denn hier kann man dir endlose Listen zukommen lassen mit Haltungstipps, Dingen die zu beachten sind und es wird nicht besser, wenn wir das für 6 verschiedene Arten tun, ohne zu wissen, welche dir überhaupt zusagt
Letztendlich solltest du dir bei diesen Arten eher Gedanken darüber machen, was dir wichtig ist: Verhalten? Aussehen? Schnelles Wachstum oder doch lieber langsames? usw.usf.

Zitat von Isy_Bun

Ich muss sagen das mich Lasius flavus sehr schön finde aber wie sind sie im verhalten und würde sie jemand von euch mir empfehlen?
Es heißt auch öfters das diese aber weniger Aktiv sind was natürlich auch schade wäre, stimmt das?

Eine sehr robuste Art, das ist schonmal der massive Vorteil. Auch die gelbliche Färbung ist natürlich sehr ansprechend. Was die Aktivität angeht verhält es sich so, dass jede kleine Kolonie - egal welcher Art - sich erstmal zurückhalten wird. Das ist ein natürliches Verhalten, denn die Ameisen wissen selbstverständlich nicht, dass ihnen in deinem Becken keinerlei Gefahr durch Fressfeinde droht. Dennoch sagen ihnen ihre Instinkte, dass sie sich nur bei einer Notwendigkeit draußen aufhalten sollten - kleine Kolonien können Verluste noch nicht so gut wegstecken, während bei älteren Kolonien Verluste verschmerzbar sind. Lange Rede, kurzer Sinn: Man darf anfangs bei keiner Art eine sehr hohe Außenaktivität erwarten. Besonders bei guter Fütterung halten die im Kropf gesammelten Nahrungsreserven sehr lange, weswegen die Ameisen das Nest nur wenig verlassen.

Lasius flavus lebt in freier Natur eher unterirdisch und daher versteckt. Sie ernähren sich durch Trophobiose mit Wurzelläusen und Insekten, die sie erbeuten. In der Haltung läuft dies freilich etwas anders ab und so kommt es auch zur einer Verhaltenänderung. Dadurch, dass keine Wurzelläuse als Kohlenhydratlieferant zur Verfügung stehen, ist die Außenaktivität höher als in freier Natur, denn die Ameisen wagen sich in der Haltung öfter nach draußen, um dort passende Nahrungsquellen zu erschließen. Dennoch sind sie natürlich zurückhaltender als andere Arten. Lasius niger oder Myrmica rubra beispielsweise sind von Natur aus sehr aktiv außerhalb des Nests, was sie in der Haltung nicht ablegen.

Ich würde das aber nicht als Ausschlusskriterium für eine Art hernehmen - denn in der Haltung haben wir schließlich die Möglichkeit, auch ins Nest hineinzuschauen und dort die Aktivität zu beobachten. Zudem ist das Verhalten in freier Natur auf die Haltung wie gesagt nicht 1:1 übertragbar.

Hoffe das hilft dir etwas weiter