Ameisenbestimmung

  • Hallo zusammen,


    erst heute habe ich mich im Forum angemeldet.


    Gestern beim Aufräumen von einem Geräteschuppen am Stadtrand von Karlsruhe (Baden) entleerte ich einen rostigen Eimer in die Mülltonne und stellte ihn achtlos in die Ecke.
    Nach ca. einer Stunde hob ich den Eimer an und wunderte mich über ca. 20 recht große Ameisen, die mir zuvor nicht aufgefallen sind.




    Ich habe die unterschiedlich großen Ameisen zusammen mit drei Eier zusammengefegt und in ein großes Einmachglas getan.
    Auf der Suche nach der Herkunft der Ameisen stellte ich fest, dass der rostige Eimer einen sehr dünnen doppelten Boden mit einem Loch hatte. Im doppelten Boden waren noch zwei drei weitere Ameisen. In der Mülltonne konnte keine weiteren Ameisen finden.
    Ich habe von einer der größten Ameisen ein Foto gemacht und als Unterlage ein Millimeterpapier verwendet und hier angefügt.
    Die Ameisen verhalten sich sehr zurückhaltend und sitzen meist zusammen bei den Eiern und spazieren hin und wieder umher.
    Die kleineren Ameisen werden bei einer Störung sehr nervös und wuseln wie verrückt durch die Gegend, die großen Exemplare sind viel gelassener rennen kurz durcheinender, sind aber nach sehr schnell wieder ruhig.
    Als ich das friedliche Beisammensein mit einer halb betäubten Mehlmotte störte waren auch die kleinen Ameisen die Aktiveren, beachteten die Motte aber nach kurzer Zeit nicht mehr. An einem süßen Stückchen Müsli-Crunch habe ich sie hin und wieder beschäftigt gesehen.


    So das waren die ersten Beobachtungen die ich bisher machen konnte.


    Mal sehen ob diese Angaben für eine erste Arten-Zuordnung ausreichend sind.


    Gruß
    IchBins

    • Offizieller Beitrag

    Hallo IchBins (cooler Name ;))


    Danke erstmal für das gute Foto inklusive Millimeterpapier - super, so sollte das sein!


    Zur Bestimmung: Da hast du dir wohl nach meiner Meinung eine Camponotus fallax eingefangen, jedenfalls sieht es für mich auf dem Foto ganz danach aus. Auch die Beschreibung, dass sie eher scheu sind (was bei Ameisen bedeutet, dass sie lieber flüchten als aggressiv anzugreifen -> siehe Motte die nicht angegriffen wurde) passt wie die Faust auf´s Auge. Kannst deine Ameisen ja mal mit denen auf dem Foto in der von mir verlinkten Artbeschreibung vergleichen.


    Wenn du Brut mit aufgesammelt hast (vermutlich handelt es sich um Puppen, die oft für Eier gehalten werden, aber Eier sind winzig klein, max. 1 mm lang bei dieser Art), muss in der Tonne eigentlich auch der Rest der Kolonie sitzen inklusive der Königin. Solltest du dich also für die kleinen Racker interessieren oder ihnen ein neues Zuhause anbieten wollen solltest du den Rest der Ameisen aus dem doppelten Boden ebenfalls aufsammeln. Natürlich kannst du die Ameisen entweder in freier Natur an geeigneter Stelle aussetzen (in der Nähe von Totholzvorkommen), sie an einen Halter weitergeben oder gar selbst in die Ameisenhaltung einsteigen - was alles allerdings nur mit der Königin sinnvoll ist.


    Ohne Königin ist der Rest der Ameisen nämlich in einer ziemlich hoffnungslosen Situation - da diese für den Eiernachschub sorgt und somit das Überleben der Kolonie sichert. Die einfachen Arbeiterinnen können dies nicht, sie sorgen "lediglich" für die Brut, sammeln Nahrung, bauen am Nest, etc., sprich: Bleiben sie allein in ihrem Marmeladenglas, so sterben sie einfach irgendwann eines natürlichen Todes, früher oder später ist die "Kolonie" also totgeweiht.


    Woran erkennt man die Königin? Nun, sie ist bei sehr vielen Arten das größte Koloniemitglied, recht massiv könnte man sagen. Man erkennt sie zumeist am spezifischen "Königinnenbuckel" - das bedeutet, dass das Brustsegment auf der Oberseite (also quasi der "Rücken" ;)) ziemlich dick und massiv ist - bei Arbeiterinnen ist das nicht so ausgeprägt.


    Hoffe das hilft dir erstmal weiter. Wie gesagt, am besten Mal die Angaben aus der Artbeschreibung abgleichen :winking_face:


    Freue mich auf weitere Berichterstattung :smiling_face:

  • Hallo ice_trey,


    vielen Dank für die ausführliche Antwort.
    Noch vor Deiner Antwort "möblierte" ich das 4 Liter "Marmeladenglas"
    mit einem Stück löchrigem Apfelbaum-Totholz.
    In kurzer Zeit hatten die Ameisen die neue Behausung bezogen.
    Leider waren keine weiteren Ameisen mehr zu finden. Ich bin mir auch nicht wirklich ganz im Klaren wo sich das Nest befunden hat.
    Entdeckt hatte ich sie, wie bereits beschrieben, unter einem rostigen Eimer. Der Eimer stand zuvor an einem anderen Platz. Wo sich
    der Eimer zuvor befand kann ich bei all dem Gerümpel nicht mehr nachvollziehen. Jedes Stückchen Holz das für eine Nest in Frage
    kommen könnte untersuchte ich am nächsten Tag aber ohne jedes Anzeichen von Ameisen oder Fraßspuren. Leider.
    Momentan füttere ich sie mit Agavendicksaft, ob es ihnen schmeckt, keine Ahnung.


    Gruß
    IchBins

    • Offizieller Beitrag

    Nun, auch ohne Königin ist es sicher interessant, die restliche Kolonie zu beobachten. Ohne zu wissen, wo das originale nest ist, wären sie leider beim Aussetzen zum Tod verurteilt - eben weil sie niemals neue Brut produzieren können. Agavendicksaft kann man im Übrigen durchaus auch füttern - ob die Ameisen es mögen erkennst du daran, wenn sie davon fressen (längerer Aufenthalt beim Saft). Ansonsten ist stinknormaler Honig eben eine gute Kohlenhydratquelle. Da du kaum Brut hast und auch keine neue Nachkommen wird, ist eine Fütterung mit Proteinnahrung aka Insekten nicht regelmäßig erforderlich - die Arbeiterinnen ernähren sich hauptsächlich von stark kohlenhydrathaltiger Nahrung.

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