Ameisenhaltung im Kindergarten

  • Grüß euch erst einmal, ich schreibe ja hier meinen ersten Beitrag :smiling_face:


    Heute habe ich erfahren, dass in dem Kindergarten meines Sohnes die Überlegung von Ameisenhaltung umgesetzt werden soll. Dies freut mich sehr, denn auch bei uns im Haus sind Ameisen als Haustiere sehr willkommen. Jetzt kann ich meine Neugier allerdings kaum zügeln, was diese Thematik angeht, denn gerade in einem Kindergarten ist es doch eher etwas Besonderes diese Tiere zu halten. Die Grundlagen für die kleinen Krabbler habe ich mir nun durchgelesen und würde gern ein Modell besprechen, das ich mir denken könnte, dass geeignet wäre. Da ich allerdings davon ausgehe, dass dies alles andere als perfekt wird, würde ich mich sehr über euer Feedback freuen. Also...


    1. Art: Lasius niger.


    Bevor ich mir die Arten durchlas war ich erst der Meinung, die seien ja zu klein. Die sehen wir ja kaum ohne Vergrößerung, allerdings habe ich keine Art gefunden, die überhaupt in Frage käme für solche in Projekt. Myrmica rubra stechen unangenehm, Formica fusca brechen viel schneller aus, entwickeln sich zudem langsamer, außerdem beschwert sich mein Sohn bei ihnen auch, die beißen sagt er, kann das sein? bei den Lasius niger hat er das noch nie behauptet. Lasius flavus, wenig Außenaktivität, Camponotus sind in der Haltung schwieriger und zudem auch noch schmerzhaft. Fazit: Es bleibt eigentlich eh nur die Lasius niger, nicht wahr?


    2. Anzahl: 1 Königin + 11-25 Arbeiterinnen


    Damit man auch gleich ein wenig sieht, gleich ein paar Arbeiterinnen dazu kann ja nicht schaden, oder? Ich habe zumindest bisher keine andere Behauptung finden können. Es gibt in dem Shop noch viele andere Optionen von 1 Königin + 0 bis 1 Königin + 101-250 Arbeiterinnen. Hat jemand Erfahrungen damit, wie viele optimal sind für einen Beginn, wenn man schon zu Anfang ein bisschen was zu Beobachten haben möchte?


    2. Haltung: Starterset


    Ich habe ein Starterset mir herausgesucht, das mir ganz brauchbar erscheint für dieses Jahr bei 1 Königin + 11-25 Arbeiterinnen


    Inhalt:
    1x Glas Ameisenfarm 20x10x1,8 cm (Plattenabstand 12mm) mit 2x8/10mm Schlauchanschlussbuchsen
    1x Glas Ameisenarena 20x10x10 cm mit 2x10mm Bohrungen
    1x Glas- Aludeckel (mit Edelstahlgitter)
    1x 200g Sand/Lehm-Mischung natur
    1x 50g Tongranulat
    1x 200g Dekosand
    1x 50cm Schlauch 10/14
    1x Gummistopfen 6-10mm
    1x Gummistopfen 9-13mm
    1x Schlauchadapter Buchse 10mm
    1x Federstahlpinzette spitz
    1x Kunststoffpinzette Standard
    1x Kunststoffpipette 3ml
    1x Paraffinöl 10ml
    1x Zuckerhoniglösung 10ml
    2 x Napf rund tief 14mm
    1x Tränke 45ml - 65mm
    1x Drainagerohr
    1x rote Folie A4


    Das wäre ja an sich nicht schlecht, oder? Ich weiß, dass wir bei uns Zuhause den Luxus einer großen Arena genießen samt Beleuchtung. Würde es vtl sogar Sinn machen gar kein Starterset zu holen, sondern gleich die große Variante zu kaufen? Also alle Teile einzeln zusammengestellt? Irgendwann wird das Starterset ja eh zu klein denk ich mir. Andererseits sind die Kosten gleich zu Beginn dann auch höher, kauft man gleich diese optimale Ausstattung wie wir sie daheim haben. Die fing irgendwann auch mit einem Starterset an und das funktionierte mit dem allmählichen Zukauf eigentlich ganz gut.


    Ich weiß, dass in dem Kindergarten bereits etwas bestellt wurde: Ein Starterset mit Gelfüllung in der Farm. Wenn ich das richtig gelesen habe, ist das allerdings überhaupt nicht brauchbar, sondern kann nur optional an die eigentliche Farm angeschlossen werden, damit man falls sich dort jemand hin verirrt die Ameise/n dann dort beobachten kann. Ist das richtig? Sozusagen wenn im Kindergarten eine besondere Ameisenwoche ist, das mit anschließen, vtl bekommt man ja eine in den Gängen dort zu sehen?



    3. Ort: Wandregal an einem ruhigen Ort


    Der Ort sollte eher ruhig sein, habe ich gelesen. Lärm und Erschütterungen sollen vermieden werden weiß ich nun. In einem Kindergarten ist dies ja gar nicht so einfach. Aber dies ist eine Grundvoraussetzung, oder? Ein Raum in dem die Kinder herumlaufen, spielen hüpfen ist dadurch generell ungeeignet? Oder würde es reichen, wenn man an einer Wand etwas weiter oben ein Regal befestigt, so dass die Kinder mit Hilfe einer kleinen Leiter die Ameisen beobachten könnten? Herumtragen der Arena und der Farm ist ja generell abzuraten, wenn ich das richtig verstanden habe. Würde es den Ameisen etwas bringen, wenn man sie ein eine Art "Wandschrank" setzt, den man schließt, während die Kinder am Spielen anwesend sind, oder mögen sie Lichtwechsel am Tag nicht? Wenn dem so ist bleibt eigentlich nur das Wandregal in einem Raum, der kein Spielgruppenraum ist.


    Wäre nun ein Regal an einem geeigneten Ort befestigt, ein Set gefunden, gekauft und eingerichtet könnten die gewählten Ameisen dann ja einziehen. Und die älteren Kinder könnten die Aufgabe der Honiggabe etwa übernehmen. Mit 6 Jahren ist das bestimmt eine schöne Erfahrung :smiling_face:

  • Zur Auswahl der Art würde ich jetz mal Formica fusca empfehlen, die sind wie gesagt was größer, die sollten auch eingentlich mit Bissen keine Schmerzen zufügen können, dafür sind die dann doch zu klein, selbst bei meinen erheblich größeren Camponotus bemerkt man da kaum was von. Ich würde es Kindergartenkindern auch nicht die Versorgung überlassen, womit Bisse oder Stiche bei denen dann auch sowieso wegfallen würden. Dass Formica fusca schneller ausbrechen als Lasius niger hab ich noch nie gehört, ergibt auch jetzt für mich wenig Sinn, Lasius niger sind kleiner und werden schneller mehr, weswegen die eigentlich eher ausbrechen sollten. Dem lansamen Wachstum kann man damit entgegenwirken, dass man direkt eine kleine Kolonie kauft, die kleinen Kinder werden wohl auch zu ungeduldig sein für die Gründungszeit. Eine Gelfarm ist fürchte ich völlig ungeeignet und kann direkt wieder entsorgt werden, die ist bestenfalls als Nest für ene kurze Zeit geeignet und die Ameisen werden sich wahrscheinlich für eine richtige Farm entscheiden wenn man ihnen die Möglichkeit lässt. Ich bin im allgemeinen nicht von diesem Projekt überzeugt, da Ameisen nicht für so kleine Kinder geeignet sind, dass sind Haustiere generell nicht. Ich würde das nur dann machen wenn gewährleistet ist, dass die Kinder nicht an die Anlage drankommen. Ich spreche da leider aus Erfahrung, wenn ich sage das kleine Kinder gerne mal den Tod von Haustieren hervorrufen, wenn man sie nicht strickt davon fernhällt.

  • Vielen Dank für die schnelle Antwort :smiling_face:


    gut... also wenn man sich in der Tat für ein solches Projekt entscheidet, muss gewährleistet sein, dass die Kinder nicht selbst heran kommen können. Ich denke mir was dafür spricht ist das lernen mit Verantwortung umzugehen. Bei uns im Haus wohnen auch Tiere, Meerschweinchen, Kaninchen, Katze und Ameisen hat mein Sohn bisher erlebt. Er ist nun 3 Jahre alt. Ich hatte immer Tiere, auch vor ihm, alles ist dafür eingerichtet, dass den Tieren nichts geschieht. Er kommt schon ab und zu auf sonderbare Ideen, doch sind die Tiere nie ihm allein ausgesetzt. Mit endloser Predigt :holy: ist es mir bisher gelungen alle am Leben zu halten, ihm sogar etwas über deren Haltung und Pflege zu erklären und zu vermitteln. Außer die Ameisen sind ausgebrochen ... das bedeutete aber immer einige Tote, leider. Irgendwie verstehen sie nicht so ganz, dass das mit dem Ausbruch keine gute Idee ist. Von daher gehe ich davon aus, wenn man die Bedingungen optimiert, werden sie überleben, ja sogar gut leben. Denn das ist ja das Ziel einer verantwortungsvollen Tierhaltung. Und das gilt es ja im Kindergarten zu lernen. Eigentlich hält ja in diesem Fall nicht das Kind das Tier bzw die Tiere, sondern die Erwachsenen und die Kinder dürfen sich die netterweise ansehen. Verantwortungsvoll mit Tieren umzugehen wissen viele nicht, sie lernen es zuhause nicht. Im Kindergarten dies zu lernen erachte ich als wichtige Möglichkeit, kann man sie den Tieren gerecht umsetzen. Um diese Frage geht es mir aktuell, ist es möglich und falls ja, wie. So sehe ich es als möglich, würde man es wie folgt abändern, oder habe ich dann noch etwas übersehen?:


    1. Art: Formica fusca

    Da meine Idee der größeren Tiere vielleicht doch nicht so schlecht war und das Füttern durch die Erzieher durchgeführt werden sollte. Ist ja auch logisch eigentlich, allein schon damit sie nicht ausbrechen wegen und jemand mit einem geschulten Blick sich das alles betrachtet.


    3. Ort: Wandregal an einem ruhigen Ort


    Ein Ort, der von Kindern selbst nicht erreichbar ist, nur durch Hilfe der Erwachsenen und zu bestimmten Zeiten aufgesucht wird. Etwa wenn das Thema Ameisen behandelt wird oder um der Pflegearbeit zuzusehen unter ständiger Aufsicht.

  • 1. Art: Formica Fusca


    2. Anzahl: 1 Königin + 51-100 Arbeiterinnen (23,90 €)


    3. Haltung:


    Arena Glasbecken 30x20x20 cm mit 2x10mm Bohrungen (22,80€)
    Farm Glas M - Ameisenfarm 30x2x20cm (37,80 €)
    Abdeckung Glas 30x20 cm (10,80 €)
    Beleuchtung Arc Pod 11W 27 cm Länge (29,90 €)
    2 Rote PVC-Abdeckfolie DIN A4 (1,80 €)
    Schlauch transparent 10/08 mm (0,70 €)
    Silikonstopfen 09 - 13 mm (0,80 €)
    Lehm Konzentrat 200g (1,20 €)
    Sand 0-1mm gewaschen 2.5Kg (2,19 €)
    Wasserspeicher für die Farm Seramis Ton Granulat 0,5 Liter - 200g (0,90 €)
    Drainage Kunststoffröhrchen (0,50 €)
    Kunststoff-Pipette 3ml (0,19 €)
    2 Napf "rund" 30mm für Honig und Wasser (0,60 €)


    Gesamtkosten: 134,08 €


    Sooo... sieht das für eine gut beobachtbare kleine Kolonie für den Anfang ganz gut aus von der Zusammenstellung? Eine Farm zum Wohnen eine Arena zum Leben, Schlauch als Verbindung, Dichtstopfen für das zweite Loch, Granulat mit Drainage für die Bewässerung, Sand-Lehm-Gemisch für Farm und Arena, Futternäpfe.

  • Hallo Landra,


    ich würde das ganze Projekt etwas umgestalten, denn allein die Auswahl der Ameisenart sehe ich als Problem für ein Kindergartenprojekt. Alle einheimische/mitteleuropäischen Ameisenarten halten eine Winterruhe von 4-6 Monaten, d.h. die Ameisen müssen über die Winterruhe an einem kühlen, frostsicheren Ort zwischen 2°-8°C umgesetzt (das verschlossene Nest) werden. Die Winterruhe sollte über 2-4 Wochen langsam eingeleitet werden, also ein langsames akklimatisieren ist erforderlich, was heißt dass die Ameisen in dieser Zeit erst etwas im ungeheizten Flur stehen, bevor diese endgültig ins Winterquatier umziehen dürfen. - Also Einwinterungsphase und Winterruhe sind zwei Zeiten in denen die Ameisen eine sehr geringe Aktivität aufweisen = langweilig für Kinder.


    Also doch lieber eine Ameisenart ohne Winterruhe, z.B. eine Messor minor hesperius. Diese stellen auch absolut keine Probleme bei der Fütterung, denn sie sammeln Körner und kein Krabbelzeugs. Haben auch eine normale Entwicklunsggeschwindigkeit und sind auch Einsteigerfreundlich. Ebenfalls ideal für die Wochenenden, denn dann müsste am Freitag nur neuer Honig angeboten werden. Proteine für die Brut ist genügend in den Kornkammern vorhanden, da diese das Futter hamstern können - in der Wildnis für Dürreperioden gedacht.



    Als Nest würde ich eventuell ein Ytong-Nest selber bauen (da wird sich sicherlich ein Handwerker-Daddy finden lassen), die sind schnell, einfach und sehr günstig zu bauen, denn für Körnersammler braucht man größere Kammern und eine Farm ist dann fix gefüllt - eventuell auch als kleines Projekt für die Maxi-Kinder (6jährigen) eine Überlegung wert. Als Arena/Formicarium würde ich für einen Kindergarten dann doch eines mit Deckel bei einem der Shops kaufen (persönlich würde ich ein altes Aquarium umbauen), damit es auch nicht so schnell zu ausbrüchen kommt. Einrichtung lässt sich alles in der Natur finden, vorher auf der Heizung trocknen lassen - nicht in den Ofen, bietet Schimmelpilzen nur ideale Bedingungen weil keine anderen Bakterien sie daran hindern können.


    Standort würde ich eventuell ein Besprechungszimmer/Büro (je nach Kindergarten) wählen, denn es kann immer mal etwas geworfen werden, was dann ungünstig die Ameisenanlage trifft und ggf. einen Schlauch löst und der Ausbruch ist vorprogrammiert - achja, Ameisen brechen vermehrt aus, wenn zu wenig Futter vorhanden ist oder Platzmangel herrscht. Also wenn die Ameisen nicht im Gruppenraum stehen, können die Ameisen immer in kleinen Gruppen besucht werden.


    Das wär's bezüglich Ameisen im Kindergarten von meiner Seite.



    Als gute Alternative zu Ameisen sind auch Kongorosenkäfer oder Stabschrecken, diese können auch mal vorsichtig auf die Finger genommen werden - wobei dazu Stabschrecken eher geeignet wären, denn die Käfer krallen sich schon fest was die Kinder "verängstig" und dann mit der Hand schütteln um das Tier wieder los zu werden. :grinning_squinting_face:

  • *grins* Aquarium, ja... wäre auch eine Möglichkeit. Aber erstmal sollten es ja Ameisen sein, wie es gewünscht wurde, was es umzusetzen gilt. Ich werd mich heut einmal beim Antstore erkundigen, was dort an Möglichkeiten vorgeschlagen wird. Ich bedanke mich herzlich für eure vielen Informationen :smiling_face: langsam aber sicher nimmt das Projekt eine Form an. Falls das jemals in die Umsetzung kommt, gibts dann als Dankeschön ausführliche Berichte zu den Krabbeltieren!

  • Die Möglichkeiten werden immer mehr. Camponotus herculeanus (Schwarze Rossameise) wurde mir sogar als praktische Möglichkeit für Kindergärten vorgeschlagen, sogar diese Art bietet einige Vorteile. Nun wird der Kindergarten darüber beraten was und wie umgesetzt wird. Ich bin sehr gespannt, ob sie sich an die Umsetzung wagen und falls ja, für welche Art sie sich entscheiden. Ich sag bescheid, was dabei herauskommt, genügend Infos zum Überlegen haben sie nun auf jeden Fall. Wenns Ameisen in der Kita werden, dann gibt es auch Bildchen, versprochen! :smiling_face:

  • Ich sage es nicht gerne, aber vielleicht sind meine Einwände doch hilfreich:


    Ameisenhaltung im Kindergarten ist Unsinn!


    In irgendwelchen Kästen inhaftierte Ameisen haben null Spielwert: Man kann sie nicht anfassen, nicht mal füttern darf man sie, und das Einzige, was Kinder gerne tun, nämlich an die Scheiben klopfen, muss man verbieten!


    Was sollen die Kinder denn sehen?
    Die Königin lebt versteckt, aber sie trägt ohnehin kein Krönchen.


    Soldaten marschieren nicht mit Tschingdarassabumm im Formikarium herum, sondern hocken meist eher untätig im Nest.


    Eine Sandburg bauen, auf der Soldaten Wache stehen? – Fehlanzeige!


    Über Wochen und Monate tut sich immer nur dasselbe, und bei einheimischen Ameisen tut sich ein halbes Jahr lang: NICHTS!
    Mit einem Wort: Ameisen sind für kleine Kinder stinklangweilig! Die Aufwendungen für das empfohlene, aber größtenteils überflüssige Zubehör sind rausgeworfenes Geld. Die Händler raten selbstverständlich dazu, ihnen dieses Geld zufließen zu lassen.


    Was erfahrungsgemäß besser geht, sind Veranstaltungen mit Ameisen im Freien. Und da sollten es die beeindruckend großen Waldameisenhügel sein.
    Natürlich muss man sich mit dem Revierförster absprechen, und auch mit der Unteren Naturschutzbehörde. Aber man kann in kindgemäßen 2-3 Stunden eine ganze Menge an Eindrücken, Erfahrungen und „Wissen“ vermitteln.


    Hier sind zwei Links zu solchen Veranstaltungen, die bei mir einen guten Eindruck hinterlassen haben. Es waren neben Kindergartenkindern auch Grundschüler dabei.


    http://www.ameisenschutzwarte.…p=718&hilit=Odenwald#p718Ameisen-Brunch im Odenwald“


    http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=178 „Eine Ameisenexkursion im Odenwald“


    Vielleicht sollte man sich doch besser so etwas überlegen, als eine Ameisenhaltung, die letztlich ohnehin kein Bild von der wahren Natur von Ameisen vermitteln kann.


    Lg Antguy

  • Vielen Dank für Deinen Einwand Antguy :smiling_face:


    Doch kann ich dem aus wissenschaftlicher wie persönlicher Sicht nur entgegenwirken. Derart Projekte werden gerade von Absolventen der Universitäten und Fachhochschulen durchgeführt, um die Kinder selbst in diesem jungen Alter bereits an solche Themen heranzuführen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wo das Erlebnis stattgefunden hat, dass Kinder nicht mehr können, wie stumpf gegen Scheiben zu klopfen. Wenn dies Verhalten eintritt, ist bereits sehr vieles verkehrt gelaufen. Eine rein uninteressierte Reaktion diesen Geschöpfen gegenüber zeigt eindeutige Missstände an, denen an sich dringend entgegengewirkt werden sollte. Wenn lediglich "Soldaten und Kronen, Kampf und riesige Hügel" noch ein Zuhören bewirken, hmm... sehr schwer. In diesen Kindergarten würde ich mein Kind gewiss nicht geben, in dem ich derartiges erlebe. Hier stimmt etwas nicht aus meiner Sicht. Es geht hier um einen ruhigen Ort, an dem dieses Projekt für Vorschulkinder unter Aufsicht und Anleitung durchgeführt wird.


    Es wurden in vielen Kindergärten bereits Projekte zum Thema Natur, Wald und Garten durchgeführt und zum Teil sogar große Anlagen für die Ameisenkolonien angeschafft. Bisweilen wurden hierfür von den Kindern erreichbare Orte gewählt, Formikarien mit Sicherheitsglas, Doppelverglasung um vor Einflüssen von Außen zu schützen, trotz einer sicheren Lage und die Kinder konnten sehr viel dabei lernen. Es wurden zu diesem Thema umfassende Berichte verfasst in Bild und Film.


    Nehme ich mir nun die Einträge in Foren die ich finden konnte, Wissenschaftliche Berichte, Erfahrungen der Kindergärten zusammen mit den Ratschlägen jener die bereits mit Kindern und Ameisen gemeinsam Erlebnisse vorzuweisen haben, dann kann ich diesen "Unsinn" nicht feststellen.

  • Sehr schade, aber der Kindergarten in den mein Sohn geht hat sich in der Versammlung nun doch gegen die Umsetzung des Projektes ausgesprochen. Es scheitert an Geld und Personal und mangelnder Ameisenliebe aller, auch wenn die Punkte die dafür sprechen nicht abgestritten sondern sogar befürwortet wurden. Als Gründe wurden genannt:


    1. mangelnde Finanzen, um die Durchführung auf viele Jahre hin zu gewährleisten
    2. Personalmangel die dauernde Pflege zu sichern
    3. für den ruhigen Ort hat eine Mitarbeiterin ein Veto eingelegt
    4. und es wurde zudem nicht einheitlich bekannt gegeben sich um die Tiere kümmern zu wollen.


    Ich bedanke mich dennoch herzlich für eure Unterstützung, immerhin konnte auf diese Weise ein umfängliches Konzept vorgetragen werden, wodurch sich alle Beteiligen bewusst waren, worauf sie sich einlassen würden.

    • Offizieller Beitrag

    Nun, einige er Argumente sind zwar nicht wirklich schlüssig - wie die Versorgung. Denn robuste Ameisenarten kann man auch mal 2 Wochen gar nicht füttern, mit ihren gespeicherten Nahrungsreserven gar kein Problem. Auch die Finanzierung von Nicht-Exoten ist nicht gerade teuer. Nach der Anschaffung der Ausrüstung kann man damit lange arbeiten, die Futterkosten sind vernachlässigbar gering (eine Packung Honig sollte einige Jahre reichen, Insekten sind im Einkauf billig oder beim Selbstfang kostenlos).


    Aber nun gut, das mit dem Veto und der mangelnden Initiative, sich zu kümmern ist es natürlich trotzdem nicht machbar.


    Danke auch dir für deine nette Anfrage, geholfen hat die Community gern! Wenn die Ameisenhaltung evtl. privat was für dich und deine Familie sein sollte, seid ihr natürlich jederzeit willkommen :smiling_face:

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

  • Ein paar Bemerkungen zu Landra (Post # 14) möchte ich doch noch loswerden, falls sie überhaupt noch hier hereinschaut.
    Zuerst: Glückwunsch, dass der Kindergarten das Projekt abgelehnt hat. Man hat Ihnen damit viel Ärger und Enttäuschung erspart. :smiling_face:


    Zitat

    „Doch kann ich dem aus wissenschaftlicher wie persönlicher Sicht nur entgegenwirken. Derart Projekte werden gerade von Absolventen der Universitäten und Fachhochschulen durchgeführt, um die Kinder selbst in diesem jungen Alter bereits an solche Themen heranzuführen.“


    Tja, was sich so „Wissenschaft“ nennt.


    Ich persönlich habe ziemlich exakt 50 Jahre lang Forschung betrieben, hauptsächlich über Ameisen, und ich habe gut 40 Jahre lang Biologie, speziell Zoologie, gelehrt, an Universitäten (nicht: Fachhochschulen!).
    Ich habe drei Kinder aufgezogen; es sind jetzt zwei Oberstudienräte und ein Dr. der Physik, in bester Position in einem Industriebetrieb. Dazu verfolge ich das Aufwachsen von fünf Enkeln, zwischen 6 und 13 Jahren, alle in Kindergärten gewesen. Das zum Thema „Erfahrung“.


    Zum Wichtigsten, was wir unseren Kindern mitgeben konnten, gehört gutes Deutsch. Aber dazu muss man es natürlich selbst können, und darum stand es in so manchem Kindergarten leider nicht so ganz gut.


    Selbstverständlich haben wir unsere Kinder auch an Natur und Tiere herangeführt. Meerschweinchen, Goldhamster, Zwerghamster, Rennmäuse, kindgerechtes Schmusegetier zum Anfassen und ohne Lupe zu sehen eben, und absolut geeignet um Verantwortung zu übernehmen. Dazu lernten sie in Gärten, auf Ausflügen und im Urlaub so ziemlich alles kennen, was da kreucht und fleucht. Die Enkel wurden auch mit verschiedenen neumodischen Kindergarten-„Projekten“ konfrontiert.
    Privat habe ich Kindern wie Enkeln natürlich auch Ameisen vorgeführt, in wissenschaftlicher Laborhaltung, und in der freien Natur.
    Ich weiß also, wie interessierte Kinder auf solche Kleintiere reagieren.


    Unklar ist mir, wie ein Kindergarten auch nur das grundlegendste Wissen über Ameisen vermitteln will, ohne in die bekannten Klischees zu verfallen.
    @ Landra: Wie würden Sie den Kindern klarmachen, dass (vom warum gar nicht zu reden) die Ameisenkönigin ab Hochzeitstag Witwe ist?
    - Dass sie ihrem früh dahingeschiedenen Gatten dennoch weitere 20 Jahre Nachwuchs bescheren kann, weil sie sein Wichtigstes, sein Ejakulat, in ihrer Samentasche so lange aufbewahren und zur Besamung der Eier verwenden kann?
    – Dass sie ihrem verflossenen Gatten aber keine Söhne bescheren kann, nur Töchter?
    - Dass sie absolut keine „Herrscherin“ ist, sondern nur das Geschlechtsorgan des „Superorganismus“ Ameisenvolk?
    – Dass ein Ameisenvolk eben kein Staat ist, sondern eher eine große Familie, in der auch noch die allermeisten Kinder als geschlechtslose Arbeitssklavinnen verheizt werden?
    – Dass „Prinzen“ zum sozialverträglichen Frühableben verurteilt sind, und dass „Prinzessinnen“ das Volk verlassen müssen, um zu Hunderttausenden von Ameisen, auch ihrer eigenen Art, verspeist zu werden? … Jetzt höre ich auf. :grinning_squinting_face:


    Es gibt so viele andere Organismen, mit denen man Kinder „an die Natur heranführen“ kann,
    Schnecken wurden hier bereits genannt; die Entwicklung von Heuschrecken und anderen Insekten; Keimen und Wachstum von Pflanzen; und, und, und…


    Lg Antguy

  • Zitat

    Meerschweinchen, Goldhamster, Zwerghamster, Rennmäuse, kindgerechtes Schmusegetier zum Anfassen


    Da sträuben sich mir hingegen wieder die Haare :winking_face: das sind alles Tierarten, die alles mögliche sind, aber ganz gewiss keine "Schmusetiere".


    Wenn ich Deinen Beitrag lese, Dein Wissen und Deine persönliche Erfahrung in Ehren, ich werde Dir in Bezug auf Ameisen nie das Wasser reichen können. Aber in Sachen Pädagogik bleibe ich nun still, Deine Fragestellungen erscheinen mir nicht ernsthaft, nach diesem Glückwunsch. Ich bedauere es, dass Deine Enkel nicht in Kindergärten geraten sind, in denen die deutsche Sprache bei allen verbreitet ist. Ich hatte in der Tat das Glück, dass andere "Werte" vermittelt werden können und auch werden, anstelle von "Reich, schön (Krone) / stark (Soldaten) /groß (riesige Hügel)" und auch in der Kommunikation geht es eher um das Wie, Höflichkeit, Umgangsformen, Ausdrucksweisen, Kommunikationswege, Mitteilungsvermöge etc, denn das reine Sprechen an sich.


    Ich vermute, dass unsere Lebensweisen extrem unterschiedlich sind. So nehme ich Deinen erneuten Post mit Enttäuschung hin, dass Du Dich über das Misslingen mit einer Gratulation äußerst. Es tut mir leid für Dich, nie solche Erfahrungen gemacht zu haben an Sensibilität, Feingefühl und Auffassungsgabe von kleinen Kindern, wie sie mir vergönnt waren.


    Zitat

    Tja, was sich so „Wissenschaft“ nennt.


    Und in der Tat, mein Leben ist eher geprägt durch die Kultur- denn der Naturwissenschaften.


    (editiert, da die Begriffsdefinition etwas uneinheitlich ist, ich habe mich nun für die Wissenschaftsgliederung nach dem Theologen Arno Anzenbacher entschieden)

  • Hallo Landra,


    Zitat

    Ich vermute, dass unsere Lebensweisen extrem unterschiedlich sind.

    Tja, wir leben offenbar in ganz verschiedenen Parallelwelten! :grinning_squinting_face: Zumal ich Ameisen auch eher im Bereich Natur- als in den Kulturwissenschaften ansiedeln würde.


    Eine kleine „Bosheit“ muss ich aber noch loswerden:


    Ich war über viele Jahre u. a. in der Ausbildung von Gymnasiallehrern an unserer Uni tätig.
    Über die Jahre wurden vom Kultusministerium die Zeiten für fachspezifische Lerninhalte immer weiter eingeschränkt, zugunsten einer Aufblähung der so genannten „Fachpädagogik“.
    In meinem Kollegenkreis wurde das so auf die Schippe genommen:


    Unsere Lehramtsstudenten lernen von den Inhalten ihrer Unterrichtsfächer immer weniger, das Wenige aber lernen sie immer besser zu vermitteln.


    Zum Trost: Ich will weder streiten, noch Sie, Landra, überzeugen, oder Ihre Meinung ändern. Was ist schon eine einzige Person in der riesigen Menge von Kindergärtner(inne)n, die ich noch nicht mal zum Nachdenken über meine Worte bringen könnte!


    Nix für ungut! :smiling_face:
    Antguy

  • Oh, ich denke durchaus darüber nach. Ich finde es auch interessant wie Ameisen leben, in meinem Kopf entstehen auch Ideen, wie man das umsetzt zu vermitteln, was als Themen vorgeschlagen wurde. Nur verkneife ich mir eine Mitteilung meiner Gedanken, da sie denke ich wieder völlig weit ab von dem sind, was in Ihrer Welt ein Kind verstehen kann und was Sie mir eigentlich mitteilen wollten. Es wäre denke ich kontraproduktiv für den Frieden in diesem Thread, wenn ich nun auch noch anfangen würde meine Gedanken in Ihrer Komplexität und Gesamtheit zu äußern. Was hätten wir beide denn davon? Oder Leser dieses Threads? Jeder hat verstanden, dass ich Ameisenhaltung klar befürworte für Kinder im Vorschulalter, Sie völlig dagegen sind. Ich sehe nur eine einzigen Konsens: Ameisen an sich. Nicht auf jeden Fall Ameisen in Kindergärten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!