Ameisenhaltung-Neueinsteiger :-)

Heyo Marc,

bin gerade etwas verwundert auf den Produktfotos sind doch eindeutig Bohrungen an der Arena vorhanden? Oo
Und ist da nicht auch eine Bohrung am Nest, die auf dem Foto mit einem Plastikdeckel verschlossen ist? Sieht jedenfalls mal so aus.

Ich glaube auch, dass da eine Begriffsverwechslung vorliegt, denn das letzte Teil ist ein Nest, die Arena hingegen ist das Glasbecken auf dem ersten Foto. Formicarium nennt man die komplette Anlage - Arena (also das Becken) plus Nestteil
Ansonsten wird es sehr verwirrend, wenn wir miteinander sprechen und andere Dinge mit den selben Begriffen meinen^^

Was die Schlauchverbindungen angeht: Eigentlich werden die Schläuche direkt an das Becken gestöpselt, ein Korken ist gar nicht erst notwendig. Dazu muss man natürlich auch die passende Größe (Außendurchmesser beachten!) kaufen und der Schlauch wird direkt eingeführt.

Was weitere Anschlüsse angeht: Ich selbst bohre immer 2 Anschlüsse, da es so langfristig deutlich flexibler ist. Becken an Becken, neues Nestteil ans Nest, usw., es gibt viele Fälle, an denen 2 Bohrungen einfach deutlich nützlicher und sinnvoller ist. Bohrt man Glas, muss man natürlich höllisch aufpassen, dass es nicht bricht. Wir haben hier im Forum wenn ich mich nicht sehr täusche eine Anleitung, die ich dir bei Bedarf durchgeben kann.

Zum Abdichten des Deckels nutzen manche Halter Tesa Moll, also auch solch ein Dichtungsklebeband. Wobei der Deckel eigentlich bei einem Kauf im Shop gut und sicher sitzen sollte - ansonsten wurde gepfuscht und ich würde das Teil gleich mal reklamieren.

Zu guter Letzt: Es nervt nicht, sein eigenes Hobby anderen Leuten mitzuteilen. jeder fängt mal klein an und besser zu viele Fragen gestellt als zu wenige. Nervig sind lediglich diejenigen Halter, die sowas schreiben wie "Meine Ameisen sind heute angekommen, was muss ich jetzt machen!?)

Heyo Marc,

so langsam blicke ich besser durch und hoffe, ich kann Licht ins Dunkel bringen, statt dich weiter zu verwirren, was nun vermutlich geschehen ist, sry
Danke für die Info, was es mit dem kreisrunden Ausschnitt am Acrylbecken auf sich hat - dass es der Wassertank ist. Das leuchtet ein, auf dem Foto sah es für mich nämlich aus wie eine Bohrung, daher die Nachfrage.

Nun, was du da mit dem Acrylformicarium bestellt hast, ist im Prinzip ein eigenes platzsparendes Miniformicarium. Dass daran Anschlüsse fehlen ist also nicht weiter verwunderlich. Es ist ein in sich geschlossener Verbund von Nestteil (die Kammern und Gänge links) und einer Miniarena (die "Wanne" rechts). Natürlich könntest du das Teil über kurz oder lang auch in ein normales Becken integrieren, musst dazu aber dann wirklich einen eigenen Anschluss bohren. Gedacht ist es dafür eigentlich aber nicht, sondern eben für kleine Kolonien als sehr platzsparender Einstieg in die Haltung.
Das Teil ist so gedacht, dass man die Ameisen in die Wanne gibt, diese anschließend ihrem natürlichen Instinkt folgen und alsbald die (vom Halter mit Karton/roter Folie/o.Ä abgedunkelten) Kammern aufsuchen und diese als Nest beanspruchen. Weitere Bauteile, wie der von dir angesprochene Schaumstoff sind dazu nicht nötig. Freilich wird solch ein winziges Nest nicht ewig halten... es ist ohne weitere Bearbeitung nicht dafür gedacht, langfristig genügend Platz zu bieten. Jedenfalls wundere ich mich über die Angabe, dass das Ding für Lasius niger geeignet wäre. Das mag vielleicht 2 Jahre gut gehen, aber die Kolonien werden viel zu groß dafür. Es wird also dazu führen, dass sich immerzu ein großer Teil der Kolonie im Nest aufhalten wird. Bei älteren Kolonien dürfte es irgendwann dazu kommen, dass auch die als Arena gedachte Wanne als Teil des Nests angesehen wird - und entsprechend Brut und Nahrung dort gelagert wird, statt es nur als "Auslauf" zu nutzen.

Das zweite Teil aus Glas, das du gekauft hast, ist ebenfalls ein eigenständiges Formicarium
Du hast nämlich durchaus recht - der schmale Spalt zwischen den beiden Glasscheiben an einer Seite ist als Farm gedacht, die direkt in eine Arena integriert ist.

Die Pinienrinde kannst du natürlich durchaus als Bodengrund nutzen. Für die integrierte Farm benötigst du ein Sand-Lehm-Gemisch, das laut Foto ja anscheinend auch mitgeliefert wurde? Die Handhabung läuft wie bei einer normalen Farm auch - anbei ein Link zur Handhabung von Ameisenfarmen (am Beispiel einer externen Farm, die eigenständig außerhalb der Arena steht). Normalerweise liefert der Shop auch eine Bedienungsanleitung mit.

Fazit der ganzen Geschichte: Prinzipiell könntest du nun sogar zwei Kolonien halten, da du zwei eigenständige Formicarien besitzt. Das Acrylformicarium ist freilich derart winzig, dass es wie gesagt nicht besonders lange durchhalten wird, oder aber nur Eignung für kleinbleibende Kolonien aufweist (z.B. Temnothorax nylanderi). Solltest du das Acrylformicarium mit einer Bohrung ausstatten, kannst du auch dieses an das Glasformicarium anbinden - dann ist lediglich die Frage, wie sinnvoll das ist. Die Ameisen werden die Farm bevorzugen, da sie mit Sand-Lehm-Mischung gefüllt ist und sie dort graben können. Ameisen ziehen das einem "nackigen" Acrylnest normalerweise vor.

Nochmal zu den Schläuchen: Bietet ein Shop Schläuche zu seinen Formicarien an, sollte auch gewährleistet sein, dass diese exakt in die Bohrungen der Arena passen. Alles andere ist nach meiner Sicht Pfuscherei. Da darf nichts wackeln und man muss die Schläuche auch nicht mit Silikon oder anderen Stoffen befestigen - er sollte von sich aus fest genug sitzen. Natürlich kann man im Zweifelsfall den Schlauch auch eine Nummer größer kaufen. Ihn in die Bohrung zu zwängen funktioniert dann nur, wenn man ihn vorne etwas aufschlitzt, sodass man ihn besser zusammendrücken kann. Einmal in das Loch eingeführt sitzt das dann bombenfest. Aber wie gesagt: Eigentlich müssen die Schläuche einfach sitzen, ohne jedes zutun. Wenn der Shop Becken anbietet, zu dem die eigens gehandelten Schläuche nicht passen, frage ich mich, was das für ein vermurkstes Geschäftsmodell ist

Nunja, im Moment wenig spektakulär bei mir. Ich hab die Ameisenhaltung deutlich zurückgefahren, erstens aus Zeitgründen, aber auch zwangsweise dadurch, dass meine restlichen Kolonien sehr geschrumpft sind und ich sie gerade wieder aufpäppeln muss.
Ich selbst habe im Moment auch nur zwei kleine Kolonien, eine Messor minor hesperius mit etwa 50 Arbeiterinnen, sowie eine Crematogaster scutellaris mit gerade einmal 7 Arbeiterinnen. Beide Kolonien hatten etwas Pech in der Vergangenheit, waren schon deutlich größer und hatten extreme Verluste aufgrund von ungewollten Haltungsfehlern.

Crematogaster scutellaris kommt z.B. mit Paraffinöl bzw. Ölsperren allgemein überhaupt nicht klar - sie rennen immer hinein und versterben dann nach kürzester Zeit, weil das Öl ihren Körper belegt (und damit wohl auch die Tracheen verstopft nehme ich an. De Facto sterben sie sehr schnell daran...). Bis ich darauf gekommen bin, warum meine Ameisen reihenweise verstarben, war schon ein erheblicher Teil der Arbeiterinnen tot. Das Problem war wirklich, dass letztendlich keine einzige im Öl hängenblieb (dann wäre das Problem offensichtlich gewesen), sondern man eben nur über die Arena verteilt ständig neue tote Arbeiterinnen fand. Ich bin dann eher durch Zufall darauf gekommen, als ich zur Reinigung der Arena einige Arbeiterinnen in ein Gefäß tat, das ebenfalls mit Öl gesichert war - und sie dort eben genau das selbe Problem hatten, nur dass ich es zu diesem Zeitpunkt leicht beobachten konnte. Joa, selbst nach einigen Jahren Haltung können einem noch solch dumme Fehler passieren. Wobei man sagen muss, dass es ein Ausnahmefall ist - andere Arten haben mit Ölsperren gar keine Probleme.

Von demher nutze ich im Moment nur zwei kleine Acryl-Arenen ohne jegliches Substrat oder Deko, je mit Reagenzglasnest, bis die Kolonien in diesen recht "sterilen" Becken wieder eine gewisse Stärke erreicht haben - der Rest der Ausrüstung, größere Becken, Farmen, Ytongnester usw. steht im Moment alles unbenutzt herum

Zitat von marc2

Weil ja auch im Ameisenwiki etliche Seiten über Ausbruchsicherung existieren, da hab ich mir gedacht "einmal mehr sichern, als nachher jede Meise aufzusammeln"^^

Der Grundsatz ist richtig. Mit Deckel und einer guten Sicherung aus Talkum oder PTFE sollte das auch gewährleistet sein, keine Sorge. Nur nicht vergessen, den Ausbruchsschutz auch zu beobachten und ab und an zu warten - schließlich wird er mit der Zeit auch etwas marode. Talkum und PTFE halten recht lange, Ölsperren muss man etwas häufiger kontrollieren. Talkum und Öl funktionieren z.B. in halbwegs feuchten Becken nicht gut. Talkum saugt dann etwas Feuchtigkeit auf und verliert seinen "Bröseleffekt", was ja Sinn und Zweck der Sache wäre, Öl wird "löchrig" durch Wassertröpfchenbildung zwischen dem Öl (Abstoßung zwischen Öl und Wasser). Zudem bauen Ameisen auch gerne mal Brücken über die Sicherungen - aus Dreck und Sand oder versuchen es einfach so lange, bis es funktioniert (Talkum an einer Stelle komplett weggebröselt). Also einfach ein Auge drauf haben.

Dass wir uns die Finger wund schreiben ist im Übrigen wirklich nicht das Problem.
Besser man schreibt zu viel als zu wenig. Du hast ja gar keine Vorstellung, wie das noch vor einigen Jahren war, als die Ameisenhaltung bei Privathaltern noch halbwegs in den Kinderschuhen steckte - da reichten die erlaubten 10.000 Zeichen in einem Post manchmal gar nicht mehr aus, so lebhaft waren die Debatten, Gespräche und Streitereien

Stereomikroskop und Farbstoffe?^^
Nun, warum einfach, wenn man es sich auch kompliziert (wenn auch sicherlich interessant) machen kann - ich werd bei Crematogaster einfach kein Öl mehr nutzen, Problem gelöst
Wie gesagt, die meisten Arten haben mit Öl wirklich keine Probleme.

Zitat von marc2

xD das glaub ich zu gern Ich hab gestern mal ein paar Artikel im Ameisen-wiki gelesen, was Krankheiten betrifft. Da wär das eine oder andere sogar ne kleine Forschung wert *dummen Gedanken hab*

Nunja, wenn du darauf anspielst, dass Krankheiten bei Ameisen recht schlecht erforscht sind (jedenfalls nach meinem Wissensstand): Nur zu... wird sicherlich nicht allzu einfach sein. Aber interessant wäre es schon mal zu wissen, wie häufig eigentlich Ameisen von Krankheitserregern aka Bakterien und Viren befallen werden. Parasiten (wie Milben, Würmer, etc.) sind da anscheinend schon ein wenig besser erforscht, war jedenfalls immer mein Eindruck. Nachdem es gerade auch unter eigentlich robusten Exoten manchmal zu (angeblich) unerklärlichen Massensterben kommt, wäre es z.B. wissenswert, ob daran einheimische Krankheitserreger die Schuld tragen könnten, auf die sich das Immunsystem der Ameisen nicht richtig einstellen kann. Laienhaft ausgedrückt....

Natürlich geht das auch, sofern diesem Orchideensubstrat nicht weitere Stoffe zugefügt sind - meinetwegen Düngemittel oder sowas

Nochmal zurück zu den Krankheitserregern: Ich war lediglich mit meiner Aussage vorsichtig, da ich keine Ahnung habe, wie das Immunsystem der Ameisen eigentlich genau funktioniert und wie leistungsfähig es ist. Hatte zwar auch Biologie Leistungskurs im Abitur, aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir mal Immunsysteme von Insekten angesprochen hätten. Eine Wissenslücke, die ich beizeiten mal schließen solle