Haltungsbericht - C. ligniperdus

  • 23.06.2014 - Tag 84


    Längere Zeit habe ich jetzt nichts mehr über meine Kolonie berichtet und es ist in der letzten Woche tatsächlich Einiges passiert.


    Nicht weit von meiner Wohnung habe ich eine Kolonie von C. ligniperdus gefunden. Ich habe eine Ameise genommen und wollte diese in mein Volk integrieren. Die neue Ameise ist jedoch sofort auf meine Späher losgegangen und diese rannten in Panik in der Arena herum. Nach kurzer Zeit musste ich den Versuch erfolglos abbrechen.


    Die Anzahl meiner Imagines hat sich in der letzten Woche verdoppelt! So wie ich es bereits vermutet habe, sind in der Zeit seit dem letzten Bericht sehr viele neue Ameisen geschlüpft. Leider ist auch eine Pygmäe verstorben. Insgesamt komme ich jetzt auf 22 Imagines und es sind immer noch um die 20 Puppen in dem Bruthaufen. So langsam erweist sich das Abzählen der Ameisen als schwierig, weil sie selten still sitzen. Außerdem bedecken sie mit ihren Körpern die Brut, sodass ich die Anzahl der Eier und Larven nur noch grob schätzen kann. Der Anblick der Leibwächter auf dem Bruthaufen ist jetzt viel imposanter als am Anfang meiner Koloniehaltung.


    An Außenaktivität sieht man trotzdem nicht sehr viel. Meistens rennt eine Späherin in die Arena zum Honig und wieder zurück. Es wird aber auch teilweise zu dritt furagiert, vor allem wenn es frische Proteine gibt. Für Ungeduldige würde ich deswegen einen Start mit einer größeren Kolonie empfehlen. Der Reiz für mich war es jedoch, eine Kolonie von Anfang an zu begleiten und nicht bereits eine große, stabile Kolonie weiterzupflegen. Aus der risikoreichen Phase bin ich wohl erst im nächsten Jahr heraus, wenn es über 100 Imagines werden. Bis dahin darf ich mir weiterhin keine größeren Fehler erlauben.

  • 09.07.2014 - Tag 100


    100 Tage hausen meine kleinen Mitbewohner jetzt bei mir. Die runde Zahl verlangt nach einem neuen Bericht.
    In der letzten Zeit schlüpften täglich neue Imagines aus ihren Kokons. Die Zahl der Ameisen ist jetzt auf 35 geklettert und sie haben in der Brutkammer alle kaum noch Platz. So bewachen jetzt meistens 2-3 Imagines die Kammer mit dem Eingang, 4-6 sitzen in der hintersten Kammer und 1-2 Ameisen furagieren ausgiebig in der nun etwas zu klein gewordenen Arena. Die Arena möchte ich vorerst bis zur Winterruhe so belassen und erst im nächsten Frühjahr ausbauen. In Nest sind auch noch genug Kammern frei. Diese können bei Bedarf von den Ameisen ausgegraben werden, weil die Gänge zu den Kammern mit grobem Sand verschlossen sind.


    Im Moment bekommt die Kolonie jede Woche 4-5 Fleischfliegen und frischen Honig. Die Beutetiere werden oft bis zum Nest getragen und vor dem Eingang abgelegt. Somit hat sich seit dem Umzug in das neue Nest kein neuer Müllhaufen in den Kammern gebildet. Jetzt wird der Abfall nicht weit vom Eingang entsorgt. Außerdem wird immer wieder die Wassertränke sehr schnell geleert. Ob das an den sommerlichen Temperaturen der letzten Wochen liegt? Da fällt mir gerade auf, dass ich das Nest schon seit längerer Zeit nicht mehr befeuchtet habe. Das muss ich heute noch unbedingt nachholen.


    Seit dem 18. Mai ist der Eierhaufen in der Brutkammer immer kleiner geworden. Es wurden also keine neuen oder vielleicht nur ganz wenige Eier gelegt. Die Zahl sank ab diesem Zeitpunkt bis zum 1. Juli von ca. 75 Eiern auf null herab. In den letzten Tagen sind wieder etwas mehr als zehn Eier gelegt worden. Ich gehe deswegen von einer kleinen Legepause der Gyne aus.
    Larven sind im Moment richtig viele da. Bei dem gestrigen Umzug der Brut in eine andere Kammer (mit Hilfe eines Wärmekissens) habe ich knapp 80 Larven gezählt. Die meisten davon sind noch sehr klein, es gibt aber auch eine richtig dicke Larve. Ich hoffe, dass die Imago endlich eine Media wird, weil die Ameisen sich noch kaum in Größe voneinander unterscheiden und nur etwas größer als die ersten Pygmäen sind.


    Puppen sind, trotz der hohen Schlupfrate der letzten Tage, immer noch vorhanden. Bei der gestrigen Aktion habe ich 22 Stück gezählt. Ich darf also in den nächsten Wochen noch etwas mehr Imagines begrüßen.


    Zusammengefasst habe ich jetzt also ca. 12 Eier, ca. 80 Larven, 22 Puppen, 35 Imagines und natürlich auch die Königin.


    Und hier wie versprochen, einige Fotos :winking_face:


    Hier sieht man eine Arbeiterin am Rest der fünf Fliegen, die ich ihnen gestern gegeben habe:
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    Und hier ist die Kolonie:
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    Der Anblick von dem Haufen macht jetzt schon was her :riesigfreu:
    Leider kann man jetzt die Anzahl der Ameisen kaum noch zählen, von der Brut ganz zu schweigen.


    Diskussionsthread

  • 29.07.2014 - Tag 120


    Nun ist wieder etwas Zeit verstrichen und ich möchte euch berichten, was in den letzten 20 Tagen passiert ist.


    Meine gekauften Fleischfliegenmaden sind trotz kühler Lagerung beinahe gleichzeitig geschlüpft und ich konnte die vielen Fliegen nicht schnell genug verfüttern. Beim letzten Mal bekam meine Kolonie acht Fliegen. Diese wurden aber nicht angerührt, weil sie bereits längere Zeit tot waren und etwas verdorben rochen. Einfrieren ging leider auch nicht.


    Die letzten paar Wochen waren etwas stressig bei mir und ich bin nicht mehr so oft auf Insektenjagt gegangen. Nur ab und zu gab es kleinere Häppchen. Die Gaster sehen trotzdem gut gefüllt aus. Ich habe den Ameisen ein kleines Stück vom aufgetauten Fisch angeboten doch sie haben es ignoriert.


    Vor dem Haus habe ich nach einem Schwarmflug eine Gyne (L. niger) gefangen. Sie waren bei uns in den letzten Tagen zu hunderten unterwegs. Diese habe ich, in der Hoffnung, dass ich meine Ameisen bei der Jagd sehen könnte, in den Eimer mit dem Nest gesetzt. Als eine Arbeiterin sie entdeckte, ist sie in Panik sofort wieder in das Nest verschwunden. Nach einiger Zeit hat sich die Gyne in das Nest verirrt und fand nicht mehr heraus. Die Aufregung war groß und es haben sich alle Ameisen samt Königin und Brut schnellstmöglich in der hintersten Kammer versteckt. Einige Ameisen attackierten immer wieder die fremde Gyne und gingen sofort wieder auf Abstand.


    In Panik versuchte der Eindringling den Ausgang zu finden und lief leider immer tiefer in das Nest hinein. Sie kam schließlich in die Kammer, wo sich fast die gesamte Kolonie versteckte. Als sie der C. ligniperdus-Gyne zu nahe kam, machte sie kurzen Prozess und biss dem Eindringling mit ihren riesigen Mandibeln die Thorax durch. Die Aufregung legte sich schnell wieder und nach 1-2 Tagen wurde der leere Chitinpanzer herausgetragen.


    Beim nächsten Mal werde ich zusehen, dass lebende Insekten keine Chance bekommen in das Nest der Ameisen zu kommen, um ihnen die Aufregung zu ersparen.


    Jetzt füttere ich sie wieder regelmäßig mit verschiedenen abgebrühten Insekten und es wird alles brav reingetragen.


    Eier werden kaum bis gar nicht mehr gelegt und die vielen Larven wachsen langsamer. Es gibt nur noch einige große Larven die kurz vor dem Verpuppen sind. Die meisten sind noch ziemlich klein. Proteine werden trotzdem noch wie verrückt angenommen. Ob es für dieses Jahr schon aus ist oder ob die Larven im Spätsommer zu Imagines heranwachsen werde ich natürlich noch berichten.


    Es werden jetzt drei von vier Kammern besetzt und die Brut wird auch in zwei Kammern gelagert. Insgesamt sind es jetzt über 50 Imagines, 2-3 Puppen, ca. 60 Larven und soweit ich es erkennen kann, keine Eier.


    Hier noch einige aktuelle Fotos:
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    Hinterste Kammer


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    Hauptkammer

  • 29.08.2014 - Tag 151


    In der letzten Zeit wurde es immer ruhiger im Bau. Seit einigen Wochen haben sich die Ameisen kaum noch aus dem Nest getraut. Nur sehr selten sah man immer wieder mal eine Ameise beim furagieren. Honig und Proteine haben sie kaum bis gar nicht mehr angenommen.


    Im Nestinneren sah es auch schon stark nach Winterpause aus. Alle Imagines haben sich in einer Kammer zusammengekuschelt und auch die gesamte Brut unter sich begraben. Sie haben sich die Gaster mit Flüssigkeit vollgestopft (Wasser/Honig?). Neue Eier werden seit Wochen keine mehr gelegt. Die Larven wachsen gar nicht mehr weiter und sind auf einem ähnlichen Stand wie vor 3-4 Wochen. Ich stelle mich also langsam auf die erste Winterruhe ein.


    Die Arena habe ich entkoppelt und den Ausgang mit Watte verschlossen. In den kleinen Eimer, wo sich das Nest befindet habe ich frisches Wasser und Honig reingelegt. Auch eine kleine, halberschlagene Fliege habe ich reingeschmissen, als zwei Arbeiter den näheren Eingangsbereich kontrollierten. Diese wurde attackiert und sofort in den Bau gezogen. Jetzt stellt mir sich die Frage, ob ich weiterhin vorsichtig mit Proteinen füttern soll, oder ob diese über die Winterruhe im Nest verbleiben und nur noch zu Schimmel führen?


    Das Nest stellte ich vor einer Woche auf die kühlere Fensterbank, um mein kleines Volk langsam auf die kälteren Zeiten vorzubereiten. Der Gips ist noch gut feucht und ich versuche ihn die nächsten Monate eher trockener zu halten. Das Nest wandert in den Keller, wo es im Winter ca. 3-8°C kalt sein wird.


    Dann hoffen wir einfach mal, dass die Brut (und vor allem auch die Königin) diese lange kalte Zeit übersteht und wir im Frühling mit frischen Kräften und einer deutlich größeren Truppe ordentlich durchstarten können!


    Vielleicht gibt es in diesem Jahr noch 1-2 Updates, aber im Großen und Ganzen war’s das für dieses Semester --> Winterruhe!!!

  • Am 1. April 2014 habe ich die Kolonie mit einer Gyne, 5 Imagines und 10 kleinen Larven bekommen. Am neunten Tag ist mir leider ein typischer Anfängerfehler passiert: ich fand eine Arbeiterin am Tesafilm festgeklebt, der den Wasserbehälter fixierte


    Warnung an Neulinge:
    Kein Tesafilm verwenden!!! Irgendwie schaffen es die Ameisen sich selber festzukleben.
    Keine großen offenen Wasser-/ Honigpfützen (Ertrinkungsgefahr trotz der Größe)!


    Beides ist mir leider trotz der Warnungen anderer Ameisenhalter passiert, obwohl ich versuchte auf ameisenfreundliche Einrichtung zu achten. Das kann besonders am Anfang, wenn man eine Kolonie von nur 4-6 Tieren hat, ein großer Rückschlag sein!


    Tipp: Ich verwende nur noch ganz kleine Reaktionsgefäße (0,2-0,5ml) für Honig und verschließe die Tränke mit Watte.


    Danach passierte in der Kolonie lange Zeit nichts mehr, es wurden nur kontinuierlich Eier gelegt. Die bestehenden Larven wuchsen und verpuppten sich langsam. Immer wieder wurden einige von ihnen von den Imagines gefressen. Nach 1,5 bis 2 Monaten erreichte der Eierhaufen ein Maximum von ca. 75 Eiern. Auch kamen langsam neue Imagines aus ihren Kokons. Der Bruthaufen musste nun von acht Imagines gestemmt werden und es kamen immer wieder neue Eier hinzu. Mitte Juni kam die große Hilfewelle, denn es kamen beinahe täglich neue Imagines dazu, die bei der Brutpflege mit anpacken konnten. So knackte die Kolonie Ende Juli die 50-Imagines-Grenze. Die Volksstärke wurde seit dem auch nicht mehr viel größer.


    Seit mehreren Wochen gibt es keine neuen Eier mehr, keine Weiterentwicklung der Larven, kein Furagieren.


    Jetzt geht’s in die Winterruhe und es bleibt nur noch zu hoffen, dass es im Frühling ohne große Verluste weitergehen wird. Regelmäßige Kontrollen werden natürlich auch nicht fehlen.



    Auf dem Bild ist der Entwicklungsverlauf der Kolonie grafisch dargestellt:
    (X-Achse: Tage / Y-Achse: Anzahl)
    [Blockierte Grafik: http://s7.directupload.net/images/140912/435fdve7.png]


    Auf der Grafik kann man auch die Entwicklungsdauer der einzelnen Stadien ablesen.
    z.B.:
    Tag 6: Schub neuer Eier
    Tag 38: Schub neuer Larven
    Entwicklungszeit Ei bis Larve 32 Tage (im Frühjahr)

  • 01.04.2015


    Laaange habe ich nichts mehr über meine Ameisenkolonie berichtet. Dabei sind die schon seit einem Monat aus der Winterruhe erwacht und krabbeln jetzt munter in ihrer neuen Arena umher. Es ist also höchste Zeit alle Neuigkeiten zusammen zu fassen.


    Anfang März bin ich in den Keller runter gegangen und konnte bereits erste Aktivitäten der Kolonie beobachten können. Deswegen habe ich sie in die Wohnung mitgenommen und erst einmal auf ein kaltes Fensterbrett gestellt.


    Die Tage wurden immer länger und die Sonne schien immer stärker in das Fenster hinein. So haben sich die Ameisen nach zwei Wochen der langsamen Eingewöhnungszeit auf Zimmertemperatur nun endgültig aufzuwachen.


    Die erste Überwinterung verlief ohne Probleme und es haben wohl alle Ameisen (ca. 55)diese Zeit gut überstanden. Es waren auch sehr viele kleine Larven vorhanden (ca.40-60). Auf die ersten Tropfen Honig stürzten sie sich wie verrückt und Verdrückten innerhalb einiger Stunden das komplette Reaktionsgefäß (0,2ml).
    Das Zählen der Population wird jetzt durch die tiefen Kammern unmöglich, sodass ich auch keine genauen Zahlen mehr durchgeben werde. Das erste Entwicklungsjahr kann dem Diagramm zuvor entnommen werden.


    Die Truppe ist immer aktiver geworden und da die kleine Arena, die sie vorher zur Verfügung hatten, jetzt durch Messor barbarus besetzt ist, musste ein neuer Platz für den Auslauf her. Im Baumarkt gibt es im Moment große Glasgefäße mit 10mm Loch, welches ich mir für die Kolonie besorgt habe. Immerhin waren jetzt bis zu 15 Ameisen am Ausgang und ich konnte den Deckel der Farm nicht mehr problemlos öffnen.


    Die Arena habe ich mit Steinen, Holz, Moos und Laub dekoriert und diese mit einem 2m langen Schlauch mit der Farm verbunden. Jetzt sind immer 5-15 Ameisen in der Arena und tragen das Moos in der Gegend herum.


    Gestern haben sie einige dutzend Fruchtfliegen bekommen. Dazu gab es noch ein paar Tropfen Honig, Zuckerwasser und Multivitaminsaft. Zuerst haben sie sich mit den Flüssigkeiten vollgesaugt und nach einiger Zeit war auch keine einzige Fliege mehr in Napf. Was mich besonders freut ist, dass so viele Larven überlebt haben und jetzt bereits einige fette Puppen in der Farm liegen.


    Lange kann es also nicht mehr dauern, bis neue Ameisen schlüpfen.


    Mein Ziel in dieser Saison: 400-500 Ameisen


    Fotos von der neuen Arena folgen :winking_face:

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