Interessierter mit Fragen zu Art und Nest

  • Erst einmal Hallo an alle hier im Forum.


    Ich spiele schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken mir eine Kolonie anzuschaffen.
    Jetzt habe ich dazu noch einige Fragen bevor es losgehen soll.


    Zum Nest:
    Die häufigste Variante ist ja wohl die Ameisenfarm.
    Wäre es auch möglich ein altes Aquarium (60x30x30) entsprechend zu befüllen (Sand Lehm Gemisch) eventuell zu bepflanzen und die Ameisen einfach machen zu lassen was sie wollen ?
    Also relativ "natürlich" vielleicht mit einem Stück Holz.


    Würde das dann auch für die "Ewigkeit" reichen oder muss auch hier mit wachsendem Volk an Nest angebaut werden?
    Bzw. Wie viel Ameisenfarm haben denn die fortgeschrittenen Halter (platzmäßig) ?


    Zur Ameise:
    Ich hätte gerne eine relativ kleine Ameise.
    Ich glaube auch eher eine polygyne Art.
    Auch eine Art die Futter und vielleicht Baumaterial zum Nest transportiert und bei der bei großer Volksstärke "Ameisenstraßen" zu beobachten sind.



    Ich würde dann später als Anbau gerne lange Röhren verbauen.



    Vielen Dank schonmal für Verständnis und Antwort


    Piet

  • Also ein 60x30x30 Becken wird bei den meisten Arten nicht für immer reichen, wohl aber je nach Art für einige Jahre. Du kannst natürlich auch einfach ein ganzes Becken mit grabfähigem und befeuchtbaren Bodengrund befüllen, die Wahrscheinlichkeit, dass du dann was von den Gängen siehst ist aber eher gering, da die dann wohl in der Mitte gegraben werden. Jetzt ist die Frage was du unter kleinen Ameisen verstehst, Myrmica rubra sind jedenfalls nicht so groß, wachsen schnell, sind polygyn und für Anfänger geeignet. Futter zum Nest tragen tun eigentlich alle Arten ab einer gewissen Größe, für eine dauerhafte Straßenbildung müsstest du dann aber schon ein ziemlich großes Volk haben. Ich habe Anfang 2010 eine Königin der Art Camponotus ligniperdus gekauft, dass Volk hat jetzt so ca. 500 Arbeiterinnen und lebt in 3 30x20x20 Becken, davon ist aber nur eins mit Sand-Lehm-Mischung befüllt (http://ameisencafe.de/cafe/ind…ad&postID=78853#post78853). Camponotus ligniperdus wachsen wohl sehr langsam, dass kann bei anderen Arten nach so langer Zeit schon ganz anders aussehen.

  • Was Myrmica rubra betrifft Stimme ich voll zu. Für deutsche Verhältnisse sind die zwar nicht klein, aber im großen ganzen schon.


    Was das Tragen betrifft wird das, wie bereits gesagt, lange dauern bis du da Transportwege zu sehen bekommst.


    Wenn du willst, dass das schneller geht, kannst du natürlich weitere Königinnen zu deiner Kolonie hinzufügen, da M. rubra polygyn ist. Allerdings in einem Stück Holz zu wohnen, dazu bekommst du M. rubra nicht.


    Es sei zu bemerkten, dass M. rubra relativ schmerzhaft stechen kann. Bei manchen kann das dann anschwellen und wieder andere merken garnichts.

  • Also dir als Einsteiger würde ich absolut nicht zu einem reinen Erdnest (= Aquarium mit Sand befüllen) raten, da gerade die Nestbeobachtung mit das interessanteste ist, was du dann gar nicht zu Gesicht bekommst. Natürlich wirst du auch Gänge sehen, welche an der Scheibe direkt entlang verlaufen, aber dort werden sicherlich nur vereinzelt Arbeiter zu sehen sein (keine Brut und keine Königin). Zu dem kommt das Problem "Winterruhe", welche gerade bei einem Erdnest fatale Folgen haben kann, denn es muss das komplette Nest hin und her getragen werden. Ein zu 3/4 mit feuchtem Sand befülltes 60x30x30cm Aquarium würde ich mit auf ca. 30kg tippen, welches dann ohne großes Schütteln bis in den Keller bzw. Dachboden, Garage, Schuppen etc. transportiert werden muss.
    Daher lieber eine Ameisenfarm oder ggf. ein Gips- bzw. Ytongnest verwenden. Gips- und Ytongnester kann jeder ganz simpel und sehr kostengünstig selber bauen, was natürlich mit etwas Staub/Dreck verbunden ist. Ameisenfarmen lassen sich natürlich auch bauen, aber im Vergleich doch etwas anspruchsvoller bei der Anfertigung. Eine Ameisenfarm sollte für die ersten zwei Jahre jedoch ausreichen, bis dahin kann man immernoch planen wie es weitergehen soll.


    Würde einem Einsteiger auch gar nicht zu Myrmica rubra oder einer anderen Art der Myrmica raten, da diese verhältnismäßig hohe Ansprüche an Feuchtigkeit aufweisen. Wenn es die Art doch sein sollte (weil sie einem gefällt), dann würde ich eher auch zur Ameisenfarm raten, da man dort die Feuchtigkeit leichter erkennt, als bei Gips- oder Ytongnestern. Eine Alternative biete ich nicht an, nachdem ich Myrmica rubra eher nicht empfehlen kann, denn ein Halter sollte sich seine Ameisen selber aussuchen, welche er dann je nach entsprechendem Aufwand halten darf (vorher immer genausten über die Bedürfnisse informieren).

  • Vielen Dank schonmal für die Infos und Tipps.


    Formica cinerea hört sich auch gut an.
    Aber eigentlich, je nach Beschaffungsmöglichkeit wäre auch für mich Lasius niger eine Option (wahrscheinlich der Klassiker)


    Nochmal zum Nest
    Ich würde dann wohl eine Farm bevorzugen.
    Hierzu eine kleine Frage an langjährige Halter: Wie viele Farmen sind denn bei euch im Einsatz?


    Und wenn meine Ameisen einziehen wie kann ich sie davon überzeugen nicht in der Arena zu siedeln sondern in der Farm?
    Ich Frage da ich mit der Idee spiele die Arena zu bepflanzen.


    Vielen Dank nochmal

    • Offizieller Beitrag

    Heyo Piet,


    denke ich kann dich beruhigen. Eine Standard-Ameisenfarm ca. 20x30x1,5 cm reicht durchaus einige Zeit, je nachdem wie gut die Kolonie wächst würde ich sagen min. 2 Jahre. Der Platzbedarf von Ameisen wird meistens maßlos überschätzt (ich beziehe diese Aussage auf den Nestbereich). Gerade da Farmen ja ohnehin so schlank gebaut sind, kann man auch Problemlos anbauen und mehrere nebeneinander stellen, ohne Platzprobleme zu bekommen. Eine solche Farm mit oben genannten Ausmaßen beherbergte bei mir eine 300-400 Arbeiterinnen starke Messer-Kolonie und es war immer noch mehr als ausreichend Platz. Die Kolonie war damals ca. 2,5 Jahre alt (hatte sie von einem anderen Halter übernommen).


    Was das Problem angeht, dass die Ameisen nicht in die Arena ziehen sollen: Das lässt sich bei einer Bepflanzung leider nicht vollkommen ausschließen, da Ameisen sehr gerne an feuchten Stellen (und du musst ja gießen…) graben.


    Sicherlich ist es da sinnvoll, die Ameisen erstmal nur an die Farm heranzulassen bzw. das Reagenzglas in dem sie geliefert werden in die Farm zu legen (falls es hineinpasst) oder aber, falls das RG zu groß ist, dieses mittels Schlauch an die Farm anschließt. Die Ameisen werden alsbald beginnen zu graben (bei Lasius niger nicht zwingend, da diese verdammt nesttreu sind und ungern ausziehen, außer man zwingt sie…). Nach einigen Tagen Grabeaktivität wird für gewöhnlich die Kolonie bereits komplett oder wenigstens teilweise in die Farm umgezogen sein. Nun kann man auch die Arena anschließen. Es ist relativ unwahrscheinlich, dass die Ameisen sofort wieder einen neuen Neststandort suchen.


    Anschließend muss man lediglich die Farm immer schön attraktiv halten. Ameisen ziehen normalerweise nur um, wenn ein anderer Standort ihnen bessere Bedingungen verspricht. Sprich: Läuft die Farm richtig (nicht zu nass, nicht zu trocken, ggf. schön warm) wird auch der Feuchtigkeitsbereich bei den Pflanzen nicht so attraktiv sein. Gerade bei Polygonen Kolonien kann es aber auch immer passieren, dass ein Teil der Kolonie ein Zweignest bildet und dann eben doch mit einem Teil der Brut umzieht, während der Rest der Kolonie im Ursprungsnest bleibt.

    • Offizieller Beitrag

    Nun, das kommt eher auf deine Vorlieben an und wie du die Haltung beginnen willst, sprich: Selbst fangen oder Königin/Kolonie über Shop oder privat kaufen.


    Angenommen der Fall, dass eine Königin aus freier Natur bei den Schwarmflügen gefangen wird, findet dies im Spätsommer statt, also bei Lasius niger z.B. ca. August/September, je nach Art aber frühestens Ende April, wenn die Witterung gut war. Ende Oktober beginnt die Winterruhe. Im Normalfall sollte die Königin es bis dahin geschafft haben, erste Arbeiterinnen zu produzieren (die sog. Pygmäen, die deutlich kleiner sind als normale Arbeiterinnen, sich deshalb aber auch besonders schnell entwickeln).
    Es wird dann also bis zur Winterruhe die Gründung stattfinden, wo man außer einer herumlungernden Gyne, die Brutpflege betreibt nicht viel erleben wird (soll nicht zu negativ klingen, es hat auch etwas...). Diesen ganzen Vorgang kann man als Halter ohnehin nicht großartig beeinflussen. Die Gründung findet bald nach dem Schwarmflug (wenige Stunden bis Tage) statt und geht dann eben seinen gang. Danach wird die Kolonie in die Winterruhe geschickt und im nächsten Jahr ab März geht´s richtig los.


    Bei einer gekauften Gyne wird das nicht großartig anders laufen, da diese natürlich ebenfalls saisonal nach den Schwarmflügen wieder angeboten werden.


    Bei einer gekauften Kolonie hingegen ist natürlich je nach Größe gleich was los und hier kann man den Einstieg freier wählen. Sinnvollerweise hat man noch ein paar Wochen bis Monate etwas von der Kolonie, bevor die Winterruhe los geht. Je früher, desto besser also, natürlich nach ausreichender Zeit, sich zu informieren und einzulesen ins Thema.

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