Camponotus ligniperdus sterben!

  • Hi an alle Meisen-Liebhaber.


    Ich habe mir vor 1 woche eine Kolonie Camponotus ligniperdus zugelegt von Antstore mit 1 Gyne und 12 Arbeiterinnen, wobei eine den Transport nicht überlebte :[. Nun ja kann ja mal passieren.
    Anfangs lief alles ganzu gut bis mir gestern früh aufgefallen ist dass 2 von den Meisen wie von der Hornisse gestochen durch die Arena düsen.
    Also ab ins Forum und durch die Beiträge gewühlt.


    Jetzt habe ich nur das Problem das ich es nicht genau sagen kann, was los ist...


    Ich biete ihnen Honig, Wasser sowie eine Fliege an also dass es ihnen an etwas fehlt und sie sich zu tode suchen schließe ich mal aus.
    Fliege wird jeden Tag getauscht, Honig und Wasser nur alle 2-3 Tage.


    Vibrationen oder andere Störgeräusche kam mir dann in den Sinn wobei dann wäre ja die Ganze Kolonie betroffen und nicht nur 2 oder?
    Zur Zeit steht die Arena auf einem Fensterbrett und die Farm auf einem Schrank gleich daneben also nicht im direkten Sonnenlicht.
    Hin und wieder geht jemand da vorbei allerdings merkt man nicht das die Gyne oder Arbeiterinnen darauf reagieren.


    Dann habe ich gelesen dass wenn Ameisen spüren dass es mit ihnen zu Ende geht (aus Alterschwäche oder so) sie versuchen soweit wie möglich von dem Nest zu laufen.
    Allerdings sind es nun nicht mehr 2 sondern 3 die dieses Verhalten haben und das 3 gleichzeitig an alterschwäche sterben halte ich doch für nicht ganz wahrscheinlich.


    Für den Auslauf habe ich ein 75cm langer Schlauch sowie eine Arena mit Steinen, Ästen und einem hohlen Stamm.
    Die Arena ist 30x20x20 und es herscht so um die 60-70% Luftfeuchtigkeit bei 25-30°C
    Als Nest kommt eine Farm mit 30x6x20 zum Einsatz die mit einer Sand-Lehm Mischung gefüllt ist.


    Nun weiß ich einfach nicht mehr woran es noch liegen kann...
    Heute Mittag habe ich die beiden Meisen von gestern tot in der Arena gefunden :cry2:
    und eine weitere beginnt nun auch damit.


    Freue mich über jeden Verbesserungsvorschlag damit ich das Meisen sterben so schnell wie möglich beendet kann.


    Lg Roboman

  • Pygmäen sterben normalerweise noch nicht so früh, daher wird es keine Altersschwäche sein.


    Halte die Temperatur erst mal nur um die 18-22°C, denn das sind eher realistische Werte mit denen die Ameisen zu tun haben. In der Natur können die auch mal einer Hitzewelle von 30°C locker überstehen, denn sie können sich dagegen in kühlere Regionen graben (was in der Haltung nicht klappt)! Ist es denn ein Fenster, welches in Richtung Norden zeigt und du dir sicher sein kannst dass niemals die Sonne hinein strahlt?! Man sollte generell die Sonne meiden, da sie in Glaskästen (= Formicarien) enorm die Temperatur in die Höhe treiben kann.


    Ansonsten kann ich nichts aus deinem Text herauslesen, daher wäre vielleicht ein Foto hilfreich

  • So erstmals vielen danke für die schnellen Antworten.


    Wie gewünscht einige Bilder meines Formicarium :smiling_face:


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    Heute haben sich die Ameisne wieder etwas beruhigt, 2 Ameisen laufen zielgerichtet in der Arena und nicht wie die anderen zuvor.
    Was auch immer mit denen los war.

  • Hallo nochmal


    Ein etwas traurigeres Update zur meiner Kolonie.
    Ich war die letzten 3 Tage nicht zu Hause und Heute musste ich entsetzt festellen das weitere Ameisen gestorben sind :cry2:
    Da ich gewusst habe dass ich nun etwas länger weg bin habe ich ihnen etwas mehr Honig und Wasser als sonst in die Futterschüssel gegeben +1 Mehlwurm.


    Die Temperatur beträgt nun auch durschnittlich um die 25°C.
    Weniger ist derzeit kaum möglich da es einfach zu heiß ist.


    Mir ist aufgefallen bevor ich diesen Samstag weggefahren bin das eine Ameise wieder wie wild rumläuft.
    Dann habe ich mir die gute mal zur Brust genommen und sie mit Wasser Honig und einem Mehlwurm in eine kleine Box gesetzt um zu sehen ob sie etwas sucht und vl nicht findet. Doch hat sie alles gekonnt ignoriert bis ich durch zufall den Honig mit Wasser gemischt habe danach hatte sie davon getrunken. Worauf hin ich ihnen Honig mit Wasser gemischt angeboten habe.


    Kurze Frage nebenbei finden die Ameisen eigentlich ihre Nahrung eher durch zufall oder wie genau funktioniert das?


    Auf den Tipp mit den Schadstoffen habe ich mich entschlossen die Erde (Komposterde um genau zu sein) mit normaler Gartenerde zu tauschen und habe auch alle Pflanzen sicherheitshalber rausgeschmissen.


    Für weitere Tipps wäre ich sehr Dankbar!!!

  • Das sind aber eigentlich anzeichen, dass sie wirklich älter sind, bei meinen 80 Tieren sterben nun auch 4,5 Pygmäen. Mit 12 Tieren kann das nicht sein, eigentlich, so kann man aber auch vermuten, dass gepusht wurde. Das kann ich mir schon wieder kaum vorstellen, denn wer pusht bei 12 Tieren? Kannst du erkennen wie groß die Arbeiterinnen sind und ob du erkennst ob es Pygmäen sind? So würde ich aber auch gucken, ob alles in Ordnung ist, also Honig da, WASSER da, Proteine hast du ja angeboten und das es nicht zu warm ist, also eben max die normale Außentemperatur. Weiterhin hoffe ich, dass du sie nicht zu oft stresst, also sie nicht immer wieder 2-6 mal am Tag gestört werden und ihr Nest abgedunkelt ist. Es kann auch sein, dass ihnen das Rg zu klein ist aber der Boden zu trocken und sie deswegen Probleme mit dem Nest haben. Also am besten alle optimal machen ;). Das allerletzte, welches ich eher bezweifle ist ein genetischer Defekt (eigentlich kaum möglich).

  • Hallo Roboman, hallo Forum


    ich hatte mit meinen Camponotus ligniperdus genau das selbe Problem. Damals habe ich mich darauf durch sämtliche Foren gelesen um den Grund für das unerklärlich Sterben ausfindig zu machen. Ergebnislos!


    Bei mir lag es meiner Meinung nach (unteranderem bei einer Kolonie) am schlechten Transport den die Kleinen durch machen mussten um zu mir zu kommen. Das RG war von Antstore so schlecht verpackt das es im Karton hin und her rollen konnte. Fast wär mir sogar die Queen deswegen drauf gegangen denn sie hat 2 Wochen (absolut regungslos) gebraucht um sich davon zu erholen. Mittlerweile scheinen mir die Kleinen verziehen zu haben und verhalten sich normal.


    Aber zurück zum Thema.


    Wie ich während ich viele Foren durchsucht habe, feststellen musste scheint dieses Problem immer wieder aufzutreten, gerade bei C. ligniperdus und anderen europ. Camponotus.
    Ich lehne mich jetzt einfach mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte das die Zucht daran eine Mitschuld trägt. Dar sich diese Kolonien nur langsam entwickeln (aber gerne mit ein paar Arbeiterinnen gekauft werden) werden sie höchst wahrscheinlich gepusht oder es wird anders getrickst.
    Warum ich glaube diese Behauptung aufstellen zu können?
    Ich habe zwei Kolonien mit Arbeiterinnen erworben bei denen beide dieses Problem auftrat.
    Bei einer Kolonie jedoch, die ich ohne Worker gekauft habe, sind solche Situationen nie aufgetreten.
    Klar sterben die ersten Pygmäen früher, aber so schnell? So viele auf einmal? Bei meinem Volk mit Gründungsphase war das nie der Fall, nicht in dem Ausmaß.
    Jetzt kann man noch Mutmaßen das die Pygmäen vielleicht einfach nur unfähig sind den Transportstreß zu verkraften. Meiner Meinung nach ist das nicht der Fall, nicht jede Kolonie (die mit Pygmäen verkauft wird) trägt dieses Phänomen in sich. Nicht alle frischen Ameinenbesitzer klagen über dieses Problem.


    Ich kann hier nur meine eigenen Erfahrungen schildern. Möchte aber damit jedem raten Camponotus ohne Arbeiterinnen zu bestellen.
    Um zum einen die Ameisenhaltung mit Gründungsphase zu erleben, welche wirklich sehr schön sein kann und zum anderen die Zucht und den Markt nicht dahin zu erziehen das immer mehr getrickst werden muss um die Nachfrage zu befriedigen.
    Vielleicht ist dies ja ein kleiner Denkanstoß an die, die das lesen.


    Ansonsten könnt ihr mich auch gerne für verrückt erklären :lol:
    Ich glaube fast aus dem was ich aus deinen Beiträgen lesen konnte Roboman das du keinen großen Fehler gemacht hast :winking_face:


    Sry hab den Kram mit dem IPad geschrieben.....


    Gruß Bojan

    • Offizieller Beitrag

    Heyo ihr,


    ein ganz anderer Gedankenansatz: Mag sein, dass bei manchen Shops und Privatverkäufern getrickst wird, gerade was Pushing angeht. Das ist ja auch an und für sich relativ problemlos möglich. Und fällt auch nur auf, wenn die erste Brutfolge plötzlich schon Mediaarbeiterinnen hervorbringt - was schlicht und einfach nicht sein kann. Gerade bei großen Camponotus-Arten ist es schnell offensichtlich, wenn Pushing stattfand. Denn die Königin füttert ihre Larven nicht anders an, nur weil sie in einem Reagenzglas steckt. Sprich: Wie in freier Natur muss sie schleunigst gründen, die Körperreserven sind irgendwo begrenz und mögen vielleicht eine misslungene Gründung noch ausgleichen bei einem zweiten Versuch, viel mehr ist dann aber auch nicht drin. Gerade, da die Gyne auch von der Futtergabe durch Arbeiterinnen angewiesen ist (Enzymgabe usw.).
    Die Bildung von Pygmäen gewährleistet dabei ja eine möglichst schnell Entwicklung - und die Arbeiterinnen können dann auf Nahrungssuche gehen. Normal gewachsene Minorarbeiterinnen dürften dabei schon selten sein, Mediaarbeiterinnen gar nicht vorhanden sein. Aber natürlich gab es Fälle, bei denen "Gründerkolonien" schon Mediaarbeiterinnen hatten... das gibt dann zu denken. Und wäre wohl die offensichtlichste Art und Weise, wie man merkt, dass "getrickst" wurde.


    Dass Pygmäen dabei deutlich kurzlebiger sind als "reguläre" Arbeiterinnen ist hinlänglich bekannt. Meine persönlichen Erfahrungen sind dabei, dass die Pygmäen es gerade noch so schaffen einen Teil der zweiten Brutfolge zum Schlupf zu bringen und dann eine nach der anderen absterben. Die frühesten Todesfälle von Pygmäen begannen bei mir nach schon ca. 4 Wochen, spätestens aber nach 6 Monaten. Das lässt sich bei den kleinen Kolonien ja auch gut nachvollziehen. Gründerkolonien von Camponotus ligniperdus und Camponotus herculeanus gehen mEn mit je nach Kolonie 8-15 Arbeiterinnen, manchmal vllt auch mehr wenn es wirklich gut ging, in die erste Winterruhe, davon der Großteil Pygmäen.


    Die Haltungsmethoden in den Shops können dabei naturgemäß auch eine Rolle spielen, dass Arbeiterinnen früher sterben als gedacht. Dabei will ich am Rande kurz anmerken, dass der Begriff "Zucht" etwas anderes ist - Zucht ist die Verpaarung von Geschlechtstieren, die sich schon in Haltung befinden zur Gründung einer neuen Kolonie. Dem gegenüber steht der Wildfang von Gynen im Schwarmflug aus der freien Natur. Und letzteres ist auch, was in den allermeisten Fällen stattfindet. Zucht ist bei Ameisen insofern schwierig, als dass der sexuelle Akt eben bei den meisten Arten in luftigen Höhen stattfindet - und man diesen Schwarmflug eben nicht einfach simulieren kann. Das ist der Grund, wieso wir auf Wildfänge angewiesen sind. Wie gesagt, das nur nebenbei, da der Begriff "Zucht" oft falsch gebraucht wird. 95% der Halter haben mit einer Zucht nie etwas zu schaffen gehabt, vom Rest dürften die meisten daran gescheitert sein eine Verpaarung am Boden herbeizuführen (hier sind Inzuchtversuche recht beliebt).


    Back to Topic: Ich glaube ich muss einen kurzen Einblick geben, wie Shops funktionieren. Ein Shop muss möglichst ganzjährig seine "Ware" anbieten, hat dabei in unserem Bereich aber wie beschrieben das Problem, dass Nachschub nur dann stattfindet, wenn wieder Schwarmflugzeit der entsprechenden Art ist. Der Händler deckt sich dann also mit möglichst vielen Tieren ein um einen Vertrieb auch über das Jahr zu gewährleisten. Nun möchte aber kaum ein Halter eine Kolonie mit dutzenden, wenn nicht gar hunderten Tieren kaufen, sondern meist eher klein anfangen.


    Das Problem: Wie kann der Händler gewährleisten, ganzjährig kleine Kolonien oder gar Gründerköniginnen anzubieten? Diese müssten sich ja normalerweise einfach entwickeln und größer werden, bis sich endlich ein Käufer findet.
    Und das ist eben der entscheidende Punkt. Die Entwicklung muss irgendwie gehemmt werden, um die Kolonien künstlich klein zu halten, bis diese verkauft werden. Bei einem Teil der Kolonien dürfte das bedeuten: Niedrige Temperaturen, geringe Futtergabe - das dürften dabei die Hauptfaktoren sein. Aber freilich hält das die Uhr nicht an. Die Pygmäen haben ihre normale Lebensdauer, leben vielleicht unter künstlich erschwerten Bedingungen und werden dann schwupps in ein neues Heim verfrachtet - von kühler Umgebung in ein überhitztes Zimmer (ist ja Sommer), das Nahrungsangebot steigt sprunghaft, dazu gibt es eine komplett neue Umgebung, die den Ameisen erstmal unbekannt ist und unter einem gewissen Stress erkundet werden muss.


    Vorstellbar, dass der Tod dann eben recht schnell eintritt, wenn die Arbeiterinnen vielleicht eben schon ein halbes Jahr alt oder noch älter sind (für den Halter sieht es aus wie frisch gegründet, da nur wenige Tiere vorhanden sind, aber er weiß de facto nicht, wie alt die Kolonie wirklich ist).


    Es ist meine Theorie dazu, dass das eine Rolle spielen dürfte - dass die Arbeiterinnen eben oft älter sind als gedacht und dann flugs verscheiden. Während sich die Kolonie, deren Gründerkönigin man eben vllt selbst gefangen hat oder frisch aus dem Schwarmflug erhielt sich ganz normal entwickeln darf - und damit auch die kurze Lebensdauer der Pygmäen komplett ausschöpfen kann wird also ggf. ein Teil der Lebenszeit mit der Aufbewahrung der Tiere bis zum Verkauf verbraucht.

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

  • Hallo ice_trey,


    vielen Dank für diesen umfangreichen Einblick den du mir gewährt hast. Wahrlich scheinen die Shops unter großem Zugzwang zu stehen kleine Kolonien ganzjährig anbieten zu können und müssen daher ihre eigenen kleinen "tricks" anwenden um die Nachfrage decken zu können. Klingt logisch schließlich zählt der Umsatz.


    Das Wort Zucht wurde von mir offensichtlich im falschen Zusammenhang verwendet, dies geschah aus Unwissenheit :klopf:
    Nochmal danke für deine ausführliche Erläuterung und großes Lob für euer schönes Forum :grinning_squinting_face:

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