Überleben sichern + andere Fragen

Heyo Chaiiin,

willkommen in unserer kleinen Community. Viele Fragen, Antworten sollst du ausreichend erhalten, keine Sorge. Vorweg kann ich dich schonmal beruhigen - Ameisen sind hart im Nehmen und ein paar Wochen Fehlzeit schaden einer gut angefütterten Kolonie nicht.

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Ich frage mich nur, was das für 44 Artikel sein sollen, klingt ganz schön massiv. Wäre mal interessant zu hören, was das alles ist und ob a wirklich nötig ist.

2) Bei Bedarf auch mehrere Jahre. Ehrlich - die Ameisen finden das vielleicht nicht so cool und wollen dauernd ausbrechen (zerreißen also die Watte die den Eingang verschließt), aber prinzipiell können sie nichts dagegen tun. Bevor meine Ameisen eine Arena spendiert bekommen oder ein größeres Nest verbringen sie im Normalfall wenigstens ein Jahr im Reagenzglas. Aber das ist was persönliches von mir, einfach weil´s praktisch ist.
Wasser haben sie da drin ja ohnehin (Wassertank), Nahrung kann man auch gut zuführen (Honig mittels Spritze mit Nadel, Insekten einfach schnell reinstecken). Die Fütterung im RG (bzw. im Nest generell) ist zwar aufgrund der Schimmelbildung des Abfalls hinterher (Insektenteile, Honigreste, usw.) sicher nicht das A & O, lässt sich aber natürlich bei Bedarf durchziehen, wenn man z.B. gerade ein Formicarium neu gestaltet usw.

3) Wasser ist ja im Wassertank vorhanden, wenn du die Ameisen einmal gut anfütterst kommen die auch mal ein paar Wochen ohne Nahrung aus. Die meisten Arten, darunter auch Camponotus ligniperdus, haben einen Kropf, in dem sie Nahrung speichern und bei Bedarf auch für andere Arbeiterinnen und die Brut wieder hervor würgen können. Ein guter Indikator, wie gut die Ameisen im Futter sind, ist die Größe der Gastern (die Gaster= der Hinterleib). Wenn die Ameisen einen gut gefüllten Kropf aufweisen, so dehnt sich die Gaster, die Chitinplatten schieben sich auseinander und man sieht das helle Verbindungshäutchen darunter. Der Ameisenhintern sieht also etwas "gestreift" und dick aus. In dem Zustand können de Arbeiterinnen bei Bedarf verdammt lange von ihren Vorräten zehren und in freier Natur auch Zeiten der Hungersnot überstehen.

4) Sehr unterschiedlich. Die Ameisen graben einfach so wie sie es für richtig halten. Es gibt dabei auch nicht den Zustand der "fertigen" Farm. Am Anfang werden es nur wenige Gänge und Kammern sein, später immer mehr, alte werden vielleicht wieder zugebaut, usw., alles ist also stetig im Wandel

5) Das werden sie so oder so tun. Camponotus ligniperdus folgt einem sogenannten endogenen Rhythmus, das heißt, sie entscheiden eigenständig und sogar komplett temperaturunabhängig (also auch wenn es warm ist), wann sie die Winterruhe starten. Camponotus ligniperdus zieht sich dabei sehr stark ins Nest zurück, verschließt den Nesteingang nach Möglichkeit und senkt die Außenaktivität so auf Null. Du wirst das selbst feststellen, da würde ich mir keine Sorgen machen
Ansonsten lassen sich einzelne Arbeiterinnen natürlich auch jederzeit einsammeln (per Pinzette) und in die Farm verfrachten.

6) Der Deckel ist natürlich abnehmbar, ansonsten hättest du ein großes Problem, das Substrat einzufüllen oder bei Bedarf zu entfernen, geschweigedenn Müll wegzumachen etc.
Den Deckel solltest du dabei geschlossen halten, denn man verwendet in einer Farm keinen weiteren Ausbruchsschutz (da es dort sehr feucht ist und jeder Ausbruchsschutz schnell marode und unsicher werden würde). Wenn du also nicht willst, dass die Ameisen auch munter draußen im Zimmer herumlaufen besser den Deckel an Ort und Stelle lassen. Bei Bedarf kann man den natürlich kurz mal abnehmen, aber je mehr Ameisen die Kolonie hat, desto lästiger wird der Vorgang - da immer einige Arbeiterinnen nach draußen laufen werden.
Sinnvollerweise verwendet man einen der Anschlussstutzen der Farm um dort den Bewässerungsschlauch durchzuführen - dann muss man den Deckel zum Wässern auch nicht mehr abnehmen. Denk dran, den Schlauch innen mit Watte zuzustopfen, da die Ameisen sonst auch gerne dort hineinlaufen (und du sie beim Wässern flutest ;))

7) Das kann leider immer passieren, sofern die Schicht zu dick ist und gerade, wenn man Pflanzen in der Arena hat oder den Boden anderweitig bewässert. Ich bin daher persönlich ein Fan von lediglich 1 cm hohen Sandböden, die ich auch niemals anfeuchte. Ein Graben wird da nicht stattfinden im Normalfall, jedenfalls kein besonders sinnvolles.

8 ) Wie oben beschrieben - sie versuchen es oft und du kannst es ihnen nur erschweren. Indem du die Kiesschicht dünn hältst, vermeidest du, dass die Ameisen überhaupt sowas wie Gänge oder Kammern ungewollt anlegen können. Wenn sie schon nach einem knappen Zentimeter auf den Glasboden stoßen, ist das Unternehmen für sie jedenfalls witzlos und für dich stressfrei. Es ist also kein Drama, wenn die Ameisen in der Arena graben - ein vollkommen natürliches Verhalten - aber man sollte es eben so gestalten, dass die Ameisen keine Dummheiten machen (sie wissen ja nicht, dass es eine sehr fragile und einsturzgefährdete Geschichte ist). Du brauchst natürlich keinen Lehm in der Arena.

9) Naja, wenige Kilo bis Zentner, je nachdem ob man am Ende auch weitere Becken anbaut usw.
Weiß ja nicht, was du da so vor hattest, aber ein 30 x 40 cm Becken mit Inhalt kann man sehr leicht tragen, aber manch ein Halter nutzt auch riesige 1,20 x 1m Becken und die kann man dann wohl nur noch zu zweit transportieren. Ich denke man greift im Normalfall erstmal zu was kleinerem, und solange du das nicht komplett mit Beton oder Eisen ausfüllst, sollte es zu schaffen sein
Jedenfalls stimme ich da Mr. Smooth zu: Eher mal kleiner anfangen und bei Bedarf anbauen

10) De facto nicht. Camponotus ligniperdus ist eine monogyne Art. Sprich, eine Gyne (Königin). Mehr gibts nicht. Die kann dafür auch mal 20 Jahre alt werden. Der Rekord einer Königin (bei Lasius niger) im Labor liegt bei 28,5 Jahren. Schon stattlich für ein Insekt.
Nur bei polygynen oder oligogynen Arten mit mehreren Königinnen kann es zu einer "Vertretung" kommen. So oder so: Bevor die Königin stirbt, erfahrungsgemäß, gibt man die Kolonie oft schon wieder auf. Oder, was ebenso wahrscheinlich ist, sie stirbt weitaus früher. Haltungsfehler, Parasiten, Krankheiten, genetische Defekte - die Batterie an möglichen Todesursachen ist lang. Eine gesunde und gut gehaltene Königin wird aber wie gesagt viele Jährchen mitmachen und dabei kontinuierlich für Nachschub sorgen. Irgendwann auch für neue Geschlechtstiere (die geflügelten Jungköniginnen und Männchen), aber die wolleneine eigene Kolonie gründen, schwärmen also zum Hochzeitsflug aus (bzw. in deinem Aquarium eher nicht, aus Platzmangel ;)), sie werden aber nicht von der Heimatkolonie adoptiert.

Hoffe das hilft dir erstmal weiter

Dieses Wiesenzeug hab ich noch nie gesehen, denke nicht, dass man das überhaupt braucht. Normal in der farm ist eben die Seramisschicht ganz unten und darauf dann das Sand-Lehm-Gemisch bis zur Hälfte der Farm aufgefüllt. Darüber einfach leer lassen, denn die Ameisen werfen ja auch Haufen auf und die brauchen Platz.

Das Gefrierzeug wird sehr unterschiedlich angenommen. Frische Insekten sind sicherlich wertiger. Man kann natürlich z.B. auch Fruchtfliegen, Heimchen, Grillen, Mehlwürmer usw. im Zoofachhandel holen. Da bitte nur darauf achten, dass diese nicht vermilbt sind. Milben können bei Ameisen auch als Parasiten auftreten. Lösung: Packung ansehen - wenn man kleine weiße Pünktchen herumlaufen sieht nicht kaufen. Naturfänge sind im Normalfall milbenfrei. Man kann die Futterinsekten auch jederzeit überbrühen, um Parasiten abzutöten (einfach kurz in frisch gekochtes Wasser tauchen, ist auch ein schneller Tod)

Nur Honig füttern geht natürlich auf Dauer eh nicht. Die Imagines ("fertige", adulte Ameisen) ernähren sich vorrangig davon, da es stark kohlenhydrathaltig ist. Die Larven hingegen brauchen zum Wachsen unbedingt proteinhaltige Nahrung, sei es nun Insektennahrung, Hackfleisch, Ei oder sonstwas. Insekten sollten hier Standardnahrung sein, für Menschen aufbereitete Nahrung ist nicht sinnvoll (also keine Wurst usw. da diese gesalzen ist und oft auch diverse Zusatzstoffe enthält). Eine abwechslungsreiche Ernährung ist btw auch bei Ameisen sinnvoll. Statt Honig mal süße Früchte, statt immer den selben Insekten mal variieren, so erhält man einen anständige Nährstoffzufuhr.

Beim Honig sind sie btw nicht wählerisch. Eine Faustregel ist höchstens: Je flüssiger desto beliebter tendenziell (da Flüssignahrung leichter aufgenommen werden kann), ansonsten ist es egal ob Waldhonig, Blütenhonig, Akazienhonig oder sonstwas.

Da die Farm ja mit einem Sand-Lehm-Gemisch befüllt ist, bleiben die Gänge und Kammern ziemlich stabil. Habe da die Erfahrung gemacht (bei einem leeren Nest ;)), dass selbst Schütteln der Farm daran nichts ändert. Der Lehmanteil sollte dann aber wenigstens 1/3 sein, was bei den 2:1 Mischungen ja der Fall ist.
Der Lehmanteil bei dem Wiesengrund wird vermutlich niedriger sein.

Die RGs sind entweder mit Watte oder einem Gummistopfen verschlossen. Ameisen verbrauchen wenig Sauerstoff, da Watte atmungsaktiv ist, gibt es hier ohnehin keine Probleme. Aber selbst bei einem Gummistopfen dürfte es ein Weilchen dauern, bis überhaupt mal der CO2-Anteil soweit steigt, dass es für die Ameisen unangenehm ist. Sagen wir mal: Seit Beginn meiner Ameisenhalterzeit im Oktober 2006 habe ich noch kein einziges Mal von Problemen im Sinne von Sauerstoffmangel gehört. Natürlich gibt es ggf. andere Probleme - es gibt Arten, die beim Transport derart gestresst sind, dass sie Unmengen an Ameisensäure verspritzen und sich damit dann selbst vergiften.

Wenn du eine Tupperdose erstmal als Behelfsformicarium nehmen willst, musst du dieses natürlich trotzdem mit einer Ausbruchssicherung ausstatten oder mit einem dicht schließenden Deckel. Ameisen laufen auch an Glas kopfüber rum, wären also flugs entwischt, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt.

Müllentsorgung, das ist immer so ein Thema. es ist etwas unterschiedlich, je nach Kolonie. Im Normalfall entsorgen Ameisen ihren Müll etwas entfernt vom Nest, um Krankheitserregern keine Chance zu geben. Allerdings kann es in der Haltung dazu kommen, dass die Ameisen ihre Umgebung anders wahrnehmen, als wie der Halter sich das gedacht hatte. Große Kammern in einem Ytongnest zum Beispiel werden schnell als Bereich außerhalb des Nests gesehen (und der Müll dann dort abgelagert), Schlauchverbindungen werden gerne mal als Teil des Nests missbraucht, natürlich kann es auch passieren, dass Müll einfach mit dem aufgeworfenen Substrat irgendwo in der Farm gammelt. Einfach entfernen und gut ist. Im Optimalfall tragen die Ameisen das aber aus der Farm raus, oft sogar auf Abfallhaufen in einer Formicarienecke.

Was Heimchen angeht würde ich nach Möglichkeit immer möglichst klein anfangen (also Micro), denn die wachsen schon von allein gut. So oder so sollte man den Heimchen bessere Lebensbedingungen anbieten, als die dumme Transportbox. Die sind im Handel oft sehr ausgehungert und knapp vorm Verdursten. Saftiges Gemüse wie Karotten, Gurke, Salat usw. schafft Abhilfe. Es gibt Heimchenboxen zu kaufen, habe da aber die Erfahrung gemacht, dass selbst mittelgroße Heimchen sich noch durch die Lüftungsschlitze drücken können (seeehr sinnvoll). Einfach was überlegen. Gerade kleine Kolonien brauchen aber eben nicht die massiven Futtermengen. Ein Microheimchen alle paar Tage reicht.

Zitat von Rbn

Du kannst, um die Tiere Kampfunfähig zu machen, den Kopf der Heimchen etwas *hust* demolieren (um nicht zu sagen zerquetschen). So zappeln sie normalerweise noch, können aber deinen Tieren nix tun. Andernfalls könnte das Heimchen auch das ein oder andere Kolatteralopfer fordern....

Möchte an der Stelle nicht unerwähnt lassen, dass es humaner wäre, die Heimchen noch weiter zu schädigen, zusätzlich zum Kopf also noch den Thorax (Brustsegment) zu zerquetschen, da dort z.B. das Schlauchherz im Rücken sitzt. Da Insekten ein dezentrales Nervensystem haben (Gangliensystem), und in dem Sinne kein Gehirn, führt das Abtrennen oder das Zerquetschen des Kopfes nicht automatisch zu deren Ableben. Das Zucken kann also noch eine Weile weitergehen. Im Extremfall - und ich habe das ungewollt durch unvorsichtiges Zuschieben meines Formicariums schon 2-3x erlebt, können z.B. auch Ameisen ohne Kopf eine ganze Weile weiterleben, laufen sogar umher, wenn auch sehr unkoordiniert und seltsam "wippend" und langsam. Auch wenn das Schmerzempfinden von Insekten nicht besonders gut erforscht ist und vermutlich schon rein physiologisch anders ausfällt als bei höher entwickelten Tieren, würde ich hier immer den Weg des kürzesten Todes gehen. Sprich: Entweder eben überbrühen, oder eben konsequent physisch schädigen durch zerdrücken (zerschneiden ist oft recht ineffektiv, besonders bei Mehlwürmern).

Zitat von Wikipedia

Obwohl argumentiert wurde, die meisten wirbellosen Tiere würden kein Schmerzempfinden besitzen,[21][22][23] gibt es einige Hinweise darauf, dass Wirbellose, vor allem Krebstiere (z.B. Krabben und Hummer) und Kopffüßer (z.B. Tintenfische), verhaltensbiologische und physiologische Reaktionen aufweisen. Dies weist darauf hin, dass sie möglicherweise die Fähigkeit für eine solche Empfindung besitzen.[24][25][26] Nozizeptoren wurden in Fadenwürmern, Ringelwürmern und Weichtieren entdeckt.[27] Die meisten Insekten besitzen keine Nozizeptoren.[28][29][30] Eine bekannte Ausnahme bildet aber die Fruchtfliege.[31] Bei Wirbeltieren sind es endogene Opioide, welche Schmerz mildern, indem sie mit Opiatrezeptoren interagieren. Opioidpeptide und Opiatrezeptoren sind naturgemäß in Fadenwürmern,[32][33] Weichtieren,[34][35] Insekten[36][37] und Krebstieren vorhanden.[38][39] Das Vorkommen von Opioiden bei Krebstieren wurde dahingehend interpretiert, dass Hummer womöglich die Fähigkeit besitzen, Schmerz zu erleben,[40][41] wenn auch behauptet wurde, dass momentan daraus noch keine Schlussfolgerung gezogen werden könne.[40]

Ein vorgebrachtes Argument dafür, wirbellosen Tieren Schmerzempfinden abzusprechen ist, dass deren Gehirne zu klein sind. Allerdings entspricht die Größe des Gehirns nicht unbedingt der Komplexität.[42] Zudem ist das Gehirn des Kopffüßers im Verhältnis Gehirnmasse zu Körpergewicht genauso groß wie das von Wirbeltieren, kleiner als das von Vögeln und Säugetieren, aber so groß oder größer als das der meisten Fische.[43][44]

Die kann dir nur der Seelenrichter erteilen!!!
Wer oder was auch immer das sein mag...