Hallo Leute,
ich habe am letzten Sonntag einen Spaziergang in unserem Moor unternommen und konnte an den Hügeln der Waldameisen natürlich nicht einfach so vorbeigehen.
Es war ein sehr warmer Tag doch der Wald und das Moor machten die Hitze erträglich. Bei dem Wanderweg gibt es mehrere Waldameisenhügel, die in einem Abstand von 10-15 Meter voneinander entfernt sind.
Die Ameisen waren sehr aktiv und die langen Wanderrouten der Ameisen folgten dem schmalen, mit Tannennadeln und -zapfen übersäten Wanderweg am Moor entlang.
Plötzlich sah ich am Boden zwischen den vielen kleinen Tannenzapfen ein Massaker, nicht weit von solch einem Ameisenhügel entfernt. Der ganze Boden schien in Bewegung zu sein. Bei genauerem Betrachten sah ich zwei Fronten von Ameisen. Auf der einen Seite des schmalen Gehweges die in der Anzahl deutlich überlegenen Waldameisen und auf der anderen Seite die riesigen Imagines der Braunschwarzen Rossameise (Camponotus ligniperdus).
Der Ausgang der Rossameise befand sich unterhalb eines Baumes und es strömten immer neue Ameisen heraus. Es schien fast so, als würden sie sich abwechselnd auf die Waldameisen stürzen.
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Die Waldameisen bildeten mit ihrer Anzahl eine unüberwindbare Mauer, sodass sich keine Rossameise in das Getümmel hinein traute.
Immer wieder sah man eins gegen eins Kämpfe, in denen die Rossameise entweder die Waldameise in zwei Stücke kappte oder in Panik ganz schnell davon lief, wenn sie doch einmal an den Fühlern oder Beinen erwischt wurde.
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Die Waldameisen haben sich auch sehr gut zur Wehr setzen können und hielten teilweise mit 10-15 Individuen einzelne Rossameisen an allen Enden und Kanten fest.
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Die komplette nähere Umgebung roch nach Ameisensäure und man sah immer wieder wie ein dünner feiner Strahl einer Waldameise gleich mehrere Rossameisen in die Flucht schlug.
Einige Rossameisen waren mit Körperteilen oder gar nur noch Köpfen sich in die Beine und Fühler festgebissener und zerhackter Waldameisen unterwegs.
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Die Rossameisen trugen die toten Waldameisen teilweise in den Bau und neue Truppen rückten heraus.
Leider hatte ich nur mein Handy dabei und ich habe damit auch zum ersten Mal Videos gedreht. Entschuldigt deswegen bitte die Qualität der Fotos/Videos.
Mich verwunderte es, dass der Eingang von C. ligniperdus ziemlich unscheinbar aussah. Ich habe in der näheren Umgebung auch keine anderen Ausgänge finden können. Ich schließe daraus, dass die Kolonie nicht sehr groß sein dürfte. Trotz der stark ausgeprägten Polymorphie der Braunschwarzen Rossameise sah man jedoch nur riesige, 15 bis 18mm große Individuen kämpfen. Es war keine einzige Media- oder Minorarbeiterin zu sehen.
Ich habe in meinem Leben noch nie solch riesige einheimische Ameisen gesehen.
Da hat meine C. ligniperdus-Kolonie noch ordentlich Potenzial =)
Kann es sein, dass es sich hierbei um einen taktischen Raubzug von Camponotus ligniperdus handelt?
Wenn ich dort mal wieder unterwegs bin, werde ich natürlich nachschauen was aus dieser Schlacht geworden ist und ggf. berichten. Das wird aber frühestens erst in 2-3 Wochen sein.
Hier ein paar Videos: