Die Weihnachtsrede 2014

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Community,


    welch Glück, dass heute der 2. Weihnachtsfeiertag ist - so kann ich mich herausreden, dass "ja immer noch Weihnachten ist", da ich jetzt am 24. und 25. Dezember derart vollgepackte Tage hatte, dass ich gar nicht dazu kam, meine traditionelle Weihnachtsrede zu schreiben. Zumal es gar nicht so einfach ist, jedes Jahr neue Themen zu finden. Daher verzeihe man mir, dass ich nun einfach spontan drauf los schreibe, ohne zu wissen, wohin mich das führt.


    Heilig Abend war mal wieder grün... und alle, die denken, dass das eine Schande wäre liegen falsch! Im Gegenteil: In der heutigen Zeit des Klimawandels und zunehmender Zerstörung der Natur durch den Menschen ist dies ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz. Wie viele hundert Tonnen Streusalz wurden dieses schon allein in Deutschland eingespart durch angenehm warme Temperaturen bis 15°C - und das im Dezember? :winking_face:
    Nun blicke ich heute nach draußen und sehe 5cm Neuschnee. Welche Enttäuschung! Jetzt, als wir doch alle schon gedacht hatten, wir wären den Winter auf ewig los und könnten zukünftig auch im Dezember zum Badesee und könnten zusätzlich noch ganz nebenbei Heizkosten und damit Erdgas und Öl sparen... Aber immerhin: Am 22. Dezember wurden schon die ersten Ameisen in freier Natur gesichtet, die - munter im Irrglauben, dass der Frühling angebrochen sei - auf Futtersuche gingen. Sind wir also endlich auch die lästige Winterruhe los? Können wir zukünftig die Winterruhe schon nach zwei Monaten wieder abbrechen? Ich denke der ein oder andere hier hätte sicher nichts dagegen, seine Ameisen etwas öfter zu sehen und seinen blassen Teint etwas aufzubessern in der prallen Wintersonne. Man darf gespannt sein, ob das Frühjahr 2015 uns dann mit Tonnen an Schnee überhäuft.



    Leider konnten dieses Jahr nicht alle ein ruhiges Weihnachten im Kreis ihrer Lieben feiern. In Schleswig-Holstein und auch Hamburg bangten viele Bewohner um ihr Hab und Gut, da steigende Wasserpegel zu Überschwemmungen führten und gerade jetzt, in einer Zeit, in der man Ruhe im Kreis der Familie finden wollte, alles ins Gegenteil verkehrte.
    Doch auch wenn wir unseren Blick etwas nach außen wenden, sehen wir überall auf der Welt neue Bedrohungen. Konflikte keimen neu auf, Kriege drohen, es herrschen Misstrauen und Zwietracht - selbst bei uns in Europa, das nun seit über 60 Jahren in einem noch nie dagewesenen Zustand mehr oder weniger im Frieden leben durfte. Der Ukraine-Konflikt, das Gefühl, auf einen neuen kalten Krieg mit Russland zuzusteuern, die angestrebte Totalüberwachung durch Geheimdienste, Angst vor anderen Religionen... es lassen sich selbst spontan sehr viele Themen finden, die uns heute bewegen. 2014 war sicherlich kein Jahr, das man als besonders friedlich bezeichnen konnte und wir können nur hoffen - und selbst dafür einstehen - dass die Konflikte, die dieses Jahr zutage geschwemmt wurden sich nicht in eine reißende Flut verwandeln. Während wir - man muss schon fast sagen "wir Priviligierten" - doch im Großen und Ganzen in Frieden auf dieser Welt sein dürfen, werden anderswo Frauen und Kinder verschleppt, Menschen getötet oder lebenslang psychisch zerstört.


    Da verwundert es, wenn man den Blick wieder ins eigene Land richtet, das so gerne Frieden und Nächstenliebe propagiert, über "die bösen Menschen da draußen" schimpft und dann... ja, sich dann zu Tausenden in unseren großen Städten versammelt und eben jenen den Zutritt verwehren will, die unseren Schutz mehr als dringend bräuchten und verdient hätten. Angst vor Sozialschmarotzern, Angst vor Islamisierung, Angst vor Fremden. Zur selben Zeit singen eben jene Weihnachtslieder, preisen ihre Religion, ihren Glauben, ihre Kultur. Warum ich das so herausstelle? Es ist befremdlich, dass eben jene, die den Schutzsuchenden den Zutritt verwehren auf anderer Seite so auf ihrer christlichen Kultur beharren, die eigentlich auf Nächstenliebe aufbaut, dem Schutz der Schwachen und Bedürftigen. Weiter noch lassen sich Parallelen ziehen, die eben jene Bewegungen, die wir seit einiger Zeit ins unserem Land beobachten dürfen, ad absurdum führen. War die heilige Familie nicht selbst auf der Suche nach Schutz und Unterkunft, wurde aber von den Besitzern der Herbergen schroff abgewiesen? "Es ist kein Platz für euch, geht woanders hin!" hieß es da und heute, in viel größerem Ausmaße hört man exakt dieselben Rufe. Nicht nur bei uns, sondern weltweit. "No way, you will not make Australia home". Australia... das kann man wohl beinahe beliebig mit anderen Ländernamen austauschen.
    Zufrieden können sich all jene zurücklehnen, die eben das fordern: "Bleibt draußen!". Militär, Küstenwachen, meterhohe Mauern und Stacheldraht sorgen an unseren Grenzen ausreichend dafür, dass eben all jene draußen bleiben, die "hier nichts zu suchen" haben und im Zweifel dann eben auf stürmischer See ertrinken oder von den sie umgebenden Konflikten hinweggefegt werden. So what... das passiert ja jeden Tag und niemand hat sie dazu gezwungen, ihr Land zu verlassen... oder?


    "Die sollen erstmal Deutsch lernen bevor die hier rein dürfen!" hörte ich zuletzt im Supermarkt. Eine interessante Theorie - die zynischer nicht sein könnte, ergreifen doch eben jene Menschen mit einem Minimum ihres Eigentums die Flucht vor Bedrohungen, die sie meist nicht selbst zu verschulden haben. Eine wirklich interessante Vorstellung - Familien, die in den Bombentrichtern ihrer ehemaligen Häuser sitzen, Frauen die verschleppt und vergewaltigt wurden und sich in einem letzten Aufbäumen aus den Fängen ihrer Peiniger reißen konnten, Jugendliche, die ihre ganze Familie verloren haben und allein und auf sich gestellt sichere Gestade suchen... und von denen wir dann verlangen "Gefälligst erstmal unsere Sprache zu lernen".


    Gerade jetzt zu Weihnachten sollten wir uns wirklich wieder auf unsere Werte zurückbesinnen, auf denen wir sonst ja so beharren. Und diese lauten nicht Misstrauen, Angst und Ablehnung, sondern Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Aufnahme - und ja, über den eigenen Schatten zu springen.



    Ich wünsche euch von Herzen schöne und friedliche Tage im Kreise eurer Freunde und Familien und würde mich freuen, wenn ihr auch weiterhin Leben in unser kleines Forum bringt.




    Herzliche Grüße,


    euer ice_trey

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

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