Oecophylla smaragdina

  • Eure Meinungen und Tips könnt ihr hier posten.


    Unterfamilie: Formicinae
    Gattung: Oecophylla
    Art: smaragdina
    Lebensraum: Asien, Ozeanien, Nord-Australien
    Winterruhe: keine
    Königin: monogyn
    Gründung: claustral
    Arbeiterinnen: polymorph, Major + Minor
    Koloniestärke: >500.000, Zweignester
    Nahrung: süße Früchte, Honigtau, Pflanzensaft, Insekten


    Die Gattung Oecophylla (Genus F.Smith (1860) beinhaltet zwei Arten: smaragdina (Fabricius 1775) und longinoda (Formica longinoda, Latreille, 1802). Beide Arten sind in mehr oder weniger anerkannte Unterarten geteilt, finden aber praktisch keine Verwendung.


    Beide Arten sind in ihrem Aussehen nahezu identisch. Nur die australische smaragdina hat einen grünen Gaster, alle anderen Arten sind gleichmäßig Karamell - Farben und haben einen leicht durchscheinenden Körper. Die monogynen Königinnen sind dekorative Brocken und bei smaragdina von mehr oder weniger Blattgrüner Farbe, bei longinoda Karamell-farben. Die Gynen beider Arten haben einen Herzförmigen Gaster. Die schwarzen Flügelansätze sind deutlich zu sehen.
    Unterscheidungsmerkmal, neben der Verbreitung (smaragdina: Asien, Ozeanien, Australien; longinoda: Afrika), ist nach Wheeler (1922) die Lage der Stigmen (Gruß an PAB) und die Form der Petiole.
    Oecophylla besitzt Minor- und Majorarbeiterinnen.


    Ach ja, det sollte ich noch erwähnen:
    Die Kolonie ist seinerzeit vom Händler als O. longinoda mit grüner Gyne verkauft worden!
    Die Kolonie ist nun auf smaragdina bestimmt, ich habe den Bericht dahingehend abgeändert!


    Alle Arten dieses Genus leben in Bäumen und bauen Nester aus Blättern, die durch einen Proteinfaden aus den Spinndrüsen der Larven zusammengehalten werden. Im Gegensatz zu den Spinnen sitzt die Spinndrüse am Maul der Larven. Zum Nestbau ziehen Gruppen von Arbeiterinnen Blätter zusammen und halten diese fest, andere Arbeiterinnen holen dann Laven aus dem Nest und nutzen diese wie Klebepistolen. Dieses Verhalten hat ihnen (neben der Art Polyrhachis dives, die Gespinstnester an Steinen webt) den deutschen Namen Weberameise eingebracht.
    (Die in einer Dokumentarfilm - Karikatur über Ameisen aufgestellte Behauptung âDie Larven geben ihr Leben beim Nestbauâ ist Humbug, wie der ganze Film)
    Jo, und da der Nestbau nur alle Jubeljahre einmal notwendig ist, spielte dieses Verhalten für mich bei den Überlegungen der Anschaffung keine Rolle.


    Aber: Oecophylla gehört zu den schönsten und interessantesten Ameisen, die ich kenne und pflegen durfte. Die hohe Aggressivität und das rel. gute Sehvermögen führen bereits bei geringer Annäherung zu einer freundlichen Begrüßung des Halters mit gehobenem Gaster und gespreizten Mandibeln (die Steigerung dieser Kuscheltiere wäre nur noch Myrmecia pavida). Bereits bei geringen Störungen des Nestes strömen alle Arbeiterinnen aus dem Nest und stehen kampfbereit zur Verteidigung bereit. Macht Spaß, denen mal das Futter zu wechseln⦠ätz⦠die Bisse sind nicht schmerzhaft, aber deutlich zu spüren.


    Die Bewegungen erinnern an Aranea und die Tiere sind überaus gelenkig: bei Bedarf richten die Tiere ihren Vorderkörper senkrecht auf und laufen auf 4 Beinen⦠ähnlich einer Mantis.


    Höchst interessant finde die Tatsache, dass mit Oecophylla smaragdina wohl die ältesten Versuche mit biologischer Schädlingsbekämpfung geführt wurden... vor 4000 Jahren in China! Eine auch heute noch gänige Praxis in Ziergärten, werden doch ganze Nester auf Märkten zu diesem Zweck angeboten.
    Ansatzweise wird die Oecophylla heute wieder in Plantagen zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt, sehr zu Leidwesen der dort beschäftigten Erntearbeiter⦠wie gesagt, die kleinen Teufel sind sehr aggressiv. Weitere Probleme: die Ameisen sollen sekundär die Bestäubung der Wirtspflanzen verhindern/stören, auch entwickeln sich Früchte nicht âNormgerechtâ.


    In den Verbreitungsgebieten gelten Oecophylla auch heute noch als Delikatesse oder Nahrungsmittel.
    Allgemein werden die Larven geröstet, gebraten, kandiert, mit Schokolade überzogen oder frittiert und sind schmackhaft mit leicht säuerlichem Geschmack.


    In China scheint diese Ameise ein Heilmittel für Potenz (wie so vieles in
    China⦠die scheinen dort ja echt Probleme damit zu haben :grinning_squinting_face: ) und Lebenskraft zu sein, ein (süß-saurer) Eintopf aus den Imago ist erfrischend und weckt die Lebensgeister, allgemein gilt die Brut nahr- und schmackhaft⦠meist frittiert oder geröstet. Geröstete Puppen und kandierte Imago gelten dort als Delikatesseâ¦


    Aus meiner Heimat Somalia konnte ich keine Angaben speziell zu Ameisen erhalten, jedoch gehören dort Insekten natürlich zu den Grundnahrungsmitteln.


    Mund wässerig gemacht? Dann jetzt die negativen Seiten dieser Gattungâ¦
    Die Tiere sind in der Haltung überaus anspruchsvoll. Vermehren sie sich in ihren Verbreitungsgebieten geradezu pestartig, so schwer ist die Heimhaltung, gerade durch ihre Lebensweise. Neben einem großen Habitat (frei auf einer Pflanze) benötigen diese Ameisen eine ganzjährige Temperatur zwischen minimum 25-29°C und hohe Luftfeuchte.
    Das Habitat bilden Bäume, aufgrund der Blattform und Wohnungseignung hat sich die Pachira aquatica bewährt. (Gilt vor allem in China als Glücksbaum, der Geld und Gesundheit verspricht... daher der deutsche Name Glückskastanie) Bei normaler Entwicklung ist nach spätestens einem Jahr ein zweiter Baum notwendig, Tendenz steigend. In der Natur erreicht diese Gattung eine Koloniestärke über 500.000 Individuen (sach ma, wer zählt denn sowas... 1,2,3... 562.791), verteilt auf verschiedene Nester. Die Reproduktion ist gewaltig und sollte in die Anschaffungsplanungen unbedingt einbezogen werden.
    (Ok, letzten Satz werde ich der hier beschriebenen Kolonie nochmals vorlesen, die wissen das noch nicht)
    Soderle, genug gelabert⦠jetzt zum Bericht der neuen Oecophylla smaragdina:

  • Am 26. April kam die lang ersehnte Post mit der Kolonie an, prima verpacktes RG in einem gepolsterten Päckchen. Inhalt: eine Gyne, 2 Major, 1 Minor
    Die Kolonie wurde mir kostenlos überlassen, da der Vorbesitzer (und Vor-Vorbesitzer) Probleme mit der Gründung gepaart mit Zeitmangel hatte. Nicht mal das Porto sollte erstattet werden: DAS ist Gemeinschaft!!
    Auskunft: âDie Königin legt zwar dann und wann ein Ei, dieses wurden aber sofort gefressen.â Zeit habe ich, grottenwarm ist es bei mir sowieso⦠auf zum Gründungsversuch.


    Im Gegensatz zu O. smaragdina, die auch frei auf Blättern gründet, ist die Gründung bei O. longinoda nur in kleinen Baumhöhlen oder anderen Hohlräumen bekannt, also echte claustrale Gründung. Das RG habe ich trotzdem gleich in eine Cam-Hülle aus roter Folie gesteckt (natürlich nicht ohne vorher alle Tiere angeglotzt zu haben) und auf Temperatur gebracht.


    Das (dieses Mal :O) vorbereitete Formi: durchsichtiger Kunststoffbehälter mit Deckel (Bauhaus, 50x30x40, ca 6 Euro) eingerichtet mit einer kleinen Zimmerpflanze im großen Blumenpott. Auf dem Topf der Zimmerpflanze liegt ein Napf zur Fütterung, eine Schale für Honigwasser und eine Vogeltränke mit Frischwasser. Temperatur um 28°C, hohe Luftfeuchte.


    Das RG hab ich auf den Topf gelegt, Öffnung zur dunklen Zimmerseite, und wartenâ¦
    Die Ameisen kommen zögerlich und vorsichtig aus dem RG?
    Ja Scheiße⦠selbstbewusst und tatkräftig marschierten die Kleinen nach wenigen Minuten aus dem RG und erkundeten die Erde des Blumentopfs, nebenbei wurde im Vorbeigehen vorsichtshalber in die Pipette gebissen.
    Die erste Handlung der Tiere war natürlich Wassersaufen, allerdings recht kurz und ohne Verteilung an die Gyne. Dann kam, wie erwartet, das Honigschälchen dran. Wie immer bei neuen Kolonien hatte ich den Honig tröpfchenweise in verschiedenen Konzentrationen angeboten. Bevorzugt von allen Dreien wurde nach kurzem Antesten der pure Honig. Den Kopf kurz reingetunkt, einen winzigen Honigtropfen auf den Mandibeln balanciert und zwei Schritte zurück. Dann konnte ich beobachten, wie der Honig mit den Mundwerkzeugen aufgenommen wurde⦠diese Prozedur zweimal wiederholt und dann im Laufschritt zur Gyne: diese hat den Honig gierig aufgenommen und kam sogar den Arbeiterinnen entgegen.
    Nach dieser Fressorgie wurde noch mal etwas Wasser aufgenommen und mit der Gyne geteilt.
    Dann war Ruhe im Karton und die Tiere hockten erstmal vollgefressen im Nest.


    27.04.
    ca 7.ooUhr: Ein Ei⦠das erste Ei ist zu sehen, die Königin trägt es zwischen den Mandibeln.
    Das Ei ist typisch weiß glänzend und von ovaler Form, leider wird es immer kleiner⦠kotz.
    Alles klar, die olle Rabenmutter frisst es auf.


    Honigwasser getauscht, und eine halbe Mehlkäferpuppe angeboten. Eine Arbeiterin kam angelaufen und hat mutig in die Puppe fixiert⦠die 4 hinteren Beine wurden weit nach hinten gestreckt und am Untergrund verankert, mit den Mandibeln wurde das Futter gehalten. Die anderen beiden Arbeiterinnen kamen schnell und haben das Futter untersucht⦠zuerst vorsichtig, dann intensiver. Ob tatsächlich gefressen wurde, kann ich nicht sagen.
    Nach 60 Minuten wollte ich die Puppe entfernen, da ich (ohne weiteres Interesse der anderen Arbeiterinnen) von einer Angriffs- oder Abwehrhaltung ausgegangen bin. Die fixierende Arbeiterin hat sich jedoch bockig gegen die Pinzette gestemmt und wollt das Tier nicht loslassenâ¦
    Ok, also soll sie ihren Spaß noch haben. Gegen 12.ooUhr schaute ich noch mal nach, die Puppe lag dann verwaist rum und ich konnte sie entfernen,



    28.04.
    Übliche Wartungsarbeiten, übliches Eierfressen (hat was von Ostern). Heute wurde das Ei jedoch eine Zeitlang von einer Major zwischen den Mandibeln getragen, gegen Abend jedoch war das Ei futsch⦠Fliege gefüttert, zerteilten Mehlkäfer-Larve und eine zermantschte Mehlkäfer-Puppe Ich gehe (neben einer unbegatteten Königin) noch von akutem Eiweißmangel oder Stress aus und versuche die Tiere durch unterschiedliche Eiweißgaben zum Fressen zu bewegen, sowie absolute Ruhe zu gönnen. Gesehen habe ich zwar keine Arbeiterin außerhalb des RG, aber das Futter war verschoben⦠also klammheimlich untersucht, Fraßspuren waren nicht zu entdecken.
    (Naja, bei 4 Tieren ohne Brut kein Wunder)


    29.04.
    Heute erstmal gar kein Ei gesehen, jedoch wurde Honig genommen.
    Überlegung: was findet eine gründende Oecophylla in der Natur, was sie auch Überwältigen können⦠kleine Fliegen (wollten sie nicht), Grillen (zu groß), Fliegenmaden (habsch nicht), Raupen⦠Raupen könnte ich versuchen. Also eine Wachsraupe besorgt, angeschnitten und ins Becken gelegt. Wie blich, eine Arbeiterin hält fest, und die beiden Anderen haben gekostet. Ich gehe davon aus, dass die Tiere etwas gefressen haben, da die Gyne gefüttert wurde⦠kann es aber nicht genau sagen.


    30.04.
    Ein Ei ist im Nest und wird von der Gyne gehalten. âJa, friss Deine Kinder, is ja auch besser als ne schmackhafte Wachsraupe.â
    4 Stunden später war das Ei immer noch im Nest, nanu? Sollten sich da Muttergefühle entwickeln? Oder verarscht die mich nurâ¦
    Hat sie es geschafft? Gegen Abend waren 2 Eier im Nest.


    31.04.
    Gibtâs nicht, also nix zu berichten

  • 01.05.
    Also doch nur Futterhorten⦠es ist nur noch ein Ei im Nest!
    Entweder ist das ein neues Ei, oder sie hat es nicht gefressen⦠jedenfalls liegt ein Ei unter der Königin. Wenn die Kolonie nicht so klein wäre, würde ich ja eine Arbeiterin mit dem Ei separieren und beobachten, was passiert (da Oecophylla Zweignester anlegt, ein natürlicher Vorgang), aber ich hab nur 3 Arbeiterinnen⦠das Risiko ist mir im Moment zu groß.


    19.4oUhr:
    3 (in Worten DREI) EIER !!!!!!!!!!
    Die Eier liegen unter der Königin, sind also schlecht zu erkennen.
    22.3oUhr
    Die Eier werden als Paket von einer Major getragen, sind immer noch 3 Eier. Das Paket wurde von der Gyne betrillert, aber noch keins gemopst.


    02.05.
    Direkt nach dem Aufstehen nen Blick auf den Schirm und Augen angestrengt: Es sind 5 Eier...
    Wenn ich der Queen jetzt die nächsten 30Tage nen Appetitzügler ins Maul stecke... mmmh. Hatte auch schon Kleber für die Mandibeln in der Hand.
    Ich kann nur an ihren gesunden Menschenverstand appelieren...
    Ogott, lieber nicht... dann beantragt sie sofort Kindergeld, pocht auf Mutterschutz und lässt sich vorsichtshalber sowieso krankschreiben.
    Wenigstens kann sie mich nicht mit Babyfotos abnerven... (ein sich reproduzierender Freundeskreis kann an die Nerven gehen... echt.)


    18.oo, Berlin, Frisur sitzt... die Queen auch
    Das war ein Festmahl, ich hab das scheinbar optimale Futter gefunden :huepf:
    Die Eier der Kolonie!!
    Sind von 6 nur noch 5 Eier im RG... und die Queen sieht ekelhaft satt aus.


    03.05
    Heute beginne ich mit dem Zitat eines sehr geduldigen Menschens:
    "Nix Passiert" (Micky)
    Eierzahl ist gleich geblieben...
    Gestört habe ich heute nicht, Honig ist seid gestern frisch und Wasser kann ich von außen nachtröpfeln.
    Die 4 hocken ruhig in ihrem RG und zeigen wenig Aktivität, die Brut liegt unter der Königin und ist somit selten zu sehen.
    Die Luftfeuchte ist unverändert hoch, die Temperatur liegt um 28°C.


    04.05.
    Jo, und noch habe ich gute Nachrichten...
    Der Eierhaufen ist im Laufe des gestrigen Tages - Nachmittages - Abend auf satte 12 Eier angewachsen. 11 Eier liegen auf einem Haufen unter der Königin, 1 Ei liegt etwas separat (als Snack?).


    Die Tiere sind nach wie vor sehr ruhig, aber nicht mehr lange.
    Da ich die Eier heute mal live sehen wollte, um eine Verwechslung mit kleinen Teilchen, Sand oder Einbildung auszuschließen, habe ich bei den üblichen Arbeiten (Honig tauschen, Protein wechseln) jetzt das erste Mal vorsichtig das RG angehoben.
    Die Tiere haben keine auffällige Änderung im Verhalten gezeigt.
    Um durch die rote Folie etwas zu sehen, habe ich eine Taschenlampe draufgehalten und das RG somit rot beleuchtet. Auch jetzt war keine Änderung im Verhalten zu bemerken⦠aber auch die Eier nicht deutlich genug.
    Tja, böse wie ich bin⦠ich habe die rote Hülle abgezogen⦠oha, war gar nicht gut.
    Sofort brach reges Treiben aus, die Eier wurden von den Arbeiterinnen geschnappt und aufgeregt umher getragen. Kurz gezählt und Hülle wieder drauf⦠die Tiere beruhigten sich schnell, mein Gewissen nicht.
    Also scheinen auch Oecophylla rotes Licht nicht zu sehen, sehen aber Rot bei Licht⦠ich sollte die rote Folie nicht mehr lichten.
    Eierzahl stimmt, 12 Mahlzeiten für die Gyne.


    05.05.
    Habe ich schon mal erwähnt, dass ich Ameisen eigentlich Mist finde?
    Geduld ist ja ok, aber ein kleiner Zwischenerfolg wäre ja ganz nettâ¦
    Also, heute ist Eiertechnisch wenig passiert, ich konnte sie zwar nicht zählen, aber der Haufen sieht nicht kleiner aus.
    Die Gyne erinnert mich an den Drachen âSmaugâ, der eifersüchtig wachend auf seinem Schatz liegt und ihn bewacht.
    Ok, der Vergleich hinkt, da ich weder ein Meisterdieb bin noch Haare auf den Füssen habeâ¦


    Sehr interessant sind aber die Fressgewohnheiten der Königin, die ich heute Nacht beobachten durfte:
    Eine viertel Mehlkäferpuppe wurde gestern gegen Mittag von einer Arbeiterin in das Nest gezogen, seid dem hält diese das Futterstück fest! Sie hängt kopfüber an der Decke des RG, das Futterstück fest zwischen ihren Mandibeln⦠und so verharrt sie seid Stunden. Zeitweise hilft ihr die andere Major-Arbeiterin⦠nette Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
    Das Besondere daran für mich:
    Die Gyne wird nicht gefüttert! Gestern Nacht durfte ich beobachten, wie sie sich dem Futterstück näherte und es Neugierig untersuchte⦠dann hat sie lange gefressen (ca 30Min)


    Das Futterstück ist nun nach 24h immer noch im Nest und wird gehalten.
    Eine Vorsichtsmaßnahme, damit Futtertiere keinen Schaden im Nest anrichten können?
    Oder wird die Qualität des Futters so überwacht, um Schimmel zu vermeiden (in den Natur hohe Luftfeuchte und Temperaturen jenseits der 30°C)?


    Seid nunmehr 6 Tagen liegen durchgehend Eier im Nest. (Ob es immer die Gleichen sind, sei dahingestellt!)
    Nach den Entwicklungszeiten im Folgepost sollte sich langsam was zeigen...
    ...oder der Misserfolg wird sicher seinâ¦
    Bei Waldameisen wird die Geschlechter-Diskriminierung im Larvenstadium beschrieben. Wenn im Spätsommer (also zur falschen Zeit) männliche Larven entstehen, werden diese durch die Arbeiterinnen vernichtet.
    Eine Geschlechter-Diskriminierung findet somit nicht bereits bei den Eiern, sondern erst im Larvenstadium statt.


    Aber: kann dieses auch auf Oecophylla übertragen werden und die (unbefruchteten) Eier entwickeln sich zu männlichen Larven, die dann eliminiert werden?


    Zeitlich passt es in etwa mit den Angaben der Vorbesitzer überein, Brut nach spätestens 6 Tagen weg.
    Ich werde mich mal verstärkt auf die Lauer legenâ¦


    20.00, das Zählen wird anstrengend...
    Gegen 19.00 Uhr hat sich die Königin gekrümmt und ihren Gaster unter dem Körper her zum Maul geführt. Nach mehreren Wiederholungen dieser Yoga-Übung jonglierte sie zwei blitzblanke, neue Eier auf den Mandibeln.
    Im Moment sind es 15.


    Das Futter wird immernoch im Nest gehalten, sieht aber recht ausgehöhlt aus.

  • 11.o5.
    Nach einem morgendlichen Messor structor â Gemetzel ging es gleich bei den Oecophylla weiter:
    Die Gyne hatte mittlerweile um die 20 Eier angehäuft und die Kolonie sich brav um das Nest gekümmert: Futterreste entfernt, Wände gesäubert und sich gegenseitig geputzt.


    Heute Mittag lag die Gyne dann außerhalb des Nestes und brachte scheinbar den sterbenden Schwan zum Besten.
    Die Arbeiterinnen tanzten drum herum als Komparsen.
    Na Prima⦠der nächste GAU? Und wieso bin ich heute überhaupt aufgestanden... :confused_face: Ameisentechnisch die volle Fehlentscheidung.


    Da bei Oecophylla smaragdina (bitte beachten: die Art geändert!) eine offene Gründung auf Blättern normal ist, gab es keinen Anlass zur Sorge, zumal die Gyne dann doch recht normale Bewegungen zeigte. Gegen Spät-Nachmittag gab es auch schon wieder die ersten neuen Eier.


    Im RG ging das Elend aber richtig los, die Eier dort wurden nicht mehr beachtet.
    Probeweise habe ich vorsichtig einige Eier auf einen Spatel genommen und den Ameisen dargeboten⦠normalerweise würden sie diese sofort schnappen und in Sicherheit bringen.
    Aber nix, es wurde nur die typische Angriffshaltung gezeigt.
    Ok, die Eier sind zum Teufel!
    Nur seltsam, das es alle auf einen Schlag waren⦠an der Gyne kann es nicht liegen!
    Hier kann nur ein äußerer Einfluss als Grund gesehen werden⦠also innerhalb des RG


    Na gut, eigenwilliges Volk⦠so hatte ich endlich die Gelegenheit, das mitgelieferte RG zu reinigen, die Watte sah ein wenig unsauber aus nach der ganzen Zeit und hatte wohl 3 Lagen.
    Die ersten Lagen Watte brachten dann einen Übelkeit erregenden Fäulnisgestank zu Tage. Verstehe ich nicht⦠rieche ich doch oft an meinen Tieren oder besser deren Nestern. (Nase sieht oft mehr als das Auge) und ich habe bisher nichts bemerkt!
    Ob hier der Grund für die Nestflucht zu suchen ist? Meine Nase sagt deutlich JA!
    Das alte RG habe ich jetzt lange ausgekocht und neu befüllt, rote Folie drum und wieder ins Becken gelegt.
    Bisher campieren sie aber noch außerhalb des RG und die Gyne schaut mich bockig an.


    Na denn, also wieder eine Woche warten und auf die ersten Larven hoffen.
    Heute ist der 11. Mai, ich hoffe dann mal auf den 18. Mai mit frischen, strunzgesunden und hungrigen Larven.... 18. Mai... aber welches Jahr?


    14.o5.
    Ein kurzer, langweiliger Statusbericht:
    Die Gyne, eine Major und eine Minor frönen nach wie vor dem Pfadfindertum und schlafen unter freiem Himmel (Lagerfeuer habe ich noch keins gesehen, meine aber gestern eine Gitarre gehört zu haben), das abgedunkelte RG wird konsequent abgelehnt. Die Gyne liegt wie gehabt direkt vor dem RG-Eingang dicht an den Boden gedrückt, die beiden âMonarchie-treuenâ Arbeiterinnen liegen/sitzen/stehen/krabbeln meistens auf der Gyne und âpflegenâ diese⦠Die Gyne hat aber leider keine Eier mehr unter sich, oder auch nur in Ihrer Nähe.
    Eine abtrünnige Major hat sich von der Kolonie separiert und sitzt im RG⦠sehr sympathisch, weiß doch wenigstens sie das mühevoll zusammengefummelte Nest zu schätzen⦠ich mag sie!


    Heute Morgen habe ich mir dann mal das Mini-Formicarium genauer angesehen, weigerte ich noch doch zu akzeptieren, dass die Gyne keine Eier mehr legtâ¦
    Tatsächlich befindet sich keinerlei Brut unter oder neben der Gyne⦠ABER:
    Die freche kleine Abtrünnige hat der Gyne die Brut gemopst und ins RG geschleppt! Dort hockt sie jetzt auf mittlerweile wieder 8 Eiern und bewacht diese ziemlich aggressiv.


    Jetzt lege ich mich doch mal glatt auf die Lauer; möchte ich doch wissen ob die Major die Brut tatsächlich holt, oder ob diese von den beiden anderen Arbeiterinnen gebracht wird.
    Mal schauen, wann ich die Gyne bei ihrer nächsten Yoga-Stunde erwischeâ¦


    Die Nahrungsaufnahme ist seit Tagen stark reduziert, Honigwasser wird nur selten genascht, Proteine gänzlich verweigert. Klar, sie kommt ja auch nicht mehr an ihre Eier ran⦠muss sich wohl erst noch an eklige Insekten gewöhnen.
    (Ich hoffe nur, dass das RG jetzt nicht als Fast-Food-Restaurant dient:
    âMcAmeise: kommen, fressen, gehen⦠Eierburger für nur 1Euroââ¦
    wenigstens wurde noch keine Leuchtreklame ausgehängt.)

  • 20.o5.


    Am 16.o5. ist die Gyne als letzte Ameise der Kolonie wieder ins RG gekrabbelt, die Arbeiterinnen waren am Vortag bereits wieder umgezogen. Zu beobachten war: die Arbeiterinnen haben der Gyne erst die Eier weggenommen und ins Nest getragen. Zum Schluß wurde auch die Gyne ins Nest getrieben: halb zogen sie sie, halb sank sie hinâ¦
    Heute zähle ich wieder stolze 26 Eier.
    Seid Tagen hockt die Gyne nicht mehr auf den Eiern, diese werden vielmehr von den Arbeiterinnen bewacht. Die Innenwände des RG werden kaum mehr beleckt, die Major furagieren nur noch selten, meist vormittags (Natürliches Verhalten, da in den Verbreitungsgebieten die Hitze ab Mittag stark zunimmt?). Die Aggressivität der Arbeiterinnen hat stark zugenommen, auch wenn ich an eine Steigerung kaum glauben kann. Habe ich heute nach 4 Tagen mal die rote Folie zum exakten Eierzählen (und Suche nach Larven) etwas abgezogen, wurden meine Finger wütend attackiert.


    Honig wird nach wie vor dann und wann genippt, Wasser wird bevorzugt von den Wänden des Behälters abgeleckt. Sämtliche Proteingaben wurden lediglich mit einem angewiderten Igitt quittiert, fressen konnte ich zumindest nicht beobachten. Eine lebend gegebene Fruchtfliege ist wohl an Altersschwäche gestorben.

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