Vermehrung von Ameisen in Gefangenschaft

  • Hi,
    wie der Titel schon sagt soll es in diesem Thread um die Vermehrung von Ameisen (Einheimische Arten) in der Gefangenschaft gehen. Meiner Meinung nach wird dieses Thema in der nähsten Zeit mehr und mehr Bedeutung erlangen da durch die klimatischen Veränderungen der letzten Jahre unsere heimischen Arten bedroht werden. Der jetzige Winter ist in großen Teilen des Landes gelinde gesagt lasch und erreicht selten bis gar nicht die Frostgrenze.


    Viele Kolonien die eigentlich Winterruhe halten sollten, furagieren fleißig bei den 10 Grad Außentemperatur und da wir aus der Haltung wissen, dass die Winterruhe kein Prozess ist der ausgelassen werden kann auch wenn die Temperaturen sie obsolet machen, mache ich persönlich mir sorgen was diese Kolonien im Sommer tun werden, wenn sie plötzlich mitten in der Season abschalten.


    Das und die begünstigten Bedingungen für invasive tropische Arten (z.Bsp. Tetramorium bicarinatum) macht die Situation für Heimische Arten vermehrt schwerer.


    Daher wäre es im Interesse der Ameisenhalter eine Möglichkeit zu suchen wie man diese Arten in Gefangenschaft vermehren kann und so den Bedarf in den eigenen Reihen decken kann.


    Dabei ist das größte Problem die Simulation des Schärmflugs, welcher aufgrund der erforderlichen Höhe nicht einfach mal so in einem normalen Zimmer durch geführt werden kann. Lösungsansätze dafür wäre zum Beispiel höhere Hallen, Zelte aus Netze, oder ein größeres Gewächshaus in denen die Kolonien in diesem Zeitraum untergebracht werden. Realisierbar wäre zum Beispiel ein Projekt in dem mehrere Halter aus einer Umgebung zusammen kommen und ihre Kolonien einer Art unter ein solches Zelt/ in eine solche Halle stellen und den Schärmflug durchführen lassen.


    Die daraus resultierenden Gynen würden dann auf die Halter aufgeteilt werden. Die Kosten für das Projekt könnten zum Beispiel durch den Verkauf dieser Gynen aufgebraucht werden.


    Falls jemand Ideen, Anmerkungen, Vorschläge oder der weiteren hat soll er diese bitte schreiben.


    LG Danilo

  • Die einzige erfolgreiche Verpaarung von einheimischen Ameisen von der ich mitbekommen hatte waren Temnothorax nylanderi. Dazu gabs es mal einen Thread im Ameisenforum. Das ist schon ein paar Jahre her. Soweit ich das noch in Erinnerung habe, ist es den Haltern sogar in einer kleinen Box geglückt.


    Ansonsten denke ich dass das eine gezielte Verpaarung für die Haltung recht (zu?) aufwendig ist.
    Bei Lasius niger zB. sehe ich da auch relativ wenig Sinn.
    Wenn die schwärmen ist es ein Leichtes ganz schnell hunderte Königinnen einzusammeln.


    Das Hauptproblem ist dass sich neue Kolonien erstmal etablieren und den bestehenden Kolonien die Stirn bieten müssen. Darum ist es zB. bei Lasius niger auch nicht dramatisch Königinnen aus der Natur zu entnehmen. Das ist zumindest meine Meinung.


    Gruß
    Aeo

  • Hi,
    Es geht ja auch nicht darum wie dramatisch es ist Königinnen zu entnehmen, sondern darum endlich Arten mit Schwärmflug in Gefangenschaft vermehren zu können.


    Natürlich wäre das ganze nicht ganz einfach zu verwirklichen, allerdings denke ich sollte man wenigstens versuchen das "Problem" zu lösen.

  • Nun sagen wir mal wir nehmen eine Art wie zum Beispiel Camponotus Barbarus. Eine einzelne Gyne kann man für ca 15 Euro verkaufen. Camponotus Arten zu fangen oder sie überhaupt zu finden ist extrem schwierig, daher ist der preis auch so hoch. Sagen wir also wir kriegen im Jahr ca 200 Gynen aus der gesammten Geschichte, so verdient man MINDESTENS 3000 Euro nur durch zwei Kolonien. Setzt man das ganze im größerem Stil an, mit etwas selteneren Arten so kann der Gewinn immer weiter steigen.


    So viel zum Finanziellen Aspekt.


    Der andere Aspekt ist derjenige das ich persönlich es bevorzugen würde wenn ich meine Ameisen vermehren könnte, die Haltung von Ameisen also nicht unbedingt in einem Sackgasse endet. Abgesehen davon macht es halt besonders mit selteneren Arten sehr viel Sinn diese auf diese Weise zu vermehren und damit auch mehr Menschen zugänglich zu machen.


    Letztlich ist das ganze nur eine Spielerei, ich selber habe als Schüler nicht die Mittel zu so einem Projekt.


    LG

  • Für eine Kolonie der Art Camponotus barbarus kannst Du allein schon 3.000€ verlangen... :thumbs_up:
    Die gibts (noch) nicht...


    Also Dir gehts darum Ameisen für den Verkauf zu vermehren...
    Wäre das so leicht würde der Preis für die jeweilige Art rapide sinken...
    Angebot und Nachfrage bestimmt den Preis...


    Also jetzt bin ich raus... im Startpost gings noch um Artenerhaltung.

  • Also... Ich fange Mal ganz langsam an. Erstens jo Barbarus war ein schreibfehler, ich denke das war dir auch klar. Zweitens, in dem die Arten verkauft werden und so eine Nachzucht finanziert wird, wird der Artenschutz gewährleistet. Ich denke niemand hat Lust sein eigenes Geld in die Sache zu stecken wenn er es anders finanzieren kann. Drittens ist es für die meisten Menschen sehr wohl sehr schwierig an Camponotus zu kommen was man alleine schon daran sieht das der Preis so hoch ist wie er ist.


    Letztlich geht es mir in erster Linie darum einen Weg zu finden möglichst kostengünstig das meiner Meinung nach größte Mako an der Ameisenhaltung zu lösen welches andere derartige Hobbies nicht haben.


    Wir sind nicht in der Lage unsere Tiere über eine Generation hinweg zu halten. Das halte ich für sehr schade und deswegen denke ich das wir einen Weg finden sollten dies zu beheben.


    Ich denke es ist offensichtlich das du der Idee nicht zugetan bist, wieso habe ich aber ehrlich gesagt nicht ganz verstanden.


    LG

  • Hi! [Blockierte Grafik: https://ameisencafe.de/cafe/wcf/images/smilies/smile.png]


    Klar hab ich gemerkt dass es ein Schreibfehler war, aber amüsiert hab ich mich darüber. [Blockierte Grafik: https://ameisencafe.de/cafe/wcf/images/smilies/wink.png] Bisschen Spaß muss/darf auch sein.
    Aber grundsätzlich nehme ich Deine (interessanten!) Gedanken Du hier niederschreibst schreibst ernst, mache mir Gedanken und schreibe meine Meinung dazu. Vielleicht kommt hier auch meine Ausbildung in der Betriebwirtschaft etwas durch... aber es war das worum Du gebeten hattest: Ideen, Anregungen, Vorschläge etc.



    Habe ein paar weitere Einwände und Ideen. [Blockierte Grafik: https://ameisencafe.de/cafe/wcf/images/smilies/wink.png] [Blockierte Grafik: https://ameisencafe.de/cafe/wcf/images/smilies/grin.png]


    Zum Thema Nachfrage:
    Ameisenhalter sind nur eine relativ kleine Gruppe, das tatsächliche Interesse an jeweiligen (einheimischen) Arten wiederum entsprechend geringer.


    Die Ameisenhaltung ist mitunter ein recht günstiges Hobby. Theoretisch könnte man für 2-3 Euro (wenns überhaupt sein muss) ein ausreichendes Formicarium hinstellen. Eine Lasius niger-Königin fangen und los gehts! Es ist der eigene Anspruch ans zB. möglichst schicke oder funktionelle Formicarium (wofür ich schon weiss nicht wieviel D-Mark und Euro versenkt habe :winking_face: ). Oder immer mehr und verschiedene Arten besitzen zu wollen.
    Selbst wenn man sich für 200-300 Euro eine Art anschafft ist das im Vergleich zu anderen Hobbys immernoch sehr günstig.


    Das Problem dass man immer nur eine Generation halten kann und dann wieder auf Wildfänge zurückgreifen muss ist größtenteils richtig. Das ist bei vielen Arten so. Aber es gibt auch Arten bei denen es möglich ist ohne Wildfänge auszukommen. Zum Beispiel Myrmica rubra. Die Art ist polygyn, betreibt (in Gefangenschaft) Inzucht und adoptiert fremde und (mit evtl. paar Tricks) eigene Königinnen.


    Wenn es in erster Linie um den Artenschutz geht, kann man problemlos bei zB. Lasius niger oder Myrmica rubra bleiben, und den selteneren Arten die Chance geben sich auszubreiten indem man sie nicht aus der Natur pflückt. Da wäre die kostengünstigste Lösung.



    Was ich damit versuche zu sagen: Die angestrebten Ziele die Du angegeben hast, sind leichter durch andere Vorgehensweisen zu erreichen.
    Deine Idee in Gefangenschaft Königinnen "nachzuzüchten" ist nicht leicht, daran haben sich schon andere Halter versucht.
    Kein Grund es nicht (weiter) zu versuchen! Interessant wäre es auf jedenfall!


    Aber es ist (noch?) ein experimentelles Unterfangen.
    Ich denke der finanzielle Aufwand für die Methode die Du beschrieben hast wird man nicht mehr reinholen können.
    Wildfänge bleiben günstiger.
    Oder Du findest eine Möglichkeit den indoor-Schwarmflug ohne großen finanziellen Aufwand zu realisieren.




    Gruß
    Aeo

  • Hat auch keiner vorgeschlagen xD. (Abgesehen von Kuro...)


    Das ganze ist für den Ameisenhaltermarkt bestimmt. In dem Kontext wäre es sicherlich auch interessant Arten wie Camponotus Nicobarensis zu vermehren. Dann könnte man den Preis endlich Mal auf ein akzeptables Level bringen.


    Das selbe gilt meiner Meinung nach auch für die Urarmeisenarten die mehrere hundert Euro kosten.


    Klar ist habe das ganze zunächst unter dem Pretext des Naturschutzes vor geschlagen, ich denke aber das es auch Sinn machen würde den Preis für exotische Arten etwas zu drücken und unabhängig von den Importen zu werden.


    Und noch Mal zum klarstellen:


    Die nachgezogenen Gynen bleiben im Hobby, sie sind NICHT dazu gedacht ausgewildert zu werden!

    • Offizieller Beitrag

    Hi Hyo,


    sorry für die späte Antwort, hab das schon etwas früher gelesen, bin aber nicht dazu gekommen, mal zu antworten.


    An dem Thema haben sich leider schon viele Halter die Zähne ausgebissen. Es ist bei Ameisen beileibe nicht einfach, irgendetwas zu simulieren. Wenn es so easy wäre, dann hätten die Shops schon längst mit der Züchtung begonnen, stat Geld an Lieferanten zu überweisen. Stattdessen haben sie eben diese Lieferanten in den Herkunftsländern, für die diese Ameisensammelei ein nettes Zubrot ist (das ist etwa so, als würdest du hier Lasius Gynen fangen und könntest die im Ausland auch noch zu Geld machen, weil sie dort nicht vorkommen und sehr begehrt sind).


    Es gab diverse Ansätze. Allen voran natürlich Arten, die sich inzestuös verpaaren. Hier soll es auch Erfolge gegeben haben. Generell haben sich die Halter eher auf Arten fokussiert, die sich am Boden verpaaren. mWn schon hier mit dürftigem Erfolg.


    Die Schwarmflüge sind eine ganz andere Hausnummer. Wie du richtig sagst, ist es da mit einem Zimmer nicht getan. Allerdings mit einer Halle fürchte ich auch nicht. Das Problem, das ich sehe ist gar nicht so sehr der Platz (wobei der Platzbedarf in freier Natur immens ist), sondern eher das natürliche Verhalten der Ameisen. Das spielt wohl auch eine Rolle in der ganzen Geschichte, weswegen man nicht Ameisenköniginnen einfach in eine Zentrifuge spannen kann und sie lüstenden Männchen aussetzt, die sie dann "im Flug" begatten. Bei Bienen geht das nämlich.


    Wenn du ein natürliches Nest betrachtest, wirst du schnell feststellen, wie Schwarmflüge ablaufen. Passen die Bedingungen, so drängen die Königinnen und Arbeiterinnen zu den Nestausgängen und schwirren dort aufgeregt durcheinander. Die Königinnen scheinen dabei nicht immer überhaupt sehr gewillt zu sein, rauszugehen. Wenn man genau hinsieht, stellt man fest, dass sie erstmal ständig ins Nest zurückkehren. Sie werden von den Arbeiterinnen teils sogar wieder herausgedrängt (sowas kann man auch bei Nestumzügen beobachten - sanfte Gewalt gegen die Königin(nen). Alles in allem dauert das erstmal eine Weile, bis die Tiere starten. Manche Gynen schwärmen dann auch erst in den folgenden Tagen, weil das ganze Prozedere zu lange gedauert hat und es schon dämmert.
    Stört man sie in ihrem Ablauf (Stressauslöser), so kehren sie schlagartig alle panisch ins Nest zurück.


    Ich kann mir irgendwie nicht gut vorstellen, wie diverse Halter ihre Nester öffnen und dann erwarten, dass spontan ein Schwarmflug einsetzt. In der Haltung passiert das auch nicht gesteuert, sondern wenn die Ameisen es für richtig halten - teils zu den unmöglichsten Zeiten. Störst du sie dabei, wird der ganze Prozess gern auch mal abgebrochen.


    Dazu kommt, dass die Schwärmzeiten sich sehr sehr dehnen. Wenn du dir die Schwarmflugtabellen ansiehst, wirst du feststellen, dass sie oft über Monate möglich sind. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass die Kolonien in der Haltung zur selben Zeit schwärmbereit werden. Ganz im Gegensatz zu denen in der freien Natur, die ja in einer Region das ganze Jahr über auch exakt dieselben Witterungsbedingungen teilen - insofern auch gemeinsam schwärmen. Ich könnte mir das bei den Kolonien eines einzelnen Halters noch irgendwie vorstellen, dass sie tendenziell zur selben zeit schwärmen, aber eben nicht wenn Kolonien aus verschiedenen Haltungen zusammenkommen - du wirst sie nicht zur selben Zeit zum Schwärmen bringen können.


    Es sind also vollkommen pragmatische Gründe, weswegen das eben kein Thema ist und man sich auf die Sammlung von Ameisenköniginnen beschränkt. Zudem würde ich - so löblich das ist - einheimische Arten nicht gleich als per se bedroht sehen. Ich denke da spielt Landwirtschaft, Flächenverbrauch, usw. eine wesentlich höhere Rolle, weswegen diverse unserer einheimischen Arten auf der Roten Liste stehen, nicht aber eingeschleppte Kolonien (was natürlich nicht heißt, dass man sie deswegen aussetzen muss, wie es manch ein Haltertrottel tut).


    Zudem können wir uns ohnehin freuen. Die Preise sind bei vielen Arten stark gesunken über die Jahre. 2006, als ich mit einer kleinen 20 Frau starken Kolonie Pheidole pallidula startete, kostete die aus privater (!) Hand 30€. In den Shops noch mehr. Heute bekommst du für 15€ eine kleine Kolonie, immerhin eien Halbierung der Preise, was aufgrund der stetig wachsenden Zahl an Shops kein Wunder ist. Lasius niger, heute 1,20€ pro Gyne, damals sicher 7-8€. Es sind eigentlich nur ein paar sehr begehrte Arten bei hohen Preisen geblieben - Blattschneider usw., aber auch die waren schon teurer.



    Letztendlich, so schön das Unterfangen wäre, ich muss sagen, dass ich mich da wenig Utopien hingebe. Sorry, dass ich das so sagen muss.

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

  • Hi,
    ich weiss ich melde mich jetzt ein bisschen spät aber ich würde selber noch gerne etwas zu diesem Thema sagen. Ich würde es auch toll finden wenn sich die Ameisen in Gefangenschaft vermehren könnten. Meiner Meinung nach wäre es wahrscheinlich am leichtesten mehrere Kolonien in ein geschlossenes Gewächshaus zu tun damit die Geschlechtstiere einfach herausfliegen und sich paaren können (natürlich wären die Kolonien in den Nestern, nur die Arena hätte dann kein Dach).

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