Feldwespen - kleiner Fotobericht

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Community,


    ich habe diesen Sommer mehrere Feldwespen-Nester an meiner Wohnung, eines davon erreichbar am Mülltonnenhäuschen direkt vor der Haustür, das andere unter dem Dachvorsprung über meinem Schlafzimmer.


    Während sich über "normale" Wespen (im Normalfall Kurzkopfwespen wie die Gemeine Wespe Vespula vulgaris oder die Deutsche Wespe Vespula germanica) am Haus vermutlich niemand freut, da diese sehr lästig und teils auch aggressiv werden können, sowie sich gerne über das Essen auf dem Tisch hermachen, sind Feldwespen ziemlich friedfertige Gesellen und interessieren sich weitestgehend nicht für den Menschen. Man erkennt diese auch recht leicht - im Körperbau sind sie deutlich schlanker, die Tiere sind tendenziell kleiner und im Flug hängen sehr charakteristisch die Beine nach unten (während diese bei den Kurzkopfwespen am Körper anliegen).


    Auch die Nester sehen ganz anders aus. Während die "normalen" Wespen geschlossene Papiernester anfertigen, die mehrere Hundert Arbeiterinnen beherbergen können und von diesen auch erweitert werden, baut die Königin der Feldwespe ein kleines Nest für 20-30 Tiere, das auch in dieser Größe verbleibt. Die Kolonien werden also auch nicht besonders groß. Die adulten Tiere sitzen einfach auf dem offenen Nest, wenn sie nicht gerade Futter suchen.


    Feldwespen werden leider von unwissenden Personen ebenso verfolgt wie "normale" Wespen - was beides verboten ist, außer es ist Gefahr in Verzug (z.B. Wespennest am Kinderzimmer oder bei hoch allergischen Personen und selbst hier muss die Entfernung durch Fachpersonal erfolgen). Dabei sind Wespen eigentlich sehr nützlich und Feldwespen im Speziellen wie gesagt auch sehr friedfertig. Man kann ohne Probleme sehr nah an das Nest heran und sie beobachten. Verhält man sich ruhig, interessieren sich die Tiere überhaupt nicht für einen oder schauen nur mal kurz in die Richtung des Betrachters, wenn man sich zu schnell bewegt.


    Ich habe eine Handvoll Bilder geschossen (nur mit dem Handy, shame on me) und werde den Bericht ab und an updaten. Tatsächlich sind die Tiere hier sehr ruhig, lediglich bei sehr hektischen Bewegungen in direkter Nestnähe werden sie aufmerksam und aktiv, fliegen aber auch nicht gleich los oder greifen gar an. Man merkt sofort, wenn man es übertreibt, kann sich aber dann entsprechend passiver verhalten. Im Zweifelsfall wären die Stiche auch eher harmlos, da die Stacheln bei weitem nicht so effektiv gegen Menschen eingesetzt werden können, wie die von Wespen oder Bienen.



    Nun aber ein paar Bilder, Updates folgen.



    Das Nest mit der Königin am 25.06.2019, es war zu diesem Zeitpunkt bereits einige Zeit fertiggestellt - und wurde von mir nur durch Zufall entdeckt, als die Königin direkt neben mir hineinflog. Man sieht hier sehr schön, welche Nistplätze Feldwespen gerne mögen: Gut geschützt vor Regen, unter Dachvorsprüngen - aber eben auch gern freiliegend und leicht anzufliegen. Tatsächlich stellen sich die Tiere teilweise auch etwas dumm an, wenn sie am Nest landen wollen und brauchen ein paar Anläufe... :winking_face:
    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob hier ggf. sogar zwei Königinnen in Pleometrose gegründet haben - denn ich habe zu einem Zeitpunkt zwei große Tiere am Nest gesehen, die erste Arbeiterin war deutlich kleiner. Da nebenan mehrere Stängel unfertiger Nester hingen, könnte es sein, dass hier der Nestbau abgebrochen wurde.






    Hier ein Bild der Königin am selben Tag, noch ohne jede Unterstützung. Das Nest ist, wie man sieht, einfach an einem dünnen, aber erstaunlich stabilen Stängel festgemacht. Das "Papier" wurde aus zerkauten Holzfasern hergestellt, den Wespen generell gerne an altem, vergrauten Holz aufnehmen. Man sieht an den Mandibeln der Gyne einen Brocken undefinierter Pampe, den sie an die wenigen Larven verfüttert hat, die zu dem Zeitpunkt vorhanden waren. Der Rest der Zellen war weitestgehend mit Eiern bestückt (ein Ei pro Zelle).





    Zum 04.07.2019 sieht das Nest nun schon ganz anders aus. Die Hitzewelle hat dazu geführt, dass die Brut extrem schnell gewachsen ist. Die Königin(nen) war(en) auch fleißig und hat/haben sehr regelmäßig Futter herangeschafft. Hier sieht man sehr gut die verschiedenen Stadien - oben rechts, Höhe des Hinterleibs der dort sitzenden Feldwespe, sieht man ein Ei in der Zelle. Daneben links sind schon Larven gesehen, die sehnsüchtig und gierig auf Futter warten. Im Gegensatz zu den Larven der meisten Ameisen, haben sie ziemlich gut entwickelte Mundwerkzeuge. Die Feldwespen bringen im Normfall größere Brocken und lassen die Larven davon abbeißen. Dabei laufen sie über das Nest und lassen ihren Hinterleib stark vibrieren - wozu das dient, weiß ich allerdings nicht, aber lustig anzusehen. Ggf. signalisieren sie den Larven so, dass die Fütterung ansteht. Eine der Zellen ist mit weißem Gespinnst verschlossen, hier entwickelt sich gerade ein adultes Tier.




    Fortsetzung folgt.

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