Camponotus japonicus

  • Hallo,


    erstmal ein gr. Dankeschön für die Aufnahme! Seit kurzem bin ich Besitzer einer Camponotus japonicus Königin inkl. 4 Arbeiterinnen. Die Tiere sehen "gesund" aus und machen einen agilen Eindruck! Das RG Nest habe ich mit Alu Folie abgedeckt und in einer kleinen vorbereiteten Plastikbox verstaut. Da diese Ameisenart sich langsam entwickelt wird diese Lösung erstmal reichen....


    Über die erste Nacht haben die Ameisen den Eingang zum RG Nest etwas mit Sand zugebaut. Seit einem Tage habe ich keine Ameise ausserhalb des RG Nest gesehen.





    Hardware:
    - Plastikbox mit Deckel
    - Bodengrund: Sand/Lehm
    - 1xWasserspender (habe zu spät bemerkt dass man einen zweiten haben sollte...)
    - RG NEST
    - ein paar kleine Steine aus dem Aquarium Portfolio...


    Futter:
    - bislang noch kein gr. Thema :winking_face:


    Bei welchen Temp. und Luftfeuchtigkeit (Arena/Nest) haltet ihr eure Tiere? Habt ihr evtl. Tips? Welches Futter wird bevorzugt?


    LG
    EANT



    P.S


    Ich bastel gerade an einer Arduino Steuerung. Aktuell wird zweimal die Temp. und zweimal die Luftfeuchtigkeit ermittelt und auf einem OLED dargestellt. Ein Warnsummer und Warn LED wurden ebenfalls verbaut. Ein Motorshield (PWM Schaltung) soll evtl. einen Lüfter, Heizfolie oder einen Vernebler in Abhängikeit zum Sensorwert steuern können. Habt ihr evtl. Anregungen (Projekt ist noch jung/Video im Link) https://www.youtube.com/watch?v=qirHhzEd38k

    • Offizieller Beitrag

    Hi EANT,


    ein herzliches Willkommen im Café. :winken:
    Lass dich nicht abschrecken, jetzt in der Winterruhe ist einfach sehr wenig los, sowohl bei den Ameisen, als auch hier im Forum :winking_face:



    Ich selbst hatte Camponotus japonicus zwar selbst noch nicht, erlaube mir aber dennoch eine Antwort, da ich mit diversen Camponotus-Arten zu tun hatte und gerade Camponotus japonicus doch den europäischen Arten in der Haltung recht ähnlich ist. Ich schreibe auch mal etwas mehr, da ich nicht weiß, wie erfahren du schon bist (zudem lesen das hier ggf. ja auch andere Interessenten und Einsteiger :winking_face: )


    Erstmal: Das mit dem Wasserspender ist nicht so tragisch. Die Ameisen haben ja auch noch den Wassertank im Nest-RG, insofern in deinem Fall zwei Wasserquellen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie gerade am Anfang ohnehin diese Quelle präferieren werden, da sie das Nest wegen der normalerweise bei dieser Art fälligen Winterruhe momentan gar nicht verlassen. Dass sie den Eingang zumauern ist ein normaler Schutzmechanismus. In der Winterruhe bzw. Diapause kann es auch passieren, dass er komplett verschlossen wird.


    So oder so: Bei jungen Kolonien ist eine geringe Außenaktivität auch nach der Winterruhe normal und kein Grund zur Sorge. Kleine Kolonien neigen - bei sehr vielen Arten - dazu, sich sehr zurückzuhalten. Sie wissen ja leider nicht, dass sie in einer absolut sicheren Umgebung leben und versuchen daher, die sonst sehr gefährliche Außenaktivität möglichst gering zu halten, um Verluste zu vermeiden. Sie werden aber sicher, sobald die Nahrungsvorräte in ihren Sozialmägen schwinden, auch auf Futtersuche gehen. Daher kann es am Anfang auch passieren, dass die Ameisen angebotenes Futter nicht oder nur sehr zögerlich annehmen. Solange das nicht zum monatelangen Dauerzustand wird, ist alles in Ordnung. Wie gesagt, das betrifft die Zeit nach der Winterruhe/Diapause und es ist sehr wahrscheinlich, dass deine Kolonie diese halten möchte (kommt auf das Herkunftsgebiet an, das ja sehr weit ist). Eine extrem zurückgefahrene Akvitität bis etwa April ist also sehr wahrscheinlich.


    Leider kann ich auf deinem Foto keine Brut entdecken, um das genauer sagen zu können. Wenn die Larven sehr "zusammengeschrumpelt" und quasi "trocken" aussehen, dann ist das z.B. ein Zeichen, dass Winterruhe gehalten wird, da die Larven sich zum Zweck des Frostschutzes über den Winter entwässern. Im Sommer sehen die Larven hingegen "fleischig" aus, das Volumen ist also auch bei den kleinsten Larven schon deutlich höher als im Winter. Eier und Puppen gibt es in der Winterruhe /Diapause nicht. So kann man auch gut erkennen, wenn die Ameisen die Winterruhe beenden. Die Larven werden wieder "fleischiger" und etwas dicker, oft entdeckt man auch in ihrem Magen Futter, das dunkel in der Mitte der Larve hindurchschimmert - und ggf. gibt es erste Eier zu entdecken.


    Du kannst, wenn dir das Ganze momentan nicht geheuer ist und du die Ameisen stärken willst, auch einen kleinen (!) Tropfen Honig z.B. mit einem Zahnstocher o.ä. direkt in das RG setzen. Die Ameisen nehmen das im Normalfall sehr dankend an. Der Tropfen sollte aber wirklich so klein sein, dass er komplett aufgenommen wird, damit die Ameisen sich nicht darin verkleben oder er im Nest anfängt zu schimmeln. Wenn man ihn im vorderen Drittel des RGs platziert, können die Ameisen ihn gut wahrnehmen, aber laufen nicht dauernd hindurch (normalerweise halten sie sich eher im hinteren Drittel nahe des Wattestopfens auf).


    Futtermäßig kannst du so ziemlich alles geben, was auch für unsere europäischen Arten in Frage kommt. Honig als Kohlenhydratquelle (je flüssiger, desto einfacher können die Ameisen ihn aufnehmen), als Proteinquelle diverse Insekten, die man einfach draußen fangen kann. Man empfiehlt allgemein bei Wildfängen ein kurzes Überbrühen mit kochendem Wasser, um Exoparasiten wie Milben zu beseitigen. Das entscheidet aber jeder Halter für sich. Man kann auch ab und zu ein kleines Stück Hackfleisch oder auch mal Ei geben, alles natürlich in Kleinstmengen, die auch wegkommen. Die Ameisen schätzen es, wenn man ein wenig Abwechslung bringt. Die Lebensmittel sollten nur nicht zu stark verarbeitet sein (Wurst etc. ist z.B. wegen der Inhaltsstoffe eher ungeeignet).


    Zu deinem Projekt: Sicher nicht schädlich, aber auch nicht unbedingt nötig. Wie gesagt gilt Camponotus japonicus als sehr einfach und sehr "europäisch" zu halten. Prinzipiell heißt das: Zimmertemperatur, im Sommer natürlich ansteigend, normale Luftfeuchtigkeit. Es ist aber sicher nicht verkehrt, die Werte im Auge zu behalten, aber es ist auch nicht so, wie bei einigen Exoten, dass man hier strikt eine gewisse Temperatur und Luftfeuchtigkeit halten müsste, damit die Ameisen gut bedient werden. Solange es nicht staubtrocken oder zu tropisch wird, sind diese Ameisen doch ziemlich genügsam.


    Du kannst das Projekt aber sehr gern im Bereich Formicarien, Einrichtung & Technik vorstellen, also wie du es genau aufgebaut hast (was für Teile du nutzt etc. pp) und was deine Vision ist. Ist sicher für einige spannend.



    Hoffe, das hilft dir irgendwie weiter insgesamt. :daumendrueck:

  • Hallo,


    vielen Dank für die ausführliche Antwort! Da sind wirklich gute Tips dabei. Probiere das mit dem Honigtropfen direkt gleich mal aus :winking_face: Macht es bei den C. japanicus Sinn später (Umzug in Ytong Nest) das Nest zu befeuchten bzw. zu erwärmen? Dauert sicherlich noch eine lange Zeit... Wie groß wird nachher perspektivisch der Platzbedarf einer gr. Kolonie?


    LG

    • Offizieller Beitrag

    Nun, den Ytong warm zu halten ist sicher keine schlechte Idee, um das Brutwachstum später anzukurbeln. Gerade bei solch großen Arten ist es sonst ja ein noch größeres Geduldsspiel, bis die Kolonien wirklich groß werden. Du solltest nur nicht zu stark heizen - es darf sich im Nest z.B. auf keinen Fall ein Hitzestau bilden, sonst gehen sie drauf. Sprich: Wenn man eine Heizmatte direkt am Nest anbringt, darf diese nicht sehr stark sein. Man kann den Ytong auch mit einer Wärmelampe bestrahlen, auch hier in Maßen.


    Angegeben wird die max. Koloniegröße mit ca. 1000 Arbeiterinnen. Ich denke platzmäßig - da das ohnehin einige Jahre dauert - kommst du mit einem 40x60cm Becken eine Weile hin. Der Nestbereich ist da eh wichtiger, die meisten Tiere halten sich immer dort auf.


    Den Ytong solltest du auch befeuchten, ja - so dass sich verschiedene Feuchtigkeitszonen bilden. So können sich die Ameisen aussuchen, wo sie vorrangig ihre Brut lagern wollen etc.pp.

  • Hallo,


    kleines Update! Die Gyne hat Eier gelegt!




    Mittlerweile ist das RG NEST erstmal in mein kleines "mini" Formicarium gezogen.

    Aber ich vermute bis das Nest so groß wird, dass der Platz nicht mehr reicht - dauert es noch eine Weile. Leider habe ich eine kleine Silikon Nase im Nest hinter der Scheibe fabriziert :boese: . Ich überlege noch evtl. den Hintergrund mit schwarzer Folie "abzukleben". Eine PowerLED und ein kleiner LED Stripe wird noch verbaut. Gedimmt über PWM und einer KSQ.


    Mein kleines Arduino Projekt kommt auch langsam auf Touren. Die OLED zeigt die Sensordaten vom Nest und der Arena an. Spielt bei Über- oder Unterschreitung der Mix-/Maxwerte alle 5 Min einen Buzzer Ton und die rote LED leuchtet dauerhaft. Weiterhin wurde im Programm integriert, dass bei ersten einschalten eine LED 12h angeht, dann 12h pausiert und nach 12h wieder angeht. Beispiel: um 10.00Uhr schalte ich das Gerät zum ersten mal an. Dann wird immer um 10Uhr das Licht angehen und um 22.Uhr ausgehen. Muss mir noch ein Gehäuse ausdrucken und die LED im Formicarium verbauen. Weitere Vorschläge Ideen.
    ARDUINO PROTOTYP VIDEO

  • Wenn es gewünscht ist werde ich bei Zeiten hierzu eine Anleitung erstellen. Bislang belaufen sich die Gesamtkosten ohne LED und KSQ auf ca. 12 Euro:
    - Arduino Nano 2,50 Euro
    - 2 x DHT22 5 Euro
    - OLED 128x64 ca. 1 bis 2 Euro
    - Buzzer, Kontroll LED, Widerstand, Kabel, etc. 2,50 Euro


    Programmiert wie man halt ein Arduino programmiert. Die IDE basiert auf Java... Man bedient sich aus Bibliotheken, schreibt seinen eigenen Code, probiert herum und findet immer wieder etwas zum verbessern ;)!


    Bin aber in diesem Gebiet auch noch "Anfänger". Aber für solche Dinge reicht es bislang sehr gut aus. Für mein Aquarium habe ich eine eigene Dosieranlage oder eine Lichtsteuerung gebaut und programmiert. Das Schwierigste ist i. d. R. die GUI. Die habe ich bislang bei diesem Projekt nicht - sondern zeige nur Sensorwerte an, die bislang nur eine LED und ein Buzzer steuern. Eine Lüftersteuerung und Heizungsteuerung kommen noch hinzu, sobald die Hardware da ist. Der Programmcode der diese Geräte in Abhängigkeit zu den Sensorwerten steuert ist kein Hexenwerk. Evtl. verbaue ich noch ein Bluetooth oder Wifi Modul oder wechsele die Hardware auf ein ESP. Der hat Wifi verbaut... Denkbar wäre beispielsweise die Ameisenart auszuwählen und die Zielwerte stellen sich entsprechend ein.


    Hier ist mein Schaltplan vom Prototyp inklusive der KSQ und LED (die meisten Kabel sind nur Stromkabel!):

  • Hallo,
    Ein kleines Update zu meinen C. Japonicus. Gehalten werden die Ameisen bei ca. 22 bis 25 Grad und ca. 50% Luftfeuchtigkeit. Ichbiete den Ameisen hin und wieder etwas Proteine in Form von Kleinst-Insekten an. Das Futter wird angenommen bzw. ist nicht mehr auffindbar. Bislang verweilen die Ameisen nur im RG Nest. Nur zum Anfang könnte ich beobachten wie zwei Arbeiterinnen die RG Nest Umgebungerforschten. Im Anschluss wurde der Eingang zum RG Nest zur Hälfte mit
    Sand zugebaut. Seitdem habe ich selber keine Aktivität in der Arenabeobachten können. Bislang hat die Kolonie ein Gyne und, 4
    Arbeiterinnen. Die Gyne hat vor ca. einer Woche angefangen Eier abzulegen. Heute konnte ich beobachten dass mittlerweile zwei Larven vorhanden sind. Auch scheinen es wieder mehr Eier geworden zu sein.


    • Offizieller Beitrag

    Na das läuft doch ganz gut. Man kann auch auf dem Foto sehr schön erkennen, dass die Ameisen große Nahrungsvooräte in ihren Sozialmägen haben - besonders bei der Arbeiterin, die hinter der Gyne hervorschaut, sieht man sehr gut, wie die Chitinplatten an der Gaster sich wegen des vollen Kropfs auseinandergedeht haben und die helle Zwischenhaut darunter sichtbar wird. Aber auch die Gyne selbst ist an der Grenze dazu (wobei es bei Gynen auch zu solchen Spreizungen kommt, wenn sie sehr viele Eier produzieren).


    Insofern alles gut, wie bereits beschrieben gehen die Ameisen einfach wenige Risiken ein, solange sie gut angefüttert sind.

  • Hallo,


    danke für die Erklärung! Wieder etwas dazu gelernt... Ich biete den Tieren hin und wieder etwas Nahrung direkt vor dem RG NEST an. Einmal konnte ich beobachten wie eine einzelne Artemia (habe ein Aquarium) durch eine Arbeiterin portioniert und abtransportiert wurde... Als Zuckerlieferant biete ich eine Mischung aus Haushaltszucker, Zuckerrübensirup, Glukose und Honig an. Gibt es Erfahrungen mit Beta Glucan etc. ? Ich hoffe in 2 bis 3 Wochen über den ersten Nachwuchs berichten zu können...

  • Aktuell immer noch die zwei Puppen und viele kleine Larven. Ist es normal, dass die Puppen nach 27 Tagen der Verpuppung noch nicht geschlüpft sind? Umsorgt werden die Puppen soweit ich das beurteilen kann immer noch sehr gut. Bei Störung werden die Puppen beispielsweise "zur Seite" weggetragen etc. Ich werte das immer noch als positives Signal - obwohl ich langsam etwas ungeduldig werde...

    • Offizieller Beitrag

    Es ist eine ziemlich große Art, da kann die Entwicklung der einzelnen Stadien tatsächlich einige Wochen brauchen - je nach Bedingungen. Wärme im Nestbereich hilft, den Prozess zu beschleunigen, sollte aber nie zu einem Hitzestau führen.


    Du erkennst es auch, wenn die Puppen am Entwicklungsende ankommen - sie verfärben sich dann zunehmend dunkel. Wenige Tage später sollte dann der Schlupf stattfinden.


    Nur Geduld, es ist vollkommen normal :winking_face:

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