Grüße ich bin der neue.

  • Hallo zusammen,
    Ich bin Felix, 28 Jahre jung und interessiere mich schon seit einer Weile für das Hobby Ameise.


    Ursprünglich bin ich zwar in der Aquaristik zuhause aber Ameisen waren die letzten 10 Jahre immer mal wieder ein Thema für mich.


    Da bald ein Umzug ins Haus steht wird der Gedanke gerade etwas akuter.


    Daher wollte ich einfach mal ein paar Grundlegende Fragen loswerden.


    1. Ich bin berufsbedingt überwiegend die ganze Woche unterwegs.
    Inwiefern kann man da eine Kolonie überhaupt realisieren?
    Gedanklich dachte ich an entsprechende Vorräte bzw. Würde ich meine Freundin entsprechend einweisen sodas sie Grundlegende Sachen auch mit übernehmen kann.


    2. Es wird ja beispielsweise im Antstore empfohlen mit Lasius niger zu beginnen. Prinzipiell bin ich da nicht abgeneigt. Ich brauche jetzt nichts aufregendes exotisches zum Anfang sondern eine Art die mir auch mal einen Fehler verzeiht bis die entsprechende Handlungssicherheit da ist. Allerdings habe ich jetzt vermehrt gelesen das Lasius Niger recht ausbruchsfreudig ist.
    Ich kann das Geschrei meiner Freundin schon hören wenn die Ameisen in der Wohnung unterwegs sind. :grinning_squinting_face:
    Kann man da mit Talkum, Öl, etc. Plus Deckel entsprechend arbeiten oder sollte man da doch über zusätzliche Maßnahmen nachdenken?


    3. Wie oft müsste denn der Ausbruchsschutz erneuert werden. Also bspw. Das Talkum. Einen festen Termin im Kalender wird es dazu vermutlich nicht geben. Aber so pi mal Daumen wäre es gut zu wissen.


    4. Welche Arten von Nest und Arena könnt ihr empfehlen? Marke Eigenbau klingt erstmal nicht verkehrt. Aber ich kenne meine handwerkliche Begabung... Daher wäre die industriell und direkt kosumierbare Variante in meinem Fall wohl besser.


    5. Wie kompliziert gestaltet sich die Winterruhe? Sitze ich dann Stundenlang mit Pinzette vor der Arena in sammel alles was unterwegs ist ein und verfrachte es dann in die entsprechenden winterlichen Quartiere oder wie muss ich mir das ganze denn Vorstellen?


    6. Was sollte ich unbedingt noch beachten an was ich gerade gar nicht denke?


    Ich bedanke mich schon mal im voraus für eure Antworten.


    VG :thumbs_up:

    Einmal editiert, zuletzt von ice_trey () aus folgendem Grund: Gattungsname bitte immer groß, Artname klein schreiben, also Lasius niger.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Felix.


    Normal fängt man ja mit einer kleinen Kolonie an und das Gute daran ist man kann dann mit ihr wachsen.
    Außer man nimmt sich etwas exotisches, dann müssen natürlich sofort alle Parameter passen.
    Aber sonst startet man mit einer kleinen Box, in die gibt man das Reagenzglas, das ist erst mal ihr Nest,bis es zu klein wird,
    oder der Wassertank leer wird. Einer Wasser tränke, einer kleinen Schale mit Zuckerwasser oder Honig,
    1-2 Fliegen in der Woche, ein bisschen Öl am Rand als Ausbruchsschutz und das war es im großen und ganzen.


    Zu 1.
    Das kommt auch viel auf die Jahreszeit an, im Frühling brauchen sie am meisten.
    Das wichtigste ist Wasser, das kann aber sehr leicht mit einer Tränke bereit gestellt werden.
    Das Nest sollte bei kleinen Kolonien auch befeuchtet werden, aber das ist mit entsprechenden Wassertank, höchstens 1 bis 2 mal die Woche.
    Das Zuckerwasser oder Honig, trocknet meist ziemlich schnell ein und muss immer mal wieder mit etwas Wasser aufgerührt werden. (ich verwende selbst gebastelte Tränken, die halten bei einer kleinen Kolonie 2 Wochen)
    Meine Lasius niger mit mehren tausend Arbeiterinnen bekommen so ca 2 mal die Woche 10 Schaben jetzt im Frühling, im Herbst vielleicht noch 1-2 Stück in der Woche.


    Zu 2
    Lasius niger ab einer gewissen Größe, werden zu wahren Ausbruchskünstler, gerade wieder erfahren,
    0,5mm genügt das sie sich durch drücken können, ich verwende Parafinöl, das nur an den Wänden zu wenig ist,
    da rennen sie so lange dagegen, bis es unwirksam ist, darum habe ich angefangen noch eine Plexiglasscheibe oben zu montieren
    und diese mit Öl zu beschmieren, Kopf über haben sie dann keine Chance mehr.


    Was man bei Lasius niger auch immer bedenken muss, das Volk wird richtig groß.
    Also irgendwann wird man mehrere Arenen benötigen und je nach dem noch Zweignester.


    Zu 3
    Ich verwende Parafinöl, je nach Jahreszeit erneuere ich alle 2 Wochen bis 1 mal im Monat.
    Talkum würde angeblich länger halten.


    Zu 4
    Ich habe sie immer selber gebaut, viel Geschick braucht man nicht.
    Zum kaufen kann ich dir keine Tipps geben.


    Zu 5
    Meine kommen so wie sie sind auf den Balkon, das Nest pack ich in Styropor ein und das war es.
    Mein Balkon ist aber leicht geschützt, so das es nie zu kalt wird.
    Das kommt immer auf die Möglichkeit an, gut wäre ein Ort der zwischen +5 Grad und -5 Grad hat.
    Solange sie noch im Reagenzglas leben, kommen sie immer bei mir in den Kühlschrank.


    Zu 6
    Das einzige was mir spontan einfällt, Königinnen können auch mal über 20 Jahre alt werden,
    das sollte einem bewusst sein.


    Gruß,
    Wolfgang

  • Ahoi,


    Fink2 hat deine Fragen ja eigentlich schon zur Gänze beantwortet, da gibt es eigentlich nicht mehr viel zu ergänzen.
    Ich würde dir empfehlen, dir mal einen kleinen Überblick über heimische und evtl. auch südeuropäische Ameisenarten zu machen, also was es da alles gibt. Da wirst du dann bestimmt auf Arten treffen die du interessanter findest als andere und mit einer von diesen solltest du meiner Meinung auch loslegen. Bringt ja nichts, wenn man jetzt mit einer Art anfängt, nur weils überall steht und gleich danach will man wieder etwas anderes. Bei allen Arten gibt es natürlich irgendwas bestimmtes zu beachten (zB.: Bilden große Völker, brechen gerne aus o.ä.), aber das lässt sich ja alles problemlos in Erfahrung bringen, sobald mal eine Art gefunden ist.
    Und die allermeisten einheimischen Arten sind für einen Anfänger - zumal du ja auch schon Erfahrung in der Aquaristik hast - gut zu halten, wenn man nicht einfach so ins Blaue startet (was man ja sowieso nicht tun sollte).
    Hier mal ein paar gängige heimische Arten als Anregung (mit denen du bestimmt klar kommen würdest):
    Lasius niger (hattest du ja schon)
    Camponotus ligniperdus (oder C. herculeanus/ C. vagus)
    Myrmica rubra
    Formica fusca
    Messor barbarus (aus Südeuropa, vllt für dich interessant, da sie Kornkammern anlegen und so von ihren Vorräten zehren können, falls du mal nicht da bist)


    Grüße,


    Jebetus

  • Den Vorschlag von @JebetusvonWabern bezüglich Camponotus Herculeanus kann ich nur unterstützen. Ich hatte selber eine Kolonie dieser Art. Diese Ameisenart zählt zu den größten in Europa, Sie sind daher sehr leicht zu beobachten. Diese Art ist sehr inaktiv und recht friedfertig, was sie interessant für Anfänger macht. Ein Nachteil wäre, dass sie meiner Erfahrung nach aufgrund Ihrer Größe recht viel Futter und Platz brauchen.
    Ansonsten aber eine Super Art.

  • 1. Ich bin berufsbedingt überwiegend die ganze Woche unterwegs.
    Inwiefern kann man da eine Kolonie überhaupt realisieren?
    Gedanklich dachte ich an entsprechende Vorräte bzw. Würde ich meine Freundin entsprechend einweisen sodas sie Grundlegende Sachen auch mit übernehmen kann.

    Absolut. Nimm einfach eine körerfressende Art, z.B. die sehr populäre Messor barbarus, die kannst du auch mal 3-4 Wochen alleine lassen, wenn sie genug Körner und mehrere Wasserquellen haben (z.B. große Reagenzgläser oder Vogeltränken).


    2. Es wird ja beispielsweise im Antstore empfohlen mit Lasius niger zu beginnen. Prinzipiell bin ich da nicht abgeneigt. Ich brauche jetzt nichts aufregendes exotisches zum Anfang sondern eine Art die mir auch mal einen Fehler verzeiht bis die entsprechende Handlungssicherheit da ist. Allerdings habe ich jetzt vermehrt gelesen das Lasius Niger recht ausbruchsfreudig ist.

    Ich halte Lasius niger ehrlich gesagt für keine gute Anfängerart. Sie sind extrem hart im nehmen und verzeihen auch Haltungsfehler, aber größere Kolonien (10.000+) sind extrem ausbruchsfreudig und schwer in ihrer Anlage zu halten, selbst erfahrenere Halter scheitern da regelmäßig.
    Außerdem sind sie extrem aggressiv gegenüber anderen Ameisen, was ein echtes Problem werden kann, wenn man irgendwann mal mehrere Kolonien hält.


    3. Wie oft müsste denn der Ausbruchsschutz erneuert werden. Also bspw. Das Talkum. Einen festen Termin im Kalender wird es dazu vermutlich nicht geben. Aber so pi mal Daumen wäre es gut zu wissen.

    Für meine Camponotus barbaricus benutze ich den Ausbruchsschutzlack (Fluon) vom Antstore auf der Unterseite eines Glasrahmens. Das hält dank trockener Arena seit 3 Jahren ohne Erneuerung.


    4. Welche Arten von Nest und Arena könnt ihr empfehlen? Marke Eigenbau klingt erstmal nicht verkehrt. Aber ich kenne meine handwerkliche Begabung... Daher wäre die industriell und direkt kosumierbare Variante in meinem Fall wohl besser.

    Wenn du einer größeren Investition nicht abgeneigt bist würde ich dir empfehlen direkt mit einer 60x30-Arena vom Antstore anzufangen, inklusive Rahmen und Deckel (die gitb es auf Anfrage auch noch mit 27mm-Bohrung). Damit hast du dann für 1-2 Jahre Ruhe und ein solches Becken ist auch in einer größeren Anlage noch absolut brauchbar, gerade wenn man später das primäre externe Nest daran anschließt (d.h. ein großer Teil der Ameisen sitzt dann später in diesem Becken vor dem Nest). Alternativ reicht auch erstmal ein 30x20-Becken für den Anfang, dann muss man halt früher erweitern.


    Ein Nest brauchst du am Anfang überhaupt nicht, für das erste Jahr reichen 1-2 Reagenzgläser (150mm Länge Standardgröße, für größere Arten 30x200mm) völlig aus. Wenn man die während der Gestaltung des Bodens (z.B. Sand-Lehm-Mischung, für ein 60x30cm-Becken braucht man da so 4-6kg) noch in das feuchte Substrat drückt kann man einen Negativabdruck schaffen, in den man später die RGs legen kann, damit sie nicht wegrollen.


    5. Wie kompliziert gestaltet sich die Winterruhe? Sitze ich dann Stundenlang mit Pinzette vor der Arena in sammel alles was unterwegs ist ein und verfrachte es dann in die entsprechenden winterlichen Quartiere oder wie muss ich mir das ganze denn Vorstellen?

    Kommt drauf an. Einheimische Arten sammeln sich vor der Winterruhe im Nest und bilden eine Wintertraube. Da kann man dann das Nest abkoppeln und die Arena durch eine kleine Box ersetzen und das ganze in den kühlen Keller schaffen. Bei mediterranen Ameisen (Messor barbarus, Camponotus barbaricus/crentatus), die keine echte Winterruhe haben, rangiert das ganze irgendwo zwischen in einen ungeheizten Raum stellen (~13-18°C) und einfach das Heizkabel ausstecken (meien C. barbaricus halten bei 20-22°C Raumtemperatur "Winterruhe", das reicht völlig aus - die 15.000 Ameisen mit ihrer ganzen Battiere an Becken würde ich auch überhaupt nicht mehr transportiert bekommen, abgesehen davon dass mein Haus überhaupt keinen kalten Keller hat).


    6. Was sollte ich unbedingt noch beachten an was ich gerade gar nicht denke?

    Ameisentränke, längerfristig bei Nicht-Körnersammlern eine Futtertierzucht (Mehlwürmer und Dubia-Schaben lassen sich leicht halten). Und natürlich Dekorationen für das Becken (gerade Kunstpflanzen und Steine lassen sich gut eine Sand-Lehm-Schicht einbetten, damit sie später stabil stehen). Ein 15W-Wärmekabel oder eine kleine Heizmatte, wenn die Ameisen in ein Nest umziehen - Reagenzgläser würde ich nicht beheizen, außer es ist absolut notwendig (z.B. tropische Ameisen, RGs behezien ist gefährlich und kann leicht schiefgehen wegen Stauhitze und Kondensation/Überflutung) - bei mediterranen Ameisen eventuell eine schwache/mittelstarke Wärmelampe (damit kann man auch Becken mit Reagenzgläsern sicher beheizen).

    • Offizieller Beitrag

    Naja, so pauschal würde Ich das nicht sagen.
    Prinzipiell ist es schon richtig, dass einheimische Arten eher anfängerfreundlich sind, allein schon was klimatische Bedingungen angeht (zumal das in dem begrenzen Raum eines Formicariums ohnehin gut steuerbar ist, von tropischen Exoten mal abgesehen) und auch das Aussetzen in der Natur, wenn merkt, dass Ameisen doch nicht das Richtige für einen sind.
    Vorausgesetzt natürlich, man hat die Gyne in seiner unmittelbaren Umgebung gefangen. Ansonsten ist das auch so ein Thema für sich - Stichwort intraspezifische Homogenisierung.


    Allerdings gebe Ich Serafine da schon recht, wenn die Zeit, die man für die Pflege hat, recht begrenzt ist, fährt man mit Messor barbarus ganz gut.
    Ich hab bei meinen den Napf das letzte Mal vor nem Monat gefüllt und da knabbern sie immer noch fleißig dran. Und die RG-Tränke hält auch schon einige Zeit.
    Und bei mediterranen Arten ist die Klimaregulierung auch noch recht simpel. Die Arena hat bei mir Zimmertemperatur, die Farm mit der 3 Watt Heizmatte hat um die 25°, alles keine Schwierigkeit. Und da sie es eh etwas trockener mögen, muss man auch nicht so oft befeuchten.


    Dazu kommt die verkürzte Winterruhe bei milden 15-18°C. Da hat man a) mehr von den Ameisen und b) lassen sich diese Temperaturen mEn leichter realisieren als die kühlen ~8°C für die Heimischen.


    Letztendlich ist es, denke Ich, eine Glaubensfrage, womit man am besten fährt.
    Von Tropenameisen für den Einstieg würde Ich auch abraten, aber Ich denke die Südeuropäer geben ein paar schöne und interessante Arten her, die für den Einstieg auf jeden Fall möglich sind.


    Beste Grüße und schön gesund bleiben,


    Ralph



    PS:

    Du solltest auch nicht auf eine Federstahpinsette vergessen


    Dem kann Ich nur zustimmen :thumbs_up:

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