Wer kennt sich mit Blattschneider Ameisen aus?

    • Offizieller Beitrag

    Hi ant_Phil,


    das ist dann natürlich schon seeehr allgemein und man könnte daher seitenlange Infos zusammenstellen :smiling_face:



    Ich versuche mich mal an einer sehr knappen Zusammenfassung:


    Blattschneiderameisen entstammen aus den beiden Gattungen Atta und Acromyrmex, bei denen sowohl blattschneidende, als auch grasschneidende Arten vorkommen. Von beiden Gattungen, die aus den Tropen und Subtropen des amerikanischen Kontinents stammen, sind diverse Spezies in der Haltung üblich, aber recht teuer in der Anschaffung und auch recht aufwendig und platzintensiv zu halten.


    Erstaunlich viele Leute kennen Blattschneiderameisen, da man sie gerne im Fernsehen zeigt. Auch in manchen Zoos sind Anlagen zu finden, z.B. in Berlin. Die Tiere sind beim Schneiden und Eintragen der Blätter durchaus interessant anzusehen, zumal, wenn man die Anlagen ästhetisch und gut einsehbar präsentiert. Die Kolonien dieser Arten werden ziemlich groß mit bis zu mehreren Dutzend Millionen Arbeiterinnen und entsprechend kann man eine hohe bis irgendwann extreme Aktivität der Ameisen erwarten, die beständig tags und nachts Blätter (oder eben Gras) ins Nest eintragen.


    Die Gründung ist in der Haltung sehr kritisch und scheitert nicht selten - ärgerlich, wenn man bis zu mehrere Hundert Euro für eine Gyne ausgegeben hat. Auch kleine Kolonien benötigen schon mehrere Becken mit verschiedenen Aufgaben - Pilzbecken, Abfallbecken und Futterbecken, die getrennt genutzt werden sollten. Der Platzbedarf für ältere und große Kolonien in der Haltung ist entsprechend enorm und viele Halter versuchen ihre Kolonien daher künstlich klein zu halten (Entnahme von Tieren, Verknappung des Futterangebots, etc.). Eine extreme Anlage kannst du hier "bewundern" (es ist auch ein gutes Beispiel, was ggf. auf einen zukommen kann): http://www.ameisenportal.eu/vi…?f=50&t=1136&p=9118#p9092


    In ihrem Nest pflegen Blattschneiderameisen ihre Pilzgärten, denn diese Ameisen sind rein vegan unterwegs. Sie fressen mitnichten die Blätter, sondern nutzen diese in zerkauter Form und ihren Kot zur Düngung und Aufzucht eines speziellen Pilzes (Gattung Leucoagaricus), von dem sie sich ernähren. Die Anlage und Pflege der Pilzfarmen ist extrem komplex, denn hier werden eine Vielzahl an Aufgaben von diversen Kasten der Kolonie übernommen, die die Blätter erst schneiden, einbringen, zerkleinern, zerkauen, aufschichten, den Pilz damit düngen, damit bauen, ihn säubern und pflegen etc.pp.
    Der Halter muss ganzjährig laufend für Blätternachschub oder etwaigen Ersatz sorgen, auch im Winter.


    In der Folge bildet sich durch die Pflege der Ameisen ein schwammähnliches Pilzgebilde, das von den Ameisen auch durchtunnelt und generell als Nest genutzt wird und von dem sich die Tiere eben ernähren. Das Ganze ist eine absolute Symbiose, ohne den Pilz sind die Ameisen nicht lebensfähig und umgekehrt. Der Pilz ist sehr empfindlich gegenüber zu großer Feuchtigkeit, weswegen man in der Haltung die Temperatur und Luftfeuchtigkeit, sowie Kondenswasserbildung genau kontrollieren muss.


    Einen kleinen Einblick in die Haltung findest du in den Steckbriefen bei Atta: https://ameisencafe.de/cafe/in…d/93-Ameisen-Steckbriefe/


    Ansonsten finden sich viele Infos generell im Netz und in den diversen Ameisenforen, Videos gibt es zuhauf bei Youtube, usw.


    Wenn du spezielle Fragen hast, müsstest du sie nochmal stellen, denn die Fragestellung ist etwas zu allgemein gehalten :smiling_face:


    So weit die Ultrakurz-Zuammenfassung meinerseits :winking_face:

    • Offizieller Beitrag

    Das "bewundern" habe ich indes ja auch nur in Anführungszeichen geschrieben, da diese Anlage meiner Meinung nach faszinierend und erschreckend zugleich ist. Wenn man die Erfahrung, den Platz und das Geld hat... why not.


    Man muss das halt bedenken - das ist nichts für ein Kinderzimmer und die wenigsten Eltern dürften begeistert sein, wenn man alles mit Becken vollstellt und das wird man bald müssen, wenn die Kolonie gut wächst. Viele Halter sind ja noch etwas jünger, da sollte man das Projekt vielleicht besser verschieben, bis man aus dem Haus ist und einen eigenen Lebensraum hat - und auch dort dürften viele Halter weder den Platz, noch das Geld aufbringen können.


    Prinzipiell finde ich so eine Anlage, wenn sie funktioniert und gut gesichert ist aber durchaus beeindruckend. Man sieht aber auch hier, dass die Ameisen sich nicht darum scheren, was man für sie bereitstellt - sie lagern Pilz in den Verbindungsröhren :grinning_face_with_smiling_eyes:

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