Einsteiger-Ameisenart ohne Winterruhe

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier - sowohl im Forum als auch in der Welt der Ameisenhaltung.


    Meine Kids sind noch jung und unglaublich tierbegeistert. Der Sohnemann möchte fast täglich Würmer in seiner Tasche ins Haus schmuggeln, um ein "Haustier" zu haben. Von Igeln fangen wir erst gar nicht an...


    Da ich aber erst einmal auf die Probe stellen möchte, in wie fern er sich längerfristig um die Pflege eines Tieres kümmern wird, bin ich, auf der Suche nach einem relativ genügsamen Tier, auf die Haltung von Ameisen gekommen.


    Mir war wichtig, etwas zu finden, was ich alternativ auch ohne die Kids gern weiterführen würde, sollte ihre Begeisterung abflachen.


    Anfangs dachte ich mir noch "ach komm, paar Krabbeldinger inne Tupperschale und dann haste für die Kids was Schönes zum Angucken." Das war vor etwa 3 Wochen. Ich habe - ehrlich gesagt noch ziemlich naiv - auf Amazon ein Starterset erworben, in der unschuldigen Annahme, dass dieses ganze Thema rund um die Ameisenhaltung ja sowieso eher Pillepalle sei.


    Nun habe ich mich aber in den letzten Tagen sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, YouTube gefühlt leer geguckt und mir einiges an Lektüre zugute geführt.


    Dabei habe ich dann auch gelernt, dass heimische Ameisen eine Winterruhe einlegen und von Oktober bis März - gerade in Hinblick auf meine Kids - "uninteressant" werden. Da ich die Begeisterung aber nun Stück für Stück aufbauen möchte (Formikarium gemeinsam aufbauen, Ameisen einziehen lassen, gemeinsam beobachten etc.), wäre es denkbar schade, wenn in 2 - 3 Monaten schon wieder, wenn auch temporär, alles vorbei wäre und wir erst ein gutes halbes Jahr später wieder auf Entdeckungsreise gehen könnten.


    Deshalb stellt sich mir die Frage, welche Ameisenart ihr mir empfehlen würdet, die eine schöne Größe zum Beobachten hat (6 - 8 mm?!), keine Winterruhe benötigt, aktiv und mit relativ wenig Aufwand (Zimmertemperatur) zufrieden zu stellen ist. Preislich sollte sie sich auch im Rahmen bewegen; noch ist nicht die Zeit für eine seltene, exotische Art ;).


    Ich würde unglaublich gern eure Erfahrungen lesen und wissen, welche Art ihr einem motivierten Neuling ans Herz legen würdet.


    Danke für euren Input - ich freue mich auf eure Empfehlungen :smiling_face:


    VG
    CJ

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Cjay,


    na dann herzlich Willkommen in der Community :winken:
    Und erstmal ein Lob vorweg, dass ihr nicht einfach so Tiere anschafft, sondern du dich erstmal ausführlich informierst, selbst über "nur Insekten". Leider kenne ich viel zu viele Eltern, die auf das dauernde Drängen ihrer Kinder nachgeben und sich vermeintlich (!) einfach zu haltende Tiere holen - einfach mal so, weil das Kind es ja umbedingt so gerne möchte und doch so arg versprochen hat, sich um alles zu kümmern. Und dann... nach 6 Monaten ist dann das "super-artgerecht" einzeln gehaltene Kinderzimmer-Käfig-Kaninchen doch nicht mehr so toll, weil es sich überhaupt nicht anfassen lassen und eigentlich am Liebsten überhaupt nichts mit einem zu tun haben will. Schade, dass das auch im 21. Jahrhundert noch andauernd passiert, obwohl gute Informationsquellen nur ein paar Minuten entfernt sind. Daher begrüße ich es, wenn man YouTube und Konsorten leersaugt und lieber mehr fragt, als zu wenig.



    Wie auch immer, zurück zu Ameisenthemen und zu deinen Fragen. Ich hoffe, du verzeihst mir lange Beiträge, denn ich bin berüchtigt dafür :smiling_face_with_halo:
    Da aber auch andere Einsteiger solche Beiträge mitlesen, die ggf. weniger wissen als du, hole ich im Normalfall etwas weiter aus.


    Mir war wichtig, etwas zu finden, was ich alternativ auch ohne die Kids gern weiterführen würde, sollte ihre Begeisterung abflachen.

    Auch das ist ein löblicher Ansatz. Denn auch wenn es sich hier "nur" um Insekten handelt, kann man sie auch nicht einfach wieder aussetzen, wenn sie uninteressant werden. Das glaube ich aber fast nicht. Ich kenne persönlich Halter, deren Kinder auch Jahre später dann endlich eine "wirklich eigene!" Kolonie haben wollten, um die sie sich ganz allein kümmern dürfen und davor jahrelang gebannt bei den Eltern zugesehen und mitgeholfen haben. Wenn Eltern und Kinder die selbe Leidenschaft teilen, ist das sicher nicht verkehrt. Aber der Ansatz muss immer sein: Kinder sind nicht mündig - die Eltern sind also grundsätzlich für die Tierhaltung verantwortlich. Davon gehe ich hier aber aus.



    Dabei habe ich dann auch gelernt, dass heimische Ameisen eine Winterruhe einlegen und von Oktober bis März - gerade in Hinblick auf meine Kids - "uninteressant" werden. Da ich die Begeisterung aber nun Stück für Stück aufbauen möchte (Formikarium gemeinsam aufbauen, Ameisen einziehen lassen, gemeinsam beobachten etc.), wäre es denkbar schade, wenn in 2 - 3 Monaten schon wieder, wenn auch temporär, alles vorbei wäre und wir erst ein gutes halbes Jahr später wieder auf Entdeckungsreise gehen könnten.

    Das ist vollkommen nachvollziehbar. Wir haben schon fast August, spätestens im November gehen die Tiere in die Winterruhe und werden frühestens Februar wieder daraus entlassen. Das betrifft eigentlich alle europäischen Arten gleichermaßen, wenn auch in unterschiedlicher Abstufung, grob von Nord nach Süd.


    Man kann auf zwei Wegen damit umgehen - entweder man verschiebt das Projekt ins nächste Jahr und steht startfertig, top informiert und mit getesteter Anlage in den Löchern für anschließende 6-7 Monate Ameisenspaß. Oder aber man muss zu Arten greifen, die eben keine Winterruhe benötigen. Diese muss man dann aber auch entsprechend betreuen und sich anpassen. Im Winter müssen solche Arten auf irgendeine Art beheizt werden, passiv oder aktiv. Ob das nun ein dauerhaft (!) warmes Zimmer ist, oder Utensilien wie eine Heizmatte etc., ist sehr individuell und kommt auf den eigenen Lebensstil und Vorlieben an.


    "Zimmertemperatur" ist daher auch ein schwammiger Begriff, da das subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Wir müssen bei Ameisen aber harte Werte ansetzen, um sie in einem passenden Temperaturbereich zu halten. Heizt man die Wohnung im Winter also z.B. sowieso immer auf durchgehend 25°C, weil man das eben so mag und sonst friert, dann ist das für die Ameisen, je nach Art, auch oft schon ausreichend. Ist die Zimmertemperatur aber eher bei knapp 20°C, weil man es gar nicht so warm mag, ist das für viele Arten ohne Winterruhe schon eine zu niedrige Temperatur und man muss die Anlage beheizen. Arten ohne Winterruhe kommen schließlich aus warmen Ländern mit sehr milden bis nicht vorhandenen Wintern, entsprechend muss man diese Lebensbedingungen simulieren. Beides ist aber eben "Zimmertemperatur".


    Auch an das Futter muss gedacht werden. Die meisten Ameisenarten benötigen Proteinnahrung in Form von Insekten für die Brutentwicklung - im Sommer ist das noch einfach, wenn man Fliegen o.ä. erlegt - da kommt das Futter quasi kostenlos ins Haus. Im Winter hingegen machen die sich rar, man müsste also ggf. auf Futterinsekten aus dem Zoofachhandel ausweichen. Und nebenher noch Heimchen/Grillen/Schaben/Fruchtfliegen o.ä. im Haus zu haben, diese ebenfalls zu versorgen, bedarfsgerecht zu töten etc., löst nicht gerade bei jedem Freudesprünge aus. Oder aber die Kinder finden diese Tiere dann auch toll (wer Regenwürmer sammelt, kann ggf. auch Grillen etwas abgewinnen!) und sind entsetzt, dass das dann Ameisenfutter werden soll. Auch das ist individuell verschieden, können wir nicht für dich beantworten... :winking_face:




    Deshalb stellt sich mir die Frage, welche Ameisenart ihr mir empfehlen würdet, die eine schöne Größe zum Beobachten hat (6 - 8 mm?!), keine Winterruhe benötigt, aktiv und mit relativ wenig Aufwand (Zimmertemperatur) zufrieden zu stellen ist. Preislich sollte sie sich auch im Rahmen bewegen; noch ist nicht die Zeit für eine seltene, exotische Art ;).

    Da kann ich dann schnell überleiten: Du wirst keine Art finden, die nicht exotisch ist und keine Winterrruhe benötigt. Exotisch sind alle Ameisenarten, die hierzulande nicht natürlich vorkommen. Also auch schon solche, die meinetwegen in Spanien oder Italien heimisch sind, auch wenn man "exotisch" gefühlt eher mit den Tropen verbindet. Aber ich lese heraus, dass es da eher um den Preis ging, was kein Problem sein sollte. Wirklich teuer sind auch nur sehr seltene Arten, die man einem Einsteiger nie anraten würde.


    Um nun endlich langsam zu deiner Frage nach passenden Arten zu kommen, ist das nicht ganz so einfach, aber ich werde gleich ein bisschen Input geben. Die Art kannst schlussendlich nur du aussuchen, weswegen du dir einige Fragen beantworten solltest. Es gibt viele Vor- und Nachteile bzgl. der Art, die man sich aussucht.


    Manche sind sehr groß (z.B. diverse Camponotus-Arten), diese benötigen aber auch lange, um sich zu entwickeln. Das kann schon öde werden, wenn man mal im ersten Jahr endlich 20 oder 30 Arbeiterinnen erreicht hat... Geduld ist in der Ameisenhaltung zwar leider immer nötig, aber ganz so will man es dann vielleicht doch nicht. Die Faustformel ist: Je größer die Art, desto länger benötigt deren Entwicklung, dafür sind sie beeindruckend anzusehen und leicht zu beobachten. Es macht natürlich schon etwas her, wenn man Ameisen hat, die 2cm lang werden, denn sowas sieht man hierzulande nicht. Aber im Normalfall wird es dann auch wirklich sehr lange dauern, bis man eine größere Kolonie hat und wirklich was los ist.


    Dann geht es weiter zu Fragen, wie "Wie viel Platz kann ich eigentlich zur Verfügung stellen"? Manche Arten sind sehr platzintensiv, zumal, wenn die Kolonien ausreifen. Hier geht es weniger um die Größe der Ameisen selbst, als deren Koloniegrößen. Das kann artspezifisch von wenigen Dutzend Tieren (diverse Temnothorax species) bis in die Millionen (z.B. Blattschneiderameisen) gehen.


    Ein weiteres Thema ist, dass viele Arten sehr ausbruchsfreudig sind - und man will die Ameisen ja nicht durch die Wohnung marschieren lassen.


    Dann was du geschrieben hast: Sollten relativ wenig Aufwand machen.




    Unter der Annahme, dass man eine Art haben will, die etwas "Action" macht, leicht zu versorgen ist, sowie keine allzu hohen Ansprüche stellt, fallen mir z.B. diverse Messor-Arten ein. Hier gibt es auch solche, die keine Winterruhe benötigen. Einige Arten gibt es sowohl in Südeuropa (Winterruhe benötigt), als auch Nordafrika (keine Winterruhe) - da muss man bei selber Art etwas auf die Herkunft achten.


    Zwar können Messor-Arten sehr große Kolonien bilden, das dauert aber schon etwas und sie sind nicht ganz so sensibel wie diverse andere exotische Gattungen - man kann also z.B. niedrigere Temperaturen als Vorteil sehen, da das wachstumshemmend wirkt. Auch über weniger Futter kann man etwas regulieren, falls nötig.


    Trotzdem würde ich behaupten, dass die Vorteile dieser Gattung überwiegen.

    • Es gibt eine deutliche Kastendetermination, von Minor- bis Majorarbeiterinnen, mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Die Arbeiterinnen sind also von wenigen Millimetern bis knapp über einem Zentimeter groß. Man kann das auch live miterleben - mit Anwachsen der Kolonie treten auch vermehrt die größeren Tiere auf, was ein tolles Erfolgserlebnis sein kann. Man freut sich immer, wenn nochmal ein noch größeres Tier geschlüpft ist. Die Königinnen sind deutlich zu erkennen und schön groß, man kann sie also immer gut entdecken
    • Messor benötigen nur Samen und Körner als Futter. Keine Gewissenskonflikte bzgl. Futtertieren, keine Versorgungsschwierigkeiten im Winter (unbehandeltes Vogelfutter, Sonnenblumenkerne, Sesam etc. bekommt man problemlos), die Ameisen suchen aktiv Samen, tragen diese ein, lagern diese, stellen daraus das sogenannte Ameisenbrot her. Proteinfutter in Form von Insekten ist optional, begünstigt das Wachstum
    • Messor sind nicht gerade als gute Kletterer bekannt, was für unerfahrene Halter von Vorteil ist - selbst bei schlecht angebrachtem oder marodem Ausbruchsschutz schaffen sie es nur schlecht die Scheiben eines Beckens hinauf
    • Messor stechen nicht, die kleinen Arbeiterinnen beißen auch nicht spürbar, was sie ziemlich ungefährlich macht. Nur bei den größeren Tieren sollte man etwas aufpassen (sie können schließlich auch Samen öffnen)
    • Kleiner Nachteil: Messor bearbeiten auch die Einrichtung des Beckens sehr gerne. Bei großen Kolonien wird alles herumgetragen, begraben etc. was nicht niet- und nagelfest ist. Da kann man schonmal verzweifeln, wenn man mühevoll eingerichtet hat und die Ameisen nehmen alles auseinander. Sorgt aber für stete "Action" [Blockierte Grafik: https://ameisencafe.de/cafe/wcf/images/smilies/wink.png]


    ForceMaster sei Dank, er hat kürzlich schonmal eine kleine Liste erstellt von Messor-Arten, die keine Winterruhe benötigen (wie gesagt, unbedingt auf Herkunft bzw. entsprechende Angabe im jeweiligen Shop/vom Verkäufer achten!):


    Messor marocanus
    Messor cephalothes
    Messor aegyptiacus
    Messor orientalis
    Messor denticornis
    Messor decipiens





    Selbstverständlich müssen es keine Messor sein, es gibt auch andere Gattungen und entsprechend Arten, die einsteigerfreundlich sind und die ggf. passen könnten. Bloß ist mir diese Gattung unter meinen Annahmen (gerne korrigieren, wo ich falsch liege) herausgestochen. Ich hoffe, mein Roman hilft dir ein wenig weiter. Wir beantworten gerne alle deine Fragen.

  • Hey ice_trey,


    danke dir für die überragende Antwort!


    Wie auch immer, zurück zu Ameisenthemen und zu deinen Fragen. Ich hoffe, du verzeihst mir lange Beiträge, denn ich bin berüchtigt dafür
    Da aber auch andere Einsteiger solche Beiträge mitlesen, die ggf. weniger wissen als du, hole ich im Normalfall etwas weiter aus.

    Endlich jemand, der nicht nur auf Meta-Ebene kurze Sätze ohne nachhaltige Informationen rausposaunt und das Phrasenschwein füllt :smiling_face: Danke dafür!



    "Zimmertemperatur" ist daher auch ein schwammiger Begriff, da das subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Wir müssen bei Ameisen aber harte Werte ansetzen, um sie in einem passenden Temperaturbereich zu halten. Heizt man die Wohnung im Winter also z.B. sowieso immer auf durchgehend 25°C, weil man das eben so mag und sonst friert, dann ist das für die Ameisen, je nach Art, auch oft schon ausreichend. Ist die Zimmertemperatur aber eher bei knapp 20°C, weil man es gar nicht so warm mag, ist das für viele Arten ohne Winterruhe schon eine zu niedrige Temperatur und man muss die Anlage beheizen. Arten ohne Winterruhe kommen schließlich aus warmen Ländern mit sehr milden bis nicht vorhandenen Wintern, entsprechend muss man diese Lebensbedingungen simulieren. Beides ist aber eben "Zimmertemperatur".

    Die Tiere würden in meinem Büro sitzen, welches auch im Winter um die 22 ° C halten wird. Da werde ich dann entsprechend eine Heizmatte installieren. Reicht es, das Nest mit dieser Matte zu versehen oder sollte auch die Arena über eine separate Matte verfügen?



    Auch an das Futter muss gedacht werden. Die meisten Ameisenarten benötigen Proteinnahrung in Form von Insekten für die Brutentwicklung - im Sommer ist das noch einfach, wenn man Fliegen o.ä. erlegt - da kommt das Futter quasi kostenlos ins Haus. Im Winter hingegen machen die sich rar, man müsste also ggf. auf Futterinsekten aus dem Zoofachhandel ausweichen. Und nebenher noch Heimchen/Grillen/Schaben/Fruchtfliegen o.ä. im Haus zu haben, diese ebenfalls zu versorgen, bedarfsgerecht zu töten etc., löst nicht gerade bei jedem Freudesprünge aus. Oder aber die Kinder finden diese Tiere dann auch toll (wer Regenwürmer sammelt, kann ggf. auch Grillen etwas abgewinnen!) und sind entsetzt, dass das dann Ameisenfutter werden soll. Auch das ist individuell verschieden, können wir nicht für dich beantworten...

    Alles klar! Ich werde mich im weiteren Verlauf dieses Posts auf ein, zwei Arten konzentrieren und das dort nochmal aufnehmen.



    Da kann ich dann schnell überleiten: Du wirst keine Art finden, die nicht exotisch ist und keine Winterrruhe benötigt. Exotisch sind alle Ameisenarten, die hierzulande nicht natürlich vorkommen. Also auch schon solche, die meinetwegen in Spanien oder Italien heimisch sind, auch wenn man "exotisch" gefühlt eher mit den Tropen verbindet. Aber ich lese heraus, dass es da eher um den Preis ging, was kein Problem sein sollte. Wirklich teuer sind auch nur sehr seltene Arten, die man einem Einsteiger nie anraten würde.

    Der Absatz bezog sich tatsächlich eher auf Arten, die ungemein schwer zu bekommen/fangen sind und deswegen auch ein entsprechendes Preisschild tragen.



    Manche sind sehr groß (z.B. diverse Camponotus-Arten), diese benötigen aber auch lange, um sich zu entwickeln. Das kann schon öde werden, wenn man mal im ersten Jahr endlich 20 oder 30 Arbeiterinnen erreicht hat... Geduld ist in der Ameisenhaltung zwar leider immer nötig, aber ganz so will man es dann vielleicht doch nicht. Die Faustformel ist: Je größer die Art, desto länger benötigt deren Entwicklung, dafür sind sie beeindruckend anzusehen und leicht zu beobachten. Es macht natürlich schon etwas her, wenn man Ameisen hat, die 2cm lang werden, denn sowas sieht man hierzulande nicht. Aber im Normalfall wird es dann auch wirklich sehr lange dauern, bis man eine größere Kolonie hat und wirklich was los ist.

    Das Thema Geduld spielt da definitiv mit. Mir ist bewusst, dass gut Ding Weile haben will, aber es liegt ja nun auch in der Natur des Menschen, dass er Fortschritte und somit Erfolge sehen möchte und diese lieber gestern als in zwei Tagen. Ich denke, dass ich für ein gesundes Mittelmaß bereit bin.



    Das trifft es so ziemlich genau. Ich habe - in meinem naiven Kaufverhalten - auf Amazon ja ein kleines Starterset erworben und die Messor barbarus (welche man bekommen würde, war nicht angegeben) erhalten.


    Komischer Weise haben diese anfangs begonnen, einen Tunnel im Nest zu bauen und sind auf einmal komplett in den Schlauch gezogen. Mache ich hier was falsch oder sind die einfach noch an diese enge Röhre vom RG gewöhnt?



    Es scheint, als wären die Shops gerade etwas dünn bestückt.
    Gefunden habe ich folgende, verfügbare Arten:
    a) Messor nondentatus (nicht aus der Liste von ForceMaster): https://www.bestants.de/p/messor-nondentatus
    b) Messor orientalis (aus der Liste von ForceMaster): https://myants.de/Europaeische…en/Messor-orientalis.html und
    c) Messor aegyptiacus (aus der Liste von ForceMaster): https://www.antsarea.de/p/mess…enigin-5-10-arbeiterinnen


    Die Camponotus nicobarensis https://myants.de/Ex/Camponotus-nicobarensis.html sagt mir auch sehr zu.


    Sind das Shops, auf die auch du zurückgreifen würdest? Falls nein, wo kaufst du in der Regel ein?


    Danke dir für all deinen Input :smiling_face:


    LG
    CJ

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen Cjay,


    hier mal die aktuelle Liste der Ameisenshops:
    Ameisenshop-Liste


    Ja, es kann durchaus sein, dass einige Arten zur Zeit nicht lieferbar sind.
    Das hängt ein bisschen davon ab, wann die Schwärmzeiten sind. Ameisen sind keine gute Lagerware, wenn Du verstehst :winking_face:
    Man kann auch immer mal wieder EBay oder Kleinanzeigen durchsuchen, da gibt es hin und wieder mal auch exotischere Arten.


    Dem Vernehmen nach soll die Tauschbörse vom AntStore auch ganz ok sein, habe da aber keine Erfahrungen mit.


    Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, eine bereits etablierte Kolonie zu kaufen. Da ist dann von Anfang an mehr los für die Kiddies.
    Allerdings ist es natürlich wesentlich spannender zu sehen, wie aus einer einzelnen Königin oder einer kleinen Gründerkolonie (~25-40 Tiere) ein großes Volk erwächst. Das hangt dann eben davon ab, wie viel Geduld die Kinder mitbringen. Und Du natürlich auch.



    Beste Grüße und schön gesund bleiben,


    Ralph

  • Hallo,



    Ich möchte nur anmerken das sich diese Messor Arten ebenfals eher im oberen Preissegment befinden. Was ich so gefunden habe ca. um die 60-90 Euro.
    Die Idee mit Camponorus nicobarensis finde ich super.
    Ich habe bis jetzt meine Ameisen eigentlich immer selber gesammelt was in deinem Fall aber nicht in Frage kommt. Zwei mal habe ich auch welche gekauft. Erworben habe ich sie beim Antstore. Ich hatte nie Probleme mit den Ameisen, sie sind immer alle gesund und munter angekommen.


    Ich hoffe das kann dir etwas helfen.
    LG. ForceMaster!

    • Offizieller Beitrag

    danke dir für die überragende Antwort!

    Gern :winking_face:


    Ich bin tatsächlich erklärter Feind von der Art und Weise, wie heute zum Beispiel Beratungen in sozialen Medien oft stattfinden - da bekommst du drei Sätze und das war´s, weil sonst wäre der Beitrag ja viiiiiel zu lang. In einem Forum finde ich den Rahmen dafür gegeben und ehrlich gesagt besser etwas zu ausführlich, als zu wenig. Meine Meinung.




    Die Tiere würden in meinem Büro sitzen, welches auch im Winter um die 22 ° C halten wird. Da werde ich dann entsprechend eine Heizmatte installieren. Reicht es, das Nest mit dieser Matte zu versehen oder sollte auch die Arena über eine separate Matte verfügen?

    Da reicht eigentlich das Nest. Vor allem geht es darum, dass die Brut eine gewisse Temperatur für die Entwicklung braucht. Man sollte die Matte nicht zu stark nutzen. Ich habe hier eine Thermolux 3 Watt Heizmatte in Betrieb - ich empfehle nach schlechten Erfahrungen mit Billig-Heizmatten (plötzlich extreme Überhitzung -> Ameisen gegrillt plus Brandgefahr) nur noch solche Markenware. Diese Matten werden angenehm warm, aber nicht heiß. Man sollte das Nest nicht komplett bedecken, sondern den Ameisen immer einen Ort lassen, an den sie sich bei zu viel Wärme zurückziehen können.


    Tatsächlich unterschätzt man das schnell - aber Ameisen sind durchaus hitzeempfindlich, obwohl sie eigentlich sehr wärmeliebend sind. Kleines Beispiels: Bei mir sind kürzlich meine eigenen Lasius flavus geschwärmt. Ich habe die Männchen also auf dem Balkon freigelassen. Dabei fiel eines auf einen sonnenbeschienenen, dunklen Tisch. Die Platte war sehr warm, aber gefühlt nicht heiß. Es dauerte ca. 3 Sekunden, bis dass Männchen tot war.


    Auch ist es mir schon passiert, dass ich solch eine durchaus schwache und nur handwarme Matte genutzt habe, um die vordere Hälfte diverser RGs zu wärmen - den Tieren war das schon zu heiß, irgendwann drängten sie sich regelrecht an den Wassertank.


    Daher vorsichtig damit umgehen und den Ameisen etwas ungewärmten Raum geben :smiling_face:




    Das trifft es so ziemlich genau. Ich habe - in meinem naiven Kaufverhalten - auf Amazon ja ein kleines Starterset erworben und die Messor barbarus (welche man bekommen würde, war nicht angegeben) erhalten.


    Komischer Weise haben diese anfangs begonnen, einen Tunnel im Nest zu bauen und sind auf einmal komplett in den Schlauch gezogen. Mache ich hier was falsch oder sind die einfach noch an diese enge Röhre vom RG gewöhnt?

    Ich nehme an, es geht um eine Farm? Leider kommt es immer wieder vor, dass Kolonien in den Schlauch ziehen, die Foren sind voll von solchen Berichten. Das spricht dafür, dass die Bedingungen in der Farm ihnen nicht passen. Was genau los ist, ist jedoch sehr individuell - zu nass, zu trocken, ihnen passt das Substrat nicht... es bleibt oft vage und man kommt nicht immer dahinter. Ist mir erst vor wenigen Wochen selbst auch mal wieder passiert bei Camponotus herculeanus. Ich konnte im Anschluss auch machen, was ich wollte - die Farm blieb unbewohnt, bis ich genervt die Kolonie zurück in ein frisches RG umgesiedelt habe (der Schlauch ist einfach unpraktisch und es fehlt eine Wasserquelle). Prinzipiell sollte eine Farm verschiedene Feuchtigkeitszonen aufweisen - dazu kann man z.B. nur von einer Seite aus wässern, dann bleibt die andere Hälfte etwas trockener. Gerade bei Messor ist das notwendig, da sie trockene Kammern für die Samen brauchen, damit diese nicht keimen. Ich würde bei Messor aber tatsächlich fast eher zu Ytong- oder Gipsnestern raten, das ist für deren Zwecke etwas einfacher zu handhaben.





    Sind das Shops, auf die auch du zurückgreifen würdest? Falls nein, wo kaufst du in der Regel ein?

    Ich muss wegen meiner Position etwas neutral bleiben, zumal dieses Forum hier - wie z.B. auch das Ameisenforum.de und diverse andere Seiten, seit einigen Jahren dem Antstore-Besitzer gehört und wir vom Team uns nicht vorwerfen lassen wollen, in irgendeiner Form abhängig oder parteiisch zu sein - dem ist nicht so. Trotzdem habe ich bis dato nur beim Antstore, sowie kürzlich erst bei Ants Kalytta eingekauft (wobei ich generell sehr selten bei Shops einkaufe). Bei beiden waren die Tiere immer sehr gesund, die Kolonien/Brutmenge größer als angegeben (was erfreulich war) und alles lief reibungslos. Beide Shops gehören zum alten Eisen. Bei anderen Shops habe ich persönlich keine Erfahrungen, zumal die letzten Jahre in Deutschland so viele wie Pilze aus dem Boden geschossen sind.


    Wir haben hier aber eine Ameisenshop-Liste, sowie eine User-Shopbewertung.


    Ansonsten kann ich mich nur anschließen: Augen offen halten, auch mal in der Ameisen-Auktion oder den Forenflohmärkten schauen, was so angeboten wird. Man hat zwar bei Privatkäufen keine Gewährleistung, aber ich habe bei diversen Einkäufen via Privat in unserer Szene noch nie Probleme gehabt.


    Viele Ameisen sind eher "saisonal" zu haben, einige Zeit nach deren Schwarmflügen. Manchmal bekommen die Händler auch jahrelang keine "Ware" mehr, da ihnen die Sammler vor Ort fehlen - die beiden Hauptgründe, warum in vielen Shops bei gefühlt der Hälfte der Arten "nicht verfügbar" angegeben wird. Die Shops geben aber gerne Auskunft, ob und wann die wieder zu erwarten sind.




    Zu guter Letzt war meine Fixierung auf Messor natürlich nur ein Vorschlag. Gerade bei Camponotus gibt es viele Arten, die sehr lebhaft sind und toll anzusehen, aufgrund ihrer oft beeindruckenden Größe. Und die von dir angesprochenen Camponotus nicobarensis sind z:b. ja wunderschöne Tiere, die auch nicht sehr anspruchsvoll sind. Man muss eben nur damit leben, dass die Entwicklung seine Zeit dauert - dafür freut man sich über jedes einzelne Tier, das die Kolonie verstärkt :grinning_face_with_smiling_eyes:

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