Hi ihr Lieben,
im Ameisenforum läuft gerade eine Diskussion (https://ameisenforum.de/topic61162.html), ob die klassischen Foren gerade aussterben und die grundsätzliche Frage war, wie die User die Entwicklung der Communities die letzten Jahre bewerten. Da ich die Frage sehr interessant fand, würde ich sie hier im Café auch gerne parallel stellen und "klaue" einfach mal dreist das Thema, das dort von Erne gestartet wurde.
Ich selbst halte Ameisen seit 2006 und habe daher die Entwicklung in den Foren durchaus live über einen längeren Zeitraum als Nutzer und auch Teammitglied hier im Café beobachten können. Fakt ist, dass die Nutzerzahlen der klassischen Foren über die Jahre deutlich rückläufig waren und die Foren sich grundsätzlich schon sehr unterschiedlich entwickelt haben. Das Café ist z.B. zwar eines der ältesten Foren, ist aber immer etwas kleiner geblieben - was nach meiner Ansicht nach und ohne es breitzutreten vor allem durch eine sehr lieblose Behandlung durch diverse Vorbesitzer zu begründen ist, mit all deren direkten und indirekten Folgen.
Zudem kam es durch diverse Vorgänge in der Community (Streitereien, Übernahme von Foren durch andere Eigentümer, etc.) zur Gründung weiterer Foren, was zur Zersplitterung der Szene geführt haben dürfte. Heute existieren im deutschsprachigen Raum meines Wissens nach eine Handvoll, sagen wir "ernstzunehmender", Ameisenforen. Neben den ältesten, dem Ameisenforum, dem AmeisenCafé, sowie dem Antstore-Forum, sind das die Foren von Eusozial und das Ameisenportal, die vor allem wegen Nutzerunzufriedenheit verschiedener Art gegründet wurden und eine breite Nutzerbasis haben. Diese Foren haben alle lange, eigene Geschichten, die ich hier nicht weiter behandeln will - aber letztendlich kann man die Entwicklung der deutschen Ameisenforenlandschaft durchaus sehr gut nachvollziehen.
Wie auch immer, wir wissen alle, dass heute in einer Vielzahl sozialer Medien und auf anderen Plattformen über Ameisenhaltung gesprochen wird, z.B. auf Facebook, WhatsApp, Instagram, Discord, Reddit, natürlich videomäßig auch und vor allem auf Youtube.
Da meine Freundin z.B. im Bereich Kaninchen mehrere Facebook-Gruppen nutzt, hingegen nicht in Kaninchenforen unterwegs ist, kann ich durchaus ein wenig vergleichen, wie unterschiedlich diese Formate sind und welche Vor- und Nachteile sie haben. Meiner Meinung nach ist z.B. die Beratung via soziale Medien sehr schnell, man kann also im Normalfall mit Input schon nach kürzester Zeit rechnen. Da viele User ohnehin viel Zeit auf diesen Plattformen verbringen, bekommen sie neue Inhalte schnell zu Gesicht und können darauf reagieren.
Der gravierendste Nachteil dieser Plattformen ist meiner persönlichen Meinung nach aber, dass vor allem die Beratungen oft viel zu dünn und unausführlich sind und es viel zu schnell zu Streitereien kommt. Natürlich gibt es Fragen, die man mit 2-3 Sätzen erledigt hat, aber viele Fragestellungen hier in den Foren erfordern eine deutlich intensivere Bearbeitung. Zudem sind die Infos auch sehr schnell wieder weg. Ältere Beiträge zur allgemeinen Informationssammlung nachzulesen ist auf sozialen Medien teilweise sehr mühevoll oder gar fast unmöglich, da keine gute Strukturierung vorliegt.
Während man in einem Forum also bedenkenlos einen längeren Beitrag schreibt und dieser auch gelesen wird, scheuen sich die Nutzer in sozialen Medien davor, mehr als eine Handvoll Sätze wiederzugeben oder sind teilweise auch einfach durch die Systeme limitiert (z.B. bei Twitter). Man stelle sich nur mal vor, ich hätte diesen Beitrag hier in WhatsApp verfasst - keiner hätte minutenlang nach unten gescrollt, um alles zu lesen und darauf zu reagieren. Man kann schon hier im Forum über die Länge meiner Beiträge zweifeln und sagen "So ein Depp, jetzt hat er schon wieder 4977 Zeichen getippt", aber bei WhatsApp würde ich vermutlich aus der Gruppe geworfen...
Selbstironie beiseite: Leider führt das in meinen Augen dazu, dass viele Antworten in den sozialen Medien der Fragestellung überhaupt nicht gerecht werden, weil sie einfach viel zu allgemein sind oder eben zu einem Haufen weiterer Fragen führen, die dann auch wieder beantwortet werden müssen. Das passt natürlich gut ins Schema der sozialen Medien, denn da geht es ja gerade darum, dich möglichst lange dort zu halten. Ich würde aber behaupten, dass ein ausführlich geklärtes Thema in einem Forum zwar meinetwegen akut 15 Minuten Lesezeit benötigt, dann ist man aber auch erstmal bedient, bis sich neue Fragen auftun. Dahingegen wird sich die investierte Zeit in den sozialen Medien hochgerechnet deutlich aufsummieren und darüber liegen, es gibt also in dem Sinne mMn keinen Zeitvorteil.
Mich würde nun eure Meinung interessieren, ganz allgemein zum Bedarf und zur Nutzung von Foren und sozialen Medien. Wie nutzt ihr diese und wo seht ihr Stärken und Schwächen? Findet ihr, klassische Foren sind sinnlos geworden? (ich gehe nicht davon aus, wenn sich hier jemand beteiligt ).