​Invasiveness is linked to greater commercial success in the global pet trade.

    • Offizieller Beitrag

    Auch ich stimme zu, eine wichtige Studie, über die man sich schon seine Gedanken machen sollte. Hier eine Zusammenfassung, einen Teil der Statistiken kann man über die oben genannten Links durchaus noch zusätzlich einsehen: https://www.spektrum.de/news/i…oht-artenvielfalt/1850440



    Letztendlich ist meine Meinung dazu, das der Ver- und Ankauf von als invasiv geltenden Arten oder solcher, die im Verdacht dessen stehen, mit dem zunehmenden Bewusstsein für solche Problematiken in der Politik (und die Aufmerksamkeit wird durchaus zunehmend darauf gelenkt, auch ohne besonders "grüne" Regierung) mittelfristig zu einem Einfuhrverbot für diverse Arten oder gar ganze Tiergruppen für Privatleute führen könnte. Und da ist es dann wohl Glückssache, ob es nur um spezielle Arten nach einer Liste (die ja dann auch verwaltet, stetig neu bewertet und aktualisiert werden müsste) läuft, oder ob der Gesetzgeber z.B. nach Vorbild diverser US-Staaten z.B. die Einfuhr und den Verkauf gebietsfremder (Insekten-)Arten einfach komplett untersagt.


    Resultat wäre, dass der Handel mit exotischen (Insekten-)Arten oder wenigstens Ameisen damit hinfällig wäre, auch wenn es sich z.B. um zumeist sehr leicht kontrollierbare Gattungen oder Arten handelt. Und Fakt dürfte ebenso sein, dass die Politik da wohl kaum auf eine Community dahergelaufener privater Ameisenhalter hören dürfte, sondern auf Wissenschaftler in entsprechenden Beratungsgremien, sowie auf die Ameisenschutzwarten (mit denen staatliche Einrichtungen seit Jahrzehnten sehr erfolgreich zusammenarbeiten im Bereich der Staatsforste, Naturschutzbehörden etc.) und die allesamt leider ja u.a. genau wegen solcher Themen und Uneinsichtigkeiten der Ameisenhalterschaft über die letzten 15 Jahre zunehmend den Rücken zugekehrt haben.


    Ich persönlich finde es sehr schade, dass es so weit gekommen ist und da mittlerweile fast durchgehend nur noch verhärtete Fronten sind. Denn der Eindruck, den Wissenschaftler und viele Ameisenschützer von der Community haben ist schlicht der, dass diese a) wenigstens tendenziell Raubbau an der Natur betreibt (Ausgraben von Völkern von Sammlern vor Ort - was beim Kauf wenigstens duldend in Kauf genommen wird, fehlende oder intransparente Herkunftsangaben seitens der Shops, Handel mit seltenen Arten, Entnahme von Ameisen/Brut aus bestehenden Nestern, ... die Liste geht viel weiter), b) sich keine Gedanken über das invasive Potentail exotischer Arten macht (was man in den letzten Jahren auch zunehmend nicht mehr ganz von der Hand weisen kann - denn als ich mit dem Hobby angefangen habe, wäre die Einfuhr von diversen heute gehandelten Arten unvorstellbar gewesen. Damals gab es sogar noch harte Fronten zwischen Pro-Exoten und Anti-Exotenhaltern. Von letzteren habe ich mich seinerzeit auch nicht aufhalten lassen) und c) ergo die Ameisenhaltung als Ganzes abzulehnen sei, wenn kein wissenschaftlicher Grund dahinter steht, selbst bzgl. einheimischer Ameisenarten, nicht nur bzgl. Exoten.


    Diese Punkte sind sicher debattierungswürdig und ich würde mir da auch mehr sachliche, unemotionale und konstruktive Diskussion von beiden Seiten wünschen, da ich von einer allgemeinen Verteufelung der Ameisenhaltung ebensowenig halte, wie von der Einfuhr als invasiv geltender Ameisenarten oder solcher, deren invasives Potential nicht mehr oder weniger sicher ist und von denen ein hohes invasives Potential wenigstens anzunehmen ist. Da gibt es durchaus massive Abstufungen bei den dargebotenen Ameisenarten bzgl. Anpassungsfähigkeit ans heimische Klima, Wachstumsraten, extreme Polygynie + Koloniebildung, etc.pp., die Themen sind vielfältig. Wie gesagt möchte ich darauf hinweisen, dass ich kein Feind der Exotenhaltung bin, aber es muss auch nicht alls verkauft werden, was da so kreucht und fleucht.



    Dass man sich mit dem Kauf dieser Arten mit hohem invasiven Potential also langfristig selbst ins Bein schießen dürfte, sollte man vielleicht im Kopf behalten und entsprechend vom Kauf Abstand nehmen. Ich bin davon überzeugt, dass es reichlich Ameisenarten im Verkauf gibt, die sehr pflegeleicht und interessant zu halten sind, aber eben nicht die Probleme mitbringen und die in einer korrekten Haltung mit entsprechender Sicherung auch keine Möglichkeiten haben, zu entkommen oder sich gar anzusiedeln. Mit dem Finger auf andere Branchen wie den Pflanzenhandel zu zeigen oder gar allgemein auf den globalen Handel, der ja eigentlich (und durchaus richtig) ein viel größeres Problem darstellt, hilft da im Übrigen auch nicht, weil letztendlich der Handel mit Pflanzen und generell der globale Handel bei weitem nicht so leicht einzuschränken ist, wie der Handel mit Insektenarten, die eher eine Nische darstellt (und dennoch zunehmend als gefährlich wahrgenommen wird). Zudem bin ich der Meinung, dass man die Shops darauf hinweisen sollte, dass ein möglichst exakter Herkunftsnachweis vorab (nicht erst nach Lieferung) erwünscht ist. Dies ist nicht nur für die eigene Haltung sinnvoll, sondern auch um bewerten zu können, ob man diese Art wirklich kaufen will, wenn diese aus gewissen Ländern/Regionen kommen bzgl. der verschiedenen Bedingungen und auch Häufigkeit vor Ort. Natürlich können die Shops da immer noch fälschen, wie sie lustig sind, aber ich fände es schön, wenn diese wenigstens das Feedback aus der Community bekommen würden, dass ein Herkunftsnachweis aus mehrfacher Hinsicht Sinn ergibt.


    Den Titel meines Beitrags habe ich übrigens aus dem verlinkten Artikel übernommen - und so in etwa auch in anderen Medien gelesen. Es fällt auf: Da ist im Titel nicht die Rede von invasiven Arten, sondern von Exoten im Allgemeinen. Und so kommt das am Ende eben auch bei Entscheidungsträgern an. Diese haben im Normalfall von der Materie wenig bis keine Ahnung und verlassen sich voll und Ganz auf Daten und Angaben, die ihnen präsentiert werden - und die kommen sicher nicht von den Ameisenhaltern.

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

    Einmal editiert, zuletzt von ice_trey () aus folgendem Grund: Beitrag wurde mehrfach ergänzt. Historie ist abrufbar.

  • Leider ist der Artikel sehr schlecht, aber immerhin besser als der aus 2004 von A.B., denn immerhin hat man sich die Mühe gemacht einige Daten zusammen zu tragen. Ich habe meine Kritik schon in einem Blogpost veröffnetlicht, werde sie hier aber auch noch reinkopieren, da es wichtig ist, dass man sich auch kritisch dazu äußert:


    Gut 6 Jahre sind seit Buschingers Beitrag „Risiken und Gefahren zunehmenden internationalen Handels mit Ameisen zu Privat-Haltungszwecken“ vergangen.
    Mittlerweile ist ein neuer Artikel mit dem Titel „Invasiveness is linked to greater commercial success in the global pet trade“ bereits online erschienen. Leider wie so oft hinter einer Paywall von $10 weggesperrt.
    Aber die Zusammenfassung und die Anhänge geben trotzdem schon einigen Aufschluss darüber, wie herangegangen wurde, daher kann man sich das Geld getrost sparen.

    Inhalt
    Herangehensweise
    Betrachtet wurde der Tier- und auch der Pflanzenhandel.
    Es wurde erfasst, wie viele Arten global online gehandelt wurden wie viele invasive Arten es gibt und wie hoch der Anteil der invasiven Arten an der Anzahl der gehandelten Arten ist. Dabei wurde nach verschiedenen Tieren und Pflanzen allgemein unterschieden.


    Schlussfolgerung und Forderung
    Der Artikel kommt zur Schlussfolgerung, dass der Tierhandel nicht nur Möglichkeiten für Invasoren schafft, sondern besonders invasive Arten bevorzugt:
    Aufgrund dieser Schlussfolgerung fordert man die strenge internationale Regulierung des Handels mit Tieren als Haustiere:

    Kritik
    Pflanzen komplett ignoriert
    Die eigentliche Schlussfolgerung aus den ganzen Daten müsste folgende sein:
    Aber natürlich ist das nicht geschehen, denn wir alle wissen, dass der Pflanzenhandel eine zu große Lobby hat.
    Jeder mag exotische Pflanzen, jeder hat welche im Garten, im Haus (vermutlich auch die Verfasser dieses Artikels), daher konzentriert man sich lieber auf Tiere, die eine geringere Lobby haben. Ameisenhalter dürften wohl die geringste Vertretung haben, also sind sie ein besonderes Ziel für Umweltschützer, die gerne alles Überregulieren möchten.
    Wer mir nicht glaubt, kann sich ja diese Tabelle ansehen:
    [Blockierte Grafik: http://www.ameisenportal.eu/download/file.php?id=15057&mode=view]
    Pflanzen haben den größten Anteil an invasiven Arten bei den gehandelten. Noch dazu werden 38% aller bekannten invasiven Pflanzenarten auch gehandelt. Bei Ameisen sind es lediglich 22% (allerdings habe ich so meine Zweifel an der Richtigkeit der Daten, siehe unten).
    Zumal wird nicht berücksichtigt, dass eine Vielzahl der invasiven Ameisenarten erst durch Pflanzen eingeschleppt wurden. Daher ist der Handel mit Pflanzen nicht nur für die Verbreitung invasiver Pflanzenarten verantwortlich, sondern auch für die Verbreitung invasiver Ameisenarten und anderer Arthropoden.
    Mir ist also völlig schleierhaft, warum man nicht die strikte Regulierung des internationalen Pflanzenhandels fordert, wenn die Zahlen eindeutig zeigen, dass dies der Bereich mit der größten Überrepräsentierung invasiver Arten ist.


    Sehr viele invasive Ameisenarten
    Etwas stutzig wurde ich bei der großen Anzahl von invasiven Arten bei den Ameisen und auch die hohe Anzahl der gehandelten invasiven Ameisenarten. Sicher es werden Arten wie Pheidole megacephalla, Tetramorium bicarinatum usw. gehandelt, allerdings erscheint mir die Zahl von 57 etwas hoch.
    Dass als Quelle Antmaps.org angegeben wurde, erklärt vermutlich die hohe Anzahl der invasiven Ameisenarten. Denn bei Antmaps.org wird lediglich (wenn man von den nicht bestätigten, Innenraumsichtungen usw. absieht) nur zwischen einheimisch (native) und nicht einheimisch (exotisch). Jetzt ist natürlich die Frage, welche Definition man von „invasive Art“ heranzieht. Da der Artikel aber klar mit dem Naturschutz argumentiert, sollte man auch die in diesem Bereich gängige Definition von „invasiver Art“ verwenden:
    Somit ist die Anzahl der genannten invasiven Ameisenarten (aus Sicht des Naturschutzes) viel zu hoch, da nur ein Bruchteil der genannten Arten auch wirklich einheimische Ameisenarten verdrängen oder sonstige unerwünschten Auswirkungen haben. Realistischer wäre die Liste der global invasive species database. Dort werden lediglich 19 Ameisenarten als invasiv gelistet, deutlich weniger also als die 255 in der Studie.
    Die Liste der invasiven Ameisenarten (Dataset_S04) kann man sich auch hier auf google docs ansehen.


    Keinerlei Berücksichtigung des Klimas
    Da lediglich betrachtet wurde, wie viele invasive Ameisenarten global gehandelt werden, wurde nicht berücksichtigt, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich eine bestimmte Art im Handelsgebiet ausbreitet.
    Beispielsweise ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich Solenopsis invicta hier ausbreiten wird, da sie eine subtropische Art ist und daher den Winter im Freien nicht überleben wird. Noch geringer sind die Chancen tropischer invasiver Arten wie Pheidole megacephalla, die ein noch wärmeres Klima benötigen.
    Man sieht sehr schön bei der Art Solenopsis invicta in den USA, dass das Klima eine natürliche Barriere darstellt, so ist sie in den nördlichen Staaten der USA und auch in Kanada nicht im Freien präsent:
    [Blockierte Grafik: https://crazyants.de/wp-content/uploads/2021/03/Solenopsis-invicta-Verbreitung-USA-1024x593.jpg]
    Verbreitung von Solenopsis invicta in den USA, Quelle: antmaps.org


    Verkaufszahlen wurden nicht berücksichtigt
    Wichtig um das Risiko beurteilen zu können wären die genauen Verkaufszahlen der einzelnen Arten. Selbst wenn ein Shop eine Ameisenart lediglich einmalig im Angebot gehabt hätte, würde sie dort auftauchen. Dabei ist es doch aber ein Unterschied ob im Jahr 5000 Kolonien einer Art global verkauft werden oder lediglich 10.


    Handel mit Ameisen noch zu neu?
    Es wird erwähnt, dass der Ameisenhandel noch zu neu sei, um für die Verbreitung verantwortlich zu sein:
    Mittlerweile gibt es den kommerziellen Ameisenhandel in Europa seit über 21 Jahren, warum sollten 21 Jahre also zu neu sein, um invasive Ameisenarten hervorzubringen? Evtl. zeigt diese lange Zeitspanne ohne neue invasive Ameisenarten ja auch, dass die Gefahr so gering ist und es deshalb zu keinen neuen Invasionen durch den Ameisenhandel kommt?


    Meinung
    Wie damals beim Artikel von Herrn Buschinger frage ich mich, wie groß ist denn nun die Gefahr? Dass eine Gefahr besteht, ist unbestreitbar. Ich kann morgen aus der Tür gehen und mich kann dann ein Meteorit erschlagen, es besteht eine Chance, dass dies passiert. Genauso würde das Verbieten von Holzkohlegrills einen Beitrag zum Klimaschutz haben. Auch kann es passieren, dass ein Teelicht umgestoßen wird und somit ein Brand verursacht wird, bei dem auch Menschen zu Schaden kommen können.
    Die wirkliche Frage ist aber, wie groß ist die Chance, dass so etwas passiert, oder wie groß ist der Beitrag? Soll man also Holzkohlegrills verbieten, nur weil sie einen (noch so kleinen) Beitrag zur Klimaerwärmung darstellen. Ist das Verbieten von Teelichtern gerechtfertigt, da die Chance besteht, dass dadurch Menschen zu Schaden kommen? Oder sollte man Schutzmaßnahmen treffen, die das Erschlagen durch Meteoriten vor der Haustüre unterbinden?
    Die Antwort dürfte bei diesen Vergleichen sehr eindeutig sein, aber auch beim Thema der Regulierung des Tierhandels sollte man sich fragen, ob die Personen, die neue Regulierungen, Verbote usw. fordern, auch genug Belege dafür liefern, dass von beispielsweise dem Ameisenhandel eine akute Gefahr ausgeht.
    Genau diese Belege liefert der Artikel nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Servus Barristan,


    Danke für das Einstellen deines Blogbeitrags. Dieser ist leider nicht komplett vollständig, da die auf deiner Homepage als Zitat eingestellten Teile beim Copy/Pasten verloren gegangen sind. Ich erlaube mir, diese einfach vom Blog zu zitieren, weil ich jetzt trotz der Möglichkeit deinen Beitrag nicht entsprechend editieren wollte. Kannst du aber gern nachholen. Natürlich ist eine Debatte immer erwünscht.


    Ich gehe daher mal abschnittsweise auf ein paar einzelne Punkte ein. Leider hat sich ja noch keiner sonst dazu geäußert, daher bist du, Barristan, jetzt der Einzige, den ich zitieren kann (nicht persönlich nehmen, denn ich teile deine Meinung in vielen Fällen nicht):



    Leider ist der Artikel sehr schlecht, aber immerhin besser als der aus 2004 von A.B., denn immerhin hat man sich die Mühe gemacht einige Daten zusammen zu tragen. Ich habe meine Kritik schon in einem Blogpost veröffnetlicht, werde sie hier aber auch noch reinkopieren, da es wichtig ist, dass man sich auch kritisch dazu äußert:


    Gut 6 Jahre sind seit Buschingers Beitrag „Risiken und Gefahren zunehmenden internationalen Handels mit Ameisen zu Privat-Haltungszwecken“ vergangen.
    Mittlerweile ist ein neuer Artikel mit dem Titel „Invasiveness is linked to greater commercial success in the global pet trade“ bereits online erschienen. Leider wie so oft hinter einer Paywall von $10 weggesperrt.
    Aber die Zusammenfassung und die Anhänge geben trotzdem schon einigen Aufschluss darüber, wie herangegangen wurde, daher kann man sich das Geld getrost sparen.

    Ja, es ist bedauerlich, dass Bildung in unserer Gesellschaft nicht den Stand hat, dass jeder Interessierte generell auf wissenschaftliche Publikationen Zugriff hätte (und diese Einnahmequelle für die Autoren anderweitig ausgeglichen wird, denn die müssen natürlich auch nicht kostenlos publizieren und kostenlos arbeiten). Nichtsdestotrotz empfinde ich es als etwas eigenartig, eine Studie als per se schlecht darzustellen, die man offensichtlich gar nicht eingesehen hat. Das wäre, als würdest du ein Buch anhand des Covers und Klappentextes mit einer Kritik kommentieren, oder einen Film nach Sichtung seiner Trailer. Funktioniert so lala...


    Nun habe ich natürlich auch Bezug darauf genommen, ohne den Artikel gekauft zu haben, aber meine Kernaussage ist auch erstmal eine ganz andere: Dass die Ameisenhalterschaft ein Verbot ihres Hobbys selbst mit provoziert, da Entscheidungsträger sich im Normalfall von wissenschaftlichen Beiräten, Beratungsgremien, Verbänden etc. beeinflussen lassen und nicht von ein paar hundert Hobby-Ameisenhaltern. Die Richtung wird schon anhand der wenigen Infos angedeutet und wie das Thema verstanden wird, konnte man ja in den Headlines und Artikeln diverser Medien schön beobachten. So, genau so kommt es auch beim politischen Entscheidungsträger an.


    Es sind übrigens wohl gut 16 Jahre (2004), seit Buschingers Beitrag, kleiner Tippfehler, passiert halt.




    Die eigentliche Schlussfolgerung aus den ganzen Daten müsste folgende sein:
    Aber natürlich ist das nicht geschehen, denn wir alle wissen, dass der Pflanzenhandel eine zu große Lobby hat.
    Jeder mag exotische Pflanzen, jeder hat welche im Garten, im Haus (vermutlich auch die Verfasser dieses Artikels), daher konzentriert man sich lieber auf Tiere, die eine geringere Lobby haben. Ameisenhalter dürften wohl die geringste Vertretung haben, also sind sie ein besonderes Ziel für Umweltschützer, die gerne alles Überregulieren möchten.
    Wer mir nicht glaubt, kann sich ja diese Tabelle ansehen:

    Ich musste etwas schmunzeln, weil ich - ohne deinen Blogbeitrag davor gekannt zu haben - das Thema Pflanzenhandel schon vorausgesehen habe. Ich stimme dir natürlich absolut zu, dass die Schlussfolgerung der Autoren, dass der Tierhandel reguliert werden muss und vom Pflanzenhandel keine Rede ist (scheinbar, denn keiner von uns hat den Artikel komplett vorliegen, ggf. sind die Zitate also auch aus dem Zusammenhand gerissen), sehr sehr kurz gegriffen ist. Da es ausreichend Beispiele für stark invasive Pflanzenarten und damit verbundene Problematiken gibt, müsste man den Handel dort ebenfalls viel mehr einschränken und kontrollieren. Solange du in einem Garten fast pflanzen kannst, was du willst (und die entsprechenden Samen etc. auch von Tieren verbreitet werden können), ist das Risiko der ungewollten Verbreitung halt gegeben. Scheint eine echte Gesetzeslücke zu sein.


    Nur, wie ich schon sagte, bringt es reichlich wenig, mit Heulen und Wehklagen mit dem Finger auf andere Branchen zu zeigen, statt sich an der eigenen Nase zu packen - zumal, wenn man Teilnehmer an einem absoluten Nischenhobby ist. Ob ein paar - lächerlich wenige - hundert oder tausend Ameisenhalter lamentieren, wenn ihr Hobby eingeschränkt wird, dürfte den Entscheidungsträgern - seien es nun Regierungen oder die EU, reichlich egal sein. Anders sieht es da eben dann doch mit den Käufern von (exotischen) Pflanzen aus, denn da dürfte es kaum jemanden geben, der nicht eine exotische Pflanze im Haushalt oder gar Garten hat. Wir reden also quasi von der gesamten Bevölkerung. Der hemmungslose Verkauf von exotischen Pflanzen für Haus und Garten wird btw durchaus seit Jahrzehnten kritisiert. Nützt nur nicht viel, wenn fast jeder solche zuhause stehen hat und daher keinerlei Bewusstsein für die Problematiken da ist. Zudem stehen da ungleich höhere wirtschaftliche Faktoren dahinter, was für die Regierungen im Normalfall ein gutes Argument ist, um den Handel zu erlauben, obwohl es Probleme und Risiken gibt. Wen sowas stört, der muss halt "grüner" wählen.


    Ergo kann man diese Diskrepanz zu Recht kritisieren, tue ich auch - nur fürchte ich, wird da nicht viel ankommen bei denen, die darüber entscheiden.




    Etwas stutzig wurde ich bei der großen Anzahl von invasiven Arten bei den Ameisen und auch die hohe Anzahl der gehandelten invasiven Ameisenarten. Sicher es werden Arten wie Pheidole megacephalla, Tetramorium bicarinatum usw. gehandelt, allerdings erscheint mir die Zahl von 57 etwas hoch.
    Dass als Quelle Antmaps.org angegeben wurde, erklärt vermutlich die hohe Anzahl der invasiven Ameisenarten. Denn bei Antmaps.org wird lediglich (wenn man von den nicht bestätigten, Innenraumsichtungen usw. absieht) nur zwischen einheimisch (native) und nicht einheimisch (exotisch).

    Auch ich bin hier etwas stutzig geworden, da mich die hohe Zahl der (angeblich) gehandelten invasiven Arten überrascht hat. Natürlich sind ein paar übliche Kandidaten bekannt, aber der Anteil schien mir auch etwas hoch, sodass ich mich gefragt habe, woher die Daten kommen und wie oft diese Ameisen überhaupt gehandelt wurden. Das ist sicherlich, ohne viele Stunden Arbeit hineinzustecken, schwer zu bewerten, da man dutzende Verkaufsplattformen sichten müsste, v.a. aber auch Verkäufer in sozialen Medien, wie es aus dem asiatischen Raum aus sehr üblich ist.


    Belassen wir es daher erstmal bei der deutlich kleineren Liste, die von dir genannt wurde, aus der Global Invasive Species Database und schauen uns an, welche davon in einer Kurzrecherche (natürlich wie üblich oft saisonal und nicht über das ganze Jahr) auch ohne lange Recherchen (kurz sowas wie "buy XYZ" oder "XYZ kaufen" gegoogelt, 1-2 Trefferseiten und Treffer gesichtet) in Shops zu erwerben sind bzw. angeboten wurden und die auch hierher verkauft werden (oder von hier aus). In sozialen Medien wurde nicht gesucht, dort findet man aber durchaus auch oft Handelsangebote, ebenso wie auf eBay und eBay Kleinanzeigen.


    Acromyrmex octospinosus: In Shops zu erwerben
    Anoplolepis gracilipes: In Shops zu erwerben
    Lasius neglectus: keine Angebote gefunden
    Linepithema humile: keine Angebote gefunden
    Monomorium destructor: keine Angebote gefunden
    Monomorium floricola: In Shops zu erwerben
    Monomorium pharaonis: In Shops zu erwerben
    Myrmica rubra: brauchen wir nicht drüber reden, wird v.a. von hierzulande aus distributiert
    Nylanderia (=Paratrechina) pubens: keine Angebote gefunden
    Pachycondyla chinensis: In Shops zu erwerben
    Paratrechina longicornis: In Shops zu erwerben
    Pheidole megacephala: In Shops zu erwerben
    Solenopsis geminata: In Shops zu erwerben
    Solenopsis invicta : In Shops zu erwerben
    Solenopsis papuana: keine Angebote gefunden
    Solenopsis richteri : keine Angebote gefunden
    Tapinoma melanocephalum: In Shops zu erwerben
    Technomyrmex albipes: Gefunden, aber vermutlich keine Lieferung nach D, Shop rein auf Chinesisch
    Wasmannia auropunctata: wurde mal von World of Ants verkauft, der Shop existiert aber nicht mehr. Hier das damalige Angebot als Screenshot: http://www.myrmecos.net/2012/06/16/9844/



    Sprich: Von den in dir zitierten Liste genannten 19 Arten kann man immerhin 11 auch unkompliziert über Shops erwerben, von Privatverkäufern - gerade aus Asien - brauchen wir dann auch nicht mehr anfangen. Diese von dir genannte Liste ist aber das Minimum dessen, was ich zu invasiven Ameisenarten im Netz gefunden habe. Es gibt auch andere Listen, die deutlich umfangreicher sind, teils aber leider auch unübersichtlich. Wer wann wie und wo die Arten entsprechend klassifiziert hat, wird zumeist nicht ganz klar. Wie auch immer: Diverse dieser Listen werden wohl auch der Studie zugrundeliegen und daher dürften die Unterschiede in unserer eigenen Wahrnehmung zu denen der Autoren herrühren.




    Jetzt ist natürlich die Frage, welche Definition man von „invasive Art“ heranzieht. Da der Artikel aber klar mit dem Naturschutz argumentiert, sollte man auch die in diesem Bereich gängige Definition von „invasiver Art“ verwenden: ["Im Naturschutz werden die gebietsfremden Arten als invasiv bezeichnet, die unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten, Lebensgemeinschaften oder Biotope haben."]
    Somit ist die Anzahl der genannten invasiven Ameisenarten (aus Sicht des Naturschutzes) viel zu hoch, da nur ein Bruchteil der genannten Arten auch wirklich einheimische Ameisenarten verdrängen oder sonstige unerwünschten Auswirkungen haben. Realistischer wäre die Liste der global invasive species database.

    Deine Schlussfolgerung ist leider etwas zu kurz gegriffen. Unerwünschte Auswirkungen sind ebenso, in Konkurrenz zu einheimischen Arten zu treten oder diese in anderer Form zu belangen. Dein Zitat ist etwas verkürzt wiedergegeben, da du nur den ersten Satz zitiert hast. Das Bundesamt für Naturschutz schreibt dazu genauer:



    Da klingt das nun schon etwas anders. Wir müssen glaube ich nicht darüber reden, dass Ameisen - etwas wahrscheinlicher als Pflanzen es vermögen - mit anderen Arten in Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum treten oder auf ihre Umwelt direkte und indirekte Auswirkungen haben. Unter den Top 100 der invasivsten Tierarten (ebenfalls von der von dir zitierten Liste) finden sich schonmal ganze 5 Ameisenarten. Das muss man in Relation dazu sehen, dass dort auch Bakterien, Pilze, Pflanzen und vieles anderes auftaucht.


    Der Wettbewerb und damit unerwünschte Auswirkungen gehen also bei der direkten Konkurrenz von Ameisen zu anderen Ameisen los, geht über deren Nahrung, jene Tiere, die sie bei sich dulden, beherbergen oder gar pflegen, bis letztendlich zur Belästigung des Menschen durch die Tiere (Bisse, v.a. aber Stiche, Besiedlung des direkten Lebensraums, etc.pp.). Leider ist die Studie des BfN bzgl. Insekten und Spinnentieren erst "in Vorbereitung". Da dürfen wir wohl an die 20 Jahre darauf warten, wenn man das übliche Tempo unserer staatlichen Einrichtungen zugrunde legt, bis wir wissen, welche Insektenarten vom BfN als invasiv oder potentiell invasiv gesehen werden.


    Solenopsis invicta wäre da aber trotzdem wieder mal ein gutes Beispiel für eine invasive Art in anderen Ländern, da die Beeinträchtigungen durch diese in Teilen der USA immens sind und das in einer Vielzahl der oben genannten Punkte. Das Beispiel führt uns gleich zum nächsten Thema:


    Da lediglich betrachtet wurde, wie viele invasive Ameisenarten global gehandelt werden, wurde nicht berücksichtigt, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich eine bestimmte Art im Handelsgebiet ausbreitet.
    Beispielsweise ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich Solenopsis invicta hier ausbreiten wird, da sie eine subtropische Art ist und daher den Winter im Freien nicht überleben wird. Noch geringer sind die Chancen tropischer invasiver Arten wie Pheidole megacephalla, die ein noch wärmeres Klima benötigen.
    Man sieht sehr schön bei der Art Solenopsis invicta in den USA, dass das Klima eine natürliche Barriere darstellt, so ist sie in den nördlichen Staaten der USA und auch in Kanada nicht im Freien präsent:

    Das ist richtig, aber eben nur eine Momentaufnahme. Das U.S. -Ministerium für Landwirtschaft hat dazu bereits 2004 eine Karte veröffentlicht: https://www.ars.usda.gov/south…of-the-invasive-fire-ant/


    Hier haben sie, auf Basis von Wetterstationsdaten, so gut es ihnen eben möglich war, die möglichen Verbreitungsräume bzw. das Ansiedelungspotential (leider nur) von Solenopsis invicta eingetragen. Auch wenn diese Art sich vielleicht nicht ganz optimal eignen, um das invasive Potential von Ameisen im Allgemeinen zu beschreiben, sind wir eben halt leider auf verfügbares Material angewiesen. Und zu Solenopsis invicta wurde, im Gegensatz zu anderen Arten, einiges geforscht, weil sie eben in den USA sehr große Probleme versursacht. Schaut man sich den Ausschnitt hier in Europa an, fällt auf dass das Potential - naturgemäß, denn es ist eben eine subtropische Art - in Südeuropa gegeben ist, sich nach Norden immer weiter ausdünnt und dann ganz verschwindet. Der Bereich hier in Südbayern ist als "unlikely" eingetragen, "Possible" ist es dann von Norditalien bis weiter in den Süden.


    Nun müssen wir, hoffentlich, nicht ernsthaft darüber debattieren, dass diese Verhältnisse eben auch nicht starr sind, aber ganz eindeutig in eine Richtung weißen, die da lautet Erwärmung. In der Klimaforschung hat sich seit 2004 eine Menge getan, die Prognosen von Forschern aus den 70ern haben sich weitestgehend bestätigt - was interessant ist, wenn man sich einfach mal Zeiträume von etwa 50 Jahren anschaut und wie realistisch solche Einschätzungen denn sind (leider mehr, als einem lieb ist). Wir reden mittlerweile davon, dass das Klimaziel von 2°C max. Erwärmung wohl schon nicht mehr zu halten ist. Das bedeutet, dass wir hier, wenigstens in Süddeutschland, immer mehr in den Bereich hineinwandern, den heute Norditalien, Südfrankreich usw. aufweisen, mit immer heißeren Sommern, aber milden Wintern. Wer hier in Südbayern aufgewachsen ist, erinnert sich dann auch gerne an seine Zeiten als Kind, an die schneereichen Winter, schon im Oktober bei knackigen -15°C und tiefer. Ich weiß nicht, wann ich sowas das letzte Mal erlebt habe...


    Wie auch immer: Trotz der Erwärmung haben wir hier insgesamt eine mehr als ausreichende Niederschlagsmenge und eine verhältnismäßig derart wasserreiche Umgebung, dass der hohe Feuchtigkeitsbedarf solcher Ameisenarten auch gedeckt werden kann. Zudem ist der Vergleich der USA mit Deutschland auch immer etwas ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Die USA haben eine ungleich größere Fläche, man sieht also schon, dass sich in dem Karten-Beispiel Solenopsis invicta über ein sehr weites Gebiet verbreitet hat, das die Landfläche Deutschlands vielfach überschreitet, das in etwa 100 Jahren. Im Kontrast dazu ist die Bündelung von menschlichen Ansiedlungen in den USA bei Weitem nicht so hoch wie hier. Im Gegenteil weisen die USA, erfreulicherweise, sehr weite Landabschnitte ohne größere menschliche Besiedelungen auf. Während man in Deutschland im Normalfall immer vom eigenen Heimatort schon das nächste Dorf/Stadt/Stadtteil sehen kann, ist das in den USA sicher nicht der Fall. Auf was ich hinaus will ist, dass der Mensch es mit seinen Besiedlungen potentiell invasiven Arten noch leichter macht. Denn in Städten und auch Dörfern herrscht grundsätzlich durch die Bebauung eine höhere Temperatur, als in schwach besiedelten Landstrichen. Wer in einer Stadt wie München wohnt, weiß das, denn das Lamento, dass es draußen in den Dörfern heftig schneit, in der Stadt aber die Flocken kaum bis zum Boden kommen, nehme ich jährlich aus meinem Freundeskreis wahr. Es ist dort einfach wärmer, als irgendwo in der Provinz, ein wenig, als hätte man dem ganzen Gebiet eine Käseglocke übergestülpt. Dazu kommt ein durchaus vorhandenes und ausreichendes Wasserangebot. Während also in den USA diese (Ameisen-)Arten durchaus mit der Natur zu kämpfen haben, kann die dichte Besiedlung eines Lands wie Deutschland ein Faktor sein, der es diesen Arten leichter macht, sich anzusiedeln, da die Bedingungen dort weitaus stringenter sind, als irgendwo in der Pampa.


    Gutes Beispiel hierzulande ist hier eine Kolonie Pheidole pallidula in Gießen/Hessen, die im Jahrbuch "Naturschutz in Hessen Band 19/2020" (also sehr aktuell) beschrieben wird und die ich hier stark verkürzt schildere. Auch hier behauptet freilich niemand von Seriosität, dass Ameisenhalter damit zu tun hätten, sondern auch hier ist, leider, wieder der Pflanzenhandel im Fokus, woher die Ameisen kommen könnten. Diese Kolonie (im entsprechenden Sinne, es gibt einen Verbund einer Vielzahl von Völkern in Einzelnestern, die gegeneinander nicht aggressiv sind) besiedelt dort einen ca. 450m langen Straßenzug und begann zuletzt damit, sich auf die andere Straßenseite auszubreiten. Da mMn anzunehmen ist, dass die Ameisen hier einfach von wärmeführenden Leitungen profitieren und so auch im Winter keine Probleme haben, zeigt sich ganz gut, dass wir Menschen es solchen Arten eben doch etwas leichter machen. Im Bereich dieser Kolonien gibt es btw keine einzige Lasius niger Kolonie, auch keine Tetramorium oder andere Ameisenarten mehr. Da kann man sich, aufgrund deren Verbreitung und Aggressivität gegen andere Ameisen, schon fragen, wo die abgeblieben sind. Auf einem halben km städtischer Straße sollte einem im Normalfall schon eine Vielzahl Lasius niger Nester auffallen.


    Ich finde es, nicht nur aus dem Grund, immer etwas kurzsichtig, zu sagen: "Heute ist das nicht möglich und Beispiel XYZ zeigt ja auch die natürlichen Barrieren", wenn wir uns ins einer Phase des massiven Wandels befinden und es in lediglich 50 Jahren (was für die Natur eine wirklich extrem kurze Zeit ist, wenn auch nicht für ein Menschenleben) hierzulande deutlich anders aussehen dürfte, als noch heute (oder eben 2004, zum Zeitpunt, als die Karte veröffentlicht wurde). Und da wir, in unserem sehr sehr eng besiedelten und wärmer werdenden Land und mit einem seit vielen Jahren steigenden Flächenfraß durch Verstädterung, inkl. reichhaltigem Nahrungsangebot, es diversen Arten leicht machen, hier potentiell Fuß zu fassen, greift das Argument "Unmöglich" oder "unwahrscheinlich" eben nur teilweise. Mir ist das vielleicht egal, wie die Welt aussieht, wenn ich in 50 Jahren dann dement im Altersheim versauere, aber den nachfolgenden Generationen eben naturgemäß nicht.



    Verkaufszahlen wurden nicht berücksichtigt
    Wichtig um das Risiko beurteilen zu können wären die genauen Verkaufszahlen der einzelnen Arten. Selbst wenn ein Shop eine Ameisenart lediglich einmalig im Angebot gehabt hätte, würde sie dort auftauchen. Dabei ist es doch aber ein Unterschied ob im Jahr 5000 Kolonien einer Art global verkauft werden oder lediglich 10.

    Da stimme ich dir zu, wäre interessant, welche Zahlen da zugrunde liegen. Dennoch sieht man daran ja, dass es ein Angebot gab oder gibt und eben keinen Willen, freiwillig auf solche Arten zu verzichten. Und auch eine Nachfrage (die Gesuche nach einigen solcher Arten findet man nämlich durchaus auch, siehe z.B. Antstore-Ameisenauktion), die ggf. auch bedient wird. Ein Shop bewirbt Solenopsis invicta mit "Bei Solenopsis invicta handelt es sich um eine der invasivsten Ameisenarten überhaupt." Ob das so stimmt, sei mal dahingestellt, aber scheinbar ist es immerhin ein Werbeargument. Behält man im Kopf, dass wohl ein nicht unerheblicher Teil der Ameisenhalter minderjährig oder wenigstens noch im Bereich unter 25 Jahren ist und sich durchaus von Superlativen beeindrucken lässt, kann man getrost davon ausgehen, dass entsprechendes seinen Eindruck hinterlässt und eben auch gekauft wird.


    Wenn ich Halter persönlich frage: "Warum hast du eigentlich deine Tetramorium bicarinatum gekauft?" kommt eigentlich immer sowas wie "Ich wollte das legendäre Koloniewachstum selbst mal erleben". Lustig dann, wenn genau diese Halter mir irgendwann 2 Jahre später sagen, dass sie selbst die Kolonien ganz oder teilweise um die Ecke gebracht (aka überbrüht) haben, weil sie ihnen so unheimlich wurden und sie mehr als einmal die Ameisen eben leider doch im Haus herumlaufen hatten. Kann man abtun mit "Dann waren die halt inkompetent", zeigt aber eben auch, dass Ausbruchsschutz nicht jedermanns Sache ist - auch nicht von in dem Fall erwachsenen Menschen Mitte/Ende 30. Und ich persönlich würde das auch nicht meinem pubertierenden 14-jährigen Kind überlassen, sich adäquat neben TikTok, Insta und Youtube auch noch laufend um den Ausbruchsschutz einer Ameisenkolonie zu kümmern. Dass diese Halter btw nur im Vertrauen darüber sprechen, dass sie diese Arten überhaupt haben, zeigt, dass sie sich auch gar nicht erst der Debatte zu diesen Arten stellen wollen und sich auch bewusst sind, dass es da eine Problematik gibt. Dass eine weitaus größere Anzahl Halter als die genannten - und ich habe viele in den letzten 15 Jahren persönlich kennengelernt - mir sagen, dass sie "selbstverständlich" schon ausgebrochene exotische Ameisen hatten, die sie glücklicherweise rechtzeitig entdeckt haben, zeigt mir, dass die Gefahr aus dem Formicarium dann eben doch nicht komplett von der Hand zu weisen ist. Btw betrifft mich das ebenso, in meinem Fall war es Crematogaster scutellaris, die nachts ihr Territorium in mein "Kinder"zimmer (damals 19 oder 20 gewesen) erweitert hatten. Dass es daneben auch Halter gibt, die eine Art "freie Wohnungshaltung" bevorzugen (zugegeben selten, aber auf Youtube schon gesehen) und auch solche, die gerne ihre exotischen Lieblingsarten gezielt ansiedeln wollen würden (auch selten, aber weitaus häufiger als ersterer Typ), sei mal noch dahingestellt.





    Handel mit Ameisen noch zu neu?
    Es wird erwähnt, dass der Ameisenhandel noch zu neu sei, um für die Verbreitung verantwortlich zu sein:
    Mittlerweile gibt es den kommerziellen Ameisenhandel in Europa seit über 21 Jahren, warum sollten 21 Jahre also zu neu sein, um invasive Ameisenarten hervorzubringen? Evtl. zeigt diese lange Zeitspanne ohne neue invasive Ameisenarten ja auch, dass die Gefahr so gering ist und es deshalb zu keinen neuen Invasionen durch den Ameisenhandel kommt?

    21 Jahre sind für natürliche Prozesse schlicht ein Fliegenfurz. Die Ausbreitung der so viel zitierten Solenopsis invicta hat mWn erst in den 1920ern begonnen und ist sicher auch noch nicht abgeschlossen. Schaut man sich mal Solenopsis geminata an, sieht man, dass deren Ausbreitung wesentlich früher stattfand, ab ca. 1800-1850 sind erste Funde an fremden Gestaden gemeldet worden. Und siehe da, diese Art ist im Gegensatz zu Solenopsis invicta auch wesentlich weiter über die gesamte Welt verbreitet, die findest du auch in den Niederlanden, England, Griechenland... um ein paar europäische Beispiele zu nennen, aber selbstverständlich aufgrund ihres Ursprung auch in tropischeren Regionen.
    https://www.researchgate.net/p…ta_Hymenoptera_Formicidae



    Dazu will ich nochmal - ich weiß nicht, wann du, Barristan, mit der Haltung angefangen hast - darauf hinweisen, dass in den 2000ern die Exotenhaltung alles andere als voll etabliert war, sondern sich die Ameisenhalterschaft in zwei sehr konfliktsuchende Lager der Exoten- und Antiexotenhalter aufgespaltet haben. Kannst ja gerne mal ein bisschen in den Beiträgen von den frühen und mittleren 2000ern hier im Forum stöbern, das Café ist eines der ältesten Ameisenforen auf dem Markt. Ich habe damals 2006 mit Pheidole pallidula angefangen (und halte auch heute noch Exoten), weil ich in dem Fall die Kastenbildung und das Wachstum beeindruckend fand und ich habe damals genug Anfeindungen dafür erhalten - was heute unvorstellbar wäre. Über die Jahre wurde die Haltung von Exoten überhaupt erst hoffähig. Die Haltung von Arten, die man im Allgemeinen als "invasiv" bezeichnet ist eine ziemlich neue Entwicklung, die erst in den letzten Jahren so langsam am Markt angekommen ist (ich rede von Shops, nicht von dunklen Privatkanälen). Die Ameisenhaltung wird sicher nicht den Status erreichen, für die Verbreitung von Ameisenarten so eine Rolle zu spielen, wie der Pflanzenhandel - da stimmen wir auch überein - aber wie gesagt ist es eben auch wesentlich leichter, für seine politische Entscheidung ein paar wehklagende Ameisenhalter zu ertragen, die im Jahr ein paar Hunderttausend Euro umsetzen und deren Haltung einzuschränken, als den millionenschweren Pflanzenmarkt und quasi jeden Bürger des Landes.


    Meinung
    Wie damals beim Artikel von Herrn Buschinger frage ich mich, wie groß ist denn nun die Gefahr? Dass eine Gefahr besteht, ist unbestreitbar. Ich kann morgen aus der Tür gehen und mich kann dann ein Meteorit erschlagen, es besteht eine Chance, dass dies passiert. Genauso würde das Verbieten von Holzkohlegrills einen Beitrag zum Klimaschutz haben. Auch kann es passieren, dass ein Teelicht umgestoßen wird und somit ein Brand verursacht wird, bei dem auch Menschen zu Schaden kommen können.
    Die wirkliche Frage ist aber, wie groß ist die Chance, dass so etwas passiert, oder wie groß ist der Beitrag? Soll man also Holzkohlegrills verbieten, nur weil sie einen (noch so kleinen) Beitrag zur Klimaerwärmung darstellen. Ist das Verbieten von Teelichtern gerechtfertigt, da die Chance besteht, dass dadurch Menschen zu Schaden kommen? Oder sollte man Schutzmaßnahmen treffen, die das Erschlagen durch Meteoriten vor der Haustüre unterbinden?
    Die Antwort dürfte bei diesen Vergleichen sehr eindeutig sein, aber auch beim Thema der Regulierung des Tierhandels sollte man sich fragen, ob die Personen, die neue Regulierungen, Verbote usw. fordern, auch genug Belege dafür liefern, dass von beispielsweise dem Ameisenhandel eine akute Gefahr ausgeht.
    Genau diese Belege liefert der Artikel nicht.

    Mal abgesehen davon, dass die meisten dieser Vergleiche leider schon etwas an den Haaren herbeigezogen (Holzkohle z.B. heißt nicht umsonst so und ist aus entsprechend zertifizierten Quellen ein tendenziell klimaneutraler, da nachwachsender Rohstoff, im Gegensatz zu fossiler Kohle) und teils hoffentlich als Spaß (Meteoriten) gemeint sind, weiße ich nochmal darauf hin, dass den Entscheidungsträger da weder einen Barristan von crazyants.de, noch einen ice_trey aus dem AmeisenCafé als Grundlage seiner Entscheidung heranziehen wird, sondern wissenschaftliche Beiräte, Gremien, Naturschutzverbände, Ameisenschutzwarten etc.pp.
    Den Artikel hingegen hast du ja nicht gekauft/komplett gelesen, weißt also auch gar nicht, welche Belege er denn im Endeffekt dann überhaupt heranzieht.


    Genannte Personen/Einrichtungen/Interessengruppen haben ein weitestgehend einheitliches Bild von der Ameisenhaltung: Dass der Ameisenhandel mit Exoten oder teils sogar komplett, also auch mit einheimischen Arten, abzulehnen ist. Das liegt übrigens teilweise auch am Umgang der Ameisenhalterschaft mit solcherlei Personen und Einrichtungen - denn wenn man persönlich wird, dann schlägt das halt auch irgendwie zurück :winking_face:
    Bevor ich jetzt, nur am Rande, auch irgendwo als "Darmsymbiont" gelistet werde, sei zu sagen, dass ich teils auch schon meine Probleme mit gewissen Personen und Einrichtungen hatte, aber grundsätzlich eine Person bin, die sich in beiden Welten teilweise beheimatet fühlt und entsprechend wohl eher neutral bis beobachtend ist. Ergo schreibe ich all das hier aus meiner ganz persönlichen Warte aus, ohne irgendwem gefallen zu müssen oder überhaupt zu wollen.


    Man darf gespannt sein, was die nächsten 10-20 Jahre da an Entscheidungen bringen, aber ich kann dazu nur sagen: Wir tun uns keinen Gefallen, hemmungslos Arten zu kaufen, nur weil es geht. Und diese Frage hat mir auch noch kein Ameisenhalter sinnig und stichhaltig beantworten können: Warum kann man nicht auf ein paar dutzend Arten freiwillig verzichten, die ganz offensichtlich in anderen Teilen der Welt für massive Probleme sorgen, wenn das Angebot durch Shops und Privatverkäufer mehrere hundert spannende, aber weitaus weniger problematische Arten aufweist? Es ist ja nun nicht so, dass es uns an Alternativen mangeln würde. Aber scheinbar ist der Reiz des "Verbotenen" (im Sinne dessen, dass die Haltung einiger dieser Arten noch vor 15 Jahren noch geradezu unvorstellbar war und dass auch heute in den Gesuchen oft genug was dabei steht ala "Jaja, ich weiß, dass die Art problematisch ist, muss mir keiner schreiben") dann doch zu hoch.

  • Ich denke wir kommen hier auf keinen grünen Zweig, ich finde dieses Verhalten gegenüber den fanatischen Ameisen-/Naturschützern äußerst fragwürdig.


    Scheinbar meinst Du und auch andere, dass wenn man sich "vernünftig" verhält sie einem schon nicht alles verbieten werden. Aber genau da wirst Du dich irren. Die wollen gerne jegliche Haltung von Tiere, die nicht die typischen Haustiere sind verbieten. Ich schätze mal, dass Du selbst keinerlei exotische Ameisen mehr hältst und es Dir daher eh ziemlich egal ist, oder?


    Es gibt außerdem bereits seit Jahren ein Gesetz, was in der EU den Handel und die Haltung von bestimmten invasiven Arten verbietet, die sich im EU Gebiet rasch verbreiten können, auf der Seite des Nabu kann man sich die aktuelle Liste ansehen.


    Wie man sieht ist da keine einzige Ameisenart aufgeführt. Evtl. bringen ja die Forscher Argumente vor, warum man diverse Ameisenarten aufnehmen sollte, aber lediglich zu zählen, welche Art wie oft verkauft wird, ohne überhaupt darauf einzugehen, ob eine gewisse Art hier überhaupt gefährlich werden kann, reicht da wohl nicht.


    Mit echter Wissenschaft hat das Ganze wirklich nichts mehr zu tun. Mir dreht sich da jedes mal der Magen um, wenn sich Buschinger und andere Myrmekologen mit den Virologen vergleicht, die gerade Forschung hinsichtlich COVID19 betreiben. Die können sich im Gegensatz zu Ihm und anderen Anhängern des totalitären Ameisenschutzes kein so schlampiges Vorgehen (das nur auf Stärkung der eigenen Ideologie aus ist) leisten, denn dann würde ihnen noch viel weniger Menschen glauben als das ja jetzt schon der Fall ist. Und im Gegensatz zu der ach so großen Gefahr durch invasive Ameisenarten stehen hier Millionen von Menschenleben auf dem Spiel.


    Ach ja Phil (er hat sicher vollen Zugriff) hat im Ameisenportal auch darauf geantwortet, hier die TOP 10 invasiven Arten nach Verkäufen:


    1- Lasius niger - 48 Verkäufer
    2- Tetramorium immigrans - 24 Verkäufer (wer die wohl bestimmt hat?)
    3- Messor structor - 22 Verkäufer
    4- Myrmica rubra - 20 Verkäufer
    5- Camponotus pennsylvanicus - 13 Verkäufer
    6- Crematogaster scutellaris - 13 Verkäufer
    7- Formica rufibarbis - 10 Verkäufer
    8- Solenopsis geminata - 9 Verkäufer
    9- Lasius emarginatus - 9 Verkäufer
    10- Aphaenogaster senilis - 6 Verkäufer


    So eine Studie ist kaum seriös.

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Barristan,


    leider muss ich feststellen, dass du scheinbar Beiträge anderer nur überfliegst oder nicht wirklich genau liest, bevor du antwortest. Sicher war mein Beitrag sehr lang, sorry dafür, aber ich konnte deine Ausführungen so auch nicht stehen lassen und habe mir daher sehr viel Zeit genommen, auf deine Ausführungen einzugehen - im Übrigen teils durchaus in deinem Sinne. Nicht einfach irgendwas hinzurotzen ist für mich eine Sache des gegenseitigen Respekts und diesen würde ich mir von dir auch wünschen, indem du nicht einfach irgendwas zurückschreibst, sondern einfach mal genau schaust, was dir geantwortet wurde.


    Stattdessen stellst du nur Vermutungen über meine Haltung an, um mich irgendwo einzusortieren - was sehr Schade ist. Denn einerseits forderst du mit deinen Kritiken gehört zu werden, beschäftigst dich aber scheinbar mit Gegenargumenten oder Diskussionspartnern nur in geringem Maße. Sorry für die offenen Worte, die natürlich jetzt auch etwas in die persönliche Richtung gehen, aber bei mir kommt dein letzter Post so an, als würdest du mich gern irgendwie abstempeln. Statt von "Wir" und "Die" zu sprechen, könnte man auch versuchen, die entsprechenden Fronten einzureißen, indem man sich Debatten stellt und sich z.B. in einem Verband einbringt, statt nur über das Internet zu meckern. Das wird niemandem helfen.



    Zitat von Barristan

    Scheinbar meinst Du und auch andere, dass wenn man sich "vernünftig" verhält sie einem schon nicht alles verbieten werden. Aber genau da wirst Du dich irren. Die wollen gerne jegliche Haltung von Tiere, die nicht die typischen Haustiere sind verbieten. Ich schätze mal, dass Du selbst keinerlei exotische Ameisen mehr hältst und es Dir daher eh ziemlich egal ist, oder?


    Wenn deine eigene Antwort darauf ist, dass möglichst "unvernünftiges" und kurzsichtiges Handeln seitens der Ameisenhalter dann das Problem löst, ist das einfach kein guter Lösungsansatz. Wenn du meinst, dass dieses Verhalten dazu führen wird, dass man unser Hobby nicht einschränkt, wirst du dich leider ebenfalls irren. Du hast bisher auch noch überhaupt nicht aufgezeigt, was eine Lösung sein könnte bis auf "Weitermachen wie gehabt, weil es gibt ja kein bewiesenes Problem!".


    Nochmal: Du kannst in meinem Beitrag lesen, dass ich 2006 mit exotischen Arten angefangen habe (Pheidole pallidula) und auch immer noch (und immer wieder) exotische Ameisenarten (z.B. Messor) halte. Du machst es dir also etwas einfach, mich jetzt in irgendeine Ecke zu stellen, wo du mich gerne hättest - die der Exotengegner, oder denen es egal ist oder meinetwegen auch der vermeintlichen Darmsymbionten gewisser Wissenschaftler. Funktioniert leider nicht, da ich schon immer Exoten gehalten habe und eben kein Schwarz-Weiß-Denker oder auf irgendeiner Seite bin. In meinem Profil findest du btw für alle einsehbar sämtliche Arten, die ich bisher gehalten habe. Insofern bin ich scheinbar schonmal kein Exotengegner.


    Nur bin ich (mittlerweile, das war 2006 wohl als Anfänger anders, aus mehreren, bereits genannten Gründen) der Meinung, dass Arten, die im Verdacht stehen, problematisch werden zu können und sich ganz offensichtlich in anderen Teilen dieser Welt teils höchst invasiv ausbreiten, nicht auf Teufel komm raus verkauft und gehalten werden müssen, schon gar nicht von Minderjährigen. Das schon allein, um unser Hobby eben vor unsinnigen Verbotsorgien oder einem Komplettverbot des Handels mit Königinnen, wie etwa teils in den USA, zu schützen. Welche Arten problematisch sein könnten und diese zu klassifizieren ist indes NICHT meine oder deine Aufgabe, sondern die der Wissenschaftler und des Gesetzgebers. Wenn uns das stinkt, dann müssen wir eben selbst mit Vereinen oder nach Studium mit wissenschaftlichen Arbeiten ggf. andere Ansätze aufzeigen. Ich persönlich halte ein paar dutzend Ameisenarten für problematisch, da blieben immer noch hunderte Andere exotische Arten zur Haltung übrig, die weniger invasives Potential haben. Um ehrlich zu sein kenne ich auch keinen einzigen Markt für Tiere, der derart unreguliert dasteht, wie der für Ameisen und unregulierte Märkte sind für die Natur im Normalfall immer sehr schlechte Märkte.


    Du missverstehst mein Anliegen vollkommen, da ich mitnichten die Exotenhaltung verbieten wollen würde oder es mir wenigstens egal wäre, sondern im Gegenteil befürchte, dass der Gesetzgeber - der von der Materie im Normalfall keine Ahnung hat - einfach per se sagen wird: "Na gut, exotische Insekten haben hier wirklich nichts verloren und sind schwer kontrollierbar, also verbieten wir den Handel mit exotischen Ameisen komplett, weil wir damit nur ein paar hundert oder tausend Hanseln ihr Hobby verbieten - kann uns egal sein.". Du kannst dir einfach mal vorstellen, wie ein Laie unsere Community von außen betrachten würde - für die meisten Leute sind wir einfach ein paar Spinner mit einem höchst eigenartigen und fremdartigen, schwer zu verstehenden Hobby. Der Unwille einiger Halter, freiwillig auf etwaige problematische Arten zu verzichten, um den Gegnern der Exotenhaltung nicht noch Steilvorlagen zu liefern, ist da schon bemerkenswert kurzsichtig.


    Denn die Gleichung ist doch ganz einfach: Kein Handel mit potentiell invasiven Exoten = kein Problem für die Natur
    Handel mit potentiell invasiven Exoten = potentielles Problem für die Natur


    Du fordest ständig, dass erstmal Beweise vorgelegt werden, dass es Probleme gibt oder geben könnte, bevor der Handel eingeschränkt werden dürfe. Die Gegner der Exotenhaltung sind aber überhaupt nicht in der Bringschuld, da durch ihr Handeln bzw. ihre Ansichten keinerlei Probleme entstehen. Die Halter der Exoten wären indes die, die beweisen müssten, dass durch ihr Handeln keine Gefahr entsteht. Eigentlich sehr logisch, oder?




    Jetzt noch zu deinen Punkten:


    Die von dir genannte Liste der EU beinhaltet ganze 66 Arten, die ein absoluter Basiskompromiss waren, da die EU standardmäßig intensiv über solche weitreichenden Themen leidenschaftlich streitet und sich auf Minimallösungen einigt. Keiner der Mitgliedsstaaten ist davon ausgegangen, dass diese Liste damit komplett ist. Der, von dir selbst zitierte, Nabu schreibt dazu:



    Ich weiße nochmal darauf hin, dass die Mitgliedsstaaten durchaus abseits dieser Minimalliste dazu angehalten sind, für ihr Land und die dort vorkommenden invasiven Arten bzw. etwaige Bedrohungen eigene Studien zu führen und Managementmaßnahmen zu entwickeln. Wie ich ebenfalls bereits schrieb, ist die entsprechende Liste Deutschlands bzgl. Insekten und Spinnentieren erst "in Vorbereitung", liegt also noch überhaupt nicht vor. Du kannst dich also nicht darauf ausruhen, dass es ja gar keine Ameisen auf irgendeiner Liste gibt, weil Deutschland für sein Staatsgebiet solch eine Liste noch überhaupt nicht angefangen hat. Das heißt aber natürlich nicht, dass dort nicht auch Ameisenarten landen werden - es ist sogar sehr wahrscheinlich.
    Hier geht es zur Übersicht, welche Listen Deutschland schon erstellt hat, welche in Bearbeitung sind und welche noch kommen. Insekten und Spinnentiere sind noch nicht bzgl. ihrer Invasivität beurteilt worden: https://neobiota.bfn.de/invasivitaetsbewertung.html



    Zu guter Letzt, um es dieses Mal kürzer zu machen, ist dir scheinbar leider entgangen, dass ich die große Anzahl an (angeblich) invasiven Ameisenarten in der Studie ebenfalls merkwürdig finde und diese daher sicher ihre Schwächen hat, da stimme ich indes sowohl dir, als auch Phil aus dem Ameisenportal zu. Deswegen debattieren wir ja auch rege darüber. Und daher muss die eben genannte Invasivitätsbewertung erfolgen, um Klarheit zu schaffen.


    Zitat von ice_trey

    Auch ich bin hier etwas stutzig geworden, da mich die hohe Zahl der (angeblich) gehandelten invasiven Arten überrascht hat. Natürlich sind ein paar übliche Kandidaten bekannt, aber der Anteil schien mir auch etwas hoch, sodass ich mich gefragt habe, woher die Daten kommen und wie oft diese Ameisen überhaupt gehandelt wurden. Das ist sicherlich, ohne viele Stunden Arbeit hineinzustecken, schwer zu bewerten, da man dutzende Verkaufsplattformen sichten müsste, v.a. aber auch Verkäufer in sozialen Medien, wie es aus dem asiatischen Raum aus sehr üblich ist.


    Meine Kernaussage ist und war aber: Solche Studien dienen dem Gesetzgeber u.a. als Grundlage seines Handelns, dazu kommen die Aussagen von Fachgremien und anerkannten Verbänden (wie den Ameisenschutzwarten, die eng und gut mit dem Staat arbeiten). Zudem gibt es massive Fronten zwischen z.B. Wissenschaftlern, Ameisenschutzwarten und Ameisenhaltern. Und wir Halter liefern in dieser Gemengelage durch unser Kaufverhalten und Betragen die Vorlagen, dass der Gesetzgeber uns tendenziell für unmündige (was ja altersmäßig auch oft genug der Fall ist) Spinner hält, die hemmungslos teils tendenziös problematische Insekten durch die halbe Welt schicken lassen, um diese zur Schau zu stellen.


    Die Covid19- Pandemie mit der Problematik invasiver Arten zu vergleichen ist indes etwas weit hergeholt, gilt natürlich ebenso für gewisse Vergleiche von Wissenschaftlern untereinander. Das eine und das andere sind vollkommen andere Wissens- und Forschungsfelder, bei denen es ganz unterschiedliche Themengebiete, Problematiken und Gefahren gibt, die kaum miteinander vergleichbar sind. Beim einen stehen Menschenleben auf dem Spiel, beim anderen die ohnehin schon stark lädierte heimische Flora- und Fauna. Beides ist nicht miteinander vergleichbar - es doch zu tun, wäre unseriös.

  • Du fordest ständig, dass erstmal Beweise vorgelegt werden, dass es Probleme gibt oder geben könnte, bevor der Handel eingeschränkt werden dürfe. Die Gegner der Exotenhaltung sind aber überhaupt nicht in der Bringschuld, da durch ihr Handeln bzw. ihre Ansichten keinerlei Probleme entstehen. Die Halter der Exoten wären indes die, die beweisen müssten, dass durch ihr Handeln keine Gefahr entsteht. Eigentlich sehr logisch, oder?

    Doch sie sind in der Bringschuld, denn sonst müsste jeder Beweisen, dass von etwas KEINE Gefahr ausgeht, was schlichtweg unmöglich ist. Wer behauptet, dass von etwas eine Gefahr ausgeht, die so groß ist, dass man es verbieten, regulieren muss, der muss belegen, warum das so ist.


    Das ist ja der Grundsatz unseres ganzen Staates. Alles ist erlaubt, außer es ist verboten, damit etwas verboten wird, muss allerdings gezeigt werden, dass ein Verbot gerechtfertigt ist.


    Man hat bereits 2004 versucht den Handel mit ALLEN Exoten verbieten zu lassen? Wie man das machen wollte? Nicht durch das Paralament indem man ein neues Gesetz vorschlägt und darüber abstimmen lässt, nein nein. Man kam auf die Idee, dass man doch alle exotischen Ameisen besonders schützen lassen könnte, sie also in die Liste der besonders geschützten Arten aufnimmt. Dann dürfte man ja keinen Handel mehr mit denen betreiben und sie auch nicht mehr Halten. Dass das ganze eine ziemliche Schwachsinssidee war, hat sogar der NABU damals festgestellt (leider wird mein Beitrag dann wohl zu lange, also poste ich nur den Ausschnitt, wo es anfängt, dann kann man es selber komplett nachlesen:


    Wie man auch hier herauslesen kann (die Sachen hat übrigens Buschinger gepostet und die betreffenden Leute quasi als Schildbürger beleidigt), fordert auch das Bundesamt für Naturschutz klare Belege, dass etwas gefährlich ist. Wie ich sagte, jemand der behauptet, dass etwas so gefährlich ist, dass man es verbieten/regulieren muss, der ist in der Bringschuld, nicht umgekehrt.


    Die Community braucht Leute, die sich klar GEGEN diesen ganzen Irrsinn positionieren, eben eine starke Lobby, das was andere Tierhalter in Form von Vereinen usw. haben.


    EDIT: @Buschinger Meine Signatur ist doch auch nur Ironie :winking_face:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!