Hallo liebe Ameisenfreunde,
im Folgenden versuche Ich Euch einen Einblick in die Arbeit an und den Bau von einem Holznest aus einem Eichenstamm zu geben.
Bei Fragen zu Details, die hier nicht beantwortet werden, könnt Ihr Euch natürlich gerne bei Mir melden. Los gehts !!
Das ist der Stamm, aus dem das Nest entstehen soll. Er misst knapp einen Meter in der Länge und ca. 15cm im Durchmesser.
Diesen habe Ich für knapp 1 Jahr erst auf dem Balkon und dann in der Stube trocknen lassen.
Das ist wichtig, um ein weiteres Arbeiten und Verziehen des Holzes zu vermeiden.
Daneben zu sehen ist das rote Plexiglas mit einer Dicke von 3mm.
Zunächst habe Ich einen Anschnitt gemacht, heißt, Ich habe an einem Ende einen sauberen, geraden Schnitt angelegt und danach ein 20cm langes Stück vom Stamm abgeschnitten. Dafür habe Ich einen Winkel von +/- 40° an der Säge eingestellt, sodass das Endprodukt eine glatte Standfläche und eine angeschrägte Oberseite hat. Danach habe Ich die Kammern und Gänge grob mit einem Bleistift angezeichnet und mit einem Dremel mit Rundkopffräser die Konturen eingeschliffen. Das erleichtert das Erkennen und Vorstellen der späteren Kammern sehr, da man bereits einen guten ersten Eindruck vom endgültigen Nest hat.
Wie unschwer zu erkennen, habe Ich Mich bei der Wahl der Kammerform für einen stilisierten Baum entschieden, einfach, weil es zum Thema Camponotus passt.
Um Mir ewige Fräsarbeit zu ersparen (war ohnehin noch reichlich zu tun), habe Ich mit Holzbohrern verschiedener Größen die großen Flächen und Gänge ausgebohrt, so dass Ich nur noch Nach- und Feinarbeit zu fräsen hatte. Dennoch war dies der zeitaufwändigste Part des gesamten Bauprozesses.
Hier nun die fertig ausgefrästen und sauber geschliffenen Kammern. Ich habe dabei versucht, die vorhergegangen Bohrungen so gut es geht unkenntlich zu machen. Durch das recht ungenaue Bohren habe Ich einige Höhen und Tiefen im Nest, was aber im Nachhinein eher ein Vorteil als ein Nachteil war, da es die Kammern lebendiger und natürlicher macht.
Die Kammern haben übrigens eine Tiefe von ca. 15mm, mal mehr, mal weniger, aber das war so ungefähr der Wert, den Ich angepeilt habe.
Als nächstes habe Ich eine Scheibe des restlichen Stammes abgesägt und in kleine Stücke gebrochen. Diese habe Ich mit Holzzapfen, die Ich noch von nem alten IKEA-Regal hatte, in das Nest gesteckt. Dafür bohrte Ich ein Loch in entsprechender Dicke (hier 6mm) in das Nest und die Seiten der Holzabschnitte. Einfach reindrücken, etwas klopfen, fertig. So sind 3 dieser Balkone entstanden, welche später zur Gabe von Futter und eventuell einer weiteren Wasserquelle dienen sollen.
Da der Kern des Stammes ein Loch aufwies, in welches sich die Tiere ungewollt hätten verkriechen können, habe Ich dieses mit Schellack und einem weiteren Holzdübel versiegelt. Dazu habe Ich den Schellack über einer Kerze erwärmt, bis er fast zu Tropfen begann, dann den Dübel damit eingestrichen und in das Loch gedrückt. Danach habe Ich nochmals warmen Schellack darüber geträufelt und dann mit dem Dremel wieder etwas herunter und in Form geschliffen.
Unten links und oben sieht man schon die Schrauben, welche als Gegenpart zu den Magneten im Deckel dienen. Ja genau, der Deckel wird von Magneten gehalten, um nicht an der Schräge herunter zu gleiten. Dafür habe Ich entsprechende Löcher (in diesem Fall 10,2mm) in die zuvor zugesägte und am Bandschleifer geschliffene Plexiglasscheibe gebohrt, die Löcher auf den Stamm übertragen und dann dort Schrauben gesetzt.
Unten rechts sieht man ein Loch für ein RG, denn dieses Nest verfügt über einen internen Wasserspeicher, so dass die Tiere nicht mal das Nest verlassen müssen, um Wasser zu beschaffen. Zudem brauche Ich so kein RG an der Außenseite des Nestes anbringen, was die Optik stören würde.
Dieses Loch ist 11,5mm groß, also passt ein 10mm RG sauber hinein. Allerdings ist Mir beim Kürzen des RGs ein Fehler unterlaufen, so dass dieses nun einen Sprung hat.
ACHTUNG: Beim Schleifen und Sägen von Glas sollten IMMER Handschuhe und eine Schutzbrille getragen werden. Ein Mindestmaß an handwerklichem Können sollte unbedingt vorhanden sein, um hier Verletzungen zu vermeiden.
Zudem habe Ich 2 Gänge hin zum Wassertank gefräst
Das ist der Deckel mit den bereits erwähnten Magneten und dem Loch, um von außen das RG zu wechseln. Dieses Loch bemisst 18mm, genug Platz also, um das RG sauber aus dem Stamm zu holen.
Bei den Magneten handelt es sich im 10x3mm Neodymmagnete, welche Ich in die zuvor gebohrten 10,2mm Löcher eingedrückt und leicht verklebt habe.
Hier sieht man den Eingang von außen in das Nest hinein.
Und so sieht das fertige Nest aus, insgesamt war ich damit 8 Stunden beschäftigt, einige Ideen hatte Ich schon vorher gesammelt aber vieles kam wie bereits gedacht erst beim Bau, so zum Beispiel die Balkone oder auch der interne Wassertank.
Ich bin recht zufrieden mit dem Ergebnis und hoffe, auch die Ameisen werden sich darin wohl fühlen.
Beste Grüße und schön gesund bleiben,
Ralph