Hallo allerseits,
ich habe gestern Abend zufällig bei uns an der Hauswand eine seltsame Entdeckung gemacht. Leider ist das Exemplar nicht gut erhalten, aber es sieht doch ganz nach einer Crematogaster sp. aus. Die Arbeiterin war in einem aktuell auch bewohnten Spinnennetz.
Nun ist es ja nicht ganz neu, dass es davon lokale Populationen geben soll, die eingeschleppt wurden. Eine exotische Art im wahrsten Sinne des Wortes aber vor der eigenen Haustür zu finden ist nochmal etwas anderes. Ich dachte erst ich hätte ggf. einfach eine Schlupfwespe, deren Flügel abgefallen sind vorliegen (wegen der Farbgebung und der spitzen Gaster, die ich hierzulande einfach nicht erwartet habe), aber bei Betrachtung unter dem Vergrößerungsobjektiv sah man dann eindeutig die Dornen usw.
Leider (oder zum Glück?) konnte ich noch kein lebendes Exemplar auffinden, habe aber auch nur kurz Zeit gehabt zu suchen (und werde auch bei den Nachbarn schauen müssen). Der Kopf ist - was aber auch an der "Lagerung" und Ausbleichen in der Sonne liegen kann, eher orange als rot. Allerdings sieht man am Petiolus (Ansicht oben) diese nach vorn breiter werdende, dreiecksförmige Form, was auf Crematogaster scutellaris hindeutet. Ich habe das auf Bild 4 markiert.
Um noch den natürlich naheliegenden Verdacht auszuräumen: Ich habe Crematogaster hier vor Ort noch nie gehalten, die Arbeiterin kann also nicht aus meiner Haltung stammen. Die letzte Kolonie hatte ich vor über 10 Jahren in meinem Elternhaus, seither bin ich 3x umgezogen (ein Teil der Fotos aus den Artbeschreibungen zeigt genau diese Kolonie). Es kann natürlich sein, dass mit irgendeinem Pflanzenimport eine einzelne Arbeiterin auch mal über die Welt verschifft wird, aber ich werde nochmal intensiv suchen, ob hier eine Kolonie lebt.
Anbei einige Bilder. Körperlänge beträgt ca. 3mm.
Kopfbereich, eindeutig erkennbar die typische Antennenform der Ameisen und auch der Clypeus (zugegeben, den haben Wespen auch )
Die typisch spitze Gaster inkl. Stachel.
Blick von oben.
Hier das abgerundete Dreieck am Petiolus. Auch die Dornen noch ein Stück weiter vorn sind klar erkennbar.
Ich werde weiter berichten, ob ich noch etwas beobachten kann. Das Exemplar werde ich ggf. zur Bestimmung einsenden.