Beiträge von joey

    Kenn ich :smiling_face: hab ich auch schon einen. Und das Tolle ist: das Zeug geht umheimlich schlecht bis gar nicht wieder raus. Mal sehen, was die Hose jetzt sagt... ein Gefundenes Fressen für mein Weibchen, die mir seit Jahren vorhält, dass ich mir was altes anziehen soll, wenn ich irgendwas bastlel :twak:

    Nicht wirklich... im Kleinen funktioniert das wie bei jeder x-beliebigen Konstellation eines Räubers mit seiner typischen Beute: die Räuberpopulation läuft jener der Beute quasi etwas nach (Räuber-Beute-Beziehung). Je größer nun die Räuberpopulation ist, umso schneller verläuft der Zyklus (weil die Beute umso schneller dezimiert wird). Würde die Kröte nun von einem Tag auf den nächsten verschwinden, hättest du Recht: die Masse an Ameisen würde wieder zu ihrer ursprünglichen Nahrungsquelle zurückkehrt, die natürlich viel zu klein wäre, um alle zu ernähren. Hier bestünde also die Gefahr, dass die Ameise ihre übliche Beute in diesem kurzen Zeitfenster vollständig ausrottet.
    Aber: die Kröte verschwindet nicht schlagartig, sondern ihre Zahl verringert sich nur sukzessive. Dem läuft die Ameisenpopulation wie beschrieben zyklisch nach, sinkt also mit der Krötenpopulation wieder auf ein stabiles Maß. Die heimische Beute bleibt relativ unberührt, denn der Überschuss an Ameisen wird durch die noch immer vorhandene Kröte abgedeckt. Es mag zwar zu einer Verringerung kommen, aber ausgerottet wird die einheimische Beute nicht. Hier kommen wir aber an das Ende des Plans: die Annahme, man könne so die Kröte völlig erledigen, ist gleichermaßen utopisch. Viel eher gliedert sie sich in den Räuber-Beute-Zyklus ein und bildet eine stabile Population.

    Das wäre kein Problem, denn im Gegensatz zur Kröte ist die entsprechende Ameise in Australien heimisch. Wäre die Kröte dezimiert, würde sich wieder ein ganz normaler Räuber-Beute-Zyklus einstellen... die Ameisenpopulation würde somit aufgrund der Nahrungssituation von allein zurückgehen und sich einpendeln. Hatten wir nicht schonmal einen Thread zu diesem Thema? Mal suchen...


    Edit: ich bin verwirrt... ich hätte schwören können ich hab gerade erst mit jemandem über dieses Thema geschrieben. Dabei ging es um die in Frage kommende(n) Art(en) und die Verbreitung der Kröte, aber ich find den Thread einfach nicht wieder. Ich glaub ich sollt die kleinen bunten Pillen wieder nehmen :crazy:

    Ich wanke gestern Abend so in mein Schlafzimmer und denke mir „Mhm... so viel haste ja eigentlich nicht getrunken, die Arbeiterinnen da auf dem Deckel sind wohl tatsächlich da.“ Nach einigen Sekunden der Begeisterung war klar:
    „Schatz... wir haben einen Ausbruch“

    „Naja, keine Panik, halb so wild...“ denk ich mir. Ich fing erstmal die Ungeheuer wieder ein, 8 Stück an der Zahl. Eine entkam, erklomm die Scheibe des kleinen Beckens und überquerte mal locker das PTFE in einer Ecke. „Dankeschön!“ rief ich der Kleinen zu, schnappte sie mir und setzte sie ins große Becken. „Da haben wir das Problem auch schon. Erstmal kleines Becken evakuieren, Zugang sperren und Becken in ein anderes Zimmer stellen.“ Letzteres hielt ich für sinnvoll, denn falls sich da noch eine der Damen versteckt und mich morgens von außerhalb der Anlage angrinst, weiß ich nicht, ob sie sich nur verkrochen hatte oder ob sie vielleicht aus dem großen Becken kommt, die beobachtete Überquerung Zufall war und die eigentliche Sicherheitslücke doch dort zu suchen ist (immerhin hatte ich mit diesem Becken im letzten Jahr Probleme mit einer schadhaften Verklebung... ich hab das zwar im Winter repariert, aber in so einem Moment zweifelt man an sich selbst :winking_face: ).


    Heute Morgen stand ich auf und schaute mir die Anlage an: keine weiteren Ausbrüche. Es liegt wirklich am kleinen Becken. Ich ging in mein Arbeitszimmer, bereitete alles vor, reinigte das kleine Becken und saugte es nochmal aus. Dann ging es los... und von genau hier an ging alles schief. Ich hatte gerade die dritte Seite beschichtet, als sich plötzlich ein Sandbröckchen vom Boden löste und natürlich die PTFE-Schicht versaute. „Na toll... gaaaanz ruhig bleiben Brauner... nochmal von vorn“: Lappen... Schicht abwischen... richtig sauber machen... hinlegen. Und weil man ja nich blöd ist, denkt man sich „saug' doch gleich nochmal den Boden ab, damit das nicht nochmal passiert.“ Und es zeigt sich: MAN IST DOCH BLÖD! Staubsaugerschlauch trifft PTFE-Fläschchen... Fläschchen fällt... PTFE trifft Handtuch, auf dem Fläschchen stand. Rest trifft Hose. An dieser Stelle darf gelacht werden :grinning_squinting_face: Und dreimal dürft ihr raten: weil ich gedacht hatte, ich komm dieses Jahr noch hin, hab ich natürlich keine Rutschmittel mehr im Haus. Das heißt: Operation kleines Becken auf unbestimmte Zeit verschoben.


    Edit: Fluchtpläne scheinen hungrig zu machen :smiling_face:
    [Blockierte Grafik: http://picmirror.de/thumb.php/51645_100_0966.jpg]

    Kann ich nur zustimmen: der is eigentlich ein ganz netter (nur bissl gestresst ab und zu) und im Moment soweit ich weiß solo :grinning_squinting_face: zugreifen, sonst isser weg :winking_face:

    wvrm: Thema Aussetzen: ich habe in meinem letzten Post einen Beitrag verlinkt (den du hoffentlich wenigstens mal überflogen hast), dort gibt es eine Rubrik, die "intraspezifische Homogenisierung" heißt. Dieser beantwortet die Frage "Aussetzen?" schon zum Teil, denn hier ist begründet, warum man auch ein gekauftes Volk einer einheimischen Art nicht einfach aussetzen sollte. Wenn du also mit diesem Gedanken spielst, dann solltest du auf den Schwarmflug warten und eine Gyne fangen... nur dann kannst die die Erfahrungen bis zum Winter weitestgehend vergessen: zum einen dauert es noch eine Weile, bis Lasius niger schwärmt. Zum anderen ist die Volksentwicklung im ersten Jahr nicht allzu extrem, auch bei einer schnell wachsenden Art nicht, denn immerhin dauert es eine ganze Zeit, bis die ersten Arbeiterinnen schlüpfen. Bis zum Winter werden es dann auch nicht allzu viele sein. Und im Winter aussetzen geht schon mal gar nicht, das wäre dann also auch mindestens eine Verpflichtung von einem Jahr.
    Die Alternative: ein kleines Volk kaufen (sagen wir bereits mit 20-30 Arbeiterinnen) und dann wieder verkaufen/abgeben. Das wird aber nicht wesentlich einfacher, denn ein solches Volk fachkundig und sachgerecht zu verschicken ist auch nicht so easy... du müsstest also auf Abholung spekulieren, aber wegen einem kleinen Volk Lasius niger fährt sicher keiner 200km weit.


    Alles in Allem kann ich dir nur eins raten wvrm: denk vielleicht noch einmal darüber nach, wieso du eigentlich Ameisen halten willst? Meinst du wirklich, das ist was für dich? Man fängt nunmal immer klein an... egal ob man Sport treibt, Motorrad fährt, Computerspiele spielt oder Ameisen hält. Aber das ist kein Computerspiel, das man mal eine Weile zockt und dann wieder von der Platte schmeißt, wenn es seinen Reiz verloren hat, sondern das sind Lebewesen, für die man eine Verantwortung übernimmt! Ameisenhaltung ist zudem ein Hobby, in welches du verdammt viel Zeit und Mühe investieren musst und welches dich, wenn du es ernsthaft betreiben willst, über Jahre bindet. Die Entscheidung dazu sollte also wohl überlegt sein. Wenn du aber schon jetzt nicht die Geduld investieren willst, dich mal eine Weile mit der Materie zu beschäftigen und erstmal zu versuchen, ein Volk Lasius niger o.ä. in den Griff zu bekommen und dauerhaft zu pflegen, bevor du richtig loslegst, frag ich mich ernsthaft, was eigentlich deine Motive sind?

    Ich bin ein absoluter Ytong-Fan: Mit Sand-Lehm-Gemisch aufgefüllt hast du alle Vorteile: Leicht zu beschaffen, leicht zu bearbeiten, Einblick, Graben, ideale Befeuchtung, leicht realisierbare Durchlüftung. Mein klarer Favorit.

    Meine ehemaligen Kritiker drücken sich alle inzwischen alle die Nasen am Formi platt... wenn man erstmal die Vorurteile ausgeräumt hat, ist das kein Thema mehr. Normalerweise reicht es, den Delinquenten mit Infos vollzustopfen. Und Männer sind doch leicht zu beeinflussen :winking_face: schwärm ihm ein paar Tage vor, dann fällt er schon um (bei mir wäre das wohl so :D). Falls nicht pack ihn an seiner Heimwerkerehre: "Teflonbeschichtung, Glas bohren, Gips gießen,da muss man handwerklich echt was drauf haben (zwinkerzwinker)"... das reizt :winking_face:

    So... das waren die Haltungstipps für Männer, falls du welche für Ameisen brauchst: immer her damit.

    Es scheint, als hätte das Volk so langsam seine im Rahmen der aktuellen Bedingungen (noch dauerhaft unter 20°C) maximale Aktivität erreicht:
    [Blockierte Grafik: http://picmirror.de/thumb.php/51475_100_0933.jpg] (Edit: Sorry, das Bild ist Mist... Cam hat gehunzt)


    Zunächst ist zu erwähnen, dass sich einige Arbeiterinnen inzwischen permanent im kleinen Becken aufhalten, Fotos lohnen aber noch nicht (sind nicht mehr als 5). Die Gyne hat ihre Legetätigkeit aufgenommen, ich sehe ein ordentliches Bündel Eier, leider gelingen mir aufgrund der Folie keine Fotos, auf denen man was Gescheites erkennt. Der Appetit ist jetzt auf einem normalen Level, sowohl was Honig angeht als auch in Bezug auf Protein. Ich füttere im Moment 3-4 Mehlipuppen alle 2 Tage, die ratzeputz aufgefressen werden. Sobald mehr Plagegeister in meiner unmittelbaren Nähe herumbrummeln, werden diese zugefüttert... ich gehe ohnehin davon aus, dass der Proteinbedarf mit Temperatur und Brut weiter ansteigt. Ich bin bis jetzt leider noch nicht zum Fangen gekommen... nun ja, die Puppen werden wie immer hervorragend angenommen und tun's erstmal, genug davon sind auch schon vorhanden.
    [Blockierte Grafik: http://picmirror.de/thumb.php/51478_100_0936.jpg][Blockierte Grafik: http://picmirror.de/thumb.php/51476_100_0946.jpg]


    Vor wenigen Minuten dann der Schock: gleich mehrere Ameisen ertrunken.... Moment mal: die Kleinen verscheißern mich schonwieder:
    [Blockierte Grafik: http://picmirror.de/thumb.php/51479_100_0953.jpg] :auslachen: ja, ihr seht richtig: sie sitzen UNTER der Futterschale :crazy:

    Nun ja, ich schreib dann mal was zu zwei Dingen, die mir aufgefallen sind:


    1. Immer und immer wieder hört man die Argumente „einfach zu halten“ vs. „nicht einfach zu halten“... diese Einschätzung ist in den meisten Fällen sowas von schwammig, dass man es so nicht stehen lassen kann. Was das nämlich bedeutet, hängt von sehr vielen individuellen Faktoren ab: für mich sind Lasius niger extrem einfach zu halten, aber für jemanden, der noch nie Ameisen hatte, kann diese Art eine echte Herausforderung werden. Auch Lasius niger können ausbrechen (und ich schwöre: sie werden, wenn man sie lässt, sie sind echte Ausbruchsspezialistinnen) und auch Lasius niger können versterben, das kommt sogar häufiger vor als man glaubt (die meisten geben es nur nicht zu). Nach wessen Kriterien schätzen wir denn nun „einfach“ ein? Hinzu kommt, dass man mit diesem Argument die Wahl für die richtige Einstiegsart gar nicht treffen kann, denn wie richtig festgestellt wurde, gibt es wahnsinnig einfache exotische Arten (um Monomorium pharaonis muss man sich zum Beispiel gar nicht kümmern, die machen alles allein und entwickeln sich prima :D) und dann wieder einheimische Mimosen.


    Es wundert mich doch stark, dass es immer wieder dieses seltsame Argument ist, welches ins Feld geführt wird, obwohl es die Meisten längst besser wissen sollten: Der eigentliche Grund, aus dem man von einem Einstieg mit Exoten abrät ist doch zum einen, dass hier keine Basisfertigkeiten und –erfahrungen vorhanden sind, auf denen zusätzliche Erfordernisse aufbauen können. Banale Dinge, die wir alle mal lernen mussten: wie bearbeite ich ein Nest? Wie halte ich ein Formicarium sauber? Unter welchen Bedingungen bekomme ich welche Luftfeuchtigkeit? Wie entwickelt sich die Temperatur? Welche Tücken bergen verschiedene Standorte? Wie erweitert man ein Formicarium? Woran erkenne ich die richtigen Fütterungs- und Befeuchtungsintervalle? Woran sehe ich, ob der Platz noch ausreicht? Und selbst hier im Thread sieht man es mal wieder: wie viel Platz notwendig ist, kann man eben nur vage sagen. Das alles kann man sich nur bedingt anlesen, denn dafür braucht man ein gewisses Gespür... erst wenn man das hat, sollte man sich mit der dauerhaften und gezielten Anpassung von Bedingungen auseinandersetzen (höhere Temperaturen, genaue Regulation der Luftfeuchte, Jahreszeitliche Bedingungen die unserem Sommer-Winter-Rhythmus u.U. genau entgegengesetzt sind usw.). Wir empfehlen die Einsteigerarten ja gar nicht, weil sie so einfach sind, sondern weil sie ein Rundum-Sorglos-Paket sind: sie verzeihen auch mal einen Fehler (und ausnahmslos jeder Einsteiger macht mal was falsch), sind einigermaßen robust, interessant zu halten und entwickeln sich üblicherweise gut ohne dabei einen Anfänger zu überfordern. Deshalb gehören auch viele Einheimische nicht in den Kanon dieser Arten.


    Der andere Grund, zu einheimischen Arten zu raten, ist ökologischer Natur... ich weiß, darum schert sich heute keiner mehr und eine Menge Leute leugnen alles, was sie in diesem Zusammenhang steht, aber ich wehre mich entschieden dagegen, diesen Aspekt völlig wegzulassen (besonders, wenn es um Einsteiger geht... bei vielen Profis liegt die Sache auch schon wieder anders, aber wie gesagt: hier muss man von ganz anderen Voraussetzungen ausgehen, deshalb nennt man sie ja Profis :winking_face: :frowning_face: Intraspezifische Homogenisierung und Infektionsgefahr durch exotische Ameisen


    2. Finde ich es massiv bezeichnend, dass man behauptet, einheimische Arten seien langweilig... nichts für ungut, aber das zeugt von absoluter Unwissenheit. Viele Verhaltensweisen (etwa die sozialparasitische Lebensweise) sind eine wahnsinnig interessante Geschichte, die sich nur unter Bedingungen entwickeln konnte, wie sie in unseren Breiten anzutreffen sind. Viele Sozialparasiten sind von einer speziellen Wirtsart abhängig, sodass eine Artenvielfalt, wie sie in der Heimat der meisten Exoten auftritt, hierfür sogar kontraproduktiv ist. Das Verhaltensrepertoire einheimischer Arten steht dem exotischer also in nicht allzu viel nach. Und sich hinzustellen und zu sagen „hab ich im Garten“... ich will es mal so ausdrücken: ich komme auch vom Land und meine Lieblingsart ist nach Jahren der Haltung noch immer Lasius niger. Und das mit Sicherheit nicht ohne Grund. Wer hier Wildbeobachtung und Haltung für vergleichbar hält, hat mMn schlicht Nachholbedarf.
    Selbiges gilt für die Ablehnung der Winterruhe... jeder, der schonmal versucht hat, ein voll eingerichtetes Exotenbecken eines größeren Volkes von Grund auf zu sanieren, zu erweitern oder umzugestalten (besonders wenn es sich um nette Zeitgenossen wie Paraponera clavata handelt :winking_face: ) wird ein Liedchen davon singen können, wie produktiv und angenehm doch die Winterruhe sein kann. Außerdem hat man mal wieder Zeit für sich und die Spannung der Haltung lässt nie nach... ich freu' mich immer wie ein kleines Kind und zähl die Tage, bis ich endlich auswintern darf. Außerdem bin ich der Ansicht, dass Geduld und Durchhaltevermögen wesentliche Grundvoraussetzungen für die Ameisenhaltung sind... die Einstellung zur Winterruhe ist hier ein recht guter Indikator.


    Und bitte versteht mich insgesamt nicht falsch: die Exotenhaltung hat natürlich ihre Reize... aber ich halte mich immer an eine Weisheit meiner lieben Großmutter: alles zu seiner Zeit. Nun ja... ich wollt's nur wiedermal gesagt haben :grinning_squinting_face:

    Ich persönlich würde von der ersten Variante Abstand nehmen... bei einem meiner Völker Lasius niger, welche das gleiche Schicksal ereilte und bei dem ich mich ebenfalls für das Weiterpflegen entschied, stellte ich eine Reihe von Unregelmäßigkeiten fest:

    Zitat

    Mein Fazit nach diesem unfreiwilligen Experiment: die Tiere sind orientierungslos, zeigen zahllose Verhaltensauffälligkeiten (attackieren sich z.T. gegenseitig), sterben wie die Fliegen. Ich bin inzwischen nicht mehr davon überzeugt, dass man einer weisellosen Kolonie einen Gefallen tut, wenn man sie weiterhin versucht zu halten...

    Die ganze Story steht im Haltungsbericht (Zitat stammt vom 02.09.2007).


    Variante 2 würde ich persönlich auch nicht wählen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass die weisellosen schließlich doch getötet werden (was sicher Verluste auf beiden Seiten bedeuten würde) oder aber die neue Gyne angreifen und auch die gleich wieder abmurksen, ist immer gegeben. Damit hätte man gar nichts erreicht, außer im Extremfall auch noch das zweite Volk nachhaltig zu schädigen. Wenn man ein solches weiselloses Volk also wirklich retten will, kommt mMn ausschließlich der Versuch mit einer sozialparasitären Art in Frage, das hat noch am Ehesten Aussicht auf Erfolg.


    Ansonsten sollte man hier auch die 4. Möglichkeit nicht unerwähnt lassen: das humane Töten des Volkes. Ich will hier keine Grundsatzdiskussion darüber lostreten, ob das moralisch vertretbar ist... ich meine aber, dass ich nicht aus falsch verstandener Menschlichkeit zugucken muss, wie sich die Tiere jämmerlich quälen oder gegenseitig umbringen. In einem solchen begründeten Ausnahmefall ist es meiner Ansicht nach also völlig legitim und es gehört irgendwo zur verantwortungsbewussten Tierhaltung dazu, auch solche Entscheidungen zu treffen. Diese liegt natürlich im Ermessen jedes Einzelnen (hier spielen sicherlich auch noch objektive Faktoren wie Volksstärke und Brutmenge eine Rolle), ich wollte aber einfach mal zum Ausdruck bringen, dass ich das persönlich für nichts prinzipiell Verwerfliches halte.

    Die Wasserzufuhr war de facto ausreichend... es handelte sich um ein gekauftes Volk, ich gehe somit von einer angeschlagenen Gyne aus. Das tut hier aber eigentlich wenig zur Sache :offtopic:

    Und ich denke da hast du mich ein wenig missverstanden... sollte das an mir und meinen Ausführungen gelegen haben bitte ich um Verzeihung:


    Zitat

    Habe eine ganze Saison lang ein Lasius niger Volk in einem RG ohne Wassertank gehalten, zum Verhängniss wurde das erst in der Winterruhe,

    Nun, dann hattest du ein sehr agiles und fittes Volk, Glückwunsch... ich kann dir berichten, dass bei mir ein Gründervolk Lasius niger an der Trockenheit in einem RG jämmerlich eingegangen ist, obwohl ein Nest mit Idealbedingungen bereitstand (dieses wurde dann von einem anderen Volk innerhalb kürzester Zeit besiedelt, am Nest lag es also auch nicht). Das übrigens ist der Grund, warum ich in diesem Zusammenhang immer wieder betone, dass die Ausführungen insbesondere für Junge Völker gelten und die Möglichkeit einer physiologischen Schwächung der Gyne anspreche. Darauf und nur darauf bezog sich, wie du bei näherer Betrachtung feststellen wirst, übrigens auch der Vergleich mit Pest und Cholera... das größere Völker zum Teil recht umzugsfreudig sein könne weiß ich auch, aber hier sind jene Dinge, die einen Umzug für Jungvölker so gefährlich macht, auch zumindes stark dezimiert. Soll heißen: ich bin nicht Nostradamus und behaupte, es müsse so eintreten (das wäre genauso Quatsch wie zu behaupten, es würde nicht passieren), sondern ich beschreiben den Worst Case, von dem auszugehen sich wie ich dir sicher nicht erklären muss normalerweise bewährt (wir bringen den Ausbruchschutz ja auch nicht erst an, wenn die Tiere schon abgehauen sind :D).


    Zitat

    Meines Erachtens schon zu psychologisch - die Ameisen haben keine wirklichen geistigen Ängst. Sie "wissen" nur, "oha es wird trocken, wenn wir nicht einen besseren Ort finden, wird die Brut eingehen"

    Und damit haben wir das Problem: eine derartig komplexe Denkleistung kann ihnen wohl ebensowenig unterstellt werden, wie psychologische Ängste :winking_face: Beides ist völlig klar, aber leider müssen wir manche Gegebenheiten (etwa einen instinktiven Fluchtreflex) eben so paraphrasieren, dass sie fassbar werden, deshalb schrieb ich z.B. auch:

    Zitat

    ...sowas wird dann fälschlicherweise oft als "Nesttreue" interpretiert (das klingt, als ob die Tiere eine emotionale Bindung zu ihrer Behausung hätten :grinning_squinting_face: )

    All diese Dinge sind im Prinzip Metaphern, um Zusammenhänge zu erläutern. Das Gleiche gilt ja wie du weißt auch für den Stressbegriff, denn diesen von seiner psychologischen Komponente getrennt betrachten zu müssen ist ebenfalls nicht unbedingt trivial und gehört eigentlich erläutert, aber das kann man auch nicht jedesmal machen... wenn du jedesmal jede Rahmeninformation mitliefern kannst, bin ich schwer beeindruckt... meine Posts sind zumeist auch ohne schon viel zu lang :smiling_face:


    Zitat

    Die Nesttreue ist bei jeder Art anders.

    Auch das ist absolut klar, deshalb habe ich auch mit der o.g. Ausnahme nirgends was von "Nesttreue" geschrieben (ich verwende den Begriff ungern, da er für mich ebenfalls zu psychologisiert bzw. metaphorisch ist). Ich wollte nur verdeutlichen, dass das gezielte herstellen einer Deprivationssituation mMn nicht das probate Mittel ist, um einen Umzug zu forcieren... und das kann durchaus für alle Arten verallgemeinert werden. Meiner Ansicht nach tritt der von dir völlig korrekt beschriebene Vorgang nämlich ebenso dann ein, wenn nicht die Bedingungen im Ausgangsnest verschlechtert, sondern schlicht die im Zielnest verbessert werden. Daher schrieb ich:

    Zitat

    ... irgendwann wächst das Volk aus dem RG raus oder zieht auch so freiwillig um, weil die Bedingungen im neuen Nest einfach noch besser sind (ohne dass sie im ersten Nest/RG dafür schlecht sein müssen).

    Das ist nach meinem Verständnis der sanfteste und beste Weg und den empfehl' ich natürlich, obwohl ich weiß, dass sogar schon Völker überlebt haben, die aus dem Nest geschüttelt oder gespült wurden.

    Das Wasser, was angeboten wird, ersetzt auf keinen Fall die Nestfeuchte.

    Zitat

    Außerdem denke ich schon, dass die früh genug bevor das passiert mit der Trockenheit,
    dass Sie ein neues Nest suchen.
    Oder irre ich mich da?


    Das ist eben das Problem: normalerweise sollte das so sein, aber in einigen Fällen verstirbt das Volk respektive die Gyne an diesem Zustand (z.B. wenn, was nie ganz auszuschließen ist, eine Schwächung vorliegt). Ist mir selbst am Anfang passiert. Aber selbst wenn es zum Umzug kommt: das Stressniveau ist immens. Ein Umzug in der Natur bedeutet besonders für kleine Völker Lebensgefahr und wird von ihnen üblicherweise und trotz Deprivation zunächst vermieden... sowas wird dann fälschlicherweise oft als "Nesttreue" interpretiert (das klingt, als ob die Tiere eine emotionale Bindung zu ihrer Behausung hätten :D). Dauert die Phase bis zur Flucht aus dem alten Nest sehr lange (manchmal sind die Bedingungen dann schon lebensgefährlich), kann es Probleme geben, die im Nachhinein bis zum Tod einiger Individuen - vor allem der Gyne - und anderen Komplikationen führen können.

    Das Austrocknen lassen des jetzigen Nestes unterm Moos ist aber nicht weniger stressig. Ganz im Gegenteil, es ist das gleiche Prinzip wie beim austrocknen-lasse eines RG... das hatten wir vor ein paar Tagen erst, ich zitiere mich also mal schnell selbst :grinning_squinting_face: :

    Zitat

    Feuchtigkeit zu reduzieren ... kann zwar zu einem beschleunigten Umzug führen, aber nicht, weil die Ameisen ihr Bedürfnis nach Gemütlichkeit befriedigen, sondern weil sie schlicht instinktiv nicht jämmerlich sterben wollen. Soll heißen: "ein Volk in Todesangst versetzen, um es zum Umzug zu nötigen" träfe die Sache wohl eher. Diese Perspektive ist deshalb so wichtig, weil man dadurch versteht, warum einige Völker das Nest dennoch nicht verlassen und zum Teil eher elend verrecken als umzuziehen, denn letzteres bedeutet in der Natur besonders für junge Völker ebenfalls Lebensgefahr. Die Wahl zwischen Pest und Cholera. Zudem kann durch verschiedene Umstände auch eine Gyne geschwächt sein, was einen solchen Panikumzug zu einem echten Risiko macht. Am besten man lässt der Sache einfach ihren Lauf... irgendwann wächst das Volk aus dem RG raus oder zieht auch so freiwillig um, weil die Bedingungen im neuen Nest einfach noch besser sind (ohne dass sie im ersten Nest/RG dafür schlecht sein müssen).


    Das sinnvollste wäre, in einem solchen Fall - besonders bei kleineren Völkern - einfach in den sauren Apfel zu beißen, das Moos zu befeuchten und abzuwarten.

    Also soweit ich weiß ist eine Heizung bei einheimischen Arten mit endogenem Jahresrhytmus nicht unbedingt produktiv. Sahal hat seinerzeit wenn ich mich recht erinnere mal eine ganze Versuchsreihe zum Thema durchgeführt und kam zu jenem Schluss, der heute noch in so mancher Artbeschreibung zu finden ist (hier am Beispiel von Camponotus ligniperdus):

    Zitat

    Heizung ist kontraproduktiv und verkürzt die Sommer- und somit Aktivitätsphase erheblich. Bei zu warmer und gleichmäßiger Temperatur kann C. ligniperdus bereits gegen Ende August das Sommergeschäft erledigt haben und begibt sich störrisch in die Winterruhe. Der bei anderen Gattungen erhoffte Vorteil einer erhöhten Vermehrungsrate trifft bei dieser Gattung definitiv nicht zu!

    Ich bin im Großen und Ganzen aber der Ansicht, dass gerade bei Arten, die unter natürlichen Bedingungen einer größeren Schwankungsbreite in Bezug auf die Temperatur ausgesetzt sind, die Darstellung derartiger Bedingungen auch in der Haltung durchaus Sinn macht und bei näherer Betrachtung ließt man das auch aus dem angeführten Zitat heraus. Konkret heißt das: wenn man es nicht übertreibt, kann man ruhig ab und zu auch bei Camponotus ligniperdus und Arten ähnlicher ökologischer Potenz mal nen Strahler anknipsen (einige einheimische Arten brauchen diese Schwankungen sogar!), denn wie Phil schon beschrieben hat heizt sich ein Nest in totem Holz an einem sonnenverwöhnten Ort durchaus schonmal ordentlich auf. Wenn das Volk also ansonsten bei moderaten Temperaturen gehalten wird (z.B. in einem unbeheizten Raum, der eigentlich dauerhaft gelüftet wird), ist das nicht nur in Ordnung, sondern wahrscheinlich sogar zu empfehlen. Viel schlimmer finde ich die dauerhafte Haltung bei Zimmertemperatur, denn die hat auf Dauer garantiert den von Sahal beschriebenen Effekt. Grund dafür ist, dass sie eigentlich schon recht hoch und zudem (ganz im Gegensatz zur natürlichen Umgebung besagter Arten) viel zu konstant ist.

    Also ich bin skeptisch, ob das wirklich schneller schimmelt... der Ytong ist so luftdurchlässig ja nun auch wieder nicht, ganz im Gegenteil: er isoliert sogar recht gut (weshalb manche Menschen ohne Ameisen wohl daraus Wände bauen :grinning_squinting_face: Banausen), was bei einem regen Gasaustausch wohl nicht der Fall wäre. Der Porenbeton wird also auch nicht luftdurchlässiger oder -undurchlässiger sein als Gips... lediglich die Oberfläche ist durch die Poren vergrößert, aber schimmeltechnisch gesehen ist das eigentlich kein Vorteil.


    Ich glätte aber trotzdem nie, denn es ist mMn nicht notwendig und ich finde es auch optisch nicht unbedingt besser. Das Risiko von Brut, die in Poren verschwindet, ist zwar gegeben, dem kann man aber auch mit Sand-Lehm-Mischungen zu Leibe rücken: einfach Kammern auffüllen (was man ja meistens sowieso tut) oder "bestäuben", dann passiert nichts mehr.