23.06.2006
Nach langer Zeit will ich auch mal wieder meinen Haltungsbericht aktualisieren. Seit dem Tod meiner letzten Königin hat sich so einiges getan:
Wie angekündigt habe ich der Kolonie ohne Königin Asyl gewährt und ein eigenes Heim zur Verfügung gestellt:
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Dieses kleine Formicarium (20x30cm) wurde von meiner Freundin wir ihr sehen könnt reichlich mit allerlei Wurzeln, Steinen und Ästen eingerichtet (was man leider nicht sieht, ist das handgemalte Hintergrundbild, schade eigentlich) und von den Ameisen auch gut angenommen.
Wie ihr in den vorangegangenen Posts lesen könnt, wollte diese Kolonie nicht wirklich umziehen (die Freude im letzten Post war übrigens verfrüht, innerhalb eines Tages waren alle zurück im RG). Das hat sich inzwischen endgültig geändert, wahrscheinlich doch, weil keine Monarchin mehr zum Umzug überredet werden musste. Die Arbeiterinnen sind mit der gesamten Restbrut in das neue Nest umgezogen. Anfangs wechselte die Behausung täglich mehrmals, immer wieder wurde die Brut vom RG ins Nest geschleppt und umgekehrt. Inzwischen ist das Nest zum dauerhaften Heim geworden und die Kleinen fühlen sich dort sichtlich pudelwohl. Nur der Eingang war wohl zu groß, er wurde mit Sand auf die Größe eines Stecknadelkopfes reduziert. Das RG wurde inzwischen entfernt. Mal abgesehen vom fundamentalen Makel der fehlenden Queen entwickelt sich die Kolonie hervorragend: es sind verhältnismäßig viele neue Arbeiterinnen geschlüpft (wie viele genau muss ich noch ermitteln, zum zählen sind die meisten einfach noch zu hell und daher schlecht zu erkennen).
Letzte Woche fand ich zwei Arbeiterinnen regungslos im Honigwasser. Sie waren (aus welchem Grund auch immer, es war alles wie immer) in die Brühe gekrabbelt und nicht wieder rausgekommen. Ich habe sie vorsichtig herausgeholt, auf ein Stück Klopapier gelegt und mit ein wenig Wasser aus einer Spritze etwas abgespült. Sie sahen ziemlich tot aus! Danach habe ich die beiden wieder in die Arena gelegt. Nach 5 Minuten fing eine plötzlich wieder an, sich zu bewegen, kurze zeit später steuerte sie wie unter Alkohol und mit echten Schwierigkeiten, den anklebenden Sand loszuwerden, Richtung Nest und verschwand dort. Die zweite war noch immer ohne jede Regung. Nach einer Stunde konnte ich beobachten, wie sie gelegentlich einige Zentimeter getragen und wieder abgelegt wurde, noch immer ziemlich tot. Ich habe nun öfters hineingeschaut (zwei oder drei Stunden waren es sicher) als mir auffiel, dass sie die Fühler und schließlich sich selbst bewegt... wenig später stand sie auf, drehte einige sehr wackelige Runden im Kreis und verschwand im Nest. Der Beweis, dass man nicht alles gleich entsorgen sollte, was tot aussieht!
Diese Kolonie werde ich in Zukunft als âKolonie Aâ bezeichnen, damit ihr immer wisst, wovon ich gerade schwafle.
Zu den Nestern gibt es folgendes zu sagen: ich habe mich von meinem letzten kleinen Nest getrennt, denn es war einfach nicht gut durchdacht und dadurch ineffektiv: der Wassertank war zu klein (ich musste ständig nachwässern) und die Kammer war einfach etwas zu tief. Wenn ich es mir recht überlege, kann ich sogar sehr froh sein, das die Kolonie nicht in dieses umgezogen ist! Stattdessen habe ich für die beiden Becken zwei neue Nester gebaut, welche (mal von der Positionierung des Schlauches abgesehen) fast völlig gleich sind:
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Die neuen Nester haben eine flachere Kammer und einen wesentlich größeren Wassertank (wie man sieht), welcher zudem nach unten hin offen ist. Dieser ist mit Seramis gefüllt. Das Nest steht in einer Schale (ein Teil einer Schachtel für Skatkarten), welche mit ein wenig Kies gefüllt ist (damit die Ameisen nicht drunter ziehen). Das Wasser befindet sich also nicht nur im Tank, sondern verteilt sich auch unter dem Nest, wodurch dieses schön gleichmäßig feucht wird. Zu viel Wasser (und damit eine Überschwemmung im Nest) ist so gut wie unmöglich, denn bevor davon soviel im Tank ist, dass es in die Kammer eindringen kann, läuft die Schale über.
Seit Anfang Juni habe ich noch eine Neue Kolonie (âKolonie Bâ), natürlich mit einer Königin. Dazu kamen etwa 12 Arbeiterinnen (inzwischen sind es ein oder zwei mehr) und die kompletten Palette an Brut. Einige Puppen und Larven haben den Transport allerdings nicht unbeschadet überstanden: sie schwammen bei Lieferung im Wasser welches (wie bei der ersten auch) durch die Watte gesickert war. Diesmal habe ich aber nur das Wasser entfernt, welches wirklich eine Gefahr für die Ameisen war, der Vorrat hinter der Watte verschwindet durch die derzeit herrschenden Temperaturen von ganz allein ziemlich schnell.
Ansonsten gibt es keine Aufregenden Neuigkeiten, die besonders erzählenswert wären. Ein signifikanter Unterschied zu Kolonie A ist mir allerdings aufgefallen: Kolonie B ist wesentlich aktiver! In kürzester Zeit wurde die komplette Fläche des Formicariums erkundet, es sind eigentlich immer mehrere Ameisen in der Arena unterwegs. Das Futter wurde von Anfang an häufig besucht und wenn ich füttere, dauert es keine 5 Minuten, bis sich ein ganzer Trupp (meistens 5-8 Ameisen, was bei einer solchen Koloniegröße schon beachtlich ist) über die Futtertiere und das Honigwasser hermacht. Bei meiner ersten Kolonie waren es (bei zuletzt etwa gleicher Größe) immer nur zwei oder drei gleichzeitig. Außerdem hatte ich bei Kolonie A nie die Gelegenheit, meine Ausbruchsicherung zu testen, denn sie sind in meiner Anwesenheit nie soweit gekommen. Bei Kolonie B ist eigentlich permanent mindestens eine Arbeiterin an der Scheibe und sucht nach einem Ausweg, bisher ohne Erfolg.
Bei Ausweg fällt mir ein: kurz vor dem Tod meiner letzten Queen fehlte eine Arbeiterin spurlos. Ich hatte mir nichts dabei gedacht, man verzählt sich ja auch mal oder eine Dame ist einfach unterwegs. Bevor Kolonie B in meine Anlage eingezogen ist, habe ich noch mal die PTFE-Schicht erneuert. Auf Silikon ist das Zeug bekanntlich nicht so gut, daher habe ich Klebeband in die Ecken gemacht und das Teflon dort aufgetragen. Als ich dieses Klebeband entfernte (wollte es auch gleich noch mal neu machen), fand ich die fehlende Arbeiterin tot am Klebeband: sie hatte eine kleine Öffnung unter dem Band gefunden, ist dort hinein gekrabbelt und kleben geblieben. Die Erkenntnis, dass sie dort nicht durchpasst, musste sie mit dem Leben bezahlen. Das zeigt mal wieder, das Lasius niger jede noch so kleine Chance zum Ausbruch nutzen. Ich hoffe ganz einfach, dass ich das Klebeband diesmal überall lückenlos angebracht habe.
An meinem größeren Formicarium (siehe Hier) hat sich eigentlich nichts geändert, nur dass ich jetzt doch endlich mal ein Thermometer und ein Hygrometer in das Becken geklebt habe, damit ich Temperatur und Luftfeuchtigkeit nicht immer umständlich von Hand bestimmen muss. Dabei habe ich festgestellt, dass meine Belüftung zwar sichtlich funktioniert, allerdings nicht in dem Maß, wie ich das gern wollte. Der Stoff ist anscheinend dichter als erwartet. Schlecht ist das aber nicht, denn dadurch herrscht im Formi immer eine etwas höhere Luftfeuchtigkeit als außerhalb (zwischen 50 und 70%). Wenn ich die Beleuchtung an, gerade Nest befeuchtet und die Pflanzen besprüht habe, kann es allerdings auch schon mal darüber gehen. Daher lasse ich jetzt öfter mal die Klappe offen.
Die Temperatur entspricht (ohne Beleuchtung) nach wie vor immer in etwa der Umgebungstemperatur, bei längerer Beleuchtung (was eigentlich sehr selten bis gar nicht geschieht) ein bis zwei Grad darüber.
So, das warâs erst mal. Wenn was aufregendes passiert, lasse ich es euch natürlich wissen. Was den Diskussionsthread angeht, bleibt natürlich alles beim alten.