Hallo zusammen,
nachdem der Thread nun schon ein ca. ein dreiviertel Jahr ruht, kommen heute und die Tage 2 Updates.
Das erste ist ohne Bilder und mit einigen Infos, das zweite wird dann wenigstens ein paar Bilder nachliefern.
Zum Geschehen nach dem letzten Update im November 2008:
Die Kolonie wuchs anfangs sehr, sehr gut. Dann wollte ich das Becken natürlicher gestalten. Habe mehr Pflanzen hineingesetzt und diese auch gut gegossen. Die Luftfeuchtigkeit war dann großteils 80%, ging mal auf 90% und fiel mal auf 70%. Schleichend nahm die Brut ab. Es gab Zeiten da war gleichzeitig nur ein Stadium im Nest: Eier, oder Larven oder Puppen. Gleichzeitig, auch durch die verringerte Brut und damit verringerten Bedarf an Eiweiß, wurde die Nahrungsaufnahme geringer. Weil mehr Futter übrig blieb, vermehrten sich die Springschwänze oder Staubläuse (kann dies nicht ganz genau unterscheiden) sehr stark. Sodass jede neue Nahrung schon nach wenigen Minuten, spätestens nach einer halben Stunde, von Ihnen übersäht war.
Nun habe ich prinzipiell beobachtet, das die Camponotus sericeus ihre Nahrung erst antesten, dann eine Weile liegen lassen und etwas später eintragen. Da nach dem antesten, und vorm "abholen", die Nahrung aber schon mit den kleinen Resteverwertern übersäht war, haben sie sie großteils liegen gelassen.
Die Kombination aus mangelnder Nahrungsaufnahme und, für diese Art, zu feuchten Bedingungen führte weiterhin zu wenig Brut. So dass oft nur 10-20 Tiere in den Brutstadien insgesamt am nachwachsen waren.
Da viele Arbeiterinnen durch das anfängliche Wachstum ziemlich zeitgleich geboren wurden, und die Lebenserwartung zumindest der kleineren, frühen Arbeiterinnen, meiner Erfahrung nach, nur bei ca. 1 - 1,5 Jahren liegt: starben mir Arbeiterinnen in Wellen dahin.
Der langen Rede kurzer Sinn: durch a) ungünstige Haltungsbedingungen (eine für mich wertvolle Erfahrung: Tropen sind nicht gleich Tropen und damit auch nicht automatisch 80%+x Luftfeuchtigkeit gut) und b) das Übermaß an Springschwänzen/Staubläusen mit einer dadurch verringerten Nahrungsaufnahme der Ameisen und c) wenig Brut und natürlicher Sterbensraten: ging der Bestand an Arbeiterinnen in der Kolonie stark zurück.
Zur Zeit sind die Ameisen ungezählt, aber es werden schätzungsweise rund 150 Tiere sein.
Gegenmaßnahmen gegen den ungünstigen Trend:
a) ich habe die zusätzlichen und zur Zeit unnützen, neuen Ytongs wieder entfernt (durch Bewässerung und Bepflanzung haben diese auch die Luftfeuchtigkeit erhöht)
b) ich habe einen provisorischen Deckel gebaut, der komplett aus Gaze besteht und einen Holzrahmen hat (provisorisch, da Holz sich verzieht und der Deckel daher beschwert werden muss)
c) die Nahrung direkt in Nähe des Nesteingangs angeboten
d) die Nahrung sehr klein gemacht, damit sie leichter eingetragen werden kann
e) die Luftfeuchtigkeit durch a) und b) von rund 80% auf ca. 40-50% gedrückt
f) das Nest selber mäßig und regelmäßig befeuchtet (im Gegensatz zu feuchter Umgebung, die sie nicht so mögen, mögen sie eine mäßige Befeuchtung der Kammern)
g) folgt im September (dann bin ich wieder aus dem Praktikum zurück): Versuch der Gabe von Lebeninsekten (nach Milbenuntersuchung) um die Nahrungsaufnahme weiter anzuregen
Erfahrung: Diese Ameisen mögen es in der Umgebung nicht so sonderlich feucht, dafür das Nest regelmäßig leicht befeuchtet. Die Königin legt oft nach Nestbefeuchtung (alle 2-4 Tage bei meinem Ytong) einen Pulk Eier. Nahrung tragen sie nur ein, wenn diese nicht zu sehr von anderen Tierchen besetzt ist, dabei tun sie sich schwer mit größeren Nahrungsteilen.
Stand heute:
Der Brutstand geht wieder nach oben. Die Sterblichkeit ist zur Zeit im Rahmen des natürlichen.
Es sind ungefähr 20-25 große Larven vorhanden, rund 10 kleine Larven und ganz grob 20-30 Eier (ca. 4 Pulke aus Eiern).
Da der Trend positiv ist, werde ich die jetzigen Haltungsparameter:
40-50% Luftfeuchtigkeit im Formicarium, leichte Befeuchtung des Ytongs, 25-28°C Temperatur, sowie Fütterung bevorzugt am frühen Nachmittag in Nestnähe
beibehalten und hoffe das es bald wieder vorwärts geht mit der Kolonie. Das die Königin sehr potent ist, hat man ja an der Anfangsentwicklung gesehen.
noch eine generelle Erfahrung der letzten Jahre:
Oft sind es nur Kleinigkeiten die den Ausschlag geben. So hatten meine Messor aegyptiacus sogut wie keine Außenaktivität bei rund 23°C, daraufhin las ich im "The Ants" das diese Art erst bei ca. 24-25°C mit furragieren anfängt. Nach einer Temperaturerhöhung von nur 1-2°C ging es sprunghaft vorran, die Kolonie war wie verwandelt. Im negativen Sinn trifft das auch auf meine Camponotus sericeus zu: nur relativ geringe Änderungen (eigentlich gut gemeint: mehr Pflanzen, mehr Natur) führten zu fast vollständigem Legestop und Halbierung der Kolonie über einen Zeitraum von einigen Monaten.
So, für alle die bis hierhin durchgehalten haben:
Die Tage folgen dann noch ein paar Bilder.
viele Grüße
Matschi/Antfriend