Beiträge von Andyxus

    Zimmertemperaturen spielen bei Camponotus ligniperdus tatsächlich eine sekundäre Rolle. Was sie letztendlich den Zeitpunkt für die Einwinterung bestimmen lässt, bleibt weiterhin mysteriös. Spekulieren liesse sich da zu beliebe. Ich könnte mir vorstellen, dass es etwas mit den Legeperioden der Gyne zu tun hat (legt mehrere Eierpakete phasenhaft über die Saison verteilt) in Wechselwirkung mit der eingetragenen Nahrung.


    Auf alle Fälle lassen sie sich mit künstlicher Wärme nicht dazu bringen ihre Winterruhe einzustellen. Wenn sich die Larven nicht weiter entwickeln ist definitiv Schluß für die Saison, das ist das sicherste Zeichen, ganz gleich, ob einige Arbeiterinnen noch aktiv sind.


    Ob es einem Volk generell abträglich ist, sie bei Zimmertemperatur überwintern zu lassen lässt sich also nicht so pauschal sagen. Ausprobieren kann man immer. Sie aber kühl zu stellen wäre jedenfalls "natürlicher".

    Zitat

    Arbeiterinnen greifen an oder "erschrecken sich" sichtbar, wenn sie von einer Artgenossin berührt werden. Sehr gut sichtbar durch die Größe bei Camponotus ligniperdus und C. herculeanus, aber auch andere Arten wie Lasius niger und Myrmica rubra zeigen diesen Perma-Stress.


    Oha. Dann scheine ich bereits ein erhebliches Platzproblem zu haben. Denn dieses Verhalten beobachte ich bei meinen Camponotus ligniperdus diese Saison schon seit einer ganzen Weile. Ob sie sich tatsächlich furchtbar erschrecken ist für mich schwer zu deuten. Auf jeden Fall verhält es sich so, dass in dem Moment, in dem eine Arbeiterinnen eine andere von hinten mit den Fühlern berührt (wohlbemerkt ist das nur so, wenn sie von hinten angeschlichen kommt) diese sich relativ hastig umdreht. Dieses Verhalten empfand ich bisher als völlig normal, da ja auch nichts weiter passiert, nachdem sie sich dann kurz abgetastet haben.


    In den Jahren davor habe ich das nicht beobachtet, was in erster Linie daran lag, dass sich die Tiere seltener in meinem Formicarium begegneten. Ich habe sie in meinem 120x50 Becken seit die Gyne inklusive 8 Arbeiterinnen hier eingetrudelt ist. Inzwischen sind es grob geschätzt 300. (jaja, die Anzahl...Völker ab einer gewissen Anzahl wirklich zu zählen halte ich ohnehin für einen Mythos, das kann vielleicht der Rainman mit Zahnstochern, aber Normalsterbliche können höchstens mehr oder weniger realistisch schätzen. Und wie realistisch solche Schätzungen sind...nun ja, anderes Thema).


    Subjektiv hatte ich bisher stets den Eindruck, dass die Beckengröße ausreichend ist (anhand von Außenaktivität, Ausbruchsversuchen etc.). Wenn dieses „erschrockene“ Verhalten nun aber eine Hinweis darauf sein sollte, dass dem nicht so ist, bringt mich das in ein schweres Dilemma. Das Volk wird weiter wachsen (wenn nichts dazwischen kommt). Nächstes Jahr werde ich eine Bohrung vornehmen lassen und die Arena um ein weiteres Becken erweitern, das Jahr drauf wahrscheinlich um ein zweites. Schlauchgänge werde ich dabei auch einige legen. Dann ist aber definitiv Schluss, mehr gibt mein „Ameisenzimmer“ nicht her. Was mache ich denn dann, wenn der Spielraum ausgereizt ist? Ameisen dezimieren? Auswildern? Einem städtischen Zoo vermachen? Ich habe natürlich wenig Interesse daran, dass meine Kleinen irgendwann an Herzinfarkten draufgehen oder die Gyne zu Tode putzen.


    Hier kommt wieder hoch, was mir seit jeher dunkel als Ahnung im Kopf umhergeht: ich kann meinen Schützlingen überhaupt nicht bieten, was sie in freier Natur vorfinden bzw. „benötigen“. Soweit ich informiert bin bevölkert eine ältere/größere Camponotus ligniperdus Kolonie ein riesiges Areal mit 10 oder mehr bewirtschafteten Bäumen. Das ist innerhalb der eigenen vier Wände wohl schwer zu realisieren. Ergo müsste die logische Schlussfolgerung sein, dass die Haltung eines solchen Volkes mal einfach gar nicht möglich ist, man also die Finger davon lassen sollte. Und so würde es sich auch bei zig anderen Haltern verhalten, denn meinen Luxus seinen Ameisen ein ganzes (wenn auch nicht sonderlich großes) Zimmer abtreten zu können wird bei weitem nicht jeder haben. Die Gattung spielt dabei nur zweitrangig eine Rolle, denn mein relativ großes Becken wäre dann wahrscheinlich selbst für eine Temnothorax nylanderi nur gerade so ausreichend.


    Insofern lässt sich der post dahin gehend interpretieren, dass die Ameisenhaltung per se genauso Tierquälerei ist wie die Haltung jedes x-beliebigen anderen „Wild“tieres. Und das wäre eine sehr niederschmetternde Erkenntnis, denn auf die Ameisenhaltung bin ich nach langen Überlegungen gestoßen, welches interessante Tier sich zu Hause halten ließe ohne es zu sehr in seinen natürlichen Gewohnheiten und Bedürfnissen einzuschränken.


    Den Händlern zu unterstellen, sie würden diesbezüglich Gerüchte in die Welt setzen halte ich für reine Spekulation. Ohne mich jetzt schützend vor diese Leute stellen zu wollen - ich weiß was der z.B. Antstore für ein Fläschchen Spülmittel verlangt und was er sonst noch für dubioses Zeug wie Proteinjellys o.ä. unters Volk bringen möchte - Starter-Sets mögen nicht immer besonders sinnvoll sein und sind höchstens eine vorübergehende Lösung. Für die Gründungsphase und ein wenig darüber hinaus sollten sie aber adäquat sein und weder reine Geldmacherei noch abträglich für die Entwicklung des jungen Volkes. Später bieten sich diese Becken auch als Zusatzbecken an. Und das Nest muss ohnehin mit seinen Aufgaben wachsen.


    Die Diskrepanz der beiden Positionen (Sahal, erfahrener Halter, bietet selbst Gründerkolonien lieber eine große Arena an – Phil, ebenfalls erfahrener Halter, bietet lieber gar keine an) verunsichert mich ein wenig. Liegt die Wahrheit mal wieder irgendwo in der Mitte? Oder sollte ich mir nun vielleicht doch lieber eine Vogelspinne zulegen, die den ganzen Tag in der Ecke hockt, da sie in freier Wildbahn ohnehin nichts anderes treibt?


    Ich mache das ganze ja auch nicht erst seit gestern, bin mir aber bewusst, dass wir selbst über einheimische Gattungen und ihr Verhalten höchstens einen winzigen Bruchteil wissen, egal wie viel wir forschen, beobachten, lesen und austauschen. Doch ganz naiv aus dem Bauch heraus macht es in meinen Augen wenig Unterschied, ob man einer Gründerkolonie ein Mini-Becken zur Verfügung stellt, in der die Laufwege zum Futter nur wenige Zentimeter betragen oder einem mehrere Hundert oder Tausend Imagos starken Volk mehrere Becken mit zwei, sechs oder meinetwegen zehn Metern Schlauchgängen anbietet, wo sie, relativieren wir mal die Volksstärke, ihre Nahrung ein paar Krabbelschritte weiter schleppen müssen.


    Die Diskussion um die Arenagröße ist ja nun tatsächlich nicht neu. Jedoch wirklich befriedigende Antworten auf die Frage wie groß die Arena denn nun sein müsste, habe ich bisher nicht gefunden. Weder in diesem, noch in anderen Halterforen. Meistens heißt es dann, das müsse man selber entscheiden, das ist Ermessensache oder aber: mach einfach die Klüsen auf, du siehst doch selber, was in deinem Formi los ist. Andernorts versuchen Leute irgendwelche mathematischen Formeln zu entwickeln (Individuenanzahl+Gynengröße:durch Buchstabenanzahl der Gattungsbezeichnung=Arena in cm oder so was in der Art), die daraufhin von anderen Haltern sofort wieder in der Luft zerrissen werden.


    Im Endeffekt bleibt dann irgendwo doch eine gewisse Ratlosigkeit. Und eine Verfahrensweise, die gemeinhin als Haltungserfahrung deklariert wird.


    So, das waren kurz und knapp meine Gedanken zu den Themen „Freilandhaltung oder Legebatterien? – ein Dilemma der Ameisenfreunde“ und „Wo lege ich meinen Kleinen den Mehlwurm hin?“.

    Der zweite Versuch war wesentlich erfolgreicher. Von weiteren 14 Larven haben sich immerhin 6 zu Käfern entwickelt. Die anderen sind abgestorben. Mit der Dosierung der Feuchtigkeit sollte man wirklich sehr vorsichtig sein, jeder Tropfen Wasser zuviel kann zu Schimmel führen, der den Tieren alles andere als gut tut.


    Die Entwicklungszeiten sind relativ lang. Allein das Verpuppen nimmt 2-4 Wochen in Anspruch. Bis der Käfer schlüpft, können weitere 3-4 Wochen ins Land gehen. Die hohen Temperaturen im Juni/Juli haben zu 30-35° auf dem Dachboden geführt, wo sie untergebracht waren.


    Die Käfer sind nun in einem Zuchtbecken mit Baumrindensubstrat und einigen Blättern und Versteckmöglichkeiten. Die letzten zwei Wochen haben sie recht regungslos in verschiedenen Ecken gehockt, manchmal auch übereinander. Wahrscheinlich war das bereits die Paarung. Gefressen haben sie wenig. Ein paar Haferflocken, Katzenfutter oder Salat.


    Seit zwei Tagen sind sie nun ziemlich unruhig und rennen unermüdlich gegen die Wände. Ich nehme an, dass sie keine geeignete Möglichkeit zur Eiablage haben oder/und aber das Becken zu klein ist.

    Ich hatte die klassisch Glasfarm mit Sand/Lehmgemisch. Da das Volk in der "interessanten" Phase anfing die einsehbaren Gänge stark zu zukleben, fehlte mir leider der nötige Durchblick, was im Nest vor ich ging. Kopulationsversuche der Männchen waren ständig im Verbindungsschlauch zu beobachteten, sie belästigte damit aber stets Arbeiterinnen, die darauf nicht weiter reagiert haben. Jungköniginnen haben sich dort nie blicken lassen, weder mit noch ohne Flügel. Die flügellosen Tiere habe ich Anfang letztes Jahres dann in der Arena herum streifen sehen. Und da sie die Flügel abgeworfen hatten, ging ich davon aus, dass sie begattet sind und eine Nistmöglichkeit suchten. Als ich dann zwei davon, die Tare jetzt hat, mit einigen Arbeiterinnen in einem kleinen Formicarium separierte, verließen sie das frisch bezogene RG nur zum Honig trinken. Futtertiere wurden nur von den Arbeiterinnen geholt und zerlegt, daran beteiligten sie sich nicht.

    Das ganze würde sich höchstwahrscheinlich von selber erledigen, wenn keine Arbeiterinnen mehr nachkommen, es sei denn die Gynen ernähren sich weiterhin selber mit.


    Hatte von einem "Ameisenlaien", dem ich davon erzählt habe, die Frage gestellt bekommen, ob sie sich nicht im nach hinein begatten könnten da ja Männchen vorhanden sind. Fand diese Vorstellung erst mal recht befremdlich, aber was man nicht ausprobiert hat, kann man nicht ausschließen. Ihm klipp und klar zu antworten, dass sowas partout nicht möglich ist, konnte ich daher nicht.


    Die Wahrscheinlichkeit, dass aus dem Volk noch was wird ist aber, wenn nächste Zeit wirklich nur noch Männchen schlüpfen, zugegeben mehr als gering.

    Hat sich denn was Neues ergeben?


    Ein wenig wundern tue ich mich ja schon, dass unbegattete Gynen ihre Flügel abwerfen und sich auf den Weg nach einer neuen Nistmöglichkeiten machen.


    Überbrühen würde ich vor der Winterruhe noch nicht, das kann man dann immer noch machen. Sollte es Dir an Platz auf Deiner Studentenbude mangeln, schick sie mir lieber zurück, ich würde das ganze gerne noch weiter verfolgen.

    Ohne jetzt einen konkreten Paragraphen dazu liefern zu können gehe ich mal schwer davon aus, dass der Begriff "lebensmittelecht" aus dem Behördendeutsch entlehnt ist. Antstore bezieht diese Schläuche wahrscheinlich von einem Lieferanten für Gastronomiebedarf, sie sind also für Zapfanlagen u.ä. gedacht. Und da die Gastronomie hierzulande strengen Auflagen unterliegt, muss gewährleistet sein, dass der Endverbraucher tatsächlich nur Bier, Cola usw. ohne chemische Rückstände im Glas hat.


    Ob Ameisen es irgendwie zum Nachteil gereicht, wenn ein Schlauch nicht lebensmittelecht ist, sei mal dahingestellt. Ich hatte jedenfalls nie Probleme mit den Schläuchen aus dem Gartencenter (nicht lebensmittelecht). Die Frage nach dem seltsamen Geruch wird womöglich der Antstore selbst beantworten können.

    Er als naturliebende Person hat sich einsichtig gezeigt und würde jetzt gerne einen von mir verfassten Text unter 500 Zeichen den er unter sein Video schreiben kann um das gezeigte Verhalten ausschließlich dem vom Hungertod bedrohten Verirrten zuzugestehen.


    Vom Hungertod bedrohte Verirrte in deutschen Wäldern? Wer es schafft sich in den kläglichen Resten unserer Natur so zu verirren, dass er vom Hungertod bedroht ist, sollte sich vielleicht lieber ein anderes Hobby suchen als Survival-Urlaub^^.

    Ich habe die Larven dann in Ü-Eier separiert, etwas feuchte Erde hinzugefügt und einige Luftlöcher hineingestochen.


    Heute habe ich nach über drei Wochen mal wieder nachgeguckt, da sie ja während der Verpuppung möglichst wenig gestört werden sollen. Leider war keine der insgesamt 14 Larven mehr am Leben. :frowning_face: Einige haben bereits Schimmel angesetzt. Verpuppung oder Übergangsphasen zur Verpuppung konnte ich nicht entdecken.


    Vielleicht lag es am durchwachsenen Maiwetter, dass sich die Verpuppung zu lange hingezogen hat und sie einfach verhungert sind. Meistens war es eher kühl, was zu ca. 15° Raumtemperatur im Lagerzimmer geführt hat.


    Ich probiere es im Juni nochmal und hoffe diesmal Erfolg zu haben. Für Tipps wäre ich sehr dankbar.

    Mein letzter Stand ist, dass Paranoid im Examen steckt und daher wenig Zeit für seine Projekte hat. Allerdings ist das jetzt schon eine ganze Weile her, daher ich habe ich langsam Zweifel, ob sich bei BBA noch etwas tun wird. Für ein Hobbyprojekt ist das schon relativ aufwendig.


    Hauptsache EBA bleibt uns erhalten, das Spiel ist nämlich wirklich ein kleiner Juwel im Bgame-Sektor.

    Du hast dich noch nicht anpinkeln, beißen oder stechen lassen? Dann wird's aber Zeit! :winking_face:


    Mein C. ligniperdus Volk übt einen leidenschaftlich geführten Volkssport aus: wie verteilen wir sämtlichen Müll möglichst breitflächig über die gesamte Arena?


    Mein altes Myrmica rubra Volk entsorgte grundsätzlich alles im Wassergraben (was vielleicht auch Ausbruchstaktik war, denn nach 3-4 Wochen wurde aus Wasser Schleim, der gut überwunden werden konnte).

    In soweit, wie C. herculeanus und C. ligniperdus verglichen werden dürfen, kann ich einen zu trockenen Nestbereich ausschließen. Da sie Totholzbewohner sind (die herculeanus ja noch viel mehr als die lignis) dürften sie daran angepasst sein, dass es keine konstante Befeuchtung des Nestes gibt und daher von extern befeuchten.


    Auch wenn ich es ungerne so stehen lasse, die Gyne hätte einfach "einen Knacks" fällt mir jetzt nichts Innovatives ein, was du verändern könntest.