Hallo,
das Thema überbrühen wurde schon sehr oft durchgekaut, ausgespuckt und und wieder in den Mund gesteckt- ich rate in diesen Fall zur Suchfunktion, um an weitere Informationen zu gelangen. Joey hat das Ganze ja schon recht ordentlich zusammengefasst, trotzdem möchte ich mich als eingefleischter Nicht-Überbrüher outen. Wer als Futtertiere arme, eng eingesperrten Legebatterieheimchen verwendet, der braucht sich über Milben an den Tieren nicht wirklich wundern. Auch ich hatte schon Milben an gekauften Drosophila. Doch wer sich Tiere aus der Natur fängt, und seine Ameisen naturnah und artgerecht hält, der braucht sich um Milben kaum Sorgen zu machen. Ihr dürft mich faul nennen weil ich nicht überbrühe, mein Gott, ich habe auch an meine Lieblinge lebende Futtertiere verfüttert.
Milben treten meißtens dann auf, wenn es auch den Ameisen schei*e geht. Den oben genannten milbenverseuchten Drosophila Zuchtansatz habe ich unüberbrüht verfüttert, weil ich erst recht spät gemerkt habe, dass die Tiere von den kleinen Parasiten befallen waren. Passiert ist im Nachhinein auch zum Glück nichts. An Milben ist mir bisher nur eine unbegattete Myrmica rubra Königin eingangen. Es gibt Halter, deren Völker trotz Überbrühen von Futtertieren an Milben eingegangen sind. Ich habe auch schon in der Natur eine von winzigen Milben befallene Mücke gefunden, und ich möchte mal sagen, das ich sie nur nach einer rein zufälligen Mikroskopuntersuchung gefunden habe, weshalb ich schließe, dass ich vielleicht schon mehrere von Milben befallene Mücken verfüttert habe.
Ich will hier auch gar nicht derartiges weiter erzählen, und ich will keinesfalls behaupten, Milben gehen nie an gesunde Ameisen, das ist Quatsch. Ich will auch nicht sagen, Überbrühen ist total unnötig und Zeitverschwendung. Das Problem ist, dass viele der Anfänger eine regelrechte "Milbenpanik" von dem "Du musst unbedingt überbrühen, Milben sind das Böse in Person, Milben killen jede Ameisen" - Gequatsche bekommen. Ja, es soll Halter geben, die schmeißen ihre Futtertiere in flüssigen Stickstoff oder stecken ihre gesamte Formikarieneinrichtung in den Backofen! Da fragt man sich, sagmal gehts noch? In der Natur, und wenn man es geschickt anstellt auch im Formikarium, leben tausende von Raubmilben und Pseudoskorpionen, die den ganzen Tag schufften und Milben fressen, die auch für unsere Ameisen gefährlich sein könnten. Ja, vielleicht gibt es Ameisenvölker die an Milben und anderen Parasiten eingegangen sind. Aber letzendlich, wirft man einen Blick nach draußen, es gibt etliche Ameisenvölker, die dort seit mehr als 5 Jahren leben. Dann bedenkt mal, wie viele Insekten die schon vertilgt haben, und wie viele davon von Milben befallen waren. Geht raus, und versucht auch nur eine Ameise zu finden, die an einer Milbe leidet- ich bin noch nie auf eine solche gestorben.
Nun bin ich selbst noch nicht sonderlich erfahren in Sachen Ameisenhaltung, aber auf meinen vielen Treffen auf denen ich bereits war, wurde mir stets von Leuten die seit über 10 Jahren Ameisenhalten gesagt, dass sie nicht überbrühen und fast noch nie Völker hatten, die an Milben eingegangen sind. Überbrühen heißt denaturieren des Proteins, geht hierbei nicht viel verloren?
Überbrüht wenn ihr wollt, ja vielleicht rate ich es Euch sogar, ich werde es jedenfalls nicht tun. Nur halt bei gekauften Futtertieren sollte man vorsichtiger sein, da würde sogar ich überbrühen. Russisches Roulette? Glaube ich nicht.
Zu der Temperatur der Überwinterung möchte ich auch nochmal etwas sagen. Die Temperaturen müssen nicht zwangsläufig zwischen 2 und 8°C liegen, damit alles gut geht. Gräbt man ein Lasius Volk im Winter aus, und fasst in den Bau, da ist es erstaunlich warm drin. Gut, kleine Völker sind wohl eher den Gezeiten ausgeliefert, besonders C. ligniperdus gründen gerne in alten Totholz. Trotzdem kann es auch hier sein, dass die Sonne im Januar oder Februar auftaucht, und nach einigen Stunden Sonnenschein ist das Holz auf über 16 °C erwärmt, und das im Winter. Natürlich heißt das nicht, dauerhauft hohe Temperaturen sind in Ordnung oder dauerhaft extrem kalte Temperaturen. Meiner Meinung nach ist etwas wärmer am leichtesten für Ameisen, also vielleicht 7°C? Aber es klappt auch eine Überwinterung bei 12°C z.B., so ist bei mir die Kellertemperatur.
Grüße, Phil