Servus,
jetzt machst Du mir aber Arbeit
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Es gibt mehrere Arbeiten zu Brutentwicklung, Unterkasten und Futterverwertung. In diesen Arbeiten wird zumeist als Randinfo angemerkt, dass bei akutem Platzmangel die Gynen ihre Legetätigkeit einstellen bzw reduzieren und Larven in ihrer Entwicklung stagnieren können. Bei akutem Platzmangel und nicht möglicher Trennung von Larven und Eiern wird es dann auch zum vermehrten Verspeisen nichttrophischer Eier kommen.
-> Ein RG-Nest nach Gründungsphase ist somit definitiv nicht förderlich, sondern verzögert im Gegenteil die Entwicklung des Volkes!
Dem stimme ich in groben Zügen zu. RG's sind tatsächlich in den meisten Fällen nicht gerade die besten Nester- allerdings in vieler Hinsicht praktisch (für den Halter).
Das sehe ich nichtt so, es sei denn Du meinst "besser für den Halter"
Um mal im schnelldurchlauf durch Deinen Post zu gehen, warst ja wenigstens so nett und hast praktischer Weise die Hauptaussagen zusammengefasst ;
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-> Im Volk gespeicherte Nahrung fördert nicht das Wachstum, sondern hemmt die Aktivität.
Ist ja auch ein völlig normales Verhalten, soviel Nahrung wie möglich einzuspeichern. Besonders bei einheimischen Arten- in der Natur ist sowas Überlebenswichtig. Die niedrige Aktivität eine Folge davon, aber doch nur eine hauptsächliche Auswirkung auf den Halter, oder?
Genauso wie das:
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[....]-> Gyne fett, Arbeiterinnen fett = Null Aktivität
Sops, alle sind fett, niemand muss Beute suchen = es werden nur sehr wenig Kohlenhydrate verbraucht. Ergo will keine Sau mehr an den Honig gehen und die Heulerei geht wieder los: meine Ameisen mögen keinen Honig
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Hat die Larve genug Nahrung aufgenommen, kannst Du noch sieben schmackhafte Leckerbissen anbieten... da geht nichts mehr!
-> Das hohe Wachstum durch in der Haltung immer übermäßiges Futterangebot lässt sich nicht mehr steigern.
Das mag zwar bei ein paar Arten zutreffen, allerdings nicht bei allen. Besonders Cataglyphis, Diacamma oder Odontomachus merkt man sehr deutlich, da passt ne Menge in so ne Larve rein. Ich war ganz schön baff, als die Larven meiner Odonotmachus Gründerkönigin ganze Heimchen innerhalb eines Tages verdrückt haben, und auch entsprechend an Größe zugelegt haben. Die Königin hatte viel Auslauf, allerdings war sie selten unterwegs; natürlich war sie dann dankbar, wenn ich ihr die Nahrung direkt vor den Eingang gelegt habe.
Und natürlich sollte man es im Allgemeinen nicht mit der Fütterung übertreiben; ich habe nicht immer ständig Futterberge vor dem Nest liegen, da stimme ich Dir zu (war ein anderer Punkt von Dir), das wäre eher kontraproduktiv gewesen, und das beschriebene Fehlverhalten tritt auf. Aber wenn man über seine Kolonien bescheit weiß, wie viel sie und wie schnell sie Futter verwerten, kann man das durchaus anpassen.
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-> Langeweile im Ameisenvolk führt zu Fehlverhalten bei Brut- und Gynenpflege
Das Ameisen aus langeweile die Königin, übertrieben ausgedrückt, "zu Tode" putzen, habe ich noch nie gehört und kann es in keinster Weise bestätigen. Auch von anderen Haltern habe ich derartiges noch nie gehört - vielleicht kannst Du mir ja mit Quellenangabe o.ä. aushelfen? Literatur habe ich auch, Seifert und Dumpert, aber dort steht auch nichts von dem Langeweileverhalten drin.
Allerdings bei größeren Völkern (von kleinen Terrarien spreche ich auch nur in Verbindung mit kleinen Kolonien!) ist das wiederum etwas anderes. Neben einigen anderen Punkten neigen sie v.a. zu erheblichen Ausbruchsversuchen, da wird eine kleine Box dann doch richtig unpraktisch.
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In der Natur gibt es bis auf extrem wenige Arten keine (Gründer-)Völker, die ihre Nahrung gewöhnlich direkt vor dem Nest finden. Selbst die vielzitierten Eichelbewohner unserer Wälder laufen zur Nahrungsaufnahme wesentlich weitere Strecken, als es selbst die Standard-Formikarien für Camponotus ligniperdus ermöglichen würden.
Ja, das stimmt. Es hat mich anfangs doch sehr erstaunt, wie weit die kleinen Racker kommen; selbst mein 60x30er Terra reicht ihnen nicht aus, sie krabbeln auch gerne hinaus.
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Ameisengynen können nicht selbst alle notwendigen Nährstoffe produzieren, um die gewaltige Menge an Eiern zu legen. Sie sind darauf angewiesen, dass Arbeiterinnen Proteine vorverdauen und als (profertile) Sekrete an die Gyne liefern, fertig zum Einbau in die Eier!
Ergänzend hierzu, besonders bei der Nahrungsaufbereitung spielen ausgerechnet die Larven eine zentrale Rolle. Hatte da mal n ganz tollen Beitrag drüber im Netz gefunden, dummerweise bin ich gerade gezwungen an einem anderen PC zu schreibseln, und habe den Link nicht parat. However, in dem Sinne macht das ja keinen wirklichen Unterschied, ob die Nahrung jetzt 1 cm oder 10 cm vom Nesteingang entfernt ist(oder die Größe des Terariums), oder? Es hat vielmehr, wie auch in anderen Teilen Deines Post, etwas mit Sinn bzw. Unsinn von Überfütterung zu tun. Auf die Legeaktivität mag es zwar keine Auswirkungen haben, wie viel man verfüttert, allerdings auf das Larvenwachstum. Letzendlich, wie ich schon oben geschrieben habe, muss man eben seine kleinen Kolonien kennen.
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Sind die Arbeiterinnen dann mal rege in der Arena unterwegs, weil sie einfach unter chronischem Platzmangel leiden und dringend größere Areale suchen, folgen gleich wieder einge Nachteile kleiner Arenen auf die Tarse:[...]
Wenn die Arbeiterinnen Platzmangel erleiden, dann ist es in der Tat höchste Sahne, sie in ein größeres Terrarium umzusiedeln. Dem stimme ich vollkommen zu, es ging mir mehr um die Gründerkolonien. Beziehungsweise auch schon etwas größere Kolonien; im Normalfall, wenn mehr als 5 Arbeiterinnen dauerhaft unterwegs sind, dann ist die Kolonie wirklich schon etwas größer (artabhängig). Denn, wenn die Kolonie gut genährt sind, dann is da eben keine allzu große Aktivität.
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Gerade Anfänger mit Ihren Starter-Sets in Hagrid-Fingerhut-Größe sind schnell überfordert und permanent hebeln die Ameisen den Schutz aus. Zudem bieten die winzigen Arenen kaum Platz genug, um ordentlich hantieren zu können oder einen sinnvollen Schutz anzubringen.
Ich bin kein Fan von Antstorearenen, aber mal angenommen, ein Anfänger fängt seine Lasius niger Königin im mittleren Juli, und kauft sich dann (oder schon davor) seine Antstore Arena. Im ersten Jahr wird die Kolonie kaum über 50 Arbeiterinnen hinauskommen, da reicht die kleine Box vollkommen aus. Allerdings bevorzuge ich preiswertere Sachen als Arena für so kleine Völker.
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Dies führt sogar dazu, das Beutetiere missachtet werden, weil die Ameisen ja ständig irgendwelche Bewegungen um sich herum haben. Oder Beute wird zwar als Feind erlegt, dann aber liegengelassen.
Das ist wirklich unangenehm- man sollte natürlich nicht so verfüttern, als dass die Ameisen das Beutetier ständig als Feind in Nestnähe erkennen, dass gebe ich zu.
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Zuerst, als die Ameisenhaltung noch um der Haltung willen betrieben wurde, war man sich einig, dass Ameisen viel Auslauf brauchen und die Formikarien entsprechend groß dimensioniert sein müssen!
Ist doch heute noch so, bei den meisten? Wie gesagt, ein Volk, bei dem viel unterwegs ist, braucht schon größere Arenen, ein kleines (meinetwegen richtig vollgefressenes) Gründungsvolk eben nicht.
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Dann kam der erste Jammer, als der Hype auf "interessantere Arten" losging. Man wollte nicht mehr 2 oder 3 Arten intensiv halten, sondern 10 Arten lediglich besitzen! Formikarien sollten möglichst günstig bei max. Größe sein, stapelbar und wenig Platz einnehmen. Was wurde gejammert, dass Platz und Geld Mangelware waren...
Ja, das erinnert mich an mich selbst. Ich habe mehr als 10 Arten bei mir, einmal von der Faszination gepackt, hat man das Gefühl, etwas wichtiges zu verpassen, wenn man die Art nicht weiter hält. Mit der Erfahrung in der Natur lernt man mehr und mehr, iwe man Kolonien fängt oder eine Königin findet; ich wiederstehe nun häufiger dem Drang, eine umherlaufende Formica rufibarbis Königin aufzuheben, auch wenn sie so verlockend herumläuft.
Das Ziel meiner Ameisenhaltung ist nicht nur die Freude an der Haltung, sondern auch etwas zu erreichen. Selbst bei einheimischen Arten ist längst nicht alles erforscht, und selbst als Laie kann man erstaunliches Entdecken! Im Moment schreibe ich für meine Schule eine Facharbeit über Camponotus truncatus, und man findet fast niemanden, der diese Art mal gehalten hat. Langeweilig sollen sein, völliger Schwachsinn wenn man sich näher mit ihnen beschäftigt. Ich habe viel recherschiert, auch über andere Colobopsis (die amerikanischen Arten sind etwas ergiebiger was die Infos angeht), und bis heute niemanden gefunden der die Koloniegründung in Gefangenschaft mal gemacht hat. Das nur als Beispiel am Rande.
Ansonsten erscheint mir, dass der beschriebene Wahn nach besonderen Arten wohl nicht in der Allgemeinheit durchgegriffen hat. LAsius niger, Myrmica rubra, Messor barbarus tausende Haltungsberichte, aber schon bei den doch so häufigen Tetramorium sind Haltungsberichte sehr rar - oder andere Myrmica, sabuleti, schnecki? Hier gibt es noch viel zu entdecken. Und nicht nur im Terrarium! Ich fange oft Königinnen ein, ziehe sie hoch auf ein paar Arbeiterinnen (ja, in einer kleinen Box und nicht in einem 60x30er Terrarium) und lasse sie dann frei.Aber missversteht mich nicht, dass soll kein Aufruf an Anfänger zur Haltung von seltenen Arten sein, sondern eher ein Aufruf dazu, auch mal ein paar Experimente mit seiner KOlonie zu machen, und möglichst viele Beobachtungen anzustellen - und sich auch über ihre Art zu informieren. Ich möchte nicht wissen, wie viele Messor Halter es gibt, die nicht wissen, dass diese Ameisen keien Trophallaxis machen!
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Es liegt klar auf der Hand, das Ameisenvölker ausreichend Platz benötigen, um sich optimal zu entwickeln.
Dieses ist Teils wissenschaftlich und teils durch den Forenalltag bewiesen bzw offensichtlich!
Dagegen sage ich ja gar nichts. Aber kleine Völker entwickeln sich völlig normal, und eminer Meinung nach eben oft sogar besser (z.B., weil es leichter für den Halter ist, in den Boxen für passende Bedingungen zu sorgen als in einem großen Terrarium), in kleinen Boxen.
Es ist natürlich auch verständlich, dass der Platzbedarf artabhängig ist, wie ich zuvor schon schrieb. Man muss auf die Zeichen der Ameisen achten, damit man weiß, wann ein größeres Terrarium von nöten ist. Polyrhachis dives mit ca 30 Arbeiterinnen konnte ich nur kurz in einer kleinen Box halten, denn bei Platzmangel fangen sie an, ihre Toten umher zu tragen (bei P. dives sowieso eine "Lebensbestimmung"), oder starten ständig Ausbruchsversuche. Man merkt sehr schnell, dass sie sich darin nicht wohlfühlen! Meine Chthonolasius Königin dagegen, die in einem 100 Ameisen starken Lasius cf. psammophilus Volk lebt, braucht kaum Platz- 1-2 Arbeiterinnen in der Arena unterwegs, versuchen nichtmal auszubrechen, ein kleinss bisschen Honigwasser reicht ihnen vollkommen aus (da sie keine Larven haben, besteht keine Nachfrage an tierischer Nahrung). Oder meine Crematogaster scutellaris mit ca. 40 Arbeiterinnen gedeihen auch wudnerbar in der kleinen Box, die ich mit einigen dürren Ästen ausgestattet habe, auf denen die Arbeiterinnen, wie in der Natur auch, gerne umher laufen, und manchmal keline Straßen bilden. Der ausbruchsschutz ist spärlich, es gibt sogar zugegebener Maßen lücken (ein paar mal ist eine einzelne Arbeiterin auf dem Rand der Box gelaufen- ich halte oft ohne Deckel), aber die Kolonie ist klein und vollkommen gut mit der kleinen Box zurecht.Auch bei semiclaustralgründenen Arten ist es paraktisch, der Königin nur eine kleine Auslauffläche zu bieten; in einer großen Arena passiert es schnell, dass z.B. (mal ein Extremfall) die Leptothorax Königin verschwindet, und man weiß nicht wohin- oder ob sie von einer bisher unbemerkten Spinne (man glaubt gar nicht, welches geschick die haben, Ameisne zu fangen; Zitterspinnen sind am Schlimmsten) aufgefuttert wurde.
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Und zuletzt: lechzt nicht jeder Ameisenhalter nach Aktivität seiner Schützlinge?
Was nützt mir dann ein Volk, das entweder fettgefressen in der Ecke hockt und sich die Wampe reibt, oder sichtlich unruhig nur nach Fluchtmöglichkeiten sucht.
Ein Volk das fettgefressen in der Ecke liegt, dem geht es doch gut. Sie ziehen ihre Larven auf, und können so auch mal etwas länger ohne Futter gelassen werden. Ich füttere nicht jeden Tag meine Ameisen, ist häufig davon abhängig was ich an den Fensterscheiben oder sonstwo finde. Und dann ist auch entsprechend was los, wenn ich füttere, egal ob die Arena groß oder klein ist oder wie weit ich das Futter vom Eingang entferne.
Beim Platz, den man einer Kolonie bietet sollte man allerdings nicht nur an die Grundfläche des Terrariums denken. Ich richte auch die kleinen Terrarien natürlich ein- schon das ein oder andere Laubblatt, oder ein paar alte ÄStchen vergrößern das Terrarium sehr für die Ameisen- als Beipsiel habe ich ja auch schon meine Crematogater scutellaris genannt.
Um mal ganz kurz zum Thema zurück zukommen; Für Myrmica rubra verwende ich gerne Moos und Laub, sie durchsuchen das immer ganz niedlich nach Beutetieren. Nur muss man aufpassen, feuchtes Moos bevorzugen sie sogar feuchten Ytongnestern!
Nach dem ganzen Geschreibsel, ich glaube wir haben etwas aneinenader Vorbeigeredet und sind doch irgendwie zum Teil gleicher Meinung? Jedenfalls, meine Schwester meckert mich hier schon an (ich nutze grade ihren PC), ich solle mich gefälligst beeilen, wie kann man nur soviel Nonsens über Ameisenhatung labern
Grüße, Phil