Beiträge von Pi.Ag3

    Hoi,


    1: Camponotus truncatus Major.
    @ice: Die Majore sehen den Königinnen täuschend ähnlich - sie haben oft die gleiche Größe und Kopfform. Sie dienen meinen bisherigen Beobachtungen nicht nur als Nesteingangs-Bewacher, sondern auch als Repleten. Es ist sehr schwer, in einem größeren Volk die Königin von den Majoren zu unterscheiden, ich habe schon öfters Völker untersucht. Königinnen sind sehr einfach zu finden, wenn man weiß wie. Ich rate aber Anfängern davon ab, sich daran zu versuchen, die sind unheimlich kompliziert zum Gründen zu bewegen.


    2: Myrmica sp., für weitere Bestimmung bessere Bilder


    3: Tetramorium sp.


    Grüße, Phil

    Hallo irokee,


    Evolution ist nicht (nur) die Veränderung von Merkmalen. Und muss nichtmal auf genetischer Ebene stattfinden :winking_face: Aber das ist wiederum ein anderes Thema.

    Zitat

    Erklär mir bitte, wie eine Ameise, welche gemerkt hat, dass z.B. Honig besser als Zuckerwasser schmeckt, diese "Erkenntnis" in den Genen der Gyne implementiert, sodass diese dann mutierte Eier legt!?

    Auauaua. Hab ich behauptet das die Königin mutierte Eier legt, nachdem sie gemerkt hat wie toll Honig schmeckt? Sorry, aber so funktioniert doch nicht Evolution. Also, die eigentliche Evolution spielt auf genetischer Ebene ab. Ganz kurz gesagt, Gene haben uns programmiert, so dass wir sie möglichst erfolgreich reproduzieren. Die Gene bauen das Gehirn einer Ameise, legen also fest wie es funktioniert, vergleichbar mit einem einfachen Computerprogramm. Gute "Programmierungen" setzen sich durch.
    Dein Beispiel mit Honig und Zucker verwirrt mich etwas, ich versuche es trotzdem mal damit zu erklären. Nehmen wir einfach mal an, Honig ist insgesamt gesünder als Zucker, aber die Ameisen haben diesen Honig bisher noch nicht als Nahrungsquelle erschlossen, ignorierten ihn also bisher. Durch einen zufälligen, kleinen, kaum auffälligen "Kopierfehler" der Gene bei der Reproduktion entsteht eine Königin, deren Arbeiterinnen (diese besitzen schließlich sehr ähnliche Gene, da geerbt) Honig in ganz kleinen Rahmen als Nahrungsquelle erkennen, da ihr Gehirn (bzw. Gehirne - das ZNS welches das Verhalten steuert. Verhaltensmuster sind meist angeboren! Einen Säugling musst Du auch nicht beibringen wie man etwas herunterschluckt usw.) etwas anders "tickt". Das Volk kann sich ein klein wenig besser und schneller, da es eine neue ökologische Nische in kleinen Anteil erschlossen haben. Was passiert, im Laufe der Generationen über mehrere Jahrtausende (oder weniger, oder mehr) setzt sich diese Variation der Gene durch, und wird dort auch weiterhin selektiert, also die Fähigkeit Honig zu nutzen entwickelt sich weiter, so dass bald alle Honig als Hauptnahrungsquelle nutzen.
    Ist natürlich stark vereinfacht. Ich hoffe, Du hast das so in etwa verstanden.


    Übrigens, ein Ameisenstaat ist im Grunde ne genetische Versklavung :winking_face:


    Grüße, Phil

    Hmmmm....


    Zitat

    Wenn wenn man sieht wie jung der Mensch ist aber es Ameisen schon ca. 100 Millionen Jahre gibt und sie seit ca. 50 Millionen Jahre eine der vorherrschendenden Spezies sind würd ich behaupten das sie es garnicht nötig haben noch intelligenter zu werden. Sie sind wie Haie, Krokodile und Schildkröten usw. ein echtes Erfolgsmodell auf das die Natur stolz sein kann weil sie einfach schon so perfekt an ihr Leben angepasst sind das es nicht mehr nötig ist sie zu verbessern (sonst hätten sie es sowieso mit ihrer hohen Generationsfolge schon getan).

    Das verwundert mich nun aber doch etwas. Das Alter in korrelation zu ihrer Intelligenz? Das ist ein seltsamer Vergleich, ich könnte genauso das hier schreiben:

    Zitat

    Wenn wenn man sieht, wie jung der Mensch ist, aber es Bakterien schon ca. 550 Millionen Jahre gibt, und sie eine der vorherrschendenden Spezies sind, würde ich behaupten, dass sie es gar nicht nötig haben, noch intelligenter zu werden. Sie sind wie Haie, Krokodile und Schildkröten usw. ein echtes Erfolgsmodell auf das die Natur stolz sein kann, weil sie einfach schon so perfekt an ihr Leben angepasst sind das es nicht mehr nötig ist sie zu verbessern


    Ich denkeDu merkst selbst, dass das ne seltsame Aussage ist. Wie schon von maggie geschrieben wurde, als Intelligenz wird die Fähigkeit des Lernens bezeichnet, und nicht ihr Erfolg gekennzeichnet durch ihre Häufigkeit. Dinge wie Pilzzucht haben quasi nichts mit eigentlicher Intelligenz zu tun. Aber trotzdem, Ameisen besitzen einen gewissen Grad der Intelligenz, von Art zu Art unterschiedlich. Viele sind in der Lage, spezielle Dinge zu lernen, genaueres kann man im Dumpert nachlesen.


    @irokee, das völlig falsch. Selbstverständlich werden instinktive Handlungen vererbt. Oder glaubst Du, die Ameisen haben in ihrem Nest eine Schule, in welcher den jungen Ameisen beigebracht wird wie man Jagd? :grinning_squinting_face: Selbstverständlich hat das was mit Evolution zu tun.


    Und um eine Mögliche Lösung des Rästels zu geben; ich glaube, die Königin hat mit dem Moosstückchen den Honig abdecken wollen, wie man es ja sehr oft beobachten kann. Als sich der Moosballen mit Honig vollgesaugt hat, erkannte sie ihn fälschlicherweise als "süßes Beutetier", wie eine Fliege, und trug ihn ein. So einfach ist das. Konnte ähnliches auch schon bei meinen Myrmica rubra beobachten, die versuchten ein kleines Blatt, auf das Honig geträufelt war, in das Nest zu ziehen.


    Grüße, Phil

    Tja, und ich kann gar nichts mehr erforschen, hab wohl das Maximum erreicht. Das heißt jetzt nur noch Truppen produzieren, bis es nichtmehr geht, und dann feddisch...
    Aber trotzdem gut das Spiel =) Hat wirklich Potenzial.


    Grüße, Phil

    Hallo Skrag,


    Myrmecina graminicola ist sehr... langwierig in der Gründung. Die Entwicklung der Art ist enorm langsam, wie bei kaum einer anderen Art. Ich kenne einen weiteren, der eine solche Königin hat (Imago), die hat er seit über einem halben Jahr und es nichtmal Larven zu entdecken. Ließ auch den Ameisenwikiartikel über die Art, dieser ist sehr interessant und ausführlich.
    Myrmecina graminicola ist sehr häufig, und kommt fast in jedem Garten vor- allerdings sind die Völker sehr klein und unauffällig, weshalb man sie so selten findet. Dolichoderus quadripunctatus hingegen findet man in der klimatisch korrekten Umgebung fast überall in Deutschland an den passenden Standorten. Die Gefährdungsstufe ist meiner Meinung nach unberechtigt und wohl ist wohl daher vorhanden, dass zu wenige Ameisenforscher allgemein existieren, die überhaupt auf die arboricolen Arten achten.
    Danksagungen habe ich genug, brauche nicht mehr.


    Grüße, Phil

    Sehe den Thread erst jetzt.
    Wie Du selbst schreibst, ohne Bilder nicht wirklich machbar. Die einzige brauchbare Information ist das hier:

    Zitat

    -Bewegt sich recht langsam und gemächlich und bei Störung rollt sie sich in Fötusstellung zusammen und spielt tot (passt irgendwie auch net zu den dominanten Tetramorium)


    Es gibt meines Wissens nach nur 2 Arten in Deutschland die das machen: Myrmecina graminicola und Stenamma debile. Relativ passend erscheint mir Myrmecina graminicola. Vergleiche selbst, denn Deine restlichen Angaben sind eher tendenziell wiedersprüchlich zu den beiden Arten.


    Grüße, Phil

    Achtung: Die meisten Nester von Lasius niger enthalten im Moment Geschlechtstierpuppen, also sehr gut und groß erkennbare Weibchenpuppen, und arbeiterinnenähnliche Männchenpuppen. Wenn Du der Königin sowas gibst, schadet es ihr eher! Am Besten nach kleinen Völkern ausschau halten, die noch nicht so groß sind, dass sie schon Geschlechtstiere produzieren.
    Meines Erachten reicht es aber bei der Königin aus, einfach nur zu warten, und sie ruhig und dunkel zu stellen - Lasius niger sind bekanntermaßen sehr robust und zu mehrfacher Gründung in der Lage.


    Grüße, Phil

    Hallo,


    um ganz sicher zu gehen, dass es Chrysomela populi ist, bräuchte man ein Bild seines Hinterns - C. populi hat im Gegensatz zu C. tremulae und C. saliceti einen kleinen schwarzen Punkt dort.


    Grüße, Phil

    Hallo,


    hab hier schon lange nichtsmehr eingestellt. Wer meinen Blog ließt, kennt diese Bilder sicherlich schon bereits. Ich fühle mich dazu berufen, zu zeigen, dass man auch ohne professionelle Ausrüstung (zu ice *rüberschiel* :D) gute Bilder hinbekommt.


    Myrmica sabuleti:
    [Blockierte Grafik: http://www.upload.eusozial.de/i/kb4t0prm5jkc.jpg]
    [Blockierte Grafik: http://www.upload.eusozial.de/i/chnw0tsnmu4i.jpg]


    Die sind durch ein Binokularokular durchgeknipst, also ohne Adapter oder andrees teures Zeug;
    Kopf:
    [Blockierte Grafik: http://www.upload.eusozial.de/i/eurx6k4azjul.jpg]
    Komplett:
    [Blockierte Grafik: http://www.upload.eusozial.de/i/hkcuoi01dkrv.jpg]


    Grüße, Phil

    Hallo,


    ihr habt recht, auf alle Fälle eine Serviformica Spezies, mit ziemlicher Sicherheit fusca - trotzdem, ich muss zugeben, mit der Bestimmung von Serviformica bin ich nicht sonderlich Erfahren, insbesondere die Unterscheidung zu der Formica cinerea-Gruppe fällt mir schwer (nicht zuletzt wegen der Bildqualität). Belassen wir es Sicherheitshalber bei Formica cf. fusca.
    Eine hübsche Art, die es sehr warm mag - achte auf die passende Temperatur, und die Entwicklung geht sehr rasant. Die sind derart thermophil wie ich es (bisher) von keiner anderen Art kenne - ich habe ein vergleichsweise großes Volk in meinen Waldterrarium, wenn die Lampe an ist wirds da drin schonmal 28°C, und sie lagern die Brut tortzdem direkt unter die Lampe (ein Ast reicht dorthin). Ich habe auch ein kleineres Volk, mit etwa 30 Arbeiterinnen, erst seit ein paar Wochen. Gefangen nur mit winzigen Larven und ein paar Eiern, mittlerweile einige Puppen! Ich heize das Nest auch dort mit einer Lampe auf. Die Temperatur sorgt übrigens auch für einen deutlichen Anstieg der Temperatur. Meines Erachtens keine Art für die Zimmertemperaturhaltung.

    Grüße, Phil

    Hallo ice,


    jep, das sind Lasius brunneus. In Deutschland gibt es nur 2 Lasius - Arten, welche einen bräunlich bis rötlich gefärbten Thorax besitzen, Lasius brunneus und Lasius emarginatus. Erstere sind normalerweise arboricol, Ausnahmen gibt es natürlich (z.B. als Schädlinge in der Hausisolierung). Lasius emarginatus hingegen kommt bevorzugt an älteren Mauern vor. Auch die Färbung unterscheidet sich grob gesagt ein wenig, Lasius brunneus hat eine etwas hell-bräunliche Färbung, während die Thoraxfärbung bei emarginatus eher ins rötliche übergeht. Lasius niger kann übrigens auch manchmal bei seitlicher Beleuchtung eine rötliche Färbung des Thorax haben, allerdings ist diese nie sonderlich ausgeprägt in Natura, und erscheint nur auf Bildern übermäßig.
    Da Du die Ameisen auf einem Baum gefunden hast, und die Färbung typisch ist, würde ich ebenfalls sagen: Lasius brunneus.


    Grüße, Phil

    Hallo,


    Camponotus truncatus ist definitiv nicht zu empfehlen - ich arbeite seit diesem Jahr nun schon ein paar Monate mit denen, und würde sie unter keinem Umständen einen Neuling in die Hände drücken. Sie sind nicht nur schwer zu halten, sondern eigentlich sogar recht langeweilig - die meisten Arbeiterinnen sind kaum größer als eine Lasius Arbeiterin. Es gibt auch keine Camponotus truncatus Züchter, das sei mal angemerkt.


    Grüße, Phil

    palk, was Sahal damit sagen wollte; Es ist solange anzunehmen, dass Ameisen kein Rot sehen können, bis der Gegenbeweis erbracht wird. Die Beweislast liegt also auf der Seite von denjenigen, der behauptet, Ameisen könnten rot sehen. Das ist wie Russels Teekanne.


    Grüße, Phil

    Darf ich weiter klugscheißen, ice? :baeh:

    Zitat

    "Hier ist von Attini die Rede"
    Das ist nämlich der Tribus der Blattschneider.

    Der Tribus Attini umfasst aber nicht nur die Blattschneider. Er umfasst lediglich alle pilzzüchtenden Ameisen, dazu gehören nicht nur die Blattschneiderameisen, sondern auch die phylogenetisch gesehen "unteren" Attini. Diese züchten ihre Pilze nicht unbedingt aus abgeschnittenen Pflanzen, sondern aus anderen organischen Abfällen wie zum Beispiel Raupenexkremente (Gattung Cyphomyrmex). Man siehe z.B. hier.
    Daher geht es hier auch nicht um alle Attini, sondern eben nur um die Blattschneider.
    Polygynie, hatte mal von einer Atta (oder wars Acromyrmex?) mit zwei Königinnen gehört, aber weiß nicht mehr wo. Jedenfalls eher untypisch.


    Grüße, Phil

    Outch... Also, ich fang mal ganz einfach an. Es gibt verschiedene Formen des Sozialparasitismus bei Ameisen.
    Königinnen die sich nur in Nester einschleichen und sich umsorgen lassen sind Sozialparasiten. Da kann man auch differenzieren - es gibt Sozialparasiten, von denen nur Königinnen und Männchen existieren (z.B. Anergates atratulus). Dann gibt es die, die eine Arbeiterinnenkaste besitzen, aber die Wirtsameisen Königin neben sich exitieren "lassen", und weiterhin von den Arbeiterinnen der Wirtsart z.T. abhängig sind, also zum Beispiel Strongylognathus testaceus. Dann gibt es Arten, die keine Wirtsameisenkönigin neben sich exisitieren lassen (bzw. gründen die meisten wahrscheinlich nur in weissellosen Kolonien), und das Nest quasi als "Gründungshilfe" missbrauchen, wie zum Beispiel Chthonolasius umbratus - diese sind nach der Gründung unabhängig von den Wirtsameisen, letztere sterben nach einer Weile, oder werden von den geschlüpften Arbeiterinnen selbst getötet.
    Dann gibt es die Duloten, dass sind Deine Sklavenhalter. Die kann man auch ganz grob unterteilen, in fakultative und obligatorische Duloten. Fakultative Duloten, hier in Deutschland gibt es afaik nur eine Art, Formica sanguinea, sind nicht von den sog. Sklavenameisen abhängig, nur bei der Gründung. Die Königin gründet sozialparasitär in einem Serviformica Nest, wie weiter oben schon beschrieben. Die Arbeiterinnen sind aber in der Lage, recht unkoordinierte Raubzüge durchzuführen, auf andere Serviformica Völker, und klauen dabei Puppen, und ziehen diese im eigenen Nest auf. Die geschlüpften Arbeiterinnen denken, sie wären in ihrem eigenen Nest, und arbeiten quasi als "Sklaven" bei den Raptiformica. Die Raubzüge sind größtenteils Vernichtungsraubzüge, in denen oft das andere Nest vernichtet wird.
    Obligatorische Duloten sind komplett abhängig von den Wirtsameisen. Auch hier gründet die Königin sozialparasitär im Nest, aber sie und ihre Arbeiterinnen sind ein Leben lang von den Wirtsameisen abhängig. Hier müssen regelmäßige Raubzüge stattfinden, auch nach Puppen, damit das sozialparastiäre Volk bestehen bleibt. Die Raubzüge sind koordiniert, und dienen nur zum Puppenraub. Diese obligatorischen Duloten sind nicht in der Lage, selbstständig Nahrung zu erlegen, das müssen die Wirtsameisen für sie erledigen. Einheimische Beispiele hierfür wären zum Beispiel Polyergus rufescens, Myrmoxenus ravouxi und Harpagoxenus sublaevis.


    Grüße, Phil


    /edit: der olle Cold war schon wieder schneller ...