Hallo,
muss mal ein Wort der Mahnung bringen, solltest deutlicher machen das speziell von Lasius niger die Rede ist. Die Nesttreue ist bei jeder Art anders.
Generell gilt, die Ameisen ziehen um, wenn das andere Nest so viele Vorteile bringt (beispielsweise Feuchtigkeit, Wärme usw.), dass sie das Risiko eines Umzuges (z.B. Verlust der Königin) lohnenswert machen. Diese Vorteile müssen gar nicht so groß sein, bei den meißten Arten genügt einfach ein etwas wärmerer Bereich- selbst bei kleinen Kolonien, und dazu gehört auch Lasius niger.
Was passiert wenn das Wasser bzw. die Feuchtigkeit schwindet? Der Vorteil, in ein anderes Nest umzuziehen, wird größer. Ameisen sind keine mathematischen Genies, führen aber solche Abschätzungen durch. Das Wasser verschwindet ja nicht schlagartig, sondern nur allmählich, der Drang umzuziehen wird umso größer. Sprechen wir jetzt von Lasius niger, ist der Feuchtigkeitsstand ein sehr geringer Faktor. Lasius niger ist in der Lage, das Nest mit ausreichend Wasser zu versorgen, auch wenn es furtztrocken ist. Habe eine ganze Saison lang ein Lasius niger Volk in einem RG ohne Wassertank gehalten, zum Verhängniss wurde das erst in der Winterruhe, das will ich nicht leugnen. Lasius mögen es warm und trocken.
Der Begriff "Todesangst" ist hier wohl eher Fehl am Platz. Meines Erachtens schon zu psychologisch - die Ameisen haben keine wirklichen geistigen Ängst. Sie "wissen" nur, "oha es wird trocken, wenn wir nicht einen besseren Ort finden, wird die Brut eingehen". Angst, bzw der mittlerweile als Universalausrede genutzte Begriff "Stress" findet auf körperlicher Ebene statt- sprich, Ameisen werden unruhig, vernachlässigen andere Aktivitäten (Nahrungsaufnahme, Brutpflege etc) um aus einer unangenehmen Situation zu entfliehen. Als einen Umzug aus Todesangst würde ich eher anders beziechnen, zum Beispiel wenn man ein Nest öffnet, tief genug bis ins Zentrum, die Ameisen werden aufgeregt, und ziehen, "aus Angst", an einen anderen Ort. Geht das Wasser zur Neige, findet nicht derart schlimmer Stress statt. Sie finden einen geeigneten Ort, sei es die Farm, und ziehen um. Das findet dann häufig nachts statt, weil dann das Riskiko umso geringer ist. Teilweise finden Umzüge, auch nicht aus der Not heraus, sogar tagsüber statt. Selbst bei monogynen Arten. Ein Umzug an sich ist oft gar nicht mit derart großen Stress belegt. Stockfinster, ziehen die Ameisen in aller seelenruhe um. Natürlich geht das schnell, ist aber nur von kurzer Dauer- und im neuen Nest geht es ihnen dann meist umso besser.
Die Nesttreue ist trotz allem auch Artspezifisch. Bei Lasius niger eben ausgeprägter als zum Beispiel bei Messor wasmanni. Manche Arten haben gar keinen Frevel schnell umzuziehen und seien die Vorteile auch noch so gering, einheimische Tapinoma wechseln zum Beispiel sehr häufig den Neststandort. Mymrica rubra, die ärgern mich heute noch immer wieder. Erwärmt man ihr Nest, zack sind sie alle drin, kaum ist die Lampe aus hocken sie wieder unter dem Moos. Leptothorax acervorum, häufig monogyn, kann man auch mit ein wenig Wräme einfach in einen anderen Bereich locken. Lasius niger selbst in der Natur, legt man ihnen einne warmen Stein bereit, schon findet sich darunter ihre Brut (muss aber nicht heißen, dass das gesamte Volk umgezogen ist). Auch meine monogynen Camponotus, innerhalb einer nacht saßen sie im neuen Nest. Das nennt man Anpassungsfähigkeit, das Beste aus der Situation herausholen, und darin sind Lasius niger sowieso Meister.
Das Beispiel mit Pest und Cholera, ne, kann ich nicht nachvollziehen. Und in der Natur ziehen Ameisenvölker auch gar nicht so selten um.
Grüße, Phil