sawasdee krub
danke für Deine Antwort, ich hatte mir schon gedacht dass auch diese Diskussion wieder in diese Richtung läuft .
Vielleicht ersteinmal ein paar Basics, um das Thema von der richtigen Seite zu beleuchten!
Die semi-claustrale Gründung ist die ältere Gründungsform und hatte einige Vorteile gegenüber ursprünglicheren Gründungsformen, vor allem eben die bessere Versorgung der Brut. Hieraus resultierte dann aber ein neues Problem: wenn die Gyne nun während der Nahrungssuche frühzeitig umkam, war die gesamte Brut verloren... anders als bei ursprünglicheren Formen.
Die Weiterentwicklung war dann die claustrale Gründung, die neben wenigen Nachteilen eben erfolgreicher und sicherer ist, weil sie alle Vorteile in sich vereint!
Wohlgemerkt gab es keinen zwingenden Grund für diese Anpassung, sondern brachte OHNE NAHRUNGSAUFNAHME SEIT MILLIONEN JAHREN einfach mehr und stärkere Völker hervor, obwohl aufgrund erheblich geringerer Kosten ein Vielfaches an semi-claustralen Gynen hätte produziert werden können!
Trennt Euch doch endlich mal von den beiden ärgsten, da vermenschlichten, Missverständnissen: "Winterruhe wäre gefährlich" und "eine claustrale Gyne leidet Mangel", die Arme 
Die Natur hatte mehr als 200 Millionen Jahre Zeit, die Gyne aufzumotzen, nicht umsonst ist Lasius niger ein so fetter Brocken geworden. Wäre die Gyne nicht ausreichend versorgt, wären claustrale Arten ausgestorben!! Im Gegenteil: die Entwicklung der claustralen Gründung konnte doch erst erfolgen, WEIL die Gynen GENUG Nahrung an Bord haben! Sie können in Haltung sogar die Energie zum Kammerbau einsparen und für ein hungerndes leidendes Aussehen einsetzen 
Wie viele Völker heimlich verhungern? Ich habe auch nicht den leisesten Schimmer!
Aber ich weiß, wie viele Völker bei mir in den letzten Jahren die Gründung nicht geschafft haben, weil die Depots leer waren. Seit min. 5 Jahren kein einziges... warum ich sicher bin? Ich hab nachgeschaut
Alle verreckten Gynen hatten noch gefüllte Depots und sind gesund gestorben.
Aber im Gegenteil weiß ich um etliches Gewiggel mit Schimmel, panisch das RG verlassende Gynen, verklebte Brut und etliche nette Gegebenheiten. ice, Du bist lange genug dabei um beurteilen zu können, das a) Zufütterung im RG regelmäßig Probleme bringt, b) Anfänger wohl kaum das No-hau haben und c) wieso überhaupt?
Quantität:
ich denke Ihr habt ein falsches Bild vom Umfang des Depots, mit der eine Gyne ausgestattet wird!
In diesem Zusammenhang ist der Begriff Reserve schon arg irreführend 
Kohlenhydrate, nur drei Beispiele:
- eine Gyne Camponotus ligniperdus mit ~8 Pygs und ein paar Larven konnte nach 8 Monaten ohne Nahrung wieder angefüttert werden und vollzog die weitere Larvenaufzucht. Bist dahin muss das kleine Volk voll aus den Reserven der Gyne Erhaltungsfutter bekommen haben.
- Im Labor und versehentlich meinem Büro konnten wiederholt claustrale Gynen bis weit über ein Jahr ohne Nahrung gehalten werden!
- Einige Arten, so auch Vertreter der Camponotus und Fomica, gehen ohne Pygs in die Winterruhe und beenden die Gründung erst in der folgenden Saison, wenn trotz Aktivitätstemperatur noch keine oder wenig Nahrung zur Verfügung steht.
- ein Vergleich: die Kropffüllung einer einzelnen Arbeiterin kann ein kleines, aktives Volk auf Wochen ernähren.
Proteine/Lipide:
claustrale Gynen ziehen die erste Brut hoch, gleichzeitig wird das zweite Gelege in den Ovariolen gebildet. Zur Verpuppung des ersten Geleges erfolgt bei zB Lasius niger die Ablage des zweiten Geleges, damit bei Schlupf der Pygs auch die Larven schlüpfen. Die Larven des 2. Geleges und die Pygs werden in der Regel noch voll oder großteils durch Futtersäfte der Gyne versorgt und hochgezogen, wobei hier parallel das dritte Gelege produziert und gegen Verpuppung abgelegt wird. Erst mit Schlupf des 2. Geleges erfolgt der Übergang zur Versorgung der Gyne mit profertilen Sekreten der Arbeiterinnen und damit verbunden der Übergang zur kontinuierlichen Eiablage. Und wenn das Wetter Kacke ist, hat die Gyne immer noch Luft, um ihr Volk am Leben zu halten und partiell Larven zu päppeln!
Es sind enorme Mengen an Nährstoffen, die einer Gyne zur Gründung zur Verfügung stehen... und reichlich Depots, die nach erfolgreicher Gründung noch vorhanden sind!
ice_trey, lass doch bitte die laaaangatmige Wortklauberei ala "Reiner Nahrungart"!
Jeder wird wohl verstanden haben, dass Kohlenhydrate und Proteine/Lipide (im Folgenden gekürzt zu Proteinen) keine reinen Nahrungsformen sind, sondern "der weitaus größte Teil besteht aus/wird benötigt als..." gemeint ist!
Wie an obigen Beispielen zu sehen ist, leidet eine Gyne auch nach misslungenem ersten Gelege keinen Mangel, sondern steht noch fett im Fett 
Verdauung:
eine claustral gründende Gyne muss zu keinem Zeitpunkt ihres Lebens Verdauungsarbeit leisten und hat immer Arbeiterinnen zur Verfügung, die ihr diese Arbeit abnehmen.
Die Frage ist daher, ob eine Gyne verdauen kann, also ob sie überhaupt noch Verdauungssekrete bilden kann.
Die Evolution ist sparsam und reduziert alle nicht notwendigen Eigenschaften. Warum sollte also Energie in die Eigenschaft Verdauung gesteckt werden, wenn dafür ne zusätzliche Ovariole gebildet werden könnte, oder die Einsparungen bei 20 nichtverdauenden Gynen eine zusätzliche Gyne ermöglichen??
Du bringst ein Beispiel einer Camponotus-Gyne, die ihr RG verlässt um Honig zu schlabbern?! In der Natur wäre diese Gyne schlichtweg tot nach spätestens 5 Minuten!
Hunger mit Trieb zur Nahrungssuche kann bei claustralen Gynen nicht existieren, denn sonst würden sie ihre Kammer verlassen und Geschichte sein. Gerade die fetten claustralen Gynen sind begehrte Leckerbissen.
Die Frage ist eher: warum verlässt eine claustral gründende Gyne das Nest? Liegt hier nicht bereits ein eklatanter Fehler vor?
Dein nächstes Beispiel: Arbeiterin nimmt Honig auf, füttert Larve, Larve brauner Bauch = Larve bekam Honig!
Zwei Dinge solltest Du dabei beachten: Honig in Larven und Gastern schimmert kaum merklich gelb-gold, nicht braun!
Eine Arbeiterin kann eine Larve auf mehreren Wegen mit Nahrung versorgen, so auch direkt aus den Drüsen ohne Umweg "Trophallaxis" aus dem kropf.
So ist es kein Problem, dass die Arbeiterin den Wamms voll Honig hat, während sie der Larve eine Ladung frischer Futtersekrete ins Maul reihert!
Apropos Sekrete:
Arbeiterinnen und Gyne können über Drüsenfunktionen sehr gezielt steuern oder gesteuert werden, ob jetzt Kohlenhydrate oder Proteine als Sekrete produziert werden sollen oder was im Kropf eingelagert wird. Eine Mischfütterung kommt wohl nur zustande, wenn der Halter in die natürliche Ernährung oder Nichternährung eingreift bzw nur gemischte Futter wie Jellys anbietet!
Wie Du unschwer aus meinen Ausführungen ersehen kannst, ist die Zufütterung einer claustralen Gyne so notwendig wie eine Sitzstange für Goldfische!
Verteidigung/Defensive: gerade Camponotus und Lasius greifen nicht unmittelbar an, sondern rocken erst!
Dh sie stoßen ohne Vorwarnung kurz vorwärts und rammen den vermeidlichen Gegner mit den Mandibeln, bei weniger bedrohlich/beweglichen Zielen wird auch gerne nur betrillert.
In dieser kurzen Zeit läuft die Freund-Freund-Erkennung, wie ihr oft beobachten könnt. Das wird dann als "begeistert auf Futter gestürzt" gewertet, ist aber in Wahrheit Teil der Defensiv-Strategie.
Reinigung:
die wichtigste Arbeit in einem Nest ist die Reinigung! Das liegt doch auch klar auf der Hand, wenn Milliarden, oder gar 10tausende Tiere auf engstem Raum leben.
Ameisen haben hierzu eine ganze Batterie an Verhalten und physischen Merkmalen entwickelt, so auch die Aufnahme klebriger Substanzen wie Hämolymphe/Kot/Urin und natürlich auch überschüssiges Wasser. Ein einziger Stecknadelkopf großer Tropfen kann die gesamte Brut vernichten, wenn die Gyne nicht eingreift! Und die Larven würden sich in ihren Ausscheidungen suhlen, wenn die Gyne sie nicht reinigen würde.
Reinigung ist also eine primäre Eigenschaft des Volkes und der gründenden Gyne!
Das Schmutz/Dreck aufmerksam befühlert wird als wäre es der leckerste Leckerbissen, hat andere Ursachen als Begehrlichkeit!
Wie sonst sollen sie erkennen, das da und dort Dreck liegt?
Sie "sehen" es nicht und wissen es nicht, sondern müssen es riechen, tasten, schmecken oder anfordern. In allen Fällen sind die Fühler beteiligt und werden intensiv eingesetzt! Honig, Insekten, Kot oder eine verfaulende Larve... alles wird gleich intensiv und "neugierig" betrillert! Kot wird dann genau so "begeistert" aufgeleckt wie Honig, Wasser oder Marmelade 