ReHi,
jetzt musste ich lange überlegen, wie ich eine Beobachtung beschreiben soll, die ich NICHT gemacht habe... tatsächliche "Umzüge" von Kolonien in der Natur.
Bis zu meinem Umzug nach Berlin konnte ich Ameisen tatsächlich noch im Garten bzw umliegenden Grünland gut beobachten... dass fällt hier in der City leider weg.
Also mal aus der "guten alten Zeit":
die von Dir beschriebenen Beobachtungen "in der Natur" habe ich auch gemacht, komme jedoch aufgrund meiner Beobachtungen zu anderen Schlussfolgerungen.
Verlagerung von Vorposten oder Futterpavillons an strategisch günstige Orte (Nahrung, Klima) ist bei Lasius niger, wie oben schon geschrieben, Teil der Überlebensstrategie und effektiv.
Von mir beobachtete Kolonien haben ebenfalls Vorposten oder Futterpavillons angelegt, gerne an zB (dekorativen) Rosenstauden oder anderen Wirtspflanzen ihrer Symbionten, sehr selten wurde jedoch das Stammnest aufgegeben. Selbst bei größeren Vorposten ist das Stammnest noch stark genutzt oder augenscheinlich mit dem Vorposten (teils unterirdisch) verbunden worden... eine Aufgabe erfolgte nur an extrem ungünstigen Standorten oder in Anwesenheit anderer Kolonien. Bei Wegfall der Vorteile wurde der Vorposten umgehend geräumt und die Kolonie zog sich ins Stammnest zurück.
Ich vermute mal, viele Halter kennen diese Vorposten an unterschiedlichsten und ungewöhnlichsten Orten (Terasse, Blumenkübel, Wohnung, Kompost), sie kommen "plötzlich" und sind genauso schnell wieder verschwunden... will man jedoch voller Freude die Kolonie "erbeuten" und im Vorposten ausgraben, findet man Brut und nen Haufen Arbeiterinnen.. jedoch ums Verrecken die Königin nicht, denn die sitzt dann zumeist mit dem Hauptteil der Kolonie sicher im Stammnest tief unter der Erde.
(Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel)
Selbstverständlich kann auch ene größere Kolonie den Standort wechseln und tatsächlich umziehen, jedoch ist das nicht die Regel... bevorzugt werden die oben genannten Vorposten angelegt.
In der Haltung:
Zitat
Hier liegen für mich die Probleme darin geeignete Bedingungen zu schaffen, die besser sind als die im RG um sie zum umziehen zu bewegen.
Selbst eine mit feuchtem Sand gefülte Streichholzschachtel ist eine bessere Nest-Alternative.
Es wird immer wieder vorausgesetzt, dass RG wäre ein ideales Nest... und dem ist nicht so! Das RG ist lediglich ein für den Halter idealer Kompromiss, rein zugunsten des Halters...
Die Fragen sollte also lauten:
- ist ein RG überhaupt ein immer akzeptiertes Nest für die Ameisen?
- warum flitzen die Kleinen als eifrige Umzieher nicht immer "umgehend" aus dem RG, wenn bessere Bedingungen angeboten werden... und sei es nur feuchte Erde!
Eigene Beobachtungen zu beschrieben wäre hier Müßig und ich frage mal so allgemein: wer hatte noch nicht die tolle Situation, dass die Kolonie trotz abgenommener Folie bockig im RG geblieben ist??? Ich denke gerade bei Lasius niger wohl jeder...
Und wenn wir uns von dem nmA schlechten Beispiel RG entfernen und Erdnest, Ytong oder Farm zugrunde legen: eine einmal dort eingenistete Kolonie ist selbst bei wüstenhaften Bedingungen nur schwer und langwierig wieder aus diesen Nestern zu locken... da wird eher eifrig versucht, den Standort zu retten und/oder "nach unten" zu erweitern.
Andere Arten ziehen tatsächlich rel. schnell im Festzug aus dem korrekt eingerichteten RG (oder anderen, "schlechten" Nestern), hier zB Camponotus ligniperdus oder (überraschenderweise) auch Messor structor und zumindest Gründer der M. barbarus (beide Messor aus eigener Erfahrung), Myrmica rubra ist auch noch recht flott dabei, kann sich aber recht renitent erweisen oder schlicht blöde zwischen zwei Standorten permanent wechseln und schliesslich im Schlauch enden
Beispiele wie "entfernen der roten Folie" am RG hinken total!
Was passiert bei abgenommener Verdunkelung?
Die Ameisen "bemerken" das Öffnen/Zerstören ihres Nestes (Licht) und versuchen zumeist AN ORT UND STELLE, in sichere, tiefere Lagen zu gelangen. Nicht umsonst graben viele Gründer-Kolonien Gänge in die Watte, bzw zupfen die Watte auseinander... der schlichte Versuch eines Nestbaues mit dunklen, geeigneten Kammern.
Wenn Umzüge dann umgehend nach Entfernung der Folie erfolgen, sind diese meist unorganisiert = Notreaktion, denn das Nest wurde zerstört.
Nebenbei habe ich hier noch 3 Kolonien im RG sitzen, die auf Teufel komm raus nicht in ein todschickes Gipsnest ziehen wollen und sich krampfhaft an de Watte gekettet haben.
Zitat
Dieser Satz sollte auch nicht überbewertet werden, es geht mir darum, das sie in andere Nester zu bekommen sind,
Dein Wortlaut war "eifrige Umzieher", da gibt es wenig zum Überbewerten... und exakt diese Aussage bemängel ich.
DAS Lasius niger zu einem Umzug zu bewegen sind, steht jedoch völlig ausser Frage!
Nebenbei ist mir noch ein Satz in Deinem ersten Post aufgefallen:
Zitat
Das mit dem Schimmel muss nicht unbedingt ein Problem sein, so lange die Ameisen noch die Möglichkeit haben, dem Schimmel auszuweichen.
Besser wäre es zu sagen: der Platz muss so klein sein, dass die Ameisen den Schimmel deaktivieren können/müssen!
Bei zu großem Raum können/werden die Ameisen den Schimmel nicht deaktivieren und er breitet sich dekorativ aus.
Nicht umsonst heisst es: kleine Nester anbieten.