Hola,
Zitat
...da funktionieren beide Dinge, und was besser ist, dass ist zu sehr umstritten...
Das sehe ich nichtt so, es sei denn Du meinst "besser für den Halter" 
Die Diskussion um die Größe des Formikars hat in den vergangenen Jahren leider eine deutliche Kehrtwende hingelegt.
Zuerst, als die Ameisenhaltung noch um der Haltung willen betrieben wurde, war man sich einig, dass Ameisen viel Auslauf brauchen und die Formikarien entsprechend groß dimensioniert sein müssen! Nicht nur für die Ameisen, vor allem auch für die Halter, die noch sehen wollten, was ihre Schützlinge so drauf haben!
Dann kam der erste Jammer, als der Hype auf "interessantere Arten" losging. Man wollte nicht mehr 2 oder 3 Arten intensiv halten, sondern 10 Arten lediglich besitzen! Formikarien sollten möglichst günstig bei max. Größe sein, stapelbar und wenig Platz einnehmen. Was wurde gejammert, dass Platz und Geld Mangelware waren...
Und dann ging es los, das Tatsachen verdreht und ausgeweitet wurden, und das wider besseren Wissens:
- notwendig enge Gründungskammern wurden plötzlich enge Formikarien
- vorsichtige Pygmäen wurden zu empfindlichen Geschöpfen, die nicht weit laufen sollten
- Reinigungs- und Entsorgungsmuster wurden zur vermehrten Nahrugsaufnahme erhoben
- übermäßiges Larven- und Gynenbelecken wurde zur veresserten Pflege gemünzt
- verbessertes Allgemeinwissen wurde zum Erfolgsrezept der Winzlingsarenen vergewaltigt
Unterstützt wurde der ganze Mist noch durch die Verkäufer, die völlig legitim ein Interesse an hohem Umsatz haben... was liegt näher als fleissig die Gerüchte zu schüren, das Ameisen keinen Platz brauchen und sich sogar besser entwickeln, wenn sie keinen Platz haben. Jeder Schreibtisch im Kinderzimmer kann so mindestens 5 verkaufte Völker samt "Startersets" beherbergen.
Das in diesen elenden Startersets mit 10x20cm Arenen, aber 20x30cm Farmen, kaum noch das Verhalten der Ameisen zu beobachten ist und ein Gründungsvolk in einer derartigen Farm einfach nur verloren aussieht, soll jeder Halter selbst herausfinden.
Aber traurig finde ich es, dass sich massenweise Völker um des Besitzes willen angeschafft werden... mehr kann es nicht sein, denn wie willst Du typische Verhaltensmuster in einem RG oder einer Winz-Arena erkennen? Und machen gerade die Verhaltensmuster nicht erst den Unterschied zwischen den einzelnen Arten aus?
Ich bedaure diese Halter, denn sie bringen sich um ein großes Stück der Ameisenhaltung!
Soweit die Meinung, nun zu den Tatsachen:
Es liegt klar auf der Hand, das Ameisenvölker ausreichend Platz benötigen, um sich optimal zu entwickeln.
Dieses ist Teils wissenschaftlich und teils durch den Forenalltag bewiesen bzw offensichtlich!
Es gibt mehrere Arbeiten zu Brutentwicklung, Unterkasten und Futterverwertung. In diesen Arbeiten wird zumeist als Randinfo angemerkt, dass bei akutem Platzmangel die Gynen ihre Legetätigkeit einstellen bzw reduzieren und Larven in ihrer Entwicklung stagnieren können. Bei akutem Platzmangel und nicht möglicher Trennung von Larven und Eiern wird es dann auch zum vermehrten Verspeisen nichttrophischer Eier kommen.
-> Ein RG-Nest nach Gründungsphase ist somit definitiv nicht förderlich, sondern verzögert im Gegenteil die Entwicklung des Volkes!
Larven haben ein bestimmtes Wachstum, in der Haltung nahezu nur resultierend aus der Temperatur!
(Ausnahmen zB Camponotus mit schubweisen Gelegen, die ihre Brut partiell aufziehen.)
Die Larven fressen hier auch nicht den ganzen Tag, sondern betteln alle paar Tage um Nahrung und müssen diese dann verdauen.
Hin und wieder wird die Larve dann gereinigt und Ausscheidungen der Larven werden aufgenommen... das wars, mehr gibts nicht zu tun!
Egal wie dicht Du die Nahrung an das Nest stellst, und egal wie sehr sich die Larven im engen Nest gegenseitig zum Betteln animieren... SATT IST SATT!
Hat die Larve genug Nahrung aufgenommen, kannst Du noch sieben schmackhafte Leckerbissen anbieten... da geht nichts mehr!
-> Das hohe Wachstum durch in der Haltung immer übermäßiges Futterangebot lässt sich nicht mehr steigern.
Zu dicht am Nesteingang platziertes Futter scheint bei Ameisen einen Reinigungstrieb auszulösen und sie kümmern sich vermehrt um die Beutetiere. Teils wird die Beute in das Nest gezerrt, wobei sie aber nicht ausreichend verwertet werden kann, teils werden größere Beutetiere zerlegt und entsorgt. Scheinbar wird ein lohnendes Beutetier schnellst entsorgt, um nicht andere wohlmöglich stärkere Völker auf das Beutetier und somit den Standort des Volkes aufmerksam zu machen.
Und hier setzt dann auch die Fehlinterpretation ein: teilverwertete, überschüssige Beute wird nicht vermehrt an Gyne und Larven gefüttert, sondern in Kropf und Fettkörpern gespeichert und nur bei Bedarf als Sekret oder Regurgitat and Gyne, Nestgenossin und Larve weitergegeben. Dieser Bedarf könnte aber ebensogut aus frischen Beutetieren gedeckt werden, bei einigen Larven (-stadien) muss er sogar mit frischem Fleisch gedeckt werden.
-> Im Volk gespeicherte Nahrung fördert nicht das Wachstum, sondern hemmt die Aktivität.
Ameisengynen können nicht selbst alle notwendigen Nährstoffe produzieren, um die gewaltige Menge an Eiern zu legen. Sie sind darauf angewiesen, dass Arbeiterinnen Proteine vorverdauen und als (profertile) Sekrete an die Gyne liefern, fertig zum Einbau in die Eier!
Aber die Ovariolen der gründenden oder jungen Gyne sind noch sehr mickerig und nicht voll ausgebildet, so ist der Bedarf an Proteinsekreten sehr gering und kann zum Teil noch aus den eigenen Reserven geschöpft werden. Es bringt Null Vorteil und Null mehr Eier, wenn den Arbeiterinnen aus Platzmangel und Nahrungsüberangebot genug Zeit zur Verfügung steht, um 3 Liter profertile Sekrete zu produzieren... die Gyne setzt sie nicht in erhöhte Legetätigkeit um, sondern höchstens, wenn sie überhaupt mehr Sekret annimmt, in Fettpolster. Und die machen in der Haltung absolut keinen Sinn...
-> Gyne fett, Arbeiterinnen fett = Null Aktivität
Sops, alle sind fett, niemand muss Beute suchen = es werden nur sehr wenig Kohlenhydrate verbraucht. Ergo will keine Sau mehr an den Honig gehen und die Heulerei geht wieder los: meine Ameisen mögen keinen Honig 
In der Natur gibt es bis auf extrem wenige Arten keine (Gründer-)Völker, die ihre Nahrung gewöhnlich direkt vor dem Nest finden. Selbst die vielzitierten Eichelbewohner unserer Wälder laufen zur Nahrungsaufnahme wesentlich weitere Strecken, als es selbst die Standard-Formikarien für Camponotus ligniperdus ermöglichen würden. In einem RG kommt erschwerend hinzu, dass eine sehr aufwändige Arbeit entfällt: der Nestbau.
Was machen also Arbeiterinnen, die ohne Beschäftigung sind und sich nicht "austoben" können? Sie ruhen als Reserve-Einheit (falls das in einem überfüllten Nest möglich ist) oder sie widmen sich anderen Arbeiten, die in einem RG anfallen: Larven und Gynen pflegen!
Diese vermehrte Pflege kann jedoch unschöne Auswirkungen haben, die, zum Glück für diese Arten, bei zB Cataglyphis und Polyrhachis deutlich ausgeprägt sind, jedoch auch bei einheimischen Arten nicht selten vorkommen!
Gynen werden so lange und intensiv geputzt, das die gesammte Körperbehaarung abgeknabbert ist, Tarsen fehlen und Fühler kurzgebissen werden. Gar können die Gynen wund- und totgeputzt werden. Zudem können Gynen mit geschädigten Fühlern schlecht kommunizieren und erhalten so uU weniger Futter, trotz vermehrter Pflege!
Die Larven und Puppen teilen ähnliches Schicksal, zudem können durch überhöhte Umlagerungen und unvorsichtiges Ergreifen die Imaginalscheiben geschädigt, die Puppen eingedrückt werden. Die Folge sind erhöhte Sterblichkeit der Larven und Puppen, wobei diese sofort von der Brut verwertet werden. Zudem gibt es gerade bei den oben genannten Arten sehr viele Arbeiterinnen mit zB eingedellter Gaster.
-> Langeweile im Ameisenvolk führt zu Fehlverhalten bei Brut- und Gynenpflege
Sind die Arbeiterinnen dann mal rege in der Arena unterwegs, weil sie einfach unter chronischem Platzmangel leiden und dringend größere Areale suchen, folgen gleich wieder einge Nachteile kleiner Arenen auf die Tarse:
Die Ausbruchsneigung in kleinen Behältern ist ein vielfaches höher als in angemessenen Behältern. Alleine schon der natürliche Trieb der Ameisen, möglichst neue und unbelaufene Areale zu finden, treibt die Arbeiterinnen zu immer halsbrecherischen Aktionen, um dem Behälter zu entkommen = neue unbelaufene Areale zu finden. Gerade Anfänger mit Ihren Starter-Sets in Hagrid-Fingerhut-Größe sind schnell überfordert und permanent hebeln die Ameisen den Schutz aus. Zudem bieten die winzigen Arenen kaum Platz genug, um ordentlich hantieren zu können oder einen sinnvollen Schutz anzubringen.
Die Aggressivität Schrägstrich das Alarmverhalten Schrägstrich Fluchtverhalten ist in zu kleinen Arenen permanent verstärkt und zu beobachten! Arbeiterinnen greifen an oder "erschrecken sich" sichtbar, wenn sie von einer Artgenossin berührt werden. Sehr gut sichtbar durch die Größe bei Camponotus ligniperdus und C. herculeanus, aber auch andere Arten wie Lasius niger und Myrmica rubra zeigen diesen Perma-Stress.
Dies führt sogar dazu, das Beutetiere missachtet werden, weil die Ameisen ja ständig irgendwelche Bewegungen um sich herum haben. Oder Beute wird zwar als Feind erlegt, dann aber liegengelassen.
Interessanterweise scheinen hier die Arten eine Ausnahme zu bilden, die deutliche Straßen zeigen wie zB Messor und Attini. Hier lassen sich die laufenden Arbeiterinnen durch Gerempel und Berührungen kaum beeindrucken, lediglich die "Sraßenwacht" ist sehr aggressiv und aufmerksam.
Und zuletzt: lechzt nicht jeder Ameisenhalter nach Aktivität seiner Schützlinge?
Was nützt mir dann ein Volk, das entweder fettgefressen in der Ecke hockt und sich die Wampe reibt, oder sichtlich unruhig nur nach Fluchtmöglichkeiten sucht.
Es gäbe sicherlich noch mehr Punkte zu nennen, aber die genannten sollten überzeugend genug sein.
Völlig legitim ist es, auf die Hinweise zu sch**** und murmeln: was krazt mich die molekulare Apokalypse, ich will nur besitzen und gucken!
Nur sehe ich es als bedenklich, diese Vorgehensweise auch noch als "förderlich" und "besser für die Ameisen" oder gar "Natürlicher" darzustellen... dem ist nicht so!