ReHi,
eierlegende Arbeiterinnen widersprechen dem Grundsatz der eusozialen Insekten... aber auch hier haben die Ameisen zur Verwirrung einen regulären Spezialfall entwickelt:
- einige niedere Ameisenarten haben keinen oder keinen genügenden Sozialmagen entwckelt und nutzen die Eierproduktion zur Proteinversorgung der "regulären königlichen" Brut. Passt aber ins Bild der eusozialen Insekten, da die Arbeiterinnen zugunsten der "königlichen Brut" auf eigenen Nachwuchs verzichten und ihre Eier an diese verfüttern.
Soweit die Regel...
Rein anatomisch sind aber die Arbeiterinnen (Ergatomorphen) vieler Gattungen (so zB Lasius, Myrmica, Camponotus) in der Lage, Eier zu legen. Direkt nach dem Schlupf haben diese noch mehr oder weniger entwickelte Ovarien, wenn auch deutlich kleiner / weniger Ovariolen als die Gynomorphen. ZB bei Formica ist es gut dokumentiert, das sich die Ovarien bei den Ergatomorphen mit zunehmendem Alter stark zurückentwickeln und verkümmern. Diese Rückentwicklung geht übrigens Hand in Hand mit den von der Arbeiteinn bevorzugt übernommenen Aufgaben: Brutpflege -> Innen dienst -> Aussendienst.
Warum legen jetzt nicht alle Arbeiterinnen Eier?
Wahrscheinlich wird durch die Königin (bei Lasius die Gynomorphe) die Produktion der Eier durch Pheromone unterdrückt und die Arbeiterinnen kümmern sich voll und ganz um die Königliche Brut. Wird aber jetzt das Zusammenspiel der Kolonie gestört, zB durch überpushen, kann es zu den im letzten Post beschriebenen Ausnahmen kommen.
Ein weiterer auslösender Faktor ist zB der Tot der Königin in einer Kolonie. Besonders bei monogynen Arten bricht hier die eusoziale Struktur zusammen und die Ergatomorphen können unbefruchtete Eier legen (wie von Smaug beschrieben). Siehe hierzu auch Ameisenwiki: weisellose Kolonien.
Der Sinn, wenn man ihn dann suchen möchte: es werden männliche Geschlechtstiere gezogen und das Genmaterial der Kolonie trotz Tod der Königin weitervererbt.
Durch zB HÖLLDOBLER (und andere) recht gut dokumentiert ist dieses bei einer Camponotus-Art: 60 Tage nach Trennung von der Königin begann die Produktion der männlichen Geschlechtstiere durch Arbeiterinnen.
In dieser Arbeit ist auch dokumentiert, dass die Arbeiterinnen in einer Kolonie mit Königin die Eier anderer Arbeiterinnen erkennen und diskriminieren/fressen... in wie weit sich das auch bei zB Lasius niger zeigt, bleibt zu vermuten... wäre aber eine spekulative Erklärung für die vom Halter nicht bemerkten Eier der Arbeiterinnen.
Zitat
dass es sich als optimal herausgestellt hat, einer Gründerin einen Tropfen Zuckerwasser "einzuflößen" und dann fünf bis fünfzehn Puppen hinzuzugeben
Der Aussage möchte ich ganz klar widersprechen:
OPTIMAL ist es, die Gyne nicht zu füttern und nicht zu pushen!
Wenn die Geduld für eine natürliche Gründung nicht reicht, dann ist die Menge der Puppen ok, jedoch sollte trotzdem nicht gefüttert werden.
Auc hat es sich in einigen Fällen gezeigt, dass bei Zugabe von Puppen die Gyne kurzerhand ihre eigene Brut gefressen hat... und somit die Entwicklung der Kolonie stark zurückgeworfen wurde.