Beiträge von Smaug

    Mit adulten Arbeiterinnen, egal ob Formica sanguinea oder F. fusca wäre ich vorsichtig. Die Gefahr, dass es zu einem Massaker kommen könnte, wäre mir zu groß.


    Puppen aus der Natur zu entnehmen, muss nicht unbedingt bedeuten, dass man der Kolonie erheblichen Schaden zufügt. Gerade bei warmen Temperaturen werden Puppen oft an die Oberfläche gebracht, weil sie wärmeliebend sind und ihre Entwicklung dadurch beschleunigt wird. Es reicht also oft aus, nur den oberen Bereich zu öffnen. Und wenn man dabei sehr vorsichtig und besonnen vorgeht, kann man den Schaden auf ein Minimum begrenzen.


    Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie es weiter geht - und freue mich über weitere Beiträge!

    Das Raptiformica sanguinea ohne Sklaven leben kann, bestreitet auch niemand. Aber so eine Königin ist nicht in der Lage, ohne fremde Hilfe zu gründen. Dazu hat sie zu wenig Reserven.
    Ich würde ihr deshalb ca. 10 Puppen einer Serviformica-Art anbieten. Näheres über die Haltung von Raptiformica sanguinea findest du im DasAmeisenforum (Suchfunktion).


    Ich hoffe, dass du die Königin richtig bestimmt hast. Solltest du dir nicht 100 %ig sicher sein, würde ich dir empfehlen, sie wieder frei zu lassen. Eine Verwechslung mit einer besonders geschützten Formica-Art muss ausgeschlossen sein!

    Formica sanguinea ist die einzige hügelbauende Waldameisenart bei der der vordere Rand des Kopfschildes eingekerbt ist. Sie ist deshalb nicht mit anderen Formica-Arten zu verwechseln.


    Allerdings sind die Bilder wenig brauchbar. Sie sind viel zu dunkel und die Einkerbung am Clypeus ist auch nicht eindeutig zu erkennen. Die Größe ist auch nicht weiter hilfreich, weil die Königinnen bei mehreren Formica-Arten um die 11 mm groß sein können.

    Ich habe vor kurzem eine Dokumentation über parasitische Insekten gesehen, wo eine Schlupfwespe in die Kolonie von Myrmica sp. eingedrungen ist, um die dort befindlichen Raupen eines Bläulings zu parasitieren. Um zu den Raupen vorzudringen, wurden von der Wespe Pheromone freigesetzt und die Ameisen waren orientierungslos und kämpften miteinander. Von diesen Kämpfen waren allerdings nur Ameisen betroffen, die sich in unmittelbarer Nähe der Wespe befanden und ihr evtl. gefährlich werden konnten.


    Im Übrigen glaube ich, das die Taktiken von sozialparasitischen Königinnen sich von Art zu Art unterscheiden. Wahrscheinlich ist die Vorgehensweise, in der die sozialparasitische Königin den Kolonieduft der Wirte annimmt (indem sie z. B. eine Arbeiterin tötet und sich mit ihren Duft "einreibt") am häufigsten. Den Duft ihrer Wirte nachzuahmen, wäre natürlich auch eine Möglichkeit.

    So gibt es doch tatsächlich Ameisen, die besonders kälteaktiv sind! Nach der Begattung wartet die Jungkönigin von Lasius mixtus in einem Versteck, bis Lasius niger sich in der Winterruhe befindet. Dann dringt sie in das Nest von L. niger ein und tötet dort die Königin, wobei sie kaum auf Gegenwehr durch die Arbeiterinnen stoßen wird, da diese sich in der Kältestarre befinden und sich so gut wie nicht bewegen können. Im Frühjahr wird sie dann von den Arbeiterinnen akzeptiert, weil sie in der Zwischenzeit den Kolonieduft angenommen hat.


    Was das Verspritzen von Pheromonen angeht, die dazu führen, dass die Arbeiterinnen sich gegenseitig bekämpfen, kann es gut sein, dass ich da etwas verwechselt habe. Wahrscheinlich trifft das nicht für eine sozialparasitische Gründung zu, sondern eher auf Raubzüge von Sklavenhaltern, die Brut rauben. Aber ich werde da mal ein bischen nachforschen und das Ergebnis ggf. posten.

    @ Soran und Chrilli:


    Zitat

    Original von A. Buschinger
    ... Man muss sich vor Augen halten, dass so eine Kolonie mit Königin - X Arbeiterinnen - Y fressenden Larven - Eiern ein lebendes System darstellt, in dem die einzelnen Teile im Normalzustand in einem gewissen Gleichgewicht stehen, so wie die Organe in einem einzelnen Tier. Stört man dieses Gleichgewicht, in dem plötzlich eine der Untereinheiten zu stark oder zu gering vertreten ist, kann das Ganze instabil werden. Auswirkungen auf andere Untereinheiten sind selbstverständlich zu erwarten (Bei Bienen gibt es Versuche dazu).
    So sind die Ovarien einer Königin über die Jahre des Heranwachsens stark angeschwollen. Um die Eier darin bis zu Ablage hinreichend zu versorgen, sind Drüsensekrete von entsprechend vielen Arbeiterinnen nötig. Wird der Zustrom von eiweißreichen Futtersekreten durch Reduktion der Arbeiterzahl (z. B. von 10.000 auf 500) stark gedrosselt, kann die Funktion der Ovarien beeinträchtigt werden. Es werden darin weiterhin viele Eizellen produziert, die aber nicht richtig mit Dotterproteinen aufgefüllt werden können, zum Teil degenerieren (evtl. absterben). Das kann schädlich für den ganzen Stoffwechsel der Königin sein. - Oft liest man von "fetten" Königinnen, die mit nur ein paar Dutzend Arbeiterinnen eingefangen werden, und dann ... liest man nichts mehr darüber. Die Königin ist gestorben. ...


    Dieser Text bezieht sich auf monogyne Arten - das ist mir wohl bewusst. Allerdings muss auch bei den polygynen Arten so etwas wie ein Gleichgewicht eingehalten werden. Also das Verhältnis Anzahl der Königinnen + Anzahl der Arbeiterinnen + Anzahl der fressenden Larven muss stimmen. Und wenn bei euch alles gut ging, wird wohl das Gleichgewicht gestimmt haben. Nichts für ungut!

    Die Koloniegründung von Lasius fuliginosus findet in Nestern der Untergattung Chthonolasius statt. Der Hauptwirt ist L. umbratus! Lasius niger hingegen gehört der Untergattung Lasius s. str. an.


    In der Haltung wird man den sozialparasitären Könginnen wohl keine Wirtskolonie samt Königin anbieten wollen, sondern man behilft sich mit der Adoption von Puppen. Dazu müsste man theoretisch jede Lasius-Art verwenden können, ohne auf die Untergattung zu achten. Denn eine artübergreifende Adoption von Puppen innerhalb einer Gattung wird in der Regel gut funktionieren. Die Aktion von SirVirus, in der die Königinnen mit adulten Arbeiterinnen zusammengebracht werden, wäre mir zu riskant. In diesem Falle wird die Untergattung wohl eher eine Rolle spielen. Jedenfalls stelle ich mir das so vor - bin aber gern bereit, mich eines Besseren belehren zu lassen.


    Bin auf jeden Fall gespannt, wie es weiter geht.

    Je mehr wir über das Gründungsverhalten wissen desto besser! Bei Arten, die sozialparasitisch gründen, wäre es meiner Meinung nach interessant zu wissen, welches die jeweiligen Wirtsameisen sind. Auch Angaben, wie so eine "Machtübernahme" abläuft (z. B. Freisetzen von Pheromonen, die die Wirtsameisen desorientieren, so dass sie gegen einander kämpfen. Oder Übernahme einer Kolonie, wenn diese sich in der Kältestarre befindet und keinen Widerstand leisten kann etc.), wären toll.

    Warte einfach mal eine Weile ab. Eine Adoption einer gattungsfremden Puppe ist so gut wie ausgeschlossen. Ich vermute, dass die Camponotus-Arbeiterinnen es sich noch einmal "überlegen" und die Puppe doch noch verspeisen. Spätestens nach dem Schlupf wird es der "Gastameise" an den Kragen gehen. Jedenfalls würde ich das erwarten.

    Leute, tragt es mir nicht nach! Aber wir sollten uns schon bemühen, auf die richtige Schreibweise von wissenschaftlichen Namen zu achten!


    Falsch: Lasius flavus und Lasius niger


    Richtig: Lasius flavus und Lasius niger (Gattung groß und Art klein) !!!

    Auch ich hatte heute eine Begegnung der besonderen Art: Außen an meiner Fensterscheibe krabbelte eine Jungkönigin - wahrscheinlich Lasius brunneus. Weil sie noch ihre Flügel hatte, habe ich sie natürlich nicht eingefangen.


    Ob du nun zwei unterschiedlich Arten oder eine Königin mit 19 Männchen eingefangen hast, lässt sich natürlich von hier aus ohne Bilder nicht feststellen. Mein Rat: Lass sie frei! Männchen werden dir nichts nützen und geflügelte (also höchstwahrscheinlich unbegattete) Jungköniginnen auch nichts.


    Hier noch etwas Wissenswertes über den Flügelabwurf von Jungköniginnen:


    Zitat

    Original von A. Buschinger
    ... Bei vielen Arten werden die Flügel bereits wenige (1-5) Minuten nach der Paarung abgeworfen, z.B. L. niger. Die Jungköniginnen anderer Arten fliegen noch eine Weile (Ausbreitungsflug), so dass sie sich vielleicht erst nach 1-2 Stunden der Flügel entledigen.
    Überraschend ist, dass die jungen Königinnen mancher Arten (längst nicht bei allen untersucht) auf irgend eine Weise bemerken, wenn sie zu wenig Sperma im Receptaculum haben. Dann entflügeln sie sich auch nach einer scheinbaren normalen Begattung nicht, sondern versuchen, nochmals zu einem Hochzeitsflug zu starten. - Wir haben das bei einigen Arten aus der Leptothorax-Verwandschaft untersucht. ...

    @ z.meise:


    Ich wäre dir dankbar (sicherlich spreche ich auch im Namen anderer User), wenn du die Threadüberschrift so ändern könntest, dass man gleich sieht, worum es wirklich darin gehen soll. Die Überschrift "M.b" ist schon etwas dürftig.

    @ Steinbock:


    Man darf nicht außer Acht lassen, dass die Gegebenheiten in einem Formicarium entschieden anders sind als in der Natur:


    In der Regel herrschen in einem Formicarium für die Milben beste Bedingungen; sie sind keinen Schlechtwetterperioden ausgesetzt und auch keinen Feinden. Durch optimale Feuchtigkeit und Temperatur können sich diese Tierchen rasend schnell vermehren.


    Außerdem können die Ameisen den Milben nicht ausweichen und an einen sicheren Ort umziehen, denn das Formicarium ist räumlich begrenzt.


    Sicherlich werden nicht alle Milben den Ameisen gefährlich, aber dennoch sollte man sie nicht unterschätzen. Es gibt genug Beispiele in den Foren. Über das Überbrühen und Einfrieren möchte ich mich jetzt nicht weiter auslassen, denn das wurde hier im Forum reichlich behandelt (-> SUCHFUNKTION).

    @ benai:


    Wenn die Königin keine Brut und Arbeiterinnen hat, muss sie allein überwintert werden. Bei richtigen Temperaturen fällt sie in eine Kältestarre, die u. a. dafür sorgt, dass sie ihre Flugmuskulatur so gut wie gar nicht aufbraucht. Grundsätzlich gilt, dass Ameisen während der Winterruhe nicht gefüttert werden sollten. Hier noch Interessantes zu Abbau der Flugmuskulatrur:

    Zitat

    Original von A. Buschinger
    ... Bei der Rückbildung der Flugmuskulatur werden Proteine (Eiweiß) frei, die von der Hämolymphe transportiert und schließlich in bestimmte Drüsen im Kopfbereich gebracht werden. Die Drüsen wandeln dieses Protein (und Fett aus dem Fettkörper) in ein Nährsekret um, das über den Mund abgegeben und an die ersten Larven verfüttert wird (das ist ganz ähnlich wie die Milchproduktion beim Säugetier!).
    Mit einem Teil dieser "Reservestoffe" hält sich auch die Königin selbst am Leben: Bei Lasius niger kann es ja bis zum nächsten Frühjahr dauern, bis die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind und Futter von draußen beibringen. Bei Camponotus-Arten "hungert" die Königin z.T. mehr als ein Jahr. ...

    Zitat

    Original von Sahal
    ... eine erfolgreich begattete Königin lässt sich weder optisch noch im Verhalten sicher von einer unbegatteten Königin unterscheiden. ...


    Ich kann dem im Großen und Ganzen zustimmen - zumindest, wenn es sich nicht um Königinnen handelt, die man nach einem Schwarmflug in der Natur selbst einsammelt. In der Gefangenschaft werden die Geschlechtstiere oft vom Hochzeitsflug abgehalten und die Jungköniginnen werfen totz nicht stattgefundener Begattung irgendwann ihre Flügel ab.


    In der Natur hingegen werden die Geschlechtstiere nicht vom Schwärmen abgehalten, so dass Begattungen stattfinden. Ich bin mir auch sicher, dass man nach wie vor davon ausgehen kann, dass entflügelte Jungköniginnen begattet sind und geflügelte halt nicht. Sicher gibt es auch Königinnen ohne Flügel, die unbegattet sind - und ebenso geflügelte Exemplare, die eine Begattung bereits hinter sich haben. Meiner Meinung nach handelt es sich dabei eher um Ausnahmen.

    Lebensmittelfarbe ist eine sehr kräftige Farbe. So reichen ein paar Tropfen aus, um z. B. einen Kuchen leuchtend blau, rot oder was auch immer einzufärben.