Lasius flavus - eine interessante Einsteigerart, die ihrem allgemeinen Ruf als langweilig und uninteressant überhaupt nicht nachkommt!
Steckbrief
Unterfamilie: Schuppenameisen (Formicinae)
Gattung: Lasius
Untergattung: Cautolasius
Art: flavus
Nahrung: tote Insekten, Honigtau von Wurzelläusen (Trophobiose); Honig(wasser) in der Haltung
Lebensraum: Europa
Habitat: frischtrockene bis feuchte Grasflächen (in Gärten, Parks usw.). Leben hauptsächlich unterirdisch. Ihre Erdnester sind oft von Gras oder anderer krautiger Vegetation überwachsen.
Königinnen: monogyn, Oligogynie (mehrere Königinnen leben räumlich voneinander getrennt in einem Nest) möglich, falls es nach der Pleometrose nicht zum Kampf sondern zur Aufspaltung kommt.
Gründung: claustral, Pleometrose sehr gut möglich (Das Ende der Pleometrose kann verschieden aussehen - weiteres dazu unter “Sonstiges“)
Winterruhe: Oktober - März (6 Monate optimal; mindestens 5 Monate)
Schwärmzeit: Mai bis Oktober. Hauptschwärmzeit von Juli bis August; an warmen Nachmittagen/frühen Abenden
(Körper-)Größe: Königinnen: ca. 7-9mm
Arbeiterinnen: ca. 2-4mm
Männchen: ca. 3-4 mm
Aussehen/Färbung: Die Arbeiterinnen sind blassgelb bis gelbbraun gefärbt, die Köpfe der Arbeiterinnen können vereinzelt sehr dunkel sein. Die Königinnen sehen von oben aus wie Lasius niger Königinnen; die Unterseite der Gaster aber sind gelblich. Je nach Füllung des Kropfes (Sozialmagen) haben die Arbeiterinnen mehr oder weniger große Gaster
Entwicklungszeiten der Arbeiterinnen:
Ei zu Larve: k.A
Larve zu Puppe: k.A
Puppe zu Imago: k.A
Insgesamt: 1 - 1,5 (manchmal auch 2) Monate
Puppen: Kokonpuppen
Sonstige Angaben: Lasius flavus ist in Mitteleuropa sehr weit verbreitet. Begattete Jungköniginnen sind nach dem Schwarmflug sehr einfach zu finden.
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Allgemein
Lasius flavus sind sehr robust und stecken auch den ein oder anderen Anfängerfehler weg. Sie brauchen nicht großartig viel Platz und in der Haltung sind normale Zimmertemperatur und normale Luftfeuchtigkeit ausreichend, um die Kolonie wachsen und gedeihen zu lassen. Aus genau diesen Gründen ist Lasius flavus als erste Kolonie, sozusagen „zum Üben“, perfekt. Darüber hinaus ist das Fangen einer Königin beim Schwarmflug sehr einfach, somit kann man sich den Kauf in einem Shop sparen, vorausgesetzt, man möchte nicht schon eine Kolonie mit Arbeiterinnen. Beim Schwarmflug treten Lasius flavus Königinnen in Massen auf und sind dann überall anzutreffen. Eine Bestimmung ist, bei vorheriger Erkundigung, recht einfach. Im Zweifelsfall aber lieber im Forum bestimmen lassen.
Gründung
Lasius flavus Königinnen gründen claustral, das bedeutet, dass die Königin sich eine Gründungskammer baut (in der Haltung ist das RG die Gründungskammer) und dort die ersten Arbeiterinnen mit körpereigenen Reserven großzieht. Die dabei entstehenden Arbeiterinnen sind meist etwas kleiner als ihre späteren Schwestern, diese nennt man Pygmäen und haben eine geringere Lebenserwartung als ihre späteren Schwestern.
Bei der Gründung braucht die Königin Ruhe und Dunkelheit, das RG muss verschlossen sein und die Gründungskammer klein. Jeden Tag nachschauen ist also nicht fördernd. Da die Königin (und die Art selbst) aber nicht all zu empfindlich ist, kann man, wenn man denn unbedingt muss, alle zwei Tage kurz nachgucken. Am Besten ist es aber, man lässt sie ganz in Ruhe oder guckt nur einmal die Woche.
Insgesamt ist die Gründung von Lasius flavus sehr einfach und überschaubar.
Anfang
Am Anfang braucht man sich keine Sorgen zu machen, wenn die Ameisen nur sehr selten das Nest verlassen und nur wenig Futter brauchen. Für eine kleine Kolonie reicht es bereits aus, nur ein- bis zweimal pro Woche Nahrung aufzunehmen - sie brauchen im Moment einfach nicht mehr. Für den Halter mag es dann langweilig sein, aber das ist ein vollkommen normales Verhalten, welches sich bereits nach ein paar Monaten, in denen mehr Ameisen schlüpfen, verflüchtigt.
Kleiner Tipp: Nachts im Schutz der Dunkelheit kommen sie meistens doch raus, dann vielleicht einfach mal in die Arena leuchten
Nestarten
Lasius flavus ist hier ein echtes Allround-Talent. Ob Y-Tong, Farm, Erdnest oder Gipsnest, alles ist als Nest geeignet, nur kein Holz, weil Lasius flavus nicht holzbewohnend sind. Was am Ende als Nistgelegenheit verwendet wird, bleibt dem Halter überlassen. Er muss wissen welches Nest ihm am meisten zusagt in Sachen Einblick, Kosten, Pflege. Gängig sind bei Lasius flavus vor allem Y-Tong, Farm und Gipsnest.
Futter
Lasius flavus sind in Sachen Futterinsekten sehr offen. Ob Fliegen, Heimchen, Grashüpfer, Mehlwürmer oder Schwarzkäferlarven, alles kann verfüttert werden. Ob die Ameisen es annehmen oder nicht ist eine andere Frage. Manchmal stehen sie auf das Eine mehr als auf das Andere. In Sachen Honig kann man, wenn man will, auch verschiedene Sorten durchprobieren. Ganz normaler Sommerblütenhonig o.ä. reicht aber aus.
Bei der Verfütterung von Insekten mit dickem Chitinpanzer (z.B: Mehlwürmer und Heimchen) sollte man das Futtertier unbedingt in zwei Teile schneiden, um den Ameisen das Herankommen an das Innere zu erleichtern. Alleine kommen Lasius flavus Arbeiterinnen nur schlecht bis gar nicht an das Innere.
Ebenfalls sollte man beachten, dass Lasius flavus keine begnadeten Jäger sind. Es sollte daher nur überbrühtes Futter angeboten werden oder höchstens mal eine halbtote, kleine Fliege. Dabei aber beaufsichtigen, nicht das die Fliege erwacht und Schaden im Nest anrichtet.
Langjährige Haltung
Eine Lasius flavus Kolonie nur kurz zu besitzen macht zwar auch schon Spaß, allerdings wird es nach der Anfangszeit der Kolonie keineswegs langweilig! Gerade wenn die Kolonie groß ist und schon 500+ Arbeiterinnen hat wird die Haltung erst richtig toll. Man kann sich auf Geschlechtstiere freuen, die eventuell nach einigen Jahren auftreten und die Außenaktivität der Kolonie nimmt stark zu, so dass man immer was zu sehen und zu erleben hat. Außerdem kann man sich dann perfekt mit der Ausbruchssicherung vertraut machen. Diese ist in der Ameisenhaltung, insbesondere bei exotischen Arten, sehr wichtig und sollte immer funktionieren!
Viel Platz braucht die Kolonie auch nicht, sie gibt sich schon mit relativ wenig zufrieden. Eine große Kolonie kann man mit zwei 20x30 Arenen, in denen man vielleicht noch eine zweite Etage eingebaut hat, wirklich sehr gut halten. Wie lange? Sobald die Ameisen in ihrer Arena Kreise drehen, am Scheibenrand entlang laufen oder verstärkt versuchen auszubrechen, wird es Zeit für eine größere Arena.
Sonstiges
Ein Lasius flavus Volk kann sehr groß und alt werden - 100.000 Individuen und ein Jahrzehnt oder mehr sind locker drin. Bis solche Koloniegrößen erreicht werden, dauert es aber auch eine Weile.
Die Gründung in Form einer Pleometrose kann bei Lasius flavus auf verschiedene Art und Weise zu Ende gehen. Entweder die Königinnen bekämpfen sich, so dass am Ende eine (oder im schlimmsten Fall keine) übrig bleibt oder aber die Königinnen trennen sich auf und beziehen unterschiedliche Kammern im Nest (Oligogynie). Treffen danach Königinnen aufeinander kommt es meist zum Kampf. Kurz nach der Pleometrose geschieht meist noch nichts. Erst nach einigen Tagen, Wochen oder sogar Monaten kommt es zur Auflösung der Pleometrose und der bis dahin bestehenden Polygynie.
In der Natur leben Lasius flavus hauptsächlich unterirdisch und verlassen das Nest nur, wenn es wirklich notwendig ist. In der Haltung, in der keine Wurzelläuse zum Versorgen der Kolonie vorhanden sind, sieht das Ganze anders aus und die Außenaktivität ist hoch. Fast vergleichbar mit Lasius niger.