2) Das Risiko biologischer Invasionen
Wird eine exotische, also Nicht-Einheimische Art, mit Absicht oder aus Versehen, ausgesetzt, kann es dazu kommen, dass diese Art ein passendes Plätzchen findet und sich hier in unserem Ökosystem etabliert und unsere lokale Fauna so verändert. Nicht jede exotische Art ist auch wirklich invasiv bzw. hat das Zeug sich in unserem Ökosystem einzunisten, aber zur Sicherheit sollte generell jede Art als potenziell invasiv angesehen werden. Man sollte also auf Experimente in dieser Richtung verzichten, denn ob eine Art gefährlich ist oder nicht, lässt sich oft erst sagen, wenn der Schaden bereits eingetreten ist. Darüber hinaus können Händler als auch Halter oft nicht genau bestimmen, um welche Art es sich wirklich handelt.
Besonders Ameisen sind für lokale Faunen ein hohes Risiko, als viele andere exotische Organismen die aus der Haltung entkommen. Der Grund dafür ist, dass Ameisen in Ökosystemen oft sehr dominant sind und dass Ameisen als Kolonie und nicht als einziges Individuum vorkommen. Oft sind die Kolonien auch polygyn, was eine Inzucht im Gegensatz zu einer monogynen Kolonie noch wahrscheinlicher/einfacher macht.
3) Die Gefahr der Entstehung weiterer Schadameisen oder invasiver Arten
Bereits heute gibt es in Mitteleuropa mehr als ein Dutzend eingeschleppter Arten. Diese Arten halten sich meistens in Warmhäusern, Gewächshäusern, Botanischen Gärten oder Zoos auf. Einige Arten befallen auch Wohnhäuser, Krankenhäuser oder Restaurants. Unter diesen Arten befinden sich auch die Pharaoameise (Monomorium pharaonis) und einige Pheidole Arten. Andere Arten, die in Mittel- und vor allem Südeuropa überleben sind die Argentinische Ameise (Linepithema humile) und auch die Wegameise Lasius neglectus - beide Arten sind potenziell dazu in der Lage, zahlreiche einheimische Arten auszurotten.
Die meisten dieser Schadameisen haben sich aus syantrophen Arten entwickelt, die seit langem durch den Handel weltweit verschleppt werden. Heute besteht zusätzlich noch die Gefahr durch Ameisenhalter. Es werden immer mehr exotische Ameisen von Händlern und Sammlern aus der Natur entnommen, darunter viele Pheidole Arten unter denen wiederum viele potenzielle Schadameisen sein können. Viele Händler und Halter haben oft keine Ahnung von der genauen Taxonomie und Artbestimmung. Dadurch ist das Risiko noch höher, eine potenziell invasive Art einzuschleppen.
4) Die Gefahr des Überspringens von Parasiten und Pathogenen auf einheimische Ameisenarten
(Von anderen Tieren) Eingeschleppte Parasiten können auf heimische Tiere/Arten überspringen und sie als Wirt missbrauchen, selbst wenn der ursprüngliche Wirt hier nicht überlebt. Dies gilt für Milben (Acari), Fadenwürmer (Nematoden), Einzeller (Protozoen), Pilze, Bakterien usw. Bisher weiß man nicht besonders viel über die Parasitenfauna der Ameisen und obwohl bis heute im Freiland noch keine Parasiten-Übertragung von nicht-einheimischen Arten auf einheimische nachgewiesen wurde, besteht dieses Risiko und ist deshalb ernst zu nehmen.
Appell
Wie ihr seht ist das Risiko, das von exotischen Ameisen ausgeht, sehr hoch. Aus genau diesen Gründen (und auch aus weiteren, praxisbezogenen Gründen) wird Anfängern von der Exotenhaltung dringendst abgeraten. Anfänger kennen sich in der Ameisenhaltung einfach noch nicht gut genug aus, insbesondere in Hinsicht auf die Ausbruchssicherung. Brechen die Ameisen plötzlich aus oder passiert etwas anderes, unvorhergesehenes, können die in diesem Thread genannten Gefahren schnell Wirklichkeit werden - die Folgen können unter umständen sehr gravierend sein. Auch erfahrene Halter, die sich Exoten anschaffen wollen, müssen sich der Gefahren bewusst sein und wissen, ob sie ausreichend für die Exoten sorgen können.
In Kürze
In Europa (Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Spanien und England) ist seit einigen Jahren ein zunehmender Handel mit lebenden Ameisen zu beobachten, die privat gehalten werden. Händler liefern über das Internet angebotene Formikarien, Zubehör und lebende Ameisen, teils europäischer Herkunft, aber auch aus Übersee Südamerika, Indonesien, Australien.
In dem Beitrag werden verschiedene durch diesen Handel begründete Risiken diskutiert: Entkommene Ameisen können
(1) sich zu Schadameisen in Gebäuden entwickeln;
(2) als invasive Arten im Freiland auftreten;
(3) Parasiten und Krankheitserreger tragen, die möglicherweise auf einheimische Arten überspringen;
(4) native Tier- und Pflanzenzönosen sowie ökosystemare Funktionen beeinträchtigen;
(5) auch "intraspezifische Homogenisierung" könnte eintreten.