Sonst wird das alles zu lang.
Die vergessenen Bestäuber
In den letzen Monaten bekamen Bienen
viel Aufmerksamkeit. Als Bestäuber vieler Obst- und Gemüsebaukulturen
sind sie durch intensiven Pestizideinsatz stark bedroht. Diese besondere
Aufmerksamkeit ist sicher wichtig. Doch viele Pflanzen sind noch auf
ganz andere Tiere als Bestäuber angewiesen.
Fledermäuse (Chiroptera spp.):
Fledermäuse können grundlegend in vorwiegend insektivore (Insekten
fressende) und vorwiegend frugivore (Fürchte fressende) Arten aufgeteilt
werden. Während insektivore Fledermäuse bei der Schädlingskontrolle
nützlich sein können, erfüllen die frugivoren eine ganz andere Rolle im
Ökosystem. Eine wichtige Nahrungsquelle ist für der Nektar von Pflanzen
wie Bananen. Wenn sie mit ihrer Zunge den Nektar schlecken, wird ihr
Kopf durch die flexiblen Staubblätter der Bananenblüten mit Pollen
eingepudert. Im Laufe einer Nacht besucht ein Tier viele verschiedene
Blüten und verteilt so die Pollenmischung.
Aaskäfer (Silphidae spp.)
Diese Käfer führen mit der Zersetzung von Kadavern eine sehr wichtige
Ökosystemfunktion aus. Das Aas finden sie über ihren ausgezeichneten
Geruchssinn. Im Lauf der Evolution konnten sich einige Pflanzen diesen
speziellen Orientierungssinn zunutze machen, in dem sie einen
ähnlichen Geruch verströmen. Die angelockten Käfer finden keinen
nutzbaren Kadaver vor, sondern werden mit Pollen geimpft. Diese haften
an ihnen und werden so weiter getragen. Forscher zeigten diese
Mechanismen für die “Carrion beetles” (Phaeochrous amplus) in Ghana.
Auch der Titanwurz (Amorphophallus titanum), die Pflanze mit der größten, unverzweigten Blüte der Erde, verströmt einen solchen Aasgeruch aus.
Lemuren (Lemuriformes spp.)
Einigen Arten der madagassischen Makis sind ebenfalls Bestäuber.
Belegt wurde dies für den Großen Fettschwanzmaki (Cheirogaleus major),
der bei der Bestäubung von Strongylodon craveniae (Leguminosae) eine
wichtige Rolle spielt. Ihre Blüten zeigen sogar eine spezielle
Anpassungen an diesen Bestäuber. Auch wird für einige Mausmakis
(Microcebus spp.) angenommen, dass sie zur Bestäubung der
madagassischen Affenbrotbaum (Adansonia spp.) notwendig sind.
Kolibri (Trochilidae spp.)
Diese kleinen südamerikanischen Vögel können durch hochfrequentes
Schwingen ihrer Flügel in der Luft still an einer Position verweilen.
Dank dieser Fähigkeit und ihres langgezogenen Schnabels gelangen sie
auch an den Nektar in extrem langen Blütenkelchen. Zu ihrem
Lieblingspflanzen gehören u.a. Arten der südamerikanischer Bromelien,
Leguminosen und Rubiaceen finden. Der Nektar dieser Pflanzen ist von
anderen Tieren kaum zu erreichen. Während der Kolibri mit dieser
Spezialisierung seine Nahrungsressource weitgehend monopolisieren
konnte, hat die Pflanze zwei Vorteile der Symbiose. Zum einen verbreitet
der Vogel den Pollen der Pflanze und zum anderen fressen Kolibris auch
Insekten, die sich in der Blüte ansiedeln wollen.
Hummeln (Bombus spp.)
Hummeln sind große und behäbig wirkende Insekten. Sie gehören zu den
Hautflüglern (Hymenoptera), sind zehn – 23 Millimeter lang und stark
behaart. Diese Behaarung und ihre Größe machen sie zu besonders
erfolgreichen Bestäuber. Hummeln können viele Pollen transportieren und
verteilen diesen weitflächig über die Blüten. Eine spezielle Rolle
nehmen Hummeln beim Bestäuben von Tomatenpflanzen ein. Tomatenblüten
halten ihren Pollen zurück und geben diesen erst durch intensive
Vibration frei. Zumeist wird dieser Vorgang nur von Hummeln durch die
Vibration ihrer Flügelmuskulatur ausgelöst. Aus diesem Grund werden bei
der Tomatenproduktion in Gewächshäusern entweder Hummelvölker oder der
sog. Tomatotackler (ein vibrierender Schwamm zu Handbestäubung von
Tomatenblüten) zur Handbestäubung eingesetzt.
Gnitzen (Cerattopogonidae spp.)
Gnitzen sind ein bis vier Millimeter große Fliegen (Diptera).
Besonders in den Tropen erfüllen diese kleinen und teilweise Blut
saugenden Insekten eine wirtschaftlich bedeutende Rolle. Sie sind die
Hauptbestäuber in Kakaoplantagen. Länder wie die Elfenbeinküste, Peru
oder Indonesien sind als große Kakaoproduzenten stark auf diese Fliegen
angewiesen. Die Larven viele Arten sind stark von der
Umgebungsfeuchtigkeit abhängig und leben z.B. in Feuchtgebieten oder
Rinderdung.
Aber Ohne Bienen soll es ja keine Bestäubung und kein Leben mehr geben....
Wenn die
Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre
zu leben; keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen
mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr….“