Ich hab Neuigkeiten: Ich kann meine Camponotus foreli nun sehr genau beobachten, nämlich mit einer Lupe, die ich mir besorgte. Um einen ähnlichen Röntgenblick zu haben wie bei den Gel-Formicarien, ohne aber ein solches lebensfeindliches Unding anzuschaffen, nahm ich einfach einen blauen Glasteller, zerbrach ihn, damit er in der Arena Platz hat, natürlich schön zurechtgelegt. Wenn das Licht durch die Scherben leuchtet und ich eine Lupe an das Arena-Glas halte, kann ich jede Einzelheit der Camponotus foreli sehen, sogar die Streifen der kleinen Arbeiterinnen, auch jede einzelne Bewegung, was vorher von bloßem Augenschein nicht so deutlich ging. Die blauen Scherben dämpfen das Licht für die Ameisen, es gibt ja eigens blaue Klebefolien, welche dieselbe Funktion haben.
Da die jetzige Arena im Format 20 x 10 x 10 cm nun eigentlich das Nest wird, weil das Formicarium mit dem Format 20 x 10 x 1,8 cm zu eng für die Königin war und ich es deshalb entsorgte, damit ich ja nie wieder ein so enges Formicarium verwende, bestellte ich nun die eigentliche Arena dazu im Format 30 x 20 x 20 cm. Allgemein werde ich bei der Einrichtung pragmatisch vorgehen. Es soll möglichst einfach zu handhaben sein für mich. Ich möchte möglichst viel sehen (sie überhaupt sehen, da sie so klein sind am Anfang). Es muss hygienisch und sauber bleiben, wegen der Sicht und auch zur Lebensqualität der Ameisen, keine unnötigen gefährlichen Keime. Ich hab einen Feuchtigkeitsspender integriert, sonst verzichte ich auf einen feuchten Boden, denn in der Ameisenhaltungsanleitung stand, dass die Ameisen lieber trocken gehalten werden sollen und ein Wasserspender reiche und sogar besser sei. Ich simuliere zusammen mit den blauen Glasscherben eine Kristallgrotte in der Wüste Algeriens. Weiter werde ich darauf achten, worauf meine Ameisen ansprechen. Aber ich weiß nicht, ob Lebendfutter notwendig ist, kommt mir jetzt jedenfalls noch verfrüht vor. So klein, wie die Arbeiterinnen sind, bekommen sie wahrscheinlich einen Herzschlag. Und die Königin ist doch eher phlegmatisch, auch wenn ich sie einmal sehr schnell rennen sah, als sie den Honig roch, aber sich dann doch nicht traute. Sie futtert ja sowieso nicht bei der Koloniegründung, steht zumindest in den Ameisenhaltungsinfos.
Es geht ihnen jedenfalls gut im Reagenzglas, wo sie emsig die Eier ordnen. Unter der Lupe sehe ich die Larven drin schimmern durch den blauen Scherbeneffekt. Mit der Lupe sehe ich, dass sie eigentlich die ganze Zeit aktiv sind, auch wenn scheinbar nichts passiert. So kletterte z. B. die eine Ameise auf den Rücken der Königin, die andere holt hinten die Eier raus, wiederum eine andere küsst bzw. füttert die Königin. Also irgendwie dreht sich wirklich alles um die Königin! Als ich das verschmutzte Reagenzglas vorne etwas putzte (damit ich in der Lupe was sehe), nämlich dort, wo sie ihre Abfallhalde haben, kamen durch die Bewegung die Eier etwas durcheinander, trotz meiner Vorsicht, eines rutschte nach vorne und kam in die Ritze zum Wattebauch. Da zog die eine Ameise wie wild daran, also öffnete ich nochmal die Watte, damit das Ei wieder rausrutscht. Danach wirkte die Arbeiterin richtig empört und suchte noch weiter ab, als müssten da noch mehr sein, aber es war nur dieses eine Ei. Ach ja, das Etikett hab ich auch entfernt vom Reagenzglas, damit ich in der Lupe etwas sehe. Das ging zum Glück, aber nur mit viel Feingefühl, damit es sich vom Reagenzglas löste, ohne die ganze Kompanie durchzuschütteln. Lustig auch, wie die Arbeiterinnen die Eier immer so schön ordnen in Paketen, so 6-er-Packungen. Ich finde diese Tiere einfach total faszinierend und wunderschön!
Was ist eigentlich in der Lösung hinter dem Schwamm genau drin? Wie lange leben sie davon?