Hi Dennie,
erstmal willkommen hier, schön dass Du da bist und Dich für das Thema Ameisen und deren Haltung interessierst.
Und keine Scheu vor langen Fragen, lieber zweimal gefragt als einmal ins Klo gegriffen
Eins vorweg: Ich bin auch nicht der erfahrenste Halter (erst seit letztem Jahr, auch Messor barbarus), dementsprechend kanns sein dass auch Ich den ein oder anderen Fehlgedanken erliege.
Aber Ich fang mal einfach an.
1.) Nach allem was Ich so gelesen hab und gehört hab, sind Messor barbarus da tatsächlich die Ameisen der Wahl, vorausgesetzt, Du hast eine Möglichkeit, sie durch die Diapause zu bekommen. Einige Leute sagen zwar, man könnte diese auch weg lassen, aber sie sollten schon ihre 2-3 Monate bei niedrigeren Temperaturen (man liest was von 10-15 oder schon mal 15-18 Grad, meine sind bei 15° im Keller und es scheint ihnen gut zu gehen.
Auch sind das so mit die günstigsten, passen also auch in dein Schema.
2.) Anfangs kannst Du's wohl verhindern wenn Du's abdeckst, aber letztendlich werden sie dahin ziehen wo sie wollen, wenn sie sich ausbreiten wollen/müssen und ihnen die Erde als günstig erscheint. An sich ist deine Idee auch gar nicht schlecht, vor allem vom optischen Standpunkt, aber mach Dir klar, dass Messor barbarus in die Tausende wachsen kann und Du früher oder später anbauen MUSST. Daher solltest Du schon im Vorhinein ein funktionierendes Konzept zur Erweiterung und/oder Umsiedlung haben. Letzteres kann aber u.U. bei größeren Kolonien auch mit großem Aufwand verbunden sein, denn wenn sie deine Vase erstmall voll erschlossen haben, werden sie nicht so ohne weiteres wieder ausziehen.
Zumal Majore mit ihren starken Mandibeln auch Gips und Y-Tong bearbeiten können und so das Nest auch nach innen erweitern könnten.
Insofern kannst Du nicht 100%ig verhindern, dass sie auch ins Innere ziehn.
3.)Die Erde sollte in jedem Fall frei von Schadstoffen wie Pestiziden, Fungiziden o.ä. sowie frei von Düngemitteln sein. Gute Bodengründe gibts in den geläufigen Ameisenshops, inwiefern diese gut zur Pflanzenzucht sind, kann Ich nicht sagen.
Da Messor barbarus ja aus dem mediterranen Raum stammen, solltest Du vielleicht einen Blick dahingehend werfen, welche Böden und Pflanzen im jeweiligen Herkunftshabitat vorkommen. Die meisten Shops können Dir sagen, woher sie ihre Ameisen beziehen. Meine kommen zum Beispiel aus Andalusien, würde Ich die Arena bepflanzen würde Ich eben entsprechende Pflanzen von dort nutzen.
Zudem solltest Du Staunässe am Boden vermeiden, dementsprechend sollte unter der Erde an eine Drainageschicht gedacht werden.
Überhaupt ist es sinnvoll, sich mit der Herkunft der Ameisen zu befassen, gerade auch was Klima und Wetter angeht, um die optimalen Haltungsparameter zu ermitteln, aber das nur so am Rande
4.) Wenn Dir das Talkum optisch nicht gefällt, denk vielleicht mal über Parafinöl nach. Ist auf Glas quasi unsichtbar und wirkt ganz gut. Vielleicht auch eine Kombo aus beidem, ein breiter Ölstreifen mit einer dünnen Talkumlinie an der oberen Kante, könnte Ich Mir auch gut vorstellen.
Ein Wassergraben ist nur bedingt geeignet, da gerade die Majore recht ungeschickt sind und z.T. sogar in offen Tränken ertrinken. Wenn Du einen Wassergraben ziehst, dann leg kleine Steine oder Kies am unteren Ende der Vase aus, wo sich sich zur Not wieder an Land retten können.
Gegen den Wassergraben spricht meiner Ansicht nach allerdings, dass die Vase nach oben hin konisch verläuft, sprich wenn sie nach außen und dann nach unten krabbeln und dann abrutschen, fallen sie durch den Überhang direkt in die Wasserschale und verenden womöglich, weil sie sich nicht zum Kiesstrand retten können. Messoren sind nämlich, wie schon von Dir richtig erwähnt, nur bedingt gut auf Glas unterwegs. Und gerade der Überhang am oberen Ende der Vase stellt für sie m.E.n. schwieriges Terrain für sie dar.
Also würde Ich eher auf Öl und/oder Talkum gehen.
5.)Mossoren brauchen verschiedene Feuchtigkeitszonen, etwas feuchter für die Brut und das Nest und einen trockenen Bereich für die Kornkammer.
Ich denke durch deine Anlage könnte es dazu kommen, dass es zu feucht wird, um Körner einzulagern. Im schlimmsten Fall keimen die Samen und zerstören das Nest und machen sie als Nahrung unbrauchbar. Durch deine Konstruktion kommst Du dann schwer oder gar nicht mehr da ran und musst im schlimmsten Fall die Anlage komplett tauschen, das wär sehr schade.
Grundlegend sollte durch den Gips genug Feuchtigkeit im Nest vorhanden sein, Ich denke jedoch Du solltest auf Nummer sicher gehen und eine Zusätzliche Bewässerung ermöglichen. Vielleicht kannst Du da auch mit Gaze arbeiten, um auf der anderen Seite auch für eine gute Belüftung des Nestes zu sorgen. Ich könnte Mir da Löcher im Glas vorstellen, die man i.d.R. mit Gazestopfen abdichtet oder auch mit undurchlässigen Stopfen, je nach dem, wie das Klima im Nest ist.
6.) Geht beides. Im RG hält sich das Wasser halt länger, da es nicht an der offenen Luft ist und so weniger Flüssigkeit verdunstet.
Ich biete beides an und beides wird frequentiert, sie scheinen da keine der beiden Quellen zu bevorzugen.
Sooooo, Ich hoffe Ich konnte Dir weiter helfen. Wie gesagt, bin auch noch relativ neu und unerfahren, aber das sind so meine Gedanken dazu. Ich denke die "alten Hasen" hier können auch noch einiges dazu beitragen.
Viel Spaß erstmal und noch eine schöne Woche,
Ralph