Hallelujah,
ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal etwas von mir hören gelassen habe. Dafür kann ich euch nun endlich von Erfolg berichten.
Kurz nach meinem letzten Bericht hatten sich die Larven zu insgesamt 5 Puppen verpuppt. Seit dem war, wie auch zuvor, kaum Außenaktivität zu vermerken. Honigwasser wurde ab und zu angenommen, Proteine gänzlich verschmäht. Die Königin ist weiterhin physogastrisch, zu einer Eiablage kam es allerdings nicht mehr.
Gegen Ende des letzten Monats ging es dann in einen einwöchigen Urlaub und als ich am 27. September aus diesem heimkam, erwartete mich die freudige Überraschung. Die ersten Lasius fuliginosus Arbeiterinnen waren geschlüpft. Leider sind aus den 5 Puppen nur 2 Arbeiterinnen geworden, die restlichen sind aus mir unbekannten Gründen abgestorben. Eventuell gab es Unstimmigkeiten mit den Lasius flavus Pflegerinnen beim Schlupf. Nichtsdestotrotz freue ich mich sehr, dass es so aussieht, als würde der Gründungsversuch erfolgreich verlaufen. Das hätte ich anfangs ehrlich gesagt nicht erwartet.
Die ersten Arbeiterinnen, gut integriert in die Kolonie.
Da das Jahresgeschäft der Kolonie für mich somit beendet ist, habe ich sie vorgestern in ein neues Reagenzglas mit vollem Wassertank - der Alte war fast leer - umgesiedelt und zur Winterruhe im Kühlschrank bei etwa 7 °C untergebracht. Auf eine langsame Gewöhnung an niedrigere Temperaturen musste ich, mangels einer Möglichkeit dazu, verzichten. Ich glaube allerdings nicht, dass es den Tieren sonderlich schadet, solange die Temperatur nicht direkt unter den Gefrierpunkt fällt. Heute habe ich noch einmal nachgesehen ob alles in Ordnung ist und es sieht gut aus, sie sitzen eng beieinander und leben alle noch.
Zusammenfassung und Fazit des ersten Jahres
Nun ist es auch an der Zeit die Entwicklung noch einmal zusammenzufassen und ein erstes Fazit zu meinem Gründungsversuch zu ziehen.
Nach der erfolgreichen Vergesellschaftung der Gyne mit den Arbeiterinnen - durch Kühlung der Parteien und anschließendem Zusammengeben - dauerte es bis zur Eiablage eine Weile. Auch ab dann ging die Entwicklung äußerst langsam und unter nicht gerade kleinen Verlusten in der Anzahl einher. Vom Ei zur Arbeiterin betrug die Entwicklungsdauer etwa 3 1/2 Monate. Aus zwischenzeitlich 20 Eiern wurden letztendlich lediglich 2 Arbeiterinnen. Die Kolonie zeigte insgesamt kaum Außenaktivität und gab sich bei Nahrung sehr wählerisch.
Aktueller Stand der Kolonie: 1 Königin L. fuliginosus
2 Arbeiterinnen L. fuliginosus
1 Larve L. fuliginosus
24 Arbeiterinnen L. flavus
Ich kann jetzt sagen, dass Lasius flavus durchaus als Hilfsameisen zur Gründung von Lasius fuliginosus genutzt werden können. Ob sie sich besser eignen als zum Beispiel Lasius niger, wage ich allerdings zu bezweifeln. Aus verschiedenen Quellen habe ich von Gründungsversuchen mit Lasius niger gehört, bei denen wesentlich mehr Brut aufgezogen wurde als bei mir. Ein anderer Grund für die lange Entwicklungsdauer und geringe Anzahl an Brut könnte aber auch meine Ungeduld sein. Ich habe der Kolonie nicht viel Ruhe gegönnt, eigentlich jeden Tag mindestens einmal hinein gesehen. Das werde ich nächstes Jahr anders machen und mich in Zurückhaltung üben.
Letztendlich hat sich der Gründungsversuch als nicht sonderlich schwierig, allerdings sehr langwierig, herausgestellt. Man muss viel Geduld mitbringen. Der einzige kritische Punkt ist die Vergesellschaftung von Königin und Arbeiterinnen, aber auch das ist ohne großen Aufwand zu schaffen. Zwischendurch kann natürlich mit etwas Pech auch etwas schief gehen, das ist aber bei jeder Gründung oder kleinen Kolonie gegeben.
Im nächsten Jahr plane ich, der Kolonie wie gesagt mehr Ruhe zu gönnen und sie zur Unterstützung mit weiteren Lasius flavus Puppen zu pushen, bis ein stabiler Bestand an Lasius fuliginosus Arbeiterinnen aufgebaut ist. Ich freue mich auf die Haltung dieser interessanten Art und hoffe, dass die Entwicklung weiterhin gut und nächstes Jahr etwas schneller voran geht.
Bis dahin,
Jebetus von Wabern
Wenn es etwas zu diskutieren gibt, worüber ich mich natürlich freuen würde, dann bitte hier.