Hey ice_trey,
danke dir für die überragende Antwort!
Wie auch immer, zurück zu Ameisenthemen und zu deinen Fragen. Ich hoffe, du verzeihst mir lange Beiträge, denn ich bin berüchtigt dafür
Da aber auch andere Einsteiger solche Beiträge mitlesen, die ggf. weniger wissen als du, hole ich im Normalfall etwas weiter aus.
Endlich jemand, der nicht nur auf Meta-Ebene kurze Sätze ohne nachhaltige Informationen rausposaunt und das Phrasenschwein füllt Danke dafür!
"Zimmertemperatur" ist daher auch ein schwammiger Begriff, da das subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Wir müssen bei Ameisen aber harte Werte ansetzen, um sie in einem passenden Temperaturbereich zu halten. Heizt man die Wohnung im Winter also z.B. sowieso immer auf durchgehend 25°C, weil man das eben so mag und sonst friert, dann ist das für die Ameisen, je nach Art, auch oft schon ausreichend. Ist die Zimmertemperatur aber eher bei knapp 20°C, weil man es gar nicht so warm mag, ist das für viele Arten ohne Winterruhe schon eine zu niedrige Temperatur und man muss die Anlage beheizen. Arten ohne Winterruhe kommen schließlich aus warmen Ländern mit sehr milden bis nicht vorhandenen Wintern, entsprechend muss man diese Lebensbedingungen simulieren. Beides ist aber eben "Zimmertemperatur".
Die Tiere würden in meinem Büro sitzen, welches auch im Winter um die 22 ° C halten wird. Da werde ich dann entsprechend eine Heizmatte installieren. Reicht es, das Nest mit dieser Matte zu versehen oder sollte auch die Arena über eine separate Matte verfügen?
Auch an das Futter muss gedacht werden. Die meisten Ameisenarten benötigen Proteinnahrung in Form von Insekten für die Brutentwicklung - im Sommer ist das noch einfach, wenn man Fliegen o.ä. erlegt - da kommt das Futter quasi kostenlos ins Haus. Im Winter hingegen machen die sich rar, man müsste also ggf. auf Futterinsekten aus dem Zoofachhandel ausweichen. Und nebenher noch Heimchen/Grillen/Schaben/Fruchtfliegen o.ä. im Haus zu haben, diese ebenfalls zu versorgen, bedarfsgerecht zu töten etc., löst nicht gerade bei jedem Freudesprünge aus. Oder aber die Kinder finden diese Tiere dann auch toll (wer Regenwürmer sammelt, kann ggf. auch Grillen etwas abgewinnen!) und sind entsetzt, dass das dann Ameisenfutter werden soll. Auch das ist individuell verschieden, können wir nicht für dich beantworten...
Alles klar! Ich werde mich im weiteren Verlauf dieses Posts auf ein, zwei Arten konzentrieren und das dort nochmal aufnehmen.
Da kann ich dann schnell überleiten: Du wirst keine Art finden, die nicht exotisch ist und keine Winterrruhe benötigt. Exotisch sind alle Ameisenarten, die hierzulande nicht natürlich vorkommen. Also auch schon solche, die meinetwegen in Spanien oder Italien heimisch sind, auch wenn man "exotisch" gefühlt eher mit den Tropen verbindet. Aber ich lese heraus, dass es da eher um den Preis ging, was kein Problem sein sollte. Wirklich teuer sind auch nur sehr seltene Arten, die man einem Einsteiger nie anraten würde.
Der Absatz bezog sich tatsächlich eher auf Arten, die ungemein schwer zu bekommen/fangen sind und deswegen auch ein entsprechendes Preisschild tragen.
Manche sind sehr groß (z.B. diverse Camponotus-Arten), diese benötigen aber auch lange, um sich zu entwickeln. Das kann schon öde werden, wenn man mal im ersten Jahr endlich 20 oder 30 Arbeiterinnen erreicht hat... Geduld ist in der Ameisenhaltung zwar leider immer nötig, aber ganz so will man es dann vielleicht doch nicht. Die Faustformel ist: Je größer die Art, desto länger benötigt deren Entwicklung, dafür sind sie beeindruckend anzusehen und leicht zu beobachten. Es macht natürlich schon etwas her, wenn man Ameisen hat, die 2cm lang werden, denn sowas sieht man hierzulande nicht. Aber im Normalfall wird es dann auch wirklich sehr lange dauern, bis man eine größere Kolonie hat und wirklich was los ist.
Das Thema Geduld spielt da definitiv mit. Mir ist bewusst, dass gut Ding Weile haben will, aber es liegt ja nun auch in der Natur des Menschen, dass er Fortschritte und somit Erfolge sehen möchte und diese lieber gestern als in zwei Tagen. Ich denke, dass ich für ein gesundes Mittelmaß bereit bin.
Alles anzeigenTrotzdem würde ich behaupten, dass die Vorteile dieser Gattung überwiegen.
Es gibt eine deutliche Kastendetermination, von Minor- bis Majorarbeiterinnen, mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Die Arbeiterinnen sind also von wenigen Millimetern bis knapp über einem Zentimeter groß. Man kann das auch live miterleben - mit Anwachsen der Kolonie treten auch vermehrt die größeren Tiere auf, was ein tolles Erfolgserlebnis sein kann. Man freut sich immer, wenn nochmal ein noch größeres Tier geschlüpft ist. Die Königinnen sind deutlich zu erkennen und schön groß, man kann sie also immer gut entdecken
Messor benötigen nur Samen und Körner als Futter. Keine Gewissenskonflikte bzgl. Futtertieren, keine Versorgungsschwierigkeiten im Winter (unbehandeltes Vogelfutter, Sonnenblumenkerne, Sesam etc. bekommt man problemlos), die Ameisen suchen aktiv Samen, tragen diese ein, lagern diese, stellen daraus das sogenannte Ameisenbrot her. Proteinfutter in Form von Insekten ist optional, begünstigt das Wachstum
Messor sind nicht gerade als gute Kletterer bekannt, was für unerfahrene Halter von Vorteil ist - selbst bei schlecht angebrachtem oder marodem Ausbruchsschutz schaffen sie es nur schlecht die Scheiben eines Beckens hinauf
Messor stechen nicht, die kleinen Arbeiterinnen beißen auch nicht spürbar, was sie ziemlich ungefährlich macht. Nur bei den größeren Tieren sollte man etwas aufpassen (sie können schließlich auch Samen öffnen)
Kleiner Nachteil: Messor bearbeiten auch die Einrichtung des Beckens sehr gerne. Bei großen Kolonien wird alles herumgetragen, begraben etc. was nicht niet- und nagelfest ist. Da kann man schonmal verzweifeln, wenn man mühevoll eingerichtet hat und die Ameisen nehmen alles auseinander. Sorgt aber für stete "Action"
Das trifft es so ziemlich genau. Ich habe - in meinem naiven Kaufverhalten - auf Amazon ja ein kleines Starterset erworben und die Messor barbarus (welche man bekommen würde, war nicht angegeben) erhalten.
Komischer Weise haben diese anfangs begonnen, einen Tunnel im Nest zu bauen und sind auf einmal komplett in den Schlauch gezogen. Mache ich hier was falsch oder sind die einfach noch an diese enge Röhre vom RG gewöhnt?
Alles anzeigenForceMaster sei Dank, er hat kürzlich schonmal eine kleine Liste erstellt von Messor-Arten, die keine Winterruhe benötigen (wie gesagt, unbedingt auf Herkunft bzw. entsprechende Angabe im jeweiligen Shop/vom Verkäufer achten!):
Messor marocanus
Messor cephalothes
Messor aegyptiacus
Messor orientalis
Messor denticornis
Messor decipiens
Es scheint, als wären die Shops gerade etwas dünn bestückt.
Gefunden habe ich folgende, verfügbare Arten:
a) Messor nondentatus (nicht aus der Liste von ForceMaster): https://www.bestants.de/p/messor-nondentatus
b) Messor orientalis (aus der Liste von ForceMaster): https://myants.de/Europaeische…en/Messor-orientalis.html und
c) Messor aegyptiacus (aus der Liste von ForceMaster): https://www.antsarea.de/p/mess…enigin-5-10-arbeiterinnen
Die Camponotus nicobarensis https://myants.de/Ex/Camponotus-nicobarensis.html sagt mir auch sehr zu.
Sind das Shops, auf die auch du zurückgreifen würdest? Falls nein, wo kaufst du in der Regel ein?
Danke dir für all deinen Input
LG
CJ