Beiträge von ice_trey

    Wie sieht es da mit Camponotus nicobarensis aus?

    Du kannst das 1:1 so übernehmen, Korknest ist wunderbar und Arena reicht für den Start. Du musst allerdings für höhere Temperaturen sorgen. Mittels einer kleinen und sehr schwachen Heizmatte kann man Farmen beheizen (bitte nur einen Teil davon, damit es kühlere Rückzugsräume gibt). Es sollte sich niemals Stauwärme bilden, das ist für Ameisen tödlich. Wenn der Bereich um die Matte sich handwarm anfühlt, außen herum es aber weiterhin kühl bleibt am Glas, ist es gut. Zudem rate ich immer zu Markenware, seit mir vor Jahren ein Billigheimer (waren eigentlich nur 3 Watt) meine Crematogaster scutellaris durch eine Fehlfunktion gegrillt hat. Da gibt man lieber etwas mehr aus, als die Kolonie zu schädigen oder zu verlieren. Man kann Heizmatten natürlich auch nur phasenweise laufen lassen via Zeitschaltuhr o.Ä.

    Hi Surfpirat,


    herzlich Willkommen! :winken:


    Ich halte jetzt 10 Jahre Ameisen und bin fast schon so lang sehr in den Foren aktiv, aber das jemand in der Haltung, von einer Ameise gestochen wurde, hab ich noch nie gelesen.

    Ich wäre jetzt der Meinung das alle Schuppenameisen (Formicinae) und alle Drüsenameisen (Dolichoderinae) (und unter diese fallen verdammt viele Arten) so in dem Sinn keinen Stachel haben, das sie einen Menschen stechen können.

    Ich kann da leider anderes berichten - ein ehemaliger Berliner Moderator dieses Forums, ist lange her, hatte einen anaphylaktischen Schock wegen mehrerer Stiche einer großen Kolonie bei einer Beckenreinigung. War irgendeine eine Knotenameise, aber bin mir nicht mehr sicher, welche Gattung (war irgendwann 2006/2007). Knotenameisen sind generell etwas urtümlicher, daher haben sie oft einen funktionalen Stachel.


    Eigentlich überhaupt nichts Wildes für Gewöhnlich, aber bei einer Allergie ist natürlich eine übersteuernde Reaktion des Körpers möglich. Der Mann wurde zum Glück von seiner Mutter gefunden, da sie seinen Aufschlag auf den Boden gehört hat, denn es war wirklich lebensbedrohlich. Allergie war vorher unbekannt.


    Kreuzallergien können vorkommen, gerade wegen der Verwandtschaft von Ameisen zu Bienen, Wespen und anderen Hautflüglern. Sind aber nicht zwingend und können umgekehrt auch bei Leuten vorkommen, die gegen Bienen/Wespen und Co. überhaupt nicht allergisch sind. Ein gewisses Risiko gibt es also immer. Allerdings kommt man in der Haltung im Normalfall auch wenig bis gar nicht in Kontakt mit den Tieren.


    Eine Faustregel: Je urtümlicher die Ameisenart, desto enger ist sie grob noch mit Biene/Wespen und Co. verwandt. Myrmicinae (Knotenameisen) und Ponerinae (nennt man nicht ohne Grund auch Urameisen) haben noch recht ähnliche Gifte wie die von Wespen und Bienen. Beim Rest sind es diversem komplexe Cocktails. Bei den meisten kommt "Ameisensäure" lustigerweise übrigens überhaupt nicht vor, die gibt´s v.a. bei Formicinae (Schuppenameisen) :winking_face:



    Beim durchstöbern der Shops, könnte ich bisher nicht viel finden.

    Das Angebot im Winter ist meist deutlich reduziert bzw. ist das Angebot saisonal verschoben - je nach Herkunft der Arten können die Schwarmflüge ja auch in unserem Winter sein und umgekehrt. Die Masse kommt aber v.a. aus Europa. Hilft nur Warten, wenn man eine bestimmte Art im Blick hat und sich in der Zeit gründlich informieren. Wir raten immer dazu, sich wenigstens ein paar Monate mit der Materie intensiv zu beschäftigen, bevor man sich an die Haltung wagt. Auch wenn es in den Fingern juckt - die Anschaffung nach kurzem Informieren wird zu Frustration führen. Wir haben das hier regelmäßig, leider, die Probleme sind dann sehr vielfältig.


    Pheidole megacephala bzw. Diese sind aber recht aggressiv und ausbruchsfreudig. Und wenn ich Berichte dazu lese wird da eher abgeraten.

    Davon raten wir ebenfalls ab, schon allein weil diese Art nach gängiger Meinung ein hohes invasives Potential hat und v.a. Einsteiger schnell überfordern kann durch das explosive Wachstum usw.; Gehört mMn auch nicht in erfahrene Hände, erst recht nicht in die von Einsteigern. Ist halt wie immer: verkauft wird alles Mögliche, es gibt bei Ameisen keine Handelsrestriktionen.



    Bei allen möglichen anderen blieb dann Stachel bzw. Ameisensäure übrig.

    Von Gift in direkter Form, stand leider nichts bei .


    Da Ameisen Gifte aber ähnlichkeit mit Wespengift haben und dadurch bei Allergikern problematisch werden, wollte ich vorab mal schauen was geht.


    Werde bei den Schuppen und Drüsen-Ameisen mal durchschauen,was es da gibt.

    Die Injektionen durch Stachel sind ja generell das größere Problem - die Allergene kommen schnell auch in oberen Hautschichten über Kapillaren in den Blutkreislauf. Der Körper übersteuert dann total in seiner Reaktion. Ich habe hingegen noch nie von jemandem gehört, der Probleme mit dem reinen Hautkontakt hatte. Aber: Natürlich können auch Bisse tief gehen und dann wird a ggf. Gift reingespritzt.


    Wenn das irgendwie unheimlich erscheint, also auch der reine Hautkontakt zu Giften, rate ich zu einer Gattung/Art, die im Normalfall auch wenig Ameisensäure einsetzt. Messor ist z.B. bekannt dafür, dass dies der Fall wäre - die beißen eher, die Mengen an abgesondertem Gift sind vergleichsweise sehr gering. Viele Camponotini oder auch Formicini hingegen nutzen reichlich Ameisensäure, obwohl sie einen stark reduzierten Stachel haben. Die verspritzen das dann halt, weil die Giftdrüse durchaus groß ist. Man kennt das ja - beispielhaft - von Waldameisen. Diese können eine große Menge Ameisensäure 1-2 m weit verspritzen.


    Allerdings muss man im Hinterkopf behalten, dass prinzipiell alle Ameisen eine mehr oder weniger entwickelte Giftdrüse aufweisen.



    Spricht was gegen Blattschneiderameisen?

    Außer dem größeren Aufwand in der Haltung.

    Würde ich, außer man sehr viel Vorerfahrung in der Terraristik, schon bzgl. der Haltungsanforderungen nicht anraten. Die Klimakontrolle ist unheimlich wichtig, Kondenswasservermeidung (bei ca. 95-99% Luftfeuchtigkeit im Pilzbecken!), weil sonst der Pilz Schaden nimmt, dazu muss es dort stringent 25-28°C haben. Der Platzbedarf wird unterschätzt, denn die 3 Becken (Pilz, Futter, Müll) anfangs sind das Minimum. Die Ameisen sind sehr lauffreudig und schätzen es, wenn man lange Laufwege anbietet. Der Ausbruchsschutz wird gerade bei älteren Kolonien unheimlich schnell abgetragen, da können die Shops behaupten was sie wollen bzgl. Talkum und Co. - viele Ameisenfüße bröseln das halt auch schnell ab; Was im Endeffekt dann auch die Beckenreinigung und Fütterung erschwert - gerade wenn man eben nicht in Kontakt mit den Tieren kommen will. Große Blattschneider können durch Leder schneiden, kleine immer noch sehr fies kleine blutende Wunden zufügen.



    Generell finde ich den Wunsch nach "keiner Winterruhe" nur im Ansatz nachvollziehbar - denn diese Zeit gibt einem wunderbare Möglichkeiten, Becken und Nester neu aufzubauen. Gerade wenn sie nicht so funktionieren, wie gewünscht. Ergo gerade auch, wenn man Einsteiger ist, denn wir hatten ALLE unsere Problemchen in der Haltung. Reinigung der Becken usw. ist auch alles ohne Ameisenkontakt möglich in der WR. Und mit südeuropäischen Arten hat man auch nur ca. 3 Monate "Abstinenz". Nach der anfänglichen Euphorie (alles neu, alles spannend, muss jede freie Minute bei den Ameisen sein!) wird man die Ameisen nach ein paar Monaten nicht so schmerzlich vermissen, dass man das nicht aushält :winking_face:



    Wie auch immer: Mein Rat wäre eine Messor, nach Gründung meist robust, reduzierte oder gar keine Winterruhe, wenig Ameisengift, Sammelaktivität, gutes Koloniewachstum.




    Discord btw hier: https://discord.gg/skxmeKnC oder direkt über die Plattform nutzbar (siehe Headermenü).

    Jupp, eindeutig Larven, sieht man schon an der Form. Eier sind komplett glatt und oval, hier sieht man bei allen gezeigten "Eiern" aber geriffelte Strukturen und die typische "madige" Form. Sie machen also so einen kleinen "Knick", dort wo der Kopf anfängt, wirken daher ein bisschen wie leicht eingerollt. Eier hingegen sehen halt aus wie Eier vieler anderer Tiere auch, nur in weich. Sie sind noch etwas kleiner als die Larven die du da siehst - rund/oval, glatt, gleichmäßige Form.


    Und die Larven sind auch sichtbar noch entwässert (dient im Winter als Frostschutz), sonst sähen sie fleischiger und dicker aus. Bitte die Winterruhe unbedingt weiterführen - bei unter 10°C, bis die Tiere von selbst diese beenden, was vermutlich gegen Ende März sein wird. Die eigenständige Beendigung der WR erkennt man dann eben daran, dass die Larven dann wieder sichtlich dicker werden, zudem werden ggf. schon ein paar Eier abgelegt. Es ist nicht schlimm, dass sie jetzt ein paar Tage warm standen, denn das kommt in der Natur schließlich auch vor.


    Wenn du die WR allerdings nicht machst, drohen Schädigungen der Kolonie wie reduziertes Brutwachstum, geringere Eiablage und höhere Arbeiterinnensterblichkeit. Zudem die bereits genannten Rhythmusstörungen, die dauerhaft schädigend wirken.


    Hier sieht man exemplarisch die Unterschiede der Brutstadien, wobei die "junge Larve" nicht entwässert ist, sonst wäre sie ein gutes Stück dünner und sähe quasi ein bisschen wie ausgetrocknet aus: https://www.ameisenhaltung.de/entwicklung/


    Das ist natürlich nur exemplarisch, weil Ameisenbrut je nach Art etwas anders aussieht.



    Ergo: Gut, dass du dich gemeldet hast und um allgemeinen Rat gebeten hast :smiling_face:

    Bestenfalls mal ein Foto machen :smiling_face:


    Danke für den Hinweis, fink2. Das wäre natürlich wichtig abzuklären. Die Larven in der WR sind nämlich oft stark zusammengezogen, da entwässert. Sehen also weitaus weniger "larvig"/madig aus wie man es sonst im Sommer kennt. Wenn es Larven sind und keine Eier, müsste man die WR zwingend weiterführen.

    Ein Rat meinerseits: Das Reagenzglas würde ich noch mit Alufolie oder roter Folie umwickeln. Auf dem Foto sieht es so aus, als läge es einfach in der Arena und würde nur durch die Klopapierrolle von Licht abgeschirmt. Das geht in jedem Fall besser - je weniger Licht, desto besser.


    Man kann das RG auch direkt an die Farm anschließen, z.B. über einen Schlauch, um es für die Ameisen noch ein bisschen präsenter zu machen.



    Also so ganz verstehe ich nicht, wieso du dein Korknest mit einer Sand-Lehm-Mischung befüllt hast.

    Wenn es ein Holznest sein soll, dann würde ich das Nest mit Holzspähne oder zerbröseltem Kork befüllen.

    Naja, es ist aber jetzt auch nicht wild. Letztendlich werden die Tiere das Material auf Kurz oder lang ohnehin entfernen. Aber ja, klar - Korkschrot o.ä. würde besser ins Habitat passen. Sei es drum.


    Laut Angabe des Verkäufers, waren Sie bereits in Winterruhe. Sie sind zumindest relativ aktiv und die Königin hat bereits Eier, was hoffentlich für eine Beendigung der Winterruhe spricht.

    Jupp, wenn die Königin Eier ablegt, hat die Kolonie die WR selbsttätig beendet. Du kannst sie also gar nicht wieder in die WR schicken, selbst wenn du wolltest. Denn Camponotus herculeanus hat einen endogenen Rhythmus, entscheidet das also vollkommen temperaturunabhängig. Das Problem dabei ist nur, dass die WR schon jetzt im Januar viel zu früh beendet wurde - die sollte eigentlich bis Minimum März gehen.


    Das spricht für eine bereits vorliegende Störung des natürlichen Rhythmus. Es kann sein, dass sich das dieses Jahr darin äußern wird, dass die Kolonie das Sommergeschäft dafür schon sehr früh beenden wird, ggf. schon im August, also mitten im Hochsommer. Gesund ist das auf Dauer nicht. Das kommt bei den einheimischen Camponotus leider gar nicht so selten vor, die Kolonien werden dadurch ggf. auch geschädigt.


    Aber ich will den Teufel nicht an die Wand malen, wir werden sehen. In jedem Fall viel Erfolg und Glück mit der Kolonie. Wir stehen gern mit Rat und Tat zur Seite :smiling_face:

    Im Zweifelsfall schadet ein winzigen Tröpfchen Honig nicht. Allerdings nur so viel, wie gleich aufgenommen werden kann (Rest ggf. entfernen). Honig verflüssigt sich in Reagenzgläsern schnell und wird dann als Pfütze zur klebrigen Todesfalle.

    Zum Glück nur ein alter Kugelschreiber 😄

    Ja, kenne die, aber im ersten Moment denkt man "Hoppla" :fearful_face::thinking_face::winking_face:


    Zum Glück nur ein alter Kugelschreiber 😄

    Wie oft sollte ich nach den Ameisen schauen? Will die nicht zu oft stören. Brauchen die trotz der Winterpause Nahrung oder Proteine? Oder fressen die in der Zeit nichts? Bei den Messor barbarus sind noch ein paar Samen drin.

    Bei Messor barbarus musst du im Prinzip gar nicht füttern - wenn sie Körner und Samen haben, dann passt das. Ich selbst kontrolliere ca. einmal alle 2 Wochen. Es ist aber kein Problem, das öfter zu machen, wenn man nur kurz guckt. Gerade auch da Samen/Körner schimmeln können, sollte man das im Auge behalten. Und die Ameisen reagieren auch wegen der Winterruhe nicht so stark auf Erschütterungen und Licht, wie im Sommer.


    Andere Kolonien (die sich nicht von Körnern ernähren) füttere ich so 2-3x pro Winterruhe. Da die Aktivität sehr gering ist, verbrauchen sie auch so gut wie nichts. Man kann das ja ganz gut an deren Gaster erkennen - ist sie noch recht prall, ist der Sozialmagen/Kropf gut gefüllt und Fütterung unnötig. Wenn sie eher "dünn" aussehen, dann füttere ich. Der Verbrauch ist aber, wie gesagt. äußerst gering in der WR.

    Naja gut, ein bisschen relativieren muss man das schon. Auch bei den innerhalb Deutschlands vorkommenden Arten gibt es deutliche Unterschiede in der Robustheit gegen Frost. Selbstredend haben sich meinetwegen diverse Temnothorax / Leptothorax oder auch arboricole Arten stark an Frost gewöhnt und die meisten solcher Kolonien kann man wohl auch bei Minusgraden durchbringen. Mit einer Eichel, einem Ast o.Ä. als Nest, also sehr oberflächennah lebend und dabei auch von Frost stark beeinträchtigt, mussten sie sich natürlich auch anpassen.


    Gleichzeitig hatten wir hier aber auch genug Fälle von als robusten Arten wie Lasius niger die bei Überwinterung auf Balkon oder in Gartenhütte gefrostet wurden und das - jedenfalls nach Angabe der Halter - binnen kurzer Zeit. Letztendlich muss man halt immer sehen, dass unsere Nester nicht funktionieren, wie die in der Natur - inklusive Isolationsfähigkeiten, Temperaturpuffer/-zonen etc.


    Letztendlich ist das der Natur sowieso ziemlich egal, wenn eine Kolonie abstirbt. Die freiwerdende Nische wird dann halt bald wieder besetzt - dem Halter ist der Verlust der Kolonie aber hoffentlich nicht gleichgültig.


    Bei einer subtropischen Art wie Messor barbarus ist diese Angepasstheit an Frost aber sicher nicht in der Form gegeben, wieso auch?


    Aber - und ich hoffe ich missverstehe da deinen Post nicht - bin ich ja ebenfalls der Meinung, dass diese Temperaturangaben nicht sklavisch eingehalten werden müssen. Inklusive kurzer Phasen von Aktivität im Winter wegen "zu hoher" (lt. typischer Angaben im Netz) Temperaturen, denn auch das kommt in der Natur vor. Andersherum sind auch niedrigere Temperaturen im Normalfall kein Problem - habe es ja schon öfter geschrieben, meine Messor haben 4°C über mehrere Wochen ohne Verluste weggesteckt und werden das auch dieses Jahr hoffentlich genauso schaffen.


    Ich orientiere mich da grob nach den Außentemperaturen - so füttere ich die Kolonien auch gern in Warmphasen im Winter mit Kohlenhydraten, wenn ich feststelle, dass im Treppenhaus die 10°C schon deutlich überschritten werden und etwas Leben in die Ameisen kommt.

    Das tut mir Leid.


    Aber ich kann es mir nur über einen bis dato unerkannten Haltungsfehler erklären, oder Krankheit/Parasiten. Das regelmäßige Absterben der Arbeiterinnen vorab in Kombi mit dem Tod der Gyne jetzt ist schon ungewöhnlich. Dass eine an sich gesunde Kolonie plötzlich eine Gyne verliert kommt zwar auch vor, wäre aber ein anderer Fall, als er hier vorliegt. Zwar hatten wir ja gesagt, dass es normal ist, dass Arbeiterinnen sterben - jetzt über die Zeit ist die Masse dann aber doch sehr hoch geworden.


    Vielleicht hast du es schon erwähnt, aber mit was wurde der Ytong eingefärbt?

    Zitat von Moomasa

    Wo ist den der beste Platz im Kühlschrank? Das oberste Fach, Tür und Gemüse Fach sind ja die wärmsten. Habe jetzt ein Thermometer im Kühlschrank, um zu sehen, wo es die höheren Temperaturen hat. Bis dahin, werde ich sie wohl in der Garage halten bei ca 14-16 grad. Habe ein kleinen Untergrund gebaut, so das die geöffnete Seite des Reagenzglases höher ist als des Wassers. Natürlich ist es mit Watte verschlossen! Sonst gibt es Ärger mit der Frau 🫣

    Das kann man nicht pauschal sagen, ist nach Gerätetyp unterschiedlich. Viele moderne Kühlschränke haben verschiedene "Klimazonen", wie du schon selbst gesagt hast. Mittels Thermometer einfach ausprobieren. Die Tür ist allerdings nicht geeignet (wird zu oft geöffnet/erschüttert).


    Der restliche Plan klingt doch gut. Würde die Kolonie dann bis Ende April kühl halten. Ist zwar eine späte und kurze Winterruhe, aber besser als nichts.



    Gerne darf man mich auch korrigieren, sollte mein Satz kein Sinn ergeben 😄

    Alles wunderbar :smiling_face:

    Dann stellt sich jetzt nur noch die spannende Frage nach der passenden Art.

    Ich halte mich da im Normalfall etwas zurück mit Ratschlägen, die Fülle der Arten ist auch zu groß, die Anforderungen der Halter sehr individuell. Dazu kommen dann Themen wie Verfügbarkeiten (was bringt der beste Rat, wenn man die Art nirgendwo erhalten kann?). Und auch bei dir gibt´s jetzt keine so eindeutigen Anforderungen an die Lebensweise, eher an die Koloniegröße.


    Es gibt schon viele Arten, die relativ klein bleiben. Und gerade große Arten haben lange Entwicklungszeiten - wenn z.B. angegeben ist, Camponotus sylvaticus wird mehrere tausend Arbeiterinnen stark, dann dauert das schon einige Jahre, wenn man es überhaupt jemals bis dahin schafft.


    Letztendlich kann man sich auch mal beraten lassen in den Shops - die kennen ihr Sortiment ja.


    Leider kenne ich keine Datenbank der Ameisenart mit Möglichkeit einer Filterung nach bestimmten Kriterien. Kenne da nur den Antstore mit gewissen Kriterienfiltern.

    Ich fürchte auch, dass es das in der Form nicht gibt. Es bleibt da nichts übrig, als sich Infos zusammen zu sammeln. Das Problem ist natürlich, dass es um die 14.000 bekannte Ameisenarten gibt. Davon gibt es schon Listen, aber die sind nicht für die Haltung gedacht, sondern zur Katalogisierung. Ergo findet man da kaum haltungsrelevante Infos.


    Mehrere Hundert Arten werden vertrieben. Das teilt sich noch weiter auf je nach Händler und dessen Angebot. Die Infos zur Haltung gehen dann auch innerhalb einer Art teils auch gehörig auseinander. Das liegt schon an den teils sehr großen Verbreitungsgebieten und damit Klimazonen (unterschiedliche Herkunft je nach Händler). Dann noch die verschiedenen Erfahrungen...


    Letztendlich wird es auch nicht besser, da es wirklich viele Händler gibt, die so gut wie gar keine Infos liefern, geschweige denn eine Herkunft nennen. Das macht es dann gerade bei solchen Arten wie bei dir genannt noch ärgerlich: Camponotus vagus z.B. wird im Normalfall nicht aus Deutschland bezogen, sondern hat andere Herkunftsländer. Das hat neben dem Naturschutzaspekt auch praktikable Gründe: Shops beziehen im Normalfall größere Mengen von ihren Lieferanten, denen bringt es nichts wenn du 2 Königinnen irgendwo in Deutschland gefunden hast, sondern die wollen schon ein paar dutzend vom selben Lieferanten. Aber die Shops geben die Herkunft oft nur grob oder sogar gar nicht an (und selbst wenn, wer garantiert die Richtigkeit der Angaben?).



    Das Lexikon hier ist natürlich auch top und für mich eine wichtige Anlaufstelle, allerdings kann ich keine Abfrage machen z.B. zeig mir nur monogyne Arten an etc.

    Zur Camponotus sylvaticus konnte ich im Lexikon leider nichts finden.

    Ja. leider ist die Suche der Plattform nicht so ganz schlau bzgl. des Lexikons. Liegt ggf. daran, dass das ein Drittanbieter-Plugin ist. Leider können wir das nicht beeinflussen... :frowning_face:


    Natürlich ist das Lexikon an sich auch alles andere als vollständig. Jeder User ist herzlich dazu eingeladen, fehlende Einträge zu ergänzen, da wir vom Team nicht alles alleine leisten können :smiling_face:

    Ihr Nest ist ein Reagenzglas. Ist auch mit frischem Wasser und Watte ausgestattet. Um das Glas herum, ist Alufolie. Es macht ihnen also nichts aus, sie von ca 18 grad in den ca 10 grad kalten Kühlschrank zu legen?

    Vielleicht findest du einen Ort, der noch etwas kühler ist als die 18°C (Raum an der Nordseite, Speisekammer, Keller, Treppenhaus...) und lässt sie ca. eine Woche erstmal bei ca. 15°C akklimatisieren. Dann ab in den Kühlschrank (oder man lässt sie an dem Ort, viele Kellerräume haben unter 15°C).


    Zur Not geht das auch direkt, keine Sorge, Messor barbarus sind robust. Bitte beachten, dass Kühlschränke an der Rückwand oft besonders kalt werden und teils sogar Frost bilden! Das kann die Ameisen schädigen. Besser einen Ort etwas weiter vorn wählen. Auch in der Winterruhe das RG regelmäßig kontrollieren - durch Temperaturschwankungen kann sich der Wattestopfen beim Wassertank bewegen und Wasser ins RG drücken (Gefahr, dass die Ameisen ertrinken).


    Ich entschuldige mich für meine Rechtschreibung und oder falsche Wortwahl. Deutsch ist nicht meine Muttersprache

    Merkt man tatsächlich nicht - da könnte sich manch ein Muttersprachler eine Scheibe abschneiden :winking_face:


    Danke für die ganze Hilfe 🙏

    Sehr gern, dafür sind wir ja da.

    Puh, ja, so eine Halbierung ist schon hart, aber so richtig schlau werden wir auf die Ferne ja nicht. Ich wünsche dann für die neue Saison das Beste. Würde sie stark mit Proteinfutter versorgen, das sollte das Brutwachstum gut ankurbeln.

    Habe die Messor barbarus von jemanden übernommen, die Person hatte keine Zeit mehr ,sich um die Tierchen zu kümmern. Mir wurde nur erzählt, dass ich eine konstante Temperatur halten sollte. Kann ich sie jetzt noch in die Winterpause schicken?

    Schau mal, hier gibt´s eine Erläuterung, wie das funktioniert, inkl. Video: https://www.ameisenhaltung.de/haltung/ueberwinterung/


    Das Problem ist: Lässt du die Tiere gar nicht oder zu warm überwintern, können sie sich nicht vom "Sommergeschäft" regenerieren. Ameisen sind aber seit Jahrmillionen an ihre jeweiligen Lebensräume angepasst. Lässt man das außer Acht, kann im Folgejahr ein erhöhtes Arbeiterinnensterben, sowie mangelhaftes Brutwachstum die Folge sein.


    Meiner Erfahrung nach sind 15°C bei Messor barbarus das absolute Maximum, da gehen sie schon so langsam wieder fouragieren. Ich lasse meine bei gegen 10°C überwintern, teils sogar deutlich niedriger. Geht problemlos.




    Natürlich stehen wir dir gern auch bei allen anderen Problemen und Fragen mit Rat und Tat zur Seite.

    Hi Moomasa,


    herzlich Willkommen bei uns! :smiling_face:


    Eine Gegenfrage vorab: Warum befinden sich die Messor barbarus nicht in Winterruhe?



    Beobachte sie schon seit 2 Wochen und habe festgestellt, das sie gerne Butterkekse essen!

    Für den menschlichen Verzehr verarbeitete Nahrung ist für Ameisen nicht geeignet. Das gilt sowohl für Backwaren, als auch Wurst etc.pp.

    Die Wirkung gewisser Inhaltsstoffe (bei Keksen fallen mir gleich mal Backtriebmittel und Emulgatoren ein) können wir nicht abschätzen und diese können auf Ameisen schädlich wirken. Einfache Merkhilfe: Ameisen fressen auch Ameisengift, schmeckt ihnen ganz toll... :winking_face:


    Honig/Zucker Wasser wird ignoriert!

    Das ist bei Messor barbarus nicht weiter verwunderlich. Da sie ihre Kohlenhydrate, sowie auch Proteine und Fette weitestgehend aus den Samen und Körnern beziehen, ist Honig und Zuckerwasser für diese Art in den allermeisten Fällen weder attraktiv, noch nötig. Als auf das Körnersammeln spezialisierte Art fällt Messor barbarus da ein wenig aus dem klassischen Raster.



    Proteine nehmen sie durch Fruchtfliegen an.

    Das kann man hingegen natürlich machen. Zusätzliche Insektennahrung fördert das Brutwachstum.



    Jetzt beobachte ich aber auch, das ein paar Arbeiter sich an das Moos zu schaffen machen?! Sie zerteilen die Pflanze und tragen immer mal wieder Stücke ihn ihr Nest (RG). Fressen die das Moos? Oder machen die damit nur ihr Nest schön?

    Sie fressen es ganz sicher nicht. Und um Schönheit kümmern sich die Ameisen sicher nicht, die haben keinen Sinn für Ästhetik und brauchen auch keine hübsche Nest-Deko :winking_face:


    Um was für ein Nest handelt es sich?


    Denkbar ist aber, z.B., dass sie das Moos nutzen, um viel zu große Kammern damit auszufüllen. Reagenzgläser, sowie die Kammern von gekauften Nestern sind oft für die Ameisen vollkommen überdimensioniert. Für ein besseres Sicherheitsgefühl werden diese dann mittels Sand, Steinen, Dreck, Pflanzenteilen etc. verkleinert. So ergeben sich kleinere Räume, die für die Ameisen sinnvoller und auch besser zu verteidigen sind.

    Hi Konstantin,


    herzlich Willkommen, schön, dass du hergefunden hast :smiling_face:



    Allein, dass du dir schon solche Gedanken machst, finde ich bewundernswert. Du hast keine Ahnung, wie viele Fälle von "Ich hab mir Ameisen gekauft, wie mache ich jetzt XYZ?" wir und andere Plattformen zu sehen bekommen. Wirklich toll!


    Ich versuche mal, dir ein bisschen Input zu geben. Hier kommt einer meiner legendär gefürchteten Textblöcke (aber du hast auch verdammt viele Fragen :winking_face: )



    1. Pflege:


    a. Wie pflegeintensiv sind Ameisenkolonien?

    Wie du selbst schon gemerkt hast, ist dieser Punkt äußerst abhängig davon, welche Ameisenart man sich zulegt. Denn jede Art hat mehr oder weniger spezifische Anforderungen. Es gibt sowohl einheimische, als auch exotische Arten, die als äußerst pflegeleicht gelten. Genauso gibt es bei beiden Arten, die man doch ziemlich genau überwachen muss (ist bei den Exoten eher gegeben, da wir hier auch noch Klimabedingungen simulieren müssen, also nicht nur das klassische "Zimmertemperatur", "Luftfeuchtigkeit egal")



    b. Wie lange können diese unbeaufsichtigt bleiben?

    Auch das ist artabhängig, Frage a und b gehen ineinander über. Letztendlich gibt es aber Arten, die man getrost mehrere Tage, ggf. sogar mehrere Wochen unbeaufsichtigt lassen kann. Gerade solche Arten wie Messor barbarus kann man um das zu verdeutlichen beispielhaft heranziehen: Sie kommen gut ohne jede Klimasteuerung zurecht (Zimmertemperatur, variable Luftfeuchtigkeit), lagern große Mengen an Futter selbsttätig ein und dies gerade eben für Zeiten, in denen vielleicht nicht so viel Futter zu sammeln ist. Steht eine Wasserquelle zur Verfügung, kannst du solche Arten - rein theoretisch, nicht zu empfehlen - sogar monatelang einfach vor sich hin leben lassen.


    Natürlich steigt mit der Dauer der Abwesenheit des Halters auch das Risiko, dass Ereignisse eintreten, um die man sich kümmern sollte. Das kann ganz profan das Versiegen der angebotenen Wasserquelle sein, bis hin zu Problemen wie (auf das Beispiel Messor bezogen) wegen wirklich sehr hoher Luftfeuchtigkeit keimender Saat (wird dadurch unbrauchbar für die Ameisen), Milbenbefall o.ä.


    Aber mal zu realistischen Szenarien: Ja, es ist problemlos möglich, auch mal 2-3 Wochen in den Urlaub zu fahren, ohne Babysitter, wenn man sich nicht gerade Arten holt, die "ständige" Aufmerksamkeit erfordern.



    c. Ist es überhaupt möglich als Berufstätiger die Ameisen solange unbeaufsichtigt zu lassen?

    Selbstverständlich, siehe Punkt b. Ich kann dir als Selbstständiger versichern, dass das auch mit Reisen, ungeplanter Abwesenheit etc. alles problemlos funktioniert, solange man für die richtigen Bedingungen gesorgt hat - also die Grundbedürfnisse der Ameisen gedeckt sind.



    d. Mit wie viel Arbeitsstunden pro Woche muss man rechnen? (zum Vergleich für 10 Bienenvölker benötige ich im Sommer 4-8 Stunden am Wochenende)

    Ich würde es bei einem Hobby ohne jedes Endprodukt nicht Arbeitsstunden nennen :grinning_face_with_smiling_eyes:

    Letztendlich ist das je nach Halter sehr unterschiedlich. Es gibt ja Halter, die einen regelrechten Sammelwahn entwickeln - je mehr Kolonien, desto besser. Nicht gesund, führt gleichzeitig auch zu einem hohen Einsatz an Arbeit. Das ist Punkt 1, also wie viele Kolonien will man eigentlich betreuen?


    Ich habe momentan an die 15 Kolonien bei mir, die meisten davon sind ca. 2 Jahre alt und leben noch in ihrem Reagenzglas in einer Miniarena. Alle paar Tage wird gefüttert, das dauert für alle insgesamt so 15 Minuten. Min. 1x im Jahr bekommen die von mir aufgrund von Verschmutzungen (v.a. des Wassertanks) oder weil der Wasservorrat zu Neige geht ein neues Nest-RG spendiert. Das dauert bei 15 Kolonien so ca. 1,5 Std. Das Futter kommt zu mir nach Hause, denn jegliche Fliege, Mücke, Raupe (am Kaninchenfutter meiner Frau) etc. ist potentiell verwertbar. Ansonsten wird halt was bestellt. Ab und an muss natürlich auch mal die Arena gereinigt werden, Futterreste raus usw. - lange Rede, kurzer Sinn, wir reden hier von wenigen Stunden im Monat. Der Rest ist etwaige Beobachtungszeit, denn darum geht es in der Ameisenhaltung ja u.a. - ihnen bei ihrem Treiben zuzugucken.


    Wenn man nun aber meinetwegen Blattschneiderameisen hat, müsste man allerdings dann doch etwas mehr Arbeit reinstecken. Kontrolle der Klimaparameter (kann man teils auch automatisieren), ständiges Heranschaffen von ausreichend Blättern, Entfernung des Mülls aus dem/den Müllbecken...


    Natürlich kommt auch sowas wie das Einrichten des Formicariums dazu. Und auch hier ist es einfach unterschiedlich: Hab ich ein karges Wüstenbecken (bei passender Art natürlich), oder will ich ein aufwendigen Tropenformicarium mit Bepflanzung und automatischer Bewässerung? Es ist wie immer in der Terraristik - man kann da wirklich sehr sehr viel Zeit rein stecken. Aber ein Muss ist es nur bei entsprechenden Arten.



    e. Wie arbeitsintensiv ist die Reinigung?

    Wieder je nach Kolonie und Art. Je größer die Kolonie, desto öfter sollte man Futterreste entfernen. Je nach Art kann Müll säuberlichst an bestimmten Plätzen liegen und einfach abgetragen werden, andere sind richtige Schweine und vermüllen ihre Umgebung. Das Becken selbst (also inkl. Scheiben etc.) reinige ich 1x im Jahr in der Winterruhe, wenn die Ameisen ohnehin nicht darin sind.



    f. Wie sehr werden die Scheiben der Arena bzw. Farm verschmutz? Wie gut lässt sich das reinigen oder hat man mit der Zeit einfach undurchsichtige, milchige Scheiben?

    Bei den Scheiben der Arena tritt eigentlich kaum Verschmutzung auf. Verschmutzungen können aber natürlich über die Zeit intensiver werden - die Ameisen laufen an den Scheiben entlang und hinterlassen winzige Reste von Dreck. Bei sehr großen Kolonien kann sich das summieren, aber auch nicht gerade gravierend. Da rede ich wirklich von Minimalverschmutzungen. Kondenswasserbildung kann zu Wasserflecken führen und ist gerade bei Tropenbecken nicht selten. Pfuschen beim Ausbruchsschutz (z.B. zu viel Öl, dass dann die Scheiben herabrinnt) kann selbstredend zu starken und hartnäckigen Verschmutzungen führen.


    Farmen bieten generell gerade bei kleinen Kolonien kaum Nesteinblick. Das liegt in dem Fall daran, dass die Gänge nur selten wirklich direkt an der Scheibe entlangführen. Erst mit steigender Koloniegröße bekommt man mehr und mehr Gänge und Kammern zu sehen. Für Einsteiger empfehlen wir daher lieber andere Nestformen wie Ytong- oder Gipsnester. Dort ist ein Einblick wesentlich besser gewährleistet und das Handling ist insgesamt auch einfacher. Nur muss man da halt auf natürliche Grabeaktivitäten mehr oder weniger verzichten (man kann Kammern etwas mit Substrat auffüllen).


    Milchige Scheiben: Glas und Acrylglas altert. Natürlich wird ein 15 Jahre altes Becken Kratzer, Flecken usw. aufweisen, die die Sicht eintrüben. Acrylglas kann man mit falschen Reinigungsmitteln (z.B. Säuren) schnell beschädigen. Aber bei pfleglicher Behandlung kannst du sicher von einer Nutzungsdauer von min. 5 Jahren bei Acryl ausgehen, bei Glas wesentlich länger. Deine Fensterscheiben zuhause werden ja auch nicht milchig :winking_face:



    g. Besteht durch Ameisen eine Geruchsbelastung im Raum? Fallen Ameisen also geruchstechnisch auf, wenn man im Raum steht?

    Seltenst. Es gibt Arten, die einen penetranten Geruch absondern können, z.B. Lasius fuliginosus. Eine Geruchsbelastung ergibt sich wenn überhaupt ehr aus dem Becken, weniger von den Ameisen. Gammelnde Futterreste können müffeln, im Fall einiger Futtermittel - wie z.B. Fleischmaden - auch wirklich erbärmlich stinken, nach gammligen Fleisch eben. Niemand zwingt dich dazu, sowas zu verfüttern, die wenigsten Futterinsekten stinken, wenn man sie a) korrekt hält oder b) als bereits tote "Ware" (z.B. TK) verfüttert :winking_face:


    Auch Beckeneinrichtung kann natürlich riechen. Ein Waldbecken wird immer einen gewissen waldig-erdigen Geruch aufweisen - ob man das eklig findet oder wohlduftend liegt wohl in der Nase des Riechers. Zerfallsprodukte können natürlich auch entsprechende Gerüche absondern, entsprechend auch Futterreste oder Teile der Beckeneinrichtung (moderndes Holz meinetwegen).


    Letztendlich wirst du bei einem ordentlich gehaltenen Becken bei den meisten Ameisenarten keine Gerüche mitbekommen.#




    2. Ausbruchsschutz:


    a. Ist ein korrekte angebrachter Ausbruchsschutz 100% wirksam?

    Es gibt leider keine 100% Wirksamkeit von irgendetwas. Aber: Ein korrekt angebrachter Schutz wird je nach Koloniegröße und Art, Beckenklima und verwendeter Sicherung mehr oder weniger lange halten und dabei einem maximalen Schutz bieten. Allerdings lauern hier eben auch ein paar Fallstricke: Ölsperren werden in zu feuchter Luft durchlässig (Tröpfchenbildung), Talkum kann man auch viel zu dünn anbringen (trägt sich schnell ab), PTFE ist schwierig beim Anbringen, dafür unheimlich haltbar, ...... und ohne Kontrolle und Wartung geht natürlich nichts. Kann sein, dass eine Sperre eine ganze Saison hält, kann genauso gut sein, dass man sie 1x im Monat erneuern muss.


    Ich empfehle dringend immer einen doppelten Schutz: Klassische Sperren (wie die genannten), sowie einen dicht schließenden Deckel. Dicht schließend heißt dabei nicht, dass da keine Lüftungsgitter (müssen sehr fein sein) dran sein dürfen, sondern dass die Auflageflächen mit der Oberkante des Beckens dicht abschließen. Bei den in Ameisenshops erwerblichen Arenen ist dies zumeist der Fall - die Deckel sind extra dafür gemacht.


    Ist auch für den Fall, dass die Ameisen gezielt Sperren überwinden wollen (z.B. Sand ins Öl kleben um darüber zu laufen) sicher nicht verkehrt, eine zweite Sicherung zu haben. Quasi als würde man zwei verschiedene Verhütungsmittel verwenden - kein 100% Schutz, aber schon mehr als unwahrscheinlich, dass ungewollte Dinge passieren :winking_face_with_tongue:



    b. Ist eine Abdeckung (z.B. wie bei den Arenen von Antstore) zu 100% ausbruchsicher?

    Auch hier ist Kontrolle angesagt, denn die Abdeckungen liegen mit Schaumstoff auf. Theoretisch könnten die Ameisen diesen zernagen (was dauert). Allerdings muss man sagen, dass dann schon was falsch läuft, wenn sie überhaupt dort hin kommen. Im besten Fall sollten die Ameisen die erste Sperre gar nie überwinden können, um überhaupt zum Deckel zu kommen.



    c. Wie oft hat man Ameisen außerhalb des Formicariums und in der Wohnung?

    Das sollte niemals passieren, wenn man keine Haltungsfehler macht.



    d. Wie sicher sind Schläuche oder Verbindungen?

    Gummi kann selbstredend von manchen Arten zernagt werden. Diverse Messor und Camponotus schaffen das, ebenso natürlich spezialisierte Ameisen wie Blattschneiderameisen, die auch durch dickeres Leder schneiden können. Während man bei letzteren deshalb auch Acrylrohre verwendet (dicker, viel härter, kaum zu bearbeiten), merkt man es bei den beispielhaft zuerst genannten, wenn die sowas planen. Und wenn sie es tun, deutet das auf einen Haltungsfehler hin: zu wenig Platz. Ich hatte in meiner Zeit seit 2006 einen einzigen Fall dieser Art. Pheidole pallidula hat sich (über viele Tage) beinahe aus ihrem Plastikstopfen des RGs genagt. Das ist aber wiederum mein Fehler gewesen, denn man hält auch keine 100 Frau starke Pheidole pallidula im RG ohne Arena, klar wollten die unbedingt raus :winking_face:


    Selbiges gilt übrigens auch für Ytong/Gips/Kork und Co. - einige Arten können das bearbeiten. Es dauert zwar und ist v.a. bei großen Kolonien der Fall, aber ja, theoretisch. Deswegen sichern wir unsere Formicarien ja ab oder kontrollieren es regelmäßig.




    3. Platzbedarf:

    a. Wie groß muss die Arena/Nest bei entsprechender Koloniegröße sein? 100, 1.000, 10.000, 50.000+ Ameisen

    Kann man nicht pauschalisieren, da wie so viele Themen artspezifisch. Du kannst viele Arten sicherlich mit mehreren hundert Tieren in einer winzigen 15x20 cm Arena in einem RG halten, bis du ein größeres Becken und Nest zur Verfügung stellen musst.


    Bei anderen musst du von Anfang an mehrere Becken zur Verfügung stellen (z.B. Blattschneider: Pilzbecken, Futterbecken, Müllbecken) oder lange Laufwege bieten (z.B. mit langen Schlauchverbindugen), um Fehlverhalten (zu Tode laufen) zu vermeiden.


    Eine Art die ohnehin max. 200 Arbeiterinnen stark wird ist natürlich auch anders, als eine die theoretisch millionenstark wird. Eine Art die winzig ist braucht tendenziell weniger Platz als eine, die groß ist, usw.



    b. Benötigen größere Arten entsprechend mehr Platz? Benötigt also eine doppelt so große Ameise auch ein doppelt so großes Nest?

    Ja und nein. Eine Temnothorax nylanderi kannst du meinetwegen in einer Eichel als Nest in einer 15x15 cm Arena halten. Eine Camponotus vagus wird das nicht akzeptieren bzw. ist es nicht realistisch. Aber insgesamt gilt: Die Kammern und Gänge (nicht die Nester selbst) der Ameisen sind in Realität viel viel viel kleiner, als das, was man in Ameisenshops kaufen kann oder sich selbst baut (selbstgeschnitzte Ytongnester etc.). Ein Standardreagenzglas ist selbst für eine Camponotus ligniperda als Kammer vollkommen überdimensioniert. Eine Königin dieser Art könnte sich weitestgehend problemlos durch Gänge drücken, die nur wenige Millimeter Breite aufweisen (das Material führt hier eher zu Problemen, da z.B. Glas = glatt = keine Haftung zum Umdrehen etc.)



    c. Lässt sich grundsätzlich modular die Nestgröße erweitern z.B. mehrere Farmen mit 20x20cm, die bei Platzbedarf einfach nebeneinandergestellt angeschlossen werden? Arena->Schlauch-> |||||| oder mehrere liegende Ytongnester 20x20 cm übereinandergestapelt und mit Schläuchen verbunden.

    Hier mal ganz kurz: Ja, das ist gängige Praxis.



    d. Kennt jemand große Nester, bei denen man auch bei eingezogener Ameisenkolonie einzelne Kammer nachträglich von außen öffnen kann und so den Ameisen erst nachträglich den Platz schaffen kann?

    Explizit kennen nicht, aber es gibt denkbare Methoden: Überschüssige Kammern erstmal mit Sand-Lehm auffüllen (Ameisen graben sich dann bei Bedarf weiter). Denkbar wären auch Nester aus dem 3D-Drucker, bei denen man via Schieber Nestkammern bereitstellen kann, kenne ich nicht, aber wer weiß. Machbar ist vieles, gerade im Eigenbau.



    e. Als Platz für die Kolonie wäre ein 147x39cm Regal vorgesehen. Hier ließen sich theoretisch 4 Arennen 20x20x20cm und 8 Ameisenfarmen 20x20x6cm hinstellen. Ausreichend für eine große Kolonie mit mehreren tausend Ameisen?

    Absolut, keine Sorge.




    4. Standort:


    a. Im Sommer kann es in meiner DG Wohnung über 30°C. Könnte es im DG für Ameisen zu warm werden?

    Bitte dann für ausreichend Durchlüftung der Arena sorgen. Stauwärme/-hitze ist strikt zu vermeiden und ist für Ameisen nicht selten tödlich. Bei extremen Hitzewellen (über ca. 35°C) ggf. mittels Kühlakkus o.ä. gegenwirken. Letztendlich sind Ameisen wärmeliebend, auch die einheimischen lagern Brut gern unter Steinen, die sich in der Sonne massiv aufheizen. Aber die können sich bei Bedarf auch in kühlere Nestregionen zurückziehen. So sollte man auch denken: Rückzugsräume oder Kühlung, wenn es hart auf hart kommt.


    Habe selbst mehrere DG-Wohnungen ohne Probleme bewohnt. Ich saß halbnackt am PC, die Ameisen hat es gefreut (mehr Wärme = bessere Brutentwicklung).



    b. Ist eine direkte Beleuchtung notwendig?

    Direkte Sonne ist immer tabu, da das sehr schnell zu Stauwärme führt und Ameisen regelrecht "grillen" kann. Eine künstliche Beleuchtung (z.B. LEDs ohne größere Wärmeentwicklung) kann man natürlich nutzen, um im Formicarium überhaupt etwas zu sehen. Es macht wesentlich mehr Freude, als in ein dunkles Loch zu gucken.



    c. Reicht indirektes Tageslicht aus z.B. Wohnzimmer mit Dachfenster und Balkonfront an der gegenüberliegenden Seite ohne direkte Sonneneinstrahlung

    Absolut.



    d. Wie kann die Feuchtigkeit im Nest gemessen werden? Die meisten Shops haben nur ein Hydrometer in der Arena

    Eine direkte Messung ist bei nur wenigen Arten überhaupt nötig. Es gibt Hygrometer-Sonden, die man auch in Nester einführen kann.

    Letztendlich würde ich aber ohnehin nicht zu einer Art raten, die derart empfindlich ist, dass man die Luftfeuchtigkeit sklavisch einhalten muss. Die von den diversen Shops gelieferten Werte (da sagt ohnehin jeder was anderes) sind Richtlinien. Kondenswasser ist im Normalfall immer ein Indikator, dass zu viel Feuchtigkeit vorhanden ist und sollte schon wegen der Schimmelgefahr vermieden werden.



    e. Ist es sinnvoll Ameisen im Wohnzimmer zu halten oder besser im ruhigen Keller

    Man kann Ameisen überall dort halten, wo sie nicht dauerhaften Stressbelastungen ausgesetzt sind. Wenn du ein Formicarium im Wohnzimmer neben dem Subwoofer stehen hast, ist der Ort ähnlich ungeeignet wie im Keller neben der Werkbank :winking_face:


    Es geht einfach darum, starke und lang anhaltende Vibrationen/Schalldruck etc. zu vermeiden. Ansonsten muss man sich immer bewusst machen, dass es genügend Ameisennester direkt an Straßen/Bahngleisen etc. gibt, die sich daran nicht stören.



    f. Muss ich mich bei der Ameisenhaltung damit anfreunden immer wieder einzelne Ameisen in der Wohnung zu haben oder bleiben bei sorgfältiger Kontrolle die Ameisen auch im Formicarium?

    Wie bereits gesagt, das sollte überhaupt nicht vorkommen. Wenn das vorkommt, gibt es einen gravierenden Haltungsfehler bzgl. der Ausbruchssicherung.




    5. Futter:


    a. Durch meine Bienenhaltung aber ich eigenen Honig und im Zuge der Varroabekämpfung immer wieder Bienenlarven bzw. -puppen als "Abfallprodukt". Hat jemand Erfahrung inwieweit sich Drohnenlarven bzw. -puppen als Proteinfutter für Ameisen eignen?

    Du kannst natürlich super den Honig verwenden für die Kohlenhydratfütterung. Ggf. auch Gelée Royale. Ebensolches gilt für Larven und Puppen als Proteinfutter, kann man sicher nutzen. Weitere Inspiration zur Fütterung findest du hier: Ameisenhaltung: Informationen zur Proteinfütterung/Futtertieren


    Bitte nach Möglichkeit keine Varroa-Milben zu den Ameisen bringen. Zwar ist mir kein Fall eines Befall durch diese Art Milbe bekannt, aber es gibt bei Ameisen durchaus parasitäre Milben und eine enge Verwandtschaft zu Bienen. Ich würde es nicht testen. Durch kurzes Abbrühen des Proteinfutters kann man solche Exoparasiten schnell und einfach zu 100% beseitigen.



    Hoffe jemand macht sich die Mühe das alles durchzulesen und kann mir mit seiner Erfahrung einige Fragen beantworten. Leider sind Meinungen immer schwer zu beurteilen, da diese oft sehr subjektiv sind ("Würde ein Tierhalter (Hund, Katze, etc) zugeben, dass sein Haustier stinkt, haart und laut ist?). Würde mich aber trotzdem über einige Meinungen freuen.

    Dafür schonmal vielen Dank!

    Ich hoffe, du wirst nicht durch meinen Beitrag erschlagen und er gibt dir ein bisschen Inspiration.



    Meine Meinung - komplett ohne dich zu kennen - schon allein, dass du diese Fragen stellst, obwohl es "nur" um Ameisen geht, zeigt mir, dass du Reife und die besten Voraussetzungen aufweist. Deine Vorerfahrungen mit Bienen werden dir sicher helfen. Ergo: Keine falsche Scheu. Mit etwas Einarbeitung ist das keine Raketenwissenschaft.

    Hi Hannah,


    ich bin selbst aktives Mitglied der Ameisenschutzwarte. Schön, dass du das Thema genommen hast, da kann man sicher so Einiges schreiben. Habe auch meine Facharbeit über Ameisen geschrieben, allerdings allgemein, nicht auf bestimmte Arten heruntergebrochen. So bin ich auch zur Haltung gekommen - im Zuge des praktischen Teils der Facharbeit.


    Hier der Versuch, dir ein bisschen Input zu geben, der dir hoffentlich weiterhilft und Denkanstöße gibt. Eines Vorweg: Ich nutze hier Begriffe wie "Schadinsekten". Ich bin aber davon überzeugt, dass es so etwas in der Natur nicht gibt, es ist nur ein vom Menschen definierter Begriff. Es gibt für die Natur sehr gute "Gründe", warum eine Auslese stattfindet. "Schädlinge" führen durch die Hemmung oder sogar Tötung von kranken und schwachen Pflanzen langfristig zu angepassten, widerstandfähigen Beständen. In seiner Gesamtheit reguliert sich die Natur stets selbst - kurzfristig wirkt das auf uns Menschen oft ganz anders. Und für uns sind meinetwegen 50 Jahre halt eine lange Zeit. Für die Natur ein Wimpernschlag :winking_face:


    Die genaue Fragestellung ist, ob mehr Waldameisen das Waldsterben hätten verhindern können.

    Ich sage es ehrlich, so sehr ich diese Tiere schätze: Nein. Verhindern sicher nicht.

    Gehören Waldameisen zu einem gesunden Wald und ist umgekehrt ein Wald mit Waldameisen gesünder? Klares Ja!

    Und können Waldameisen helfen, das Waldsterben einzudämmen? Auch ja! Aber vielleicht nicht, wie der Mensch sich das vorstellt. Du kannst also nicht einfach gezielt Waldameisen irgendwo ansiedeln in der Annahme, dass es dann bergauf geht (zumal diese Maßnahmen meistens scheitern, gab es alles schon).


    Wie komme ich darauf? Ich versuche mich halbwegs kurz zu halten, weil ich sonst selbst eine Facharbeit schreiben würde :grinning_face_with_smiling_eyes:

    Besser fragst du nochmal gezielt nach, wenn etwas unklar ist. oder weitere Fragen aufwirft. Es wird so schon wieder genug Text.


    Den Wald als ganzes Ökosystem kann man jedenfalls nicht auf einzelne Arten herunterbrechen. Man muss ihn immer ganzheitlich betrachten. Erstmal muss man sehen, was eigentlich zum Waldsterben führt. Und das ist in jedem Wald etwas anderes. Es gibt keinen Konsens, was Waldsterben eigentlich auslöst (sonst könnte man ja auch besser gegenwirken). Die Ursachen sind vielfältig. Klar ist aber, dass der Mensch großen Einfluss darauf hat, ob er es wahrhaben will oder nicht.

    • Unsere Wälder sind durch den menschlichen Eingriff seit Jahrhunderten meist vollkommen unnatürliche Ökosysteme. In einem natürlichen Ökosystem muss der Mensch sicher nicht eingreifen, um irgendwelche Prozesse zu steuern - das regelt die Natur selbst. Themen wie zu starker Wildverbiss bei Jungbäumen wären beispielsweise obsolet, wenn es in Mitteleuropa noch in einem natürlichen Maße Prädatoren wie Wölfe und Bären gäbe, die jungtriebfressende Tiere wie Rehe erjagen. Heute ist eines der Hauptargumente für die menschliche Jagd von z.B. Rehen der Klimaschutz - genauer gesagt der Schutz junger Bäume vor entsprechenden Tieren. Der Mensch hat in dem Fall durch gezielte (!) Ausrottung also dafür gesorgt, dass er künstlich Aufgaben erledigen muss, die die Natur eigentlich selbst regeln könnte. Leider ist in unseren alles anderen als naturnahen Wäldern und wegen der extremen Siedlungsdichte des Menschen scheinbar kein Platz für Prädatoren
    • Denn: Urwälder gibt es in Deutschland so gesehen gar nicht mehr, auch nicht in diversen Schutzgebieten, die man gern mal als Urwald bezeichnet. In Deutschland wird selbst in vielen Schutzgebieten vom Menschen eingegriffen, so z.B. Totholz zügig entfernt etc.pp., statt den Wald sich selbst zu überlassen. Von der normalen Holzwirtschaft ganz zu schweigen. Der normale "Wald" bei uns ist v.a. der wirtschaftlichen Nutzung angedacht und nebenher auch für die menschliche Freizeit. Aus diesen Gründen sind die deutschen Wälder auch so "aufgeräumt". Kaum Totholz (Sicherheitsrisiko!), kaum Unterholz, dafür viele Feldwege, Rückegassen etc.pp.
    • Künstlich geschaffene Monokulturen gehen gerade zügig den Bach runter. V.a. die reinen Fichtenwälder, die man hierzulande überall sieht wurden vor allem nach dem zweiten Weltkrieg gepflanzt. Damals ist extrem viel Mischwald geschlagen worden, auch für Reparationszahlungen. Aufgeforstet wurde mit der schnell wachsenden Fichte, selbst unter derer natürlicher Verbreitungshöhe. Man sieht es heute noch: In sehr vielen Nadelwäldern stehen die Bäume hübsch in Reih und Glied und diese sind auch in sehr tiefen Lagen zu finden, obwohl sie dort natürlicherweise gar nicht vorkommen. Wie immer gilt: Monokulturen sind extrem anfällig für Schädlinge jedweder Art, da diese sich mühelos unter ihren Wirtspflanzen verbreiten können. Man kennt das v.a. ja von diversen Borkenkäfern. Den selben Effekt kennt man aber auch aus Laubwaldmonokulturen, es sind dann halt andere Schädlinge
    • Krankheiten, teils aus dem Ausland eingeschleppt, hier meist Pilze (z.B. beim Eschentriebsterben), führen zusätzlich zu einem großflächigen Absterben von Bäumen oder schlechtem Nachwuchs, zusätzlich zu den diversen "Schadinsekten".
    • Klimawandel und damit Hitzewellen. Dadurch schaffen es harzproduzierende Arten, wie eben die Fichte, nicht mehr effektiv, Schädlinge mit klebrigem Harz auszuschwemmen. Stürme sorgen für Bruchholz. Diese für die Natur eigentlich sehr sinnvollen Tothölzer werden aus o.g. Gründen meist schnellstens entfernt
    • Waldwirtschaft und damit der Einsatz schwerer Maschinen führt zu einem deutlich schlechteren Wachstum von Bäumen. Der Boden wird durch die Maschinen extrem verfestigt und damit gesundes Wurzelwachstum von Pflanzen gehemmt. Durch den Abtrag von Totholz wird zusätzlich vielen Tieren, Pflanzen und Pilzen eine Grundlage entzogen, natürlich zu wachsen

    Meine Meinung: Der Wald, wie die Natur allgemein, reguliert sich eigentlich selbst. Je weniger der Mensch eingreift, desto besser. Der Wald sollte weniger als Wirtschaftsraum dienen, denn sich selbst überlassen werden. Am Ende profitieren wir auch daraus, indem wir uns unsere Lebensgrundlage erhalten, durch die Bindung von CO², sowie durch die Artenvielalt. Leider gibt es das in Deutschland aber eben wie beschrieben so gut wie gar nicht. Der Mensch versteht einfach nicht, dass ein Eingriff seinerseits für die Natur nicht notwendig ist und letztendlich das Waldsterben verschärft.


    Es ist v.a. für Anwohner nur sehr schwer zu akzeptieren, denn "Unsere schönen Wälder gehen kaputt!". Aber ich bin fest davon überzeugt: Lässt man den kranken Wald jetzt absterben und wir lassen uns so weit es geht aus dem Spiel, haben wir im nächsten Jahrhundert blühende Waldlandschaften voller Leben. Die Natur ist darauf angewiesen, die Kranken und Schwachen auszusortieren. Das lässt sich auch auf den Wald als Gesamtes übertragen. Nur werden diese Wälder eben für uns bei Weitem nicht in dem Maße nutzbar sein. Man muss da einen guten Weg finden zwischen "Wald Wald sein lassen" und unseren natürlichen Interessen an der Waldausbeutung (Holz, Freizeitnutzung etc.)


    Wir, die jetzt leben, werden das Absterben nur schwer mit ansehen können. Aber die Nachfolgegenerationen könnten sich auf naturnahe Lebensräume freuen. Glücklicherweise hat man das in einigen Schutzgebieten, z.B. dem Bayerischen Wald, erkannt und mit dem Grundsatz "Natur Natur sein lassen" in sog. "Naturzonen" aufgehört, überhaupt ins Waldgeschehen einzugreifen, entfernt dort also auch kein Totholz, lässt den Borkenkäfer Borkenkäfer sein, egal wie stark der Befall ist, etc.; Aber das ging nur gegen massive und jahrzehntelange Widerstände von Anwohnern und Waldbesitzern. Und siehe da: In Gebieten, wo das schon seit 20 Jahren gemacht wird wächst der Wald viel besser nach, als in jeden Waldstücken, in denen aufgeforstet und eingegriffen wurde. Und das, obwohl es v.a. in den ersten Jahren "schlimm" aussah.




    Nun endlich zu den Waldameisen. Nach einem extremen Schwund durch die schon genannte, nicht gerade naturnahe Waldnutzung, sowie speziell bei Waldameisen auch das gezielte Absammeln der Brut als Tier-/Vogelfutter über lange Zeiträume, waren die Bestände an Waldameisen extrem stark zurückgegangen. Wenn man heute durch Wälder (und waldnahe Gebiete) läuft, findet man hingegen gar nicht so selten große Waldameisenhügel und in manchen Wäldern ist der Besatz an Waldameisen erfreulich hoch. Das betrifft vor allem Formica polyctena, Formica rufa und Formica pratensis. Warum sind die 13 Waldameisenarten (Formica s. str.) also eigentlich besonders geschützt?


    Es gibt durchaus viele andere Ameisenarten, die deutlich seltener sind, als diverse Waldameisenarten und deren Bestände teils komplett zusammengebrochen sind oder die als stark gefährdet gelten. Siehe Liste der Ameisenarten in Deutschland. Hier lässt sich gut nachvollziehen, dass einige Waldameisenarten "nur" auf der Vorwarnliste stehen, andere Ameisenarten hingegen vom Aussterben bedroht oder wenigstens davon gefährdet sind.


    Während der Großteil dieser seltenen Ameisenarten den Menschen aber eben wenig interessieren, hat der Mensch den Nutzen von Waldameisen für den Wald (und damit wieder seine eigenen Interessen) erkannt. Denn Waldameisen erledigen eine Vielzahl an Aufgaben, die dem Wald - und damit dem Wirtschafts- und Nutzungsraum für den Menschen - helfen. DAS ist der Grund, warum (erst seit 2005) Waldameisen besonders geschützt sind. Es geht nach meiner Sicht und Erfahrung viel weniger um den Naturschutz an sich, sondern eher um den Waldschutz und damit den Schutz der menschlichen Interessen.


    Wie nutzen Waldameisen dem Wald?

    • Sie vertilgen Unmengen an Insekten, darunter viele, die uns Menschen als Schadinsekten gelten (Borkenkäferarten, Großer Brauner Rüsselkäfer, Fichtenblattwespe, Kiefernbuschhornblattwespe, Gespinstblattwespe, Lärchenminiermotte, Lärchenwickler, etc.). Generell sind die Insektenbestände im Wald (und anderswo) aber massiv rückläufig. Das entzieht auch (Wald-)Ameisen die Lebensgrundlage
    • Sie hegen und pflegen Blatt- und Rindenläuse. Deren Ausscheidungen dienen einer Vielzahl anderer Tiere, v.a. anderen Insekten, als Nahrung (u.a. auch in waldnähe lebenden Bienen, die daraus Waldhonig für uns herstellen)
    • Sie lockern den Boden massiv auf, sorgen so für dringend notwendige Durchlüftung und ein besseres Wurzelwachstum von Pflanzen
    • Sie verbreiten tausendfach die Samen diverser Pflanzen (die teils gezielt auf Ameisen ansprechen, siehe Elaiosomen)
    • Ihre Nester dienen als Brutstätte für eine Vielzahl anderer Tiere, sog. Ameisengäste, darunter Käfer, Schmetterlinge, Spinnen und Milben, Grillen, Springschwänze, uv.m.; Manche davon sind sogar auf die Ameisen angewiesen, um sich überhaupt zu entwickeln
    • Nicht zuletzt dienen sie anderen Tieren als Nahrung, darunter diverse Spechtarten. Bei diesen Vögeln werden die Ameisen sogar zur Gefiederpflege eingesetzt (sog. Emsen). Und vogelreiche Wälder regulieren wiederum den Insektenbestand (auch Schadinsekten)
    • Nach Schweizer Studien gibt es in waldameisenreichen Wäldern weniger Zecken - erfreulich für jeden Waldbesucher
    • einige der oben genannten Punkte führen zu höherer Artenvielfalt, gleichzeitig werden Bestände aber effektiv reguliert, da - u.a. die Ameisen - als Prädatoren im Schnitt für stabile Bestände sorgen
    • ...

    Der Nutzen von Waldameisen ist also unstrittig. Daher stehen auch in vielen Ländern Waldameisen unter besonderen Schutz. Nur der Grund ist eben nicht unbedingt die Ameise selbst, sondern deren positiver Einfluss auf den Wald. Und Waldschutz ist mittlerweile eben gerade ein großes Thema für uns Menschen, sowie auch die Waldnutzung.


    Daher der große Rundumschluss: Die genaue Fragestellung ist, ob mehr Waldameisen das Waldsterben hätten verhindern können.

    Nein, da das Waldsterben vielfältige Ursachen hat und Ameisen nur in Teilen diesen Ursachen entgegenwirken können.


    Gehören Waldameisen zu einem gesunden Wald und ist umgekehrt ein Wald mit Waldameisen gesünder? Können Ameisen also dabei helfen, das Waldsterben einzudämmen?

    Ja, denn der Einfluss von Ameisen auf den Wald ist unstrittig. Und in gesunden Wäldern wird man - neben einer Vielzahl anderer Lebewesen, im Normalfall auch Waldameisen entdecken können. Und wieder gesunden (!) Wald zu haben - das wird die große Aufgabe im Waldumbau sein. Egal ob nun der Mensch das erledigen will, oder ob man einfach die Natur machen lässt. Ameisen werden dabei eine Rolle spielen, wie viele andere Organismen auch. Bäume werden trotzdem in großen Mengen absterben - und das ist teils auch gut so.



    Ein tolles Buch - da geht es stark über die Lebensweise von Waldameisen, weniger um den Wald, ist übrigens "Das Ameisenkollektiv.


    Zur Kontaktaufnahme von Wissenschaftlern: Frage doch mal bei der Deutschen Ameisenschutzwarte an, ob man dich vermitteln kann. Viele Wissenschaftler sind (Ehren-)Mitglieder in den Ameisenschutzwarten der Bundesländer oder sitzen dort in den wissenschaftlichen Beiräten. Bzw. gibt es hier auch eine Liste der DASW inkl. Kontaktdaten: https://www.ameisenschutzwarte.de/wissenschaftlicher-beirat


    Und als Myrmekologen haben sie natürlich auch publiziert - ggf. findet sich da etwas, was dir bei deinem Thema hilft.




    Edit 17.01.: Natürlich gibt´s bei der ASW auch reichlich Fachwissen dazu und man kann dir sicher auch das ein oder andere Material schicken, wenn du freundlich fragst. Ich hatte das - im Gegensatz zum o.g. wissenschaftlichen Beirat - nicht separat erwähnt, weil es mir ohnehin klar erschien. In der ASW sitzen reichlich Leute, die jahrzehntelange Erfahrung in dem Bereich haben.


    Dort gibt es auch eine Literaturliste: https://www.ameisenschutzwarte…teratur-fuer-ameisenheger & https://www.ameisenschutzwarte.de/literatur-fuer-lehrkraefte

    Und ein Forum: https://forum.ameisenschutzwarte.de/


    Dann noch ein kleiner Hinweis: Der Text gibt natürlich meine Meinung und Erfahrung wieder und umreißt dieses wirklich vielfältige Thema nur. In der Facharbeit wirst du einige meiner Thesen hier sicher kritisch überprüfen müssen und auch mit Quellen belegen.



    Damit genug meiner erschlagenden Textflut :winking_face:

    Wäre cool, über das Thema von nochmal zu hören.



    Beste Grüße,


    Christian

    Also das ist ja mal keine gute Ausrede, denn es gibt auch viele Alternativen, um an gutes Moos zu kommen. Zu dem ist bei 10°C das Einsammeln von Moos auch gut möglich. :winking_face:

    Was wäre denn ein besseres Datum? 31.03.?

    Jein, mir geht es darum, dass man das bei mir gewachsene wirklich perfekt inkl. einer dünnen Schicht Mutterboden entnehmen kann - und ohne großartiges Kriechzeugs, was sonst im Waldboden steckt. Zudem sind die Moose im Wald, jedenfalls die, die dort bei mit in der Gegend üblicherweise wachsen, viel grober.


    Aber ist ja einerlei. Dann machen wir doch einfach spätestens den 31.03. - perfekt zum Start der neuen Saison. Bis dahin sollten Projekte ja ohnehin abgeschlossen sein, ergo empfände ich das Datum als wirklich passend.