Beiträge von ice_trey

    Puh, ja, so eine Halbierung ist schon hart, aber so richtig schlau werden wir auf die Ferne ja nicht. Ich wünsche dann für die neue Saison das Beste. Würde sie stark mit Proteinfutter versorgen, das sollte das Brutwachstum gut ankurbeln.

    Habe die Messor barbarus von jemanden übernommen, die Person hatte keine Zeit mehr ,sich um die Tierchen zu kümmern. Mir wurde nur erzählt, dass ich eine konstante Temperatur halten sollte. Kann ich sie jetzt noch in die Winterpause schicken?

    Schau mal, hier gibt´s eine Erläuterung, wie das funktioniert, inkl. Video: https://www.ameisenhaltung.de/haltung/ueberwinterung/


    Das Problem ist: Lässt du die Tiere gar nicht oder zu warm überwintern, können sie sich nicht vom "Sommergeschäft" regenerieren. Ameisen sind aber seit Jahrmillionen an ihre jeweiligen Lebensräume angepasst. Lässt man das außer Acht, kann im Folgejahr ein erhöhtes Arbeiterinnensterben, sowie mangelhaftes Brutwachstum die Folge sein.


    Meiner Erfahrung nach sind 15°C bei Messor barbarus das absolute Maximum, da gehen sie schon so langsam wieder fouragieren. Ich lasse meine bei gegen 10°C überwintern, teils sogar deutlich niedriger. Geht problemlos.




    Natürlich stehen wir dir gern auch bei allen anderen Problemen und Fragen mit Rat und Tat zur Seite.

    Hi Moomasa,


    herzlich Willkommen bei uns! :smiling_face:


    Eine Gegenfrage vorab: Warum befinden sich die Messor barbarus nicht in Winterruhe?



    Beobachte sie schon seit 2 Wochen und habe festgestellt, das sie gerne Butterkekse essen!

    Für den menschlichen Verzehr verarbeitete Nahrung ist für Ameisen nicht geeignet. Das gilt sowohl für Backwaren, als auch Wurst etc.pp.

    Die Wirkung gewisser Inhaltsstoffe (bei Keksen fallen mir gleich mal Backtriebmittel und Emulgatoren ein) können wir nicht abschätzen und diese können auf Ameisen schädlich wirken. Einfache Merkhilfe: Ameisen fressen auch Ameisengift, schmeckt ihnen ganz toll... :winking_face:


    Honig/Zucker Wasser wird ignoriert!

    Das ist bei Messor barbarus nicht weiter verwunderlich. Da sie ihre Kohlenhydrate, sowie auch Proteine und Fette weitestgehend aus den Samen und Körnern beziehen, ist Honig und Zuckerwasser für diese Art in den allermeisten Fällen weder attraktiv, noch nötig. Als auf das Körnersammeln spezialisierte Art fällt Messor barbarus da ein wenig aus dem klassischen Raster.



    Proteine nehmen sie durch Fruchtfliegen an.

    Das kann man hingegen natürlich machen. Zusätzliche Insektennahrung fördert das Brutwachstum.



    Jetzt beobachte ich aber auch, das ein paar Arbeiter sich an das Moos zu schaffen machen?! Sie zerteilen die Pflanze und tragen immer mal wieder Stücke ihn ihr Nest (RG). Fressen die das Moos? Oder machen die damit nur ihr Nest schön?

    Sie fressen es ganz sicher nicht. Und um Schönheit kümmern sich die Ameisen sicher nicht, die haben keinen Sinn für Ästhetik und brauchen auch keine hübsche Nest-Deko :winking_face:


    Um was für ein Nest handelt es sich?


    Denkbar ist aber, z.B., dass sie das Moos nutzen, um viel zu große Kammern damit auszufüllen. Reagenzgläser, sowie die Kammern von gekauften Nestern sind oft für die Ameisen vollkommen überdimensioniert. Für ein besseres Sicherheitsgefühl werden diese dann mittels Sand, Steinen, Dreck, Pflanzenteilen etc. verkleinert. So ergeben sich kleinere Räume, die für die Ameisen sinnvoller und auch besser zu verteidigen sind.

    Hi Konstantin,


    herzlich Willkommen, schön, dass du hergefunden hast :smiling_face:



    Allein, dass du dir schon solche Gedanken machst, finde ich bewundernswert. Du hast keine Ahnung, wie viele Fälle von "Ich hab mir Ameisen gekauft, wie mache ich jetzt XYZ?" wir und andere Plattformen zu sehen bekommen. Wirklich toll!


    Ich versuche mal, dir ein bisschen Input zu geben. Hier kommt einer meiner legendär gefürchteten Textblöcke (aber du hast auch verdammt viele Fragen :winking_face: )



    1. Pflege:


    a. Wie pflegeintensiv sind Ameisenkolonien?

    Wie du selbst schon gemerkt hast, ist dieser Punkt äußerst abhängig davon, welche Ameisenart man sich zulegt. Denn jede Art hat mehr oder weniger spezifische Anforderungen. Es gibt sowohl einheimische, als auch exotische Arten, die als äußerst pflegeleicht gelten. Genauso gibt es bei beiden Arten, die man doch ziemlich genau überwachen muss (ist bei den Exoten eher gegeben, da wir hier auch noch Klimabedingungen simulieren müssen, also nicht nur das klassische "Zimmertemperatur", "Luftfeuchtigkeit egal")



    b. Wie lange können diese unbeaufsichtigt bleiben?

    Auch das ist artabhängig, Frage a und b gehen ineinander über. Letztendlich gibt es aber Arten, die man getrost mehrere Tage, ggf. sogar mehrere Wochen unbeaufsichtigt lassen kann. Gerade solche Arten wie Messor barbarus kann man um das zu verdeutlichen beispielhaft heranziehen: Sie kommen gut ohne jede Klimasteuerung zurecht (Zimmertemperatur, variable Luftfeuchtigkeit), lagern große Mengen an Futter selbsttätig ein und dies gerade eben für Zeiten, in denen vielleicht nicht so viel Futter zu sammeln ist. Steht eine Wasserquelle zur Verfügung, kannst du solche Arten - rein theoretisch, nicht zu empfehlen - sogar monatelang einfach vor sich hin leben lassen.


    Natürlich steigt mit der Dauer der Abwesenheit des Halters auch das Risiko, dass Ereignisse eintreten, um die man sich kümmern sollte. Das kann ganz profan das Versiegen der angebotenen Wasserquelle sein, bis hin zu Problemen wie (auf das Beispiel Messor bezogen) wegen wirklich sehr hoher Luftfeuchtigkeit keimender Saat (wird dadurch unbrauchbar für die Ameisen), Milbenbefall o.ä.


    Aber mal zu realistischen Szenarien: Ja, es ist problemlos möglich, auch mal 2-3 Wochen in den Urlaub zu fahren, ohne Babysitter, wenn man sich nicht gerade Arten holt, die "ständige" Aufmerksamkeit erfordern.



    c. Ist es überhaupt möglich als Berufstätiger die Ameisen solange unbeaufsichtigt zu lassen?

    Selbstverständlich, siehe Punkt b. Ich kann dir als Selbstständiger versichern, dass das auch mit Reisen, ungeplanter Abwesenheit etc. alles problemlos funktioniert, solange man für die richtigen Bedingungen gesorgt hat - also die Grundbedürfnisse der Ameisen gedeckt sind.



    d. Mit wie viel Arbeitsstunden pro Woche muss man rechnen? (zum Vergleich für 10 Bienenvölker benötige ich im Sommer 4-8 Stunden am Wochenende)

    Ich würde es bei einem Hobby ohne jedes Endprodukt nicht Arbeitsstunden nennen :grinning_face_with_smiling_eyes:

    Letztendlich ist das je nach Halter sehr unterschiedlich. Es gibt ja Halter, die einen regelrechten Sammelwahn entwickeln - je mehr Kolonien, desto besser. Nicht gesund, führt gleichzeitig auch zu einem hohen Einsatz an Arbeit. Das ist Punkt 1, also wie viele Kolonien will man eigentlich betreuen?


    Ich habe momentan an die 15 Kolonien bei mir, die meisten davon sind ca. 2 Jahre alt und leben noch in ihrem Reagenzglas in einer Miniarena. Alle paar Tage wird gefüttert, das dauert für alle insgesamt so 15 Minuten. Min. 1x im Jahr bekommen die von mir aufgrund von Verschmutzungen (v.a. des Wassertanks) oder weil der Wasservorrat zu Neige geht ein neues Nest-RG spendiert. Das dauert bei 15 Kolonien so ca. 1,5 Std. Das Futter kommt zu mir nach Hause, denn jegliche Fliege, Mücke, Raupe (am Kaninchenfutter meiner Frau) etc. ist potentiell verwertbar. Ansonsten wird halt was bestellt. Ab und an muss natürlich auch mal die Arena gereinigt werden, Futterreste raus usw. - lange Rede, kurzer Sinn, wir reden hier von wenigen Stunden im Monat. Der Rest ist etwaige Beobachtungszeit, denn darum geht es in der Ameisenhaltung ja u.a. - ihnen bei ihrem Treiben zuzugucken.


    Wenn man nun aber meinetwegen Blattschneiderameisen hat, müsste man allerdings dann doch etwas mehr Arbeit reinstecken. Kontrolle der Klimaparameter (kann man teils auch automatisieren), ständiges Heranschaffen von ausreichend Blättern, Entfernung des Mülls aus dem/den Müllbecken...


    Natürlich kommt auch sowas wie das Einrichten des Formicariums dazu. Und auch hier ist es einfach unterschiedlich: Hab ich ein karges Wüstenbecken (bei passender Art natürlich), oder will ich ein aufwendigen Tropenformicarium mit Bepflanzung und automatischer Bewässerung? Es ist wie immer in der Terraristik - man kann da wirklich sehr sehr viel Zeit rein stecken. Aber ein Muss ist es nur bei entsprechenden Arten.



    e. Wie arbeitsintensiv ist die Reinigung?

    Wieder je nach Kolonie und Art. Je größer die Kolonie, desto öfter sollte man Futterreste entfernen. Je nach Art kann Müll säuberlichst an bestimmten Plätzen liegen und einfach abgetragen werden, andere sind richtige Schweine und vermüllen ihre Umgebung. Das Becken selbst (also inkl. Scheiben etc.) reinige ich 1x im Jahr in der Winterruhe, wenn die Ameisen ohnehin nicht darin sind.



    f. Wie sehr werden die Scheiben der Arena bzw. Farm verschmutz? Wie gut lässt sich das reinigen oder hat man mit der Zeit einfach undurchsichtige, milchige Scheiben?

    Bei den Scheiben der Arena tritt eigentlich kaum Verschmutzung auf. Verschmutzungen können aber natürlich über die Zeit intensiver werden - die Ameisen laufen an den Scheiben entlang und hinterlassen winzige Reste von Dreck. Bei sehr großen Kolonien kann sich das summieren, aber auch nicht gerade gravierend. Da rede ich wirklich von Minimalverschmutzungen. Kondenswasserbildung kann zu Wasserflecken führen und ist gerade bei Tropenbecken nicht selten. Pfuschen beim Ausbruchsschutz (z.B. zu viel Öl, dass dann die Scheiben herabrinnt) kann selbstredend zu starken und hartnäckigen Verschmutzungen führen.


    Farmen bieten generell gerade bei kleinen Kolonien kaum Nesteinblick. Das liegt in dem Fall daran, dass die Gänge nur selten wirklich direkt an der Scheibe entlangführen. Erst mit steigender Koloniegröße bekommt man mehr und mehr Gänge und Kammern zu sehen. Für Einsteiger empfehlen wir daher lieber andere Nestformen wie Ytong- oder Gipsnester. Dort ist ein Einblick wesentlich besser gewährleistet und das Handling ist insgesamt auch einfacher. Nur muss man da halt auf natürliche Grabeaktivitäten mehr oder weniger verzichten (man kann Kammern etwas mit Substrat auffüllen).


    Milchige Scheiben: Glas und Acrylglas altert. Natürlich wird ein 15 Jahre altes Becken Kratzer, Flecken usw. aufweisen, die die Sicht eintrüben. Acrylglas kann man mit falschen Reinigungsmitteln (z.B. Säuren) schnell beschädigen. Aber bei pfleglicher Behandlung kannst du sicher von einer Nutzungsdauer von min. 5 Jahren bei Acryl ausgehen, bei Glas wesentlich länger. Deine Fensterscheiben zuhause werden ja auch nicht milchig :winking_face:



    g. Besteht durch Ameisen eine Geruchsbelastung im Raum? Fallen Ameisen also geruchstechnisch auf, wenn man im Raum steht?

    Seltenst. Es gibt Arten, die einen penetranten Geruch absondern können, z.B. Lasius fuliginosus. Eine Geruchsbelastung ergibt sich wenn überhaupt ehr aus dem Becken, weniger von den Ameisen. Gammelnde Futterreste können müffeln, im Fall einiger Futtermittel - wie z.B. Fleischmaden - auch wirklich erbärmlich stinken, nach gammligen Fleisch eben. Niemand zwingt dich dazu, sowas zu verfüttern, die wenigsten Futterinsekten stinken, wenn man sie a) korrekt hält oder b) als bereits tote "Ware" (z.B. TK) verfüttert :winking_face:


    Auch Beckeneinrichtung kann natürlich riechen. Ein Waldbecken wird immer einen gewissen waldig-erdigen Geruch aufweisen - ob man das eklig findet oder wohlduftend liegt wohl in der Nase des Riechers. Zerfallsprodukte können natürlich auch entsprechende Gerüche absondern, entsprechend auch Futterreste oder Teile der Beckeneinrichtung (moderndes Holz meinetwegen).


    Letztendlich wirst du bei einem ordentlich gehaltenen Becken bei den meisten Ameisenarten keine Gerüche mitbekommen.#




    2. Ausbruchsschutz:


    a. Ist ein korrekte angebrachter Ausbruchsschutz 100% wirksam?

    Es gibt leider keine 100% Wirksamkeit von irgendetwas. Aber: Ein korrekt angebrachter Schutz wird je nach Koloniegröße und Art, Beckenklima und verwendeter Sicherung mehr oder weniger lange halten und dabei einem maximalen Schutz bieten. Allerdings lauern hier eben auch ein paar Fallstricke: Ölsperren werden in zu feuchter Luft durchlässig (Tröpfchenbildung), Talkum kann man auch viel zu dünn anbringen (trägt sich schnell ab), PTFE ist schwierig beim Anbringen, dafür unheimlich haltbar, ...... und ohne Kontrolle und Wartung geht natürlich nichts. Kann sein, dass eine Sperre eine ganze Saison hält, kann genauso gut sein, dass man sie 1x im Monat erneuern muss.


    Ich empfehle dringend immer einen doppelten Schutz: Klassische Sperren (wie die genannten), sowie einen dicht schließenden Deckel. Dicht schließend heißt dabei nicht, dass da keine Lüftungsgitter (müssen sehr fein sein) dran sein dürfen, sondern dass die Auflageflächen mit der Oberkante des Beckens dicht abschließen. Bei den in Ameisenshops erwerblichen Arenen ist dies zumeist der Fall - die Deckel sind extra dafür gemacht.


    Ist auch für den Fall, dass die Ameisen gezielt Sperren überwinden wollen (z.B. Sand ins Öl kleben um darüber zu laufen) sicher nicht verkehrt, eine zweite Sicherung zu haben. Quasi als würde man zwei verschiedene Verhütungsmittel verwenden - kein 100% Schutz, aber schon mehr als unwahrscheinlich, dass ungewollte Dinge passieren :winking_face_with_tongue:



    b. Ist eine Abdeckung (z.B. wie bei den Arenen von Antstore) zu 100% ausbruchsicher?

    Auch hier ist Kontrolle angesagt, denn die Abdeckungen liegen mit Schaumstoff auf. Theoretisch könnten die Ameisen diesen zernagen (was dauert). Allerdings muss man sagen, dass dann schon was falsch läuft, wenn sie überhaupt dort hin kommen. Im besten Fall sollten die Ameisen die erste Sperre gar nie überwinden können, um überhaupt zum Deckel zu kommen.



    c. Wie oft hat man Ameisen außerhalb des Formicariums und in der Wohnung?

    Das sollte niemals passieren, wenn man keine Haltungsfehler macht.



    d. Wie sicher sind Schläuche oder Verbindungen?

    Gummi kann selbstredend von manchen Arten zernagt werden. Diverse Messor und Camponotus schaffen das, ebenso natürlich spezialisierte Ameisen wie Blattschneiderameisen, die auch durch dickeres Leder schneiden können. Während man bei letzteren deshalb auch Acrylrohre verwendet (dicker, viel härter, kaum zu bearbeiten), merkt man es bei den beispielhaft zuerst genannten, wenn die sowas planen. Und wenn sie es tun, deutet das auf einen Haltungsfehler hin: zu wenig Platz. Ich hatte in meiner Zeit seit 2006 einen einzigen Fall dieser Art. Pheidole pallidula hat sich (über viele Tage) beinahe aus ihrem Plastikstopfen des RGs genagt. Das ist aber wiederum mein Fehler gewesen, denn man hält auch keine 100 Frau starke Pheidole pallidula im RG ohne Arena, klar wollten die unbedingt raus :winking_face:


    Selbiges gilt übrigens auch für Ytong/Gips/Kork und Co. - einige Arten können das bearbeiten. Es dauert zwar und ist v.a. bei großen Kolonien der Fall, aber ja, theoretisch. Deswegen sichern wir unsere Formicarien ja ab oder kontrollieren es regelmäßig.




    3. Platzbedarf:

    a. Wie groß muss die Arena/Nest bei entsprechender Koloniegröße sein? 100, 1.000, 10.000, 50.000+ Ameisen

    Kann man nicht pauschalisieren, da wie so viele Themen artspezifisch. Du kannst viele Arten sicherlich mit mehreren hundert Tieren in einer winzigen 15x20 cm Arena in einem RG halten, bis du ein größeres Becken und Nest zur Verfügung stellen musst.


    Bei anderen musst du von Anfang an mehrere Becken zur Verfügung stellen (z.B. Blattschneider: Pilzbecken, Futterbecken, Müllbecken) oder lange Laufwege bieten (z.B. mit langen Schlauchverbindugen), um Fehlverhalten (zu Tode laufen) zu vermeiden.


    Eine Art die ohnehin max. 200 Arbeiterinnen stark wird ist natürlich auch anders, als eine die theoretisch millionenstark wird. Eine Art die winzig ist braucht tendenziell weniger Platz als eine, die groß ist, usw.



    b. Benötigen größere Arten entsprechend mehr Platz? Benötigt also eine doppelt so große Ameise auch ein doppelt so großes Nest?

    Ja und nein. Eine Temnothorax nylanderi kannst du meinetwegen in einer Eichel als Nest in einer 15x15 cm Arena halten. Eine Camponotus vagus wird das nicht akzeptieren bzw. ist es nicht realistisch. Aber insgesamt gilt: Die Kammern und Gänge (nicht die Nester selbst) der Ameisen sind in Realität viel viel viel kleiner, als das, was man in Ameisenshops kaufen kann oder sich selbst baut (selbstgeschnitzte Ytongnester etc.). Ein Standardreagenzglas ist selbst für eine Camponotus ligniperda als Kammer vollkommen überdimensioniert. Eine Königin dieser Art könnte sich weitestgehend problemlos durch Gänge drücken, die nur wenige Millimeter Breite aufweisen (das Material führt hier eher zu Problemen, da z.B. Glas = glatt = keine Haftung zum Umdrehen etc.)



    c. Lässt sich grundsätzlich modular die Nestgröße erweitern z.B. mehrere Farmen mit 20x20cm, die bei Platzbedarf einfach nebeneinandergestellt angeschlossen werden? Arena->Schlauch-> |||||| oder mehrere liegende Ytongnester 20x20 cm übereinandergestapelt und mit Schläuchen verbunden.

    Hier mal ganz kurz: Ja, das ist gängige Praxis.



    d. Kennt jemand große Nester, bei denen man auch bei eingezogener Ameisenkolonie einzelne Kammer nachträglich von außen öffnen kann und so den Ameisen erst nachträglich den Platz schaffen kann?

    Explizit kennen nicht, aber es gibt denkbare Methoden: Überschüssige Kammern erstmal mit Sand-Lehm auffüllen (Ameisen graben sich dann bei Bedarf weiter). Denkbar wären auch Nester aus dem 3D-Drucker, bei denen man via Schieber Nestkammern bereitstellen kann, kenne ich nicht, aber wer weiß. Machbar ist vieles, gerade im Eigenbau.



    e. Als Platz für die Kolonie wäre ein 147x39cm Regal vorgesehen. Hier ließen sich theoretisch 4 Arennen 20x20x20cm und 8 Ameisenfarmen 20x20x6cm hinstellen. Ausreichend für eine große Kolonie mit mehreren tausend Ameisen?

    Absolut, keine Sorge.




    4. Standort:


    a. Im Sommer kann es in meiner DG Wohnung über 30°C. Könnte es im DG für Ameisen zu warm werden?

    Bitte dann für ausreichend Durchlüftung der Arena sorgen. Stauwärme/-hitze ist strikt zu vermeiden und ist für Ameisen nicht selten tödlich. Bei extremen Hitzewellen (über ca. 35°C) ggf. mittels Kühlakkus o.ä. gegenwirken. Letztendlich sind Ameisen wärmeliebend, auch die einheimischen lagern Brut gern unter Steinen, die sich in der Sonne massiv aufheizen. Aber die können sich bei Bedarf auch in kühlere Nestregionen zurückziehen. So sollte man auch denken: Rückzugsräume oder Kühlung, wenn es hart auf hart kommt.


    Habe selbst mehrere DG-Wohnungen ohne Probleme bewohnt. Ich saß halbnackt am PC, die Ameisen hat es gefreut (mehr Wärme = bessere Brutentwicklung).



    b. Ist eine direkte Beleuchtung notwendig?

    Direkte Sonne ist immer tabu, da das sehr schnell zu Stauwärme führt und Ameisen regelrecht "grillen" kann. Eine künstliche Beleuchtung (z.B. LEDs ohne größere Wärmeentwicklung) kann man natürlich nutzen, um im Formicarium überhaupt etwas zu sehen. Es macht wesentlich mehr Freude, als in ein dunkles Loch zu gucken.



    c. Reicht indirektes Tageslicht aus z.B. Wohnzimmer mit Dachfenster und Balkonfront an der gegenüberliegenden Seite ohne direkte Sonneneinstrahlung

    Absolut.



    d. Wie kann die Feuchtigkeit im Nest gemessen werden? Die meisten Shops haben nur ein Hydrometer in der Arena

    Eine direkte Messung ist bei nur wenigen Arten überhaupt nötig. Es gibt Hygrometer-Sonden, die man auch in Nester einführen kann.

    Letztendlich würde ich aber ohnehin nicht zu einer Art raten, die derart empfindlich ist, dass man die Luftfeuchtigkeit sklavisch einhalten muss. Die von den diversen Shops gelieferten Werte (da sagt ohnehin jeder was anderes) sind Richtlinien. Kondenswasser ist im Normalfall immer ein Indikator, dass zu viel Feuchtigkeit vorhanden ist und sollte schon wegen der Schimmelgefahr vermieden werden.



    e. Ist es sinnvoll Ameisen im Wohnzimmer zu halten oder besser im ruhigen Keller

    Man kann Ameisen überall dort halten, wo sie nicht dauerhaften Stressbelastungen ausgesetzt sind. Wenn du ein Formicarium im Wohnzimmer neben dem Subwoofer stehen hast, ist der Ort ähnlich ungeeignet wie im Keller neben der Werkbank :winking_face:


    Es geht einfach darum, starke und lang anhaltende Vibrationen/Schalldruck etc. zu vermeiden. Ansonsten muss man sich immer bewusst machen, dass es genügend Ameisennester direkt an Straßen/Bahngleisen etc. gibt, die sich daran nicht stören.



    f. Muss ich mich bei der Ameisenhaltung damit anfreunden immer wieder einzelne Ameisen in der Wohnung zu haben oder bleiben bei sorgfältiger Kontrolle die Ameisen auch im Formicarium?

    Wie bereits gesagt, das sollte überhaupt nicht vorkommen. Wenn das vorkommt, gibt es einen gravierenden Haltungsfehler bzgl. der Ausbruchssicherung.




    5. Futter:


    a. Durch meine Bienenhaltung aber ich eigenen Honig und im Zuge der Varroabekämpfung immer wieder Bienenlarven bzw. -puppen als "Abfallprodukt". Hat jemand Erfahrung inwieweit sich Drohnenlarven bzw. -puppen als Proteinfutter für Ameisen eignen?

    Du kannst natürlich super den Honig verwenden für die Kohlenhydratfütterung. Ggf. auch Gelée Royale. Ebensolches gilt für Larven und Puppen als Proteinfutter, kann man sicher nutzen. Weitere Inspiration zur Fütterung findest du hier: Ameisenhaltung: Informationen zur Proteinfütterung/Futtertieren


    Bitte nach Möglichkeit keine Varroa-Milben zu den Ameisen bringen. Zwar ist mir kein Fall eines Befall durch diese Art Milbe bekannt, aber es gibt bei Ameisen durchaus parasitäre Milben und eine enge Verwandtschaft zu Bienen. Ich würde es nicht testen. Durch kurzes Abbrühen des Proteinfutters kann man solche Exoparasiten schnell und einfach zu 100% beseitigen.



    Hoffe jemand macht sich die Mühe das alles durchzulesen und kann mir mit seiner Erfahrung einige Fragen beantworten. Leider sind Meinungen immer schwer zu beurteilen, da diese oft sehr subjektiv sind ("Würde ein Tierhalter (Hund, Katze, etc) zugeben, dass sein Haustier stinkt, haart und laut ist?). Würde mich aber trotzdem über einige Meinungen freuen.

    Dafür schonmal vielen Dank!

    Ich hoffe, du wirst nicht durch meinen Beitrag erschlagen und er gibt dir ein bisschen Inspiration.



    Meine Meinung - komplett ohne dich zu kennen - schon allein, dass du diese Fragen stellst, obwohl es "nur" um Ameisen geht, zeigt mir, dass du Reife und die besten Voraussetzungen aufweist. Deine Vorerfahrungen mit Bienen werden dir sicher helfen. Ergo: Keine falsche Scheu. Mit etwas Einarbeitung ist das keine Raketenwissenschaft.

    Hi Hannah,


    ich bin selbst aktives Mitglied der Ameisenschutzwarte. Schön, dass du das Thema genommen hast, da kann man sicher so Einiges schreiben. Habe auch meine Facharbeit über Ameisen geschrieben, allerdings allgemein, nicht auf bestimmte Arten heruntergebrochen. So bin ich auch zur Haltung gekommen - im Zuge des praktischen Teils der Facharbeit.


    Hier der Versuch, dir ein bisschen Input zu geben, der dir hoffentlich weiterhilft und Denkanstöße gibt. Eines Vorweg: Ich nutze hier Begriffe wie "Schadinsekten". Ich bin aber davon überzeugt, dass es so etwas in der Natur nicht gibt, es ist nur ein vom Menschen definierter Begriff. Es gibt für die Natur sehr gute "Gründe", warum eine Auslese stattfindet. "Schädlinge" führen durch die Hemmung oder sogar Tötung von kranken und schwachen Pflanzen langfristig zu angepassten, widerstandfähigen Beständen. In seiner Gesamtheit reguliert sich die Natur stets selbst - kurzfristig wirkt das auf uns Menschen oft ganz anders. Und für uns sind meinetwegen 50 Jahre halt eine lange Zeit. Für die Natur ein Wimpernschlag :winking_face:


    Die genaue Fragestellung ist, ob mehr Waldameisen das Waldsterben hätten verhindern können.

    Ich sage es ehrlich, so sehr ich diese Tiere schätze: Nein. Verhindern sicher nicht.

    Gehören Waldameisen zu einem gesunden Wald und ist umgekehrt ein Wald mit Waldameisen gesünder? Klares Ja!

    Und können Waldameisen helfen, das Waldsterben einzudämmen? Auch ja! Aber vielleicht nicht, wie der Mensch sich das vorstellt. Du kannst also nicht einfach gezielt Waldameisen irgendwo ansiedeln in der Annahme, dass es dann bergauf geht (zumal diese Maßnahmen meistens scheitern, gab es alles schon).


    Wie komme ich darauf? Ich versuche mich halbwegs kurz zu halten, weil ich sonst selbst eine Facharbeit schreiben würde :grinning_face_with_smiling_eyes:

    Besser fragst du nochmal gezielt nach, wenn etwas unklar ist. oder weitere Fragen aufwirft. Es wird so schon wieder genug Text.


    Den Wald als ganzes Ökosystem kann man jedenfalls nicht auf einzelne Arten herunterbrechen. Man muss ihn immer ganzheitlich betrachten. Erstmal muss man sehen, was eigentlich zum Waldsterben führt. Und das ist in jedem Wald etwas anderes. Es gibt keinen Konsens, was Waldsterben eigentlich auslöst (sonst könnte man ja auch besser gegenwirken). Die Ursachen sind vielfältig. Klar ist aber, dass der Mensch großen Einfluss darauf hat, ob er es wahrhaben will oder nicht.

    • Unsere Wälder sind durch den menschlichen Eingriff seit Jahrhunderten meist vollkommen unnatürliche Ökosysteme. In einem natürlichen Ökosystem muss der Mensch sicher nicht eingreifen, um irgendwelche Prozesse zu steuern - das regelt die Natur selbst. Themen wie zu starker Wildverbiss bei Jungbäumen wären beispielsweise obsolet, wenn es in Mitteleuropa noch in einem natürlichen Maße Prädatoren wie Wölfe und Bären gäbe, die jungtriebfressende Tiere wie Rehe erjagen. Heute ist eines der Hauptargumente für die menschliche Jagd von z.B. Rehen der Klimaschutz - genauer gesagt der Schutz junger Bäume vor entsprechenden Tieren. Der Mensch hat in dem Fall durch gezielte (!) Ausrottung also dafür gesorgt, dass er künstlich Aufgaben erledigen muss, die die Natur eigentlich selbst regeln könnte. Leider ist in unseren alles anderen als naturnahen Wäldern und wegen der extremen Siedlungsdichte des Menschen scheinbar kein Platz für Prädatoren
    • Denn: Urwälder gibt es in Deutschland so gesehen gar nicht mehr, auch nicht in diversen Schutzgebieten, die man gern mal als Urwald bezeichnet. In Deutschland wird selbst in vielen Schutzgebieten vom Menschen eingegriffen, so z.B. Totholz zügig entfernt etc.pp., statt den Wald sich selbst zu überlassen. Von der normalen Holzwirtschaft ganz zu schweigen. Der normale "Wald" bei uns ist v.a. der wirtschaftlichen Nutzung angedacht und nebenher auch für die menschliche Freizeit. Aus diesen Gründen sind die deutschen Wälder auch so "aufgeräumt". Kaum Totholz (Sicherheitsrisiko!), kaum Unterholz, dafür viele Feldwege, Rückegassen etc.pp.
    • Künstlich geschaffene Monokulturen gehen gerade zügig den Bach runter. V.a. die reinen Fichtenwälder, die man hierzulande überall sieht wurden vor allem nach dem zweiten Weltkrieg gepflanzt. Damals ist extrem viel Mischwald geschlagen worden, auch für Reparationszahlungen. Aufgeforstet wurde mit der schnell wachsenden Fichte, selbst unter derer natürlicher Verbreitungshöhe. Man sieht es heute noch: In sehr vielen Nadelwäldern stehen die Bäume hübsch in Reih und Glied und diese sind auch in sehr tiefen Lagen zu finden, obwohl sie dort natürlicherweise gar nicht vorkommen. Wie immer gilt: Monokulturen sind extrem anfällig für Schädlinge jedweder Art, da diese sich mühelos unter ihren Wirtspflanzen verbreiten können. Man kennt das v.a. ja von diversen Borkenkäfern. Den selben Effekt kennt man aber auch aus Laubwaldmonokulturen, es sind dann halt andere Schädlinge
    • Krankheiten, teils aus dem Ausland eingeschleppt, hier meist Pilze (z.B. beim Eschentriebsterben), führen zusätzlich zu einem großflächigen Absterben von Bäumen oder schlechtem Nachwuchs, zusätzlich zu den diversen "Schadinsekten".
    • Klimawandel und damit Hitzewellen. Dadurch schaffen es harzproduzierende Arten, wie eben die Fichte, nicht mehr effektiv, Schädlinge mit klebrigem Harz auszuschwemmen. Stürme sorgen für Bruchholz. Diese für die Natur eigentlich sehr sinnvollen Tothölzer werden aus o.g. Gründen meist schnellstens entfernt
    • Waldwirtschaft und damit der Einsatz schwerer Maschinen führt zu einem deutlich schlechteren Wachstum von Bäumen. Der Boden wird durch die Maschinen extrem verfestigt und damit gesundes Wurzelwachstum von Pflanzen gehemmt. Durch den Abtrag von Totholz wird zusätzlich vielen Tieren, Pflanzen und Pilzen eine Grundlage entzogen, natürlich zu wachsen

    Meine Meinung: Der Wald, wie die Natur allgemein, reguliert sich eigentlich selbst. Je weniger der Mensch eingreift, desto besser. Der Wald sollte weniger als Wirtschaftsraum dienen, denn sich selbst überlassen werden. Am Ende profitieren wir auch daraus, indem wir uns unsere Lebensgrundlage erhalten, durch die Bindung von CO², sowie durch die Artenvielalt. Leider gibt es das in Deutschland aber eben wie beschrieben so gut wie gar nicht. Der Mensch versteht einfach nicht, dass ein Eingriff seinerseits für die Natur nicht notwendig ist und letztendlich das Waldsterben verschärft.


    Es ist v.a. für Anwohner nur sehr schwer zu akzeptieren, denn "Unsere schönen Wälder gehen kaputt!". Aber ich bin fest davon überzeugt: Lässt man den kranken Wald jetzt absterben und wir lassen uns so weit es geht aus dem Spiel, haben wir im nächsten Jahrhundert blühende Waldlandschaften voller Leben. Die Natur ist darauf angewiesen, die Kranken und Schwachen auszusortieren. Das lässt sich auch auf den Wald als Gesamtes übertragen. Nur werden diese Wälder eben für uns bei Weitem nicht in dem Maße nutzbar sein. Man muss da einen guten Weg finden zwischen "Wald Wald sein lassen" und unseren natürlichen Interessen an der Waldausbeutung (Holz, Freizeitnutzung etc.)


    Wir, die jetzt leben, werden das Absterben nur schwer mit ansehen können. Aber die Nachfolgegenerationen könnten sich auf naturnahe Lebensräume freuen. Glücklicherweise hat man das in einigen Schutzgebieten, z.B. dem Bayerischen Wald, erkannt und mit dem Grundsatz "Natur Natur sein lassen" in sog. "Naturzonen" aufgehört, überhaupt ins Waldgeschehen einzugreifen, entfernt dort also auch kein Totholz, lässt den Borkenkäfer Borkenkäfer sein, egal wie stark der Befall ist, etc.; Aber das ging nur gegen massive und jahrzehntelange Widerstände von Anwohnern und Waldbesitzern. Und siehe da: In Gebieten, wo das schon seit 20 Jahren gemacht wird wächst der Wald viel besser nach, als in jeden Waldstücken, in denen aufgeforstet und eingegriffen wurde. Und das, obwohl es v.a. in den ersten Jahren "schlimm" aussah.




    Nun endlich zu den Waldameisen. Nach einem extremen Schwund durch die schon genannte, nicht gerade naturnahe Waldnutzung, sowie speziell bei Waldameisen auch das gezielte Absammeln der Brut als Tier-/Vogelfutter über lange Zeiträume, waren die Bestände an Waldameisen extrem stark zurückgegangen. Wenn man heute durch Wälder (und waldnahe Gebiete) läuft, findet man hingegen gar nicht so selten große Waldameisenhügel und in manchen Wäldern ist der Besatz an Waldameisen erfreulich hoch. Das betrifft vor allem Formica polyctena, Formica rufa und Formica pratensis. Warum sind die 13 Waldameisenarten (Formica s. str.) also eigentlich besonders geschützt?


    Es gibt durchaus viele andere Ameisenarten, die deutlich seltener sind, als diverse Waldameisenarten und deren Bestände teils komplett zusammengebrochen sind oder die als stark gefährdet gelten. Siehe Liste der Ameisenarten in Deutschland. Hier lässt sich gut nachvollziehen, dass einige Waldameisenarten "nur" auf der Vorwarnliste stehen, andere Ameisenarten hingegen vom Aussterben bedroht oder wenigstens davon gefährdet sind.


    Während der Großteil dieser seltenen Ameisenarten den Menschen aber eben wenig interessieren, hat der Mensch den Nutzen von Waldameisen für den Wald (und damit wieder seine eigenen Interessen) erkannt. Denn Waldameisen erledigen eine Vielzahl an Aufgaben, die dem Wald - und damit dem Wirtschafts- und Nutzungsraum für den Menschen - helfen. DAS ist der Grund, warum (erst seit 2005) Waldameisen besonders geschützt sind. Es geht nach meiner Sicht und Erfahrung viel weniger um den Naturschutz an sich, sondern eher um den Waldschutz und damit den Schutz der menschlichen Interessen.


    Wie nutzen Waldameisen dem Wald?

    • Sie vertilgen Unmengen an Insekten, darunter viele, die uns Menschen als Schadinsekten gelten (Borkenkäferarten, Großer Brauner Rüsselkäfer, Fichtenblattwespe, Kiefernbuschhornblattwespe, Gespinstblattwespe, Lärchenminiermotte, Lärchenwickler, etc.). Generell sind die Insektenbestände im Wald (und anderswo) aber massiv rückläufig. Das entzieht auch (Wald-)Ameisen die Lebensgrundlage
    • Sie hegen und pflegen Blatt- und Rindenläuse. Deren Ausscheidungen dienen einer Vielzahl anderer Tiere, v.a. anderen Insekten, als Nahrung (u.a. auch in waldnähe lebenden Bienen, die daraus Waldhonig für uns herstellen)
    • Sie lockern den Boden massiv auf, sorgen so für dringend notwendige Durchlüftung und ein besseres Wurzelwachstum von Pflanzen
    • Sie verbreiten tausendfach die Samen diverser Pflanzen (die teils gezielt auf Ameisen ansprechen, siehe Elaiosomen)
    • Ihre Nester dienen als Brutstätte für eine Vielzahl anderer Tiere, sog. Ameisengäste, darunter Käfer, Schmetterlinge, Spinnen und Milben, Grillen, Springschwänze, uv.m.; Manche davon sind sogar auf die Ameisen angewiesen, um sich überhaupt zu entwickeln
    • Nicht zuletzt dienen sie anderen Tieren als Nahrung, darunter diverse Spechtarten. Bei diesen Vögeln werden die Ameisen sogar zur Gefiederpflege eingesetzt (sog. Emsen). Und vogelreiche Wälder regulieren wiederum den Insektenbestand (auch Schadinsekten)
    • Nach Schweizer Studien gibt es in waldameisenreichen Wäldern weniger Zecken - erfreulich für jeden Waldbesucher
    • einige der oben genannten Punkte führen zu höherer Artenvielfalt, gleichzeitig werden Bestände aber effektiv reguliert, da - u.a. die Ameisen - als Prädatoren im Schnitt für stabile Bestände sorgen
    • ...

    Der Nutzen von Waldameisen ist also unstrittig. Daher stehen auch in vielen Ländern Waldameisen unter besonderen Schutz. Nur der Grund ist eben nicht unbedingt die Ameise selbst, sondern deren positiver Einfluss auf den Wald. Und Waldschutz ist mittlerweile eben gerade ein großes Thema für uns Menschen, sowie auch die Waldnutzung.


    Daher der große Rundumschluss: Die genaue Fragestellung ist, ob mehr Waldameisen das Waldsterben hätten verhindern können.

    Nein, da das Waldsterben vielfältige Ursachen hat und Ameisen nur in Teilen diesen Ursachen entgegenwirken können.


    Gehören Waldameisen zu einem gesunden Wald und ist umgekehrt ein Wald mit Waldameisen gesünder? Können Ameisen also dabei helfen, das Waldsterben einzudämmen?

    Ja, denn der Einfluss von Ameisen auf den Wald ist unstrittig. Und in gesunden Wäldern wird man - neben einer Vielzahl anderer Lebewesen, im Normalfall auch Waldameisen entdecken können. Und wieder gesunden (!) Wald zu haben - das wird die große Aufgabe im Waldumbau sein. Egal ob nun der Mensch das erledigen will, oder ob man einfach die Natur machen lässt. Ameisen werden dabei eine Rolle spielen, wie viele andere Organismen auch. Bäume werden trotzdem in großen Mengen absterben - und das ist teils auch gut so.



    Ein tolles Buch - da geht es stark über die Lebensweise von Waldameisen, weniger um den Wald, ist übrigens "Das Ameisenkollektiv.


    Zur Kontaktaufnahme von Wissenschaftlern: Frage doch mal bei der Deutschen Ameisenschutzwarte an, ob man dich vermitteln kann. Viele Wissenschaftler sind (Ehren-)Mitglieder in den Ameisenschutzwarten der Bundesländer oder sitzen dort in den wissenschaftlichen Beiräten. Bzw. gibt es hier auch eine Liste der DASW inkl. Kontaktdaten: https://www.ameisenschutzwarte.de/wissenschaftlicher-beirat


    Und als Myrmekologen haben sie natürlich auch publiziert - ggf. findet sich da etwas, was dir bei deinem Thema hilft.




    Edit 17.01.: Natürlich gibt´s bei der ASW auch reichlich Fachwissen dazu und man kann dir sicher auch das ein oder andere Material schicken, wenn du freundlich fragst. Ich hatte das - im Gegensatz zum o.g. wissenschaftlichen Beirat - nicht separat erwähnt, weil es mir ohnehin klar erschien. In der ASW sitzen reichlich Leute, die jahrzehntelange Erfahrung in dem Bereich haben.


    Dort gibt es auch eine Literaturliste: https://www.ameisenschutzwarte…teratur-fuer-ameisenheger & https://www.ameisenschutzwarte.de/literatur-fuer-lehrkraefte

    Und ein Forum: https://forum.ameisenschutzwarte.de/


    Dann noch ein kleiner Hinweis: Der Text gibt natürlich meine Meinung und Erfahrung wieder und umreißt dieses wirklich vielfältige Thema nur. In der Facharbeit wirst du einige meiner Thesen hier sicher kritisch überprüfen müssen und auch mit Quellen belegen.



    Damit genug meiner erschlagenden Textflut :winking_face:

    Wäre cool, über das Thema von nochmal zu hören.



    Beste Grüße,


    Christian

    Also das ist ja mal keine gute Ausrede, denn es gibt auch viele Alternativen, um an gutes Moos zu kommen. Zu dem ist bei 10°C das Einsammeln von Moos auch gut möglich. :winking_face:

    Was wäre denn ein besseres Datum? 31.03.?

    Jein, mir geht es darum, dass man das bei mir gewachsene wirklich perfekt inkl. einer dünnen Schicht Mutterboden entnehmen kann - und ohne großartiges Kriechzeugs, was sonst im Waldboden steckt. Zudem sind die Moose im Wald, jedenfalls die, die dort bei mit in der Gegend üblicherweise wachsen, viel grober.


    Aber ist ja einerlei. Dann machen wir doch einfach spätestens den 31.03. - perfekt zum Start der neuen Saison. Bis dahin sollten Projekte ja ohnehin abgeschlossen sein, ergo empfände ich das Datum als wirklich passend.

    Jeder plant, bastelt und gestaltet bis, z.B. Stichtag 31.01. ein kleines Projekt. Es kann eine ganze Anlage, eine Erweiterung oder nur irgend etwas anderes (Beleuchtung o.ä. mit vorher-nachher-vergleich) sein.

    So kann jeder für sein Hobby zur kommenden Saison etwas umsetzen.

    Hm, prinzipiell finde ich das gut. Nur das Datum... also mein Projekt für 2023 wäre ein Waldformicarium für meine Formica sanguinea. Ich habe das letztes Jahr schon probiert, aber festgestellt, dass Moose doch mehr Licht brauchen, als gedacht (habe das Formi im Büro und da ist/muss es relativ dunkel sein wegen meiner Arbeit). Idee wäre, das nochmal zu machen und dann via UV-Lampe stundenweise zu bestrahlen.


    Das wäre für die Umsetzung dann aber eher was zum Start der neuen Saison, also März/April. Dann wächst das Zeug auch wieder so, wie ich es haben will (über den Winter überwuchern Moose meine Pflanztöpfe draußen, da nehme ich es dann inklusive einer Erd-/Wurzelschicht ab).



    Ach schade, aber nachträglich Kompliment für die Farm: Hätte von den Bildern niemals gedacht, dass das ein Eigenbau ist - Hut ab!

    Danke. Schau Mal, ich hab dazu auch einen Bericht geschrieben damals. Aber ich würde unbedingt dickere Scheiben nehmen, nicht das Billigglas aus irgendwelchen kleinen Bilderrahmen wie ich damals, das war dann auch das Ende der Farm :winking_face:

    Und die Anschlüsse sollte man besser plan abschließen lassen, weil sonst wird das mit dem Einfädeln von Kork äußerst schwierig und fummelig. Man sieht ja, da ragten sie noch ziemlich weit nach innen auf den Fotos. Meine Güte, ist das lange her... :fearful_face:


    Das ist ein von mir selbst erstelltes Korknest. Ich hatte zwei dickere Korkplatten miteinander kombiniert. Die Gänge/Kammern hatte ich so eingefräst, dass sich eine Art dreidimensionales Nest ergibt. So gab es Kammern und Gänge, die je nur in einer der Platten verliefen (und daher auch nur von einer Seite der Farm aus einsehbar waren). Aber u.a. durch den senkrechten Hauptgang in der Mitte waren sie verbunden, teils auch durch sehr kurze und kleine Gangstücke, die quasi im Lot zu den Scheiben von einer in die andere Platte verliefen.


    Ich hab da leider kein Foto davon und das Nest wurde wegen Schimmel auch entsorgt, deswegen kann ich es nur beschreiben. Hoffe es ist halbwegs klar, wie ich das meine. Man kann die Platten ja fräsen wie man will - legt man sie aufeinander, kann es also sein, dass man Überschneidungen in den Kammern/Gängen hat, oder eben auch nicht. So ergibt sich dann eben ein etwas dreidimensionaleres Nest, als wenn man einfach eine sehr dicke Platte von einer Seite fräst


    Die Räume hatte ich zusätzlich noch mit Korkgranulat aufgefüllt. Die Platten kann man in die Farm reinschieben und sollte sie auch wieder herausholen können. Hab dabei allerdings die Farm Marke Eigenbau zerstört (die Glasplatten waren sehr dünn). Erweitert wurde es seinerzeit noch nicht, die Kolonie war (und ist, hatte ein paar Probleme mit der) einfach zu klein.

    Ist doch eigentlich durchaus gut, um Mal zu gucken. Geht ja nicht nur um den Einrichtungsstil, sondern da lassen sich ggf. auch etwaige Fehlerquellen in der Anlage gut sehen.

    Ergo, mach ich gleich Mal einen Anfang :winking_face:


    Ich mag persönlich Becken, die ein wenig übersichtlicher sind. Also hell, wenig Bewuchs. Daher hatte ich dieses Jahr versucht, in das Minibecken meiner jungen Camponotus herculeanus Kolonie ein wenig Gras und Walderdbeeren (sind hübsch und können später auch als Kohlenhydratquelle dienen) einzubringen. Der Erfolg war allerdings sehr bescheiden, denn die Pflanzen mochten es dann doch nicht so sehr, so wenig Erdmaterial dabei zu haben (war wirklich nur wenig). Daher sind sie nach wenigen Wochen schon so langsam eingegangen.






    Ein Post von fink2 hat mich - mit etwas Verzug - etwas recherchieren lassen.


    Nun bin ich auf die Herkunft einiger beeindruckender 3D-Illustrationen von Armin Schieb gestoßen. Er hat in einer wahnsinnigen Arbeit das Leben und Wirken von Waldameisen illustriert und lässt den Leser wirklich tief in die Materie eintauchen. Vom Aufbau eines Nests, Körperbau, Nahrungsbeschaffung, Schwarmflug, und und und - es ist alles dabei und wunderschön bebildert.


    Das Buch wurde vom Kosmos-Verlag publiziert und ist in Deutschland z.B. unter Genialokal bestellbar. Dort unterstützt ihr eine lokale Buchhandlung der Wahl (statt gewisser Versandhausriesen) und durch die Buchpreisbindung (35€) zahlt ihr auch keinen Cent mehr (und keine Versandkosten) als anderswo. Im Normalfall 2-3 Tage Lieferzeit, da das aus einem Zentrallager kommt, also auch schnell genug zuhause (bei mir war es am nächsten Tag da) :winking_face:


    Quelle: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

    Das Ameisenkollektiv Autor: Armin Schieb


    Erscheinungsjahr: 2022


    ISBN: 3440176029


    "Das komplexe Zusammenleben der Ameisen und ihre verblüffenden Fähigkeiten, miteinander zu kommunizieren, inspirierten Armin Schieb zu einem ungewöhnlichen Projekt: In vollständig am Computer geschaffenen 3-D-Zeichnungen gibt er uns tiefe Einblicke in das Staatswesen der Großen Roten Waldameise. Die innovativen digitalen Illustrationen sind vollgepackt mit Informationen über Biologie, Ökologie und Verhalten der winzigen Insekten. Ergänzt werden sie durch fundierte Infotexte, die auf besonders gelungene Weise in die Bilder eingebunden sind. So wird umfassendes Wissen anschaulich vermittelt und bleibt im Gedächtnis. Dieses illustrierte Sachbuch fasziniert auf den ersten Blick: ein Meisterstück, das Maßstäbe setzt!"


    Ich habe keine Ahnung wie das mit dem zitieren funtioniert

    Du kannst einfach den Textabschnitt im Post des Users markieren, den du zitieren willst. Dann kommt die Möglichkeit, das Zitat gleich direkt einzufügen :smiling_face:


    Klar gern, kein Thema. Ist auch eine gute Idee, Bio-Futter zu nehmen, mache ich auch so. Man weiß ja nie, was noch an Insektizid-Rückständen dran ist. Bei Menschenfutter schon ein Problem, bei Tierfutter sicher nicht so streng kontrolliert :winking_face:



    Sorry, das konnte man in dem Fall wohl als Unterstellung lesen. Ich hatte das eigentlich nur erwähnt, weil ich dazu neige, meine Posts so zu verfassen, dass auch andere User, v.a. Neulinge, sich ihre Infos daraus ziehen können. Und da hatten wir leider schon häufiger den Fall, dass dann festgestellt wurde "Ups, wo soll ich denn jetzt in der WR eigentlich jetzt das Ytong-Nest hinstellen?". Am Anfang mit dem RG ist es ja alles noch kein Thema, das geht auch gut in den Kühlschrank. Aber ein richtiges Nest... :fearful_face:  :winking_face:


    Ergo, ich glaub dir das sofort und du hast ja Alternativen. Du musst dir auch keine Sorgen machen, dass die Ameisen dann nichts zu sich nehmen. Das ist der Unterschied zwischen Winterruhe und Winterstarre. Bei letzterer wären die Tiere wirklich unbeweglich. Ameisen aber ruhen eben nur, sitzen also möglichst energiesparend herum. Sie fressen aber, koten, putzen sich, lagern die Brut um, die mit überwintert wird, usw. - teils halt sehr wenig und auch eher langsam.


    Winterstarre hingegen kommt eigentlich bei Ameisen so nicht vor bzw. ist so nicht vorgesehen. Allerdings ist es natürlich schon so, dass Ameisen als wechselwarme Tiere auf eine gewisse Grundtemperatur angewiesen sind. Mal angenommen du lässt die Temperatur deiner Messor unter den Gefrierpunkt sinken, werden sie sicher nicht mehr handlungsfähig sein - und der Organismus macht das auch nur kurz mit. Generell kann ich dir aber versichern, dass meine Messor (die von den Kanaren stammen) auch 4°C problemlos mitmachen (Treppenhaus, da wird es im Januar am Boden sehr sehr kalt). Anfangs hatte ich auch meine Bedenken, ist aber jetzt die 3. WR bei mir.


    Gerade jetzt, da frisch Nahrung verwertet wurde, wäre es glaube ich ganz gut, deine Tiere nochmal etwas kühler zu stellen.


    Im Übrigen kannst du auch, wenn dir das nicht geheuer ist, die Tiere zwischendrin mal eine Woche ins Schlafzimmer nehmen. Denn Winter bedeutet ja nicht, dass es keine wärmeren Phasen geben kann. Auch im Dezember fouragieren Ameisen in freier Natur bei uns (und im Ausland), wenn es warm genug ist. Dann zwar nur die Tiere, die recht oberflächennah im Nest überwintern (der Rest bleibt zu kühl), aber das passiert. Und so ist es dann auch kein Problem, wenn die Ameisen mal kurz wieder etwas wärmer stehen. Aber eben nicht bei Zimmertemperatur, sondern der Jahreszeit entsprechend angepasst. Also beispielsweise, wenn es mal zwei Wochen sonnig war und die Temperaturen eher so 15°C sind, da kannst du auch vereinzelt Arbeiterinnen bei uns beobachten. Dann ist der Boden tagsüber auch aufgewärmt genug, damit die das überhaupt raffen.


    Eine Arbeiterin sehe ich gerade fouragieren.

    Davon kann ich aber nicht ablesen ob sie es nun frisch genug haben, weil immer nur eine oder zwei unterwegs waren.

    Sobald sie komplett im Nest bleiben, ist es kühl genug, die Außenaktivitäten sollten gegen 0 gehen :smiling_face:

    Zum Bodengrund, ich habe gegoogelt aber ihn nicht gefunden.

    Es ist aus dem Fressnapf für Terrarien.

    Nee, dann ist mein Gedankengang abwegig in deinem Fall. Der Terrarienkies ist vollkommen in Ordnung, da färbt auch nix ab. Der Kies hat die Farbe von Natur aus. Also da mal keine Sorge :winking_face:



    Jetzt habe ich sorge das sie vllt wirklich einfach nicht genug Nahrung zu sich nehmen können.

    Ich werde ein wenig zerdrücken und anbieten.

    Das ist wie schon beschrieben durchaus sinnvoll, wenn die Kolonien noch klein sind. Es ist auch nicht so, dass sie gar nichts fressen, man gibt ja normalerweise einen Saatenmix und da ist dann schon irgendwas dabei. Aber Körner/Samen sind schon sehr unterschiedlich. Nimm zum Beispiel geschälte Sonnenblumenkerne - sofort verwertbar, die Messor haben damit kein Problem und nehmen sie sehr gern.


    Wenn man aber Samen wie Kanariensaat oder Hirse anschaut, die man auch gerne gibt (z.B. in Vogelfuttermischungen), werden diese zwar auch ins Nest gebracht. Die Schalen sind aber derart hart, dass die kleinen Arbeiterinnen meist nicht an den Inhalt kommen. Da muss schon eher eine Major ran zum Aufbrechen.



    Temperatur kann ich leider mit viel ruhe und wenig bis keine Vibrationen nix anderes anbieten außer zwischen 14°C - 16°C.

    Wie gesagt, nach meiner persönlichen Erfahrung sind die 15°C eher das Maximum der Winter-Temperatur bei Messor, die Tiere gehen von da an durchaus auch fouragieren. Das ist natürlich individuell und auch abhängig von der Herkunft.


    Schau dir mal dieses beispielhafte Schaubild an, das die Temperatur in Spanien (kontinental) - also ein doch eher warmes Land - aufzeigt.



    Man sieht also selbst in Málaga, südlich gelegen und mit mildem Meeresklima (Meer fungiert als Wärmespeicher/Temperaturpuffer), sinken die Temperaturen auf bis zu 8 °C-16 °C (Januar), in Barcelona hast du sogar nur 5°C - 13°C im selben Zeitraum. Nimmt man hiervon noch Schnittwerte kommt man auf einen Temperaturbereich von 12°C in Málaga, sogar nur 9°C in Barcelona. Beides also deutlich unter 15°C.



    Anders wäre es z.B. bei einer Herkunft von den Kanarischen Inseln (auch Spanien!). Durch die nahe Lage an Afrika und das Meeresklima bleibt es hier im Winter auch deutlich wärmer, min. 15°C, selbst im kältesten Monat Januar.



    Das ist natürlich ein bisschen eine Milchmädchenrechnung, weil die Temperaturen 2m über dem Boden gemessen werden - die Ameisen leben aber im Boden. Auch der dient als Puffer, kann also je nach Witterung kälter oder wärmer als die Umgebungsluft sein.



    Das Problem bleibt aber: Die wenigsten Shops geben an, woher die Kolonien genau stammen. "Südeuropa" und selbst "Spanien" ist schon verdammt weit gefasst. Das ist aber nicht per se schlimm, denn man kann es durchaus auch selbst herausfinden, was richtig für die eigene Kolonie ist. Denn stellt man in der Winterruhe noch gehäuft Außenaktivitäten fest, ist die Temperatur noch zu hoch. Die Ameisen sollten sich eigentlich ziemlich komplett ins Nest zurückziehen. Und solange es frostfrei bleibt, sind die Ameisen hart ihm Nehmen (einheimische Arten überstehen oft sogar Frostperioden, machen wir in der Haltung aber natürlich nicht).


    Treppenhaus wäre eine Alternative, nur da sind immer Mal kurz Vibrationen.

    Denkst du auch das es nicht nochmal Stress ist sie umziehen zu lassen?

    Einen Umzug sollte man nach Möglichkeit vermeiden. Sie sind ja schon im Nest, das gefällt ihnen wohl auch. Warum also eingreifen? Man muss sich einen Ort suchen, an dem man das Nest, egal wie groß das Teil ist, überwintern kann. Das gehört auch schon zur Vorabplanung vor der Anschaffung :smiling_face:


    Dann besser vielleicht eben doch das Treppenhaus. Kurze Vibrationen sind auch kein Problem. Ameisen leben schließlich auch an Straßen, Bahntrassen, etc.pp. und kommen damit gut klar, dass dort Vibrationen auftreten. Es geht eher darum, dass dauerhafter Stress schädigen kann und man natürlich diesen Stress auch minimieren will. Ein Neststandort neben einem Subwoofer wäre also ziemlich schlecht :winking_face:

    Auch wenn die Kolonie davon vermutlich nicht stirbt, wird sie doch bedeutend oft sehr aufgeregt und im Verteidigungsmodus sein. In der Zeit bleiben dann Brutpflege und Futtersuche auf der Strecke. Darum geht´s u.a.




    Hoffe, die ausführliche Antwort hilft dir etwas weiter.

    Ein sehr hübsches Ytongnest hast du da :smiling_face:


    Also, wie in der Shoutbox geschrieben, würde ich mir bei 5 von 70 Arbeiterinnen erstmal nichts denken, da die ersten Arbeiterinnen im Normalfall nur wenige Monate leben. Diese "Pygmäen" sind so eine Art Notversion, die von der Königin im Zuge der Gründung produziert werden. Sie sind besonders klein, dadurch auch ressourcensparend und schnell einsatzbereit. Der Nachteil: Sie leben eben auch nicht lange.


    Das da auch eine Media dabei ist, kann schon vorkommen, es gibt keine Garantie, dass Arbeiterinnen Jahre alt werden. Wenn jetzt laufend weitere Arbeiterinnen sterben und die Kolonie sich dadurch stetig verkleinert, dann würde ich natürlich schon suchen, was der Grund sein könnte.




    Aber mal was anderes, was mir gerade aufgefallen ist: Die Ameisen können sich in Bereichen bewegen, die für sie eigentlich nicht zugänglich sein sollten, siehe Foto.



    Nun hatte ich tatsächlich, als ich noch ein ganz neuer Halter war, ein sehr ähnliches Problem. Denn die Ameisen (in dem Fall Camponotus herculeanus) waren derart blöd, dass sie stecken geblieben sind und dann irgendwie zwischen Ytong und Scheibe eingeklemmt verendeten. Die Toten wurden dann durchaus auch gefunden (manchmal nach ein paar Tagen) und raus geschafft, denn bis zu dem Bereich konnten sie sich ja bewegen vor dem Stecken bleiben. Sehr kurios, aber habe ich so erlebt. Das muss bei dir jetzt kein Problem sein, aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen, dass da eine Arbeiterin unterhalb der Kammern läuft.


    Was mir noch auffällt: Ich sehe nur sehr wenige Körner. Wo ist denn die Kornkammer? Ist sie gut befüllt? Knackst du die Kerne vor? Denn kleine Kolonien können mit den harten Schalen oft wenig anfangen, tragen sie zwar ein und lagern sie, können sie dann aber nicht gut verwerten, bekommen ergo eher wenig zu fressen. Das ergibt sich erst mit größeren Kolonien und Majoren, die dann mit ihren kräftigen Kiefern auch harte Körner aufknacken können, aber bis dahin sollte man als Halter vorarbeiten.


    Und zu guter Letzt, auch wie in der Shoutbox gesagt: Die 15°C sollten das Maximum sein für die Winterruhe, die Tiere bleiben sonst aktiv. Irgendwas zwischen 10-15°C ist besser, selbst unter 10°C mach den Tieren überhaupt nichts aus, solange es frostfrei bleibt. Dazu kann man kühle Treppenhäuser, Kellerräume, Kühlschränke, etc. nutzen. Meine Messor barbarus Kolonien haben letzten Winter auch phasenweise ca. 4°C ohne Ausfall überstanden.



    Noch eine Frage zum Bodengrund: Ist das wirklich Seramis? Das sollte eigentlich porig aussehen, weil es geblähter Ton ist. Die Steinchen da sehen aber total glatt aus auf dem Foto. Man sein, dass das täuscht. Aber ist das nicht eher eine Art Dekokies? Die Frage zielt darauf ab, dass Dekokies oft künstlich eingefärbt ist. Und diese Farbe wird, gerade bei hoher Luftfeuchtigkeit, auch abgegeben. Und sie kann schädlich sein.

    Wenn Kies, dann bitte nur Naturkies (gibt auch in diversen, natürlichen Farben), also solcher, der speziell für Aquarien oder Terrarien verkauft wird. Dieser ist nicht künstlich eingefärbt. Wie gesagt, nur so ein Gedanke und falls mein Eindruck vom Foto nicht täuscht :winking_face:

    "Futtermilben" (sagen wir so, die Arten kennen wir meist ja gar nicht) sind im Prinzip nicht gefährlich. Aber sie können, wenn sie in sehr großen Mengen auftreten, sehr lästig werden und durchaus mit den Ameisen konkurrieren, da sie ja auch an das Futter gehen, nicht nur an Futterreste. Bei meinen Messor barbarus hatte ich letztes Jahr eine Explosion des Milbenbestands. Da spreche ich von sicherlich mehreren 10.000 Milben in einer ca. 15 x 20 x 6 cm Miniarena. Also ein richtiges, weißliches Gewusel, die waren einfach überall, richtig schlimm. Eine zusätzliche Wasserquelle hatte die Luftfeuchtigkeit deutlich erhöht, war wohl mit ein Grund. Dazu natürlich reichlich Futterangebot, Samen/Körner/Ameisenbrot. In dem Fall habe ich auch eingegriffen und die Ameisen in ein neues Nest/Becken übergesiedelt, die alte Einrichtung wurde überbrüht.


    Wenn es nur kleine Mengen sind, sind diese Milben aber nicht schädlich, tummeln sich vor allem sichtbar an Futterresten. Diese einfach so gut es geht entfernen, dann sollte sich das Nahrungsangebot für die Milben und damit ihre Vermehrung in Grenzen halten. Ansonsten stimmt der Tipp natürlich auch, dass man die Arena gut abtrocknen lassen sollte - bei sehr feuchteliebenden Arten wie Manica rubida leider keine Option.


    Also Springschwänze sind es aber auf jedem fall nicht, die sind sehr klein weiß-gelblich, viereckig und bin mir da nicht sicher ob die parasitär sind, denn manche von denen waren auf meinen Feuerwanzen, die ich mit in die Arena getan hab.

    Milben sind oft auch auf anderen Tieren unterwegs, ohne parasitär zu sein. Man erkennt das relativ gut, denn parasitäre Milben bleiben natürlich auch zum Saugen über längere Zeiträume an der selben Stelle ihres Wirtes, oft an Übergangsstellen des Chitinpanzers (Gelenke, Übergang zwischen Kopf/Thorax/Gaster etc.). Berührt man sie, z.B. mit einem feinen Pinsel (sonst zermatscht man sie nur :grinning_face_with_smiling_eyes: ) laufen sie nicht einmal weg, da sie mit Saugen beschäftigt sind. Reine "Passagiere", laufen eher beständig herum und flüchten bei einem Berührungsreiz auch.


    Wofür eigentlich die Feuerwanzen? :thinking_face:

    @Funfundzwanzig: Also falls dich das beruhigt: Meine Manica rubida Gyne ist auch vor zwei Tagen mal kurz rausgekommen, um sich Honig zu holen und das, obwohl sie mehrere Arbeiterinnen hat, die das eigentlich erledigen könnten und die Gründung schon seit vielen Wochen abgeschlossen ist.


    Das kennt man auch von den recht nahe verwandten Myrmica rubra, da passiert das auch häufig.


    Die ersten Arbeiterinnen bei dir sollten alsbald schlüpfen, sonst wird es auch knapp mit der Winterruhe. Bei mir hat es ca. 1,5 Monate gedauert, hatte sie ca. 1x die Woche mit Proteinen versorgt, das schien auch gut zu reichen. Sie hat fast alles ins Nest gezogen. Die Gyne war in der Zeit sehr sehr aktiv, oft an der Oberfläche beim fouragieren, aber auch beim Gänge graben war sie extrem fleißig. Dann kam sie eine Zeit lang gar nicht mehr raus und ich hatte Null Aktivität - denke da waren die ersten Arbeiterinnen schon da, ich hatte es aber nicht gemerkt. Die kleinen Kolonien sind wirklich sehr zurückhaltend, leben eher versteckt. In der Farm sitzen sie auch nicht wirklich sichtbar, man kann also die Kolonie schlecht beurteilen bzgl. Arbeiterinnenzahl, Brut etc.


    Geht mir also wie dir.



    Hier mal ein superschlechtes Foto, als sie allein draußen saß.


    Die Bilder müsstest du bitte nochmal hochladen. Unten bei "Dateianhänge" -> "Hochladen" -> Entsprechende Bilder mit max. 5 Mb/Bild wählen, wenn der Upload abgeschlossen ist kannst du sie im Original oder als kleineres Vorschaubild einfügen.


    In deinem Posting sind leider keine Dateianhänge hinterlegt, das kann ich als Admin sehen.

    Ah, jetzt bist du mir zuvorgekommen, hatte das gestern auch gelesen.


    Leider der große Unterschied zum Menschen: Ameisen sind für die Umwelt unheimlich wichtig und nützlich, in den verschiedensten Belangen, z.B:

    • Bodenauflockerung und und dadurch besseres Wurzelwachstum -> Schutz vor Bodenerrosion. Lt. den Studienautoren bis zu 13 Tonnen Erdmaterial pro Jahr und Hektar!
    • Verbreitung von Samen vieler Pflanzen
    • Steigerung der Honigtauproduktion durch Lauspflege/-schutz, wovon viele andere Insekten ebenfalls profitieren
    • Ökologisches Gleichgewicht durch Fraß von anderen Insekten bzw. Tieren und Aasbeseitigung
    • Rückzugsbereich für Ameisengäste, teils elementar für deren Überleben
    • Futter für andere Tierarten wie Vögel, Amphibien und Echsen, aber auch diverse Säugetiere (Affen, Ameisenbären, etc.)
    • ...



    Wie Menschen sind Ameisen also Ökosystem-Ingenieure, die ihre Umwelt und damit auch die Bedingungen für andere Lebewesen dauerhaft verändern können.

    Nur eben, wie an den Beispielen oben genannt, in einer positiven Richtung. Sie sorgen für Artenvielfalt und ein ökologisches Gleichgewicht. Wir hingegen sorgen für Artenschwund und das Kippen zahlreicher Ökosysteme.


    Grund genug Ameisen zu schützen. Ich kann nur wieder motivieren, sich da in den Ameisenschutzwarten und Umweltschutzverbänden zu betätigen :smiling_face:


    Und Grund genug, die Finger von als extrem invasiv geltenden Ameisenarten zu lassen - denn deren, auch versehentliches, Einbringen in fremde Ökosysteme führt zum Gegenteil dessen, wofür Ameisen sonst stehen.

    Hi Michiii,


    also solange Wasser drin ist, zieht auch der Wattestopfen Wasser und leitet das nach vorn zu der Kolonie. Aber du hast natürlich recht - lange geht das nicht mehr und sobald das Teil in ein paar Wochen trocken ist, können die Ameisen binnen weniger Tage verdursten. Also besser jetzt darum kümmern.


    So ein RG hält im Normalfall schon eine Saison lang. Aber das ist natürlich auch abhängig von der Temperatur im Zimmer/Becken, da die Verdunstung mit steigender Temperatur zunimmt. Zudem kann unabhängig davon das Wasser an sich auch umkippen, da die Ameisen auf den Wattestopfen koten, Essensreste dort haften usw. - durch den durchlässigen Wattestopfen ist so einer Bakterien- und Algenbildung Tür und Tor geöffnet. Das ist aber extrem unterschiedlich - manche Kolonien können 2 Jahre im selben RG sein und das Wasser ist gut, bei anderen ist das Wasser nach 3 Monaten so hinüber, dass ein Wechsel Sinn macht. Man erkennt das, wenn das Wasser sich verfärbt, gelb oder rötlich wird oder auch wenn der Wattestopfen komplett schwarz ist. Das sollte nicht sein, da das v.a. Kot ist.


    So oder so, das RG ist ohnehin ja nicht als Dauernest gedacht und bei den Ameisen auch eigentlich sehr unbeliebt (zu groß, nur eine riesige Kammer, zu glatt, keine wahnsinnig unterschiedlichen Feuchtigkeitsbereiche, ...). Daher wirst du für die kommende Saison ohnehin über ein anderes Nest nachdenken müssen.


    Und nur Geduld. Kleine Kolonien sind halt nicht sehr aktiv, dafür kannst du dich über jeden Zuwachs noch freuen. Später feiert man sicher nicht mehr jede Arbeiterin, aber dafür ist auch was los :winking_face: