Hi Zitronenzweig,
auch von mir ein herzliches Willkommen auf Ameisenhaltung.de
Ich muss zugeben, dass ich deinen Beitrag zuckersüß fand und sehr unterhaltsam! Danke dafür, aber wir werden dir natürlich jetzt auch versuchen zu helfen.
Es gab ja schon einigen Input und es ist ein interessanter Fall, weswegen ich auch noch ein bisschen Infos geben möchte.
Auf eine Art würde Ich Mich nicht festlegen wollen, wohl aber auf die Gattung, nämlich eine Camponotus.
Dafür spricht meines Erachtens nach die Größe, denn diese Gattungen stellen in Deutschland die größten Arbeiterinnen.
Das von Dir fotografierte Individuum ist mEn auch keine Königin, sondern eine Arbeiterin mit prall gefüllter Gaster, also dem Hinterleib, vermutlich mit besagtem Tee. Für eine Königin fehlen die typischen Narben auf dem Rücken, wo einst die Flügel hätten sein sollen.
Da stimme ich Ralph zu. Eine Tetramorium kann es nicht sein (sorry ForceMaster ) , denn diese gehört zu den "Knotenameisen". Hier liegt aber eindeutig eine "Schuppenameise" vor, man sieht es an der namensgebenden Schuppe (siehe Pfeil auf dem Bild) am Petiolus. Die 5 Glieder an der Gaster kann man auch zählen, da diese ja wegen der Flüssigkeit stark gedehnt ist.
(das 5. Segment ist sehr klein und ist auf dem Foto noch mit dem 4. verbunden, sieht man schlechter).
Auch ich wäre da bei einer Camponotus spec. und wäre da am ehesten noch bei einer Camponotus fallax (rein schwarz gefärbt, auf den Fotos keine sichtbare Behaarung, wie z.B. bei Camponotus vagus). Zumal letztere, da vom Aussterben bedroht, noch viel seltener in Deutschland (davon gehe ich jetzt erstmal aus?) ist . Ggf. kannst du uns noch deinen Standort verraten, das wäre ganz interessant.
Dazu gleich vorab: Beide wären in D ziemlich selten, Camponotus fallax steht auf der Vorwarnliste und es ehrt dich, dass du die Tiere im Gegensatz zu vielen anderen Bürgern nicht gleich bekämpft hast.
Aus deinen Schilderungen lese ich ein bisschen zwischen den Zeilen, dass die Tiere auch nicht sonderlich aggressiv sind (oder haben sie dich je attackiert?). Auch das würde für die ziemlich defensive und friedliche Camponotus fallax sprechen.
Ich war erst etwas verwirrt, da man diese Art eher mit Bäumen als Lebensraum verbindet, aber tatsächlich schreibt Seifert (das ist ein sehr angesehener Myrmekologe, also Ameisenforscher), dass sie auch in Holzkonstruktionen menschlicher Behausungen (also z.B. der Dachstuhl) und sogar in Bienenstöcken leben können.
In beiden Fällen profitieren sie extrem von der Wärmeabgabe und da auch du als Frostbeule stark heizt, nehmen die Ameisen das jetzt im Winter dankend an, um auf Nahrungssuche zu gehen, statt zu ruhen. Vor allem scheinen sie es auf Flüssigkeit abgesehen zu haben - das wundert nicht, denn im Dachstuhl werden sie sowas kaum finden. Und im Gegensatz zu ihren baumbewohnenden Kolleginnen können sie ja auch nicht Morgentau, Regen o.ä. auflecken - insofern ist deine Wasserquelle gern gesehen, da für sie andere Quellen schwer zur Verfügung stehen. Im Sommer gehen sie ggf. schon raus auf das Dach selbst und finden dort auch Wasser, aber im Winter werden sie sich sicher nicht gern der Kälte aussetzen (und können das auch gar nicht lange, wie alle wechselwarmen Tiere).
Um den Dachstuhl musst du dir indes keine Sorgen machen, denn es wird in Bezug auf "Rossameisen" (aka diverser Camponotus-Arten) zwar v.a. von Kammerjägern gerne marktschreierisch darauf verwiesen, dass diese Holzschädlinge oder gar "holzzerstörend" wären. Das ist aber in den meisten Fällen obsolet, da die Ameisen, wenn überhaupt, vorrangig bereits morsches Material bearbeiten - und dann liegt das Problem also nicht an den Ameisen, sondern an der Bausubstanz selbst. Eher nisten sie in bereits vorhandenen Hohlräumen, die v.a. in älterem Bauholz wegen Rissbildung etc. naturgemäß häufig vorkommen. Zudem bilden Camponotus fallax Kolonien nur wenige hundert Tiere aus, sind also auch mengenmäßig kaum in der Lage, Holz allzu stark zu bearbeiten.
Hast Du denn Zugang zum Dachstuhl?
Das ist eine berechtigte Frage. Lebt man einfach direkt unter dem Dach, ist das natürlich schwierig - da müsste man ja die Verkleidungen abbauen. Gibt es allerdings einen Dachboden oder Kriechboden, dann kann man auch mal gucken, ob man die Kolonie sogar findet.
Wie schon von beiden Vorrednern beschrieben ist der regelmäßige Besuch hausgemacht, da du ihnen quasi eine sehr gute Futter/Wasserquelle anbietest und sie diesen dankend annehmen. Abhilfe schaffen hier:
- Entfernung der von den Ameisen durch Pheromone gelegten Duftspuren (aka Ameisenstraße) mit starken Reinigern, z.B. Essigessenz
- Die Tiere ggf. nahe des Fensters aussetzen, in dem sie verschwinden (alles andere wäre ihr Todesurteil, da sie nicht mehr nach Hause finden und ggf. auch erfrieren).
- Entfernung des Nahrungsangebots (keine Krümel mehr, keine anderen Speisen liegen lassen )
- Lagerung des Tees und anderer Flüssigkeiten in komplett dichten und unzugänglichen Gefäßen (z.B. Thermosbecher)
- Abdichtung der "Einfalltore" mittels Silikon, Bauschaum, Leim o.ä. passender Substanzen
- nicht mehr heizen (Spaß )
Man nimmt also die attraktiven Faktoren (Essen, Trinken) heraus und schließt die Ameisen aus, denn eine Entfernung der Kolonie ist in vielen Fällen einfach unheimlich schwierig. Viele Hausmittelchen wirken indes überhaupt nicht, leider ist das Internet voll von idiotischen "Tipps". Gut, dass du deinen Weg hierher gefunden hast! Gift wirkt meist nur bei den ersten Tieren, die es aufnehmen, also v.a. den Arbeiterinnen. Es ist meist nicht sehr erfolgreich dabei, die Königin(nen) zu erreichen und zu beseitigen.
Ein Stück Lachs und ein Stück Ei
Ja, Ei ist leider in der Ameisenhaltung auch bei vielen Kolonien nicht so beliebt und Lachs ggf. (zumal wenn roh oder Räucherlachs) zu fettig, das mögen sie auch nicht so gern.
Das komische: ich habe beobachtet, dass selbst welche, die schon mehrer stunden am Boden des Glases lagen, wieder lebendig wurden!!! ich hatte die -vermeintlich toten Körper- aus dem Glas genommen, und zum fotografieren auf ein Stückchen Klopapier gelegt.
Nach einigen STunden sind sie plötzlich langsam wieder lebendig geworden!
Das ist richtig. In der Ameisenhaltung ist es ein bekanntes "Gegenmittel", ertrunkene Ameisen mit stark wasseranziehenden Substanzen wie Salz zu bestreuen/sie darin "einzulegen", um das überschüssige Wasser aus dem Körper, bzw. aus den Tracheen (deren Atmungssystem) zu ziehen. Sind die Atemwege wieder frei und der Körper noch nicht zu stark geschädigt, dann fließt der Sauerstoff wieder wie er soll und die Ameise kehrt langsam zum Leben zurück. Auch normales Küchenpapier oder eben Klopapier kann diese Wirkung erzielen, da dieses auch das Wasser aus dem Körper zieht (jedenfalls eine gewisse Menge).
Ich hoffe unser aller Input gibt dir eine gute Handlungsbasis, sodass du dich über das weitere Vorgehen entscheiden kannst. Wie gesagt wäre die genannte Ameisenart (falls von mir korrekt bestimmt, aber viele Möglichkeiten zur Verwechslung gibt es in D dafür nicht) durchaus selten und damit schützenswert, ergo wäre es schön, wenn du eine "friedliche" Lösung finden würdest.
Wir stehen natürlich sonst auch weiterhin mit Rat zur Seite.