Beiträge von ice_trey

    Liebe Community,


    es geht in die Endphase. Da wir wegen Berufstätigkeit, Familie usw. nicht ganz so schnell waren, wie gedacht, konnten wir das Oster-Ziel nicht ganz einhalten. Doch ca. Ende nächster Woche bzw. die Woche darauf treten wir in die entscheidende Phase ein. Die Daten des AmeisenCafé werden erstmal ganz aktuell nochmal auf Ameisenhaltung.de portiert. Anschließend prüfen die Programmierer, ob sich ein sinnvoller 301-Redirect vom alten AmeisenCafe auf das neue Ameisenhaltung.de einrichten lässt. Sollte dies der Fall sein, schließen wir die Arbeiten ab und das AmeisenCafé wird mit Ameisenhaltung.de fusioniert. Es kann sein, dass euch für einige Zeit das Café nicht zur Verfügung steht, da wir in den Wartungsmodus überwechseln werden müssen. Wir kündigen das aber nochmal exakt an, wenn wir den Termin wissen.


    Wir freuen uns anschließend dann natürlich über eure Rückmeldungen, die ihr gern hier im Thread verlauten lassen könnt. Da das Major-Update von Woltlab Burning Board 4 auf die Woltlab Suite 5 mehrere Versionssprünge dazwischen hatte, ist der Stil der neuen Seite natürlich komplett anders, als ihr es gewohnt seid und ist vielleicht am Anfang sehr ungewohnt. Doch kann ich versichern, dass man sich nach wenigen Tagen Nutzung daran gewöhnt und das alte AmeisenCafé auch entsprechend als etwas altbacken empfindet.


    Man wird sich auf der neuen Seite ganz normal mit den bisherigen Zugangsdaten einloggen können, diese sind aber natürlich ggf. nicht von eurem Browser gespeichert, sondern ein manueller Login wird erfolgen müssen. Die Accounts sind sonst aber exakt dieselben, da lediglich ein Domainwechsel stattfindet - die Software usw. bleibt, in neuer Version, bestehen, ebenso wie alle Inhalte, Beiträge, private Nachrichten... nur die Shoutbox wird leider geleert sein.



    Wir freuen uns, bald mit euch auf der neuen Plattform ein Wiedersehen zu feiern :ballons:

    Hi Christl,


    erstmal Schade, dass die Königin gestorben ist. Das muss nicht zwingend die eigene Schuld sein, wie Ralph schon sagte. Königinnen sterben leider immer wieder mal unerwartet - das kann viele Ursachen haben, von Krankheiten, Parasiten, genetischen Defekten und und und. Solange nicht viele Tiere sterben ist nicht von einem Haltungsfehler auszugehen.


    Der Begriff "Königin" ist insofern gar nicht so gut gewählt, als dass die Königin(nen) keinerlei Kommandofunktion haben. Sie sind schlicht für die Gründung und danach die Eiablage zuständig. Sprich: Die Arbeiterinnen gehen ganz normal ihrem Tagwerk nach, auch wenn die Königin abstirbt. Das kommt so auch in freier Natur bei monogynen Kolonien so vor. Nach einigen Jahren stirbt dann nach und nach die restliche Kolonie ab, da kein Nachschub kommt (die Arbeiterinnen können aber durchaus mehrere Jahre alt werden).


    Wenn ihr dennoch die Aktivitäten der verbliebenen Kolonie beobachten wollt, aber jetzt zu wenig Substrat dafür in der Farm habt, dann könnt ihr euch mit einfachen Mitteln einen sog. "Exhaustor" bauen, die Ameisen damit aufsaugen, das Substrat auffüllen und dann die Arbeiterinnen wieder zusetzen. Hier eine Bauanleitung, kostet fast nix: Der Exhaustor - eine einfache Bauanleitung zum schnellen Einsammeln ausgebrochener Ameisen

    Hi Christl,


    das mit dem Paraffinöl ist ein guter Plan, sollte man eigentlich immer als erste Sicherung machen (oder auch andere Sperren, wie Talkum o.ä., nach eigenem Geschmack). Den Deckel sollte man schon auch nutzen, dafür ist er ja da... :winking_face:
    Gerade exotische Ameisenarten sollten tunlichst in ihrem Formicarium bleiben. Wenn man noch nicht viel Erfahrung mit Ausbruchssicherungen hat, ist ein Deckel als weitere Sperre Gold wert, um die Ameisen dort zu halten, wo sie hingehören.


    Da man Messor ohnehin nicht allzu feucht halten sollte/muss, kann man den Deckel im Normalfall auch drauf lassen, außer man stellt sehr starke Kondenswasserbildung fest (Schimmelgefahr). Wegen Sauerstoffzufuhr muss man sich indes keine Sorgen machen - die Ameisen verbrauchen nicht viel und es kommt genug Sauerstoff nach, wenn man zur Fütterung den Deckel abmacht ab und an. Es geht eher um Vermeidung von Nässe. Sollte man den Deckel nutzen wollen, aber viel Kondenswasser haben, kann man ggf. auch mit geeignetem Werkzeug ein Stück aus der Mitte herausschneiden und mit feiner Metallgaze (quasi wie Fliegengitter, nur aus Metall) bespannen. So bleibt der Deckel sicher, hat aber eben ein Lüftungsgitter. Wird so auch oft standardmäßig von den Shops angeboten, weil es einfach Sinn macht.

    Lieber Barristan,


    leider muss ich feststellen, dass du scheinbar Beiträge anderer nur überfliegst oder nicht wirklich genau liest, bevor du antwortest. Sicher war mein Beitrag sehr lang, sorry dafür, aber ich konnte deine Ausführungen so auch nicht stehen lassen und habe mir daher sehr viel Zeit genommen, auf deine Ausführungen einzugehen - im Übrigen teils durchaus in deinem Sinne. Nicht einfach irgendwas hinzurotzen ist für mich eine Sache des gegenseitigen Respekts und diesen würde ich mir von dir auch wünschen, indem du nicht einfach irgendwas zurückschreibst, sondern einfach mal genau schaust, was dir geantwortet wurde.


    Stattdessen stellst du nur Vermutungen über meine Haltung an, um mich irgendwo einzusortieren - was sehr Schade ist. Denn einerseits forderst du mit deinen Kritiken gehört zu werden, beschäftigst dich aber scheinbar mit Gegenargumenten oder Diskussionspartnern nur in geringem Maße. Sorry für die offenen Worte, die natürlich jetzt auch etwas in die persönliche Richtung gehen, aber bei mir kommt dein letzter Post so an, als würdest du mich gern irgendwie abstempeln. Statt von "Wir" und "Die" zu sprechen, könnte man auch versuchen, die entsprechenden Fronten einzureißen, indem man sich Debatten stellt und sich z.B. in einem Verband einbringt, statt nur über das Internet zu meckern. Das wird niemandem helfen.



    Zitat von Barristan

    Scheinbar meinst Du und auch andere, dass wenn man sich "vernünftig" verhält sie einem schon nicht alles verbieten werden. Aber genau da wirst Du dich irren. Die wollen gerne jegliche Haltung von Tiere, die nicht die typischen Haustiere sind verbieten. Ich schätze mal, dass Du selbst keinerlei exotische Ameisen mehr hältst und es Dir daher eh ziemlich egal ist, oder?


    Wenn deine eigene Antwort darauf ist, dass möglichst "unvernünftiges" und kurzsichtiges Handeln seitens der Ameisenhalter dann das Problem löst, ist das einfach kein guter Lösungsansatz. Wenn du meinst, dass dieses Verhalten dazu führen wird, dass man unser Hobby nicht einschränkt, wirst du dich leider ebenfalls irren. Du hast bisher auch noch überhaupt nicht aufgezeigt, was eine Lösung sein könnte bis auf "Weitermachen wie gehabt, weil es gibt ja kein bewiesenes Problem!".


    Nochmal: Du kannst in meinem Beitrag lesen, dass ich 2006 mit exotischen Arten angefangen habe (Pheidole pallidula) und auch immer noch (und immer wieder) exotische Ameisenarten (z.B. Messor) halte. Du machst es dir also etwas einfach, mich jetzt in irgendeine Ecke zu stellen, wo du mich gerne hättest - die der Exotengegner, oder denen es egal ist oder meinetwegen auch der vermeintlichen Darmsymbionten gewisser Wissenschaftler. Funktioniert leider nicht, da ich schon immer Exoten gehalten habe und eben kein Schwarz-Weiß-Denker oder auf irgendeiner Seite bin. In meinem Profil findest du btw für alle einsehbar sämtliche Arten, die ich bisher gehalten habe. Insofern bin ich scheinbar schonmal kein Exotengegner.


    Nur bin ich (mittlerweile, das war 2006 wohl als Anfänger anders, aus mehreren, bereits genannten Gründen) der Meinung, dass Arten, die im Verdacht stehen, problematisch werden zu können und sich ganz offensichtlich in anderen Teilen dieser Welt teils höchst invasiv ausbreiten, nicht auf Teufel komm raus verkauft und gehalten werden müssen, schon gar nicht von Minderjährigen. Das schon allein, um unser Hobby eben vor unsinnigen Verbotsorgien oder einem Komplettverbot des Handels mit Königinnen, wie etwa teils in den USA, zu schützen. Welche Arten problematisch sein könnten und diese zu klassifizieren ist indes NICHT meine oder deine Aufgabe, sondern die der Wissenschaftler und des Gesetzgebers. Wenn uns das stinkt, dann müssen wir eben selbst mit Vereinen oder nach Studium mit wissenschaftlichen Arbeiten ggf. andere Ansätze aufzeigen. Ich persönlich halte ein paar dutzend Ameisenarten für problematisch, da blieben immer noch hunderte Andere exotische Arten zur Haltung übrig, die weniger invasives Potential haben. Um ehrlich zu sein kenne ich auch keinen einzigen Markt für Tiere, der derart unreguliert dasteht, wie der für Ameisen und unregulierte Märkte sind für die Natur im Normalfall immer sehr schlechte Märkte.


    Du missverstehst mein Anliegen vollkommen, da ich mitnichten die Exotenhaltung verbieten wollen würde oder es mir wenigstens egal wäre, sondern im Gegenteil befürchte, dass der Gesetzgeber - der von der Materie im Normalfall keine Ahnung hat - einfach per se sagen wird: "Na gut, exotische Insekten haben hier wirklich nichts verloren und sind schwer kontrollierbar, also verbieten wir den Handel mit exotischen Ameisen komplett, weil wir damit nur ein paar hundert oder tausend Hanseln ihr Hobby verbieten - kann uns egal sein.". Du kannst dir einfach mal vorstellen, wie ein Laie unsere Community von außen betrachten würde - für die meisten Leute sind wir einfach ein paar Spinner mit einem höchst eigenartigen und fremdartigen, schwer zu verstehenden Hobby. Der Unwille einiger Halter, freiwillig auf etwaige problematische Arten zu verzichten, um den Gegnern der Exotenhaltung nicht noch Steilvorlagen zu liefern, ist da schon bemerkenswert kurzsichtig.


    Denn die Gleichung ist doch ganz einfach: Kein Handel mit potentiell invasiven Exoten = kein Problem für die Natur
    Handel mit potentiell invasiven Exoten = potentielles Problem für die Natur


    Du fordest ständig, dass erstmal Beweise vorgelegt werden, dass es Probleme gibt oder geben könnte, bevor der Handel eingeschränkt werden dürfe. Die Gegner der Exotenhaltung sind aber überhaupt nicht in der Bringschuld, da durch ihr Handeln bzw. ihre Ansichten keinerlei Probleme entstehen. Die Halter der Exoten wären indes die, die beweisen müssten, dass durch ihr Handeln keine Gefahr entsteht. Eigentlich sehr logisch, oder?




    Jetzt noch zu deinen Punkten:


    Die von dir genannte Liste der EU beinhaltet ganze 66 Arten, die ein absoluter Basiskompromiss waren, da die EU standardmäßig intensiv über solche weitreichenden Themen leidenschaftlich streitet und sich auf Minimallösungen einigt. Keiner der Mitgliedsstaaten ist davon ausgegangen, dass diese Liste damit komplett ist. Der, von dir selbst zitierte, Nabu schreibt dazu:



    Ich weiße nochmal darauf hin, dass die Mitgliedsstaaten durchaus abseits dieser Minimalliste dazu angehalten sind, für ihr Land und die dort vorkommenden invasiven Arten bzw. etwaige Bedrohungen eigene Studien zu führen und Managementmaßnahmen zu entwickeln. Wie ich ebenfalls bereits schrieb, ist die entsprechende Liste Deutschlands bzgl. Insekten und Spinnentieren erst "in Vorbereitung", liegt also noch überhaupt nicht vor. Du kannst dich also nicht darauf ausruhen, dass es ja gar keine Ameisen auf irgendeiner Liste gibt, weil Deutschland für sein Staatsgebiet solch eine Liste noch überhaupt nicht angefangen hat. Das heißt aber natürlich nicht, dass dort nicht auch Ameisenarten landen werden - es ist sogar sehr wahrscheinlich.
    Hier geht es zur Übersicht, welche Listen Deutschland schon erstellt hat, welche in Bearbeitung sind und welche noch kommen. Insekten und Spinnentiere sind noch nicht bzgl. ihrer Invasivität beurteilt worden: https://neobiota.bfn.de/invasivitaetsbewertung.html



    Zu guter Letzt, um es dieses Mal kürzer zu machen, ist dir scheinbar leider entgangen, dass ich die große Anzahl an (angeblich) invasiven Ameisenarten in der Studie ebenfalls merkwürdig finde und diese daher sicher ihre Schwächen hat, da stimme ich indes sowohl dir, als auch Phil aus dem Ameisenportal zu. Deswegen debattieren wir ja auch rege darüber. Und daher muss die eben genannte Invasivitätsbewertung erfolgen, um Klarheit zu schaffen.


    Zitat von ice_trey

    Auch ich bin hier etwas stutzig geworden, da mich die hohe Zahl der (angeblich) gehandelten invasiven Arten überrascht hat. Natürlich sind ein paar übliche Kandidaten bekannt, aber der Anteil schien mir auch etwas hoch, sodass ich mich gefragt habe, woher die Daten kommen und wie oft diese Ameisen überhaupt gehandelt wurden. Das ist sicherlich, ohne viele Stunden Arbeit hineinzustecken, schwer zu bewerten, da man dutzende Verkaufsplattformen sichten müsste, v.a. aber auch Verkäufer in sozialen Medien, wie es aus dem asiatischen Raum aus sehr üblich ist.


    Meine Kernaussage ist und war aber: Solche Studien dienen dem Gesetzgeber u.a. als Grundlage seines Handelns, dazu kommen die Aussagen von Fachgremien und anerkannten Verbänden (wie den Ameisenschutzwarten, die eng und gut mit dem Staat arbeiten). Zudem gibt es massive Fronten zwischen z.B. Wissenschaftlern, Ameisenschutzwarten und Ameisenhaltern. Und wir Halter liefern in dieser Gemengelage durch unser Kaufverhalten und Betragen die Vorlagen, dass der Gesetzgeber uns tendenziell für unmündige (was ja altersmäßig auch oft genug der Fall ist) Spinner hält, die hemmungslos teils tendenziös problematische Insekten durch die halbe Welt schicken lassen, um diese zur Schau zu stellen.


    Die Covid19- Pandemie mit der Problematik invasiver Arten zu vergleichen ist indes etwas weit hergeholt, gilt natürlich ebenso für gewisse Vergleiche von Wissenschaftlern untereinander. Das eine und das andere sind vollkommen andere Wissens- und Forschungsfelder, bei denen es ganz unterschiedliche Themengebiete, Problematiken und Gefahren gibt, die kaum miteinander vergleichbar sind. Beim einen stehen Menschenleben auf dem Spiel, beim anderen die ohnehin schon stark lädierte heimische Flora- und Fauna. Beides ist nicht miteinander vergleichbar - es doch zu tun, wäre unseriös.

    Servus Barristan,


    Danke für das Einstellen deines Blogbeitrags. Dieser ist leider nicht komplett vollständig, da die auf deiner Homepage als Zitat eingestellten Teile beim Copy/Pasten verloren gegangen sind. Ich erlaube mir, diese einfach vom Blog zu zitieren, weil ich jetzt trotz der Möglichkeit deinen Beitrag nicht entsprechend editieren wollte. Kannst du aber gern nachholen. Natürlich ist eine Debatte immer erwünscht.


    Ich gehe daher mal abschnittsweise auf ein paar einzelne Punkte ein. Leider hat sich ja noch keiner sonst dazu geäußert, daher bist du, Barristan, jetzt der Einzige, den ich zitieren kann (nicht persönlich nehmen, denn ich teile deine Meinung in vielen Fällen nicht):



    Leider ist der Artikel sehr schlecht, aber immerhin besser als der aus 2004 von A.B., denn immerhin hat man sich die Mühe gemacht einige Daten zusammen zu tragen. Ich habe meine Kritik schon in einem Blogpost veröffnetlicht, werde sie hier aber auch noch reinkopieren, da es wichtig ist, dass man sich auch kritisch dazu äußert:


    Gut 6 Jahre sind seit Buschingers Beitrag „Risiken und Gefahren zunehmenden internationalen Handels mit Ameisen zu Privat-Haltungszwecken“ vergangen.
    Mittlerweile ist ein neuer Artikel mit dem Titel „Invasiveness is linked to greater commercial success in the global pet trade“ bereits online erschienen. Leider wie so oft hinter einer Paywall von $10 weggesperrt.
    Aber die Zusammenfassung und die Anhänge geben trotzdem schon einigen Aufschluss darüber, wie herangegangen wurde, daher kann man sich das Geld getrost sparen.

    Ja, es ist bedauerlich, dass Bildung in unserer Gesellschaft nicht den Stand hat, dass jeder Interessierte generell auf wissenschaftliche Publikationen Zugriff hätte (und diese Einnahmequelle für die Autoren anderweitig ausgeglichen wird, denn die müssen natürlich auch nicht kostenlos publizieren und kostenlos arbeiten). Nichtsdestotrotz empfinde ich es als etwas eigenartig, eine Studie als per se schlecht darzustellen, die man offensichtlich gar nicht eingesehen hat. Das wäre, als würdest du ein Buch anhand des Covers und Klappentextes mit einer Kritik kommentieren, oder einen Film nach Sichtung seiner Trailer. Funktioniert so lala...


    Nun habe ich natürlich auch Bezug darauf genommen, ohne den Artikel gekauft zu haben, aber meine Kernaussage ist auch erstmal eine ganz andere: Dass die Ameisenhalterschaft ein Verbot ihres Hobbys selbst mit provoziert, da Entscheidungsträger sich im Normalfall von wissenschaftlichen Beiräten, Beratungsgremien, Verbänden etc. beeinflussen lassen und nicht von ein paar hundert Hobby-Ameisenhaltern. Die Richtung wird schon anhand der wenigen Infos angedeutet und wie das Thema verstanden wird, konnte man ja in den Headlines und Artikeln diverser Medien schön beobachten. So, genau so kommt es auch beim politischen Entscheidungsträger an.


    Es sind übrigens wohl gut 16 Jahre (2004), seit Buschingers Beitrag, kleiner Tippfehler, passiert halt.




    Die eigentliche Schlussfolgerung aus den ganzen Daten müsste folgende sein:
    Aber natürlich ist das nicht geschehen, denn wir alle wissen, dass der Pflanzenhandel eine zu große Lobby hat.
    Jeder mag exotische Pflanzen, jeder hat welche im Garten, im Haus (vermutlich auch die Verfasser dieses Artikels), daher konzentriert man sich lieber auf Tiere, die eine geringere Lobby haben. Ameisenhalter dürften wohl die geringste Vertretung haben, also sind sie ein besonderes Ziel für Umweltschützer, die gerne alles Überregulieren möchten.
    Wer mir nicht glaubt, kann sich ja diese Tabelle ansehen:

    Ich musste etwas schmunzeln, weil ich - ohne deinen Blogbeitrag davor gekannt zu haben - das Thema Pflanzenhandel schon vorausgesehen habe. Ich stimme dir natürlich absolut zu, dass die Schlussfolgerung der Autoren, dass der Tierhandel reguliert werden muss und vom Pflanzenhandel keine Rede ist (scheinbar, denn keiner von uns hat den Artikel komplett vorliegen, ggf. sind die Zitate also auch aus dem Zusammenhand gerissen), sehr sehr kurz gegriffen ist. Da es ausreichend Beispiele für stark invasive Pflanzenarten und damit verbundene Problematiken gibt, müsste man den Handel dort ebenfalls viel mehr einschränken und kontrollieren. Solange du in einem Garten fast pflanzen kannst, was du willst (und die entsprechenden Samen etc. auch von Tieren verbreitet werden können), ist das Risiko der ungewollten Verbreitung halt gegeben. Scheint eine echte Gesetzeslücke zu sein.


    Nur, wie ich schon sagte, bringt es reichlich wenig, mit Heulen und Wehklagen mit dem Finger auf andere Branchen zu zeigen, statt sich an der eigenen Nase zu packen - zumal, wenn man Teilnehmer an einem absoluten Nischenhobby ist. Ob ein paar - lächerlich wenige - hundert oder tausend Ameisenhalter lamentieren, wenn ihr Hobby eingeschränkt wird, dürfte den Entscheidungsträgern - seien es nun Regierungen oder die EU, reichlich egal sein. Anders sieht es da eben dann doch mit den Käufern von (exotischen) Pflanzen aus, denn da dürfte es kaum jemanden geben, der nicht eine exotische Pflanze im Haushalt oder gar Garten hat. Wir reden also quasi von der gesamten Bevölkerung. Der hemmungslose Verkauf von exotischen Pflanzen für Haus und Garten wird btw durchaus seit Jahrzehnten kritisiert. Nützt nur nicht viel, wenn fast jeder solche zuhause stehen hat und daher keinerlei Bewusstsein für die Problematiken da ist. Zudem stehen da ungleich höhere wirtschaftliche Faktoren dahinter, was für die Regierungen im Normalfall ein gutes Argument ist, um den Handel zu erlauben, obwohl es Probleme und Risiken gibt. Wen sowas stört, der muss halt "grüner" wählen.


    Ergo kann man diese Diskrepanz zu Recht kritisieren, tue ich auch - nur fürchte ich, wird da nicht viel ankommen bei denen, die darüber entscheiden.




    Etwas stutzig wurde ich bei der großen Anzahl von invasiven Arten bei den Ameisen und auch die hohe Anzahl der gehandelten invasiven Ameisenarten. Sicher es werden Arten wie Pheidole megacephalla, Tetramorium bicarinatum usw. gehandelt, allerdings erscheint mir die Zahl von 57 etwas hoch.
    Dass als Quelle Antmaps.org angegeben wurde, erklärt vermutlich die hohe Anzahl der invasiven Ameisenarten. Denn bei Antmaps.org wird lediglich (wenn man von den nicht bestätigten, Innenraumsichtungen usw. absieht) nur zwischen einheimisch (native) und nicht einheimisch (exotisch).

    Auch ich bin hier etwas stutzig geworden, da mich die hohe Zahl der (angeblich) gehandelten invasiven Arten überrascht hat. Natürlich sind ein paar übliche Kandidaten bekannt, aber der Anteil schien mir auch etwas hoch, sodass ich mich gefragt habe, woher die Daten kommen und wie oft diese Ameisen überhaupt gehandelt wurden. Das ist sicherlich, ohne viele Stunden Arbeit hineinzustecken, schwer zu bewerten, da man dutzende Verkaufsplattformen sichten müsste, v.a. aber auch Verkäufer in sozialen Medien, wie es aus dem asiatischen Raum aus sehr üblich ist.


    Belassen wir es daher erstmal bei der deutlich kleineren Liste, die von dir genannt wurde, aus der Global Invasive Species Database und schauen uns an, welche davon in einer Kurzrecherche (natürlich wie üblich oft saisonal und nicht über das ganze Jahr) auch ohne lange Recherchen (kurz sowas wie "buy XYZ" oder "XYZ kaufen" gegoogelt, 1-2 Trefferseiten und Treffer gesichtet) in Shops zu erwerben sind bzw. angeboten wurden und die auch hierher verkauft werden (oder von hier aus). In sozialen Medien wurde nicht gesucht, dort findet man aber durchaus auch oft Handelsangebote, ebenso wie auf eBay und eBay Kleinanzeigen.


    Acromyrmex octospinosus: In Shops zu erwerben
    Anoplolepis gracilipes: In Shops zu erwerben
    Lasius neglectus: keine Angebote gefunden
    Linepithema humile: keine Angebote gefunden
    Monomorium destructor: keine Angebote gefunden
    Monomorium floricola: In Shops zu erwerben
    Monomorium pharaonis: In Shops zu erwerben
    Myrmica rubra: brauchen wir nicht drüber reden, wird v.a. von hierzulande aus distributiert
    Nylanderia (=Paratrechina) pubens: keine Angebote gefunden
    Pachycondyla chinensis: In Shops zu erwerben
    Paratrechina longicornis: In Shops zu erwerben
    Pheidole megacephala: In Shops zu erwerben
    Solenopsis geminata: In Shops zu erwerben
    Solenopsis invicta : In Shops zu erwerben
    Solenopsis papuana: keine Angebote gefunden
    Solenopsis richteri : keine Angebote gefunden
    Tapinoma melanocephalum: In Shops zu erwerben
    Technomyrmex albipes: Gefunden, aber vermutlich keine Lieferung nach D, Shop rein auf Chinesisch
    Wasmannia auropunctata: wurde mal von World of Ants verkauft, der Shop existiert aber nicht mehr. Hier das damalige Angebot als Screenshot: http://www.myrmecos.net/2012/06/16/9844/



    Sprich: Von den in dir zitierten Liste genannten 19 Arten kann man immerhin 11 auch unkompliziert über Shops erwerben, von Privatverkäufern - gerade aus Asien - brauchen wir dann auch nicht mehr anfangen. Diese von dir genannte Liste ist aber das Minimum dessen, was ich zu invasiven Ameisenarten im Netz gefunden habe. Es gibt auch andere Listen, die deutlich umfangreicher sind, teils aber leider auch unübersichtlich. Wer wann wie und wo die Arten entsprechend klassifiziert hat, wird zumeist nicht ganz klar. Wie auch immer: Diverse dieser Listen werden wohl auch der Studie zugrundeliegen und daher dürften die Unterschiede in unserer eigenen Wahrnehmung zu denen der Autoren herrühren.




    Jetzt ist natürlich die Frage, welche Definition man von „invasive Art“ heranzieht. Da der Artikel aber klar mit dem Naturschutz argumentiert, sollte man auch die in diesem Bereich gängige Definition von „invasiver Art“ verwenden: ["Im Naturschutz werden die gebietsfremden Arten als invasiv bezeichnet, die unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten, Lebensgemeinschaften oder Biotope haben."]
    Somit ist die Anzahl der genannten invasiven Ameisenarten (aus Sicht des Naturschutzes) viel zu hoch, da nur ein Bruchteil der genannten Arten auch wirklich einheimische Ameisenarten verdrängen oder sonstige unerwünschten Auswirkungen haben. Realistischer wäre die Liste der global invasive species database.

    Deine Schlussfolgerung ist leider etwas zu kurz gegriffen. Unerwünschte Auswirkungen sind ebenso, in Konkurrenz zu einheimischen Arten zu treten oder diese in anderer Form zu belangen. Dein Zitat ist etwas verkürzt wiedergegeben, da du nur den ersten Satz zitiert hast. Das Bundesamt für Naturschutz schreibt dazu genauer:



    Da klingt das nun schon etwas anders. Wir müssen glaube ich nicht darüber reden, dass Ameisen - etwas wahrscheinlicher als Pflanzen es vermögen - mit anderen Arten in Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum treten oder auf ihre Umwelt direkte und indirekte Auswirkungen haben. Unter den Top 100 der invasivsten Tierarten (ebenfalls von der von dir zitierten Liste) finden sich schonmal ganze 5 Ameisenarten. Das muss man in Relation dazu sehen, dass dort auch Bakterien, Pilze, Pflanzen und vieles anderes auftaucht.


    Der Wettbewerb und damit unerwünschte Auswirkungen gehen also bei der direkten Konkurrenz von Ameisen zu anderen Ameisen los, geht über deren Nahrung, jene Tiere, die sie bei sich dulden, beherbergen oder gar pflegen, bis letztendlich zur Belästigung des Menschen durch die Tiere (Bisse, v.a. aber Stiche, Besiedlung des direkten Lebensraums, etc.pp.). Leider ist die Studie des BfN bzgl. Insekten und Spinnentieren erst "in Vorbereitung". Da dürfen wir wohl an die 20 Jahre darauf warten, wenn man das übliche Tempo unserer staatlichen Einrichtungen zugrunde legt, bis wir wissen, welche Insektenarten vom BfN als invasiv oder potentiell invasiv gesehen werden.


    Solenopsis invicta wäre da aber trotzdem wieder mal ein gutes Beispiel für eine invasive Art in anderen Ländern, da die Beeinträchtigungen durch diese in Teilen der USA immens sind und das in einer Vielzahl der oben genannten Punkte. Das Beispiel führt uns gleich zum nächsten Thema:


    Da lediglich betrachtet wurde, wie viele invasive Ameisenarten global gehandelt werden, wurde nicht berücksichtigt, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich eine bestimmte Art im Handelsgebiet ausbreitet.
    Beispielsweise ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich Solenopsis invicta hier ausbreiten wird, da sie eine subtropische Art ist und daher den Winter im Freien nicht überleben wird. Noch geringer sind die Chancen tropischer invasiver Arten wie Pheidole megacephalla, die ein noch wärmeres Klima benötigen.
    Man sieht sehr schön bei der Art Solenopsis invicta in den USA, dass das Klima eine natürliche Barriere darstellt, so ist sie in den nördlichen Staaten der USA und auch in Kanada nicht im Freien präsent:

    Das ist richtig, aber eben nur eine Momentaufnahme. Das U.S. -Ministerium für Landwirtschaft hat dazu bereits 2004 eine Karte veröffentlicht: https://www.ars.usda.gov/south…of-the-invasive-fire-ant/


    Hier haben sie, auf Basis von Wetterstationsdaten, so gut es ihnen eben möglich war, die möglichen Verbreitungsräume bzw. das Ansiedelungspotential (leider nur) von Solenopsis invicta eingetragen. Auch wenn diese Art sich vielleicht nicht ganz optimal eignen, um das invasive Potential von Ameisen im Allgemeinen zu beschreiben, sind wir eben halt leider auf verfügbares Material angewiesen. Und zu Solenopsis invicta wurde, im Gegensatz zu anderen Arten, einiges geforscht, weil sie eben in den USA sehr große Probleme versursacht. Schaut man sich den Ausschnitt hier in Europa an, fällt auf dass das Potential - naturgemäß, denn es ist eben eine subtropische Art - in Südeuropa gegeben ist, sich nach Norden immer weiter ausdünnt und dann ganz verschwindet. Der Bereich hier in Südbayern ist als "unlikely" eingetragen, "Possible" ist es dann von Norditalien bis weiter in den Süden.


    Nun müssen wir, hoffentlich, nicht ernsthaft darüber debattieren, dass diese Verhältnisse eben auch nicht starr sind, aber ganz eindeutig in eine Richtung weißen, die da lautet Erwärmung. In der Klimaforschung hat sich seit 2004 eine Menge getan, die Prognosen von Forschern aus den 70ern haben sich weitestgehend bestätigt - was interessant ist, wenn man sich einfach mal Zeiträume von etwa 50 Jahren anschaut und wie realistisch solche Einschätzungen denn sind (leider mehr, als einem lieb ist). Wir reden mittlerweile davon, dass das Klimaziel von 2°C max. Erwärmung wohl schon nicht mehr zu halten ist. Das bedeutet, dass wir hier, wenigstens in Süddeutschland, immer mehr in den Bereich hineinwandern, den heute Norditalien, Südfrankreich usw. aufweisen, mit immer heißeren Sommern, aber milden Wintern. Wer hier in Südbayern aufgewachsen ist, erinnert sich dann auch gerne an seine Zeiten als Kind, an die schneereichen Winter, schon im Oktober bei knackigen -15°C und tiefer. Ich weiß nicht, wann ich sowas das letzte Mal erlebt habe...


    Wie auch immer: Trotz der Erwärmung haben wir hier insgesamt eine mehr als ausreichende Niederschlagsmenge und eine verhältnismäßig derart wasserreiche Umgebung, dass der hohe Feuchtigkeitsbedarf solcher Ameisenarten auch gedeckt werden kann. Zudem ist der Vergleich der USA mit Deutschland auch immer etwas ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Die USA haben eine ungleich größere Fläche, man sieht also schon, dass sich in dem Karten-Beispiel Solenopsis invicta über ein sehr weites Gebiet verbreitet hat, das die Landfläche Deutschlands vielfach überschreitet, das in etwa 100 Jahren. Im Kontrast dazu ist die Bündelung von menschlichen Ansiedlungen in den USA bei Weitem nicht so hoch wie hier. Im Gegenteil weisen die USA, erfreulicherweise, sehr weite Landabschnitte ohne größere menschliche Besiedelungen auf. Während man in Deutschland im Normalfall immer vom eigenen Heimatort schon das nächste Dorf/Stadt/Stadtteil sehen kann, ist das in den USA sicher nicht der Fall. Auf was ich hinaus will ist, dass der Mensch es mit seinen Besiedlungen potentiell invasiven Arten noch leichter macht. Denn in Städten und auch Dörfern herrscht grundsätzlich durch die Bebauung eine höhere Temperatur, als in schwach besiedelten Landstrichen. Wer in einer Stadt wie München wohnt, weiß das, denn das Lamento, dass es draußen in den Dörfern heftig schneit, in der Stadt aber die Flocken kaum bis zum Boden kommen, nehme ich jährlich aus meinem Freundeskreis wahr. Es ist dort einfach wärmer, als irgendwo in der Provinz, ein wenig, als hätte man dem ganzen Gebiet eine Käseglocke übergestülpt. Dazu kommt ein durchaus vorhandenes und ausreichendes Wasserangebot. Während also in den USA diese (Ameisen-)Arten durchaus mit der Natur zu kämpfen haben, kann die dichte Besiedlung eines Lands wie Deutschland ein Faktor sein, der es diesen Arten leichter macht, sich anzusiedeln, da die Bedingungen dort weitaus stringenter sind, als irgendwo in der Pampa.


    Gutes Beispiel hierzulande ist hier eine Kolonie Pheidole pallidula in Gießen/Hessen, die im Jahrbuch "Naturschutz in Hessen Band 19/2020" (also sehr aktuell) beschrieben wird und die ich hier stark verkürzt schildere. Auch hier behauptet freilich niemand von Seriosität, dass Ameisenhalter damit zu tun hätten, sondern auch hier ist, leider, wieder der Pflanzenhandel im Fokus, woher die Ameisen kommen könnten. Diese Kolonie (im entsprechenden Sinne, es gibt einen Verbund einer Vielzahl von Völkern in Einzelnestern, die gegeneinander nicht aggressiv sind) besiedelt dort einen ca. 450m langen Straßenzug und begann zuletzt damit, sich auf die andere Straßenseite auszubreiten. Da mMn anzunehmen ist, dass die Ameisen hier einfach von wärmeführenden Leitungen profitieren und so auch im Winter keine Probleme haben, zeigt sich ganz gut, dass wir Menschen es solchen Arten eben doch etwas leichter machen. Im Bereich dieser Kolonien gibt es btw keine einzige Lasius niger Kolonie, auch keine Tetramorium oder andere Ameisenarten mehr. Da kann man sich, aufgrund deren Verbreitung und Aggressivität gegen andere Ameisen, schon fragen, wo die abgeblieben sind. Auf einem halben km städtischer Straße sollte einem im Normalfall schon eine Vielzahl Lasius niger Nester auffallen.


    Ich finde es, nicht nur aus dem Grund, immer etwas kurzsichtig, zu sagen: "Heute ist das nicht möglich und Beispiel XYZ zeigt ja auch die natürlichen Barrieren", wenn wir uns ins einer Phase des massiven Wandels befinden und es in lediglich 50 Jahren (was für die Natur eine wirklich extrem kurze Zeit ist, wenn auch nicht für ein Menschenleben) hierzulande deutlich anders aussehen dürfte, als noch heute (oder eben 2004, zum Zeitpunt, als die Karte veröffentlicht wurde). Und da wir, in unserem sehr sehr eng besiedelten und wärmer werdenden Land und mit einem seit vielen Jahren steigenden Flächenfraß durch Verstädterung, inkl. reichhaltigem Nahrungsangebot, es diversen Arten leicht machen, hier potentiell Fuß zu fassen, greift das Argument "Unmöglich" oder "unwahrscheinlich" eben nur teilweise. Mir ist das vielleicht egal, wie die Welt aussieht, wenn ich in 50 Jahren dann dement im Altersheim versauere, aber den nachfolgenden Generationen eben naturgemäß nicht.



    Verkaufszahlen wurden nicht berücksichtigt
    Wichtig um das Risiko beurteilen zu können wären die genauen Verkaufszahlen der einzelnen Arten. Selbst wenn ein Shop eine Ameisenart lediglich einmalig im Angebot gehabt hätte, würde sie dort auftauchen. Dabei ist es doch aber ein Unterschied ob im Jahr 5000 Kolonien einer Art global verkauft werden oder lediglich 10.

    Da stimme ich dir zu, wäre interessant, welche Zahlen da zugrunde liegen. Dennoch sieht man daran ja, dass es ein Angebot gab oder gibt und eben keinen Willen, freiwillig auf solche Arten zu verzichten. Und auch eine Nachfrage (die Gesuche nach einigen solcher Arten findet man nämlich durchaus auch, siehe z.B. Antstore-Ameisenauktion), die ggf. auch bedient wird. Ein Shop bewirbt Solenopsis invicta mit "Bei Solenopsis invicta handelt es sich um eine der invasivsten Ameisenarten überhaupt." Ob das so stimmt, sei mal dahingestellt, aber scheinbar ist es immerhin ein Werbeargument. Behält man im Kopf, dass wohl ein nicht unerheblicher Teil der Ameisenhalter minderjährig oder wenigstens noch im Bereich unter 25 Jahren ist und sich durchaus von Superlativen beeindrucken lässt, kann man getrost davon ausgehen, dass entsprechendes seinen Eindruck hinterlässt und eben auch gekauft wird.


    Wenn ich Halter persönlich frage: "Warum hast du eigentlich deine Tetramorium bicarinatum gekauft?" kommt eigentlich immer sowas wie "Ich wollte das legendäre Koloniewachstum selbst mal erleben". Lustig dann, wenn genau diese Halter mir irgendwann 2 Jahre später sagen, dass sie selbst die Kolonien ganz oder teilweise um die Ecke gebracht (aka überbrüht) haben, weil sie ihnen so unheimlich wurden und sie mehr als einmal die Ameisen eben leider doch im Haus herumlaufen hatten. Kann man abtun mit "Dann waren die halt inkompetent", zeigt aber eben auch, dass Ausbruchsschutz nicht jedermanns Sache ist - auch nicht von in dem Fall erwachsenen Menschen Mitte/Ende 30. Und ich persönlich würde das auch nicht meinem pubertierenden 14-jährigen Kind überlassen, sich adäquat neben TikTok, Insta und Youtube auch noch laufend um den Ausbruchsschutz einer Ameisenkolonie zu kümmern. Dass diese Halter btw nur im Vertrauen darüber sprechen, dass sie diese Arten überhaupt haben, zeigt, dass sie sich auch gar nicht erst der Debatte zu diesen Arten stellen wollen und sich auch bewusst sind, dass es da eine Problematik gibt. Dass eine weitaus größere Anzahl Halter als die genannten - und ich habe viele in den letzten 15 Jahren persönlich kennengelernt - mir sagen, dass sie "selbstverständlich" schon ausgebrochene exotische Ameisen hatten, die sie glücklicherweise rechtzeitig entdeckt haben, zeigt mir, dass die Gefahr aus dem Formicarium dann eben doch nicht komplett von der Hand zu weisen ist. Btw betrifft mich das ebenso, in meinem Fall war es Crematogaster scutellaris, die nachts ihr Territorium in mein "Kinder"zimmer (damals 19 oder 20 gewesen) erweitert hatten. Dass es daneben auch Halter gibt, die eine Art "freie Wohnungshaltung" bevorzugen (zugegeben selten, aber auf Youtube schon gesehen) und auch solche, die gerne ihre exotischen Lieblingsarten gezielt ansiedeln wollen würden (auch selten, aber weitaus häufiger als ersterer Typ), sei mal noch dahingestellt.





    Handel mit Ameisen noch zu neu?
    Es wird erwähnt, dass der Ameisenhandel noch zu neu sei, um für die Verbreitung verantwortlich zu sein:
    Mittlerweile gibt es den kommerziellen Ameisenhandel in Europa seit über 21 Jahren, warum sollten 21 Jahre also zu neu sein, um invasive Ameisenarten hervorzubringen? Evtl. zeigt diese lange Zeitspanne ohne neue invasive Ameisenarten ja auch, dass die Gefahr so gering ist und es deshalb zu keinen neuen Invasionen durch den Ameisenhandel kommt?

    21 Jahre sind für natürliche Prozesse schlicht ein Fliegenfurz. Die Ausbreitung der so viel zitierten Solenopsis invicta hat mWn erst in den 1920ern begonnen und ist sicher auch noch nicht abgeschlossen. Schaut man sich mal Solenopsis geminata an, sieht man, dass deren Ausbreitung wesentlich früher stattfand, ab ca. 1800-1850 sind erste Funde an fremden Gestaden gemeldet worden. Und siehe da, diese Art ist im Gegensatz zu Solenopsis invicta auch wesentlich weiter über die gesamte Welt verbreitet, die findest du auch in den Niederlanden, England, Griechenland... um ein paar europäische Beispiele zu nennen, aber selbstverständlich aufgrund ihres Ursprung auch in tropischeren Regionen.
    https://www.researchgate.net/p…ta_Hymenoptera_Formicidae



    Dazu will ich nochmal - ich weiß nicht, wann du, Barristan, mit der Haltung angefangen hast - darauf hinweisen, dass in den 2000ern die Exotenhaltung alles andere als voll etabliert war, sondern sich die Ameisenhalterschaft in zwei sehr konfliktsuchende Lager der Exoten- und Antiexotenhalter aufgespaltet haben. Kannst ja gerne mal ein bisschen in den Beiträgen von den frühen und mittleren 2000ern hier im Forum stöbern, das Café ist eines der ältesten Ameisenforen auf dem Markt. Ich habe damals 2006 mit Pheidole pallidula angefangen (und halte auch heute noch Exoten), weil ich in dem Fall die Kastenbildung und das Wachstum beeindruckend fand und ich habe damals genug Anfeindungen dafür erhalten - was heute unvorstellbar wäre. Über die Jahre wurde die Haltung von Exoten überhaupt erst hoffähig. Die Haltung von Arten, die man im Allgemeinen als "invasiv" bezeichnet ist eine ziemlich neue Entwicklung, die erst in den letzten Jahren so langsam am Markt angekommen ist (ich rede von Shops, nicht von dunklen Privatkanälen). Die Ameisenhaltung wird sicher nicht den Status erreichen, für die Verbreitung von Ameisenarten so eine Rolle zu spielen, wie der Pflanzenhandel - da stimmen wir auch überein - aber wie gesagt ist es eben auch wesentlich leichter, für seine politische Entscheidung ein paar wehklagende Ameisenhalter zu ertragen, die im Jahr ein paar Hunderttausend Euro umsetzen und deren Haltung einzuschränken, als den millionenschweren Pflanzenmarkt und quasi jeden Bürger des Landes.


    Meinung
    Wie damals beim Artikel von Herrn Buschinger frage ich mich, wie groß ist denn nun die Gefahr? Dass eine Gefahr besteht, ist unbestreitbar. Ich kann morgen aus der Tür gehen und mich kann dann ein Meteorit erschlagen, es besteht eine Chance, dass dies passiert. Genauso würde das Verbieten von Holzkohlegrills einen Beitrag zum Klimaschutz haben. Auch kann es passieren, dass ein Teelicht umgestoßen wird und somit ein Brand verursacht wird, bei dem auch Menschen zu Schaden kommen können.
    Die wirkliche Frage ist aber, wie groß ist die Chance, dass so etwas passiert, oder wie groß ist der Beitrag? Soll man also Holzkohlegrills verbieten, nur weil sie einen (noch so kleinen) Beitrag zur Klimaerwärmung darstellen. Ist das Verbieten von Teelichtern gerechtfertigt, da die Chance besteht, dass dadurch Menschen zu Schaden kommen? Oder sollte man Schutzmaßnahmen treffen, die das Erschlagen durch Meteoriten vor der Haustüre unterbinden?
    Die Antwort dürfte bei diesen Vergleichen sehr eindeutig sein, aber auch beim Thema der Regulierung des Tierhandels sollte man sich fragen, ob die Personen, die neue Regulierungen, Verbote usw. fordern, auch genug Belege dafür liefern, dass von beispielsweise dem Ameisenhandel eine akute Gefahr ausgeht.
    Genau diese Belege liefert der Artikel nicht.

    Mal abgesehen davon, dass die meisten dieser Vergleiche leider schon etwas an den Haaren herbeigezogen (Holzkohle z.B. heißt nicht umsonst so und ist aus entsprechend zertifizierten Quellen ein tendenziell klimaneutraler, da nachwachsender Rohstoff, im Gegensatz zu fossiler Kohle) und teils hoffentlich als Spaß (Meteoriten) gemeint sind, weiße ich nochmal darauf hin, dass den Entscheidungsträger da weder einen Barristan von crazyants.de, noch einen ice_trey aus dem AmeisenCafé als Grundlage seiner Entscheidung heranziehen wird, sondern wissenschaftliche Beiräte, Gremien, Naturschutzverbände, Ameisenschutzwarten etc.pp.
    Den Artikel hingegen hast du ja nicht gekauft/komplett gelesen, weißt also auch gar nicht, welche Belege er denn im Endeffekt dann überhaupt heranzieht.


    Genannte Personen/Einrichtungen/Interessengruppen haben ein weitestgehend einheitliches Bild von der Ameisenhaltung: Dass der Ameisenhandel mit Exoten oder teils sogar komplett, also auch mit einheimischen Arten, abzulehnen ist. Das liegt übrigens teilweise auch am Umgang der Ameisenhalterschaft mit solcherlei Personen und Einrichtungen - denn wenn man persönlich wird, dann schlägt das halt auch irgendwie zurück :winking_face:
    Bevor ich jetzt, nur am Rande, auch irgendwo als "Darmsymbiont" gelistet werde, sei zu sagen, dass ich teils auch schon meine Probleme mit gewissen Personen und Einrichtungen hatte, aber grundsätzlich eine Person bin, die sich in beiden Welten teilweise beheimatet fühlt und entsprechend wohl eher neutral bis beobachtend ist. Ergo schreibe ich all das hier aus meiner ganz persönlichen Warte aus, ohne irgendwem gefallen zu müssen oder überhaupt zu wollen.


    Man darf gespannt sein, was die nächsten 10-20 Jahre da an Entscheidungen bringen, aber ich kann dazu nur sagen: Wir tun uns keinen Gefallen, hemmungslos Arten zu kaufen, nur weil es geht. Und diese Frage hat mir auch noch kein Ameisenhalter sinnig und stichhaltig beantworten können: Warum kann man nicht auf ein paar dutzend Arten freiwillig verzichten, die ganz offensichtlich in anderen Teilen der Welt für massive Probleme sorgen, wenn das Angebot durch Shops und Privatverkäufer mehrere hundert spannende, aber weitaus weniger problematische Arten aufweist? Es ist ja nun nicht so, dass es uns an Alternativen mangeln würde. Aber scheinbar ist der Reiz des "Verbotenen" (im Sinne dessen, dass die Haltung einiger dieser Arten noch vor 15 Jahren noch geradezu unvorstellbar war und dass auch heute in den Gesuchen oft genug was dabei steht ala "Jaja, ich weiß, dass die Art problematisch ist, muss mir keiner schreiben") dann doch zu hoch.

    Auch ich stimme zu, eine wichtige Studie, über die man sich schon seine Gedanken machen sollte. Hier eine Zusammenfassung, einen Teil der Statistiken kann man über die oben genannten Links durchaus noch zusätzlich einsehen: https://www.spektrum.de/news/i…oht-artenvielfalt/1850440



    Letztendlich ist meine Meinung dazu, das der Ver- und Ankauf von als invasiv geltenden Arten oder solcher, die im Verdacht dessen stehen, mit dem zunehmenden Bewusstsein für solche Problematiken in der Politik (und die Aufmerksamkeit wird durchaus zunehmend darauf gelenkt, auch ohne besonders "grüne" Regierung) mittelfristig zu einem Einfuhrverbot für diverse Arten oder gar ganze Tiergruppen für Privatleute führen könnte. Und da ist es dann wohl Glückssache, ob es nur um spezielle Arten nach einer Liste (die ja dann auch verwaltet, stetig neu bewertet und aktualisiert werden müsste) läuft, oder ob der Gesetzgeber z.B. nach Vorbild diverser US-Staaten z.B. die Einfuhr und den Verkauf gebietsfremder (Insekten-)Arten einfach komplett untersagt.


    Resultat wäre, dass der Handel mit exotischen (Insekten-)Arten oder wenigstens Ameisen damit hinfällig wäre, auch wenn es sich z.B. um zumeist sehr leicht kontrollierbare Gattungen oder Arten handelt. Und Fakt dürfte ebenso sein, dass die Politik da wohl kaum auf eine Community dahergelaufener privater Ameisenhalter hören dürfte, sondern auf Wissenschaftler in entsprechenden Beratungsgremien, sowie auf die Ameisenschutzwarten (mit denen staatliche Einrichtungen seit Jahrzehnten sehr erfolgreich zusammenarbeiten im Bereich der Staatsforste, Naturschutzbehörden etc.) und die allesamt leider ja u.a. genau wegen solcher Themen und Uneinsichtigkeiten der Ameisenhalterschaft über die letzten 15 Jahre zunehmend den Rücken zugekehrt haben.


    Ich persönlich finde es sehr schade, dass es so weit gekommen ist und da mittlerweile fast durchgehend nur noch verhärtete Fronten sind. Denn der Eindruck, den Wissenschaftler und viele Ameisenschützer von der Community haben ist schlicht der, dass diese a) wenigstens tendenziell Raubbau an der Natur betreibt (Ausgraben von Völkern von Sammlern vor Ort - was beim Kauf wenigstens duldend in Kauf genommen wird, fehlende oder intransparente Herkunftsangaben seitens der Shops, Handel mit seltenen Arten, Entnahme von Ameisen/Brut aus bestehenden Nestern, ... die Liste geht viel weiter), b) sich keine Gedanken über das invasive Potentail exotischer Arten macht (was man in den letzten Jahren auch zunehmend nicht mehr ganz von der Hand weisen kann - denn als ich mit dem Hobby angefangen habe, wäre die Einfuhr von diversen heute gehandelten Arten unvorstellbar gewesen. Damals gab es sogar noch harte Fronten zwischen Pro-Exoten und Anti-Exotenhaltern. Von letzteren habe ich mich seinerzeit auch nicht aufhalten lassen) und c) ergo die Ameisenhaltung als Ganzes abzulehnen sei, wenn kein wissenschaftlicher Grund dahinter steht, selbst bzgl. einheimischer Ameisenarten, nicht nur bzgl. Exoten.


    Diese Punkte sind sicher debattierungswürdig und ich würde mir da auch mehr sachliche, unemotionale und konstruktive Diskussion von beiden Seiten wünschen, da ich von einer allgemeinen Verteufelung der Ameisenhaltung ebensowenig halte, wie von der Einfuhr als invasiv geltender Ameisenarten oder solcher, deren invasives Potential nicht mehr oder weniger sicher ist und von denen ein hohes invasives Potential wenigstens anzunehmen ist. Da gibt es durchaus massive Abstufungen bei den dargebotenen Ameisenarten bzgl. Anpassungsfähigkeit ans heimische Klima, Wachstumsraten, extreme Polygynie + Koloniebildung, etc.pp., die Themen sind vielfältig. Wie gesagt möchte ich darauf hinweisen, dass ich kein Feind der Exotenhaltung bin, aber es muss auch nicht alls verkauft werden, was da so kreucht und fleucht.



    Dass man sich mit dem Kauf dieser Arten mit hohem invasiven Potential also langfristig selbst ins Bein schießen dürfte, sollte man vielleicht im Kopf behalten und entsprechend vom Kauf Abstand nehmen. Ich bin davon überzeugt, dass es reichlich Ameisenarten im Verkauf gibt, die sehr pflegeleicht und interessant zu halten sind, aber eben nicht die Probleme mitbringen und die in einer korrekten Haltung mit entsprechender Sicherung auch keine Möglichkeiten haben, zu entkommen oder sich gar anzusiedeln. Mit dem Finger auf andere Branchen wie den Pflanzenhandel zu zeigen oder gar allgemein auf den globalen Handel, der ja eigentlich (und durchaus richtig) ein viel größeres Problem darstellt, hilft da im Übrigen auch nicht, weil letztendlich der Handel mit Pflanzen und generell der globale Handel bei weitem nicht so leicht einzuschränken ist, wie der Handel mit Insektenarten, die eher eine Nische darstellt (und dennoch zunehmend als gefährlich wahrgenommen wird). Zudem bin ich der Meinung, dass man die Shops darauf hinweisen sollte, dass ein möglichst exakter Herkunftsnachweis vorab (nicht erst nach Lieferung) erwünscht ist. Dies ist nicht nur für die eigene Haltung sinnvoll, sondern auch um bewerten zu können, ob man diese Art wirklich kaufen will, wenn diese aus gewissen Ländern/Regionen kommen bzgl. der verschiedenen Bedingungen und auch Häufigkeit vor Ort. Natürlich können die Shops da immer noch fälschen, wie sie lustig sind, aber ich fände es schön, wenn diese wenigstens das Feedback aus der Community bekommen würden, dass ein Herkunftsnachweis aus mehrfacher Hinsicht Sinn ergibt.


    Den Titel meines Beitrags habe ich übrigens aus dem verlinkten Artikel übernommen - und so in etwa auch in anderen Medien gelesen. Es fällt auf: Da ist im Titel nicht die Rede von invasiven Arten, sondern von Exoten im Allgemeinen. Und so kommt das am Ende eben auch bei Entscheidungsträgern an. Diese haben im Normalfall von der Materie wenig bis keine Ahnung und verlassen sich voll und Ganz auf Daten und Angaben, die ihnen präsentiert werden - und die kommen sicher nicht von den Ameisenhaltern.

    Vielleicht zwei kurze Ergänzungen:



    Honig gilt im allgemeinen als ewig haltbar und wird nur sehr selten schlecht, wenn er nicht weiter verdünnt wurde. Insofern wird Schimmel kein Problem sein.

    Das stimmt im Sinne dessen, wenn er in seinem Glas bleibt. Im Reagenzglas schimmelt er aber durchaus relativ schnell. Problem hier ist, dass die Umgebung alles andere als steril ist - zudem scheiden natürlich auch die Ameisen Exkremente aus (sieht man dann nach einer Weile, wenn die Watte am Wassertank sich zunehmend dunkel verfärbt), da sind auch andere Mikroorganismen etc. enthalten. Den nicht aufgenommenen Honig würde ich am nächsten Tag z.B. per Wattestäbchen entfernen, sonst hast du in einer Woche ein haariges, lebendes Ding im RG :winking_face:



    Ich habe es so verstanden dass die Königin selbst (ohne Arbeiterinnen) nicht in der Lage wäre “nicht vorgekautes“ Essen zu sich zu nehmen. Dann muss ich ja morgen auf die Jagd gehen

    Die Arbeiterinnen reichern die Nahrung nach Bedarf auch an, ein bisschen wie bei Bienen. Was da so alles drin steckt, kann ich dir nicht sagen, aber die Nahrung, die sie wieder hochwürgen aus dem Kropf ist nicht immer dasselbe, was aursprünglich mal rein ging. Wie gesagt ist die Königin irgendwann auf die Fütterung durch die Arbeiterinnen angewiesen - nicht weil sie nicht selbst fressen könnte (gibt es auch, ist aber selten und bei speziellen Arten), sondern eben weil sie sonst angereicherten Nahrungsbrei bekommt.


    Du solltest die Gyne jetzt erstmal sehr proteinreich füttern, wie Ralph sagte, mit Insektennahrung. Das sollte ggf. die Eiproduktion genug ankurbeln, dass sie es nochmal schafft. In der Zeit jetzt nicht so viel Honig geben, das war zur Stärkung jetzt gut, aber wenn der Kropf der önigin komplett voll ist, dann kann sie die Proteine erst dann aufnehmen, wenn entsprechende Nahrungsvorräte von dort etwas aufgebraucht sind. Wenn in 2-3 Wochen immer noch keine Eier da sind, dann sollte man über das Pushing nachdenken, wie ich es in meinem Post geschildert hatte. Es müsste dann auch Halter geben, die schon entsprechende Brut haben und ggf. etwas abtreten können.


    Bitte keine Nester in freier Natur aufgraben - zu der Jahreszeit findest du dort ohnehin keine Brut in den oberen Nestschichten und die Eiablage dürfte auch jetzt so langsam erst beginnen. Sage das nur, weil die idee vielleicht irgendwann naheliegend erscheinen könnte.

    Hi Lasiusgreeny,


    herzlich Willkommen im Café :winken:


    Ja, ein paar bessere Aufnahmen wären gut, weil es wirklich ziemlich pixelig ist. Interessant wären v.a. auch Nahaufnahmen des Petiolus/Postpetiolus bzw. der Dornen an den Thoraxhinterenden. Zudem wäre eine genauere Ortsangabe hilfreich, also ob der Fluss offen war oder z.B. durch einen Wald führte. Wie war die Vegetation dort?


    Aber ich würde trotz der Qualität wenigstens sagen, dass es eine Myrmica sp. ist, wie du schon selbst grob eingeschätzt hast. Dafür spricht auch der oberflächennahe Aufenthalt mehrerer Königinnen, was bei den wenigsten heimischen Gattungen/Arten vorkommt. Für eine Artbestimmung braucht man aber wesentlich besseres Material und selbst dann ist es schwierig, da sich diverse Myrmica-Arten verdammt ähnlich sehen. Es kann also gut sein, dass man die Art nicht genauer bestimmen kann.


    Das führt mich auch dazu - ist nicht persönlich oder aggressiv gemeint, sondern ganz sachlich - dass ich nicht verstehe, warum du die Tiere eingesammelt hast, wenn du gar nicht wusstest, was du da vor dir hast und erst nach zwei Jahren eine Bestimmung machen lässt (steht ggf. Verkauf an?). Ich kann natürlich verstehen, dass das Jagdfieber geweckt ist, wenn einem oberflächennah Königinnen geradezu auf dem Präsentierteller begegnen oder auch sonst irgendwie über den Weg laufen. Aber selbst wenn man z.B. mit der Gattung Myrmica sicher wäre, muss man im Kopf behalten, dass es in dieser Gattung diverse Arten gibt, die auf der Vorwarnliste stehen oder sogar gefährdet sind. Auch wenn Myrmica rubra aufgrund ihrer Häufigkeit durchaus wahrscheinlich ist, muss die aber eben auch erstmal sauber bestimmt werden und dann sollte man auch die Kolonie als Ganzes im Blick behalten - also ob eine Entnahme diverser Tiere bleibenden Schaden anrichten könnte. Bei ca. 10+ Gynen wäre eine Entnahme von ca. 1/3 oder wenigstens 1/4 der reproduktionsfähigen Tiere durchaus ein Schlag für die Kolonie. Insofern kann ich nur darum bitten, zukünftig solche Themen etwas im Hinterkopf zu behalten, bevor man sammelt.

    Hi Samuel,


    sieht sehr nach Lasius cf. flavus oder einer Zwillingsart aus, da gibt es ein paar sehr ähnliche Arten. Ich habe gerade leider nicht so viel Zeit, um im Seifert nach typischen Merkmalen zu suchen bzw. was diese überhaupt wären. Da die Augen aber für eine weitestgehend unterirdisch agierende Ameisenart noch relativ groß sind, schließe ich die sehr ähnlich aussehende Lasius myops eher aus, die mWn geradezu mikroskopische Augen hat. Lasius flavus und Konsorten sieht man eher selten an der Oberfläche, meistens gräbt man sie aus Versehen aus bei Gartenarbeiten oder auch mal beim Rasenmähen, wenn sie eine Nestaufschüttung haben. Insofern nicht verwunderlich, dass nur ein Tier zu sehen war.

    Vielen Dank an alle!


    Da es nicht meine Idee war, die Ameisen anzuschaffen, richte ich es gerne an meine Männer aus


    ICH hätte mich vorher monatelang informiert. Im Zweifel sogar mich vor dem Kauf hier angemeldet und erkundigt. Aber nun ja, jeder Mensch ist anders.

    Wie gesagt, Kritik ist auch nicht persönlich gemeint, also bitte alles so unemotional wie möglich lesen (als Text kommt viel etwas aggressiver an, als es vielleicht gedacht war :winking_face: ). Die Infomaterialien stehen ja zuhauf zur Verfügung, die Burschen sollten das also dringend nachholen. Die Lehre daraus sollte sein, dass es nie eine gute Idee ist, sich Tiere ohne reichliche Vorbereitung anzuschaffen. Solche Lustkäufe sind einfach immer schlecht. Die Männer darf man also schon schimpfen für ihre Blauäugigkeit :gong: (das obere Smiley ist dein Part :winking_face: ).



    Keine Ahnung, ob man hier Verkaufsplatformen erwähnen darf? Unsere Amwisenfarm haben wir bei dem Anbieter mit dem A gekauft. Es wurde dann aus Spanien zugeschickt. Auf einem kleinen Zettel stand dass man den Sand in den Kasten schütteln soll, den Sand befeuchten und die Ameisen vorsichtig aus dem Reagenzglas herausklopfen. “Ab und zu Honigwasser oder die Lösung aus dem Reagenzglas anbieten“. Das war's!

    Man darf hier bedenkenlos Shops nennen, wir haben auch eine umfangreiche Liste und sogar eine User-Shopbewertung. Ameisenshop-Liste


    Ich nehme an, dass es um Anthouse.es geht (weil mit "A" gibt es viele Shops, aber aus Spanien nur wenige). Das Problem bei vielen Shops ist, dass sie das Vorwissen als gegeben sehen und sich da keine größere Mühe machen, noch aufzuklären, was man genau mit den Ameisen macht. Nur bei wenigen Shops bekommt man ein bisschen (sinnvolles) Infomaterial mit. Prinzipiell ist das ja auch nicht ganz falsch gedacht, weil man sich ja wirklich schon das Vorwissen angeeignet haben sollte. Der Shop darf also durchaus davon ausgehen, dass er seine Tiere an Leute schickt, die sich auch mit der Materie auskennen. Ansonsten muss man halt leider sagen, dass es den Shops prinzipiell auch reichlich egal ist. Die Gewährleistungsansprüche sind je nach Shop extrem unterschiedlich, wenn Königinnen oder Kolonien sterben kann es mal auf Kulanz Ersatz geben, muss es aber eben nicht. Das heißt der Shop kann neu verkaufen.


    Dem Spanienshop geht speziell es vor allem darum (relativ teuer) seine Ausrüstung (Nester etc.) zu verkaufen, die Ameisen gibt es dann ja gratis dazu (sind natürlich mit einkalkuliert). Das ist an sich nichts Schlechtes, einfach nur ein recht eigenwilliges Konzept.


    Wie auch immer, das bekommen wir schon noch hin. Da ich selbst es 2006 mit meiner ersten Kolonie TROTZ viel Vorwissen gleich mal versemmelt habe, wäre ich auch der Letzte, der nicht für zweite Chancen plädieren würde^^
    Das Anlesen sollte halt jetzt in recht kurzer Zeit geschehen, das Werkzeug dazu habe ich ja bereits verlinkt in meinem letzten Post. Natürlich gibt es noch reichlich mehr Angebote in den Foren, Blogs, Youtube-Channels etc.



    Gut, also die Königin wieder in den Reagenzglas? Die hat sich aber in eine Kammer zurückgezogen. Vorsichtig ausbuddeln? Oder kann man sie irgendwie herauslocken?
    Und was soll in den Reagenzglas? Einfach nur Wasser? Abgekocht? Leitungswasser? Regenwasser?


    Letztendlich dürfte das die größte Schwierigkeit sein erstmal. Du hast ja erwähnt, dass Brut da ist - da muss man vorsichtig Schicht für Schicht Material von oben abgraben, ohne Druck von oben auf die Kammer auszuüben - sonst wird die Königin mitsamt der Brut begraben. Sagen wir mal, die sind schon so robust, das auszuhalten für eine kurze Zeit, aber muss ja nichts ein. Sie wird es hassen und panisch sein, aber da muss man entschlossen (und vorsichtig zugleich) handeln. Man kann in die Farm ja gut reinschauen normalerweise, dann sieht man wenigstens, ab wann man in einen kritischen Bereich kommt. Wie gesagt muss man dann v.a. mit der Brut sehr sorgsam umgehen, denn die ist im Gegensatz zum erwachsenen Tier nicht gepanzert und kann sehr leicht zerquetscht werden. Ein feiner, leicht feuchter Pinsel lässt sie gut an sich kleben, aber man kann sie auch wieder gut abstreifen im Reagenzglas. Ich bin einfach der Überzeugung, dass eine Ameisenfarm gut einzustellen, damit auch die passenden Bedingungen herrschen, für unbedarfte Halter nur schwer machbar ist. Mit einem RG macht man hingegen wenig falsch. Ob danach dann noch, wie von den Kollegen präferiert, eine kurze Winterruhe bis Ostern eingeleitet wird, oder direkt losgelegt, wie ich es machen würde, ist eine eigene Abwägungssache. Wie gesagt würde ich in der Summe eher direkt loslegen. Hätten wir jetzt Januar oder februar sähe die Sache anders aus und ich hätte sie ebenfalls wieder für zwei Monate in die Winterruhe geschickt. Da die Gyne nun aber allein und ohne Versorgung dasitzt und Zeit absitzen die Situation für sie nicht unbedingt bessert, würde ich es gleich angehen und die Zweitgründung versuchen. Sie nun mehrere Tage langsam abzkühlen, um sie dann in 2-3 Wochen schon langsam wieder an wärmere Temperaturen zu gewöhnen finde ich einfach nicht so sinnvoll - aber darüber kann man sicher streiten. Ich sehe schon, worum es den anderen ging - die Winterruhe wäre eigentlich zwingend nötig gewesen, aber ich glaube es ist einfach schon zu spät, das jetzt in wenigstens verkürter Form nachzuholen.


    Der Wassertank im RG ist einfach mit Leitungswasser befüllt, da ja im Normalfall eine exzellente Qualität hat. Solange dieses in eurer Region nicht gechlort wird o.ä. kein Thema, kann einfach rein, wie es ist. Den alten Wattestopfen kann man einfach mit einer Pinzette oder irgendwas Spitzem rauspopeln, wäscht das mal alles gut aus oder gießt zur Desinfektion etwas kochendes Wasser rein (bitte keine Reinigungsmittel nehmen) und dann füllt man das RG zu ca. 1/3 mit Wasser, setzt einen Wattestopfen von ähnlicher Größe rein, so ca. 2-3cm Länge, wie ihr es vom Shop gesehen habt (Watte sollte btw auch unbehandelt sein, nicht mit Chlor gebleicht z.B.). Der Wattestopfen sollte so dicht im RG sitzen, dass man die Watte nur mit leichtem bis mäßigem Druck überhaupt weiter ins RG schieben kann (geht es zu leicht, kann sonst später Wasser austreten). Sitzt es zu fest, dann bewegt sich der Stopfen kaum oder dreht sich beim reinschieben. Dann kann man auch etwas Watte wegnehmen. Man schiebt den dann bis es kurz vor dem Wasser steht und dann mit etwas mehr Druck und Geschwindigkeit ins Wasser rein. So bilden sich keine Luftblasen (wenn, ist auch nicht so schlimm, ist halt verschwendeter Platz :winking_face: ). Ist etwas Erfahrungssache und jeder macht seine Stopfen etwas anders. Solange das Ding dicht ist, aber nicht so dicht, dass er sich nicht mit Wasser vollsaugt, ist es gut. Man sieht es ja, ob Wasser in der Watte ist, oder nicht.



    Honig? Pur? Oder mit Wasser verdünnt? Im Internet habe ich mehrmals gelesen dass man es unbedingt verdünnt anbieten darf. Da meine Mutter Imkerin ist weiss ich genau dass unser Honig nicht gestreckt oder irgendwie konserviert wurde.

    Das ganze Honigwasser-Gedöns kommt eigentlich aus dem Laborbereich, in dem Ameisen via Pipetten usw. in großen Massen versorgt werden mussten für Forschungszwecke. Irgendwie hält sich das daher auch hartnäckig in der Haltung. Der Honig kann aber gerne unverdünnt gegeben werden, ist natürlich Top, wenn man ihn quasi gleich selbst produziert. Er ist jedenfalls flüssig genug, um von den Ameisen sehr gut aufgenommen werden zu können, man muss ihn nicht im wahrsten Sinne des Wortes verwässern (und so seinen Nährwert künstlich absenken, da Wasser ja keine Nährstoffe im engeren Sinne hat, höchstens ein paar Mineralien und Spurenelemente). Ameisen können generell nur Flüssignahrung aufnehmen, wenn sie einen Festkörper verspeisen wollen (z.B. Zuckerkristalle), werden die eingespeichelt, bis sie sich etwas verflüssigen, dasselbe mit Proteinnahrung wie Insekten und Fleisch.




    Füttern auch jetzt, wo die Königin allein ist? Wenn ja, wie oft? Und womit am besten, damit sie nicht ihre eigene Eier frisst?

    Wie ich bereits geschrieben habe, kann die Königin nach der ersten Gründung nicht mehr ohne Weiteres ohne Nahrung leben. Zwar gründen Lasius niger Jungköniginnen eigentlich claustral, das heißt ohne Futteraufnahme. Dabei ernähren sie sich von Körperreserven, v.a. der eigenen Flugmuskulatur, die nach dem Schwarmflug obsolet geworden ist und Fettreserven. In eurem Fall greift das aber nicht, da die Gründung ja schon längst eigentlich erfolgreich abgeschlossen ist - entsprechende Muskulatur etc. existiert in der Form nicht mehr. In freier Natur wäre so eine Königin wie die eure sehr wahrscheinlich dem Tod geweiht, aber in der Haltung kann man die Zweitgründung versuchen, da sie immerhin nicht mit weiteren Gefahren wie schlechter Witterung, Fressfeinden etc. rechnen muss, die gefahrenlage ist also wesentlich niedriger. Die Gyne muss aber eben ab Abschluss der ersten Gründung anderswo her ihre Energie bekommen und das geht nur über die Fütterung durch euch, bis wieder Arbeiterinnen vorhanden sind. Da die Arbeiterinnen eigentlich die Königin auch mit einem durchaus mit Enzymen usw. aufbereiteten Nahrungsbrei füttern, den wir nicht simulieren können, ist es etwas Glückssache, ob die Gyne die zweite Gründung nochmal aus eigener Kraft schafft. Sie frisst zwar selbstständig, aber ihr Organismus funktioniert nich 1:1 wie der der Arbeiterinnen. Es kann sein, dass sie es nicht schafft, die Larven sinnvoll aufzuziehen (Eier legen geht im Normalfall noch recht gut) und diese regelmäßig absterben und dann wiederum gefressen werden.


    Vom Ablauf ist es nun so, dass eine zweite erfolgreiche Gründung eben 1-2 Monate in Anspruch nimmt, in der Zeit wird es sich zeigen. Klappt es in dem Zeitraum nicht und die Gyne lebt überhaupt noch, müssten wenigstens bei anderen Haltern schon Puppen in deren Kolonien vorhanden sein, die sie ggf. an euch schicken können für das Pushing. Im Normalfall gibt es immer mal einen Halter, der das gegen Ersatz der Versandkosten macht. Dann bekommt man wie gesagt ein paar Puppen mit 2-3 Arbeiterinnen dabei, die diese auf dem Weg versorgen (die Puppen werden regelmäßig von Arbeiterinnen beleckt und dadurch gesäubert). Diese Arbeiterinnen sind leider nicht integrierbar. Entweder schickt man sie zurück oder tötet sie human und schnell. Momentan kann damit allerdings wohl noch keiner dienen, da die Lasius niger Kolonien ja teilweise noch in der Winterruhe sind (und nur Larven werden überwintert). Es dauert also noch einige Wochen, bis bei bestehenden Kolonien erste Puppen vorhanden sein werden, falls es bei euch schlecht läuft und ein anderer Halter aushelfen kann.



    Wenn man die Lust verliert


    Sollte das ggf. irgendwann, leider, der Fall sein, bitte auch einheimische Arten nicht einfach in der Natur aussetzen. Im Normalfall wird sich fast immer jemand finden, der eine Kolonie übernimmt.

    Da zitiere ich mich nochmal kurz selbst, da sich der Sachverhalt nun noch präziser darstellt: Da diese Lasius niger, die aus Spanien verschickt wurden von komplett unbekannter Herkunft sind, sind sie als Exoten, also nicht einheimisch, anzusehen. Der Shop kann sie von sonstwo bezogen haben, das wird man nicht herausfinden. Diese ausländischen Arten darf man schon doppelt nicht in die freie Natur ausbringen. Ich sage das nicht, weil ihr es irgendwie vorhabt oder ich euch das irgendwie unterstelle, dass ihr das (irgendwann) machen würdet, also bitte nicht missverstehen - sondern der Vollständigkeit halber, weil es leider halt auch immer wieder Leute gibt, die nach kurzer Zeit oder eben wenn es nicht so läuft wie gewünscht die Ameisen einfach draußen loswerden, im Sinne von "wird schon passen, immerhin muss ich sie dann nicht umbringen". Das ist für die Natur aber durchaus gefährlich. Bitte also immer an andere Halter weitergeben, oder an den Shop zurück oder human abtöten, wenn es keinen anderen Weg gibt (z.B. Überbrühen). Ich schreibe das auch als Ergänzung, weil meine Antworten sich indirekt immer auch an andere Mitleser richten, also gilt der ganze Absatz nicht euch speziell.

    Hi Seltsam,


    herzlich willkommen im Café :winken:


    Gut, dass du dich meldest, denn das Kind ist nun leider schon in den Brunnen gefallen. Jetzt schauen wir mal, wie wir das wieder geradebiegen. Ich hoffe, wir können dabei konstruktiv bleiben - denn ein bisschen Kritik müsst ihr euch schon anhören. Diese ist aber nicht persönlich gemeint, sondern soll ein Feedback sein, was ihr verbessern könnt. Daher nehme ich mir jetzt auch die Zeit und werde etwas ausführlicher, zumal auch andere Einsteiger und Interessenten solche Beiträge immer lesen könnten und vielleicht etwas daraus lernen.


    Auch für mich stellt es sich leider so dar, als wäre da ohne viel Vorbereitung rangegangen worden. Und leider ist es eben so, dass es nicht damit getan ist, Ameisen in eine Farm zu geben und das Beste zu hoffen. Wenn wir hier Erstberatungen machen, raten wir den Neueinsteigern immer dazu, sich wenigstens ein paar Monate vorher schlau zu machen, um genau zu wissen, was auf sie zukommt und wie sie sich selbst und das Formicarium optimal für die Ameisen vorbereiten. Das nun nachzuholen wäre unser aller Anliegen - insofern, trotz aller harten Worte, hoffe ich, dass ihr dies als konstruktives Feedback aufnehmen und eure Haltung verbessern könnt.


    Lasius niger ist, wie schon von ForceMaster angemerkt, eine klassische Einsteigerart und gilt als sehr robust und fehlerverzeihend. Wenn also die Kolonie eingeht, dann liegen starke Haltungsfehler vor, die dringend und sehr zeitnah in Angriff genommen werden müssen.


    Zuallererst ist Lasius niger, wie alle mitteleuropäischen Ameisenarten und wie schon richtig gesagt, auf eine Winterruhe angewiesen, bei der sie über wenigstens 4, besser 5 Monate unter 10°C, aber frostfrei "gelagert" werden. Diese zwingend notwendige Ruhephase wurde hier, wie es scheint, einfach ohne jede Übergangsphase schon im Dezember abgebrochen. Ich nehme an, dass die Ameisen bei euch gegen Weihnachten ankamen und sofort in aller Vorfreude ins Warme überführt wurden - damit sie eben tun, was sie laut euch tun sollen, in der Farm graben. Allerdings ist es so, dass die Kolonien erst jetzt im März oder April überhaupt ausgewintert werden (man spricht grob von Oktober bis Ostern) - und das schrittweise über etwa zwei Wochen mit langsam steigenden Temperaturen. Eben in etwa so, wie es in freier Natur auch stattfindet, wenn es so langsam wieder wärmer und sonniger wird und die Insektenwelt allgemein wieder erwacht. Das dürfte der gravierendste Fehler hier sein, denn die Winterruhe abzubrechen kann im schlimmsten Fall eben zu erhöhtem Brut- und Arbeiterinnensterben führen. Dass jetzt alle Arbeiterinnen tot sind, ist ein maximal ungünstiger Umstand, der die Rettung der Kolonie sehr erschwert.


    Das Problem ist, dass die Königinnen nicht immer die Kapazität haben, eine neue Gründung durchzuführen, die Chancen sind ungewiss. Nach erster erfolgreicher Gründung sind eigentlich die Arbeiterinnen dafür verantwortlich, die Königin zu versorgen und einen Großteil der Brutpflege zu übernehmen. Probieren kann man es natürlich trotzdem, zudem gibt es für uns Halter ein paar Hilfsmechanismen, dazu nachher mehr.



    Was jetzt passieren sollte:


    Auch ich würde dazu anraten, die Königin mitsamt der Brut vorsichtig in ein frisches Reagenzglas mit Wassertank zu überführen, allerdings bin ich persönlich entgegen der Kollegen der Meinung, dass eine Winterruhe bis Ostern jetzt auch nicht mehr viel Sinn macht, zumal Lasius niger durchaus zu einem endogenen Rhythmus neigen - was bedeutet, dass sie temperaturunabhängig die Winterruhe beginnen und beenden. Wenn die Königin also schon Eier legt, dann würde ich sie tendenziell nicht mehr in die Winterruhe schicken, sondern lieber die Rettung der Kolonie sogleich versuchen und dann im Oktober diesen Jahres eine 5 bis 6-monatige reguläre Winterruhe einleiten. Aber so weit sind wir noch lange nicht.


    Warum zurück in das Reagenzglas? Das Problem ist, dass eine Ameisenfarm gar nicht so einfach zu handhaben ist. Im Gegenteil muss man da schon alles gut im Blick haben, damit es nicht zu feucht oder zu trocken ist, um Schimmelbildung zu bemerken und ggf. zu beseitigen, oder um andere Probleme wie etwaige Einsturzgefährung zu bemerken. Zudem sind die Ameisen, einmal in der Farm, natürlich auch schwer wieder herauszubekommen, wenn wie hier etwas schief geht.


    So oder so ist ein Reagenzglas, als recht sterile und gut kontrollierbare Umgebung, eine gute Wahl, um eine Neugründung zu versuchen. Dieses sollte natürlich frisch sein oder ihr nehmt das, mit dem die Kolonie zugesendet wurde, und erneuert wenigstens den Wassertank. Die Königin gebt ihr vorsichtig hinein, die vorhandene Brut nehmt ihr mit einem feinen, leicht feuchten Pinsel auf und streift sie in der Nähe der Königin im Reagenzglas so vorsichtig wie möglich ab. Danach lasst ihr das Reagenzglas erstmal für wenigstens eine Woche mit einem Wattestopfen verschlossen an einem sehr dunklen, (sollte keine Winterruhe mehr durchgeführt werden, dann zimmerwarmen) Ort liegen und lasst es in Ruhe. Da es sich hier um eine Neugründung handelt, kann man leider nicht den Weg gehen, dass man die Königin einfach über ein paar Wochen claustral (= selbstständig ohne Futteraufnahme) gründen lässt, sondern muss sie wenigsens ab und an versorgen. Und das in winzigen Mengen, die möglichst sofort aufgenommen werden können, direkt im Reagenzglas (denn die Königin wird dieses nicht verlassen). Etwaige Futterreste entfernt man in den Folgetagen wieder, damit es zu keiner Schimmelbildung kommt. Die Fütterung würde ich alle 2 Wochen durchführen. Ansonsten einfach in Ruhe lassen, keine Störungen durch Licht, Vibrationen, Erschütterungen etc.pp., einfach Ruhe.


    Die Entwicklungszeit von Ei bis zur erwachsenen Ameise liegt unter Normalbedingungen bei etwa 1-2 Monaten.



    Was danach passieren sollte:


    Im Anhang habe ich ein umfangreiches PDF hochgeladen, das seitens eines Users vor einigen Jahren erstellt wurde und das sich explizit an Neueinsteiger wendet. Ich würde euch bitten, euch beizeiten intensiv damit auseinander zu setzen: Ameisenhaltung für Einsteiger.pdf. Das Teil ist zwar etwas in die Jahre gekommen, aber im Grunde immer noch weitestgehend richtig und auf die Schnelle keine schlechte Basis, außer ich schreibe hier noch komplette Romane :winking_face:


    Auch das AmeisenWiki bietet umfangreiche Informationen, zudem kann man natürlich hier und in anderen Foren und Plattformen viel nachlesen, oder auch auf Youtube Videos anschauen.
    https://ameisenwiki.de/index.php/Hauptseite (-> dort unter "Haltung von Ameisen").


    Hier lernt ihr erstmal die Grundlagen der Ameisenhaltung und auf was es ankommt, denn die scheinen noch ziemlich zu fehlen und müssen nachgeholt werden, wenn die Ameisenhaltung auch gelingen soll.


    Mag sein, dass deine Angaben nicht ganz vollständig sind, aber da du keinerlei Arena (= Becken, in dem die Ameisen ihr Futter erhalten und auf Erkundung gehen) erwähnt hast, klingt es für mich so, als hättet ihr einfach eine Ameisenfarm, in die ihr die Ameisen hineingegeben habt und in die ihr auch das Futter gebt. Auch das wäre nicht die richtige Herangehensweise, denn im Nestbereich sollte man, eben genau wegen der Schimmelgefahr, niemals füttern. Das Futter wird daher stets in einer Arena angeboten, an die der Nestbereich, hier die Ameisenfarm, angeschlossen wird (oder wo sie drin stehen kann, wenn das Becken sehr groß ist). Sollte also keine Arena vorhanden sein, sollte man sich über den Erwerb, Standort und Ausstattung einer solchen Gedanken machen ab einem Zeitpunkt, an dem man das Gefühl hat, die Kolonieneugründung gelingt. Die Arena ist auch der Ort, an dem die Ameisen bestenfalls ihren Müll entsorgen - dann schimmelt das Nest nicht. Ameisen sind eigentlich ziemlich reinliche Tiere, die in Sachen Seuchenkontrolle und Pandemiebekämpfung uns Menschen durchaus in mancher Hinsicht voraus sind...



    Der Notgroschen


    Wir Halter haben Möglichkeiten, die Ameisen in freier Natur nicht ohne Weiteres offenstehen. Gelingt eine Kolonieneugründung nicht aus eigener Faust, kann man die Königin via sog. Pushing unterstützen. Der richtige Zeitpunkt dafür wäre, wenn man feststellt, dass auch nach einigen Wochen kein nennenswertes Brutwachstum stattfindet z.B. aus den Eiern keine Larven schlüpfen, sondern es anscheinend immer nur Eier gibt. In dem Fall legt die Königin zwar neue Eier, frisst diese aber kurzerhand wieder auf. Oder aber die Eiablage wird ganz eingestellt, was fatal wäre. Um zu Pushen erhält man von einem anderen Ameisenhalter eine geringe Anzahl (etwa 5-10) Puppen derselben Art und gibt diese zur Königin. Diese pflegt die Puppen in den wenigen Wochen bis zu deren Schlupf wie ihre eigene Brut und es stehen ab dem Zeitpunkt des Schlupfes wieder neue Arbeiterinnen zur Verfügung, die die Versorgung der Kolonie übernehmen. Diese frisch geschlüpften Arbeiterinnen werden trotz ihrer eigentlich nicht vorhandenen Koloniezugehörigkeit von der Königin quasi wie eigene Töchter betrachtet und angenommen.


    Was nicht funktioniert: Einfach Arbeiterinnen einer fremden Kolonie zugeben, da diese sich mit der Königin (bzw. generell einer anderen Kolonie) bis auf den Tod bekämpfen würden. Auch Eier und Larven sind für das Pushing schlecht geeignet und werden häufig gefressen.



    Wenn man die Lust verliert


    Sollte das ggf. irgendwann, leider, der Fall sein, bitte auch einheimische Arten nicht einfach in der Natur aussetzen. Im Normalfall wird sich fast immer jemand finden, der eine Kolonie übernimmt.



    Ansonsten stehen wir natürlich für sämtliche Fragen zur Verfügung und ich kann nur dazu ermuntern, diese auch zu Stellen, so marginal sie auch wirken mögen. Es wird hier keinerlei Shitstorm oder Anfeindungen geben, daher keine falsche Scheu. Es geht uns einfach darum, einen Lösungsweg aufzuzeigen.


    In jedem Fall wünsche ich viel Glück bei der Neugründung.

    Hi Druadan :smiling_face:



    Zitat von Druadan

    Meine kleinen Messoren bleiben inzwischen die meiste Zeit in ihrem Nest(Hoffe die Kleinen sorgen für ordentlich Nachwuchs).
    Was mir allerdings nach wie vor etwas Sorgen bereitet ist das die Kleinen jetzt 2x morgens wenn ich aufgestanden bin in größerer Anzahl im Schlauch kurz vor dem Nest gesessen sind. Sie hatten auch ein bisschen Brut, sowie die Königin dabei. Sobald ich aber das Licht einschaltete und sie beobachtete sind nach wenigen Minuten alle wieder im Nest verschwunden und da größtenteils verblieben.

    Das ist nicht weiter ungewöhnlich. Ggf. ist ihnen das Nest zu feucht, dann wandern sie in trockenere Bereiche hinein, zumal wenn sie kein störendes Licht wahrnehmen. Im Extremfall kann das auch dauerhaft werden, dann sitzen die Tiere eben (ungewollt) die ganze Zeit im Schlauch. Ggf. die Feuchtigkeit im Nest anders regulieren und leicht absenken, dann schauen, ob sie immer noch gern im Schlauch sitzen. Wenn das Nest nicht optimal eingestellt ist, dann ziehen die Ameisen um (und wenn es nur ein paar Zentimeter sind). Ggf. kannst du die Tiere auch mit etwas mehr Wärme im Nestbereich zurücklocken (nicht übertreiben, Vorsicht vor Stauwärme, die Ameisen müssen immer in kühlere Bereiche ausweichen können).




    Zitat von Druadan

    Außerdem haben wir uns gedacht wir bieten mal ein paar Proteine in Form von einem kleinen Stück Kochschinken an. Darauf sind die Kleinen super angesprungen. Sie konnten quasi nicht genug davon bekommen. Auch Ameisenjelly haben wir angeboten aber das wurde eher weniger beachtet, stattdessen wurde ein bisschen Kies dran geklebt. [Blockierte Grafik: https://ameisencafe.de/cafe/wcf/images/smilies/confused.png]

    Erstmal zum Kies: Ameisen werfen gerne Zeug auf Futterquellen, die sie nicht sofort verwerten können. Das beobachtet man bei den oft doch eher kleinen Kolonien in der Haltung sehr häufig. Man darf nicht vergessen, dass die Ameisen nie wissen, dass sie sich nicht in einer natürlichen Umgebung befinden und somit einfach ihren natürlichen Instinkten folgen. Sprich, soweit man sich das zusammenreimt: In freier Natur ist eine Futterquelle, die von den Ameisen nicht unmittelbar verwertet werden kann, immer auch der Gefahr ausgesetzt, durch andere Tiere entdeckt und ausgebeutet zu werden. Die Ameisen decken diese Futterquellen häufig ab und verunreinigen sie gezielt. Für viele Tiere wird diese Futterquelle dadurch unattraktiv oder eben nicht auffindbar. Das ist natürlich ein reines Instinktverhalten der Ameisen und kein Prozess, über den sie nachgedacht haben :winking_face:



    Zum Schinken: Ich persönlich rate immer davon ab, verarbeitete Lebensmittel zu verfüttern. Wieso, fragst du dich jetzt vermutlich, sie springen doch total darauf an!? Das ist richtig, aber Ameisen springen auch auf Ameisengift an und fressen dieses, weil es ihnen so gut schmeckt... :thumbs_up:
    Die Gier der Ameisen ist also schonmal kein Argument, was man füttern sollte.


    Natürlich ist Schinken kein Ameisengift, klar. Das Problem mit verarbeiteten Lebensmitteln oder aber auch komplett künstlicher Nahrung wie Jelly aber ist (das gilt für den Menschen natürlich bekanntermaßen eigentlich auch), dass dort sehr häufig viele Stoffe drin stecken, die natürlicherweise eigentlich nicht drin wären. Das geht bei Kochschinken, auch abhängig von der Qualität (z.B. konventionell vs. Bio und den somit überhaupt gesetzlich zugelassenen Stoffen) immer wenigstens beim obligatorischen Nitritpökelsalz los, geht aber sehr häufig weiter über Konservierungsstoffe, Stabilisatoren, Antioxidantien, ggf. Aromen und endet bei etwaigen (natürlich nicht deklarierten) Antibiotikarückständen im Fleisch. Was nun ein menschlicher Organismus mehr oder weniger erstmal wegsteckt (Langzeitfolgen mal ausgeblendet), ist für ein Insekt oft schon ein anderes Kaliber. Fakt ist, dass Ameisen mit diesen Stoffen in freier Natur (im engeren Sinne, menschliche Siedlungen sind so gesehen kein natürlicher Lebensraum) nie in Kontakt kommen und auch, dass Ameisen, wie so viele Tiere, ebenfalls mit symbiotischen und lebenswichtigen Bakterien im Darm leben, die durch falsche Fütterung ggf. Schaden nehmen können. Der Einfluss von diversen Lebensmittelzusätzen auf Darmbakterien ist unstrittig. Tatsächlich gibt es sogar Forschungsansätze, die gezielte (Zer-)Störung von Darmsymbionten bei Insekten für eine punktgenaue Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft einzusetzen, da man dann spezifisch über bestimmte Symbionten deren Wirte anzielen und schädigen/abtöten könnte.


    Wie auch immer. Selbiges Problem gilt für andere Stoffe, mit denen die Ameisen in Kontakt kommen, sei es der Bodengrund in der Arena (z.B. ist hier Vogelsand wegen häufig zugesetzten Zusätzen wie Anisöl vollkommen ungeeignet), oder v.a. auch Pflanzen, die sehr häufig Insektizitrückstände aufweisen, wenn man sie direkt aus dem Gartenhandel/Baumarkt holt.


    Natürlich kann man, wenn man mit Insekten als Nahrun nicht klar kommt oder diese nicht oder nur schwer erhalten kann, auch Lebensmittel verfüttern. Da rate ich aber zu unbehandelten Lebensmitteln, wie z.B. Hackfleisch, hartgekochtes Ei (leider oft nicht so beliebt), Thunfisch (geht oft sehr gut, eigener Saft, nicht Öl!) o.ä., da gehen die Möglichkeiten auch weit. Auch hier die Einschränkung bzgl. etwaiger Rückstände, z.B. hat Zuchtfisch oft sehr viel Antiobiotikarückstände. Wichtig eben, dass die Lebensmittel nicht im Sinne der Lebensmittelzusätze stark verarbeitet sind. Gerade da Messor auf eine Zugabe von Proteinnahrung nicht einmal zwingend angewiesen sind, würde ich von verarbeiteten Lebensmitteln Abstand nehmen und da keine unnötigen Risiken eingehen.


    Eine Liste mit Proteinnahrung zur Inspiration findest du hier: Ameisenhaltung: Informationen zur Proteinfütterung/Futtertieren

    Hm, es ist wirklich verdammt schwierig zu sehen. De Grund, warum ich verunsichert war, ist, dass Schuppenameisen immer 5 Gastersegmente haben (das letzte, hinterste ist ziemlich klein). Die Schuppe fällt bei Plagiolepis im Vergleich zu anderen Schuppenameisen ziemlich mager aus, auf den Bildern ist das nicht wirklich gut zu sehen, v.a. steht bei dem einen Bild das Bein im Weg. Die Anzahl der Gastersegmente hatte mich nun aber ins Zweifeln gebracht, ob es überhaupt eine Schuppenameise ist. Ich hatte auch Tapinoma im Verdacht, aber das wäre eine Drüsenameise.


    Schuppenameisen allgemein: https://de.wikipedia.org/wiki/…/Datei:Hym-formicinae.gif


    Ich habe eines der Bilder mal etwas überschärft und man kann die Segmente schon zählen, v.a. anhand der Segmentkanten. Nur das letzte Segment sieht etwas seltsam aus. Da die ganze Gaster irgendwie verschoben wirkt (die Segmentplatten sollten nicht so stark abstehen eigentlich), sieht es für mich so aus, als wären die hinteren drei Segmente (z.B. durch Trocknung) nach innen gewandert, dadurch ziemlich schmal. Ich zähle aber 4 Trennkannten, weswegen ich schon glaube, dass es 5 Segmente sind und man hier nicht schon den Sternit sieht (hier ein Schaubild, wegen der Begriffe: https://www.ameisenhaltung.de/…der.php?img=seitenansicht), das wäre bei so einer Ansicht von oben eigentlich auch nicht wirklich realistisch.


    Auch gibt es mMn einen beborsteten Acidoporus. So ähnlich, wie auch bei dem Bild aus der Wikipedia:
    Plagiolepis pygmaea: https://en.wikipedia.org/wiki/Plagiolepis_pygmaea
    (Dieses Exemplar ist leider beschädigt, man sieht sogar an der ziemlich zerdrückten Gaster Fingerabdrücke...), aber es ist trotzdem nicht ganz schlecht zm Vegleich.


    Anbei zum Vergleich eine Tapinoma: https://en.wikipedia.org/wiki/…inoma-nigerrimum-side.jpg
    Diese hat nur 4 Segmente (die 4. Trennkannte ist schon die Trennung zum Sternit) und auch keinen solchen Acidoporus.



    Insofern bleibe ich auch bei der Einschätzung Plagiolepis sp., würde aber nicht so weit gehen, mich an eine Art heranzutrauen, nachdem die Gattung schon so ein Kampf für mich war :winking_face:

    Zitat von ice_trey

    Hi Samuel,


    es könnte ggf., aber ich bin nicht sehr sicher, eine Plagiolepis sp. sein. Es ist leider sehr schwer zu sehen, aber ich meine, 11 Antennensegmente (diese und das Verhältnis von 3. zu 4. Segment wäre eine erste wichtige Vergleichsbasis für die genaue Art) zu zählen, sowie v.a. eine kleine Schuppe am Petiolus zu erkennen, was z.B. die ähnlich winzige Tapinoma ausschließt. Die winzige Größe ist also ein erstes Indiz, dazu die (vermeintliche) Schuppe, der auffallende Glanz bei dichter Behaarung der Gaster. Sieht beim Fotovergleich schon sehr ähnlich aus. Aber um die Spezies zu klassifizieren sind viele Bereiche der Fotos zu unscharf (was bei dem Abbildungsmaßstab auch kein Wunder ist, ich kenne als Fotografenmeister natürlich die Probleme. Da müsste man Fotostacking betreiben).


    Als Vergleichsbasis habe ich wieder den Seifert 2018 verwendet und einige Bilder aus dem Netz, da das Bildmaterial hier im Buch auch etwas mager ist (v.a. aber nicht in der massiven Vergrößerung).

    Anmerkung: Ich habe weiteres Bildmaterial angefordert, um meine erste Einschätzung nochmal zu bestätigen oder eben zu verwerfen. Dann werde ich entsprechenden Bestimmungsversuch nochmal neu angehen. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob da wirklich eine Schuppe am Petiolus ist, es ist echt schwer zu sehen.

    (Stand 03.03.2021, da der alte Thread bereits 12 Jahre alt war)


    Hallo liebe User,


    dieser Forenbereich behandelt allein die Bestimmung von Ameisen.


    Wie sicher allgemein bekannt, ist bei Ameisen oft nur die Gattung bestimmbar, da die Unterscheidung der entsprechenden Arten sehr aufwendig ist (z.B. Abzählen einzelner Härchen auf bestimmten Körperabschnitten, Verhältnis von Körperteilen zueinander, etc.). Daher sind Bestimmungen anhand eines bloßen Fotos nicht selten unmöglich oder aber die Kameraqualität lässt genaue Aussagen nicht zu. Oft kann man aber immerhin die Gattung benennen. Zudem können manchmal Vermutungen über die Art angestellt werden, als Annäherung. Es ist jedoch so, dass Bestimmungen ohne exakten Bestimmungschlüssel, Laborausrüstung, oder eben sehr gutes Bildmaterial und ohne, dass das Tier dem Bestimmenden vorliegt oft sehr schwierig sind.


    Daher wird keine Gewährleistung genommen, dass es sich dann wirklich um diese Gattung/Art handelt, sondern die Angaben beruhen allein auf den Vermutungen der an der Bestimmung beteiligten User. Für uns bekannte Händler oder private Vielverkäufer werden keine Bestimmungen durchgeführt.



    Liegt eine Unsicherheit vor, um welche Art es sich genau handelt, wird dies auch durch das angefügte "cf." zwischen Gattungs- und Artnamen signalisiert, was soviel wie "ähnelt" heißt (Lat. confer=vergleiche).
    Beispiel: Lasius cf. niger -> Die Ameise sieht also aus wie eine Lasius niger, muss es aber daher nicht unbedingt sein, da es auch diverse Zwillingsarten gibt.
    Alternativ kann es dann bei einer Bestimmung der Gattung bei unbekannter Art bleiben, in diesem Fall wäre das beispielsweise dann die Aussage Lasius sp. bzw. Lasius spec., wenn die Gattung Lasius vorliegt, die genaue Spezies aber unbekannt ist.



    In vielen Fällen hilft es sehr, so genaue Angaben wie möglich zu machen, da bestimmte Ameisenarten besondere Lebensräume bevorzugen oder gar nur in bestimmten Gegenden vorkommen. Auch werden einige Ameisen in bestimmten Höhenstufen von ähnlichen Arten oder Zwillingsarten verdrängt.


    Nennenswert und wichtig sind daher:

    • Gute Fotos. Schlecht aufgelöste, pixelige, unscharfe (Handy)Bilder sind für eine Bestimmung in den meisten Fällen untauglich. Es gibt nur wenige Arten, die so prägnant sind, dass man sie selbst als unscharfen Fleck auf den Bild noch erkennen kann
    • Fundort (wenigstens Bundesland, dazu besondere Angaben wie Gebirge in Höhe XY, Meeresstrand, Städtischer Park, o.ä., besser genauer, s.u.)
    • Habitat (Lebensraum), möglichst exakt (z.B. Wald, gefunden an einem Baumstumpf, Erdnest an/in/auf Flußufer/Sumpf/Magerwiese, Ameisenstraßen an Straßenrand, baumbewohnend, .......)
    • Funddatum und Fundzeit
    • ungefähre Größe (besser gemessen, zur Not geschätzt. Millimeterpapier kann als Unterlage des Fotos dienen und ist hilfreich)
    • weitere Besonderheiten, z.B. auffälliges Verhalten, Bewegungsweise, Massenvorkommen, sich in der Nähe aufhaltende andere Arten (Blatt- und Rindenläuse, evtl. "Ameisengäste" usw.)
    • ggf. Temperatur und Luftfeuchte



    Da Bestimmungen anhand von Fotos wie beschrieben sehr schwierig sind, solltet ihr wenigstens versuchen, eine bestmögliche Qualität zu erzielen und nicht gleich das erstbeste Bild hier veröffentlichen, wenn es sich vermeiden lässt.
    Ein "Rundumblick" der Ameise ist also schonmal besser als nur ein Foto von einer Seite, da man manche Merkmale nur aus bestimmten Blickwinkeln heraus feststellen kann. Hilfreich ist auch ein Binokular oder Aufnahmen unter einem Mikroskop, oder solche mit spezieller Makrofotografieausrüstung.


    Bei geglückten Bestimmungen wird teilweise die Gattung/Art in eckigen Klammern [] im Threadtitel angefügt.



    Wir empfehlen sehr den Erwerb des Buchs:


    "The Ants of Central and North Europe", Autor: Bernhard Seifert


    Erscheinungsjahr: 2018


    ISBN: 3936412073 / 978-3-936412-07-9


    This book was originally published in German (Die Ameisen Mittel und Nordeuropas) and is now available in a significantly expanded English version, describing more species (121 in the original versus 190 in the current version).



    This book contains:
    - an introduction to morphology, development, ecology, life cycle, feeding strategies and enemies of ants,
    - comprehensive information on all important aspects of the special biology of the 180 outdoor species of Central and North Europe given in a standardized handbook format,
    - a short description of the multidimensional niche space of all German ants,
    - an illustrated determination key to 190 species recorded for the area and directly adjacent regions,
    - the author‘s position to some fundamental questions of taxonomy and biodiversity research,
    - 581 photos and line drawings of living or mounted ants.



    oder


    "Die Ameisen Mittel und Nordeuropas", Autor: Dr. Bernhard Seifert


    Erscheinungsjahr: 2007


    ISBN: 3936412022, 978-3-936412-03-01


    Dieses Werk ist eine Neubearbeitung des 1996 erschienenen Buches "Ameisen beobachten und bestimmen". Es wurden umfangreichere Ergänzungen insbesondere im speziellen Teil vorgenommen , der Bestimmungsschlüssel unter Einbeziehung weiterer Arten (121 Arten) und geographischer Regionen vollständig überarbeitet und akualisiert.




    Viel Erfolg beim Fangen und Bestimmen!


    Euer AmeisenCafe-Team

    Und wieder eine Gyne... ohje :winking_face:


    ggf. eine Temnothorax cf. nylanderi, aber mit der Gattung und den schwierigen Bestimmungen stehe ich so langsam auf dem Kriegsfuß, trotz des hier wieder sehr guten Bildmaterials. Gefühlt je mehr ich dazu lese, desto schwerer fällt es mir. und desto unsicherer bin ich, ob gewisses Bildmaterial im Netz teils nicht auch falsch bestimmte Arten zeigt. Ggf. mal auf Ameisenportal.eu vorstellen, da gibt es wenigstens einen Myrmekologen, der mir bekannt ist (der auch die Temnothorax corticalis bestätigt hatte, hier im Café aber seit einigen Jahren nicht mehr aktiv ist).


    Bei Vorhandensein und nach Möglichkeit ist es wie gesagt gut, auch die zugehörigen Arbeiterinnen zu fotografieren.


    Ich glaub zukünftig schreib ich wie beim Lotto "Alle Angaben ohne Gewähr" dazu :crazy:

    Hierfür bietet sich als Ersatz einfach normale Watte an, die du in fas jedem Supermarkt, zumindest in jeder Drogerie kaufen kannst. Sie verhindert das die Ameisen in das Wasser fallen können und in Folge davon ertrinken. Gleichzeitig saugt sie sich aber mit Wasser voll so das deine Messor orientalis immer trinken können.

    Vielleicht eine kleine Ergänzung dazu: Die Watte sollte möglichst unbehandelt sein, z.B. ungebleicht oder sogar biologisch angebaut (falls Baumwolle und nicht aus Viskose). Das Problem ist, dass Chemikalienrückstände, v.a. Insektizidrückstände, immer ein unwägbares Risiko für unsere Ameisen sind. Ein kleines zwar, aber ich würde da lieber auf Nummer sicher gehen, als am Ende der Dumme zu sein. Zumal die verwendeten Mittel in der Ameisenhaltung zumeist trotzdem sehr kostengünstig sind (so ein Pack Biowatte o.ä. reicht dir vermutlich für 5 Jahre Ameisenhaltung). Das gilt in der Haltung aber auch für angebotene Nahrungsmittel und v.a. für im Formicarium verwendete Pflanzen (die meistens stark gegen Insekten behandelt sind, woran viele nicht denken). Nachteil der Watte ist, dass sie irgendwann gammelt, da die Ameisen natürlich auch darüber laufen (und dabei biologische Rückstände hinterlassen) oder sogar Nahrungsreste darauf lagern... regelmäßig austauschen.



    Ansonsten sorry, ich bin gestern nicht dazu gekommen, aber nun ist es schon passiert mit dem Zwangsumzug: Diesen hätte ich dir, Druadan, auch angeraten. Viele Ameisenarten sind robuster, als man denkt und ich mache da mittlerweile keinen großen Aufwand mehr. Bei Problemen wie bei dir, dass sich die Ameisen durch den Wattestopfen graben und die Überflutung provozieren, oder auch wenn der Tank leer ist oder das Wasser darin gammelt, würde ich bei den meisten Arten einfach einen Zwangsumzug durchführen (geht auch in ein frisches RG, falls gewünscht). Das dauert keine fünf Minuten und die Ameisen beruhigen sich schnell wieder. Es kann ggf. Sinn machen, die Arena vom neuen Nest (oder RG) für 2-3 Tage abzukoppeln, damit diese das neue (angedachte) Nest annehmen, statt sich z.B. in der Arena einzugraben :smiling_face:
    Leider finden Ameisen unsere angebotenen Nester oft schlechter als was sie in der Arena finden. Gerade bei den oft so grabewütigen Messor muss man etwas darauf achten, dass sie die Arena als Nistplatz nicht zu attraktiv finden (eher trocken und schwer begrabbar halten).

    Und wieder Hallo,


    tatsächlich ist eine möglichst exakte Größenangabe bei vielen Bestimmungen hilfreich, wie Forcemaster richtig sagt. Kleiner Tipp: Millimeterpapier mitnehmen und die Ameise darauf fotografieren. Mit einem kleinen Tropfen Honig kann man sie "ruhigstellen" um in Ruhe zu fotografieren.


    Rein von der Anmutung und ohne weitere Angaben gehe ich Richtung Lasius cf. niger bzw. Zwillingsart derer. (z.B. ist Lasius alienus nach Sicht kaum unterscheidbar). Tatsächlich ist eine möglichst exakte Größenangabe bei vielen Bestimmungen hilfreich, so auch hier, da z.B. Lasius alienus etwas kleiner ist. Auch kann man diverse Formica leicht (gerade auf deutlich schlechteren Bildern als euren) mit Lasius-Arten verwechseln, wenn man keine Größenangabe hat.


    Lasius niger ist btw, entgegen des deutschen Namens, nicht wirklich schwarz, sondern schwankt zwischen schwarz bis dunkelbraun. Auch das Licht ist kann da auf Fotos schonmal verfälschen. Gutes Vergleichsbild einer Lasius cf. niger: https://www.antwiki.org/wiki/Lasius_niger (die von Michal Kukla).

    Hi Samuel (und cc auch Jaro) :winking_face:


    sieht für mich sehr nach Temnothorax unifasciatus aus und die ist ausnahmsweise mal, soweit ich weiß, recht charakteristisch gefärbt. Der deutsche Name ist auch "Einbindige Schmalbrustameise", ersteres bezieht sich auf das dunklere "Band" auf der Gaster.
    Insofern bin ich mir doch recht sicher mit der Aussage Temnothorax cf. unifasciatus.


    Auch hier habe ich wieder den Bernhard Seifert (2018) zur Hilfe genommen, der wirklich Gold wert ist und den ich trotz des recht hohen Preises sehr empfehle (taugt auch gut als Geburtstagswunsch o.ä. :grinning_face_with_smiling_eyes: ). Auf Seite 211 ist ein Bild aus einer Kolonie, deren Arbeiterinnen schon verdammt ähnlich aussehen.


    Edit: 03.03.21: So sicher bin ich mir aber dann doch nicht. Bei zweitem Blick fehlt mir da so eine auf dem Postpetiolus sitzende, gelblich gefärbte Stelle - könnte aber auch in der Unschärfe auf manchen Bildern oder im Lichteinfall untergehen. Mit Färbungen ist es bei Temnothorax-Bestimmungen ja auch immer so eine Sache... :confused_face:
    Ggf. mal im Ameisenportal vorzeigen, da gibt es wenigstens einen mir bekannten Experten.