Hallo Thorsten,
herzlich Willkommen im AmeisenCafé
Es handelt sich hier in jedem Fall, daher war die Vermutung Rossameise (Sammelbegriff für mehrere Arten) schonmal richtig, um eine Camponotus spec. - bei der Art geht meine Einschätzung aufgrund des zwar schwarzen Körpers, aber der dunkelbraunen Beine in Richtung Camponotus fallax. Auch fehlt eine silbrige Behaarung, was z.B. für Camponotus vagus typisch wäre, die ansonsten auch durchgehend schwarz ist (auch an den Beinen). Camponotus herculeanus hätte hingegen einen braunen Thorax, was hier gänzlich fehlt. Insofern bin ich doch recht sicher damit.
Was ihr hier findet, sind aber nicht, wie ihr annehmt, Königinnen oder gar Männchen, sondern normale Arbeiterinnen dieser Art. Ja, die werden tatsächlich so groß...
Das erkennt man leicht am Körperbau, denn die Königinnen sind noch weitaus kräftiger und haben einen sehr stark ausgeprägten Thorax, nennt man Königinnenbuckel. Die Männchen (Drohnen sagt man bei Ameisen nicht) sind hingegen geradezu lächerlich winzig und mickrig, da sie nur eine einzige Lebensaufgabe haben, dafür braucht man nicht viel Material
Das "Stielchen", das ihr dort aufrecht stehend zwischen Thorax und Gaster sehen könnt nennt sich Schuppe und ist ganz typisch für die sogenannten "Schuppenameisen", eine Unterfamilie innerhalb der Ameisen, zu der auch Camponotus gehört.
Tatsächlich wird mir indes auch nicht 100% klar, woher die Tiere kommen - denn sie überwintern normalerweiise nicht lose verteilt in irgendwelchen Holzstapeln (also z.B. wie Hornissenköniginnen es über den Winter tun würden, die allerdings dann auch keine Kolonie (mehr) haben), sondern als komplette Kolonie in ihrem Nest. Dieses befindet sich bei Camponotus fallax indes durchaus im Normalfall in Lebend- und Totholz, seltener Bauholz, Dachstühlen oder sogar ganz selten in Bienenstöcken.
Jetzt sind aber verschiedene Szenarien denkbar und es ist schwer, dazu mehr zu sagen, da wir natürlich eure Wohnsituation und die Umgebung aufgrund eurer Schilderung nur sehr vage kennen:
- Die Ameisen haben tatsächlich einen oder vermutlich mehrere nebeneinander gelegene Holzscheite als Nest auserkoren - da sie ja nicht wissen, dass der Holzstapel irgendwann in den Ofen wandert kam irgendwann einer geschwärmten und begatteten Königin der Standort sehr passend vor. Da die hier zu sehenden Arbeiterinnen aber wenigstens eine Media-Form oder sogar Media-Major-Mischform zeigen (ganz links) und gehäuft auftreten, müsste die Kolonie schon ein bisschen älter sein, da Kolonien solch großer Ameisen sehr langsam wachsen. Dieses Szenario wäre also denkbar, wenn die genutzen Holzscheite schon eine Weile (zusammen) gelagert wurden und die Ameisen ein paar Jährchen Zeit hatten, sich dort zu etablieren. Ob die Ameisen wirklich dort ein Nest haben, kann man nur verifizieren, indem man diverse Scheite genau untersucht - nach Ein-/Ausgängen, ggf. nach Tieren, die dort dann frisch zu sehen sind
- Die Ameisen kommen gar nicht aus den Scheiten, sondern aus dem Haus selbst oder von einem Baum ganz in der Nähe - und überwintern nahe diesem im Haus. Das wäre allerdings, um gleich etwas Panik wegzunehmen, schon eigenartig, wenn sie in den Jahren davor nie aufgetreten sind. Unmöglich ist es aber nicht, dass sie erst jetzt ihren Weg gefunden haben und davor einfach nie im Haus waren. Zudem gelten Camponotus fallax, im Gegensatz zu anderen Rossameisen, nicht als Holzschädlinge. Insofern mal keine Angst, was die Bausubstanz angeht, auch wenn manche Schädlingsbekämpfungs-Homepage da was anderes behauptet (man will ja auch seine Dienstleistungen verkaufen). Einzig vorstellbar sind hier Szenarien, in denen das verbaute Holz schon beschädigt ist, z.B. morsch, dann hat man aber ein ganz anders Problem, als die Ameisen
Bemerkenswert ist in jedem Fall, dass die Tiere jetzt auftreten, da sie, wie richtig gesagt, eine Winterruhe (nicht Winterstarre, kleiner Unterschied) halten und das eigentlich endogen, das heißt temperaturunabhängig. Für mich wirkt das also eher so, als würden die Tiere aufgestört werden, denn eigentlich dürfte sie die Temperatur erstmal nicht jucken.
Nun gilt es zu prüfen: Treten die Tiere wirklich nicht in der Nähe der Holzscheite auf? Das würde dagegen sprechen, dass die Holzscheite der Ursprung sind. Denn dass sie dann zuhauf alle ins Dachgeschoss (und nur dort hin!) laufen ist schon auch merkwürdig. Im Normalfall würden sie, sollten sie aufgestört werden, nur mal kurz nach dem Rechten sehen und sich dann ins Nest zurückziehen um die Winterruhe fortzuführen.
Man kann auch überprüfen, wohin die Ameisen eigentlich dann gehen, denn diese legen bei ihrem Weg aus dem Nest Pheromonspuren, denen sie zurück folgen (und dort dann z.B. Futterquellen zu melden): Man kann mal die Tiere, die man am Badvorleger vorfindet (ich nehme stark an, dass sie dort Wasser aufnehmen) mit etwas Honig oder Zuckerwasser anfüttern. Die Arbeiterinnen sollten dann nach Nahrungsaufnahme den Weg nach Hause aufnehmen - so kann man mehr oder weniger leicht verfolgen, wohin sie verschwinden.
Ggf. könnt ihr auf Basis dessen ja ein Update geben.