Heyo, hoffe, du hast meine Antwort nicht persönlich genommen. Wie gesagt, es ist toll, dass du Leben ins Forum bringst.
Wir müssen natürlich aber bei unseren Aussagen immer aufpassen, selbst gemachte Beobachtungen, gerade wenn sie nur einmal gemacht wurden, nicht zu pauschalisieren. Darum ging es mir im Grunde.
Ich habe es durchaus schon beobachtet das eine gyne in ein sehr kleines Nest eindringen wollte. Vermutlich um die dortige Königin zu töten, denn sonst würde eine gyne nie so ein Risiko eingehen (oder?)
Danke für die Klarstellung. Vermutlich hast du genau das beobachtet: Dass eine sozialparasitär gründende Königin in ein fremdes Nest wollte. Dass sie - wie ich es verstehe - dabei noch geflügelt war, ist allerdings extrem ungewöhnlich. Denn die Flügel sind bei dem Vorgang sehr hinderlich und bieten auch sehr viel Fläche für Attacken durch die Wirtskolonie-Arbeiterinnen.
Wenn man den Körperbau von sozialparasitären Königinnen ansieht, wird man meist feststellen, dass sie entweder sehr schmal und agil sind (z.B. Lasius fuliginosus, Lasius umbratus, ...) oder aber im Gegenteil ziemlich kräftig (z.B. Formica sanguinea und alle Formica s. str.). Ersteres ist oft bei Arten zu sehen, die eher defensiv vorgehen - Lasius fuliginosus Gynen sind schnell und vermeiden den Kontakt zu Arbeiterinnen oder versuchen sie nur zu streifen. Sie geben dabei viele Pheromone ab, um diese zu besänftigen. Bei Lasius umbratus wird meist eine Arbeiterin der Wirtskolonie außerhalb des Nests geschnappt, getötet und dann wie eine Art Schild vor sich her getragen. Das dient auch gleichermaßen dazu, dass der eigene Körperduft überdeckt wird.
Muss die (originale) und meist etwas größere Königin der Wirtskolonie getötet werden, geschieht das taktisch über einen schnellen Nackenbiss.
Formica-Gynen hingegen können sehr aggressiv gegen die Wirtsameisen sein und sie arbeiten da mEn eher mit Gewalt. Daher hilft ihnen die körperliche Überlegenheit, die massigen Muskeln, großen Mandibeln usw., sich gegen die Wirtsameisen zu wehren, viel auszuhalten und ggf. auch die Wirtskönigin (die auch ähnlich groß ist) zu töten.
Es sind also zwei verschiedene Strategien. Bloß wären Flügel bei beiden hinderlich. Generell gilt: Hat eine begattete Jungkönigin längere Zeit noch ihre Flügel, ist das ein Fehlverhalten, das meist durch Störungen beim Gründungsablauf begründet werden kann.
Wenn schwarmflug ist kann es durchaus sein das die noch unbefruchteten Gynen wieder ins Nest krabbeln wollen und dann von den Arbeiterinnen weggezerrt werden um sich zu paaren und wegzufliegen
Das ist natürlich richtig. Und so wie du es jetzt schreibst, wird deine Aussage auch klar und verständlich für mich. Danke also für die Erläuterung. Tatsächlich sind die Jungköniginnen manchmal so aufgeregt, dass sie wie irre wieder ins Nest wollen und natürlich ist es auch für sie ungewohnt, erstmalig ans helle Tageslicht zu kommen.. Die Arbeiterinnen stehen gerne mit sanfter Gewalt zu Seite
Genauso passiert es aber auch, nur als Ergänzung, dass etwas übereifrige Geschlechtstiere schon schwärmen, obwohl es noch gar nicht so richtig los geht und die anderen Geschlechtstiere sich wieder ins Nest zurück ziehen.
Generell ist der Schwarmflug dynamisch. Es kann durchaus passieren, dass die Tiere mehrere Tage erstmal an die Nestoberfläche kommen und wieder zurück gehen, weil die Bedingungen noch nicht passen.
Es gibt zwar wenige Züchter die es schaffen einen schwarmflug zu simulieren aber es geht durchaus. Da ich aber nur ein anfangender Halter und keineswegs ein Züchter bin kannst du mich sowas leider nicht genauer fragen. Das ist was ich weiß und mehr weiß ich halt auch nicht (leider)
Man darf mich - sehr gerne sogar - korrigieren, aber soweit ich weiß, sind Leute, die behauptet haben, einen Schwarmflug simuliert zu haben meist Beweise dafür schuldig geblieben.
Sehr wohl gelingen kann aber eine Bodenverpaarung bei Ameisenarten, die solch ein Paarungsverhalten an den Tag legen. Das ist aber eben ein großer Unterschied zu einem Schwarmflug.
Generell ist der Schwarmflug das Mittel der Wahl für sehr viele Ameisenarten und da spielen derart viele komplexe Faktoren rein, dass es eben nicht einfach simulierbar ist. z.B. bräuchte man eine riesige Halle, um genug Flugbewegung zu ermöglichen, man bräuchte mehrere Kolonien, die vorab Pheromone in die Luft abgeben können, usw.; oder man müsste Königinnen in eine Vorrichtung spannen und von Männchen verfolgen lassen, so wie das schon bei Bienen gemacht wurde. Der Vorgang, wie ein Schwarmflug überhaupt funktioniert, ist ja nicht einmal abschließend erforscht. Daher kann man auch nicht so einfach die Bedingungen dafür herstellen.
Zudem, wenn man mal sieht, wie günstig man Ameisen einkaufen kann, ist das auch kein lohnendes Investment. In den Heimatländern werden die Tiere, die hier teils für hunderte Euro verkauft werden, quasi für einen Apfel und ein Ei von Einheimischen eingesammelt und sehr günstig an die Shops verkauft. Die Verkaufspreise sollten einen nicht darüber hinweg täuschen.
Aber wie gesagt, sollte es da Infos geben, die ich nicht kenne, wäre das natürlich interessant. Ansonsten verweise ich gerne an das AmeisenWiki, wo auch eine (leider schon 10 Jahre) alte Liste von mit Erfolg gezüchteten Ameisenarten angegeben ist. Man wird hier aber auch oft feststellen, dass es Arten sind, bei denen Bodenverpaarungen nicht ungewöhnlich oder gar Standard sind: https://ameisenwiki.de/index.php/Ameisenzucht