Beiträge von ice_trey

    Hi ant_phil,


    ich bin selbst eingetragener Kaufmann als selbstständiger Gewerbetreibender, kann es dir also hoffentlich ganz gut erklären, was auf dich zukommen würde. Ich gehe in diesem Beitrag davon aus, dass du in Deutschland beheimatet bist, denn über die Abläufe in Österreich oder der Schweiz kann ich nichts sagen.



    • Am Anfang steht die Geschäftsidee: Sollte dein Shop auf den Verkauf von Ameisen abzielen, wovon ich hier ausgehe, ist die Frage: Kann ich überhaupt gegen die bestehende Konkurrenz antreten, ist die Nachfrage überhaupt hoch genug? Wo bekomme ich zuverlässig und zu einem guten Einkaufspreis meine Waren (Ameisen, Equipment, etc.) her, wer soll mein Lieferant sein? Soll das nur ein Nebenerwerb sein, neben meinem eigentlichen Beruf, oder will ich mich voll und ganz auf meine Geschäftsidee konzentrieren? Kann ich mir anfängliche Investitionen und den Unterhalt meines Betriebs leisten? Habe ich die notwendige Qualifikation für den Betriebs eines solchen Geschäfts? Hier sollte man einen Businessplan schreiben, in dem es genau um solche Fragen geht: Ohne den Markt unf sich selbst genau zu kennen, sollte man kein Geschäft eröffnen
    • Du solltest Grundlagen der Buchhaltung, Betriebswirtschaft, Steuerrecht, Onlinerecht etc. für die rechtliche Umsetzung von Vorgaben für deinen Shop etc.pp. beherrschen (z.B. Auszeichnungspflicht, die Impressumpflicht, den Datenschutz, das Verbraucherschutz- und Widerrufsrecht, etc.) - denn einfach einen Shop aufmachen und das Geld plätschern lassen ist auf legalem Wege nicht möglich und wird früher oder später zu massiven rechtlichen Problemen führen. Da im Fall von Ameisen oft Importe aus dem Ausland anstehen, sollte man sich auch in solch speziellen Steuersachen bzgl. Geschäften mit Partnern in oder außerhalb der EU genau schlau machen. Ohne diese Grundlagen zu beherrschen, kannst du einen Gewerbebetrieb nicht durchführen - jedenfalls nicht im hochbürokratischen Deutschland. Alternativ steht, all das von Experten erledigen zu lassen - sprich Steuerberatern, Rechtsanwälten etc.pp., das kostet dann aber auch bei geringen Umsätzen sehr viel Geld
    • Du musst dich nach all dieser Vorarbeit beim zuständigen Gewerbeamt mit deinem Gewerbe anmelden. Bei einem kleinen Shop dürfte das im Normalfall ein Kleingewerbe, ggf. auch erstmal im Nebenerwerb sein, da die Umsätze in den ersten Jahren nicht allzu hoch sein dürften und ein Kleingewerbe ein bisschen einfacher zu führen ist, als andere Gewerbeformen. Wenn du unter 18 sein solltest, müssen deine gesetzlichen Vertreter (normal die Eltern) dich zum Betrieb eines Geschäfts ermächtigen. Das alles ist noch der einfachste Schritt, denn ein Gewerbe anmelden kann quasi jeder, kostet etwa 20€, dauert 10 Minuten und das war es erstmal.


      Und dennoch muss man auch bei einem Kleingewerbe vorher überlegen: Soll ich Umsatzsteuer erheben, oder nicht? Erhebt man keine Mehrwertsteuer, sind die eigenen Produkte ggf. günstiger, aber man darf vom Finanzamt auch bei getätigten Ausgaben keine Umsatzsteuer zurückholen. Diese Entscheidung ist auf 5 Jahre bindend, muss also wohl überlegt sein. Umsatzsteuer zu erheben kann Sinn machen, wenn man viele Investitionen tätigt, da man dann die Mehrwertsteuer vor getätigte Ausgaben vom Finanzamt zurückbekommt. Der Aufwand ist hingegen auch höher, da man dann monatlich eine Umsatzsteuervoranmeldung abgeben muss und 1x im Jahr eine Umsatzsteuererklärung.


      Das Finanzamt wird dir nach der Gewerbeanmeldung in jedem Fall automatisch einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung zusenden, wenn du dich nicht selbst meldest. In dem Fragebogen musst du die Art des Geschäfts, die geplanten Umsätze, die gewünschte Besteuerung (Ist- oder Soll-Besteuerung, Umsatzsteuer ja oder nein, etc.) und reichlich mehr angeben.

    • Du musst dir ein Shopsystem aufbauen - da möchte ich nicht zu viel darüber sagen, da die Möglichkeiten zu vielfältig sind. Es gibt spezialisierte Anbieter für sowas und das würde den Rahmen des Beitrags hier sprengen
    • Du musst für ausreichend Bezahlmethoden sorgen, also bestenfalls ein Bankkonto für dein Geschäft eröffnen und mit dem Shop verknüpfen, ein PayPal-Konto anlegen, ggf. Lastschriftverfahren einrichten, etc.pp.
    • Kein Shop ohne gute Produktbilder - natürlich bin ich da selbst etwas voreingenommen, aber man sollte sich schon damit beschäftigen, wie man seine Waren werbewirksam präsentiert. Wenn man selbst fotografieren will, benötigt es dafür passende Ausrüstung und Kenntnisse
    • Thema Marketing und Suchmaschinenoptimierung: Wie will ich gefunden werden, damit Nutzer überhaupt von meinem Shop erfahren bzw. Suchmaschinen ihn an guter Position indizieren?

    .......




    Das waren nur ein paar Punkte und alles andere als vollständig. Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung und der vieler anderer Gründer sagen, dass ein Geschäftsbetrieb mehr erfordert, als man am Anfang denkt und man sich nicht einfach hineinstürzen kann.


    Das mag dir jetzt erschlagend vorkommen und ich sage dir: Das ist es auch, wenn man sich noch nie damit beschäftigt hat. Bitte mache nicht den Fehler und eröffne einfach mal so ein Geschäft, ohne die Grundlagen hierfür zu beherrschen - du wirst damit sonst in irgendeinem Weg auf die Schnauze fallen, zu 100%. Leider nehmen viel zu viele Leute das nicht Ernst und denken, bei einem Kleingewerbe kann schon nicht so viel passieren und das wird alles schon nicht so schwierig sein - das ist aber nicht wahr, es gibt sehr viel zu bedenken und zu beachten. Auch als sogenannter Kleinunternehmer ist man an sämtliche bestehenden Gesetze, Regelungen und Vorbedingungen für den Betriebe ines Gewerbes gebunden. Man kann beim Betrieb eines Shops auch kein Freiberufler sein (was steuerlich usw. etwas einfacher wäre), da hier in jedem Fall der Zweck des Geldverdienens im Vordergrund steht.


    Letztendlich, sofern du das durchziehen willst, würde ich dir dazu raten, dich wenigstens ein halbes bis ein Jahr sehr intensiv darauf vorzubereiten.


    KEIN Gewerbe anmelden musst du hingegen bei sogenannten Privatveräußerungen, sprich: Wenn du private Sachen im Wert bis 600€ Gewinn im Jahr verkaufst, egal ob das nun alte Möbel, Fahrräder, Krimskrams oder sonstwas ist. In Bezug auf Ameisen wäre das also, wenn du z.B. in den Flohmärkten der Foren etc. Ameisen verkaufst, da kann man also bis 600€ im Jahr erwirtschaften, ohne, dass das steuerlich von Relevanz ist oder man ein Gewerbe dafür anmelden müsste.


    Beim Aufwand eines Shopbetriebs dürfte hingegen im Vordergrund stehen, mehr als 600€ Gewinn zu machen - und die rechtlichen Grundlagen für einen Shop muss man dann natürlich einhalten, egal wie viel man verdient :winking_face:

    Ich selbst halte meine Camponotus herculeanus in einer Kork-Farm-Kombi, funktioniert auch gut. Ich hatte noch zwei Farmen übrig und dachte, wenn ich da eine Korkplatte hineinstecke, kann man beide Nestarten und deren Vorteile gut kombinieren, "natürliches" Habitat plus Einsicht. Im Prinzip ist es ganz einfach, da ich einfach mehrere Korkplatten in verschiedenen Dicken nutze.


    Eine 2mm dünne Platte bildet die Rückseite, die ist einfach nur dazu da, dass die Ameisen sich eher nach vorn, wo ich reingucken kann orientieren, da die kleinen Kolonien das Nest nicht selbst erweitern (das kommt bei der Art erst mit größeren Arbeiterinnen). Dann habe ich zwei weitere Korkplatten (die sind dann halt beide zusammen so dick wie die Farmbreite minus der Rückplatte) zurechtgeschnitten und in beide ein paar Kammern und Gänge eingefräst, die sich teils überlappen. Alle drei Platten aufeinander gelegt, teils mit etwas Aquariensilikon verklebt für besseren Halt, in die Farm geschoben. Dadurch ergibt sich ein ziemlich dreidimensionales Korknestgebilde. Befeuchten kann man mittels Watte, die ein paar Kammern berührt und die man per Kanüle erreicht. Die Platten sollten halt so eng in der Farm stecken, dass sich keine Lücken zu den Glasscheiben ergeben - aber bestenfalls kann man sie auch wieder oben herausziehen, ohne die Farm aufschneiden zu müssen. Meine sind leider einen Tick zu dick und stecken sehr fest... :thumbs_down:


    Aber wie du sagst, ein Stamm mit einer Glasplatte darauf ist sicher auch toll, wenn man es etwas natürlicher mag und kann ein echter Hingucker werden!

    Hab auch nochmal nachgemessen, sie ist nur knapp über einen Zentimeter.

    Dann ist es sicher eine Camponotus fallax, für Camponotus vagus viel zu klein.



    da diese ja vornehmlich arboreal (oder arboricol?) leben.

    Ist quasi beides korrekt, arboricol ist der deutsche Begriff, arboreal kenne ich nur aus dem Englischen.



    Ich hab einen HB gelesen, wo jemand diese Art für einige Zeit gehalten hat, bis sie ausgewachsen war und sie dann ausgesetzt hat.
    Da steht wohl ein Rechercheabend an

    Nun, ich persönlich würde das nicht machen, da die Kolonien beim Freilassen sich meist nur schwer etablieren können. Durch umliegende Kolonien etc. kann es schnell zur Komplettauslöschung binnen Tagen kommen, da die eingesetzte Kolonie keine Möglichkeit hatte, irgendwie ihr Territorium zu setzen.


    Besser wäre es, sie entweder als Gyne freizulassen, sodass sie sich selbst einen passenden Ort suchen kann. Oder, was ich persönlich präferieren würde (da die Art keinem Strengen Schutzstatus unterliegt), dass ich die Gyne behalte, gründen lasse, die Kolonie halte und entstandende Geschlechtstiere beim Schwarmflug in die Freiheit entlasse. So hat man selbst und auch die Natur was davon.



    Nach allem was Ich bis jetzt weiß, wäre eine so volksschwache Art eigentlich ganz schön, da meine Messoren ja in einiger Zeit doch recht groß werden.

    Ist bestimmt eine schöne Abwechslung, zumal man hier gut mit Korknestern arbeiten kann, Das hat man auch nicht alle Tage :smiling_face:

    Maybe this Indian company is not so reliable with answering...
    I know that too well with other companies - you ask something, don´t get an answer for weeks, ask again, maybe you get an answer... maybe not.


    Therefore I just would ask again if it is important for you.

    Glückwunsch zur Camponotus-Gyne, Ralph :winking_face:


    Nur die Art kann ich nicht zu 100% festsetzen, ich würde aber stark auf Camponotus fallax tippen. Die Beine sehen für mich, jedenfalls auf dem zweiten Bild, eher dunkelbraun aus - aber vielleicht ist das nur wegen des Untergrunds, der die Farbwirkung verfälscht. Der Körper glänzt und sie ist ein gutes Stück kleiner als eine 1ct-Münze, sieht jedenfalls so aus (sollte bei der Art 8-10mm sein, deine 12mm sind also eigentlich zu groß. Ggf. nochmal auf kariertes oder Milimeterpapier setzen). Camponotus vagus wäre jedenfalls mit 14-16mm eher so groß wie die 1ct-Münze (16,25mm) selbst und damit weitaus größer. Auch der Kopf sieht recht klein aus für eine Camponotus, was den Verdacht in Richtung Camponotus fallax erhärten würde, die sind doch im Vergleich zu den anderen einheimischen Arten ziemlich schmächtig.



    Beide Arten sind in manchen Bundesländern auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Es ist natürlich immer schwer zu sagen, was da moralisch besser ist - wieder aussetzen und sie damit jedenfalls stark gefährden (die meisten Gynen schaffen es ja leider nicht) oder eben in die Haltung aufnehmen (sie dadurch aber der Natur und ihrem Nutzen dort entnehmen).

    Hi Ayahuasca,


    ein wenig Geduld mit den Ameisen. Dass sich neue Puppen entwickelt haben, ist ja erstmal erfreulich, das zeigt ja auch, dass wenigstens bis ins das Verpuppungsstadium momentan alles läuft, wie es soll. Die Larven werden also weit genug angefüttert, dass eine Verpuppung auch stattfindet.



    Eine neue Ameise ist meines Erachtens auch geschlüpft, aber was mit den anderen Puppen passiert kann ich nicht sagen. Ich habe am Eingang 3/4 leere Puppenhüllen gesehen, wo aber keine neuen Ameisen raus kamen.

    Das ist natürlich von außen schwer zu beurteilen. Anhand der Fotos kann man das nie abschließend sagen und alles, was ich jetzt schreibe sind nur irgendwelche Spekulationen und mögliche Ursachen, warum ggf. nicht so viele Tiere da sind, wie es sein sollten.


    • Was mir momentan auffällt: Der Deckel hat sehr große Löcher. Bei einer Schwachstelle im Ausbruchsschutz wäre es den Ameisen so leicht möglich, aus dem Becken zu gelangen. Ist da am Behälter eine Ölsperre? Einzelne, entkommene Tiere fallen bei einer kleinen Kolonie womöglich auch gar nicht weiter auf, außer dass sie eben nicht im Becken und Nest sind. Man sieht es halt nicht, wenn eine Handvoll Tiere irgendwo im Bücherregal oder auf dem Teppichboden herumkreucht. Wenn man diese dann beim nächsten Zimmerputz vom Boden saugt, merkt man es gar nicht. Ich sage nicht, dass es so ist, aber wäre wenigstens eine mögliche Erklärung, warum Tiere zu fehlen scheinen
    • Was mir tatsächlich auch schon selbst passiert ist, war, dass Ameisen IM Thermometer waren, sehr kurioser Fall. Dieses hatte bei mir kleine Löcher auf der Rückseite, da saßen sie dann teilweise drin
    • Am plausibelsten für mich ist aber immer noch, dass auch bei den restlichen Puppen Brutfraß stattgefunden hat, wobei wir die Ursache hier ja leider nicht kennen. Denn die Ameisen die ich bei dir sehe, sehen alle älter aus (jüngere Tiere haben für eine ganze Weile eine viel hellere Färbung). Mag sein, dass du mit dem neuen Schwung Puppen nun mehr Glück hast. Daher würde ich zu Geduld raten, abzuwarten, was mit den nun aktuell vorliegenden Puppen passieren wird.


    Wenn bei diesen neuen Puppen wieder keine Tiere schlüpfen oder verschwinden, wäre auch eine Haltung ausschließlich im RG (also ohne Becken) für eine Weile möglich, da man dann die Kolonie sehr gut kontrollieren kann - und sich dann nichts einfach in Luft auflösen kann. Tote Tiere, Puppenhäute, all das könnte dann nicht von den Ameisen aus dem RG entfernt werden und wäre für eine Kontrolle und Bewertung vorhanden. Quasi Quarantäne, für eine Weile, um die Vorgänge im Nest wirklich gut beurteilen zu können.




    Zitat von Ayahuasca

    Was ich auch komisch finde, ist das der Sand dem dod Ameisen auf die Watte drücken irgendwie leicht schwarz ist, aber in dem Behälter sind keine schwarzen Sandkörner. Könnten das Tote Ameisen oder Schimmel sein?


    Das ist eine leckere Mischung aus Dreck, Ameisenkot und teils ggf. auch Schimmelpilzen. Dieser schwarze Belag tritt bei Reagenzgläsern, die längere Zeit genutzt werden, fast immer auf. Das Wasser im Tank verfärbt sich dann zunehmend gelblich. Für die Ameisen ist das tatsächlich aber erstmal kein Problem.


    Wenn man sich unsicher ist, hilft nur der Zwangsumzug in ein neues Reganzglas. Bei Lasius niger wird das wegen der Nesttreue nur mittels sanfter Gewalt möglich sein und ist für sie auch bis auf eine kurze Panikphase kein Problem. Sprich: Altes RG senkrechts von oben an ein neues halten und die Ameisen durch Schnippen aus dem alten RG in das neue purzeln lassen. Ggf. übrig gebliebene Brut sammelt man mit einem feinen, leicht feuchten Pinsel ein und streift sie im neuen RG vorsichtig ab, meist fällt sie aber problemlos mit raus. Das neue RG lässt man 2-3 Tage verschlossen, damit sie es als neues Nest akzeptieren und nicht in Panik überall herumlaufen können.


    Dein RG sieht aber für mich noch ordentlich aus. Der schwarze Belag kommt ohnehin nach ein paar Wochen bis Monaten wieder, zumal wenn die Kolonie wächst und mehr Tiere aufweist. Solange das Wasser nicht eher nach Urin aussieht, das RG sichtbar schimmelt oder der Tank austrocknet, ist das für die Ameisen kein Thema.




    Warum klappt es nicht, was mache ich falsche!?!

    Lass den Kopf nicht hängen. In der Haltung muss man immer wieder mal mit Rückschlägen rechnen. Es dürfte wohl keinen Halter in dieser Welt geben, der nicht schon in irgendeiner Form Probleme mit seinen Kolonien hatte. Jetzt gedulde dich, auch wenn es schwer fällt, und berichte uns, was mit den neuen Puppen passiert.

    Ja, das stimmt. Man kann es natürlich nicht in Gänze vermeiden. Es ist halt sehr lästig, wenn sie in Massen auftreten, aber das bekommst du ja sichtbar in den Griff.
    Letztendlich würde ich es auch nicht anders machen, als v.a. die Einfalltore wie Ritzen und Spalten dicht zu machen. Letztendlich kann es natürlich immer sein, dass sie irgendwie anders ihren Weg finden, oder generell in der Bausubstanz des Hauses Nester oder Nestteile haben.

    ice_trey hatte vor kurzem in nem anderen Thread den Tip gegeben, die Stelle, an der die Tiere durchkommen, mit stark riechenden Mitteln wie Lavendel oder Zimt zu bestreuen, das schreckt die Ameisen zumindest eine Zeit lang ab.
    Zusätzlich sollten die Straßen mit Essig gereinigt werden, dieses löst die Pheromonspur auf, die die Ameisen legen.

    Nun, im Prinzip geht es vorrangig darum, herauszufinden, warum die Ameisenstraße überhaupt da ist - denn diese bilden sich in den allermeisten Fällen nicht einfach so, sondern nur, wenn eine ergiebige Futterquelle gefunden wurde.


    Erkundungen sind bei Ameisen generell erstmal eher zufallsbasiert, sie laufen also mal drauf los. Erst wenn eine Futterquelle entdeckt wird, werden andere Arbeiterinnen über Körperkontakt und Pheromone alarmiert, dass es etwas zu holen gibt. Da jede Arbeiterin beständig Pheromonspuren setzt, wenn sie sich bewegt, bilden sich dann auch die bekannten Ameisenstraßen - denn je stärker die Pheromonspur wird, desto mehr Arbeiterinnen folgen dieser und hinterlassen ebenfalls Pheromone, denen weitere Arbeiterinnen folgen.


    Man muss also die Futterquelle(n) entfernen, sonst bildet sich im Lauf der Zeit wieder eine Ameisenstraße dorthin. Das kann von offen herumstehenden Speisen, Obst, bis zu nektarbildenden Zimmerpflanzen wie Orchideen gehen, oder solchen, die von Blattläusen befallen sind, die ja von vielen Ameisenarten als "Melkvieh" betreut werden.


    Es kann selten auch vorkommen, dass sich Ameisenstraßen ins Nichts bilden, wie bei dir - das liegt daran, dass ungewöhnlich viele Arbeiterinnen einer Pheromonspur folgen, die sie dann selbst verstärken. Es gibt im Internet lustige Videos von "Ameisen-Todesstrudeln" (einfach mal ameisenspirale oder ant spiral suchen), was ein Extremfall dieses Verhaltens wäre - das ist aber wirklich selten. Es kann natürlich auch sein, dass unter deinem Papierkorb mal etwas zu finden war, aber komplett gefressen wurde - die Ameisen frequentieren den Platz aber noch eine Weile nachher.


    Diese Sperren aus stark riechenden Mitteln sind nicht geeignet, dauerhaft für Ruhe zu sorgen, da der Duft schnell verfliegt (darum bewahrt man Gewürze ja auch nicht in offenen Behältern auf :winking_face: ) - sie eignen sich eher dafür, wenn man mal kurzerhand eine Bereich sperren will, bis sich eine bessere Lösung findet. Die Essigreinigung bewirkt, dass Pheromonspuren zuverlässig entfernt werden. Es gehen natürlich dafür auch andere Reinigungsmittel. Führte die Straße über einen Teppich, wird es natürlich etwas aufwendiger als bei Hartböden.


    Letztendlich muss man aber eben die Ursache(n) beseitigen. Wenn Ameisen durch Spalten und Undichtigkeiten ins Haus hereinkommen, kann man diese mit geeigneten Bausubstanzen abdichten.


    Meiner Erfahrung nach legen die meisten Kammerjäger erstmal Futterfallen (ist hier ja auch geschehen), was die Kolonie aber in den meisten Fällen nicht komplett abtöten wird, da das Gift gar nicht in die gesamte Kolonie verteit wird (auch wenn das natürlich gerne versprochen wird). Sie ernähren sich ja im Normalfall nicht ausschließlich davon, sondern tragen weiterhin auch ungiftige Nahrung in die Kolonie ein. Eine Komplettentfernung von Ameisenkolonien aus dem Hausbereich ist immer zeitaufwendig und schwierig, da die Gyne(n) gut geschützt weit im Nestinneren liegen. Letztendlich kann man aber mit geeigneten Giftködern wenigstens die Menge an Ameisen etwas runter regulieren.

    Die Außenhaltung ist bei Temnothorax durchaus geeignet, klar. Noch natürlicher geht es nicht, um den Temperaturverlauf abzubilden, als sie draußen zu halten :winking_face:
    Das einzige was man bedenken muss ist, dass die Ameisen nicht ständig praller Sonne ausgeliefert sein sollten. Sie halten zwar auch Minustemperaturen bis weit unter -15°C aus, aber pralle Sonne grillt auch die robusteste Ameisenkolonie schnell durch einen Hitzestau. Die Nester finden sich ja in freier Natur auch zumeist in Schatten-/Halbschattenbereichen, z.B. mitten im Wald in heruntergefallenen Eicheln etc.


    Sprich: Ein schattiges Plätzchen ab Balkon ist sicher geeignet.

    Hallo Nicolas,


    bei Temnothorax musst du vor allem beachten, dass die einheimischen Arten (z.B. Temnothroax nylanderi und Temnothorax unifasciatus) allesamt einen täglichen, deutlichen Temperaturwechsel benötigen, da sie in freier Natur direkt auf dem Boden leben (meist in Eicheln und ähnlichem) und daher Temperaturschwankungen komplett ausgeliefert sind. Das führt so weit, dass sie z.B. im Winter auch starken Minustemperaturen ausgeliefert sind (das aber auch aushalten). Sie sind auf diese Lebensweise total angepasst.


    Erfolgt dieser mehr oder weniger realistische Temperaturwechsel nicht oft genug, kann die Kolonie auf Dauer Schaden nehmen, vor allem durch erhöhtes Brutsterben. Ich kenne eine Halterin, die jahrelang immer wieder neue Temnothorax-Kolonien hielt und der genauso regelmäßig die Kolonien weggestorben sind, da sie den Temperaturwechsel nicht herbeiführen wollte.


    Aus diesem Grund empfehle ich keine der einheimischen Arten an einen Einsteiger, auch wenn diese Arten an und für sich sehr klein bleiben und genügsam sind. Diese Temperaturschwankungen künstlich herzustellen ist nicht einsteigerfreundlich. Nun auf südeuropäische Arten auszuweichen kann eine Lösung sein, aber auch hier muss man entsprechende höhere Temperaturen als für die einheimischen Arten herstellen, z.B. mittels Heizmatte ode Strahler. Hier kann die Temperatur allerdings etwas konstanter sein.


    Insofern würde ich Temnothorax ganz generell nicht an einen Einsteiger empfehlen.

    Kein Problem! :smiling_face:


    Wie gesagt helfen diese Mittel wie ätherische Öle etc. nur akut und kurzfristig - man wird damit aber die Ameisen nicht dauerhaft vom Haus fern halten können, zumal falls sie dort ihr Nest haben sollten, die Ameisen finden ihre Wege dann schon. Eine Bekämpfung muss hier aber nicht erfolgen und wäre auch immer eine langwierige und schwierige Sache, an der auch Kammerjäger oft scheitern.


    Ich denke sich zu arrangieren ist daher die beste Option, zumal sie ja auch eine Menge Schadinsekten in der Umgebung vertilgen und daher eigentlich nützlich sind. Wenn man das Hausinnere für Ameisen unattraktiv hält (eben keine Futterquellen bieten, regelmäßig feucht wischen - falls möglich - um Duftspuren zu beseitigen etc.) wird man von ihnen auch nicht wirklich belästigt.



    Aber gut....sollen sie hier leben, wenn sie mein Haus nicht fressen, ist alles gut!


    Wie gesagt, bei Formica-Arten wird das nicht passieren. Die typischen Holzschädlinge bei Ameisen sind andere Arten. Solltest du also andere Ameisen direkt am Haus entdecken kannst du jederzeit gerne Fotos zur Bestimmung einstellen.


    Alles Gute!

    Sorry, hoffe, das kam nicht zu harsch rüber, so war es nicht gemeint.


    Jeder macht Fehler, daran wächst man. Und fast jedem Halter sind schon Kolonien eingegangen. Wie gesagt, wir unterstützen dich gern beim Neustart und in Zukunft :smiling_face:

    Hi MessorKing,


    ich denke, es sind mehrere Faktoren, die hier zum Absterben der meisten Tiere geführt hat. Die Königin hat im Normalfall durch ihre Körpermasse die größten Reserven und hält noch bis zum Ende durch, das kann man oft beobachten, wenn etwas schief läuft.



    Temperatur war 20 C° und für die Luftfeuchtigkeit hatte ich nicht das richtige Equipment

    Die Temperatur ist ziemlich niedrig, was das Brutwachstum negativ beeinflusst, sofern der Nestbereich ebenso kühl war. Bei Messor barbarus geht man von 24-27°C im Nestbereich aus, in der Arena kann es auch um die 20°C haben.



    Das ist insofern schlecht, dass die Samen ggf. gar nicht verwertet wurden. Ich denke, dass das einer der Hauptfaktoren hier war und die Kolonie schlicht verhungert ist. Messor tragen zwar so ziemlich alles ins Nest ein, was nach Samen und Körnern aussieht, das heißt aber eben nicht, dass sie mit den Samen auch etwas anfangen können. Sie lagern sie ein und dann liegen die Teile halt herum und keimen ggf. auch, wenn es feucht ist - was sie sowieso unverwertbar macht. Grassamen sind recht hart und haben nur geringe Anteile, die für die Ameisen wirklich wertvoll sind. Besser wäre es gewesen, z.B. etwas unbehandeltes Vogelfutter zu kaufen - dort hat man eine Vielzahl verschiedener Körner und Samen, um für eine abwechslungsreiche Ernährung der Ameisen zu sorgen. Doch auch bei diesem Futter muss man gerade bei kleinen Kolonien Vorarbeit leisten, denn die Hüllen der Körner und Samen sind oft so hart, dass die Minor-Arbeiterinnen bei so jungen Kolonien wie deiner diese nicht öffnen können. Da muss man als Halter vorknacken und die Körner und Samen etwas zerdrücken, sodass die Ameisen leicht an das Innere herankommen.



    Wasser war sauber und immer erreichbar

    Das ist gut, wird leider von manchen Haltern gern vernachlässigt. Wie so ziemlich alle Tiere, verdursten Ameisen schneller als, dass sie verhungern. Insofern richtig gemacht, glaube nicht, dass das bei dir ein Faktor war.



    Ameisen sind Ende Oktober gekommen also haben sie keine richtige Winterruhe gehalten

    Das ist schlecht, da die Winterruhe bei Ameisen außerhalb subtropischer und tropischer Regionen ein elementarer Bestandteil des Jahreszyklus ist. Ameisen haben sich seit Millionen von Jahren so gut wie gar nicht weiterentwickelt (da sie schon so effektiv sind :winking_face: ) und lassen sich daher nicht einfach in ein Schema pressen, das einem selbst passt. Lässt man die Winterruhe sausen, riskiert man bei entsprechenden Arten immer, dass im Folgejahr z.B. ein erhöhtes Arbeiterinnen- oder Brutsterben einsetzt. Das muss nicht, kann aber passieren. Natürlich gibt es genug Fälle, in denen der Ausfall der Winterruhe keine Auswirkungen hatte, es gibt aber genauso viele, bei denen eben negative Kolonieentwicklung die Folge war.


    Ich kann vertehen, dass ihr nach dem Kauf sofort was von den Ameisen sehen wolltet. Doch es wäre besser gewesen, ihnen die Ruhe zu gönnen, die sie brauchen oder besser den Winter dafür zu nutzen, sich ausgiebig zu informieren und dann erst top vorbereitet zu kaufen und in die Saison zu starten.




    kann ich nicht beantworten

    Das ist in Ordnung, habe ich bei einem Erdnest wie gesagt auch vermutet, dass der Einblick nicht gegeben war. Das erschwert die Einschätzung etwas, aber wie gesagt glaube ich ohnehin, dass das Gemisch an ungünstigen Faktoren in eurer Haltung zum Absterben geführt hat.


    Ihr könnt nun nur versuchen, der Königin noch eine Neugründung zu ermöglichen, indem ihr ihr leicht verwertbare Nahrung (eine Mischung aus vorgeknackten Samen und Körnern, auch verdünnter Honig wird manchmal genommen) und jede Menge Ruhe bietet. Auch Pushing mittels Puppen eines anderen Halters könnte helfen, die Kolonie (bzw. jetzt die Gyne) zu retten - dafür kann man in den Flohmärkten in den Foren oder in der Ameisenauktion eines bekannten Shops eine Anfrage stellen. Viele Halter größerer Kolonien geben bereitwillig etwas Brut gegen die Versandkosten ab, um zu helfen.


    Eine Neugründung kann so gelingen, vor allem mittels Pushing ist es einfach, der Gyne den Schub zu geben, den sie braucht. Auf sich allein gestellt wird es für sie schwierig, ein zweites Mal erfolgreich zu gründen.



    Wenn du Fragen hast oder Unterstützung brauchst, jederzeit gern - viel Glück und Erfolg beim Neustart.

    Hallo Kathrin,


    kann ich zu deiner Beruhigung sagen, dass es eine Formica spec. ist, vermutlich Formica fusca. Vollkommen harmlos bzgl. Holz, insofern keine Sorge. Es kann natürlich trotzdem sein, dass sie irgendwo in der Bausubstanz ihr Nest oder einen Teil davon haben - sie greifen diese aber nicht an, sondern nutzen vorhandene Hohlräume und Lücken oder selten auch morsches Holz (das ist dann aber nicht durch die Ameisen entstanden, sondern ein Mangel in der Bausubstanz selbst).


    Die Kolonien können sehr volksstark werden und daher solltet ihr, wenn ihr nicht wollt, dass sie lästig werden, vermeiden, euren Wohnraum in irgendeiner Form für sie attraktiv zu machen. Dazu gleich mehr und ich hole auch etwas aus, was man machen kann, wenn die Ameisen lästig sind.



    Es ist keine richtige Straße zu erkennen, sie laufen einfach total diffus auf der Terrasse umher und
    es ist auch nichts zu erkennen, wo sie herkommen oder hinlaufen.

    Ich nehme an, die Bewegungen sind dabei, für Formica-Arten sehr typisch, eher hektisch und die Ameisen stoppen ständig zwischen ihren Bewegungen? Daran erkennt man die Gattung auch sehr einfach.


    Sie machen dabei nichts anderes, als zu fouragieren, sprich: Sie suchen vorrangig Nahrung. Diese Erkundungen sind bei Ameisen generell erstmal eher zufallsbasiert, sie laufen also mal drauf los. Erst wenn eine Futterquelle entdeckt wird, werden andere Arbeiterinnen über Körperkontakt und Pheromone alarmiert, dass es etwas zu holen gibt. Da jede Arbeiterin beständig Pheromonspuren setzt, wenn sie sich bewegt, bilden sich dann auch die bekannten Ameisenstraßen - denn je stärker die Pheromonspur wird, desto mehr Arbeiterinnen folgen dieser und hinterlassen ebenfalls Pheromone, denen weitere Arbeiterinnen folgen. Darauf spielte auch mein Kommentar an, dass ihr das etwas im Blick halten solltet - denn lasst ihr zum Beispiel im Bereich des Ameisenterritoriums Speisen offen liegen, werden die Ameisen irgendwann darauf stoßen und dann bildet sich ggf. auch eine Ameisenstraße.


    Persönlich würde ich erstmal das Positive daran wahrnehmen: Einige andere Ameisenarten und Insekten, darunter auch Holzschädlinge, dürften wenig Anreiz haben, sich in der Nähe einer Formica-Kolonie niederzulassen. Es gibt viele Leute, die Formica-Kolonien beim Haus und im Garten haben und damit dauerhaft ein wenig Gewusel. Man kann sich eigentlich nur damit arrangieren, denn die Bekämpfung der Ameisen ist nicht nur schwierig, sondern entstandene freie Territorien werden in den Folgejahren sehr wahrscheinlich wieder durch eine neue Kolonie besetzt. Zudem haben Formica-Kolonien oft mehrere Königinnen und man an die auch mit Ködergiften u.ä. nicht immer an diese herankommen, auch wenn das immer versprochen wird.


    Sollte sich einmal doch eine Ameisenstraße ins Haus bilden oder sie irgendwie lästig sein: Potentielle Futterquellen entfernen, Ameisen im Haus einfach mit Schaufel und Besen aufkehren und rausschmeißen und die Bereiche, in denen ggf. eine Ameisenstraße oder eine hohe Zahl Ameisen war mit Essigessenz reinigen, da diese die Pheromonspuren effektiv beseitigt. Lücken an Fenstern usw. kann man abdichten, mit Silikon, Bauschaum oder ähnlichem geeignetem Baumaterial. Zudem kann man Ameisen mit stark riechenden Substanzen wie Zimtpulver, Lavendelöl, Essig usw. wenigstens temporär aus Bereichen aussperren, da sie das nicht mögen, der Effekt verfliegt aber natürlich mit der Zeit oder wenn es regnet.


    Altbekannte "Hausmittel" wie Backpulver funktionieren hingegen nicht, das ist ein Ammenmärchen, das sich leider hartnäckig hält. Ameisen wollen damit jedenfalls nichts zu tun haben und fressen es auch nicht, daher eignet es sich maximal als temporäre Sperre wie die Mittel, die ich oben erwähnt habe, da Ameisen es ungern berühren. Auch der "Blumentopf-Trick", von dem man leider im Internet sehr oft liest und mit dem man angeblich ganze Kolonien umsiedeln kann, basiert auf einem Ratschlag, der dutzendfach von Laien fehlinterpretiert oder geändert wurde und der nur unter ganz bestimmten Umständen mehr oder weniger funktionieren kann.



    Wenn du weitere Fragen hast, gerne raus damit. Wir sind hier zwar alle Fans von Ameisen, verstehen aber natürlich, wenn man sie im Zaum halten will, falls sie lästig werden. Daher habe ich auch gleich die Ratschläge dazu gepostet, hoffe das war nicht zu erschlagend :winking_face:

    Hi Teleutotje,


    hope I understood you correctly, about the book you search. I perhaps found something for you, as I searched on some "Antiquariat"-websites, meaning this is a source for books you won´t find regularly on the bookstores, because they are to old and are not produced anymore. After some errors I got a hit:


    https://www.abebooks.de/servle…0(1920)%20(Reprint)&sts=t



    You could get a reprint on demand there for under 30€/30$ (on the .de site it says not available, on the .com site it is? :confused_face: ), but it will be printed in India and needs a lot of time for shipping, up to some months. Of course it is no original from 1920, but the text is not changed at all etc., you could get a fresh book with the original content. Who knows, maybe the provider would also send a PDF-file for an similar amount...


    Hope this is helpful for you?

    Hi WinError,


    da wären natürlich ein paar Fotos zur Dokumentation mal ganz interessant, denn solche Fälle sind auch in der Haltung äußerst selten. Wäre sicher spannend, das mal visuell zu sehen :smiling_face:


    Tatsächlich ist der Vorgang zwar sehr ungewöhnlich, aber nicht ausgeschlossen. Beim Pushen mit Puppen sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Annahme seitens der bestehenden Kolonie, je "fremder" die zugegebenen Puppen sind.


    Es geht quasi nach dem Schema: Gleiche Art (z.B. Lasius niger zu Lasius niger) = Meistens kein Problem, gleiche Gattung (z.B. Lasius flavus zu Lasius niger): oft erfolgreich, gleiche Unterfamilie (z.B. Lasius-Puppen zu Formica, was deinem Fall entspräche)= meist nicht erfolgreich, andere Unterfamilie (z.B. Myrmica-Puppen zu Lasius) = nahezu ausgeschlossen.


    Da Lasius und Formica zur selben Unterfamilie (Formicinae) gehören, ist ein erfolgreiches Pushen also zwar sehr unwahrscheinlich, aber eben auch nicht unmöglich. Meist werden Puppen aus anderen Unterfamilien einfach nur als Futter gesehen oder sofort wieder entsorgt. Unter gewissen Umständen kann aber ein Schlupf stattfinden und die Mischkolonie damit für eine gewisse Zeit bestehen. Vermutlich waren die Puppen schon ganz gut gereift und sind recht bald geschlüpft nach der Zugabe?


    Es ist nun natürlich die Frage, ob der Verbund in dem Sinne "nachhaltig" ist, denn aufgrund der anatomischen Unterschiede ist es durchaus möglich, dass eine Versorgung der Formica-Brut nur in bestimmten Stadien (z.B. eben als Ei) möglich ist und später, wenn meinetwegen eine direkte Fütterung durch die Arbeiterinnen nötig wird, diese nicht erfolgen kann. Auch eine Fütterung der Formica-Gyne durch die Lasius-Arbeiterinnen halte ich für äußerst unwahrscheinlich und würde das nur glauben, wenn ich einen Foto- oder besser Videobeweis vom Fütterungsvorgang bekomme.


    Daher kann man quasi sagen, dass hier eine Art Koexistenz wahrscheinlicher ist, als ein echtes Zusammenleben - denn bei den Unterschieden in Hinsicht auf Anatomie, Lebensweise und Kommunikationsformen zwischen Angehörigen von verschiedenen Unterfamilien wäre es schon höchst eigenartig, wenn hier eine "echte" Koloniebildung stattfinden würde, mit allem was dazu gehört. Man kennt sowas eher von Lasius niger und Lasius flavus Mischkolonien, von denen man öfter mal was gelesen hat - auch hier ist das eher eine Koexistenz, wegen der doch sehr verschiedenen Lebensweisen - und die beiden sind genetisch etc. noch deutlich näher beieinander als Lasius und Formica.


    Eine Gefahr gibt es noch: Es kann auch später noch zu Aggressionen zwischen den Vertretern verschiedener Arten kommen, aber auch das ist kein Muss. Mag sein, dass die Lasius-Arbeiterinnen und die Formica-Gyne friedlich bleiben und erstere bis zu ihrem natürlichen Tod in der Kolonie verweilen.



    Letztendlich fände ich Updates und wie gesagt auch Fotos hier wirklich spannend. Du kannst gern einen weiterführenden Bericht darüber schreiben, wenn du magst, denn das Thema, ob die Brut sich denn auch entwickelt und gut umsorgt wird, wäre hier schonmal eine erste Hürde und später, was passiert, wenn erste Formica-Arbeiterinnen hinzukommen.

    Liebe Community,


    aus aktuellem Anlass (kleiner Seitenhieb Richtung fink2 :winking_face::face_with_tongue: ) möchte ich hier gern nochmal eine kleine Anleitung für einen sehr günstigen und mit gängigen Mitteln kurzfristig umsetzbaren Ameisen-Exhaustor vorstellen. Hierfür habe ich auch eine alte Paint-Zeichnung von 2013 gefunden, die zugegebenermaßen äußerst amateurhaft ist, aber ich denke sie tut ihren Zweck.


    Für den Ameisen-Exhaustor benötigst du weitestgehend nur Materialien, die ohnehin bei einem Ameisenhalter zu finden sind:

    • Ein Reagenzglas (es müssen durch die Öffnung zwei Strohhalme hineinpassen). Das RG darf durchaus auch einen Wassertank haben, z.B. wenn es wieder als Nest dienen soll oder die Ameisen mehrere Tage darin sein sollen
    • Etwas Watte
    • Zwei Strohhalme oder vergleichbares Material wie sehr dünne Schläuche. Die Strohhalme können gekürzt werden, je nach Reagenzglas und Vorlieben
    • Ein wenig handelsübliche Fliegengaze (aus Kunststoff) oder auch ein Stück alte Nylon-Strumpfhose (dann werden die mit den Laufmaschen endlich sinnvoll verwertet!). Das Schaubild stammt noch aus meinen Junggesellen-Zeiten, da hatte ich an Strumpfhosen gar nicht gedacht, da nicht im Haus. Ggf. ist also Nylon sogar die bessere, da feinere Wahl
    • Tesa oder vergleichbares Klebeband
    • Ein bisschen Wasser zum Anfeuchten



    Und so geht es: Einer der Strohhalme dient als Ansaugrohr für dich. Da du beim Ansaugen natürlich keine Ameisen oder deren Brut im Mund haben willst, musst du dessen Ende engmaschig und fest (bestenfalls mehrere Lagen) mit Fliegengaze umwickeln, sodass sich eine Sperre ergibt, die möglichst dicht, aber noch gut luftdurchlässig ist. Auch etwas Nylon kann man nehmen, also z.B. ein Stück Strumpfhose. Die sich daraus ergebende luftdurchlässige Schicht sollte - sofern nötig - eng genug gefaltet sein, dass auch Ameiseneier nicht hindurchpassen. Die Fliegengaze oder das Nylon kannst du einfach mit etwas Tesa am Strohhalmende befestigen.


    Ist das geschehen ist der weitere Aufwand verschwindend gering- man steckt den so präparierten Strohhalm mit dem Gaze- bzw. Nylon-Ende nach unten in das RG. Den zweiten Strohhalm steckt man einfach hinzu (durch diesen werden die Ameisen gesaugt). Es ist etwas einfacher, wenn das flexible Ende des nicht-präparierten Strohhalms nach außen zeigt, so kann man ihn etwas hin und her bewegen beim Saugen. Die Öffnung des RGs wird nun mit Watte dichtgemacht, damit keine Ameisen rauskrabbeln können. Feuchtet man die Watte ein wenig an, verbessert sich die Saugwirkung deutlich, denn sonst saugt man durch den Wattestopfen zu viel Luft.


    Fertig ist der Ameisensauger Marke 0815. Teste den Sauger kurz, ob die Luft auch weitestgehend nur durch den Ansaug-Strohhalm geht (es sollte wie gesagt nicht Luft durch den Wattestopfen gesaugt werden).


    Nun hält man den Ansaug-Strohhalm in die Nähe der Ameisen und saugt durch den anderen Strohhalm (den mit der Gaze natürlich!) kräftig Luft ein. Die Ameisen werden wie von einem Staubsauger aufgesaugt und landen im RG. Es klackert dabei manchmal gewaltig, da die Ameisen mit ihren Chitinkörpern aneinander und an das Glas schlagen - aber keine Sorge, sie werden dadurch nicht geschädigt. Auch die Brut überlebt das Verfahren ohne Probleme. Im Gegensatz zu einem Staubsauger ist der Unterdruck nämlich so gering, dass die Körper der Ameisen und Brut keinen Schaden erleiden.


    Es ergibt sich am Anfang ein wütender und chaotischer Ameisenknäuel, aber nach ein paar Stunden ist die Brut wieder sortiert und die Ameisen verhalten sich normal (und versuchen natürlich wütend aus ihrem Gefängnis zu entkommen!)


    Einziger Nachteil: Das Entfernen der Strohhalme ist bei diesem Billig-Eigenbau-Modell etwas fummelig, da gerne noch in dem Moment sehr aggressive und hektische Ameisen darauf herumlaufen. Es funktioniert recht gut, wenn man ein wenig trockene Watte (der spätere Stopfen) an die Reagenzglasöffnung hält, den feuchten Stopfen inklusive der Strohhalme abzieht und dabei mit der trockenen Watte an den Halmen hängende Ameisen ins Innere des RGs abstreift und damit dann schnell zumacht. Mit etwas Geschick schafft man es so auch bei größeren Mengen Ameisen, dass keine außerhalb des RGs zu finden ist. Sollte man aus Versehen eine oder mehrere Ameisen zwischen Wattestopfen und Reagenzglaswand einklemmen, kann man den Wattestopfen vorsichtig drehen, um die Ameise frei zu geben. Durch ihr wirklich beeindruckendes Chitinskelett sind sie auch vor Quetschungen gut geschützt und berappeln sich nach kurzer Zeit wieder.


    Große Arten wie diverse Camponotus kannst du mit diesem Exhaustor nicht immer einsaugen, denn die Gyne passt nicht durch den Strohhalm! Bei Gynen in der Größe einer Lasius niger Königin klappt das aber ohne Probleme.


    Einmal im RG kann man die Ameisen dann dorthin bugsieren, wo man sie haben will, z.B. zurück ins Formicarium - oder sie drinnen lassen, wenn das RG einen Wassertank aufweist und eine Weile als Nest dienen soll.






    Das Grundprinzip des Exhaustors ist im Grunde aber immer dasselbe, kann also auch mit anderen Materialien und Aufbauten umgesetzt werden. Mir ging es hier vorrangig darum, eine Anleitung mit Mitteln zu geben, die vermutlich in den meisten Ameisenhalter-Haushalten irgendwie vorfindbar sind und keine langwierigen Einkäufe voraussetzt. Man kann den Exhaustor also auch im Notfall binnen weniger Minuten zusammenbauen (besser hast du ihn einfach bereitliegen). Weitere Bauanleitungen oder Anregungen gerne als Antwort auf diesen Beitrag.