Beiträge von ice_trey

    Hast du da irgendwelches seltsames Verhalten beobachtet, z.B. dass Arbeiterinnen lange Zeit an den Kanten des Beckens entlang wandern? Die Art hat in freier Natur recht große Territorien und es gab schon einige Fälle, da haben sie sich in Becken wirklich zu Tode gelaufen (sie versuchen zwanghaft ihr Territorium zu erweitern, neue Gebiete zu entdecken - aber da ist ja dann der "Rand der Welt". Also laufen sie bis zur Erschöpfung).


    Ohne Werbung für diesen Shop, nur wegen des sehr guten Fotos: https://www.myants.de/Exotisch…s-dives.html#&gid=1&pid=1

    Da sieht man, dass die Königinnen sich durchaus absetzen, etwas größer und der klassische "Königinnenbuckel", also ein größeres Bruststück. Müsste man schon erkennen können.

    Hi Jona,


    in einem solchen Becken hast du natürlich eine ziemlich große Auswahl, denn es wird für viele Arten lange ausreichend groß sein.


    Effektiv fallen natürlich alle Südeuropäischen, Europäischen und Nordamerikanischen Ameisenarten weg, wenn keine Winterruhe gehalten werden soll. Zusätzlich natürlich auch solche, die mehrere Becken gleich zu Beginn benötigen, wie Blattschneiderameisen. Auch Arten, die sehr lange Laufwege haben wie Polyrhachis dives werden eher nicht (dauerhaft) passen, denn solche Arten neigen dazu, sich bei zu kleinen Becken an den Kanten zu Tode zu laufen.



    Ich gebe generell ungerne Ratschläge, welche Arten genau es sein werden, denn es gibt so viele auf dem Markt. Und es ist einfach eine Geschmacksfrage und sehr abhängig davon, was der Halter erwartet. Sollen sie aktiv lebende Beute jagen oder sich vegan ernähren? Sollen sie groß sein oder klein? Ist die Farbgebung wichtig oder nicht? Soll die Kolonie schnell wachsen oder darf es auch etwas langsamer sein (oft einhergehend mit der Größe der Tiere)? Kann ich später anbauen oder nicht (denn auch ein 30x30x60 Becken kann für einige Arten zu klein werden)? Wüste oder Regenwald? Aufwendige Gestaltung des Beckens oder soll es einfach sein? Erdnest, Farm, Ytong, Korknest? Kann ich auch bei Abwesenheit oder Urlaub für die Betreuung sorgen, wenn die Art eine engmaschige Aufsicht benötigt? Usw.


    Das sind Fragen, die wir dir nicht beantworten können. Wohl können wir aber Ratschläge geben, wenn es um spezifische Arten geht, die du ins Auge fasst. Daher sorry, dass der Post erstmal etwas allgemein ist - dir steht quasi die ganze Welt offen von Südamerika über Afrika, hin zu Asien und (eher nicht, da meist keine Ausfuhrgenehmigungen mehr) Australien. Ich würde mir da eher mal die Frage stellen, was ich von meiner zukünftigen Kolonie "erwarte" und mir eine kleine Liste passender Arten machen - und diese dann vorstellen.

    Selbige Kolonie, jetzt schauen die Männchen raus. Allerdings noch unaufgeregt. Heißt, die Schwarmflüge stehen demnächst an, aber noch nicht unmittelbar. Die Männchen geben Pheromone in die Luft ab und nehmen diese auch von anderen Kolonien wahr. Irgendwann, wenn Wetter usw. passen, starten sie als Erste. Die Jungköniginnen fliegen kurz darauf los.



    Ich dachte das gar kein proteinfutter nicht so gut ist. Ist das falsch?

    Messoren sind da ziemlich speziell. Theoretisch kannst du sie wie gesagt komplett mit Körnern und Samen ernähren, quasi vegan. Das entspricht auch der Hauptfutterquelle in Natura. Da der Proteinanteil in dieser Art von Ernährung schon ziemlich hoch ist, ist das komplett ausreichend, um ein normales, gesundes Koloniewachstum zu ermöglichen. Natürlich werden auch da mal ein paar Insekten erbeutet oder tote Tierchen ins Nest gebracht. Nur eben nicht in der großen Menge wie bei Arten, die darauf angewiesen sind. Ich konnte diverse Messor im Ausland beobachten und da findest du tatsächlich kaum mal eine Arbeiterin mit einem Insekt zwischen den Mandibeln. Die Gabe von Insekten ist also optional.


    Bei den meisten Ameisen ist es hingegen halt so, dass ihre Ernährung sich stark aufspaltet in Kohlenhydrate (meist über Honigtau/Nektarien) und eben den obligatorischen Proteinanteil über Insekten, Aas, etc.pp.; daher könnte man da natürlich nicht die Proteine einfach weglassen, dieser ist unbedingt notwendig, um die Brut zu versorgen und kann nicht auf anderem Wege erfolgen.


    Sprich: "Nicht so gut" heißt halt, dass sich die Kolonien langsamer entwickeln. Aber es ist tatsächlich überhaupt nicht schädlich, die Insekten bei Messor wegzulassen, solange eine wertige Ernährung mit abwechslungsreichen Körnern und Samen stattfindet. Wie du bei dir selbst siehst - und ich sage da im positiven Sinne, dass du da eher die Ausnahme bist - entwickeln sich deine Messor ja geradezu explosiv. Das liegt natürlich am hohen Proteinfutteranteil, den du anbietest. Die Ameisen nehmen das dankend an und man sieht ja auch den Einfluss.


    Da gibt´s oft kein Richtig oder Falsch. Wie schnell sich eine Kolonie entwickeln soll und wie groß wie werden soll, ist ja auch ein wenig eine Geschmacks- und Platzfrage. Man kann über die Proteinfütterung relativ gut steuern, wie gut sich die Brut entwickelt.


    Vielen Dank für die ausführlichen Antworten.

    Na klar, gern :smiling_face:

    Theoretisch musst du bei Messor-Arten ja gar kein Proteinfutter extra geben - denn die ziehen ihre Proteine sonst komplett aus den Körnern und Samen. Alles was Insekten angeht kommt einfach nur noch on top. Sprich: Da gibt´s kein richtig oder falsch, denn offensichtlich wächst deine Kolonie ja rasant. Wenn das so gewollt ist, dann machst du einfach so weiter. Wenn du es bremsen willst, musst du die Proteinmenge deutlich runter fahren.

    Das ist eine wahnsinnige Menge, gratuliere zu dem Haltungserfolg!


    Wenn man natürlich sehr proteinreich füttert, kann das Wachstum auch deutlich höher sein. Ich gebe Sie Zahlen lieber gern etwas niedriger an, weil die meisten Einsteiger sonst zu viel erwarten. Deine Kolonie ist aber schon min. 3 Jahre alt (Schwarmflugjahr -> Gründungsjahr [-> ggf. ein weiteres Jahr beim Händler (die halten die Kolonien dann künstlich klein, weil sich große Kolonien schlecht verkaufen)] -> ein Jahr bei dir)

    Hey, kurze Frage. Ich hab meine Messor barbarus jetzt seit ungefähr einem Jahr, wie viele Arbeiterinnen sollte ich nach der Zeit ungefähr haben?

    Hi Jona, da fehlt mir ein wenig der Hintergrund. Als Jungkönigin bekommen? Oder als kleine Kolonie?


    Jungköniginnen gründen bei Messor barbarus in jedem Fall erst im Folgejahr nach dem Jahr des Schwarmflugs (also z.B. Schwarmflug 2023 -> Gründung 2024. Teils von den Shops sogar noch weiter rausgezögert um möglichst lange "Jungköniginnen" verkaufen zu können - oder andersherum: Jungkönigin hat noch gar nicht gegründet, wird aber mit fremder Brut gepusht). Je nach Vitalität der Gyne, der Fütterung usw. kann man da im Gründungsjahr mit grob irgendwas zwischen 10-30 Arbeiterinnen rechnen.


    Jungkolonien sollten es dann im Folgejahr durchaus auf 50-100 Arbeiterinnen schaffen. Die Pygmäen aus der Gründung sind nicht sehr langlebig - es ist also normal, dass diese nach wenigen Monaten allesamt absterben und damit die Arbeiterinnenzahl schnell etwas gedrückt wird. Nach 3 Jahren kannst du sicher mehrere Hundert Arbeiterinnen haben usw., das Wachstum geht exponentiell. Je proteinreicher die Nahrung und je besser die Bedingungen der Haltung, desto schneller geht es bei einer gesunden Kolonie.


    Erste Geschlechtstiere kommen meist erst ab dem 3. Jahr. Ist etwas verschieden, je nach Art/Kolonie, aber so Pi mal Daumen. Oft kommen auch erstmal ein paar Männchen und dann erst im Folgejahr erste Jungköniginnen. Geschlechtstiere sind ressourcenintensiv in der Entwicklung, v.a. die großen Jungköniginnen benötigen massiv Proteine und eine speziell aufbereitete Nahrung. Die Männchen hingegen sind halt einfach faule, unproduktive Tiere, die so lange nur durchgefüttert werden müssen, bis sie endlich schwärmen (daher werden Männchen auch quasi nie überwintert), also auch nur ein Kostenfaktor, den sich eine sehr junge Kolonie kaum leisten kann.



    Und ist es normal, dass einer meiner drei Jungköniginnen, die ich vor Kurzem entdeckt habe, die Flügel teilweise abgeknabbert werden?

    Selbe Kolonie? Sicher, dass die Flügel von Anfang an intakt waren? Es kommt bei Ameisen in jedem Fall sehr regelmäßig zu Deformierungen und Schadstellen, die mWn sogar schon im Larvenalter entstehen können. Stark vereinfachtes Beispiel: Eine Larve wird in einer Panikreaktion (z.B. bei Störung durch den Halter) von einer Arbeiterin beim Wegtragen zu fest gepackt -> Verletzung -> Verletzung verheilt, aber die Schadstelle bleibt bestehen (quasi eine Narbe) -> im Puppenstadium löst sich die Larve zwar quasi auf, aber effektiv findet in selbigem Areal durch die Zellen die Ausbildung von Extremitäten wie Beinen oder Flügeln statt, je nachdem, welches Genmaterial dort zugrunde liegt -> Schadstelle wird auch ausgebildet und ist nach Schlupf direkt sichtbar. Oder die Verletzung findet im Puppenstadium statt, wenn die "fertige" Ameise quasi in Grundzügen schon da ist. Gerade Nacktpuppen ohne den schützenden Kokon sind da gefährdet.


    Wenn man eine Ameisenkolonie genau anschaut, sieht man oft solche Beschädigungen. Hier mal zwei Beispiele eine Messor minor hesperius aus der Haltung (also mit Sicherheit keine Kampfverletzungen und von mir irgendwie angepackt wurden die auch nicht):







    Ergo: Ein paar mehr Hintergrundinfos wären gut, damit man deine Frage abschließend beantworten kann.

    Ja, müsste man wie fink2 sagt einfach verfolgen, wohin sie verschwinden, wenn sie was gefressen haben. Dazu braucht es natürlich etwas Geduld. Ich hatte kürzlich bei einer Beratung einen Fall, da sind die Tiere sicherlich 10m weit ins Haus gekommen, um sich Wasser an den Paprikapflanzen im Zimmer zu holen. Die hatten ihr Nest aber definitiv nicht drinnen.


    Ist halt im Einzelfall zu betrachten. Wenn du uns demnächst sagen kannst, woher die Ameisen kommen und wie sich die Situation dann darstellt, können wir gezielter helfen. Sollten sie von draußen kommen, müsste man z.B. den Grund für die Besuche abstellen (z.B. eine Futter-/Wasserquelle im Haus), usw.

    Ich persönlich würde auf eine Lasius oder Tetramorium Spezies tippen. @ice kann dir dazu aber sicher noch etwas genaueres sagen!

    Ja, Lasius, aber bei der Eingrenzung der Art würde ich mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehnen - ist einfach nicht gut zu sehen. Vielleicht Lasius emarginatus, wegen der braunen, aber zu Kopf und Gaster abgesetzten Farbe des Mittelstücks. Aber das ist schon sehr spekulativ.



    Ansonsten kann ich ForceMasters Beitrag nur unterschreiben.


    Ich finde Ameisen und Insekten faszinierend, mag aber auch meine Zimmerpflanzen sehr, daher würde ich gerne den Rat von euch Experten einholen bevor ich blindlings anfange mit Ameisenködern, Natron, Backpulver, usw. zu experimentieren.

    Mit Natron oder Backpulver (oder dem "tollen" Blumentopftrick, von dem man ständig liest :grinning_face_with_smiling_eyes:) wirst du auch keinerlei Erfolge erzielen, das kann man schon vorab sagen. Die meisten Ratschläge im Internet sind vollkommen wirkungslos. Einfach uralte Ammenmärchen, die nicht auszurotten sind, weil sie wieder und wieder und wieder von Leuten ohne Fachkenntnis rezitiert werden und entweder unwahr, oder aber aus dem Zusammenhang gerissen.



    Ergo wäre jetzt herauszufinden, ob es sich nur um einzelne Tiere handelt, oder um richtige Kolonie, die dann mit der Zeit auch wachsen würde. Dazu kannst du - falls die Ameisen irgendwo in den Pflanztöpfen verschwinden - mal an diesen Stellen etwas Graben und nachsehen, ob da mehr Tiere und sogar Brut herauskommen. Die meisten Tiere befinden sich immer im Nest und nicht außerhalb. Erst auf der Basis wäre eine Entscheidung zur Bekämpfung irgendwie sinnvoll.

    Und weiter geht's. Zwar alles nur Handyfotos - aber in dieses große Camponotus ligniperda Nest kommt vermutlich kein Feind rein :grinning_face_with_sweat:





    Auf diesem Foto sieht man auch nochmal gut das beste Unterscheidungskriterium zu Camponotus herculeanus bei Feldbestimmungen: Am ersten Gastersegment ist bei Camponotus ligniperda eine hellere Färbung zu sehen. Diese kann auch sehr dezent ausfallen und ist bei größeren Tieren oft besser erkennbar bzw. ausgeprägt. Bei Minor-Arbeiterinnen fällt das teils sehr schwach bis beinahe gar nicht an. Man sieht auch auf dem Foto, dass es bei einem Tier besonders heraussticht, bei den anderen weniger.


    Die allgemeine Farbgebung kann ebenso tückisch sein, denn Camponotus ligniperda ist nicht immer so deutlich rot wie hier - es gibt durchaus auch braunere Varianten. Auch Königinnen haben dieses hellere Segment.


    Bei den alaten Königinnen, die du hattest, haben sie die Flügel dann irgendwann doch noch abgeworfen und wie lange hat das gedauert?

    In dem Fall eben nicht. War bei mehreren Lasius flavus mal (da musste ich die mit der Zeit gammeligen Flügel manuell entfernen, denn die werden nicht mehr gut durchblutet und werden schwarz und schrumpeliger mit der Zeit). Bei Tetramorium cf. caespitum das selbe. Und noch eine dritte Art, aber ist mir entfallen welche (halte einfach schon seit 2006 Ameisen, da behält man nicht alles im Kopf :grinning_face_with_sweat: )


    Ich hatte noch wesentlich mehr Fälle, in denen die Tiere erst nach Tagen die Flügel abgeworfen haben oder auch ein paar, bei denen ein Stummel oder ein einzelner Flügel übrig blieb. Wie gesagt, das sind meistens Tiere, die schon vor dem Abstreifen massiv gestört wurden - entweder durch andere Ameisen, Fressfeinde oder den Halter, der sie zu früh eingesammelt hat. Die fahren dann einfach nicht ihre Programmierung der Reihe nach ab. Manchmal schmeißen sie die Flügel dann sehr zeitnah später im RG ab - oder eben auch nie.



    Bei mir war es jetzt ja so, daß sie mich angeflogen hat. Würde eine begattete Gyne überhaupt nochmal fliegen?

    Mag schonmal sein, dass eine (Teil)Begattung schon stattfand und die Jungkönigin durch starke Abwinde, sie verlassende Kräfte usw. mal zwischenlanden musste und nochmal neu startet (aber schon einen gewissen Samenvorrat bekommen hat, es kommen ja durchaus mehrere Männchen zum Zug). Manchmal hängen ja sogar noch Männchen an ihr dran, das Gewicht drückt den schweren Körper noch zusätzlich runter und im Eifer des Gefechts sind Flugmanöver nicht immer so easy. Dann muss die Jungkönigin erstmal ihren Ballast los werden und es geht nochmal los (oder am Boden weiter).


    Wenn man direkt angeflogen wird, kann es durchaus sein, dass sie schon begattet ist - aber sie eben gerade das erste Mal landet. Als "wandelnder Baum" in der Landschaft gibt man als Mensch den Tieren durchaus einen guten Orientierungspunkt. Die sehen z.B. auf einer Freifläche so ein längliches Ding und fliegen das erstmal an, landen dann direkt auf dir. Gelandet stellen sie fest, dass das doch kein so guter Punkt ist, weil man sich nirgends in Ruhe verstecken kann um den weiteren Prozess zu starten und sich der Boden ständig bewegt. Da kann es schon sein, dass sie noch ein paar mal hin und her schwirrt, eher bodennah, bis sie einen guten Platz findet, an dem sie erstmal die Flügel abnehmen kann. Erst danach beginnt die Nistplatzsuche. So weit so normal. Solche Gynen haben natürlich noch die Flügel, können aber schon fertig sein mit dem Schwarmflug.


    Wenn eine Jungkönigin einen hingegen anfliegt, nur kurz bleibt und dann aber wieder richtig davonfliegt, also in die Höhe und nicht nur ein paar Meter weiter, war sie vermutlich noch nicht fertig mit dem Schwarmflug. Das kann auch passieren, wenn das Nest in der Nähe ist - die Flügel wollen am Anfang manchmal noch nicht so. Also klettern sie auf einen Grashalm o.Ä., schwirren von dort ein paar Meter los, aber es geht noch nicht so richtig. Wenn man dann zufällig vorbei läuft, kann es sein, dass man als "Höhenstartpunkt" gerne genommen wird. Die Jungköniginnen klettern noch ein bisschen höher und dann geht´s richtig los.


    Selbiges gilt für Tiere, die man eingesammelt hat und dann doch wieder frei lässt - wenn die noch die Pheromone in der Luft riechen von den anderen Geschlechtstiere, starten sie durchaus nochmal los. Soweit meine (seltene) Beobachtung dazu. Wenn natürlich zu viel Zeit vergeht, weil man als Halter hofft, die ist schon begattet - und nach 2 Wochen sind immer noch keine Eier da - dann bringt auch das Freilassen nichts mehr. Die Schwarmflüge sind durch und die unbegatteten Königinnen laufen dann halt in der Gegend rum, bis sie wohl sterben oder gefressen werden.

    Ich sehe es leider immer noch nicht - Seitenaufnahme wäre gut gewesen, weil die Flügel das erste Gastersegment verdecken.


    Aber ja, vermutlich hast du Recht. Es kommt zwar vor, dass auch geflügelte Tiere begattet sind (z.B. wenn sie vor dem Abreißen derer gestört wurden). Hatte selbst schon 2-3 Königinnen, die trotzdem reproduktiv waren. Aber vor 2 Jahren hatte ich auch endlich mal Camponotus ligniperda eingesammelt, geflügelt (da ohne Nest in der Nähe gesichtet) - aber da wurde nichts draus :grinning_face_with_sweat:

    Immerhin weißt du jetzt, dass es gerade los geht!

    Hi XzOeAs


    leider lese ich das erst jetzt, da ich viel Arbeit hatte. Aber was du da hast ist eine Formica s. str., also eine Waldameise. Eine nähere Bestimmung der Art ist anhand des Fotos nicht möglich, da man hierfür die Haare auf dem Rücken, unter dem Kopf usw. zählen und bewerten müsste.


    Das ist aber auch nicht relevant, da sämtliche Waldameisenarten (außer Formica sanguinea, und die ist es mit Sicherheit nicht, da diese eine andere Färbung hat) unter Besonderem Naturschutz stehen. Bitte unverzüglich wieder direkt am Fundort aussetzen, da das Einsammeln und Halten von Waldameisen gegen das Artenschutzgesetz verstößt und unter Strafe steht. Eine Gründung bei euch wäre so oder so ausgeschlossen, da man hierfür eine Wirtskolonie benötigen würde. Es gibt bei Waldameise nur sozialparasitäre Gründungen bei anderen (Servi)Formica-Arten oder eine Adoption in bestehende Nester der eigenen Art.


    Lasius niger schwärmt erst frühestens Ende Juni, eher noch deutlich später und ist kleiner, sowie komplett schwarz mit gräulichem Schimmer auf der Gaster. Eine Schwarmflugtabelle findest du für den Überblick hier: https://www.ameisenhaltung.de/schwarmflug/


    Momentan schwärmen in der DACH-Region v.a. eben genannte besonders geschützen Formica-Arten. Bei allen Ameisen hierzulande, die rötlich-schwarz sind, muss man daher besonders aufpassen.


    Für Artbestimmungen kann ich immer wieder "The Ants of Central and North Europe" von Bernhard Seifert ans Herz legen. https://www.isbn.de/buch/97839…-central-and-north-europe. Der Bestimmungsschlüssel ist zwar nur für die wissenschaftliche Anwendung gedacht, doch geben viele Fotos eine wertvolle Hilfestellung. Auch haben wir hier einen eigenen Bestimmungsschlüssel, der zwar explizit erstmal für Österreich gedacht ist, jedoch durchaus auch (mit kleinen Abstrichen) auf Deutschland, v.a. die südlicheren Regionen anwendbar ist: https://www.ameisenhaltung.de/bestimmungsschluessel/



    Daher die eindringliche Bitte: Wieder am Fundort (da die Königinnen oft gezielt dort landen, wo sie passende Kolonien finden) freilassen. Hoffe, der Beitrag hilft dir auch für die Zukunft weiter :slightly_smiling_face:

    Darufhin HABE ich recherchiert und fand einige Artikel, in der drin steht dass zuhause häufig pharaoameisen sind und diese auch häufig Krankheiten übertragen.

    Ich will da gleich ForceMaster zustimmen. Man findet leider reichlich reißerische Artikel und Werbung (von Kammerjägern v.a. oder irgendwelchen Gartenjournalen), in etwa wie "Die 5 wichtigsten Ameisenarten in Deutschland". Darunter findet man dann im Normalfall IMMER die Pharaoameise, vor der wahnsinnig Panik gemacht wird, sowie ein paar andere Arten, z.B. Rossameisen der Gattung Camponotus, die dann als "Holzameisen" o.Ä. als massives Problem für die Bausubstanz dargestellt werden. Es ist - glücklicherweise - weitestgehend totaler Quatsch. Pharaoameisen finden sich in Deutschland so gut wie gar nicht und Schädigungen oder gar die Übertragung von Krankheiten durch Ameisen sind ziemlich selten, im Fall von Krankheiten vermutlich kaum vorhanden (die meisten Ameisenarten produzieren selbst Antibiotika und sind sehr reinliche Tiere).



    Die Fotos sind zwar nicht gut, aber ich kann dir mit ca. 25 Jahren Erfahrung mit Ameisen schon an der Körperform dieser Ameise sagen, dass das keine sog. Myrmicinae (Knotenameise) ist, sondern eine Formicinae (Schuppenameise) oder eine Dolichoderinae (Drüsenameise). Pharaoameisen, Monomorium pharaonis, gehören jedoch zu den Knotenameisen. Für diese charakteristisch ist ein verlängertes Stielchenglied vor der Gaster (Hinterleib), was auf deinen Fotos absolut nicht vorhanden ist. Das Bruststück geht hier fast direkt in den Hinterleib über. Daher sind sämtliche Knotenameisen und damit auch die Pharaoameise komplett ausgeschlossen.


    Man kann hier wegen des Bildmaterials keine Art festmachen, aber du hast hier wohl eine Lasius-Art, irgendwas in die Richtung Lasius flavus, Lasius myops, und Konsorten, sog. Wiesenameisen. Das kann man selbst mit guten Fotos kaum sagen, aber die Gattung ist mit der Körperform erkennbar und die gelbliche Färbung kommt z.B. bei oben genannten Arten vor. Das sind Ameisen, die in jedem Garten vollkommen üblich sind (man bemerkt sie meistens erst, wenn man aus Versehen ein Nest aufmäht, weil sie weitestgehend unterirdisch leben). Dass es eine Lasius-Art ist, kann ich dir zu 100% versichern.


    Ergo: Keinerlei Grund für Ängste oder gar irgendwelche Maßnahmen. Lass dich von irgendwelchen Quellen im Internet nicht verunsichern - man liest über Ameisen unheimlich viel Unsinn (v.a. wenn es um die Bekämpfung geht). Wir sind hier alle Ameisenliebhaber, aber helfen gerne, wenn es Probleme mit Ameisen im Haus o.Ä. gibt pragmatisch, mit Sachverstand und ohne Ammenmärchen.

    Oh wow, krass. Danke für den Input, echt interessant!


    Das Gute an Talkum ist auch, dass man es echt dick auftragen und easy mehrfach schichten kann. Man sieht gut, wenn die Schicht marode wird. Bei Öl ist das nicht der Fall - und wie beschrieben sind Pflanzenöle oft unzuverlässig (Schicht sieht per Sicht ok aus, aber die Ameisen laufen drüber).


    Effektiv wird man auch ohne genaue Kenntnis der Partikelgrößen bei Talkum sicherlich nichts falsch machen damit - aber das mit dem Ethanol muss ich echt auch ausprobieren :thinking_face: