Da bin ich mir aufgrund der Erfahrung mit dieser einzelnen Arbeiterin (siehe ein Beitrag weiter oben) nicht so sicher. Ich interpretiere auch gern etwas hinein, aber das Gezucke wirkte auf mich nicht sehr "positiv", mehr wie eine Stressreaktion.
Bei diversen Arten kommt dieses Zucken als Warnverhalten vor, ergo richtig: Wird über Stressfaktoren ausgelöst. Kann man z.B. beobachten, wenn das Nest gestört wird.
In anderen Berichten habe ich gelesen, dass bei einigen eine Eiablage auch erst im nächsten Jahr erfolgte. Priorität hätte es für mich, dass die Gyne erstmal überlebt und von den Arbeiterinnen ernährt/versorgt wird. Da gab es Berichte (Behauptungen?), dass die Gyne sonst innerhalb weniger Stunden/Tage verstirbt, weil sie sich nicht selbst versorgen würde. Danach kann man weitersehen.
Sozialparasitär gründende Gynen können sich tatsächlich schlecht bis gar nicht selbst versorgen. Daher ist eine zeitnahe Gründung über den gängigen Weg elementar.
Das mit der Eiablage erst im Folgejahr ist durchaus auch bei einigen Arten gegeben. Nur, wie gesagt: Ich hatte das leider bei sehr kleinen, angebotenen Kolonien dann nie. Aber ist einfach auch eine subjektive Erfahrung.
Die Erstreaktionen schienen schon sehr geteilt zu sein. Während eine immer am Fühler oder Bein zerrte, waren andere entweder distanziert oder "fummelten" am Gaster rum und bestiegen sie. Da war kein allgemein ähnliches Verhalten zu beobachten. Erstaunt mich, solche individuellen Reaktionen zu sehen, wenn man bedenkt, wie klein das Gehirn bei Ameisen ist.
Tatsächlich ist das auch der Standard. Du musst dir vorstellen, dass da einiges abläuft, was uns verborgen bleibt. z.B. sondert die Gyne wahnsinnig viele Pheromone ab, die die Arbeiterinnen besänftigen sollen. Daher bleibt sie auch im Normalfall, trotz Angriffen, passiv. Oder sie versucht einfach Angriffe eher defensiv von sich zu halten, indem sie z.B. frontal angreifende Arbeiterinnen wegschiebt.
Denn eine wirklich aggressive Reaktion würde ja ebenfalls weitere Aggressionen schüren. Die Arbeiterinnen, die sie gleich besteigen und putzen hat sie quasi schon so gut wie auf ihrer Seite. Die anderen hingegen fahren ihr normales Verteidigungsprogramm - wobei man da eben dann auch beobachten kann, dass die Aggressionen irgendwann immer halbherziger werden. Tiere, die sich verbissen haben, können hingegen auch Stunden später noch dran hängen. Teils tötet die Gyne diese dann, dann hängt ihr eine Leiche oder deren Kopf am Bein...
Einige Arbeiterinnen ignorieren die Gyne dann eine Weile eher. Da die Gyne aber in Kontakt mit den "bekehrten" Arbeiterinnen auch zunehmend wie diese riecht und damit auch nicht mehr fremd/feindlich, steigt das (positive) Interesse an ihr später auch wieder. Ergo, nach ein paar Stunden bis Tagen ist die Gyne dann voll integriert.
Bei Arten, die nicht bei weisellosen - also königinnenlosen - Kolonien gründen und bei denen daher parallel dann die eigentliche Gyne, sowie die sozialparasitäre Gyne im Nest sind, wird weiter durch massive Pheromonabgabe das Interesse auf die sozialparasitäre Gyne gezogen. Man sieht das dann daran, dass diese Gyne von regelrechten Arbeiterinnentrauben umhüllt ist. Die eigentliche Königin stirbt da durch Vernachlässigung.
Im Grunde, zusammengefasst, muss die Gyne "nur" eines schaffen: Durch ihr Verhalten (passiv bleiben, massive Pheromonabgabe, später auch das Betteln nach Futter) das Aggressionslevel der Arbeiterinnen möglichst runter zu drücken. Wenn sie einfach ignoriert wird, hat sie schon fast gewonnen - weil irgendwann riecht sie schon so stark nach der Kolonie, dass sie nicht als feindlich angesehen wird. Schafft sie es dann, auch Futter zu bekommen usw., dann ist alles paletti.
Das machen übrigens einige Ameisengäste auch so ähnlich, z.B. der Ameisenbläuling. Durch Pheromone und spezielle Drüsen, die stark zuckerhaltige, fast drogenartig wirkende Substanzen abgeben, können sie sich als trojanisches Pferd einschleichen. Die Arbeiterinnen sehen die Raupen nicht als Beute. Erst als frisch geschlüpfter Schmetterling ist das ganze Spiel vorbei - dann muss schnellstens aus dem Nest geflohen werden, weil diese Mechanismen wegfallen. Den Arbeiterinnen ist es dabei vollkommen egal, dass die Raupe nicht aussieht, wie die eigene Brut - das geht nur über Duftstoffe, die Aggressionen hemmen (im Gegenteil sogar fast magisch anziehend wirken).
Noch nebenbei: Das Gehirn von Ameisen, bzw. eher das Gangliensystem, ist schon relativ komplex. Die Hirne von Königinnen schrumpfen übrigens auch merklich, wenn die Gründung erfolgt ist. Sie müssen ja keine Leistungen mehr erbringen wie "Orientierung an der Oberfläche", "Alleinige Brutpflege", "Verteidigungsverhalten" usw., sondern nur noch Eier legen und ein bisschen Brutpflege machen.
Ich hatte schon voll den Bammel, dass das selbst mit drei Arbeiterinnen schief geht und die Gyne am Ende auf dem Rücken liegt. Nochmal von vorne??
Ich bin manchmal auch zu übervorsichtig, Dann könnte ich statt der Wildkolonie auch gleich nochmal 20 Arbeiterinnen aus meiner Kolonie entnehmen.
Ich kann das verstehen. Meine erste Vergesellschaftung, bei Lasius fuliginosus, war auch sehr nervenaufreibend. Man gewöhnt sich daran. Du musst dir nur denken: 20 Arbeiterinnen, das ist für eine in freier Natur lebende Kolonie gar nichts. Eher würden die Lasius umbratus Gynen in eine Kolonie mit mehreren Hundert oder mehr Arbeiterinnen eindringen. Da wäre das Risiko schon massiv, weil jede Arbeiterin attackieren kann. Wenn du natürlich eine größere Lasius niger Kolonie selbst hast, dann kannst du sicher problemlos von dort nochmal Arbeiterinnen entnehmen.
Daher gleich zum nächsten Schritt:
Option 2: Weitere Arbeiterinnen hinzufügen.
Risiko für weitere Anfeindungen und Stress.
Option 3: Mit Wildkolonie-Puppen pushen.
Muss ich Nester um-/ausgraben, was mir momentan nicht so behagt.
Option 2: Die Aggressionen sollten schon weniger rabiat sein, weil die Gyne einen Teil des ursprünglichen Koloniedufts angenommen hat, sie war ja in ständigem Nahkontakt zu Arbeiterinnen. Aus selbigem Grund packen sich Lasius umbratus Gynen ja vor dem Eindringen in eine Kolonie gerne eine Arbeiterin und tragen mit deren Körper Duftstoffe auf ihren eigenen auf, quasi als "Stealth-Maßnahme". Zudem trägt sie dann die Leichenteile vor sich her. Das habe ich sogar bei einer Vergesellschaftung schon selbst gesehen, auch wenn es nicht immer vorkommt. So reduziert sie das Risiko für sich, weil sie ihren eigenen, fremden Geruch, übertüncht.
Probiere es einfach mal nochmal aus mit wenigen Arbeiterinnen. Aber wie gesagt, halt aus der Kolonie, mit der jetzt auch gearbeitet wurde. Sonst passt der Duft gar nicht und es wird dann in jedem Fall zumindest zwischen den Arbeiterinnen zweier Kolonien zu Kämpfen kommen.
Option 3 geht natürlich immer, auch zusätzlich. Dazu muss man nicht graben, würde ich auch nie anraten. Unter Steinen, Bodenplatten usw. sind oft Lasius niger Nester. Man kann da bedenkenlos ein dutzend Puppen (nicht die großen, das sind spätere Jungköniginnen ) entnehmen, ohne, dass es die Kolonie schädigt. Stein vorsichtig zurücklegen, dann bleibt das Nest weitestgehend intakt.